2010 hat sich der Markt für Heizen weltweit von der Krise erholt. Wir erwarten hier ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 6 Prozent auf 26 Mrd. € im Jahr 2017. Besonders im Wohnbereich ist der Markt heute noch stark heizungsgetrieben und an fossilen Brennstoffen orientiert. Hier deutet sich jedoch ein Technologiewechsel an. Langfristig wird die Anzahl der Wärmeerzeuger basierend auf fossilen Energieträgern stark abnehmen. Wachstumstreiber dagegen werden Wärmepumpen- bzw. Hybridsysteme sein, darunter insbesondere reversible Systeme Nachfrage generieren.
Aber auch bei der Marktentwicklung wollen wir nicht mehr ausschließlich auf den Heizungsmarkt schauen. Wir sind davon überzeugt, dass die Märkte für Heizen, Lüften, Klimatiseren und Warmwasser bereiten immer stärker zusammenwachsen werden und dass dabei die Wärmepumpe eine entscheidende Rolle spielen wird. Das größte Wachstumspotenzial birgt dabei der Markt für Lüftung und Klimatisierung: Wir rechnen hier mit einer jährlichen durchschnittlichen Steigerung von rund 8% auf 81 Mrd. €. Splitgeräte bilden in diesem Bereich das größte Produktsegment.
Aufgrund der steigenden Nachfrage nach Warmwasser-Wärmepumpen und solarthermischen Anlagen sehen wir auch bei Warmwasser Wachstumspotenzial. Wir schätzen dies auf 5% im Durchschnitt und pro Jahr.
Bosch Thermotechnik hat das vergangene Jahr mit einem Rekordumsatz abgeschlossen. Die konjunkturelle Erholung fällt bei uns auf fruchtbaren Boden, weil wir in den letzten Jahren konsequent an unserer internationalen Expansion und neuen Produktlösungen gearbeitet haben. Mit einem Umsatz von 3,1 Milliarden Euro hat Bosch Thermotechnik 2010 ein Wachstum von 8 Prozent erreicht und damit auch das Niveau des Vorkrisen-Jahres 2007 übertroffen. Produktseitig wurden Zuwächse vor allem mit Brennwertgeräten sowie im Ersatzteil- und Zubehörgeschäft erzielt.
Das Geschäft außerhalb Deutschlands ist mit gut 10 Prozent weiter kräftig gewachsen und macht nun 67 Prozent des Thermotechnik-Umsatzes aus.
Die Zukunftsinvestitionen in Forschung und Entwicklung haben wir im Jahr 2010 auf 115 Millionen Euro erhöht. Das sind 22 Prozent mehr als im Vorjahr. Wir investieren damit in unsere Innovationskraft und treiben gezielt Neuentwicklungen voran.
Mit der verbesserten Geschäftslage hat sich die Zahl der Mitarbeiter gegenüber 2009 – und auch gegenüber dem Stand vor der Krise –leicht auf rund 13.449 erhöht.
Zu unserem Umsatzwachstum haben 2010 alle Regionen beigetragen. Insbesondere die gestiegene Nachfrage in Asien mit 20% Umsatzplus und Osteuropa mit rund 17 Prozent Umsatzplus gegenüber Vorjahr ist sehr erfreulich. In Osteuropa belebten vor allem die Märkte in Russland und der Türkei das Geschäft. Unser Umsatz in Westeuropa entwickelte sich ebenfalls positiv, wobei das Geschäft insbesondere in Großbritannien sehr positiv verlief. In Deutschland waren nach einem schwachen ersten Quartal kräftige Nachholeffekte im weiteren Jahresverlauf spürbar, so dass wir auch hier leichtüber dem Vorjahreswert liegen. Die Geschäftsentwicklung in Nordamerika blieb hinter den Erwartungen zurück, der Umsatz in Lateinamerika stieg hingegen kräftig an, so dass das Amerika-Geschäft insgesamt um 6 Prozent zulegen konnte.
An diesem Chart erkennen Sie den Entwicklungsweg, die die Thermotechnik bereits zurückgelegt hat. Noch vor wenigen Jahren waren hier fast ausschließlich Wärmeerzeuger für Öl und Gas zu finden. Heute liefern wir nicht mehr nur einen einzelnen Kessel, sondern komplette Thermotechnik-Systeme. Ja, die Brennwerttechnik ist mit einem Umsatz von 877 Mio. € bei Bosch Thermotechnik stärkstes Segment. Aber sie macht auch nur ein Drittel unseres gesamten Umsatzes aus.
Hinzugekommen ist ein nennenswerter Umsatz mit Systemen zur Nutzung regenerativer Energien. Dieses Umsatzsegment stagnierte leider im vergangenen Jahr. Das liegt zum einen an dem vorübergehenden Energiepreis-Rückgang im Jahr 2010. Zum anderen hat aber auch die Fördersituation dazu beigetragen. Wir haben im vergangenen Jahr einiges Stop-and-Go bei der Förderung gesehen. Das Kernthema ist jedoch ein anderes: Die Thermotechnik könnte einen noch viel größeren Beitrag für die Erreichung der politischen Klimaziele leisten. Allein durch flächendeckenden Einsatz der Brennwerttechnik wären in Deutschland circa 50 Millionen Tonnen Co2 pro Jahr vermeidbar. Hierfür wäre eine verlässliche, technologieoffene Förderung wünschenswert – und zwar in einem Umfang, der tatsächlich Investitionen lenkt.
Zurück zur Umsatzverteilung: Auch in Einfamilienhäusern werden heute vielfach mehrere Energieträger kombiniert, so dass die Systemkomponenten wie zum Beispiel Regelungen mittlerweile genauso wichtig sind wie die Wärmeerzeuger. Das zeigt sich auch an ihrem Umsatzanteil.
Auf zwei weitere Wachstumsfelder möchte ich Sie noch hinweisen:
Äußerst positiv entwickelte sich unser Geschäft im Bereich Commercial/Industrial - also mit Industriekesseln und BHKWs. Hier lagen wir mit 142 Mio € rund 8% über Vorjahresniveau, Tendenz weiter wachsend. Besonders erfreulich entwickelte sich dabei im vergangenen Jahr das BHKW-Geschäft.
Mit Dienstleistungen erwirtschaften wir inzwischen XXX Mio Euro. Hier sehen wir angesichts der immer komplexeren Anforderungen an die Gebäudetechnik ein großes Potenzial für die Zukunft
Den größten Beitrag zur Erreichung der Klimaschutzziele könnten die Wohngebäude leisten, allein aufgrund ihrer Anzahl. In der öffentlichen Diskussion geht es derzeit oft nur darum, den Energiebedarf von Gebäuden möglichst stark zu reduzieren. Derzeit ist das anspruchsvollste derartige Ziel das Niedrigstenergiehaus, das die EU ab 2021 für den Neubau vorgibt. Den Energiebedarf eines Gebäudes zu senken und den verbleibenden Bedarf möglichst effizient zu decken, ist ein sinnvoller Ansatz. Aber warum wollen wir an dieser Stelle stehenbleiben, ohne den letzten Schritt zu machen – den letzten Schritt, der bereits heute technisch möglich ist? Wir sehen Gebäude in absehbarer Zukunft nicht mehr als Energieverbraucher sondern als Produzenten von Strom und Wärme über den Eigenbedarf hinaus. Also als Energie-Plus-Häuser. Dank Solarthermie, Kraft-Wärme-Kopplung und Photovoltaik können Gebäude schon heute mehr Energie bereitstellen als sie für den eigenen Betrieb benötigen.
Selbst im Gebäudebestand ist es in vielen Fällen möglich, zumindest eine ausgeglichene Energiebilanz zu erreichen. In Deutschland als entwickeltem Markt arbeitet allerdings derzeit nur jede vierte Heizanlage effizient. Es wäre sehr sinnvoll, die veralteten Anlagen auszutauschen und auch Bestandsgebäude in kleine Kraftwerke zu verwandeln. Je eher es gelingt, die derzeit dominante zentrale Stromerzeugung um dezentrale Komponenten unter Einbindung erneuerbarer Energien und mit gutem Wirkungsgrad zu ergänzen, desto einfacher und wirkungsvoller lässt sich die Energieeffizienz insgesamt steigern und damit ein wichtiges Klimaschutzziel erreichen.