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„Lange Leine“ –
Ein wichtiger Schritt zum Erfolg oder eine Gefahrenquelle?



                Incentives - Einfach zum Nachdenken

                         Compliance in der öffentlichen Verwaltung
                       Handlungsanleitungen und Erfahrungsberichte
    Konsequenzen aus dem StRÄG 2008 und dem KorrStRÄG 2009 für den öffentlichen Sektor




                          IIR-Fachkonferenz – 10. Dezember 2009
                                       Rainers Hotel
                               1100 Wien, Gudrunstraße 184
Was dürfen Sie erwarten?

• Compliance – Bedeutung

• Compliance Dilemmata und Mechanismen

• Fremdbestimmung – Selbstbestimmung

• Moral, Ethik, Werte und Gewissen

• Ethische Blindheit und Grenzen der Compliance

• Beispiel: Management der Wissensrisiken

• Elemente wirksamer Compliance

• Lessons learned
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Compliance – Bedeutung
• Betriebswirtschaftlich
     – Überwachung der Einhaltung von Gesetzen, Richtlinien und Kodices
            • Bedeutendes Element von Corporate Governance
            • „Good Governance“, „Corporate Governance“, allg. Compliance, IT-Compliance,
              Cross-Compliance
     – Gesamtheit aller zumutbaren Maßnahmen, die
            • das regelkonforme Verhalten eines Unternehmens, seiner Organisation und seiner
              Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter überwachen und steuern und
            • zur Gewährleistung unternehmerischen Handelns im Einklang mit
              gesellschaftlichen Richtlinien, Wertvorstellungen, Moral und Ethik beitragen.
     – Beruht auf vier Grundpfeilern:
            • Identifikation von Risiken (rechtl., organisator., personell, techn., etc.)
            • Internes Informationssystem (Schulungsmaßnahmen, Richtlinien, etc.)
            • Internes und externes Kommunikationssystem (Meldesystem, Verfahrensabläufe,
              etc.)
            • Internes Kontrollsystem
     – Ziele:
            • Risikominimierung, Effektivitäts- und Effizienzsteigerung
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Compliance – Bedeutung

• Medizinisch – psychosozialer Aspekt
     – Compliance des Patienten – Therapietreue (Adherence)
            • besonders wichtig bei chronisch Kranken in Bezug auf
                   – Einnahme von Medikamenten
                   – Befolgen einer Diät
                   – Veränderung des Lebensstils
            • Erhöhte Compliance liegt insbesondere dann vor, wenn der Patient
                   – von einer allgemeinen Krankheitsanfälligkeit überzeugt ist,
                   – sich seiner Erkrankung gegenüber für anfällig hält (Annahme der Krankheit),
                   – die Ernsthaftigkeit seines Leidens erkennt,
                   – an die Wirksamkeit der Therapie glaubt,
                   – mit der medizinischen Betreuung zufrieden ist,
                   – von seinem sozialen und beruflichen Umfeld in seinem Befolgungsverhalten unterstützt
                     wird,
                   – Versuchungen zur Abweichung vom Behandlungsweg widersteht und
                   – durch rationale Überlegungen und Beobachtungen den Therapieerfolg überwacht
                     (intelligente Non-Compliance: z.B. Nebenwirkungen, Behandlungsfortschritt)
            • Ziele:
                   – Risikominimierung, Effektivitäts- und Effizienzsteigerung
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Compliance – Bedeutung

• Februar 2009 – Internationaler Wirtschaftsinformatikkongress in Wien
   – Kontrollsysteme
       • Ein gutes Drittel an unerwünschten Zutritten und Zugriffen
         (Intrusion-Attempts) kann durch automatische und
         organisatorische Kontrollen verhindert werden.

            • Rund 17 Prozent unerwünschter Zutritte und Zugriffe können
              innerorganisatorisch durch willkürliche Regularien und
              Sicherheitssysteme unterbunden werden.

            • Ein starkes Drittel ist Grauzonen-Bereich
                   – Einstellungs- und Verhaltensmotivation
                   – Führungsaufgabe und -verantwortung



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Compliance – Bedeutung
•    März/April 2009 – branchenübergreifende Novell-Umfrage zu GRC (D, Ö, CH)
              • GRC = Governance, Risk, Compliance
              • Entscheidungsträger aus IT, Security, Compliance, Audit/Interne Revision (n=U=200)


       – Nur 36 % der Unternehmen wissen, was GRC für ihr Unternehmen bedeutet;
         nur 42 % kennen die für sie zutreffenden Regularien.
       – 56 % geben an, die nötigen Geschäftsprozesse definiert zu haben.
          • D.h., dass viele Unternehmen an den Geschäftsprozessen arbeiten,
             bevor sie die Bedeutung von GRC kennen und wissen, welche
             Regularien auf sie zutreffen.
       – 30 % der befragten Unternehmen kennen nicht die Systeme, die sie
         managen.
       – Knapp 70 % haben keine Ahnung, welche ihrer Systeme bei einem Audit
         ausfallen und über 70 % wissen nicht, warum diese ausfallen.
       – Nur etwas mehr al 30 % kennen die mittel- und langfristigen Kosten.
       – Nur 17 % messen überhaupt den Erfolg ihrer Maßnahmen.

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Compliance Dilemmata und Mechanismen
• Compliance als Steuerungsmodell, das gesetzes- und richtlinienkonformes
  Verhalten gewährleisten soll, stößt an seine Grenze:
  Soziale Systeme sind
    –    eingeschränkt gestaltbar,
    –    vergangenheitsabhängig,
    –    unvorhersagbar,
    –    selbst steuernd,
    –    nur über Bereitstellung geeigneter Rahmenbedingungen beeinflussbar.

•   Kontrollparadoxon
    – Kontrollmaßnahmen induzieren Versuche des Kontrollierten, durch geeignete
      Verhaltensstrategien der Kontrolle zu entgehen, was wiederum zu verstärkten
      Kontrollen und weiteren Ausweichmaßnahmen führt.

•   Crowding out
    – Gefühle wie Vertrauen und Commitment werden durch Überwachung und
      extrinsische Anreize verdrängt.
    – Siehe auch: Innovation, Wissensmanagement, „Dienst nach Vorschrift“, etc.
                                                                           Mag. Rudolf Schwab
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Compliance Dilemmata und Mechanismen
                             Compliance                                                                Integrity
                             Management                                                              Management


                             Opportunistischer                                                            Mitarbeiter als
                                Mitarbeiter                                                               soziales Wesen


 das bestätigt die Annahme                       aufgrund der Annahme        das verstärkt die Annahme                      aufgrund der Annahme
                                                        erfolgen                                                                   erfolgen




  keiner Initiative
                                                    strenge                    Initiative und                               Handlungsspiel-
        und
                                                  Vorschriften                Verantwortungs                                  räume und
  Verantwortungs
                                                  und Kontrolle                -bereitschaft                                Selbstkontrolle
    -übernahme



           und                                      diese führen zu                                                                diese
                                                                                        und
                                                                                                                                ermöglichen



                                passivem                                                                 Engagement für
                             Arbeitsverhalten                                                              die Arbeit




Lynn Sharp Pane, Managing for Intergrity, Havard Business Review März/April 1994                         In Anlehnung an Mag. Rudolf Schwab
     9.12.2009-10.12.2009                           IIR-Compliance öffentl. Verwaltung_W_Keck                                             8
Compliance Dilemmata und Mechanismen

    Das dolose Dreieck - Ursachen von Wirtschaftskriminalität
                                 Aufwendiger Lebensstil 37%




                                                Anreiz


Ungenügende                                                                  Mangelndes Werte- und
(interne) Kontrolle 42%                                                      Unrechtsbewusstsein 66%



                                                                      Recht-
                          Gelegenheit
                                                                     fertigung




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Compliance Dilemmata und Mechanismen

                       Kognitive und strukturelle Mechanismen

                         Motivation                                            Check: Policies &
                                                                               Procedures

Typen individueller
                                   Strukturell                                Strukturell
Wahrnehmung
 • „Praktiker“                   Interessenskonflikte                        Reallokation von Anreizen

 • „Verdienst“
                                 Informationsasymmetrien                     Transparenz
 • „Spieler“
 • „Habgier“
                                 Situationsbezogene                          Kontrolle
 • „über dem Gesetz“             Verfügbarkeit


                                    Führungsstil
  Check: Werte &
  Prinzipien                        Unternehmenskultur
                                                                            © Prof. Dr. habil. Josef Wieland
                                    Branchenkultur
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Fremdbestimmung - Selbstbestimmung
• Im Bereich er Naturnotwendigkeit gibt es Fremdbestimmung und
  Sorgfaltspflicht
     – Ein Arzt, der ich auf den Standpunkt stellt, es gibt nur Naturnotwendigkeit, es gibt nur
       die Naturwissenschaft und sonst gar nichts, der hat keine Verantwortung, er muss immer
       nur trachten, dass alles richtig gemacht wird.
     – Wenn er alles im Sinne der (naturwissenschaftlichen) Methode richtig macht und der
       Patient stirbt, dann ist das zwar bedauerlich, aber nicht seine Verantwortung, denn er hat
       ja alles richtig gemacht.
     – Siehe auch: Ausrichtung des Medizinstudiums und intelligente Non-Compliance.

• Im Bereich der Freiheit gibt es Selbstbestimmung und Verantwortung.

• Selbstbestimmung im Bereich der Naturnotwendigkeit ist Dummheit
     – Aufsichtsorgan - als „freier selbstbestimmter“ Mensch - ingnoriert das Aufleuchten der
       Warnlampe eines technischen Gerätes.

• Fremdbestimmung im Bereich der Freiheit ist Feigheit
     – Ich weiß, dass ich für diese wichtige persönliche Entscheidung selbstbestimmt und
       verantwortlich bin, aber ich frage noch jemanden anderen.

                                                                  Logik und Widerspruch bei Entscheidungen –
                                                                  Naturnotwendigkeit und Freiheit (Herbert Pietschmann 1995)
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Moral, Ethik, Werte und Gewissen

• Moral (mos / mores – lat. Übersetzung von ethos)
    – beschreibt, welche Werte, Normen und Haltungen in einer
      Gemeinschaft (Gruppe oder Organisation) tatsächlich gelten
      und notfalls erzwingbar sind; sie ist das Ergebnis
      geschichtlicher Lebens- und Machtprozesse;
           • Gruppen-, Betriebs-, Verbands- oder gesellschaftliche Moral

    – Moral fordert von den jeweiligen Mitgliedern ein bestimmtes
      Verhalten

    – Moral im Sinne praktizierter Normen, die keiner zu brechen wagt,
      kennen auch außerhalb des „Gesetzes“ stehende Organisationen

• Ethik
    – fragt danach, wie diese Werte, Normen und Haltungen begründet
      werden; sie ist das Ergebnis philosophischer Reflexion:
    – Hinterfragt worauf moralischen Forderungen und Verhalten sich
      gründen, aber auch die von allen als selbstverständlich betrachtete
      Moral
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Moral, Ethik, Werte und Gewissen
• Werte oder „Können, wollen, dürfen, ist es erwünscht?“
    – Werte: Begriff kommt aus der Ökonomie;
      erst im 19. Jh. Grundbegriff der Ethik
           • Gebrauchswert, Arbeitswert, Mehrwert
           • Wir betrachten das als Wert, was unser Leben bereichert, in materieller,
             sozialer, geistiger, ästhetischer oder religiöser Hinsicht.

    – Werte sind demnach Gesichtspunkte, die eine Person, Gruppe oder
      Organisation bevorzugen, weil sie hoffen, durch sie ihre Existenz „zu
      erhalten oder zu steigern“. (Nietzsche)

    – Es geht somit um persönliche „Wertehaltungen“
           • Weil jedes Unternehmen Werte erstrebt, fordert es von seinen
             Mitgliedern, dass sie zu diesen Werten Stellung nehmen und sie
             in ihrem Handeln beachten.

           • In wechselnden Situationen diese Grundhaltungen und
             Dispositionen durchzuhalten, erfordert selbstbestimmte,
             verantwortungsvolle und kompetente Menschen.

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Moral, Ethik, Werte und Gewissen
• Gewissen
    – Das Gewissen (lat: conscientia, wörtlich "Mit-Wissen"):
           • besondere Instanz im menschlichen Bewusstsein, die sagt, wie man
             urteilen soll;
           • drängt dazu, aus ethischen bzw. moralischen und intuitiven Gründen
             bestimmte Handlungen auszuführen oder zu unterlassen.
           • Entscheidungen können als unausweichlich empfunden oder mehr oder
             weniger bewusst - im Wissen um ihre Voraussetzungen und denkbaren
             Folgen, getroffen werden (Verantwortung).

    – Kant:
           • Fähigkeit, das Allgemeine und das Besondere aufeinander abzustimmen.
           • „Empfindungswissen“, das persönliche Gefühle und überpersönliche
             Moralansprüche zusammen bringt.

    – Oswald Schwemmer:
           • Persönliche allgemeine moralische Überzeugungen im Sinne der
             zweifelsfreien Annahme moralischer Normen als Urteilsbasis.

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Ethische Blindheit
                             Grenzen der Compliance
• Herausforderung für Organisationen, denn
     – unter den „richtigen“ sozialen Bedingungen können normale, anständige
       Menschen grausame Dinge tun ……….
       …………. und sie sehen es nicht, weil sie ethisch erblindet sind
         (Milgram-Experiment – um die Bereitschaft durchschnittlicher Personen zu testen, autoritären
         Anweisungen auch dann Folge zu leisten, wenn sie in direkte direktem Widerspruch zu ihrem
         Gewissen stehen - 1961 New Haven – Labor der Yale University – Stanley Milgram)

• Es ist möglich, dass die klare Unterscheidung von Gut und Böse
  innerhalb eines Kontextes anders aussieht, als von außerhalb.

• Wenn sich der Kontext verändert und der Mensch verändert sich mit
  dem Kontext, dann sieht man diese Veränderung nicht.
     – schleichende Verschiebung der Normalität

• Akteure nehmen ihre Welt nie als merkwürdig oder falsch wahr.
  Sie schaffen sich ihre eigene Rationalität.
     – Je rigider die persönlichen Frames der Umweltwahrnehmung sind, desto
       limitierter ist die Wahrnehmung (Blinde Flecken).
                                                                                  Mag. Rudolf Schwab
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Ethische Blindheit
                        Grenzen der Compliance
• Umgang mit den systemischen Grenzen der Compliance
    – Warnsignale lesen lernen
    – mit Druck, Anreizen, Kontrolle und Autorität verbundene Risiken
      verstehen
    – Dissens und Selbstkritik zulassen
    – nicht glauben, dass einem das nicht passiert
    – auf Eintrittsereignisse vorbereitet sein
    – (psychologische) Treiber von ethischem und unethischem Verhalten
      verstehen
    – Grenzen der Wahrnehmung der „Welt“ verstehen lernen und diese
      erweitern
    – problemadäquate Trainings- und Coaching-Prozesse etablieren
    – Verstärktes Augenmerk auf Personalmanagement und Multiplikatoren
      richten
                                                                       In Anlehnung an Mag. Rudolf Schwab
 9.12.2009-10.12.2009      IIR-Compliance öffentl. Verwaltung_W_Keck                                   16
Management der Wissensrisiken
•    Wissen in der öffentlichen Verwaltung
       – Sachwissen: z.B. Wissen um ein bestimmtes Gesetz
       – Handlungswissen im öffentlichen Sektor
              •   ermöglicht erst Abläufe und Prozesse in einer Organisation
              •   z.B. hierarchische und laterale Führungsfähigkeiten (Projektleitung)
              •   i.d.R. schwerer zugänglich als Fachwissen
              •   kann schneller verloren gehen
              •   Dazu zählen:
                       –   Prozess- und Verfahrenswissen
                       –   Fall- oder auch Inhaltswissen umfasst Fakten- und Regelwissen, das darüber hinaus Wissen über Ergebnis,
                           Begründungen und Verlauf bereits bearbeiteter Fälle inkludiert
                       –   Kontextwissen – Wissen über die Umgebung, in der ein wissensbasiertes Handeln stattfindet


• Wissensrisiken
       – Verlust durch Mitarbeiterfluktuation, Nichtdokumentation oder Vernichtung
       – Diffusion durch unautorisierte Zugriffe, Informationsweitergabe
       – Transfermangel durch Zurückhaltung oder übermäßigen Schutz
       – Qualitätsmangel durch geringe Aktualität, Unkorrektheit oder Nicht-
         Anwendbarkeit von Wissen


                                                                                                     Strube et al. 1996
9.12.2009-10.12.2009                           IIR-Compliance öffentl. Verwaltung_W_Keck             Lenk, Wengelowski 2004          17
Management der Wissensrisiken
  curiosity, crea-       common termi-              structure,             application con-    didactical arrange-
  tivity, informal      nology, endorse-         decontextuali-             text, didactical   ment, sequencing,
    discussions         ment, validation        zation, approval              refinement           certification

    expressing           distributing in                                           ad-hoc             formal
       ideas                                        formalizing                   learning           training
                         communities



 rumours                ideas/                  project                    learning             reorganized
                        proposals               reports                    objects              business
                                                                                                processes
 personal               questions/              lessons                    good/best            courses
 experiences            answers                 learned                    practices
                                                                                                patents
                         advanced                                            skillful
    novices                                      competent                                         experts
                         beginners                                           masters

                                           Risikoausmaß
                                                                                        Risikobewusstsein
                              Quelle: Maier 2007, 293, nach Dreyfus/Dreyfus 1986, Maier/Schmidt 2007




9.12.2009-10.12.2009                  IIR-Compliance öffentl. Verwaltung_W_Keck                                  18
Management von Wissensrisiken
• Management von Wissensrisiken ist an die Kernaufgaben des
  traditionellen Risikomanagements angelehnt
  (Mehr/Hedges 1974; Farny 1979; Diedrichs et al. 2004)
• wissensbezogene Ressourcen bilden den Analysefokus
                                                        Identifikation
                                                      wissensbezogener
                                                         Ressourcen




                         Wissensrisiko-                                                      Wissensrisiko-
                                                             Person
                         überwachung                                                         identifikation


                                            Objekt                      Organisation




                           Wissensrisiko-                                               Wissensrisiko-
                             steuerung                                                   bewertung


  9.12.2009-10.12.2009                      IIR-Compliance öffentl. Verwaltung_W_Keck                         19
Management der Wissensrisiken
   • schließt als Handlungsalternativen Vermeiden, Vermindern,
     Überwälzen und Akzeptieren ein
   • setzt Klassifikation von Wissen voraus
   • entleiht Maßnahmen aus verschiedenen Forschungsgebieten,
     z.B. IT-Sicherheits-, Personal-, Wissensmanagement, Management
     strategischer Allianzen oder Abwehr von Wirtschaftsspionage
   • ist primär präventiv ausgerichtet
   • schließt Maßnahmen organisatorischer, technischer und rechtlicher
     Natur und insbesondere Führungsmaßnahmen mit ein
     organisatorisch                         technisch                                             rechtlich
• Definition von Zutritts- und   • Zugriffskontrollsysteme                       • Geheimhaltungs-,
  Zugriffsrechten                • IT- Sicherheitstechnologien                   • Kooperationsvereinbarungen,
• Nachfolgeregelungen            • digitales Rechtemanagement                    • gewerbliche Schutzrechte
• Genehmigungsprozesse
                                                                               Prof. Dr. Ronald Maier (Uni Innsbruck)
                                                                               Dipl. Kfm. Florian Bayer (Uni Halle – Wittenberg)
                                                                               Wissenstag 11.6.2007 „Management von
                                                                               Wissensrisiken“
   9.12.2009-10.12.2009            IIR-Compliance öffentl. Verwaltung_W_Keck                                                   20
Management der Wissensrisiken
                                                                                 Verfügbarkeit
                                                                                 Nachvollziehbarkeit
                                                                                 Rechtzeitigkeit
                                                            Wissens-             Korrektheit
                                                            qualität             Aktualität
                                                                                 Anwendbarkeit
 Klassifikation von Wissen
 Zutrittsbeschränkung                                                            Erweiterung der Wissensbasis
 Zugriffsbeschränkung                                                            Beitrag zu anderen Aufgaben,
 Dynamisierung der Zugriffsrechte                                                Prozessen und Projekten
 Geheimhaltungsvereinbarungen
                                                            Wissens-             Reduktion der Abhängigkeit
 Richtlinien zur Wissens   -                                transfer             / des Verlassens auf den Partner
 weitergabe                                                                      Qualität externen Wissens
 Begrenzung von
                              Steuerung                                          Quantität externen Wissens
 Interaktionspunkten         von Wissens-
                                                                                 unautorisierte Zugriffe
 Kooperationsvereinbarungen risiken                                              nachteilige Mitarbeiterfluktuation
 Konkurrenzschutzklauseln                                                        Reverse Engineering
 IT-Sicherheitsrichtlinien
                                                            Wissens-
                                                                                 Imitation
 IT-Sicherheitsbewusstsein                                  diffusion
                                                                                 Competitive Intelligence Bestrebungen
 gewerbliche Schutzrechte                                                        unerwünschter Zugang für Partner
 Reduktion von Abhängigkeiten
                                                                                 Nichtdokumentation (Tagesgeschäft)
                                                                                 Nichtdokumentation (Projektgeschäft)
                                                            Wissens-             Nachbesetzung
                                                             verlust             Vertretung
                                                                                 Reorganisation
                                                                                 Verlust dokumentierten Wissens
                                                                                Prof. Dr. Ronald Maier (Uni Innsbruck)
                                                                                Dipl. Kfm. Florian Bayer (Uni Halle – Wittenberg)
                                                                                Wissenstag 11.6.2007 „Management von
                                                                                Wissensrisiken“
9.12.2009-10.12.2009                IIR-Compliance öffentl. Verwaltung_W_Keck                                                   21
Elemente wirksamer Compliance

• Verantwortlich für Compliance ist das Management!

• Wenn kommuniziertes und tatsächlich gelebtes Verhalten an
  der Unternehmensspitze (Tone at the Top) authentisch,
  stimmig sind, können Mitarbeiter am leichtesten zu ähnlichem
  Verhalten motiviert werden.

• Diese Vorbildwirkung und Verantwortung gilt für jede
  Führungskraft.

• Compliance Programm
     –    Risikobewertungsprozess
     –    Compliance Aufbauorganisation
     –    Compliance Rahmenwerk
     –    Kommunikationsprozesse
     –    Trainings- und Personalentwicklungsprogramme
     –    Monitoring und Behebung von Schwachstellen
     –    Technologieunterstützung

9.12.2009-10.12.2009          IIR-Compliance öffentl. Verwaltung_W_Keck   22
Elemente wirksamer Compliance

•      Förderung einer Organisationskultur, die ethisches und
       gesetzeskonformes Verhalten unterstützt.
•      Verstärkte Verantwortung der obersten Leitungsorgane für das
       Management und die Überwachung des Compliance Programms.
       Die Festlegung der Inhalte und Prozesse des Compliance Programms fällt in
       die direkte Verantwortung der Unternehmensleitung.
•      Festlegung von Unternehmensrichtlinien und Verfahren, um kriminelle
       Verhaltensweisen vorzubeugen und aufzudecken.
•      Klare Verantwortlichkeiten und ausreichend Ressourcen auf allen
       Verantwortungsebenen zur Umsetzung des Compliance Programms.
•      Personalauswahl und –entwicklung entsprechen den Compliance
       Programmzielen
•      Laufende Überwachung und Bewertung der Effektivität des Compliance
       Programms.
•      Schutz von Mitarbeitern, die Compliance Verstöße melden.
•      Anreizsysteme zur Förderung des Compliance Gedankens.
•      Bei Auftreten kriminellen Verhaltens Einleitung geeigneter Schritte zur
       Vermeidung ähnlicher Vorfälle in der Zukunft.
                                                                              US Sentencing Guidelines
    9.12.2009-10.12.2009          IIR-Compliance öffentl. Verwaltung_W_Keck                              23
Lessons learned

• „Lange Leine“ –
  Ein wichtiger Schritt zum Erfolg oder eine Gefahrenquelle?

     – Es kommt auf den Unternehmensreifegrad an
             • Management von Veränderungs- und Verhaltensprozessen
             • Personalmanagement
                       – Rekrutierungs-, Aufnahme-, Pflege-, Abgangs-, Bildungs-,
                         Schulungs-, Trainings- und Coachingprozesse
                       – Reifegrad in der Vorbildwirkung der Manager (Führungskräfte),
                         in ihrer Kommunikation und in ihrer Aufsichtsverantwortung
             • Annahmegrad der Unternehmenswerte und wie sie gelebt werden
             • Aktualitätsgrad organisatorischer, technischer und sozialer Kontroll-
               und Überwachungsmechanismen

     – Je höher der Unternehmensreifegrad, desto länger die Leine -
       Doch: Be aware!
     – Transparenz – ein wesentlicher Kontrollfaktor!
                                                                                 US Sentencing Guidelines
9.12.2009-10.12.2009                 IIR-Compliance öffentl. Verwaltung_W_Keck                              24
Was haben Sie gehört?

Compliance – Bedeutung

Compliance Dilemmata und Mechanismen

Fremdbestimmung – Selbstbestimmung

Moral, Ethik, Werte und Gewissen

Ethische Blindheit und Grenzen der
Compliance                                                               Wolfgang Keck
                                                                         E-Government und E-Health-Beauftragter
                                                                         PVA-Koordinator für Compliance-Maßnahmen
Beispiel: Management der Wissensrisiken
                                                                         Mitglied der ADV, der OCG, der ÖVO, des
Elemente wirksamer Compliance                                            IIAA der PWM Wien und Graz
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  9.12.2009-10.12.2009       IIR-Compliance öffentl. Verwaltung_W_Keck                                       25

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  • 1. „Lange Leine“ – Ein wichtiger Schritt zum Erfolg oder eine Gefahrenquelle? Incentives - Einfach zum Nachdenken Compliance in der öffentlichen Verwaltung Handlungsanleitungen und Erfahrungsberichte Konsequenzen aus dem StRÄG 2008 und dem KorrStRÄG 2009 für den öffentlichen Sektor IIR-Fachkonferenz – 10. Dezember 2009 Rainers Hotel 1100 Wien, Gudrunstraße 184
  • 2. Was dürfen Sie erwarten? • Compliance – Bedeutung • Compliance Dilemmata und Mechanismen • Fremdbestimmung – Selbstbestimmung • Moral, Ethik, Werte und Gewissen • Ethische Blindheit und Grenzen der Compliance • Beispiel: Management der Wissensrisiken • Elemente wirksamer Compliance • Lessons learned 9.12.2009-10.12.2009 IIR-Compliance öffentl. Verwaltung_W_Keck 2
  • 3. Compliance – Bedeutung • Betriebswirtschaftlich – Überwachung der Einhaltung von Gesetzen, Richtlinien und Kodices • Bedeutendes Element von Corporate Governance • „Good Governance“, „Corporate Governance“, allg. Compliance, IT-Compliance, Cross-Compliance – Gesamtheit aller zumutbaren Maßnahmen, die • das regelkonforme Verhalten eines Unternehmens, seiner Organisation und seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter überwachen und steuern und • zur Gewährleistung unternehmerischen Handelns im Einklang mit gesellschaftlichen Richtlinien, Wertvorstellungen, Moral und Ethik beitragen. – Beruht auf vier Grundpfeilern: • Identifikation von Risiken (rechtl., organisator., personell, techn., etc.) • Internes Informationssystem (Schulungsmaßnahmen, Richtlinien, etc.) • Internes und externes Kommunikationssystem (Meldesystem, Verfahrensabläufe, etc.) • Internes Kontrollsystem – Ziele: • Risikominimierung, Effektivitäts- und Effizienzsteigerung 9.12.2009-10.12.2009 IIR-Compliance öffentl. Verwaltung_W_Keck 3
  • 4. Compliance – Bedeutung • Medizinisch – psychosozialer Aspekt – Compliance des Patienten – Therapietreue (Adherence) • besonders wichtig bei chronisch Kranken in Bezug auf – Einnahme von Medikamenten – Befolgen einer Diät – Veränderung des Lebensstils • Erhöhte Compliance liegt insbesondere dann vor, wenn der Patient – von einer allgemeinen Krankheitsanfälligkeit überzeugt ist, – sich seiner Erkrankung gegenüber für anfällig hält (Annahme der Krankheit), – die Ernsthaftigkeit seines Leidens erkennt, – an die Wirksamkeit der Therapie glaubt, – mit der medizinischen Betreuung zufrieden ist, – von seinem sozialen und beruflichen Umfeld in seinem Befolgungsverhalten unterstützt wird, – Versuchungen zur Abweichung vom Behandlungsweg widersteht und – durch rationale Überlegungen und Beobachtungen den Therapieerfolg überwacht (intelligente Non-Compliance: z.B. Nebenwirkungen, Behandlungsfortschritt) • Ziele: – Risikominimierung, Effektivitäts- und Effizienzsteigerung 9.12.2009-10.12.2009 IIR-Compliance öffentl. Verwaltung_W_Keck 4
  • 5. Compliance – Bedeutung • Februar 2009 – Internationaler Wirtschaftsinformatikkongress in Wien – Kontrollsysteme • Ein gutes Drittel an unerwünschten Zutritten und Zugriffen (Intrusion-Attempts) kann durch automatische und organisatorische Kontrollen verhindert werden. • Rund 17 Prozent unerwünschter Zutritte und Zugriffe können innerorganisatorisch durch willkürliche Regularien und Sicherheitssysteme unterbunden werden. • Ein starkes Drittel ist Grauzonen-Bereich – Einstellungs- und Verhaltensmotivation – Führungsaufgabe und -verantwortung 9.12.2009-10.12.2009 IIR-Compliance öffentl. Verwaltung_W_Keck 5
  • 6. Compliance – Bedeutung • März/April 2009 – branchenübergreifende Novell-Umfrage zu GRC (D, Ö, CH) • GRC = Governance, Risk, Compliance • Entscheidungsträger aus IT, Security, Compliance, Audit/Interne Revision (n=U=200) – Nur 36 % der Unternehmen wissen, was GRC für ihr Unternehmen bedeutet; nur 42 % kennen die für sie zutreffenden Regularien. – 56 % geben an, die nötigen Geschäftsprozesse definiert zu haben. • D.h., dass viele Unternehmen an den Geschäftsprozessen arbeiten, bevor sie die Bedeutung von GRC kennen und wissen, welche Regularien auf sie zutreffen. – 30 % der befragten Unternehmen kennen nicht die Systeme, die sie managen. – Knapp 70 % haben keine Ahnung, welche ihrer Systeme bei einem Audit ausfallen und über 70 % wissen nicht, warum diese ausfallen. – Nur etwas mehr al 30 % kennen die mittel- und langfristigen Kosten. – Nur 17 % messen überhaupt den Erfolg ihrer Maßnahmen. 9.12.2009-10.12.2009 IIR-Compliance öffentl. Verwaltung_W_Keck 6
  • 7. Compliance Dilemmata und Mechanismen • Compliance als Steuerungsmodell, das gesetzes- und richtlinienkonformes Verhalten gewährleisten soll, stößt an seine Grenze: Soziale Systeme sind – eingeschränkt gestaltbar, – vergangenheitsabhängig, – unvorhersagbar, – selbst steuernd, – nur über Bereitstellung geeigneter Rahmenbedingungen beeinflussbar. • Kontrollparadoxon – Kontrollmaßnahmen induzieren Versuche des Kontrollierten, durch geeignete Verhaltensstrategien der Kontrolle zu entgehen, was wiederum zu verstärkten Kontrollen und weiteren Ausweichmaßnahmen führt. • Crowding out – Gefühle wie Vertrauen und Commitment werden durch Überwachung und extrinsische Anreize verdrängt. – Siehe auch: Innovation, Wissensmanagement, „Dienst nach Vorschrift“, etc. Mag. Rudolf Schwab 9.12.2009-10.12.2009 IIR-Compliance öffentl. Verwaltung_W_Keck 7
  • 8. Compliance Dilemmata und Mechanismen Compliance Integrity Management Management Opportunistischer Mitarbeiter als Mitarbeiter soziales Wesen das bestätigt die Annahme aufgrund der Annahme das verstärkt die Annahme aufgrund der Annahme erfolgen erfolgen keiner Initiative strenge Initiative und Handlungsspiel- und Vorschriften Verantwortungs räume und Verantwortungs und Kontrolle -bereitschaft Selbstkontrolle -übernahme und diese führen zu diese und ermöglichen passivem Engagement für Arbeitsverhalten die Arbeit Lynn Sharp Pane, Managing for Intergrity, Havard Business Review März/April 1994 In Anlehnung an Mag. Rudolf Schwab 9.12.2009-10.12.2009 IIR-Compliance öffentl. Verwaltung_W_Keck 8
  • 9. Compliance Dilemmata und Mechanismen Das dolose Dreieck - Ursachen von Wirtschaftskriminalität Aufwendiger Lebensstil 37% Anreiz Ungenügende Mangelndes Werte- und (interne) Kontrolle 42% Unrechtsbewusstsein 66% Recht- Gelegenheit fertigung 9.12.2009-10.12.2009 IIR-Compliance öffentl. Verwaltung_W_Keck 9
  • 10. Compliance Dilemmata und Mechanismen Kognitive und strukturelle Mechanismen Motivation Check: Policies & Procedures Typen individueller Strukturell Strukturell Wahrnehmung • „Praktiker“ Interessenskonflikte Reallokation von Anreizen • „Verdienst“ Informationsasymmetrien Transparenz • „Spieler“ • „Habgier“ Situationsbezogene Kontrolle • „über dem Gesetz“ Verfügbarkeit Führungsstil Check: Werte & Prinzipien Unternehmenskultur © Prof. Dr. habil. Josef Wieland Branchenkultur 9.12.2009-10.12.2009 IIR-Compliance öffentl. Verwaltung_W_Keck 10
  • 11. Fremdbestimmung - Selbstbestimmung • Im Bereich er Naturnotwendigkeit gibt es Fremdbestimmung und Sorgfaltspflicht – Ein Arzt, der ich auf den Standpunkt stellt, es gibt nur Naturnotwendigkeit, es gibt nur die Naturwissenschaft und sonst gar nichts, der hat keine Verantwortung, er muss immer nur trachten, dass alles richtig gemacht wird. – Wenn er alles im Sinne der (naturwissenschaftlichen) Methode richtig macht und der Patient stirbt, dann ist das zwar bedauerlich, aber nicht seine Verantwortung, denn er hat ja alles richtig gemacht. – Siehe auch: Ausrichtung des Medizinstudiums und intelligente Non-Compliance. • Im Bereich der Freiheit gibt es Selbstbestimmung und Verantwortung. • Selbstbestimmung im Bereich der Naturnotwendigkeit ist Dummheit – Aufsichtsorgan - als „freier selbstbestimmter“ Mensch - ingnoriert das Aufleuchten der Warnlampe eines technischen Gerätes. • Fremdbestimmung im Bereich der Freiheit ist Feigheit – Ich weiß, dass ich für diese wichtige persönliche Entscheidung selbstbestimmt und verantwortlich bin, aber ich frage noch jemanden anderen. Logik und Widerspruch bei Entscheidungen – Naturnotwendigkeit und Freiheit (Herbert Pietschmann 1995) 9.12.2009-10.12.2009 IIR-Compliance öffentl. Verwaltung_W_Keck 11
  • 12. Moral, Ethik, Werte und Gewissen • Moral (mos / mores – lat. Übersetzung von ethos) – beschreibt, welche Werte, Normen und Haltungen in einer Gemeinschaft (Gruppe oder Organisation) tatsächlich gelten und notfalls erzwingbar sind; sie ist das Ergebnis geschichtlicher Lebens- und Machtprozesse; • Gruppen-, Betriebs-, Verbands- oder gesellschaftliche Moral – Moral fordert von den jeweiligen Mitgliedern ein bestimmtes Verhalten – Moral im Sinne praktizierter Normen, die keiner zu brechen wagt, kennen auch außerhalb des „Gesetzes“ stehende Organisationen • Ethik – fragt danach, wie diese Werte, Normen und Haltungen begründet werden; sie ist das Ergebnis philosophischer Reflexion: – Hinterfragt worauf moralischen Forderungen und Verhalten sich gründen, aber auch die von allen als selbstverständlich betrachtete Moral 9.12.2009-10.12.2009 IIR-Compliance öffentl. Verwaltung_W_Keck 12
  • 13. Moral, Ethik, Werte und Gewissen • Werte oder „Können, wollen, dürfen, ist es erwünscht?“ – Werte: Begriff kommt aus der Ökonomie; erst im 19. Jh. Grundbegriff der Ethik • Gebrauchswert, Arbeitswert, Mehrwert • Wir betrachten das als Wert, was unser Leben bereichert, in materieller, sozialer, geistiger, ästhetischer oder religiöser Hinsicht. – Werte sind demnach Gesichtspunkte, die eine Person, Gruppe oder Organisation bevorzugen, weil sie hoffen, durch sie ihre Existenz „zu erhalten oder zu steigern“. (Nietzsche) – Es geht somit um persönliche „Wertehaltungen“ • Weil jedes Unternehmen Werte erstrebt, fordert es von seinen Mitgliedern, dass sie zu diesen Werten Stellung nehmen und sie in ihrem Handeln beachten. • In wechselnden Situationen diese Grundhaltungen und Dispositionen durchzuhalten, erfordert selbstbestimmte, verantwortungsvolle und kompetente Menschen. 9.12.2009-10.12.2009 IIR-Compliance öffentl. Verwaltung_W_Keck 13
  • 14. Moral, Ethik, Werte und Gewissen • Gewissen – Das Gewissen (lat: conscientia, wörtlich "Mit-Wissen"): • besondere Instanz im menschlichen Bewusstsein, die sagt, wie man urteilen soll; • drängt dazu, aus ethischen bzw. moralischen und intuitiven Gründen bestimmte Handlungen auszuführen oder zu unterlassen. • Entscheidungen können als unausweichlich empfunden oder mehr oder weniger bewusst - im Wissen um ihre Voraussetzungen und denkbaren Folgen, getroffen werden (Verantwortung). – Kant: • Fähigkeit, das Allgemeine und das Besondere aufeinander abzustimmen. • „Empfindungswissen“, das persönliche Gefühle und überpersönliche Moralansprüche zusammen bringt. – Oswald Schwemmer: • Persönliche allgemeine moralische Überzeugungen im Sinne der zweifelsfreien Annahme moralischer Normen als Urteilsbasis. 9.12.2009-10.12.2009 IIR-Compliance öffentl. Verwaltung_W_Keck 14
  • 15. Ethische Blindheit Grenzen der Compliance • Herausforderung für Organisationen, denn – unter den „richtigen“ sozialen Bedingungen können normale, anständige Menschen grausame Dinge tun ………. …………. und sie sehen es nicht, weil sie ethisch erblindet sind (Milgram-Experiment – um die Bereitschaft durchschnittlicher Personen zu testen, autoritären Anweisungen auch dann Folge zu leisten, wenn sie in direkte direktem Widerspruch zu ihrem Gewissen stehen - 1961 New Haven – Labor der Yale University – Stanley Milgram) • Es ist möglich, dass die klare Unterscheidung von Gut und Böse innerhalb eines Kontextes anders aussieht, als von außerhalb. • Wenn sich der Kontext verändert und der Mensch verändert sich mit dem Kontext, dann sieht man diese Veränderung nicht. – schleichende Verschiebung der Normalität • Akteure nehmen ihre Welt nie als merkwürdig oder falsch wahr. Sie schaffen sich ihre eigene Rationalität. – Je rigider die persönlichen Frames der Umweltwahrnehmung sind, desto limitierter ist die Wahrnehmung (Blinde Flecken). Mag. Rudolf Schwab 9.12.2009-10.12.2009 IIR-Compliance öffentl. Verwaltung_W_Keck 15
  • 16. Ethische Blindheit Grenzen der Compliance • Umgang mit den systemischen Grenzen der Compliance – Warnsignale lesen lernen – mit Druck, Anreizen, Kontrolle und Autorität verbundene Risiken verstehen – Dissens und Selbstkritik zulassen – nicht glauben, dass einem das nicht passiert – auf Eintrittsereignisse vorbereitet sein – (psychologische) Treiber von ethischem und unethischem Verhalten verstehen – Grenzen der Wahrnehmung der „Welt“ verstehen lernen und diese erweitern – problemadäquate Trainings- und Coaching-Prozesse etablieren – Verstärktes Augenmerk auf Personalmanagement und Multiplikatoren richten In Anlehnung an Mag. Rudolf Schwab 9.12.2009-10.12.2009 IIR-Compliance öffentl. Verwaltung_W_Keck 16
  • 17. Management der Wissensrisiken • Wissen in der öffentlichen Verwaltung – Sachwissen: z.B. Wissen um ein bestimmtes Gesetz – Handlungswissen im öffentlichen Sektor • ermöglicht erst Abläufe und Prozesse in einer Organisation • z.B. hierarchische und laterale Führungsfähigkeiten (Projektleitung) • i.d.R. schwerer zugänglich als Fachwissen • kann schneller verloren gehen • Dazu zählen: – Prozess- und Verfahrenswissen – Fall- oder auch Inhaltswissen umfasst Fakten- und Regelwissen, das darüber hinaus Wissen über Ergebnis, Begründungen und Verlauf bereits bearbeiteter Fälle inkludiert – Kontextwissen – Wissen über die Umgebung, in der ein wissensbasiertes Handeln stattfindet • Wissensrisiken – Verlust durch Mitarbeiterfluktuation, Nichtdokumentation oder Vernichtung – Diffusion durch unautorisierte Zugriffe, Informationsweitergabe – Transfermangel durch Zurückhaltung oder übermäßigen Schutz – Qualitätsmangel durch geringe Aktualität, Unkorrektheit oder Nicht- Anwendbarkeit von Wissen Strube et al. 1996 9.12.2009-10.12.2009 IIR-Compliance öffentl. Verwaltung_W_Keck Lenk, Wengelowski 2004 17
  • 18. Management der Wissensrisiken curiosity, crea- common termi- structure, application con- didactical arrange- tivity, informal nology, endorse- decontextuali- text, didactical ment, sequencing, discussions ment, validation zation, approval refinement certification expressing distributing in ad-hoc formal ideas formalizing learning training communities rumours ideas/ project learning reorganized proposals reports objects business processes personal questions/ lessons good/best courses experiences answers learned practices patents advanced skillful novices competent experts beginners masters Risikoausmaß Risikobewusstsein Quelle: Maier 2007, 293, nach Dreyfus/Dreyfus 1986, Maier/Schmidt 2007 9.12.2009-10.12.2009 IIR-Compliance öffentl. Verwaltung_W_Keck 18
  • 19. Management von Wissensrisiken • Management von Wissensrisiken ist an die Kernaufgaben des traditionellen Risikomanagements angelehnt (Mehr/Hedges 1974; Farny 1979; Diedrichs et al. 2004) • wissensbezogene Ressourcen bilden den Analysefokus Identifikation wissensbezogener Ressourcen Wissensrisiko- Wissensrisiko- Person überwachung identifikation Objekt Organisation Wissensrisiko- Wissensrisiko- steuerung bewertung 9.12.2009-10.12.2009 IIR-Compliance öffentl. Verwaltung_W_Keck 19
  • 20. Management der Wissensrisiken • schließt als Handlungsalternativen Vermeiden, Vermindern, Überwälzen und Akzeptieren ein • setzt Klassifikation von Wissen voraus • entleiht Maßnahmen aus verschiedenen Forschungsgebieten, z.B. IT-Sicherheits-, Personal-, Wissensmanagement, Management strategischer Allianzen oder Abwehr von Wirtschaftsspionage • ist primär präventiv ausgerichtet • schließt Maßnahmen organisatorischer, technischer und rechtlicher Natur und insbesondere Führungsmaßnahmen mit ein organisatorisch technisch rechtlich • Definition von Zutritts- und • Zugriffskontrollsysteme • Geheimhaltungs-, Zugriffsrechten • IT- Sicherheitstechnologien • Kooperationsvereinbarungen, • Nachfolgeregelungen • digitales Rechtemanagement • gewerbliche Schutzrechte • Genehmigungsprozesse Prof. Dr. Ronald Maier (Uni Innsbruck) Dipl. Kfm. Florian Bayer (Uni Halle – Wittenberg) Wissenstag 11.6.2007 „Management von Wissensrisiken“ 9.12.2009-10.12.2009 IIR-Compliance öffentl. Verwaltung_W_Keck 20
  • 21. Management der Wissensrisiken Verfügbarkeit Nachvollziehbarkeit Rechtzeitigkeit Wissens- Korrektheit qualität Aktualität Anwendbarkeit Klassifikation von Wissen Zutrittsbeschränkung Erweiterung der Wissensbasis Zugriffsbeschränkung Beitrag zu anderen Aufgaben, Dynamisierung der Zugriffsrechte Prozessen und Projekten Geheimhaltungsvereinbarungen Wissens- Reduktion der Abhängigkeit Richtlinien zur Wissens - transfer / des Verlassens auf den Partner weitergabe Qualität externen Wissens Begrenzung von Steuerung Quantität externen Wissens Interaktionspunkten von Wissens- unautorisierte Zugriffe Kooperationsvereinbarungen risiken nachteilige Mitarbeiterfluktuation Konkurrenzschutzklauseln Reverse Engineering IT-Sicherheitsrichtlinien Wissens- Imitation IT-Sicherheitsbewusstsein diffusion Competitive Intelligence Bestrebungen gewerbliche Schutzrechte unerwünschter Zugang für Partner Reduktion von Abhängigkeiten Nichtdokumentation (Tagesgeschäft) Nichtdokumentation (Projektgeschäft) Wissens- Nachbesetzung verlust Vertretung Reorganisation Verlust dokumentierten Wissens Prof. Dr. Ronald Maier (Uni Innsbruck) Dipl. Kfm. Florian Bayer (Uni Halle – Wittenberg) Wissenstag 11.6.2007 „Management von Wissensrisiken“ 9.12.2009-10.12.2009 IIR-Compliance öffentl. Verwaltung_W_Keck 21
  • 22. Elemente wirksamer Compliance • Verantwortlich für Compliance ist das Management! • Wenn kommuniziertes und tatsächlich gelebtes Verhalten an der Unternehmensspitze (Tone at the Top) authentisch, stimmig sind, können Mitarbeiter am leichtesten zu ähnlichem Verhalten motiviert werden. • Diese Vorbildwirkung und Verantwortung gilt für jede Führungskraft. • Compliance Programm – Risikobewertungsprozess – Compliance Aufbauorganisation – Compliance Rahmenwerk – Kommunikationsprozesse – Trainings- und Personalentwicklungsprogramme – Monitoring und Behebung von Schwachstellen – Technologieunterstützung 9.12.2009-10.12.2009 IIR-Compliance öffentl. Verwaltung_W_Keck 22
  • 23. Elemente wirksamer Compliance • Förderung einer Organisationskultur, die ethisches und gesetzeskonformes Verhalten unterstützt. • Verstärkte Verantwortung der obersten Leitungsorgane für das Management und die Überwachung des Compliance Programms. Die Festlegung der Inhalte und Prozesse des Compliance Programms fällt in die direkte Verantwortung der Unternehmensleitung. • Festlegung von Unternehmensrichtlinien und Verfahren, um kriminelle Verhaltensweisen vorzubeugen und aufzudecken. • Klare Verantwortlichkeiten und ausreichend Ressourcen auf allen Verantwortungsebenen zur Umsetzung des Compliance Programms. • Personalauswahl und –entwicklung entsprechen den Compliance Programmzielen • Laufende Überwachung und Bewertung der Effektivität des Compliance Programms. • Schutz von Mitarbeitern, die Compliance Verstöße melden. • Anreizsysteme zur Förderung des Compliance Gedankens. • Bei Auftreten kriminellen Verhaltens Einleitung geeigneter Schritte zur Vermeidung ähnlicher Vorfälle in der Zukunft. US Sentencing Guidelines 9.12.2009-10.12.2009 IIR-Compliance öffentl. Verwaltung_W_Keck 23
  • 24. Lessons learned • „Lange Leine“ – Ein wichtiger Schritt zum Erfolg oder eine Gefahrenquelle? – Es kommt auf den Unternehmensreifegrad an • Management von Veränderungs- und Verhaltensprozessen • Personalmanagement – Rekrutierungs-, Aufnahme-, Pflege-, Abgangs-, Bildungs-, Schulungs-, Trainings- und Coachingprozesse – Reifegrad in der Vorbildwirkung der Manager (Führungskräfte), in ihrer Kommunikation und in ihrer Aufsichtsverantwortung • Annahmegrad der Unternehmenswerte und wie sie gelebt werden • Aktualitätsgrad organisatorischer, technischer und sozialer Kontroll- und Überwachungsmechanismen – Je höher der Unternehmensreifegrad, desto länger die Leine - Doch: Be aware! – Transparenz – ein wesentlicher Kontrollfaktor! US Sentencing Guidelines 9.12.2009-10.12.2009 IIR-Compliance öffentl. Verwaltung_W_Keck 24
  • 25. Was haben Sie gehört? Compliance – Bedeutung Compliance Dilemmata und Mechanismen Fremdbestimmung – Selbstbestimmung Moral, Ethik, Werte und Gewissen Ethische Blindheit und Grenzen der Compliance Wolfgang Keck E-Government und E-Health-Beauftragter PVA-Koordinator für Compliance-Maßnahmen Beispiel: Management der Wissensrisiken Mitglied der ADV, der OCG, der ÖVO, des Elemente wirksamer Compliance IIAA der PWM Wien und Graz Beiratsmitglied des Future Network Koordinator des Sozialwortes Lessons learned Email: wkeck@gmx.at Tel: +43 676 933 67 52 9.12.2009-10.12.2009 IIR-Compliance öffentl. Verwaltung_W_Keck 25