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226 Komparative Übersicht
Autor
Aspekt
Marx Durkheim Simmel
Ansatz Materialismus (Analyse
ökonomischer Strukturen)
Methodologischer Holismus
(‚Positivismus‘)
Formale Soziologie
Soziologie-
verständnis
(Sozialphilosophischer
Vorläufer)
Wissenschaft von den Institu-
tionen (Zwang)
Soziologie als Analyse von
Vergesellschaftungsprozes-
sen und -formen
Methodik Dialektik (Denken in not-
wendig zu überwindenden
Widersprüchen)
Soziologische Tatbestände
wie Dinge betrachten
Analyse von Wechselwir-
kungen
Erklärungs-
vorstellung
Dialektisch im Ausgang von
ökonomischen Strukturen
Soziales durch Soziales
erklären (Dreischritt: kausal,
funktional, pathologisch)
Verursachungskonstellatio-
nen
Gesell-
schafts-
begriff
Klassengesellschaft: Besitz –
Besitzlosigkeit
Moralische Tatsache (Reali-
tät sui generis); zugleich
Arbeitsteilungs- und Solida-
ritätszusammenhang
Prozessual: komplexe Ver-
flechtung von Wechselwir-
kungen
Gesell-
schaftstypen
Klassenlose, Sklavenhalter-,
Feudal-, kapitalistische und
kommunistische Gesell-
schaftsformation
Segmentär differenzierte (tra-
ditionale) und funktional
differenzierte (moderne)
Gesellschaften
Traditionale und moderne
Gesellschaft
Macht und
Herrschaft
Herrschende – Beherrschte
(antagonistische Klassenver-
hältnisse)
-- --
Soziale
Ungleichheit
Arbeitsteilung und Ausbeu-
tung (Besitz–Besitzlosigkeit)
-- --
Sozialer
Wandel
Teleologisch; Widersprüche
zwischen Produktivkräften
und Produktionsverhältnissen
führen (sofern bewusst) zu
revolutionären Umbrüchen
Offener Prozess; dynamisie-
rende Faktoren: Volumen
und Dichte der Bevölkerung;
Arbeitsteilungsformen
Von einer Konzentrik zur
Kreuzung sozialer Kreise;
dynamisierender Faktor:
fortschreitende Individuali-
sierung
Soziale
Differenzie-
rung
Klassen: Besitz–Besitzlosig-
keit an Produktionsmitteln –
antagonistische Klassenver-
hältnisse
Segmentäre Differenzierung
– funktionale Differenzie-
rung
Pluralisierung sozialer Kreise
Soziale
Integration
Klassenbewusstsein
(„Klasse für sich“)
Produktion von Kollektivbe-
wusstsein: Mechanische
Solidarität qua Geburt,
Organische Solidarität qua
Arbeitsteilung
Soziologische Apriori,
Kreuzung sozialer Kreise
Zeitdiagno-
se: moderne
Gesellschaft
Ökonomisch begründete
Ausbeutung und Entfrem-
dung (Zwangsphänomene)
Individualisierung führt zu
Anomie und Demoralisie-
rung (Desintegration)
Individualisierung sowie
Auseinandertreten von
subjektiver und objektiver
Kultur
227
Autor
Aspekt
Weber Elias Parsons
Ansatz Verstehende Soziologie
(methodologischer Individua-
lismus)
Prozess- und Figurationsso-
ziologie
Handlungsanalytische Sys-
temtheorie
Soziologie-
verständnis
Wissenschaft vom sozialen
Handeln
Wissenschaft der Verflech-
tungszusammenhänge
Gesellschaftstheorie und
Theorie der Sozialwissen-
schaften
Methodik Erklären und Verstehen
(idealtypische Begriffe)
Historische Analyse Funktionsanalyse sozialer
Systeme
Erklärungs-
vorstellung
Ursächlich erklären (Wahl-
verwandtschaften, z.B.
Calvinismus und Kapitalis-
mus)
Identifizierung historischer
Entwicklungsmuster (Struk-
turen)
Erklären über die Identifizie-
rung not-wendig zu lösender
Funktionsprobleme
Gesell-
schafts-
begriff
Prozessual: Vergesell- und
Vergemeinschaftung;
das Nebeneinander von
Wertsphären
Verflechtungszusammenhang
(Handlungsketten, Figuratio-
nen)
Normativ integrierter Funkti-
onszusammenhang; funktio-
nal stabilisiertes ‚Ganzes‘
(AGIL)
Gesell-
schaftstypen
(Frühe, vormoderne – mo-
derne Vergesellschaftungsty-
pen)
Monozentrische – Multizen-
tische Gesellschaften
Primitive, hochkulturelle,
vormoderne und moderne
Gesellschaft
Macht und
Herrschaft
Herrschaftstypen (charisma-
tische, traditionale, rational-
legale) als Institutionalisie-
rungsformen von Macht
Figurationen als historisch
spezifische Machtkonstellati-
onen
Politisches System (theore-
tisch: nicht übergeordnet);
Medium: Macht
Soziale
Ungleichheit
Klassenlagen und ständische
Lagen; Besitz- und Erwerbs-
klassen, Soziale Klassen
Ausschließungsprozesse:
Etablierte – Außenseiter
Einkommen, Macht, Prestige
Sozialer
Wandel
Ambivalenter, offener Pro-
zess; kulturelle Rationalisie-
rung (Entzauberung) und
gesellschaftliche Rationali-
sierung (Bürokratisierung)
Offener Prozess: Konkur-
renzkampf, Wandel von
Figurationen aufgrund nicht-
intendierter Handlungsfol-
gen;
Zivilisierungsprozess: vom
Fremd- zum Selbstzwang
Evolution: gerichteter und
unumkehrbarer Prozess; evo-
lutionäre Universalien führen
zur Steigerung gesellschaftli-
cher Anpassungsfähigkeit
Soziale
Differenzie-
rung
Differenzierung kultureller
Wertsphären
Figurationen,
Machtungleichgewichte
Fortschreitende Subsystem-
bildung (Differenzierung löst
Folgeprobleme von Differen-
zierungen)
Soziale
Integration
Legitimitätsglaube an Herr-
schaftsordnungen, Zurech-
nungsmodi (Fachschulung,
bürokratische Prozesse)
Zwang: qua fortschreitender
Affektkontrolle vom Fremd-
zwang zum Selbstzwang;
Zunahme langer Handlungs-
ketten: Interdependenzen
Institutionalisierung (Rollen)
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wechselseitige intersystemi-
sche Austauschbeziehungen
(double interchanges) und
Kontrollhierarchie
Zeitdiagno-
se: moderne
Gesellschaft
Kulturelle Pluralisierung und
gesellschaftliche Bürokrati-
sierung führen zu Sinn- und
Freiheitsverlust
Individuell: Über-Ich-Domi-
nanz
Gesellschaftlich: Monopoli-
sierungen
Folgeprobleme funktionaler
Differenzierung
Komparative Übersicht
228 Komparative Übersicht
Autor
Aspekt
Schütz Berger & Luckmann
Ansatz Sozial- und Wissenstheorie Sozial-, Wissens- und Gesellschaftstheorie
Soziologie-
verständnis
Reflexive Analyse der Strukturen der Le-
benswelt
Reflexive Analyse der Konstruktionsprozesse
sozialer Sinnzusammenhänge
Methodik Phänomenologisch sowie wissens- und hand-
lungsanalytisch
Sozialkonstruktivistisch (wissens- und hand-
lungsanalytisch)
Erklärungs-
vorstellung
Verstehend-rekonstruktiv Verstehend-rekonstruktiv
Gesell-
schafts-
begriff
Geflecht von Wirkensbeziehungen und Wis-
sensordnungen
Geflecht von Wirkensbeziehungen und Wis-
sensordnungen in wechselseitiger Formierung
von Institutionalisierungs- und Legitimie-
rungsprozessen
Gesell-
schaftstypen
(Frühe – moderne Gesellschaften) (Frühe – moderne Gesellschaften)
Macht und
Herrschaft
Wissensformierung Wissensformierung, Deutungsmacht und
soziale Kontrolle
Soziale
Ungleichheit
Ungleiche Verteilung von Wissen Ungleiche Verteilung von Wissen als Res-
source für politische Beteiligung und die
Akkumulation von Lebenschancen
Sozialer
Wandel
Grundlegende Prozessperspektive: fundamen-
tale Dialektik; Habitualisierung – Typisierung
– Institutionalisierung
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tale Dialektik; Habitualisierung – Typisierung
– Institutionalisierung
Soziale
Differenzie-
rung
Sinndifferenzierung in mannigfaltige Wirk-
lichkeiten
Symbolische Sinnwelten als soziale Kon-
struktionen kommunikativer Prozesse; Institu-
tionalisierung von Wissensmodi und Wis-
sensakteuren
Soziale
Integration
Geteiltes Wissen Nomosbildender Prozess qua kommunikativer
Praktiken und Konstruktionen
Zeitdiagno-
se: moderne
Gesellschaft
Sinnpluralisierung Kulturelle Pluralisierung
229
Autor
Aspekt
Habermas Luhmann Coleman
Ansatz Kritische Gesellschaftstheo-
rie
Systemtheorie Rational-Choice Theorie
Soziologie-
verständnis
Aufklärung, Gesellschafts-
theorie
Soziologie als Theorie der
Gesellschaft
Aufklärung über Kausalzu-
sammenhänge
Methodik Rekonstruktive Analyse
(normativer Implikationen)
Konstruktivistisch (Beobach-
tungen zweiter Ordnung) –
Koevolution von Sozialstruk-
tur und Semantik
Nutzenkalkulatorisch (allge-
meine Theorie)
Erklärungs-
vorstellung
Verstehend-rekonstruktiv Erklären durch Verweis auf
die Strukturen gesellschaftli-
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Deduktiv-nomologisch;
Makro-Mikro-Makro-
Erklärungen
Gesell-
schafts-
begriff
Systemisch stabilisierter
Zusammenhang sozial inte-
grierter Gruppen
Soziales System als Kommu-
nikationssystem (kommuni-
kative Erreichbarkeit = Welt-
gesellschaft)
Soziales System als Tausch-
system
Gesell-
schaftstypen
Frühe, hochkulturelle, mo-
derne Gesellschaften
Segmentäre, stratifizierte,
funktional differenzierte
Gesellschaften
Traditionale (symmetrische),
moderne (asymmetrische)
Gesellschaften
Macht und
Herrschaft
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Herrschaftsbeziehungen
aufgrund von Verfügungs-
und Tauschrechten; struktu-
relle Dominanz korporativer
Akteure qua Ressourcenak-
kumulationschancen
Soziale
Ungleichheit
Ungleiche materielle Repro-
duktion
Ausschluss aus gesellschaft-
lichen Teilsystemen (Exklu-
sion)
Bildung und Verfügen über
Ressourcen
Sozialer
Wandel
Rationalisierung (Versprach-
lichung des Sakralen, Sys-
temausdifferenzierung)
Differenzierungsdynamik Asymmetrisierung sozialer
Beziehungen
Soziale
Differenzie-
rung
Lebenswelt in institutionelle
Ordnungen, System in Sub-
systeme gegliedert
Segmentäre, stratifikatori-
sche, funktionale Differen-
zierung
Schichten
Soziale
Integration
Sozialintegration (kommuni-
kativ, Lebenswelt) und Sy-
stemintegration (strategisch,
System), Recht und Solidari-
täten
Kontingenzreduktion qua
Stabilisierung von Erwar-
tungsstrukturen; gleichzeitige
Unter- und Überintegration
Normative Integration und
Tausch
Zeitdiagno-
se: moderne
Gesellschaft
Kolonialisierung der Le-
benswelt durch systemische
Imperative
Weltgesellschaft, Risiko
Entdifferenzierung, Ökolo-
gie, Massenmedien, Exklusi-
onsprozesse
Asymmetrische Gesellschaft
Komparative Übersicht
230 Komparative Übersicht
Autor
Aspekt
Foucault Bourdieu
Ansatz Strukturale Machtanalyse Strukturalistischer Konstruktivismus
Soziologie-
verständnis
Aufklärung über die Kontingenz und Macht-
förmigkeit von Diskursen und (institutionel-
len) Praktiken
Aufklärung über das scheinbar Selbstver-
ständliche
Methodik Archäologie
Genealogie
Analyse gesellschaftlicher (symbolischer)
Reproduktionsprozesse und damit einherge-
hender Anerkennungen und Verkennungen
Erklärungs-
vorstellung
Historische (genealogische)
Analyse von Machtformen
Historisch-genetisch
Gesell-
schafts-
begriff
Historische Formierung des Sozialen durch
Diskurse (Epistemai) und Dispositive (diskur-
sive und nicht-diskursive Praktiken)
Sozial und symbolisch strukturierter Raum
unterschiedlicher Machtfelder
Gesell-
schaftstypen
Diskurs- und Dispositivformationen als
Epochenschwellen
Frühe und moderne Gesellschaften (Tausch)
Macht und
Herrschaft
Überwachung (soziale Kontrolle), Diszipli-
nierung, Gou-vernementalität und Biopolitik
Symbolische Macht;
Herrschende und beherrschte Klassen mit
klassenspezifischen Habitus und Lebensstilen
Soziale
Ungleichheit
Regulierung des Zugangs zu Diskursen
(Macht) und Strukturierung sozialer Wirk-
lichkeit durch Raum-Zeit-Sozial-Regime
Klassenstruktur aufgrund ungleichen Kapital-
volumens und ungleicher Kapitalstruktur
(Distinktionsgeschmack als Abgrenzungsme-
chanismus)
Sozialer
Wandel
Wandel von Diskursformen (von Epistemai)
und Dispositiven
Veränderungen der feldspezifischen Konver-
tierungsregeln für Kapitalien durch Positions-
kämpfe
Soziale
Differenzie-
rung
Diskurse (Epistemai)
Macht (Dispositive)
Kapitalvolumen, -struktur und -laufbahn in
sozialen Feldern, Distinktion über Geschmack
Soziale
Integration
(Normalisierung, Disziplinierung, Regierung)
qua ‚internalisierter‘ sozialer Kontrolle;
historische (institutionelle, diskursive) For-
mierung
Klassenspezifische Strukturierung der Habi-
tus; illusio- und hysteresis-Effekte; sym-
bolisches Kapital und Herrschaft
Zeitdiagno-
se: moderne
Gesellschaft
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Soziologische theorien

  • 1. 226 Komparative Übersicht Autor Aspekt Marx Durkheim Simmel Ansatz Materialismus (Analyse ökonomischer Strukturen) Methodologischer Holismus (‚Positivismus‘) Formale Soziologie Soziologie- verständnis (Sozialphilosophischer Vorläufer) Wissenschaft von den Institu- tionen (Zwang) Soziologie als Analyse von Vergesellschaftungsprozes- sen und -formen Methodik Dialektik (Denken in not- wendig zu überwindenden Widersprüchen) Soziologische Tatbestände wie Dinge betrachten Analyse von Wechselwir- kungen Erklärungs- vorstellung Dialektisch im Ausgang von ökonomischen Strukturen Soziales durch Soziales erklären (Dreischritt: kausal, funktional, pathologisch) Verursachungskonstellatio- nen Gesell- schafts- begriff Klassengesellschaft: Besitz – Besitzlosigkeit Moralische Tatsache (Reali- tät sui generis); zugleich Arbeitsteilungs- und Solida- ritätszusammenhang Prozessual: komplexe Ver- flechtung von Wechselwir- kungen Gesell- schaftstypen Klassenlose, Sklavenhalter-, Feudal-, kapitalistische und kommunistische Gesell- schaftsformation Segmentär differenzierte (tra- ditionale) und funktional differenzierte (moderne) Gesellschaften Traditionale und moderne Gesellschaft Macht und Herrschaft Herrschende – Beherrschte (antagonistische Klassenver- hältnisse) -- -- Soziale Ungleichheit Arbeitsteilung und Ausbeu- tung (Besitz–Besitzlosigkeit) -- -- Sozialer Wandel Teleologisch; Widersprüche zwischen Produktivkräften und Produktionsverhältnissen führen (sofern bewusst) zu revolutionären Umbrüchen Offener Prozess; dynamisie- rende Faktoren: Volumen und Dichte der Bevölkerung; Arbeitsteilungsformen Von einer Konzentrik zur Kreuzung sozialer Kreise; dynamisierender Faktor: fortschreitende Individuali- sierung Soziale Differenzie- rung Klassen: Besitz–Besitzlosig- keit an Produktionsmitteln – antagonistische Klassenver- hältnisse Segmentäre Differenzierung – funktionale Differenzie- rung Pluralisierung sozialer Kreise Soziale Integration Klassenbewusstsein („Klasse für sich“) Produktion von Kollektivbe- wusstsein: Mechanische Solidarität qua Geburt, Organische Solidarität qua Arbeitsteilung Soziologische Apriori, Kreuzung sozialer Kreise Zeitdiagno- se: moderne Gesellschaft Ökonomisch begründete Ausbeutung und Entfrem- dung (Zwangsphänomene) Individualisierung führt zu Anomie und Demoralisie- rung (Desintegration) Individualisierung sowie Auseinandertreten von subjektiver und objektiver Kultur
  • 2. 227 Autor Aspekt Weber Elias Parsons Ansatz Verstehende Soziologie (methodologischer Individua- lismus) Prozess- und Figurationsso- ziologie Handlungsanalytische Sys- temtheorie Soziologie- verständnis Wissenschaft vom sozialen Handeln Wissenschaft der Verflech- tungszusammenhänge Gesellschaftstheorie und Theorie der Sozialwissen- schaften Methodik Erklären und Verstehen (idealtypische Begriffe) Historische Analyse Funktionsanalyse sozialer Systeme Erklärungs- vorstellung Ursächlich erklären (Wahl- verwandtschaften, z.B. Calvinismus und Kapitalis- mus) Identifizierung historischer Entwicklungsmuster (Struk- turen) Erklären über die Identifizie- rung not-wendig zu lösender Funktionsprobleme Gesell- schafts- begriff Prozessual: Vergesell- und Vergemeinschaftung; das Nebeneinander von Wertsphären Verflechtungszusammenhang (Handlungsketten, Figuratio- nen) Normativ integrierter Funkti- onszusammenhang; funktio- nal stabilisiertes ‚Ganzes‘ (AGIL) Gesell- schaftstypen (Frühe, vormoderne – mo- derne Vergesellschaftungsty- pen) Monozentrische – Multizen- tische Gesellschaften Primitive, hochkulturelle, vormoderne und moderne Gesellschaft Macht und Herrschaft Herrschaftstypen (charisma- tische, traditionale, rational- legale) als Institutionalisie- rungsformen von Macht Figurationen als historisch spezifische Machtkonstellati- onen Politisches System (theore- tisch: nicht übergeordnet); Medium: Macht Soziale Ungleichheit Klassenlagen und ständische Lagen; Besitz- und Erwerbs- klassen, Soziale Klassen Ausschließungsprozesse: Etablierte – Außenseiter Einkommen, Macht, Prestige Sozialer Wandel Ambivalenter, offener Pro- zess; kulturelle Rationalisie- rung (Entzauberung) und gesellschaftliche Rationali- sierung (Bürokratisierung) Offener Prozess: Konkur- renzkampf, Wandel von Figurationen aufgrund nicht- intendierter Handlungsfol- gen; Zivilisierungsprozess: vom Fremd- zum Selbstzwang Evolution: gerichteter und unumkehrbarer Prozess; evo- lutionäre Universalien führen zur Steigerung gesellschaftli- cher Anpassungsfähigkeit Soziale Differenzie- rung Differenzierung kultureller Wertsphären Figurationen, Machtungleichgewichte Fortschreitende Subsystem- bildung (Differenzierung löst Folgeprobleme von Differen- zierungen) Soziale Integration Legitimitätsglaube an Herr- schaftsordnungen, Zurech- nungsmodi (Fachschulung, bürokratische Prozesse) Zwang: qua fortschreitender Affektkontrolle vom Fremd- zwang zum Selbstzwang; Zunahme langer Handlungs- ketten: Interdependenzen Institutionalisierung (Rollen) – Internalisierung (Normen) – Sozialisierung (Motive); Erwartungsstrukturen; wechselseitige intersystemi- sche Austauschbeziehungen (double interchanges) und Kontrollhierarchie Zeitdiagno- se: moderne Gesellschaft Kulturelle Pluralisierung und gesellschaftliche Bürokrati- sierung führen zu Sinn- und Freiheitsverlust Individuell: Über-Ich-Domi- nanz Gesellschaftlich: Monopoli- sierungen Folgeprobleme funktionaler Differenzierung Komparative Übersicht
  • 3. 228 Komparative Übersicht Autor Aspekt Schütz Berger & Luckmann Ansatz Sozial- und Wissenstheorie Sozial-, Wissens- und Gesellschaftstheorie Soziologie- verständnis Reflexive Analyse der Strukturen der Le- benswelt Reflexive Analyse der Konstruktionsprozesse sozialer Sinnzusammenhänge Methodik Phänomenologisch sowie wissens- und hand- lungsanalytisch Sozialkonstruktivistisch (wissens- und hand- lungsanalytisch) Erklärungs- vorstellung Verstehend-rekonstruktiv Verstehend-rekonstruktiv Gesell- schafts- begriff Geflecht von Wirkensbeziehungen und Wis- sensordnungen Geflecht von Wirkensbeziehungen und Wis- sensordnungen in wechselseitiger Formierung von Institutionalisierungs- und Legitimie- rungsprozessen Gesell- schaftstypen (Frühe – moderne Gesellschaften) (Frühe – moderne Gesellschaften) Macht und Herrschaft Wissensformierung Wissensformierung, Deutungsmacht und soziale Kontrolle Soziale Ungleichheit Ungleiche Verteilung von Wissen Ungleiche Verteilung von Wissen als Res- source für politische Beteiligung und die Akkumulation von Lebenschancen Sozialer Wandel Grundlegende Prozessperspektive: fundamen- tale Dialektik; Habitualisierung – Typisierung – Institutionalisierung Grundlegende Prozessperspektive: fundamen- tale Dialektik; Habitualisierung – Typisierung – Institutionalisierung Soziale Differenzie- rung Sinndifferenzierung in mannigfaltige Wirk- lichkeiten Symbolische Sinnwelten als soziale Kon- struktionen kommunikativer Prozesse; Institu- tionalisierung von Wissensmodi und Wis- sensakteuren Soziale Integration Geteiltes Wissen Nomosbildender Prozess qua kommunikativer Praktiken und Konstruktionen Zeitdiagno- se: moderne Gesellschaft Sinnpluralisierung Kulturelle Pluralisierung
  • 4. 229 Autor Aspekt Habermas Luhmann Coleman Ansatz Kritische Gesellschaftstheo- rie Systemtheorie Rational-Choice Theorie Soziologie- verständnis Aufklärung, Gesellschafts- theorie Soziologie als Theorie der Gesellschaft Aufklärung über Kausalzu- sammenhänge Methodik Rekonstruktive Analyse (normativer Implikationen) Konstruktivistisch (Beobach- tungen zweiter Ordnung) – Koevolution von Sozialstruk- tur und Semantik Nutzenkalkulatorisch (allge- meine Theorie) Erklärungs- vorstellung Verstehend-rekonstruktiv Erklären durch Verweis auf die Strukturen gesellschaftli- cher Differenzierungsformen (funktionale Analyse) Deduktiv-nomologisch; Makro-Mikro-Makro- Erklärungen Gesell- schafts- begriff Systemisch stabilisierter Zusammenhang sozial inte- grierter Gruppen Soziales System als Kommu- nikationssystem (kommuni- kative Erreichbarkeit = Welt- gesellschaft) Soziales System als Tausch- system Gesell- schaftstypen Frühe, hochkulturelle, mo- derne Gesellschaften Segmentäre, stratifizierte, funktional differenzierte Gesellschaften Traditionale (symmetrische), moderne (asymmetrische) Gesellschaften Macht und Herrschaft Politische und administrative Systeme und Eliten Moderne Gesellschaften als der Idee nach ent- hierarchisierte Gesellschaften Herrschaftsbeziehungen aufgrund von Verfügungs- und Tauschrechten; struktu- relle Dominanz korporativer Akteure qua Ressourcenak- kumulationschancen Soziale Ungleichheit Ungleiche materielle Repro- duktion Ausschluss aus gesellschaft- lichen Teilsystemen (Exklu- sion) Bildung und Verfügen über Ressourcen Sozialer Wandel Rationalisierung (Versprach- lichung des Sakralen, Sys- temausdifferenzierung) Differenzierungsdynamik Asymmetrisierung sozialer Beziehungen Soziale Differenzie- rung Lebenswelt in institutionelle Ordnungen, System in Sub- systeme gegliedert Segmentäre, stratifikatori- sche, funktionale Differen- zierung Schichten Soziale Integration Sozialintegration (kommuni- kativ, Lebenswelt) und Sy- stemintegration (strategisch, System), Recht und Solidari- täten Kontingenzreduktion qua Stabilisierung von Erwar- tungsstrukturen; gleichzeitige Unter- und Überintegration Normative Integration und Tausch Zeitdiagno- se: moderne Gesellschaft Kolonialisierung der Le- benswelt durch systemische Imperative Weltgesellschaft, Risiko Entdifferenzierung, Ökolo- gie, Massenmedien, Exklusi- onsprozesse Asymmetrische Gesellschaft Komparative Übersicht
  • 5. 230 Komparative Übersicht Autor Aspekt Foucault Bourdieu Ansatz Strukturale Machtanalyse Strukturalistischer Konstruktivismus Soziologie- verständnis Aufklärung über die Kontingenz und Macht- förmigkeit von Diskursen und (institutionel- len) Praktiken Aufklärung über das scheinbar Selbstver- ständliche Methodik Archäologie Genealogie Analyse gesellschaftlicher (symbolischer) Reproduktionsprozesse und damit einherge- hender Anerkennungen und Verkennungen Erklärungs- vorstellung Historische (genealogische) Analyse von Machtformen Historisch-genetisch Gesell- schafts- begriff Historische Formierung des Sozialen durch Diskurse (Epistemai) und Dispositive (diskur- sive und nicht-diskursive Praktiken) Sozial und symbolisch strukturierter Raum unterschiedlicher Machtfelder Gesell- schaftstypen Diskurs- und Dispositivformationen als Epochenschwellen Frühe und moderne Gesellschaften (Tausch) Macht und Herrschaft Überwachung (soziale Kontrolle), Diszipli- nierung, Gou-vernementalität und Biopolitik Symbolische Macht; Herrschende und beherrschte Klassen mit klassenspezifischen Habitus und Lebensstilen Soziale Ungleichheit Regulierung des Zugangs zu Diskursen (Macht) und Strukturierung sozialer Wirk- lichkeit durch Raum-Zeit-Sozial-Regime Klassenstruktur aufgrund ungleichen Kapital- volumens und ungleicher Kapitalstruktur (Distinktionsgeschmack als Abgrenzungsme- chanismus) Sozialer Wandel Wandel von Diskursformen (von Epistemai) und Dispositiven Veränderungen der feldspezifischen Konver- tierungsregeln für Kapitalien durch Positions- kämpfe Soziale Differenzie- rung Diskurse (Epistemai) Macht (Dispositive) Kapitalvolumen, -struktur und -laufbahn in sozialen Feldern, Distinktion über Geschmack Soziale Integration (Normalisierung, Disziplinierung, Regierung) qua ‚internalisierter‘ sozialer Kontrolle; historische (institutionelle, diskursive) For- mierung Klassenspezifische Strukturierung der Habi- tus; illusio- und hysteresis-Effekte; sym- bolisches Kapital und Herrschaft Zeitdiagno- se: moderne Gesellschaft Niedergang des humanistischen Macht- Wissen-Komplexes; evtl. Ende des Menschen als Episteme der Moderne Ökonomisierung des Sozialen