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VEREINTE NATIONEN




                        ZIELVORGABE

    Ziel 1              Zwischen 1990 und 2015 den Anteil der Menschen
                        halbieren, deren Einkommen weniger als 1 Dollar pro
                        Tag beträgt
    Beseitigung     Die weltweite Wirtschaftskrise verhindert
    der extremen    Fortschritte im Kampf gegen die Armut
                    Anteil der Menschen, die mit weniger als 1,25 Dollar pro Tag auskommen

    Armut und       müssen – 1990, 1999 und 2005 (Prozent)
                    Afrika südlich der Sahara
                                                                              57

    des Hungers     Südasien
                                                                     51
                                                                               58


                                                                    49
                                                            42
                                                          39
                    Südostasien
                                                          39
                                                  35
                                  19
                    Ostasien
                                                                                60
                                                     36
                               16
                    Lateinamerika & Karibik
                          11
                           11                           1990
                             8                          1999
                    Westasien                           2005
                       2                                2015 (Zielwert)
                         4
                       6
                    Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS)
                        3
                         8
                      5
                    Nordafrika
                          5
                         4
                        3
                    Südosteuropäische Transformationsländer
                     0,1
                       2
                      1
                    Entwicklungsregionen*
                                                42
                                         31
                                         25

                    0       10         20       30             40        50         60   70

                    * Umfasst alle Entwicklungsregionen, die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten und die
                    Transformationsländer Südosteuropas.


                    Die Zahl der weltweit in extremer Armut lebenden Menschen wird 2009
                    voraussichtlich um 55 bis 90 Millionen höher liegen als vor der Weltwirt-
                    schaftskrise erwartet, wobei sich die konkreten Auswirkungen allerdings
                    nach Regionen und Ländern unterscheiden werden. Nach aktuellen Hoch-

6
MILLENNIUMS-ENTWICKLUNGSZIELE – BERICHT 2009




rechnungen werden die Armutsquoten in den Entwick-       Vor der Krise nahm die Armutstiefe in fast
lungsländern insgesamt 2009 noch fallen, aber sehr
viel langsamer als vor dem Abschwung. Für manche
                                                         allen Regionen ab
Länder kann dies darüber entscheiden, ob sie ihr Ziel
                                                         Armutslückenverhältnis bei 1,25 Dollar pro Tag – 1990, 1999 und 2005
der Armutsminderung erreichen oder nicht. In Afrika
                                                         (in Prozent)
südlich der Sahara und in Südasien werden in einigen
der anfälligeren und wachstumsschwachen Volkswirt-       Afrika südlich der Sahara
schaften sowohl die Zahl der Armen als auch die Ar-                                                                       26
                                                                                                                          26
mutsquote voraussichtlich weiter steigen.                                                                   21
                                                         Südasien
Vor der Wirtschaftskrise und dem Anstieg der Nah-                                        14
rungsmittelpreise war die Zahl der in den Entwick-                               11
                                                                               10
lungsregionen in extremer Armut lebenden Menschen
                                                         Südostasien
– Menschen, die mit weniger als 1,25 Dollar pro Tag                              11
(Basisjahr: 2005) auskommen müssen – von 1,8 Milliar-                          10
den im Jahr 1990 auf 1,4 Milliarden im Jahr 2005 ge-           4
                                                         Ostasien
sunken. Demzufolge lebte 2005 etwas mehr als ein
                                                                                                            21
Viertel der Bevölkerung der Entwicklungsländer in ex-                             11
tremer Armut, wohingegen es 1990 noch fast die Hälf-             4
te gewesen war. In Ostasien war hauptsächlich dank       Lateinamerika & Karibik
des raschen Wirtschaftswachstums in China, durch das             4                            1990
                                                                 4                            1999
475 Millionen Menschen aus der extremen Armut be-             3
freit wurden, ein drastischer Rückgang der Armutsquo-                                         2005
                                                         Westasien
te zu verzeichnen. Anderswo stellten sich Fortschritte       1
langsamer ein, und in einigen Regionen trug das Bevöl-       1
                                                                2
kerungswachstum ursächlich dazu bei, die Zahl der
                                                         GUS
Mittellosen zu erhöhen. In Afrika südlich der Sahara         1
lebten 2005 100 Millionen mehr Menschen in extremer         2
Armut als 1990, und die Armutsquote lag weiter über         2
50 Prozent, wenngleich sie nach 1999 zu sinken be-       Nordafrika
                                                             1
gann. Weltweit gesehen wird die Zielvorgabe, die Ar-         1
mutsquote bis 2015 zu halbieren, wohl erreicht wer-          1
den. Einige Regionen werden jedoch weit dahinter zu-     Südosteuropäische Transformationsländer
rückbleiben, und bis zu 1 Milliarde Menschen werden       0
                                                            0,5
bis zum Zieldatum wohl weiter in extremer Armut le-        0,2
ben.                                                     Entwicklungsregionen*
                                                                                  14
                                                                             11
                                                                       8

                                                         0           5            10           15           20            25           30


                                                         * Umfasst alle Entwicklungsregionen, die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten und die
                                                         Transformationsländer Südosteuropas.

                                                         Wie groß die Herausforderung der Armutsbeseitigung ist, misst sich nicht
                                                         nur an der Zahl der armen Menschen weltweit, sondern auch daran, wie
                                                         weit sie die Armutsgrenze unterschreiten. Mit dem Anstieg der Durch-
                                                         schnittseinkommen seit 2000 konnten sich viele Menschen aus der Armut
                                                         befreien, und die Armutstiefe der weiter in extremer Armut verharrenden
                                                         Menschen nahm ab. Bei einer Armutsgrenze von 1,25 Dollar pro Tag ging
                                                         das Armutslückenverhältnis zwischen 1990 und 2005 in allen Regionen
                                                         außer Westasien zurück. 2005 war die Armutstiefe in Afrika südlich der
                                                         Sahara am größten, sank dort jedoch seit 1999 auf den Stand Ostasiens im
                                                         Jahr 1990. Die Weltwirtschaftskrise im Verein mit hohen Nahrungsmittel-
                                                         preisen hat wohl eine Umkehr dieser positiven Trends bewirkt.
                                                                                                                                              7
VEREINTE NATIONEN




 Konflikte stürzen Millionen in                                                    ZIELVORGABE

 die Armut                                                                         Produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige
                                                                                   Arbeit für alle, einschließlich Frauen und junger
Zahl der Binnenvertriebenen und Flüchtlinge –                                      Menschen, verwirklichen
1999-2008 (in Millionen)

 30
                                            25,3                 26,0 26,0
                                                                               Düstere Aussichten im Bereich Erwerbsarmut
                       25,0 25,0     24,6                 24,4
                                                   23,7
 25     21,3    21,2                                                           Anteil der Erwerbstätigen, die mit weniger als 1,25 Dollar pro Tag
                                                                               auskommen müssen – 1997, 2007 und 2008 (Hochrechnung) (in Prozent)
 20
                                                                               Afrika südlich der Sahara
 15                                                                                                                                                      64
                15,9   16,0                                      16,0
        15,4                                                            15,2
                              14,6
                                     13,7   13,8          14,3                                                                                     58
                                                   13,0
 10                                                                                                                                                      64
                                                                               Südasien
    5                                                                                                                                         55
               Binnenvertriebene                          Flüchtlinge                                                     38
    0                                                                                                                               44
        1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008
                                                                               Ozeanien
                                                                                                                          37
Konflikte und Verfolgung sind Hauptgründe dafür,                                                                     35
dass Menschen ihr Zuhause verlassen und entweder                                                                          38
in ihrem eigenen Land oder jenseits seiner Grenzen                             GUS (Asien)
                                                                                                           26
zu Flüchtlingen werden. Sie verfügen in der Regel
                                                                                                    21
weder über eine Beschäftigung noch über einen fes-                                                   23
ten Wohnsitz und fallen ohne soziales Sicherungsnetz                           Südostasien
schnell in Armut. Die Zahl der Binnenvertriebenen lag                                                                36
in den vergangenen beiden Jahren weltweit unverän-                                             17
                                                                                                    21
dert bei 26 Millionen. Hingegen kehrten 2008 mehr
                                                                               Ostasien
als 600.000 Menschen freiwillig in ihr Herkunftsland                                                              38
zurück, und die Zahl der Flüchtlinge sank. Ende 2008                                     11
standen noch immer schätzungsweise 4,7 Millionen                                           13
Flüchtlinge unter der Obhut des Hilfswerk der Verein-                          Südosteuropäische Transformationsländer
ten Nationen für Palästinaflüchtlinge im Nahen Osten                                             20
                                                                                         11
(UNRWA). Das Amt des Hohen Flüchtlingskommissars
                                                                                           13
der Vereinten Nationen (UNHCR) vermittelte Hilfe an                            Westasien
weitere 10,5 Millionen Menschen, fast die Hälfte da-                                    9
von Flüchtlinge aus Afghanistan (2,8 Millionen) und                                     10
Irak (1,9 Millionen).                                                                                25
                                                                               Lateinamerika & Karibik
                                                                                           13
                                                                                    7
                                                                                      8
                                                                                                                 1997
                                                                               Nordafrika
                                                                                    6                            2007
                                                                                3                                2008 ungünstigste Prognose
                                                                                3
                                                                               GUS (Europa)
                                                                                 4
                                                                                0,1
                                                                                0,2
                                                                               Entwickelte Regionen
                                                                                              16
                                                                                        9
                                                                                        10
                                                                               Entwicklungsregionen
                                                                                                                     41
                                                                                                     24
8                                                                                                       28

                                                                               0          10        20          30             40        50             60    70
MILLENNIUMS-ENTWICKLUNGSZIELE – BERICHT 2009




Es ist wohl davon auszugehen, dass sich die hohen          Wirtschaftsturbulenzen drängen viele Millionen
Energie- und Rohstoffpreise Anfang 2008, noch ver-
schärft durch einen schweren Wirtschaftsabschwung in
                                                           Menschen in prekäre Beschäftigungsverhältnisse
der zweiten Jahreshälfte, in erheblichem Maße negativ
                                                           Anteil der Selbständigen und der Familienarbeitskräfte an der
auf den Anteil der in extremer Armut lebenden Er-
                                                           Gesamtbeschäftigung – Hochrechnungen nach Szenario 2 für 2008,
werbstätigen ausgewirkt haben. Dabei handelt es sich       Frauen und Männer (in Prozent)
um Menschen, die zwar erwerbstätig sind, jedoch nicht
                                                           Ozeanien
genug verdienen, um für sich selbst und ihre Familie
                                                                                                                                            86
die Armutsgrenze von 1,25 Dollar pro Tag zu über-                                                                                73
schreiten. Die bis 2007 zu beobachtenden ermutigen-        Afrika südlich der Sahara
den Trends werden für 2008 wohl rückläufig sein oder                                                                                     85
günstigstenfalls stagnieren. Die Internationale Arbeits-                                                                          74
organisation (IAO) sieht drei Szenarien. Im ungünstigs-    Südasien
                                                                                                                                        84
ten Fall wird die Erwerbsarmut in den Entwicklungsre-
                                                                                                                                  74
gionen von 24 Prozent der Erwerbstätigen im Jahr           Südostasien
2007 auf 28 Prozent im Jahr 2008 ansteigen. Das mittle-                                                                     67
re Szenario zeigt einen prozentualen Anstieg der Er-                                                              61
werbsarmut in den meisten Regionen und einen An-           Ostasien
                                                                                                                       63
stieg auf 25 Prozent für alle Entwicklungsländer. Selbst
                                                                                                             54                        Frauen
im besten Fall bleiben Fortschritte auf dem Gebiet der
                                                           Nordafrika                                                                  Männer
Erwerbsarmut in Afrika südlich der Sahara völlig aus.                                                   51
                                                                                     31
Die Beschäftigungsquote ist ein guter Indikator für die    Westasien
Fähigkeit einer Volkswirtschaft, Arbeitsplätze zu schaf-                                  38
                                                                                28
fen. In den meisten Ländern liegt diese Quote zwi-
                                                           GUS (Asien)
schen 55 und 75 Prozent. Dennoch ist es durchaus                                          37
möglich, dass eine hohe Beschäftigungsquote und ho-                                         40
he Armutsindikatoren nebeneinander bestehen, weil          Lateinamerika & Karibik
die Menschen arbeiten müssen, um zu überleben, und                                  35
auf die Qualität ihres Arbeitsplatzes keine Rücksicht                               35
nehmen können. Dies ist in Afrika südlich der Sahara       Südosteuropäische Transformationsländer
                                                                            27
der Fall, das zwar von allen Regionen die zweithöchste                       28
Erwachsenen-Beschäftigungsquote (etwa 74 Prozent),         GUS (Europa)
jedoch die niedrigste Arbeitsproduktivität aufweist.           10
Mehr als die Hälfte der Erwerbstätigen in dieser Region         11
lebte in extremer Armut, und mehr als drei Viertel der     Entwickelte Regionen
                                                                9
Erwerbstätigen befanden sich in einem prekären Be-
                                                                  12
schäftigungsverhältnis.                                    Entwicklungsregionen
                                                                                                                            67
Zwischen 1998 und 2008 stieg die Beschäftigungsquo-                                                               60
te von Frauen weltweit von 48 auf 49 Prozent. Dennoch
befinden sich noch immer weitaus mehr Frauen als           0      10       20        30        40        50        60            70    80        90
Männer außerhalb des Arbeitsmarktes. Die Beschäfti-
gungsquote von Frauen liegt in Nordafrika und West-        Wenn man das zweite Szenario der IAO ansetzt, das angesichts der Schwe-
asien besonders niedrig, nämlich um 45 Prozentpunkte       re der Wirtschaftskrise als das realistischste gilt, könnte die Zahl der Men-
niedriger als für Männer. In Südasien liegt sie um         schen in den Entwicklungsregionen, die sich in prekären Beschäftigungs-
44 Prozentpunkte unter der von Männern.                    verhältnissen befinden, 2008 um 77 Millionen höher liegen als 2007 und
                                                           würden die ermutigenden Trends der letzten zehn Jahre umgekehrt. Men-
                                                           schen in prekären Beschäftigungsverhältnissen verrichten entweder un-
                                                           bezahlte Arbeit in Familienbetrieben oder sind Selbständige und kommen
                                                           in der Regel nicht in den Genuss der Sicherheitsnetze, die während harter
                                                           wirtschaftlicher Zeiten vor Einkommensverlust schützen. Nach beiden
                                                           Szenarien waren 2008 wahrscheinlich weit über 80 Prozent der weiblichen
                                                           Erwerbsbevölkerung in Ozeanien, Subsahara-Afrika und Südasien in pre-
                                                           kären Beschäftigungsverhältnissen tätig.
                                                                                                                                                      9
VEREINTE NATIONEN




Die Arbeitsproduktivität in den                               wichtig, dass neben Produktivitätssteigerungen auch Verbesserungen in
                                                              Bildung und Ausbildung zustande kommen, sodass die zukünftige Er-
Entwicklungsregionen ist weiter                               werbsbevölkerung besser auf die Arbeitsplatzanforderungen vorbereitet
niedrig – ein schlechtes Zeichen                              ist. In den Entwicklungsregionen ist die Arbeitsproduktivität in den letzten
für die künftige Schaffung von                                zehn Jahren nur unwesentlich angestiegen und dabei weit hinter der der
Arbeitsplätzen                                                entwickelten Regionen zurückgeblieben. In Ostasien, der Gemeinschaft
                                                              Unabhängiger Staaten (GUS) und den Transformationsländern Südosteu-
Produktionsleistung pro Beschäftigten in konstanten           ropas wurden deutliche Fortschritte erzielt. In Afrika südlich der Sahara ist
US-Dollar von 2005 (Kaufkraftparität) – 1998 und 2008         die Produktivität nach wie vor äußerst niedrig, in Ozeanien sogar leicht
(in Tausend)                                                  rückläufig. Die höhere Produktivität in Ostasien ging mit einem scharfen
                                                              Rückgang der Zahl der als erwerbsarm eingestuften Personen im gleichen
Afrika südlich der Sahara
 4                                                            Zeitraum einher. Ähnlich verhielt es sich in den Transformationsländern
 5                                                            Südosteuropas, wo der Anteil dieser Menschen seit 1997 um beinahe
Ozeanien                                                      neun Prozentpunkte zurückging, sich gleichzeitig die Produktivität fast
  6
                                                              verdoppelte und der Anteil prekärer Beschäftigungsverhältnisse sank.
 5
Südasien
 5
   7
Südostasien
   7
     9
Ostasien                        1998
 5                              2008
     11
GUS (Asien)
  6
      12
Nordafrika
         17
          19
Lateinamerika & Karibik
           20
            22
Südosteuropäische Transformationsländer
       14
              25
GUS (Europa)
       14
               26
Westasien
                     35
                          43
Entwickelte Regionen
                                   60
                                             71
Entwicklungsregionen
   8
    11

0        10   20    30    40    50     60     70     80

Die Arbeitsproduktivität ist ein wichtiges Maß der Wirt-
schaftsleistung. Auch lässt sich mit ihrer Hilfe ermitteln,
mit welcher Wahrscheinlichkeit ein Land menschen-
würdige Beschäftigungsmöglichkeiten mit fairer und
ausgewogener Entlohnung schaffen und erhalten
kann. Bei geringfügigen Produktivitätszuwächsen stei-
gen in der Regel auch die Löhne und Gehälter nur we-
nig, und es gibt kein zusätzliches Potenzial für die
Schaffung von Arbeitsplätzen. Darüber hinaus ist es
    10
MILLENNIUMS-ENTWICKLUNGSZIELE – BERICHT 2009




                                                                 Der in den Entwicklungsländern seit 1990-1992 rückläufige Trend bei der
    ZIELVORGABE
                                                                 Unterernährungsquote kehrte sich 2008 hauptsächlich wegen eskalieren-
    Zwischen 1990 und 2015 den Anteil der                        der Nahrungsmittelpreise um. Der Anteil der unterernährten Menschen
    Menschen halbieren, die Hunger leiden                        sank von rund 20 Prozent Anfang der 1990er Jahre auf etwa 16 Prozent
                                                                 zur Mitte der folgenden Dekade. Vorläufigen Schätzungen zufolge erhöh-
                                                                 te er sich 2008 jedoch um einen Prozentpunkt. Der rasche Anstieg der
Hohe Nahrungsmittelpreise                                        Nahrungsmittelpreise sorgte 2008 für einen erhöhten Anteil Hunger lei-
erschwerten Fortschritte bei der                                 dender Menschen in Afrika südlich der Sahara und in Ozeanien. Lässt man
Beseitigung des Hungers                                          China unberücksichtigt, so nahm auch in Ostasien die Hungerprävalenz
                                                                 zu. In den meisten anderen Regionen kam der rückläufige Trend zum Er-
                                                                 liegen.
Bevölkerungsanteil, der unterernährt ist – 1990-1992,
2004-2006 und 2008 (in Prozent)
                                                                 Rückläufige Nahrungsmittelpreise auf dem
Afrika südlich der Sahara
                                                       32        Weltmarkt bedeuten nicht, dass Nahrungsmittel
                                                 28              auf lokalen Märkten erschwinglicher werden
                                                  29
Südasien ohne Indien
                                       24                        Internationaler Nahrungsmittelpreisindex und Index der Verbraucherprei-
                                  22                             se für Nahrungsmittel in ausgewählten Ländern – 2008 (Jahr 2000 = 100)
                                  22
Südasien                                                         300
                                       24
                               22
                                                                 250
                              21
Südostasien
                                       24                        200
                     15
                     15
Ozeanien                                                         150
               12
                13                                                                                                           Nigeria
                   15                                            100                                                         International
Ostasien ohne China                                                                                                          Brasilien
          8
                                                                  50                                                         China
              12
                13                                                                                                           Indien (Industriearbeiter)
Ostasien
                   15                                              0
                10                                                          Jan Feb März Apr Mai Jun                   Jul    Aug Sep Okt Nov Dez
                10                                               Anmerkung: Der Nahrungsmittelpreisindex errechnet sich aus dem Durchschnitt der Preisindizes für
Lateinamerika & Karibik                                          sechs Gütergruppen, gewichtet mit dem durchschnittlichen Exportanteil jeder dieser Gruppen für die
              12                                                 Jahre 2002-2004.
            8
            8                                                    Wird der Kampf gegen den Hunger nicht entschlossen geführt, könnte es
Westasien                                                        zu einer anhaltenden Nahrungsmittelkrise kommen. In Anbetracht der
        6                               1990-1992
          8
                                                                 rückläufigen Nahrungsmittelpreise auf dem Weltmarkt in der zweiten Jah-
                                        2004-2006
          8                                                      reshälfte 2008 hätten die Preise auf den lokalen Märkten innerhalb relativ
                                        2008
Nordafrika                              2015 (Zielwert)          kurzer Zeit sinken sollen. Dazu kam es jedoch nicht, und in vielen Entwick-
      3                                                          lungsländern, beispielsweise Brasilien, Indien und Nigeria, und in geringe-
      3                                                          rem Maße auch in China, verbesserte sich der Zugang der Verbraucher zu
      3
                                                                 Nahrungsmitteln nicht wie erwartet. Insbesondere in den am schwersten
Entwicklungsregionen
                             20                                  betroffenen Ländern sollten die Regierungen und ihre Entwicklungspart-
                       16                                        ner Maßnahmen durchführen, um die Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln
                        17                                       zu erhöhen, indem sie unter anderem die Produktion steigern und durch
                                                                 verstärkte sozialpolitische Maßnahmen die negativen Auswirkungen hö-
0      5      10       15     20            25         30   35   herer Nahrungsmittelpreise, insbesondere auf die Armen, abzufangen su-
                                                                 chen.


                                                                                                                                                                11
VEREINTE NATIONEN




Geringfügige Fortschritte bei der                                       Die noch vor dem Anstieg der Nahrungsmittelpreise erhobenen Daten
                                                                        zeigen, dass Kinder in den ärmsten Haushalten der Entwicklungsländer
Kinderernährung werden durch                                            mehr als doppelt so häufig untergewichtig waren wie die in den reichsten
hohe Nahrungsmittelpreise und die                                       Haushalten. In ähnlicher Weise waren Kinder in ländlichen Gebieten eher
Weltwirtschaftslage wohl zunichte                                       untergewichtig als in Städten und Großstädten lebende Kinder.
gemacht
                                                                        Der Ernährung von Kindern, insbesondere aus gesellschaftlich schwäche-
Anteil der untergewichtigen Kinder unter fünf Jahren –                  ren Gruppen, muss bei der nationalen Entwicklung höhere Priorität beige-
1990 und 2007 (in Prozent)                                              messen werden. Dazu gehören die Aufnahme des Stillens innerhalb einer
                                                                        Stunde nach der Geburt, das volle Stillen während der ersten sechs Le-
Südasien
                                                                        bensmonate, rechtzeitige und geeignete Beikost ab einem Alter von sechs
                                                       54
                                                 48                     Monaten und Teilstillen bis zu einem Alter von zwei Jahren und darüber
Afrika südlich der Sahara                                               hinaus. Auch die Verhütung eines niedrigen Geburtsgewichts ist wichtig.
                                 31                                     Die Ernährungssituation der Mutter vor und während der Schwanger-
                            28                                          schaft beeinflusst maßgeblich das Geburtsgewicht des Kindes. Das Ge-
Südostasien                                                             burtsgewicht wiederum hat einen entscheidenden Einfluss auf die Überle-
                                      37
                                                                        benschancen, das Wachstum, die langfristige Gesundheit und die psycho-
                       25
Westasien                                                               soziale Entwicklung des Neugeborenen. In Südasien ist im Vergleich zum
         14                                                             Rest der Welt niedriges Geburtsgewicht am häufigsten – ein Viertel der
         14                                                             Neugeborenen wiegt unter 2.500 Gramm – und die Prävalenz von Unter-
Ostasien                                                                gewicht bei Kindern am höchsten.
           17
    7                                       1990
Nordafrika                                  2007
      11
    7
Lateinamerika & Karibik
      11
   6
Entwicklungsregionen
                                 31
                         26

0                   20                     40                   60

Anmerkung: Die Schätzungen der Prävalenz von Untergewicht bei Kindern
basieren auf der Referenzbevölkerung, die vom Nationalen Zentrum für
Gesundheitsstatistiken (USA), der Weltgesundheitsorganisation und dem
Zentrum für die Kontrolle und Eindämmung von Krankheiten (USA)
verwendet wird.

Eine angemessene Ernährung ist für die Entwicklung
des Immunsystems, der motorischen und der kogniti-
ven Fähigkeiten von Kindern unerlässlich. Dennoch ist
in den Entwicklungsregionen etwa ein Viertel der Kin-
der untergewichtig. Dies kann tödliche Folge haben:
Mehr als ein Drittel aller Kindstode weltweit lassen sich
auf Unterernährung zurückführen. In den Entwick-
lungsländern ging der Anteil der untergewichtigen
Kinder unter fünf Jahren zwischen 1990 und 2007 um
lediglich fünf Prozentpunkte – von 31 auf 26 Prozent –
zurück. Selbst wenn es zwischenzeitlich nicht zu einem
Anstieg der Nahrungsmittelpreise und zu einer Wirt-
schaftskrise gekommen wäre, könnte bei gleich blei-
bendem Fortschrittsverlauf das Ziel, die Prävalenz von
Untergewicht um die Hälfte zu senken, nicht erreicht
werden.

    12
MILLENNIUMS-ENTWICKLUNGSZIELE – BERICHT 2009




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Ziel1: Beseitigung der extremen Armut und des Hungers

  • 1. VEREINTE NATIONEN ZIELVORGABE Ziel 1 Zwischen 1990 und 2015 den Anteil der Menschen halbieren, deren Einkommen weniger als 1 Dollar pro Tag beträgt Beseitigung Die weltweite Wirtschaftskrise verhindert der extremen Fortschritte im Kampf gegen die Armut Anteil der Menschen, die mit weniger als 1,25 Dollar pro Tag auskommen Armut und müssen – 1990, 1999 und 2005 (Prozent) Afrika südlich der Sahara 57 des Hungers Südasien 51 58 49 42 39 Südostasien 39 35 19 Ostasien 60 36 16 Lateinamerika & Karibik 11 11 1990 8 1999 Westasien 2005 2 2015 (Zielwert) 4 6 Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) 3 8 5 Nordafrika 5 4 3 Südosteuropäische Transformationsländer 0,1 2 1 Entwicklungsregionen* 42 31 25 0 10 20 30 40 50 60 70 * Umfasst alle Entwicklungsregionen, die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten und die Transformationsländer Südosteuropas. Die Zahl der weltweit in extremer Armut lebenden Menschen wird 2009 voraussichtlich um 55 bis 90 Millionen höher liegen als vor der Weltwirt- schaftskrise erwartet, wobei sich die konkreten Auswirkungen allerdings nach Regionen und Ländern unterscheiden werden. Nach aktuellen Hoch- 6
  • 2. MILLENNIUMS-ENTWICKLUNGSZIELE – BERICHT 2009 rechnungen werden die Armutsquoten in den Entwick- Vor der Krise nahm die Armutstiefe in fast lungsländern insgesamt 2009 noch fallen, aber sehr viel langsamer als vor dem Abschwung. Für manche allen Regionen ab Länder kann dies darüber entscheiden, ob sie ihr Ziel Armutslückenverhältnis bei 1,25 Dollar pro Tag – 1990, 1999 und 2005 der Armutsminderung erreichen oder nicht. In Afrika (in Prozent) südlich der Sahara und in Südasien werden in einigen der anfälligeren und wachstumsschwachen Volkswirt- Afrika südlich der Sahara schaften sowohl die Zahl der Armen als auch die Ar- 26 26 mutsquote voraussichtlich weiter steigen. 21 Südasien Vor der Wirtschaftskrise und dem Anstieg der Nah- 14 rungsmittelpreise war die Zahl der in den Entwick- 11 10 lungsregionen in extremer Armut lebenden Menschen Südostasien – Menschen, die mit weniger als 1,25 Dollar pro Tag 11 (Basisjahr: 2005) auskommen müssen – von 1,8 Milliar- 10 den im Jahr 1990 auf 1,4 Milliarden im Jahr 2005 ge- 4 Ostasien sunken. Demzufolge lebte 2005 etwas mehr als ein 21 Viertel der Bevölkerung der Entwicklungsländer in ex- 11 tremer Armut, wohingegen es 1990 noch fast die Hälf- 4 te gewesen war. In Ostasien war hauptsächlich dank Lateinamerika & Karibik des raschen Wirtschaftswachstums in China, durch das 4 1990 4 1999 475 Millionen Menschen aus der extremen Armut be- 3 freit wurden, ein drastischer Rückgang der Armutsquo- 2005 Westasien te zu verzeichnen. Anderswo stellten sich Fortschritte 1 langsamer ein, und in einigen Regionen trug das Bevöl- 1 2 kerungswachstum ursächlich dazu bei, die Zahl der GUS Mittellosen zu erhöhen. In Afrika südlich der Sahara 1 lebten 2005 100 Millionen mehr Menschen in extremer 2 Armut als 1990, und die Armutsquote lag weiter über 2 50 Prozent, wenngleich sie nach 1999 zu sinken be- Nordafrika 1 gann. Weltweit gesehen wird die Zielvorgabe, die Ar- 1 mutsquote bis 2015 zu halbieren, wohl erreicht wer- 1 den. Einige Regionen werden jedoch weit dahinter zu- Südosteuropäische Transformationsländer rückbleiben, und bis zu 1 Milliarde Menschen werden 0 0,5 bis zum Zieldatum wohl weiter in extremer Armut le- 0,2 ben. Entwicklungsregionen* 14 11 8 0 5 10 15 20 25 30 * Umfasst alle Entwicklungsregionen, die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten und die Transformationsländer Südosteuropas. Wie groß die Herausforderung der Armutsbeseitigung ist, misst sich nicht nur an der Zahl der armen Menschen weltweit, sondern auch daran, wie weit sie die Armutsgrenze unterschreiten. Mit dem Anstieg der Durch- schnittseinkommen seit 2000 konnten sich viele Menschen aus der Armut befreien, und die Armutstiefe der weiter in extremer Armut verharrenden Menschen nahm ab. Bei einer Armutsgrenze von 1,25 Dollar pro Tag ging das Armutslückenverhältnis zwischen 1990 und 2005 in allen Regionen außer Westasien zurück. 2005 war die Armutstiefe in Afrika südlich der Sahara am größten, sank dort jedoch seit 1999 auf den Stand Ostasiens im Jahr 1990. Die Weltwirtschaftskrise im Verein mit hohen Nahrungsmittel- preisen hat wohl eine Umkehr dieser positiven Trends bewirkt. 7
  • 3. VEREINTE NATIONEN Konflikte stürzen Millionen in ZIELVORGABE die Armut Produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle, einschließlich Frauen und junger Zahl der Binnenvertriebenen und Flüchtlinge – Menschen, verwirklichen 1999-2008 (in Millionen) 30 25,3 26,0 26,0 Düstere Aussichten im Bereich Erwerbsarmut 25,0 25,0 24,6 24,4 23,7 25 21,3 21,2 Anteil der Erwerbstätigen, die mit weniger als 1,25 Dollar pro Tag auskommen müssen – 1997, 2007 und 2008 (Hochrechnung) (in Prozent) 20 Afrika südlich der Sahara 15 64 15,9 16,0 16,0 15,4 15,2 14,6 13,7 13,8 14,3 58 13,0 10 64 Südasien 5 55 Binnenvertriebene Flüchtlinge 38 0 44 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Ozeanien 37 Konflikte und Verfolgung sind Hauptgründe dafür, 35 dass Menschen ihr Zuhause verlassen und entweder 38 in ihrem eigenen Land oder jenseits seiner Grenzen GUS (Asien) 26 zu Flüchtlingen werden. Sie verfügen in der Regel 21 weder über eine Beschäftigung noch über einen fes- 23 ten Wohnsitz und fallen ohne soziales Sicherungsnetz Südostasien schnell in Armut. Die Zahl der Binnenvertriebenen lag 36 in den vergangenen beiden Jahren weltweit unverän- 17 21 dert bei 26 Millionen. Hingegen kehrten 2008 mehr Ostasien als 600.000 Menschen freiwillig in ihr Herkunftsland 38 zurück, und die Zahl der Flüchtlinge sank. Ende 2008 11 standen noch immer schätzungsweise 4,7 Millionen 13 Flüchtlinge unter der Obhut des Hilfswerk der Verein- Südosteuropäische Transformationsländer ten Nationen für Palästinaflüchtlinge im Nahen Osten 20 11 (UNRWA). Das Amt des Hohen Flüchtlingskommissars 13 der Vereinten Nationen (UNHCR) vermittelte Hilfe an Westasien weitere 10,5 Millionen Menschen, fast die Hälfte da- 9 von Flüchtlinge aus Afghanistan (2,8 Millionen) und 10 Irak (1,9 Millionen). 25 Lateinamerika & Karibik 13 7 8 1997 Nordafrika 6 2007 3 2008 ungünstigste Prognose 3 GUS (Europa) 4 0,1 0,2 Entwickelte Regionen 16 9 10 Entwicklungsregionen 41 24 8 28 0 10 20 30 40 50 60 70
  • 4. MILLENNIUMS-ENTWICKLUNGSZIELE – BERICHT 2009 Es ist wohl davon auszugehen, dass sich die hohen Wirtschaftsturbulenzen drängen viele Millionen Energie- und Rohstoffpreise Anfang 2008, noch ver- schärft durch einen schweren Wirtschaftsabschwung in Menschen in prekäre Beschäftigungsverhältnisse der zweiten Jahreshälfte, in erheblichem Maße negativ Anteil der Selbständigen und der Familienarbeitskräfte an der auf den Anteil der in extremer Armut lebenden Er- Gesamtbeschäftigung – Hochrechnungen nach Szenario 2 für 2008, werbstätigen ausgewirkt haben. Dabei handelt es sich Frauen und Männer (in Prozent) um Menschen, die zwar erwerbstätig sind, jedoch nicht Ozeanien genug verdienen, um für sich selbst und ihre Familie 86 die Armutsgrenze von 1,25 Dollar pro Tag zu über- 73 schreiten. Die bis 2007 zu beobachtenden ermutigen- Afrika südlich der Sahara den Trends werden für 2008 wohl rückläufig sein oder 85 günstigstenfalls stagnieren. Die Internationale Arbeits- 74 organisation (IAO) sieht drei Szenarien. Im ungünstigs- Südasien 84 ten Fall wird die Erwerbsarmut in den Entwicklungsre- 74 gionen von 24 Prozent der Erwerbstätigen im Jahr Südostasien 2007 auf 28 Prozent im Jahr 2008 ansteigen. Das mittle- 67 re Szenario zeigt einen prozentualen Anstieg der Er- 61 werbsarmut in den meisten Regionen und einen An- Ostasien 63 stieg auf 25 Prozent für alle Entwicklungsländer. Selbst 54 Frauen im besten Fall bleiben Fortschritte auf dem Gebiet der Nordafrika Männer Erwerbsarmut in Afrika südlich der Sahara völlig aus. 51 31 Die Beschäftigungsquote ist ein guter Indikator für die Westasien Fähigkeit einer Volkswirtschaft, Arbeitsplätze zu schaf- 38 28 fen. In den meisten Ländern liegt diese Quote zwi- GUS (Asien) schen 55 und 75 Prozent. Dennoch ist es durchaus 37 möglich, dass eine hohe Beschäftigungsquote und ho- 40 he Armutsindikatoren nebeneinander bestehen, weil Lateinamerika & Karibik die Menschen arbeiten müssen, um zu überleben, und 35 auf die Qualität ihres Arbeitsplatzes keine Rücksicht 35 nehmen können. Dies ist in Afrika südlich der Sahara Südosteuropäische Transformationsländer 27 der Fall, das zwar von allen Regionen die zweithöchste 28 Erwachsenen-Beschäftigungsquote (etwa 74 Prozent), GUS (Europa) jedoch die niedrigste Arbeitsproduktivität aufweist. 10 Mehr als die Hälfte der Erwerbstätigen in dieser Region 11 lebte in extremer Armut, und mehr als drei Viertel der Entwickelte Regionen 9 Erwerbstätigen befanden sich in einem prekären Be- 12 schäftigungsverhältnis. Entwicklungsregionen 67 Zwischen 1998 und 2008 stieg die Beschäftigungsquo- 60 te von Frauen weltweit von 48 auf 49 Prozent. Dennoch befinden sich noch immer weitaus mehr Frauen als 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 Männer außerhalb des Arbeitsmarktes. Die Beschäfti- gungsquote von Frauen liegt in Nordafrika und West- Wenn man das zweite Szenario der IAO ansetzt, das angesichts der Schwe- asien besonders niedrig, nämlich um 45 Prozentpunkte re der Wirtschaftskrise als das realistischste gilt, könnte die Zahl der Men- niedriger als für Männer. In Südasien liegt sie um schen in den Entwicklungsregionen, die sich in prekären Beschäftigungs- 44 Prozentpunkte unter der von Männern. verhältnissen befinden, 2008 um 77 Millionen höher liegen als 2007 und würden die ermutigenden Trends der letzten zehn Jahre umgekehrt. Men- schen in prekären Beschäftigungsverhältnissen verrichten entweder un- bezahlte Arbeit in Familienbetrieben oder sind Selbständige und kommen in der Regel nicht in den Genuss der Sicherheitsnetze, die während harter wirtschaftlicher Zeiten vor Einkommensverlust schützen. Nach beiden Szenarien waren 2008 wahrscheinlich weit über 80 Prozent der weiblichen Erwerbsbevölkerung in Ozeanien, Subsahara-Afrika und Südasien in pre- kären Beschäftigungsverhältnissen tätig. 9
  • 5. VEREINTE NATIONEN Die Arbeitsproduktivität in den wichtig, dass neben Produktivitätssteigerungen auch Verbesserungen in Bildung und Ausbildung zustande kommen, sodass die zukünftige Er- Entwicklungsregionen ist weiter werbsbevölkerung besser auf die Arbeitsplatzanforderungen vorbereitet niedrig – ein schlechtes Zeichen ist. In den Entwicklungsregionen ist die Arbeitsproduktivität in den letzten für die künftige Schaffung von zehn Jahren nur unwesentlich angestiegen und dabei weit hinter der der Arbeitsplätzen entwickelten Regionen zurückgeblieben. In Ostasien, der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) und den Transformationsländern Südosteu- Produktionsleistung pro Beschäftigten in konstanten ropas wurden deutliche Fortschritte erzielt. In Afrika südlich der Sahara ist US-Dollar von 2005 (Kaufkraftparität) – 1998 und 2008 die Produktivität nach wie vor äußerst niedrig, in Ozeanien sogar leicht (in Tausend) rückläufig. Die höhere Produktivität in Ostasien ging mit einem scharfen Rückgang der Zahl der als erwerbsarm eingestuften Personen im gleichen Afrika südlich der Sahara 4 Zeitraum einher. Ähnlich verhielt es sich in den Transformationsländern 5 Südosteuropas, wo der Anteil dieser Menschen seit 1997 um beinahe Ozeanien neun Prozentpunkte zurückging, sich gleichzeitig die Produktivität fast 6 verdoppelte und der Anteil prekärer Beschäftigungsverhältnisse sank. 5 Südasien 5 7 Südostasien 7 9 Ostasien 1998 5 2008 11 GUS (Asien) 6 12 Nordafrika 17 19 Lateinamerika & Karibik 20 22 Südosteuropäische Transformationsländer 14 25 GUS (Europa) 14 26 Westasien 35 43 Entwickelte Regionen 60 71 Entwicklungsregionen 8 11 0 10 20 30 40 50 60 70 80 Die Arbeitsproduktivität ist ein wichtiges Maß der Wirt- schaftsleistung. Auch lässt sich mit ihrer Hilfe ermitteln, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein Land menschen- würdige Beschäftigungsmöglichkeiten mit fairer und ausgewogener Entlohnung schaffen und erhalten kann. Bei geringfügigen Produktivitätszuwächsen stei- gen in der Regel auch die Löhne und Gehälter nur we- nig, und es gibt kein zusätzliches Potenzial für die Schaffung von Arbeitsplätzen. Darüber hinaus ist es 10
  • 6. MILLENNIUMS-ENTWICKLUNGSZIELE – BERICHT 2009 Der in den Entwicklungsländern seit 1990-1992 rückläufige Trend bei der ZIELVORGABE Unterernährungsquote kehrte sich 2008 hauptsächlich wegen eskalieren- Zwischen 1990 und 2015 den Anteil der der Nahrungsmittelpreise um. Der Anteil der unterernährten Menschen Menschen halbieren, die Hunger leiden sank von rund 20 Prozent Anfang der 1990er Jahre auf etwa 16 Prozent zur Mitte der folgenden Dekade. Vorläufigen Schätzungen zufolge erhöh- te er sich 2008 jedoch um einen Prozentpunkt. Der rasche Anstieg der Hohe Nahrungsmittelpreise Nahrungsmittelpreise sorgte 2008 für einen erhöhten Anteil Hunger lei- erschwerten Fortschritte bei der dender Menschen in Afrika südlich der Sahara und in Ozeanien. Lässt man Beseitigung des Hungers China unberücksichtigt, so nahm auch in Ostasien die Hungerprävalenz zu. In den meisten anderen Regionen kam der rückläufige Trend zum Er- liegen. Bevölkerungsanteil, der unterernährt ist – 1990-1992, 2004-2006 und 2008 (in Prozent) Rückläufige Nahrungsmittelpreise auf dem Afrika südlich der Sahara 32 Weltmarkt bedeuten nicht, dass Nahrungsmittel 28 auf lokalen Märkten erschwinglicher werden 29 Südasien ohne Indien 24 Internationaler Nahrungsmittelpreisindex und Index der Verbraucherprei- 22 se für Nahrungsmittel in ausgewählten Ländern – 2008 (Jahr 2000 = 100) 22 Südasien 300 24 22 250 21 Südostasien 24 200 15 15 Ozeanien 150 12 13 Nigeria 15 100 International Ostasien ohne China Brasilien 8 50 China 12 13 Indien (Industriearbeiter) Ostasien 15 0 10 Jan Feb März Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez 10 Anmerkung: Der Nahrungsmittelpreisindex errechnet sich aus dem Durchschnitt der Preisindizes für Lateinamerika & Karibik sechs Gütergruppen, gewichtet mit dem durchschnittlichen Exportanteil jeder dieser Gruppen für die 12 Jahre 2002-2004. 8 8 Wird der Kampf gegen den Hunger nicht entschlossen geführt, könnte es Westasien zu einer anhaltenden Nahrungsmittelkrise kommen. In Anbetracht der 6 1990-1992 8 rückläufigen Nahrungsmittelpreise auf dem Weltmarkt in der zweiten Jah- 2004-2006 8 reshälfte 2008 hätten die Preise auf den lokalen Märkten innerhalb relativ 2008 Nordafrika 2015 (Zielwert) kurzer Zeit sinken sollen. Dazu kam es jedoch nicht, und in vielen Entwick- 3 lungsländern, beispielsweise Brasilien, Indien und Nigeria, und in geringe- 3 rem Maße auch in China, verbesserte sich der Zugang der Verbraucher zu 3 Nahrungsmitteln nicht wie erwartet. Insbesondere in den am schwersten Entwicklungsregionen 20 betroffenen Ländern sollten die Regierungen und ihre Entwicklungspart- 16 ner Maßnahmen durchführen, um die Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln 17 zu erhöhen, indem sie unter anderem die Produktion steigern und durch verstärkte sozialpolitische Maßnahmen die negativen Auswirkungen hö- 0 5 10 15 20 25 30 35 herer Nahrungsmittelpreise, insbesondere auf die Armen, abzufangen su- chen. 11
  • 7. VEREINTE NATIONEN Geringfügige Fortschritte bei der Die noch vor dem Anstieg der Nahrungsmittelpreise erhobenen Daten zeigen, dass Kinder in den ärmsten Haushalten der Entwicklungsländer Kinderernährung werden durch mehr als doppelt so häufig untergewichtig waren wie die in den reichsten hohe Nahrungsmittelpreise und die Haushalten. In ähnlicher Weise waren Kinder in ländlichen Gebieten eher Weltwirtschaftslage wohl zunichte untergewichtig als in Städten und Großstädten lebende Kinder. gemacht Der Ernährung von Kindern, insbesondere aus gesellschaftlich schwäche- Anteil der untergewichtigen Kinder unter fünf Jahren – ren Gruppen, muss bei der nationalen Entwicklung höhere Priorität beige- 1990 und 2007 (in Prozent) messen werden. Dazu gehören die Aufnahme des Stillens innerhalb einer Stunde nach der Geburt, das volle Stillen während der ersten sechs Le- Südasien bensmonate, rechtzeitige und geeignete Beikost ab einem Alter von sechs 54 48 Monaten und Teilstillen bis zu einem Alter von zwei Jahren und darüber Afrika südlich der Sahara hinaus. Auch die Verhütung eines niedrigen Geburtsgewichts ist wichtig. 31 Die Ernährungssituation der Mutter vor und während der Schwanger- 28 schaft beeinflusst maßgeblich das Geburtsgewicht des Kindes. Das Ge- Südostasien burtsgewicht wiederum hat einen entscheidenden Einfluss auf die Überle- 37 benschancen, das Wachstum, die langfristige Gesundheit und die psycho- 25 Westasien soziale Entwicklung des Neugeborenen. In Südasien ist im Vergleich zum 14 Rest der Welt niedriges Geburtsgewicht am häufigsten – ein Viertel der 14 Neugeborenen wiegt unter 2.500 Gramm – und die Prävalenz von Unter- Ostasien gewicht bei Kindern am höchsten. 17 7 1990 Nordafrika 2007 11 7 Lateinamerika & Karibik 11 6 Entwicklungsregionen 31 26 0 20 40 60 Anmerkung: Die Schätzungen der Prävalenz von Untergewicht bei Kindern basieren auf der Referenzbevölkerung, die vom Nationalen Zentrum für Gesundheitsstatistiken (USA), der Weltgesundheitsorganisation und dem Zentrum für die Kontrolle und Eindämmung von Krankheiten (USA) verwendet wird. Eine angemessene Ernährung ist für die Entwicklung des Immunsystems, der motorischen und der kogniti- ven Fähigkeiten von Kindern unerlässlich. Dennoch ist in den Entwicklungsregionen etwa ein Viertel der Kin- der untergewichtig. Dies kann tödliche Folge haben: Mehr als ein Drittel aller Kindstode weltweit lassen sich auf Unterernährung zurückführen. In den Entwick- lungsländern ging der Anteil der untergewichtigen Kinder unter fünf Jahren zwischen 1990 und 2007 um lediglich fünf Prozentpunkte – von 31 auf 26 Prozent – zurück. Selbst wenn es zwischenzeitlich nicht zu einem Anstieg der Nahrungsmittelpreise und zu einer Wirt- schaftskrise gekommen wäre, könnte bei gleich blei- bendem Fortschrittsverlauf das Ziel, die Prävalenz von Untergewicht um die Hälfte zu senken, nicht erreicht werden. 12