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Wortherkunft: Kultur
„Kultur“ stammt vom lateinischen „cultura“ ab.
Was Bebauung, Bearbeitung, Bestellung, Pflege bedeutet
und selbst eine Ableitung von „colere“ (bebauen, pflegen,
urbar machen, ausbilden) ist.
Begriffsdefinition des Anthropologen Edward Tyler 1873:
Kultur = Wissen, Glauben, Kunst, Moral, Gesetz, Sitte und
alle übrigen Fähigkeiten und Gewohnheiten, welche der
Mensch als Glied der Gesellschaft sich angeeignet hat.
Wortherkunft: Kultur
Erste Nachkriegsgeneration: Kultur = kulturelles Erbe
Kultur als Sache, als Hort ewiger Werte und heiliger
Wahrheiten. Kultur als Kanon (allgemeiner Maßstab)
mustergültiger Werte.
Postmoderner Kulturbegriff: Kultur ≠ Inhalt
Kultur ist nicht Inhalt, sondern „nur“ der Verhaltensstil
der
beteiligten Akteure. Kultur ist keine Sache, sondern
Beziehung.
 Streitkultur, Unternehmenskultur, Fehlerkultur,…
Kultur ist nicht gegeben, sondern passiert überall, wo
Menschen miteinander zu tun haben. Die
kulturwissenschaftliche Aufgabe ist es, herauszufinden,
wie das abläuft.
Unternehmenskultur /
Organisationskultur
Warum ist Unternehmenskultur so wichtig?
Ed Schein: Starke, latente und oft unbewusste kulturelle
Kräfte bestimmen, sowohl individuell wie auch kollektiv,
Verhalten, Denkmuster und Werte. Unternehmenskultur ist
wichtig, weil kulturelle Elemente Strategie, Ziele und
Funktionsweisen bestimmen.
Je weniger Du die Kultur verstehst, umso mehr steuert sie
Dich,
je besser Du sie verstehst, umso besser kannst Du sie
beeinflussen.
Drei Ebenen der Unternehmenskultur
(Schein)
Artefakte
= sichtbare Organisationstrukturen und -prozesse
Öffentlich propagierte Werte
= Strategien, Ziele, Philosophie
Grundlegende, unausgesprochene Annahmen
= unbewusste, für selbstverständlich gehaltene
Überzeugungen, Wahrnehmungen, Gedanken und Gefühle
 Die Quelle der Werte und des Handelns
Der Kultur auf der
Spur
Es gibt keine richtige oder falsche, keine gute oder
schlechte Kultur.
Bewertung von Kultur ist nur im Verhältnis zu den
Unternehmens-zielen und den Möglichkeiten und Grenzen des
Umfelds möglich.
Eine gute und richtige Kultur hängt davon ab, dass eine
gemeinsame unausgesprochene Annahme eine im
Unternehmensfeld funktionale Strategie und Struktur schafft
 ökonomisch, sozial und ökologisch.
Um die Kultur wirklich zu verstehen, braucht man einen
Prozess, zu dem systematische Beobachtungen und Gespräche
mit Insidern gehören, um die unausgesprochenen Annahmen
explizit zu machen.
Kultur verstehen
Kultur ist tief
Wenn Du nur die Oberfläche betrachtest und denkst, Du
könntest nach Belieben manipulieren und verändern, kannst Du
nur scheitern.
Kultur ist breit
Wenn Du die Unternehmenskultur nicht unter einem
spezifischen Aspekt oder aus einem besonderen Grund
verstehen willst, wirst Du feststellen, dass es ein
grenzenloses Unterfangen ist.
Kultur ist stabil
Wenn Du bestimmte Elemente Deiner Kultur ändern möchtest,
musst Du wissen, dass Du es mit den stabilsten Teilen Deines
Unternehmens zu tun hast.

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Unternehmenskultur – über was sprechen wir eigentlich?

  • 1. Wortherkunft: Kultur „Kultur“ stammt vom lateinischen „cultura“ ab. Was Bebauung, Bearbeitung, Bestellung, Pflege bedeutet und selbst eine Ableitung von „colere“ (bebauen, pflegen, urbar machen, ausbilden) ist. Begriffsdefinition des Anthropologen Edward Tyler 1873: Kultur = Wissen, Glauben, Kunst, Moral, Gesetz, Sitte und alle übrigen Fähigkeiten und Gewohnheiten, welche der Mensch als Glied der Gesellschaft sich angeeignet hat.
  • 2. Wortherkunft: Kultur Erste Nachkriegsgeneration: Kultur = kulturelles Erbe Kultur als Sache, als Hort ewiger Werte und heiliger Wahrheiten. Kultur als Kanon (allgemeiner Maßstab) mustergültiger Werte. Postmoderner Kulturbegriff: Kultur ≠ Inhalt Kultur ist nicht Inhalt, sondern „nur“ der Verhaltensstil der beteiligten Akteure. Kultur ist keine Sache, sondern Beziehung.  Streitkultur, Unternehmenskultur, Fehlerkultur,… Kultur ist nicht gegeben, sondern passiert überall, wo Menschen miteinander zu tun haben. Die kulturwissenschaftliche Aufgabe ist es, herauszufinden, wie das abläuft.
  • 3. Unternehmenskultur / Organisationskultur Warum ist Unternehmenskultur so wichtig? Ed Schein: Starke, latente und oft unbewusste kulturelle Kräfte bestimmen, sowohl individuell wie auch kollektiv, Verhalten, Denkmuster und Werte. Unternehmenskultur ist wichtig, weil kulturelle Elemente Strategie, Ziele und Funktionsweisen bestimmen. Je weniger Du die Kultur verstehst, umso mehr steuert sie Dich, je besser Du sie verstehst, umso besser kannst Du sie beeinflussen.
  • 4. Drei Ebenen der Unternehmenskultur (Schein) Artefakte = sichtbare Organisationstrukturen und -prozesse Öffentlich propagierte Werte = Strategien, Ziele, Philosophie Grundlegende, unausgesprochene Annahmen = unbewusste, für selbstverständlich gehaltene Überzeugungen, Wahrnehmungen, Gedanken und Gefühle  Die Quelle der Werte und des Handelns
  • 5. Der Kultur auf der Spur Es gibt keine richtige oder falsche, keine gute oder schlechte Kultur. Bewertung von Kultur ist nur im Verhältnis zu den Unternehmens-zielen und den Möglichkeiten und Grenzen des Umfelds möglich. Eine gute und richtige Kultur hängt davon ab, dass eine gemeinsame unausgesprochene Annahme eine im Unternehmensfeld funktionale Strategie und Struktur schafft  ökonomisch, sozial und ökologisch. Um die Kultur wirklich zu verstehen, braucht man einen Prozess, zu dem systematische Beobachtungen und Gespräche mit Insidern gehören, um die unausgesprochenen Annahmen explizit zu machen.
  • 6. Kultur verstehen Kultur ist tief Wenn Du nur die Oberfläche betrachtest und denkst, Du könntest nach Belieben manipulieren und verändern, kannst Du nur scheitern. Kultur ist breit Wenn Du die Unternehmenskultur nicht unter einem spezifischen Aspekt oder aus einem besonderen Grund verstehen willst, wirst Du feststellen, dass es ein grenzenloses Unterfangen ist. Kultur ist stabil Wenn Du bestimmte Elemente Deiner Kultur ändern möchtest, musst Du wissen, dass Du es mit den stabilsten Teilen Deines Unternehmens zu tun hast.