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Sicher, klimaschonend, bezahlbar –
Ein Energiekonzept für Deutschland




                                     1
Inhalt
10 Eckpfeiler für ein zukunftsfähiges Energiekonzept                                                                       3
Leitplanken für ein deutsches Energiekonzept

Klimaschutz bis 2050 – Mythen entzaubern und Antworten geben, die Zukunft haben.                                           4
„Modell Deutschland“ und das „WWF-Energiekonzept“

Mythos: „Kernkraft ist die Brücke in eine CO2-freie Zukunft.“                                                              6
Fakten zu Kernenergie und erneuerbaren Energien

Mythos: „Ohne Kohle und Kernenergie geht in Deutschland das Licht aus.“                                                    8
Fakten zu Infrastruktur und Versorgungssicherheit

Mythos: „Die erneuerbaren Energien machen den Strom teuer.“                                                               10
Fakten zu Energiepreisen

Mythos: „Klimaschutz schadet der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie.“                                           12
Fakten zu Wettbewerbsfähigkeit und Zukunftsmärkten

Vier auf einen Streich.                                                                                                   14
Die Argumente für ein zukunftsfähiges Energiekonzept im Überblick.




Impressum
Verantwortlich für den Inhalt:                                   Druck:
WWF Deutschland                                                  L.N. Schaffrath GmbH, Geldern
Reinhardtstraße 14, 10117 Berlin
Redaktionsleitung: Mandy Schoßig                                 Fotos und Abbildungen:
www.wwf.de                                                       Titel: © WWF / istockphoto.com
                                                                 S. 3 und 15: © istockphoto.com
Gestaltung und Layout:                                           S. 4: © Bernd Lammel / WWF
Bertram Sturm                                                    S. 6: © istockphoto.com
www.bertramsturm.de                                              S. 7: © Markus Mohr / Fotolia.com
                                                                 S. 8: Dr.G.Schmitz / wikimedia
Herausgeber:                                                     S. 9: © istockphoto.com
Verlag Rommerskirchen GmbH & Co. KG                              s. 10: © Adam Oswell / WWF-Canon
Mainzer Str. 16-18                                               S. 11: © istockphoto.com
53424 Remagen-Rolandseck                                         S. 12: © REpower, Projekt Beatrice, Foto: Jan Oelker
www.rommerskirchen.com                                           S. 13: © istockphoto.com


© Copyright des WWF International ® Warenzeichen des WWF International • Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier • Stand: 06 / 10


2
10 Eckpfeiler für ein
zukunftsfähiges Energiekonzept
        Aus Sicht des WWF Deutschland sind folgende Leitplanken
                für ein deutsches Energiekonzept bis 2050 zentral:


        1.     Ambitionierte Ziele zur Reduktion
               der Treibhausgasemissionen fest-
               legen.
        2.     Ambitionierte Ziele zur Steigerung
               der Energieeffizienz formulieren.
        3.     Ausbauziele für erneuerbare Ener-
               gien in allen Sektoren bestimmen.
        4.     Am Ausstieg aus der
               Kernenergie festhalten.
        5.     Robuste Annahmen bei den
               Energiepreisen vornehmen.
        6.     Knappe Ressourcen sorgfältig
               planen.
        7.     Benötigte Infrastruktur heute
               entwerfen.
        8.     Realistische Zeitpläne für die
               Umbaumaßnahmen erarbeiten.
        9.     Schlüsselinnovationen für alle
               Industriezweige identifizieren.
        10. Vorteile der Klimaschutzpolitik
            gesamtwirtschaftlich bewerten.

        Wie sich der WWF die wichtigsten Leitplanken für ein
        deutsches Energiekonzept vorstellt, lesen Sie ausführlich
        auf Seite 5.



                                                                    3
Klimaschutz bis 2050 –
Mythen entzaubern …
Die internationale Staatengemeinschaft, so auch Deutschland,           kunft oder der wachsenden Bedrohung durch den Klimawandel.
steht vor großen Herausforderungen. Parallel zur Bewältigung der       Diese Broschüre wird zeigen, dass viele Argumente, die derzeit
weltweiten Wirtschaftskrise müssen wir einer weiteren globalen         große Aufmerksamkeit erhalten, bei näherer Betrachtung nicht
Krise rechtzeitig begegnen: dem Klimawandel. Nur wenn wir es           belastbar sind und dazu beitragen, Angst zu schüren. Angst vor
schaffen, ihn zu begrenzen, können wir einen lebendigen Planeten       Veränderung. Angst vor Fortschritt. Der WWF nimmt diese Ar-
mit einer großen biologischen Vielfalt und die Zukunftsfähigkeit       gumente unter die Lupe. Es hat sich gezeigt, dass vielfach wahre
unserer Gesellschaft bewahren. Deshalb müssen wir jetzt begin-         Mythen geschaffen wurden, die dazu beitragen sollen, einen Status
nen, unsere Wirtschaft auf Produktionsweisen und Dienstleistun-        Quo zu zementieren, der erst zur jetzigen, bedrohlichen Klima-
gen ohne Treibhausgasausstoß umzustellen. Eine solche Transfor-        situation geführt hat.
mation erfordert jedoch Mut zur Veränderung. Mut von Politik,
Wirtschaft und Gesellschaft.                                           Der WWF ist davon überzeugt, dass ein Paradigmenwechsel in
                                                                       der Wirtschaft nötig und möglich ist. Nur mit einer Veränderung
Doch Umgestaltungen bedeuten nicht per se Unsicherheit, sondern        unserer Wirtschaftsweise werden wir unseren Lebensstandard auch
bringen vielfach mehr Sicherheit. CO2-freies Wirtschaften bedeu-       weiterhin sichern, die drohenden Auswirkungen des Klimawandels
tet, Chancen zu ergreifen, um für die Zukunft gewappnet zu sein.       beschränken und künftig zusätzliche Arbeitsplätze schaffen.
Darum wird es jetzt gehen: Wählen zwischen einer sicheren Zu-




 Drei Fragen an Regine Günther,
Leiterin Energie- und Klimapolitik beim WWF Deutschland, zu            stoffarmen Wirtschaftsweise fehlen. Es sind keine klaren Ziele für
den Herausforderungen für das Energiekonzept.                          den Ausbau der erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz er-
                                                                       kennbar. Es fehlen Vorschläge, wie die Infrastruktur für die Strom-
Können Sie erklären, warum wir schon in den kom-                       oder Wärmeversorgung in den kommenden Jahren umgebaut wird.
menden Jahren handeln müssen, um die Klima-                            Die benötigten Innovationen werden nicht oder nur unzureichend
erwärmung zu begrenzen?                                                benannt. Derzeit scheint es, als ob die Laufzeitverlängerung für die
Dafür sind drei Gründe entscheidend: Erstens brauchen wir für viele    deutschen Kernkraftwerke das Kernstück des Energiekonzepts sei.
zukünftige Emissionsreduktionen eine völlig neue Infrastruktur. Wir    Dies kann jedoch nicht der dringend benötigte Zukunftsplan 2050
müssen jetzt unter anderem in intelligente Stromnetze und -speicher    für eine nachhaltige Energieversorgung sein. Einziger Lichtblick
für Wind- und Solarenergie investieren. Nur so stehen diese in zehn,   ist das langfristige Minderungsziel von 85 Prozent Treibhausgasen,
fünfzehn Jahren ausreichend zur Verfügung. Für diese Investitionen     die bis 2050 gegenüber 1990 eingespart werden sollen.
und Innovationen brauchen wir genügend Vorlauf. Zweitens dürfen
wir uns den Weg in eine klimafreundliche Zukunft nicht verbauen.       Was sind aus Sicht des WWF die wichtigsten Inhal-
Wenn wir heute die falschen Investitionsentscheidungen treffen und     te für das Energiekonzept?
zum Beispiel neue Kohlekraftwerke bauen, würden diese aufgrund         Am wichtigsten sind Ziele und damit einhergehende belastbare Po-
der hohen Kosten lange Jahre genutzt. Diese würden dann zu lange       litiken und Maßnahmen. Um die Klimaerwärmung zu begrenzen,
zu viele Treibhausgase ausstoßen. Drittens ist das Klimasystem         müssen die Industrieländer ihren Treibhausgasausstoß bis 2050 um
träge. Das heißt, dass sich die negativen Auswirkungen hoher Emis-     95 Prozent vermindern. Dafür müssen wir unseren Strom zu 100
sionen von heute erst viele Jahre später zeigen.                       Prozent aus erneuerbaren Energiequellen beziehen, und die Indus-
                                                                       trie muss weitgehend CO2-frei arbeiten. Um auch die Bevölkerung
Wie schätzen Sie die bisherigen Schritte der Regie-                    in schwierigen Fragen mitzunehmen, muss das Gesamtkonzept mit
rung zu einem langfristigen Energiekonzept ein?                        großer Glaubwürdigkeit hinterlegt werden. Dafür brauchen wir
Leider sehen wir derzeit in der in Auftrag gegebenen Studie der        dringend ein Klimaschutzgesetz. Dies bringt zudem für die Unter-
Bundesregierung keine vielversprechenden Ansätze für das Ener-         nehmen Planungssicherheit und Energie- und Klimasicherheit für
giekonzept. Wichtige Leitplanken für die Etablierung einer kohlen-     die Bürger.

4
… und Antworten geben,
die Zukunft haben.
Wie können wir den Treibhausgasausstoß um          WWF-Energiekonzept – 10 Eckpfeiler für eine CO2-freie Zukunft
95 Prozent bis 2050 senken? Wie bauen wir die      Der WWF hat ein Energiekonzept erarbeitet, das ausgehend vom Ziel – minus
Wirtschaft um, ohne ihr zu schaden? Wie sehen      95 Prozent Treibhausgase bis 2050 – die wichtigsten energie- und klimapolitischen
dann unsere Lebensgewohnheiten aus? Welche         Weichenstellungen für Deutschland formuliert.
Politik ist dafür nötig?
                                                    1. Ziele zur Treibhausgasreduktion festlegen
„Modell Deutschland“ – Der Wegwei-                  Um die globale Temperaturerwärmung unter 2° C halten zu können, müssen die glo-
ser in eine kohlenstoffarme Wirtschaft              balen Emissionen bis 2050 um 80 Prozent sinken. Für Industrieländer bedeutet dies
Die WWF-Studie „Modell Deutschland – Kli-           eine Reduktion aller Treibhausgase bis 2020 um mindestens 40 Prozent, bis 2030
maschutz bis 2050. Vom Ziel her denken“,            um 60, bis 2040 um 80 und bis 2050 um 95 Prozent gegenüber 1990.
erstellt von der prognos AG und dem Öko-
Institut, gibt Antworten auf diese Fragen. Mit      2. Ambitionierte Ziele zur Steigerung der Energieeffizienz
ihr existiert erstmals ein durchgerechneter Po-     Für alle Sektoren ist eine massive Ausweitung der Energieeffizienz notwendig. Für
litikentwurf für den Klimaschutz bis zum Jahr       jeden Sektor muss ein Energieeffizienz-Ziel transparent formuliert werden.
2050. Er beschreibt den Wandel hin zu einer
kohlenstofffreien Wirtschaft. Gleichzeitig zeigt    3. Ausbauziele für erneuerbare Energien in allen Sektoren
die Studie, dass dieser Systemwechsel mach-         Nur mit klaren Ausbauzielen für alle erneuerbaren Energien kann der Umbau der
bar und bezahlbar ist. Die Mehrkosten für           Energiewirtschaft gelingen. Bis 2050 sollen die Stromversorgung und der Verkehrs-
eine 95-prozentige Emissionsreduktion sind          sektor vollständig auf erneuerbare Energien umgestellt sein.
überschaubar. Sie liegen bei durchschnittlich
0,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.              4. Keine Laufzeitverlängerung für Kernkraftwerke
                                                    Die Laufzeitverlängerung der bestehenden Kernkraftwerke blockiert den benötigten
Die wichtigsten Eckpunkte für ein ambitionier-      Umbau der Energiewirtschaft und den Wettbewerb. Das Energiekonzept muss min-
tes deutsches Klima- und Energiepaket bis zum       destens ein Szenario mit Zielerreichung ohne Laufzeitverlängerung enthalten.
Jahr 2050 sind:
• Stützung der Rolle der erneuerbaren Ener-         5. Robuste Annahmen bei den Energiepreisen
    gien: Sie könnten bis zum Jahr 2050 100         Unrealistisch niedrige Annahmen bei den Energiepreisen führen dazu, dass die Kosten
    Prozent der Stromerzeugung ausmachen.           für Klimaschutz überschätzt und die Erträge für die Volkswirtschaft unterschätzt wer-
    Für eine umfassende Nutzung der erneuer-        den. Die Energiepreise sollten sich an den aktuellsten Prognosen orientieren.
    baren Energien müssen intelligente Strom-
    netze geschaffen, Speicherkapazitäten           6. Bewusstes Ressourcenmanagement
    massiv ausgebaut sowie neue Marktregeln         Die Notwendigkeit eines sorgfältigen Umgangs mit knappen Ressourcen wie mit
    eingeführt werden.                              Biomasse und mit CO2-Lagerstätten für die unterschiedlichen Anwendungsfelder
• Die Energieeffizienz muss massiv gestei-          muss ausreichend berücksichtigt und reflektiert werden.
    gert werden. Dazu müssen sowohl Indus-
    trieprozesse, der Neubau und Umbau von          7. Identifikation der Umbaumaßnahmen der benötigten Infrastruktur
    Gebäuden als auch die Produktion von Ge-        Das Energiekonzept muss klar ausweisen, welche Umbaumaßnahmen an der heu-
    räten deutlich energieeffizienter erfolgen.     tigen Energieinfrastruktur durchgeführt werden müssen, um Versorgungssicherheit
    Die Stromnachfrage kann mittelfristig um        und Klimaschutz zu gewährleisten.
    ein Drittel gesenkt werden.
• Die deutsche Industrie kann mit Investi-          8. Klare Aussagen zur zeitlichen Einordnung der verschiedenen
    tionen in CO2-arme Techniken, Prozesse,            Umbaumaßnahmen
    Werkstoffe und Produkte um bis zu 20 Pro-       Für Bereiche mit hoher Kapitalbindung, langer Lebensdauer bzw. langen Vorlaufzei-
    zent wachsen. Bei gleichzeitig sinkendem        ten müssen Zeitfenster identifiziert und bei der Investition berücksichtigt werden.
    Energiebedarf um etwa die Hälfte bleibt sie
    zukunftsfähig im Wettbewerb.                    9. Identifikation der Innovationserfordernisse
• Der Verkehr wird effizienter: Bis zum Jahr        Das Energiekonzept muss Schlüsselinnovationen in den verschiedenen Sektoren
    2050 können zu etwa 80 Prozent Hybrid-          identifizieren und für diese klare „Roadmaps“ aufzeigen.
    und Elektroautos auf deutschen Straßen
    unterwegs sein. Die Effizienz des gesamten      10. Gesamtwirtschaftliche Bewertung
    Fahrzeugparks muss um 60 Prozent erhöht         Die industriepolitischen Vorteile einer frühzeitigen und ambitionierten Klimaschutz-
    werden. Der Güter-, Flug- und Schiffsver-       politik müssen für die gesamtwirtschaftliche Bewertung berücksichtigt werden.
    kehr wird auf Biokraftstoffe umgestellt.

                                                                                                                                       5
Klimaschützer?
„Mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien
müssen Kernkraftwerke nicht nur herunter
geregelt, sondern zeitweise abgeschaltet werden.
Zu solcher Betriebsweise taugen Kernkraftwerke
nicht. Denn wenn sie abgeschaltet werden, dürfen
sie nur nach längerem Stillstand und langsam
wieder angefahren werden. Damit wird ihr Be-
trieb in Zukunft unpraktikabel.“

Prof. Dr. Klaus Traube, ehem. Manager von
Interatom, heute: Vizepräsident Bundesverband
Kraft-Wärme-Kopplung e.V.




Mythos: „Kernkraft ist die Brücke
in eine CO2-freie Zukunft.“


Mythos 1:                                          Die Fakten:
„Eine Verlängerung der Laufzeiten der              Eine Laufzeitverlängerung bringt keine
deutschen Kernkraftwerke ist gut fürs              Zugewinne für den Klimaschutz, denn
Klima.“                                            es werden nicht mehr CO2-Emissionen
                                                   eingespart als im EU-Emissionshandel
                                                   vereinbart.


Mythos 2:                                          Die Fakten:
„Kernkraft ist billig.“                            Kernkraft ist nur für die Energieversorger
                                                   billig, weil die Erzeugungskosten niedrig
                                                   sind. Die Verbraucher zahlen Strompreise,
                                                   die sich nach dem Börsenpreis richten.


Mythos 3:                                          Die Fakten:
„Für den internationalen Klimaschutz               Die Kernenergie hat global gesehen einen
ist Kernenergie notwendig. Deshalb                 geringen Anteil an der Energieversor-
muss sie ausgebaut werden.“                        gung. Dementsprechend ist ihr Potenzial
                                                   zur CO2-Minderung sehr niedrig.


6
Mythos 1                                                              Präsident des Bundeskartellamtes Ulf Böge bereits öffentlich
Der Pfad zur CO2-Reduktion im Energiesektor ist durch die Be-         gewarnt. Auch ein Gutachten der Universität Leipzig im Auftrag
stimmungen zum europäischen Emissionshandel vorgeschrieben.           einer Stadtwerkegemeinschaft bestätigt, dass es bei einem län-
Ein längerer Betrieb der deutschen Kernkraftwerke würde keine         geren Betrieb der Kernkraftwerke zu Wettbewerbsverzerrungen
zusätzlichen Emissionsminderungen erbringen. Im Gegenteil:            zugunsten von E.ON, RWE, EnBW und Vattenfall käme. Die
Durch eine Laufzeitverlängerung der Kernkraftwerke wäre der           Stadtwerke sehen ihre Investitionen in neue Erzeugungskapazi-
Anreiz für Investitionen und Innovationen in Energieeffizienz         täten und erneuerbare Energien dadurch gefährdet.
oder auch die Speicherung von CO2 im Untergrund gering. Wei-
tere Emissionsminderungen würden verlangsamt oder fänden gar          Das Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) hat er-
nicht statt. Es besteht also die Gefahr, dass die Infrastruktur und   rechnet, dass für die Kernkraft seit ihrer Nutzung (1950 bis 2008)
die Innovationen, die mittelfristig für die Zukunft mit erneuer-      in Deutschland Steuergelder in Höhe von 165 Mrd. Euro auf-
baren Energien benötigt werden, ausbleiben. Da die Stromerzeu-        gewendet wurden. Den Löwenanteil davon stellen Finanzhilfen
gung in den bereits amortisierten Meilern für die Betreiber be-       und Steuervergünstigungen. In den nächsten Jahrzehnten werden
sonders attraktiv ist, würden zudem Investitionen in erneuerbare      voraussichtlich weitere 92,5 Mrd. Euro anfallen, so die Prognose.
Energien hinausgezögert bzw. ganz abgesagt.                           Mit in die Betrachtung einbezogen wurden dabei die Kosten, die




                                                       WWF-Fazit für das deutsche
                                                       Energiekonzept:
                                                       Eine Laufzeitverlängerung bringt in Deutsch-
                                                       land nichts für den Klimaschutz und blockiert
                                                       zudem den Wettbewerb zu Gunsten der vier
                                                       großen Stromunternehmen. Wenn wir den
                                                       kompletten Umbau des Energiesystems hin
                                                       zu 100 Prozent erneuerbaren Energien und
                                                       mehr Wettbewerb wollen, müssen wir jetzt
                                                       am Kernenergieausstieg aus dem Jahr 2002
                                                       festhalten.



Mythos 2
Die derzeit relativ niedrigen Erzeugungskosten des aus Kern-          längerfristig durch die Stromerzeugung aus radioaktivem Ma-
kraft produzierten Stroms kommen nur den Erzeugern in Form            terial entstehen, wie die Beseitigung des nuklearen Abfalls in
höherer Gewinne, nicht aber den Verbrauchern zugute. Denn der         Endlagern. Dazu kommt, dass bisher die Betreiber von Kernkraft-
Strompreis entsteht aus der Relation von Angebot und Nachfrage        werken nur sehr beschränkt für Schäden aufkommen müssen, die
an der Strombörse. Dabei gibt das jeweils zur Deckung der letz-       durch eventuelle Unfälle entstehen.
ten nachgefragten Kilowattstunde benötigte „Grenzkraftwerk“
den Ausschlag für die Höhe des Preises (sogenanntes Merit-            Mythos 3
Order-Prinzip). Alle Erzeugungsformen enthalten diesen Preis,         Global gesehen ist der Beitrag der Kernenergie zur Energiever-
unabhängig von ihren tatsächlichen Kosten. Die Großhandels-           sorgung nur gering: Sie deckt nur rund 15 Prozent des globalen
strompreise würden durch eine Laufzeitverlängerung der Kern-          Strombedarfs und sechs Prozent des Energiebedarfs ab. Um eine
kraftwerke nicht sinken können, da nicht die Kernkraftwerke           weltweite CO2-Minderung von nur zehn Prozent zu erreichen,
diesen Preis setzen. Das zeigt auch der Vergleich mit Frankreich,     müssten die Kernkraftwerkskapazitäten nach Berechnungen der
wo der Strompreis trotz 85 Prozent Kernenergie-Anteils an der         Internationalen Energieagentur (IEA) bis 2050 verdreifacht wer-
Stromerzeugung nicht niedriger liegt als in Deutschland mit ei-       den (auf rund 1.400 Kernkraftwerke). Das würde bedeuten, dass
nem Anteil von 23 Prozent.                                            ab sofort mehr als 35 Kernkraftwerke pro Jahr errichtet werden
                                                                      müssten. Hierfür stehen aber die industriellen Voraussetzungen
Da die deutschen Kernkraftwerke nahezu alle bereits vollständig       nicht einmal in Ansätzen zur Verfügung. Zudem müssen wir
abgeschrieben sind, würden sich bei einer Laufzeitverlängerung        schnell zu signifikanten CO2-Minderungen kommen. Das ist
die Zusatzgewinne der vier großen Energieversorger täglich auf        mit Energieeinsparungen und erneuerbaren Energien am besten
eine Million Euro pro Kraftwerk belaufen. Da bei der Strom-           machbar. So war für das Erreichen des deutschen Kyoto-Ziels,
erzeugung noch immer vier Anbieter knapp drei Viertel der             einer Minderung der Treibhausgasemissionen um 21 Prozent bis
Stromkapazitäten bereitstellen, würden diese durch die Milliar-       2012 gegenüber 1990, der Ausbau der erneuerbaren Energien und
den-Zusatzgewinne weiter begünstigt. Davor hat der ehemalige          die Steigerung der Energieeffizienz wichtig.



                                                                            Fakten zu Kernenergie und erneuerbaren Energien – 7
Grüne Infrastruktur!
„Viele Studien weisen darauf hin, dass 2050 ein
auf 100 Prozent erneuerbaren Energien basieren-
des System möglich ist. Der Entwicklung einer
‚nachhaltigen Infrastruktur‘ als Grundlage einer
nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung kommt eine
entscheidende Bedeutung zu. Dabei geht es nicht
nur um ‚reaktive Netze‘ (smart grids), sondern
auch um die regulatorische und institutionelle
Ausgestaltung, Organisations- und Finanzie-
rungsmodelle.“

Prof. Dr. Christian von Hirschhausen, TU Berlin,
Fachgebiet Wirtschafts- und Infrastrukturpolitik.




Mythos: „Ohne Kohle und Kernenergie
geht in Deutschland das Licht aus.“


Mythos 1:                                           Die Fakten:
Die Stromnachfrage steigt                           Studien im Auftrag der Industrie zeigen:
bzw. bleibt in Zukunft gleich.                      Der Stromverbrauch kann massiv sinken,
                                                    wenn die Politik die Weichen in Richtung
                                                    Energieeffizienz stellt.


Mythos 2:                                           Die Fakten:
Die erneuerbaren Energien können                    Die erneuerbaren Energien können bis
Kern- und Kohlekraftwerke nicht er-                 2050 so schnell ausgebaut werden, dass
setzen, weil sie so schnell nicht zur               sie den Strombedarf in Deutschland zu
Verfügung stehen.                                   100 Prozent decken.


Mythos 3:                                           Die Fakten:
Erneuerbare Energien schaffen es                    Herkömmliche Grundlastkraftwerke wer-
nicht, die Grundlast zu sichern – da-               den überflüssig. Die Diversifikation der
für brauchen wir Kohle- und Kern-                   erneuerbaren Energieerzeugung kann die
kraftwerke.                                         Energieversorgung sichern.


8
Mythos 1                                                               deckten den Bedarf rund um die Uhr. Steinkohleanlagen sorgten für
Ohne eine drastische Reduktion des Stromverbrauchs werden wir          die Sicherung der Mittellast. Spitzenlastkraftwerke, in der Regel
die notwendigen Einsparungen bei den Treibhausgasen nicht errei-       auf Erdgasbasis oder Pumpspeicher-Wasserkraftanlagen, traten in
chen können. Viele Studien zeigen, dass dies möglich ist, wenn jetzt   Aktion, um die Extremnachfrage zu sichern.
gehandelt wird. Der Ersatz ineffizienter Haushaltsgeräte oder von
Nachtspeicherheizungen, die Minimierung der Stand-by-Verluste und      Mit dem Ausbau der Regenerativstromerzeugung ändert sich das
die Effizienzsteigerung bei Beleuchtung im Haushalt sind notwen-       Bild: Regenerativstrom ist nicht mehr die Ergänzung zur traditio-
dige Maßnahmen. Aber auch in Industrie und Gewerbe ist das Ein-        nellen Stromerzeugung, sondern dominiert sie durch den Einspei-
sparpotenzial groß. Im Bereich der Industriemotoren beispielsweise     sevorrang ins Netz mehr und mehr. Dieser Paradigmenwechsel hat
könnten effizientere Motoren und die Optimierung der Systeme nach      Auswirkungen auf die Führung des konventionellen Kraftwerks-
Schätzungen des Verbands der Elektrotechnik Elektronik Informa-        parks. Das Konzept der „Grundlastfähigkeit“ wird im Energiesys-
tionstechnik e.V. (VDE) Stromeinsparungen von bis zu 60 Prozent        tem der Zukunft keine Rolle mehr spielen. Es wird lediglich darum
nach sich ziehen. Dies würde eine Reduzierung der CO2-Emissionen       gehen, die Stromnachfrage zu jedem Zeitpunkt mit einem adäqua-
beim heutigen Strommix um 40 Millionen Tonnen bedeuten.                ten Mix aus zunehmend erneuerbaren Energien zu decken. Schon
                                                                       heute übertrifft die installierte Windkraftleistung in Deutschland
Mythos 2                                                               die der Kernkraftwerke. Bei guten Windbedingungen könnte Wind-
Das Ausbautempo der erneuerbaren Energien hat bisher jede Pro-         strom die gesamte Nachfrage decken. Die neue, erforderliche Fle-
gnose übertroffen. Schon heute werden mehr als 16 Prozent des          xibilität kann von den ehemaligen „Grundlastkraftwerken“ nicht
Stroms regenerativ erzeugt. Bis 2050 könnte die Stromversorgung        erbracht werden. Da sie auf Dauerbetrieb ausgelegt sind, lassen sie
vollständig auf erneuerbare Energien umgestellt sein. Zu diesem        sich nur begrenzt flexibel an- und abfahren. Benötigt werden in der
Ergebnis kommen übereinstimmend eine Reihe von Studien wie die         Zukunft nicht mehr große Mengen an Grundlast, sondern flexible
von McKinsey (Roadmap 2050), PricewaterhouseCoopers (100 %             Kraftwerke für die Mittel- und Spitzenlast.
renewable electricity), die Stellungnahme des Sachverständigenrats
für Umweltfragen (100 % erneuerbare Stromversorgung bis 2050)          Das Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystem-
oder die WWF-Studie „Modell Deutschland“. Neben dem verstärk-          technik (IWES) hat bundesweit modellhaft 36 regenerative Er-
ten Einsatz der erneuerbaren Energien sind dabei in allen Szenarien    zeugungsanlagen zusammengeschaltet, um die Umsetzung in die
vier Elemente wichtig: die Steigerung der Energieeffizienz, mas-       Praxis zu demonstrieren. Durch die Verknüpfung von erneuerbaren
sive Energieeinsparungen, der starke Ausbau von Speichern sowie        Energiequellen wie Biomasse und Wasserkraft mit den stark fluk-
Investitionen in neue, intelligente Übertragungsnetze. Der Umbau       tuierenden, sich aber zum Teil gegenseitig wieder ausgleichenden
muss heute durch eine entschiedene Politik beginnen.                   Quellen Wind und Sonne wird die Versorgungssicherheit garan-
                                                                       tiert. Dem Ausbau der Netze – beispielsweise der Errichtung eines
Mythos 3                                                               Verbunds der in der Nordsee geplanten Offshore-Windparks – und
Bis vor kurzer Zeit war die „Stromlandschaft“ noch klar kontu-         der Speicher kommt für die Versorgungssicherheit wesentliche Be-
riert. Grundlastkraftwerke auf Basis von Kernkraft und Braunkohle      deutung zu.




                                                        WWF-Fazit für das deutsche
                                                        Energiekonzept:
                                                        Die erneuerbaren Energien können die
                                                        Stromversorgung in Deutschland klima-
                                                        verträglich, sicher und risikolos leisten und
                                                        müssen deshalb schnell auf 100 Prozent
                                                        ausgebaut werden.




 Exkurs: Mythos „Stromlücke“
 Seit die Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) 2008 ihre Stu-          gen unterschätzt. Im Studienszenario wurden die bestehenden
 die zur Entwicklung der Stromerzeugung vorgelegt hat, taucht          konventionellen fossilen Kraftwerke nicht nach Marktgeschehen
 das Bild der „Stromlücke“ immer wieder in den Schlagzeilen auf.       vom Netz genommen, sondern sehr strikt nach einer fest definier-
 Nicht erst das Umweltbundesamt hat in einer Studie nachgewie-         ten Laufzeit. Zudem lassen sich momentan an den Strommärkten
 sen, dass es keine Stromlücke geben wird. Dies bestätigt auch die     für zukünftige Stromlieferungen keine künftigen Preissteigerun-
 WWF-Studie „Modell Deutschland“. In der dena-Studie wurde             gen ablesen. Dies wäre allerdings der Fall, sollte eine Stromlücke
 unter anderem der Strombedarf über- sowie Energieeinsparun-           existieren oder bevorstehen.



                                                                               Fakten zu Infrastruktur und Versorgungssicherheit – 9
Billige Energie?
„Wenn die Preise uns vorgaukeln, die Natur sei
unendlich, rennen der technische Fortschritt und
die Zivilisation in den Abgrund. Das kann 100
Jahre gut gehen. Aber wenn wir am Abgrund ste-
hen, ist das Rücksteuern unendlich viel schmerz-
hafter, als heute sanft umzusteuern.“

Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker,
Ko-Präsident, UNEP Resource Panel.
Quelle: Berliner Zeitung, 8. Mai 2010.




Mythos: „Die erneuerbaren Energien
machen den Strom teuer.“


Mythos 1:                                          Die Fakten:
„Der Ausbau der erneuerbaren Energien              Die erneuerbaren Energien werden zwar
ist zu teuer.“                                     heute noch finanziell gefördert, sie sparen
                                                   aber auch Milliarden für Importe fossiler
                                                   Energieträger wie Erdöl und Erdgas.


Mythos 2:                                          Die Fakten:
„Das Erneuerbare-Energien-Gesetz                   Der Betrag, den die Verbraucher für die
(EEG) lässt die Strompreise ansteigen.“            Förderung der erneuerbaren Energien
                                                   über das EEG zahlen, macht nur einen mi-
                                                   nimalen Anteil am Strompreis aus.


Mythos 3:                                          Die Fakten:
„Strom aus Kohle und Kernkraft ist und             Fossile Brennstoffe sind in den vergan-
bleibt billig.“                                    genen Jahren auf dem Weltmarkt tenden-
                                                   ziell immer teurer geworden, was für die
                                                   Verbraucher steigende Strom- und Gas-
                                                   preise bedeutete.


10
Mythos 1                                       Kostenanteile für eine Kilowattstunde (kWh) Strom                                        EEG-Anteil für die Privatkunden
Es greift zu kurz, nur die Kos-                für Haushaltskunden in Deutschland
                                                                                                                                        nur mit wenigen Prozent zu Buche
ten für den Ausbau der erneu-                                                                                                           schlägt (siehe Grafik).
erbaren Energien zu betrachten.       20                                                                 Umsatzsteuer

Die zunehmende Nutzung der                                                                               Stromsteuer                    Mythos 3
unbeschränkt verfügbaren er-          15                                                                 Konzessionsabgabe              Jahrzehntelang wurde der Stein-
neuerbaren Energiequellen spart                                                                                                         kohlebergbau in Deutschland mit
                                                                                                         Erneuerbare-Energien-Gesetz
                                                                                                         Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz

teure Importe fossiler Energie-       10
                                                                                                                                        Milliarden an Steuergeldern sub-
träger wie Öl, Kohle und Gas.                                                                                                           ventioniert. Erst 2018 ist damit
                                                                                                         Erzeugung, Transport, Vertrieb


Die Preise letzterer sind durch                                                                                                         endgültig Schluss. Derzeit wird
weltweit steigende Nachfra-                                                                                                             der größte Teil der in Deutschland
                                       5


ge in den vergangenen Jahren                                                                                                            verfeuerten Steinkohle importiert.
stark angestiegen. Alle Prog-          0
                                            2000    2002      2004    2005     2006     2007    2008                                    Auch ihr Preis steigt, ebenso wie
nosen gehen für die Zukunft           Quelle: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU). 2009.              der Uranpreis. So hat das Bundes-
von weiter steigenden Preisen                                                                                                           amt für Wirtschaft und Ausfuhr-
aus. Das Bundesumweltministerium beziffert die Kostenerspar- kontrolle (BAFA) für die Import-Steinkohle für 2007 einen Preisan-
nis durch vermiedene Energierohstoffimporte allein für 2008 auf stieg von 95,5 Prozent gegenüber 1999 ermittelt.
6,6 Mrd. Euro. Dazu kommen die durch den Einsatz regenerativer
Energieträger vermiedenen externen Kosten, wie unter anderem Nicht von ungefähr haben daher RWE und Vattenfall großes In-
Umweltbelastungen. Für das Jahr 2008 errechnete das BMU hier- teresse an der weiteren Nutzung der deutschen Braunkohle. Aber
für weitere vier Milliarden Euro. Würden beispielsweise die Folge- auch dieser Kohlestrom wird in Zukunft teurer, da über die CO2-
schäden durch Luftschadstoffe mit in den Strompreis einbezogen, Zertifikate, die die Kraftwerksbetreiber ab 2013 im Rahmen des
so wäre Kohlestrom um mehrere Cent pro Kilowattstunde teurer. europäischen Emissionshandels ersteigern müssen, ein Preis für die
Zusätzlich bringen die erneuerbaren Energien positive volkswirt- Verschmutzung der Atmosphäre gezahlt werden muss (CO2-Preis).
schaftliche Effekte unter anderem durch Arbeitsplätze: Mehr als Die Kosten dafür geben die Stromversorger an die Verbraucher
300.000 sind bereits in Deutschland entstanden.                                              weiter. Selbst als die Zertifikate noch kostenlos waren, wurden sie
                                                                                             „eingepreist“. Groß war die Empörung über die „windfall profits“,
Die Entwicklung der erneuerbaren Energien in den letzten 20 Jah- die die Unternehmen dadurch realisiert haben. Das Öko-Institut
ren hat gezeigt, dass die Förderung eine frühzeitige Markteinfüh- beziffert deren Zusatzgewinne im Zeitraum zwischen 2008 und
rung ermöglichte und die Kosten massiv gesenkt hat. Angereizt 2012 auf rund 35,5 Mrd. Euro.
wird dies zudem durch die Degression der Einspeisevergütung.
Größere Produktionszahlen, die zu so genannten „Skaleneffekten“ Darüber hinaus entstehen Kosten u. a. für Gesundheitsschäden oder
führen, und technische Weiterentwicklung machen die erneuerba- Luftverunreinigung, die nicht von den Energieversorgern, sondern
ren Energien langfristig immer konkurrenzfähiger.                                            der Gesellschaft getragen werden.




                                                                  WWF-Fazit für das deutsche
                                                                  Energiekonzept:
                                                                  Die Technik wird durch ständige Weiterent-
                                                                  wicklung immer billiger. Um die Klimaschutz-
                                                                  ziele zu erreichen, müssen bis 2030 mehr
                                                                  als 35 Prozent des Primärenergiebedarfs von
                                                                  erneuerbaren Energien gedeckt werden.

Mythos 2                                                                               Auch die Kernenergie wurde – als Folge der Ölkrise – seit den sieb-
Bei den Preisen muss unterschieden werden zwischen dem Bör-                            ziger Jahren hoch subventioniert. Darüber hinaus sind im Preis die
senpreis für Strom und dem Preis für die Endkunden. Der Anteil                         sogenannten „externen Kosten“ der Produktion von Kernenergie
am Strompreis, den die Verbraucher für die erneuerbaren Energi-                        nicht eingerechnet: unter anderem die Gewährleistung der Sicher-
en zahlen, ist gering: In den vergangenen Jahren waren es jeweils                      heit von Transporten mit nuklearem Abfall und die Endlagerung.
etwa ein Cent pro Kilowattstunde. Nach Prognose der Übertra-                           Wie teuer dies die Bürger zu stehen kommt, hat sich zuletzt an den
gungsnetzbetreiber wird dieser Betrag im kommenden Jahr mit                            maroden Endlagern Morsleben und Asse gezeigt. Zudem haften
der wachsenden Zahl von Erneuerbaren-Energie-Anlagen auf                               die Betreiber von Kernkraftwerken bei einem möglichen nuklea-
zwei Cent pro Kilowattstunde ansteigen.                                                ren Unfall de facto nur beschränkt. Eventuelle Folgekosten eines
                                                                                       solchen Unfalls sind nicht über die Betreiber versichert. Vielmehr
Großhandel und Vertrieb, Steuern und Abgaben sowie die Netzent-                        muss dafür, unabhängig von der finanziellen Größenordnung, die
gelte machen den Löwenanteil des Strompreises aus, während der                         Allgemeinheit aufkommen.



                                                                                                                              Fakten zu Energiepreisen – 11
Exportweltmeister!
„Bis 2020 wird sich der globale Umsatz der
Umweltindustrien auf 3.100 Mrd. Euro mehr als
verdoppeln. Deutschland hat eine gute Ausgangs-
basis, um von dem globalen Wachstum über-
durchschnittlich zu profitieren.“

Dr. Torsten Henzelmann, Partner Roland Berger
Strategy Consultants. Quelle: Presseinformation
zum GreenTech-Atlas 2.0, 7. Mai 2009.




Mythos: „Klimaschutz schadet der Wettbe-
werbsfähigkeit der deutschen Industrie.“

Mythos 1:                                         Die Fakten:
„Klimaschutz führt zu Wettbewerbs-                Viele Unternehmen profitieren vom Klima-
nachteilen für die deutsche Industrie.“           schutz. Deutschland ist in diesen Märkten
                                                  durch Innovation, Qualität und Kompe-
                                                  tenz Weltmarktführer.


Mythos 2:                                         Die Fakten:
„Klimaschädliche Industrien werden                Dies ist nicht zu erwarten. Nicht alle ener-
ins Ausland abwandern.“                           gieintensiven Industrien stehen im inter-
                                                  nationalen Wettbewerb. Nur denjenigen,
                                                  denen nachweislich große Wettbewerbs-
                                                  probleme entstehen, sollten Nachteile
                                                  ausgeglichen werden.


Mythos 3:                                         Die Fakten:
„Zu viel Klimaschutz führt zur                    Rohstoffe werden knapper. Daher muss
Deindustrialisierung Deutschlands.“               Deutschland auf ressourcenschonende
                                                  Technologien setzen und die Politik den
                                                  Unternehmen Innovationsanreize setzen.


12
Mythos 1                                                                                                  Mythos 2
    Deutschland ist bislang im Klimaschutz vorangegangen und pro-                                             Eine Studie im Auftrag des Umweltbundesamtes von 2008 belegt,
    fitiert davon. Die Vorreiterrolle hat die technische Entwicklung                                          dass nur ein sehr geringer Anteil der Industrie negative Auswirkun-
    vorangetrieben und der Clean-Tech-Branche beachtliche Export-                                             gen auf den internationalen Märkten wegen CO2-Emissionskosten
    erfolge ermöglicht. Die deutschen Windanlagenbauer z. B. waren                                            befürchten müsste. Von den deutschen energieintensiven Branchen,
    laut Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) die                                               die von hohen CO2-Kosten betroffen sind, stehen nur fünf im in-
    einzige Branche, die 2009 im von der Wirtschaftskrise stark gebeu-                                        ternationalen Wettbewerb: Eisen und Stahl, Düngemittel, Papier,
    telten Anlagenbau eine positive Entwicklung vorwies. 80 Prozent                                           Aluminium und Teile von Chemie (siehe Grafik). Für diese sollten
    Exportanteil und eine Wertschöpfung am Weltmarkt von rund 30                                              angemessene Kompensationen erbracht werden. Branchen wie die
    Prozent verweisen auf den Stellenwert der Branche. In der Technik                                         Zementindustrie jedoch haben ihren Absatzmarkt im Inland und
    des Carbon Capture and Storage (CCS), die nach Meinung vieler                                             hätten keinerlei Vorteile durch eine Verlagerung der Produktion.
    Experten zukünftig eine wichtige Rolle bei der Speicherung von                                            Im Gegenteil: Faktoren wie Distanz zum Absatzmarkt, logistische
    CO2 aus Industrieprozessen oder der Verbrennung von Biomasse                                              Anbindung, Qualifikation der Arbeitnehmer oder die Kosten einer
    zur Extrahierung von CO2 aus der Atmosphäre spielen muss, hinkt                                           Verlagerung können so negativ zu Buche schlagen, dass eine Ab-
    Deutschland der internationalen Entwicklung hinterher.                                                    wanderung für das jeweilige Unternehmen sogar kontraproduktiv
                                                                                                              wäre. Augenblicklich werden aber bei weitem zu viele Industrien
    In Deutschland wird oft angeführt, dass in China jede zweite Woche                                        mit zu hohen Vergünstigungen bedacht. Dies ist klimaschädlich.
    ein neues Kohlekraftwerk ans Netz gehe. Die andere, klimafreund-
    liche Seite geht dabei unter. China hat einen Wettbewerb um die                                           Mythos 3
    energieeffizienteste Volkswirtschaft eröffnet. Der laufende Fünf-                                         Klimaschutz bedeutet Wirtschaften ohne CO2-Ausstoß, nicht aber
    Jahres-Plan sieht eine Effizienzsteigerung um 20 Prozent pro BIP-                                         Deindustrialisierung. In diesem Umgestaltungsprozess entstehen
    Einheit vor. Gleichzeitig baut China erneuerbare Energien massiv                                          neue Industriezweige, andere verschwinden. Deutschland konkur-
    aus: 2009 gingen rund 13.000 Megawatt Windkraftleistung in Be-                                            riert in einem Weltmarkt, der immer energieeffizienter wirtschaf-
    trieb – weltweit ein Spitzenwert. Das Land hat schon heute mehr                                           tet. Falsch verstandene „Schutzräume“ für die deutsche Industrie
    Unternehmen in der Solarbranche als die übrige Welt zusammen                                              bremsen Innovationen in Effizienz und erneuerbare Energien. Die
    und exportiert rund 50 Prozent seiner Solarzellenproduktion.                                              deutsche Autoindustrie beispielsweise läuft dem Weltmarkt bei Elek-
                                                                                                              tromobilität und Fahrzeugeffizienz hinterher, weil die Politik mit fal-
    Der Vorsprung eines „First Mover“, den Deutschland noch für sich                                          schen Anreizen die heimische Industrie vor zu großen Klimaschutz-
    reklamieren kann, muss nicht dauerhaft sein. Das Pew Center aus                                           auflagen schützen wollte. Die schnelle Entwicklung und Einführung
    den USA beobachtet einen Wettkampf um die Führungsposition bei                                            von energieeffizienten und CO2-armen Produkten und Prozessen hilft
    Nutzung und Produktion erneuerbarer Energien zwischen China,                                              der Industrie, Kosten zu senken und die Wettbewerbsposition zu ver-
    Deutschland und den USA. Das zeigt, dass hierzulande politische                                           bessern. Die Politik muss verhindern, dass Unternehmen aufgrund
    Rahmenbedingungen gesetzt werden müssen, die es den privat-                                               kostenloser oder zu hoher Zuteilung von Emissionsrechten Zusatzge-
    wirtschaftlichen Unternehmen ermöglichen, weiterhin erfolgreich                                           winne abschöpfen können. Gleichzeitig müssen Rahmenbedingun-
    global zu konkurrieren.                                                                                   gen geschaffen werden, die Unternehmen weiterhin einen Anreiz zu
                                                                                                              CO2-Minderung und nachhaltigem Wirtschaften insgesamt geben.



                                                                                       WWF-Fazit für das deutsche
                                                                                       Energiekonzept:
                                                                                       Es ist wichtig, die deutsche Industrie fit für
                                                                                       die Zukunft zu machen – mit Anreizen zu
                                                                                       einer Technologieführerschaft in kohlenstoff-
                                                                                       armen Technologien.


                              Handelsintensität deutscher Branchen und ihre potenzielle Belastung durch den Emissionshandel
                       70 %                                                                                                                                                                                            70 %
                       60 %                           Handelsintensität mit Nicht-EU-Ländern                                                                                                                           60 %
                                                      Anteil der direkten CO2-Kosten an der Wertschöpfung
                       50 %                           Anteil der indirekten CO2-Kosten an der Wertschöpfung                                                                                                            50 %
                       40 %                       €   Branchen mit hohen direkten und indirekten CO2-Kosten und gleichzeitig starkem internationalen Wettbewerb                                                        40 %
                       30 %                                                                                                                                                                                            30 %
                       20 %                                                                                                                                                                                            20 %
                       10 %                                                                                                                                                                                            10 %
                        0%                                                                                                                                                                                             0%
                                                      toff                                                                                                                 l                  l
                                        nte      lien      lien upfer aren inium apier mittel rrholz hlglas ststoff hglas Stahl sfaser tärke ramik ucker llstoff eralö dukte ment ziege Kalk itung
                                      me mika Zells mika       K                € P nge                                               S Ke              Z s Ze Min lpro
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                                                                                                                 Fakten zu Wettbewerbsfähigkeit und Zukunftsmärkten – 13
Vier auf einen Streich.
Die Argumente für ein zukunftsfähiges
Energiekonzept im Überblick.
Der Klimawandel ist eine Bedrohung, die wir jetzt noch begrenzen   Für Rückfragen zu allen Themen in dieser Broschüre stehen Ihnen
können. Dies gelingt, wenn Politik und Wirtschaft gemeinsam Lö-    beim WWF zur Verfügung:
sungen zur Änderung unserer Wirtschaftsweise entwickeln. Dem
Kurswechsel hin zum kohlenstofffreien Wirtschaften stehen etab-
lierte Interessen gegenüber. Sich mit ihren Argumenten auseinan-   Regine Günther
derzusetzen und Lösungen für ein klimafreundliches Wirtschaften    Leiterin Klima- und Energiepolitik
anzubieten, ist eine Stärke des WWF.                               Telefon: +49 (0) 30 308742-18
                                                                   E-Mail: regine.guenther@wwf.de
Auf der folgenden Seite haben wir die wichtigsten Argumente aus
dieser Broschüre zusammengestellt. Weitere Informationen zum       Thomas Duveau
WWF-Energiekonzept, zur Studie „Modell Deutschland“ und den        Referent Erneuerbare Energien und Infrastruktur
Lösungsansätzen des WWF für die deutsche und internationale        Telefon: +49 (0) 30 308742-36
Klimapolitik finden Sie online unter www.wwf.de/klima.             E-Mail: thomas.duveau@wwf.de




Der WWF ist eine der größten unabhängigen Naturschutzorganisationen der Welt. Das
globale Netzwerk des WWF ist in mehr als 100 Ländern aktiv. Weltweit unterstützen
uns rund fünf Millionen Förderer.

Der WWF will der weltweiten Naturzerstörung Einhalt gebieten und eine Zukunft
gestalten, in der Mensch und Natur in Harmonie leben.
Deshalb müssen wir gemeinsam:

• die biologische Vielfalt der Erde bewahren,
• erneuerbare Ressourcen naturverträglich nutzen und
• die Umweltverschmutzung verringern und verschwenderischen Konsum eindämmen.

14
Mythos: „Eine Verlängerung der Laufzeiten der                  Mythos: „Die Stromnachfrage steigt bzw. bleibt
Kernkraftwerke ist gut fürs Klima.“                            in Zukunft gleich.“
Fakten: Eine Laufzeitverlängerung der Kernkraftwerke           Fakten: Werden Industrieprozesse und Elektrogeräte effizi-
bringt keine zusätzlichen CO2-Einsparungen. Denn es wer-       enter, kann der Stromverbrauch bis 2050 bis zu einem Drittel
den nicht mehr Emissionen eingespart als im EU-Emissi-         sinken. Dafür muss die Politik jetzt die Weichen stellen. Sie
onshandel vereinbart. Vielmehr blockiert die Verlängerung      muss Verbrauchsstandards für effiziente Geräte definieren,
den Ausbau der erneuerbaren Energien und die Bemühungen        in die Verbesserung der Energieproduktivität investieren und
um Energieeffizienz.                                           Märkte für Energieeffizienz schaffen.

Mythos: „Kernkraft ist billig.“                                Mythos: „Die erneuerbaren Energien können
Fakten: Der Preis für Strom bildet sich an der Strombörse.     den Strombedarf nicht decken.“
Deshalb kommen die relativ niedrigen Erzeugungskosten          Fakten: Die erneuerbaren Energien können bis 2050 den
bei Strom aus Kernkraft nur den Energieversorgern, nicht       Strombedarf in Deutschland zu 100 Prozent decken. Zahl-
aber den Verbrauchern zugute. Was oft vergessen wird: Für      reiche Studien belegen dies (McKinsey, PWC, Sachverstän-
die Kernenergie wurden seit ihrer Nutzung (1950-2008) in       digenrat für Umweltfragen, WWF). Blieben die Kernkraft-
Deutschland Steuergelder in Höhe von 165 Mrd. Euro auf-        werke länger am Netz, würde der notwendige Ausbau der
gewendet.                                                      erneuerbaren Energien behindert.

Mythos: „Für den internationalen Klimaschutz                   Mythos: „Nur Strom aus Kohle und Kernkraft
ist die Kernenergie notwendig.“                                kann die Grundlast sichern – die erneuerbaren
Fakten: Global gesehen ist der Beitrag der Kernenergie zum     Energien schaffen dies nicht.“
Klimaschutz nicht signifikant: Sie deckt nur rund 15 Prozent   Fakten: Eine breite Aufstellung der erneuerbaren Energie-
des globalen Strombedarfs ab. Wichtig für das Erreichen        erzeugung kann zu jedem Zeitpunkt die Nachfrage decken.
des deutschen Kyoto-Ziels von minus 21 Prozent (bis 2012       Schon heute übertrifft die installierte Windkraftleistung die
gegenüber 1990) war vor allem der Ausbau der erneuerbaren      der Kernkraftwerke. Investitionen müssen jetzt in Energie-
Energien und der Energieeffizienz.                             speicher und intelligente Stromnetze getätigt werden. Damit
                                                               wird das Konzept der „Grundlast“ hinfällig.


Mythos: „Der Ausbau der erneuerbaren Ener-                     Mythos: „Klimaschutz führt zu Wettbewerbs-
gien ist zu teuer.“                                            nachteilen für die deutsche Industrie.“
Fakten: Die erneuerbaren Energien werden finanziell ge-        Fakten: Viele Unternehmen profitieren von ihrer Vorreiter-
fördert. Sie sparen aber auch Geld. Denn es müssen ent-        rolle im Klimaschutz. So waren bspw. die deutschen Wind-
sprechend weniger fossile Energieträger wie Öl und Gas         anlagenbauer die einzige Branche im Anlagenbau, die 2009
importiert werden. Das waren laut BMU allein 2008 rund         trotz Wirtschaftskrise Zugewinne machen konnte. Es gilt
6,6 Mrd. Euro. Durch die Vermeidung von Umweltbelastun-        jetzt, diese wirtschaftlichen Vorteile gegenüber Wettbewer-
gen wie den Ausstoß von Luftschadstoffen gibt es weitere       bern, z. B. aus den USA und China, zu sichern.
Kostenersparnisse.
                                                               Mythos: „Klimaschädliche Industrien werden
Mythos: „Das EEG lässt die Strompreise an-                     ins Ausland abwandern.“
steigen.“                                                      Fakten: Energieintensive Branchen, wie z. B. der Zement-
Fakten: Der Betrag, den die Verbraucher für die Förderung      sektor, haben ihren Absatzmarkt in Deutschland. Eine Verla-
der erneuerbaren Energien über das EEG zahlen, macht nur       gerung der Produktion in ein Land mit niedrigeren Umwelt-
einen minimalen Anteil am Strompreis aus. 2009 war es          standards würde für diese Industrien höhere Transportkosten
etwa ein Cent pro kWh. Wesentliche Preisbestandteile sind      und ggf. schlechtere Standortbedingungen bedeuten. Eine
dagegen Steuern und Abgaben sowie die Netzentgelte.            Abwanderung wäre unter diesen Umständen nicht sinnvoll.

Mythos: „Strom aus Kohle und Kernkraft ist                     Mythos: „Zu viel Klimaschutz führt zur Dein-
und bleibt billig.“                                            dustrialisierung Deutschlands.“
Fakten: Fossile Brennstoffe sind in den vergangenen Jahren     Fakten: Nicht alle energieintensiven Industriezweige in
auf dem Weltmarkt stetig teurer geworden. Darüber hinaus       Deutschland sind tatsächlich dem internationalen Wettbe-
gibt es erhebliche externe Folgekosten aus der Verbrennung     werb ausgesetzt. Wo nachweisbar Nachteile entstehen, sollte
fossiler Brennstoffe (Luftverunreinigung, Gesundheitsschä-     ein Ausgleich entrichtet werden. Allerdings müssen Unter-
den). Hohe Kosten entstehen auch bei der Kernkraft, u. a.      nehmen auch Innovationsanreize gesetzt werden, um ihre
für die Sicherheit von Transporten mit nuklearem Abfall und    Wettbewerbsfähigkeit auf den energieeffizienten Märkten
die Endlagerung.                                               der Zukunft zu behaupten.
MYTHEN UND FAKTEN ZU   MYTHEN UND FAKTEN ZU

Infrastruktur          Kernkraft und
und Versorgungs-       erneuerbaren
sicherheit             Energien




MYTHEN UND FAKTEN ZU

Wettbewerbs-
fähigkeit und          MYTHEN UND FAKTEN ZU

Zukunftsmärkten        Energiepreisen

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  • 1. Sicher, klimaschonend, bezahlbar – Ein Energiekonzept für Deutschland 1
  • 2. Inhalt 10 Eckpfeiler für ein zukunftsfähiges Energiekonzept 3 Leitplanken für ein deutsches Energiekonzept Klimaschutz bis 2050 – Mythen entzaubern und Antworten geben, die Zukunft haben. 4 „Modell Deutschland“ und das „WWF-Energiekonzept“ Mythos: „Kernkraft ist die Brücke in eine CO2-freie Zukunft.“ 6 Fakten zu Kernenergie und erneuerbaren Energien Mythos: „Ohne Kohle und Kernenergie geht in Deutschland das Licht aus.“ 8 Fakten zu Infrastruktur und Versorgungssicherheit Mythos: „Die erneuerbaren Energien machen den Strom teuer.“ 10 Fakten zu Energiepreisen Mythos: „Klimaschutz schadet der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie.“ 12 Fakten zu Wettbewerbsfähigkeit und Zukunftsmärkten Vier auf einen Streich. 14 Die Argumente für ein zukunftsfähiges Energiekonzept im Überblick. Impressum Verantwortlich für den Inhalt: Druck: WWF Deutschland L.N. Schaffrath GmbH, Geldern Reinhardtstraße 14, 10117 Berlin Redaktionsleitung: Mandy Schoßig Fotos und Abbildungen: www.wwf.de Titel: © WWF / istockphoto.com S. 3 und 15: © istockphoto.com Gestaltung und Layout: S. 4: © Bernd Lammel / WWF Bertram Sturm S. 6: © istockphoto.com www.bertramsturm.de S. 7: © Markus Mohr / Fotolia.com S. 8: Dr.G.Schmitz / wikimedia Herausgeber: S. 9: © istockphoto.com Verlag Rommerskirchen GmbH & Co. KG s. 10: © Adam Oswell / WWF-Canon Mainzer Str. 16-18 S. 11: © istockphoto.com 53424 Remagen-Rolandseck S. 12: © REpower, Projekt Beatrice, Foto: Jan Oelker www.rommerskirchen.com S. 13: © istockphoto.com © Copyright des WWF International ® Warenzeichen des WWF International • Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier • Stand: 06 / 10 2
  • 3. 10 Eckpfeiler für ein zukunftsfähiges Energiekonzept Aus Sicht des WWF Deutschland sind folgende Leitplanken für ein deutsches Energiekonzept bis 2050 zentral: 1. Ambitionierte Ziele zur Reduktion der Treibhausgasemissionen fest- legen. 2. Ambitionierte Ziele zur Steigerung der Energieeffizienz formulieren. 3. Ausbauziele für erneuerbare Ener- gien in allen Sektoren bestimmen. 4. Am Ausstieg aus der Kernenergie festhalten. 5. Robuste Annahmen bei den Energiepreisen vornehmen. 6. Knappe Ressourcen sorgfältig planen. 7. Benötigte Infrastruktur heute entwerfen. 8. Realistische Zeitpläne für die Umbaumaßnahmen erarbeiten. 9. Schlüsselinnovationen für alle Industriezweige identifizieren. 10. Vorteile der Klimaschutzpolitik gesamtwirtschaftlich bewerten. Wie sich der WWF die wichtigsten Leitplanken für ein deutsches Energiekonzept vorstellt, lesen Sie ausführlich auf Seite 5. 3
  • 4. Klimaschutz bis 2050 – Mythen entzaubern … Die internationale Staatengemeinschaft, so auch Deutschland, kunft oder der wachsenden Bedrohung durch den Klimawandel. steht vor großen Herausforderungen. Parallel zur Bewältigung der Diese Broschüre wird zeigen, dass viele Argumente, die derzeit weltweiten Wirtschaftskrise müssen wir einer weiteren globalen große Aufmerksamkeit erhalten, bei näherer Betrachtung nicht Krise rechtzeitig begegnen: dem Klimawandel. Nur wenn wir es belastbar sind und dazu beitragen, Angst zu schüren. Angst vor schaffen, ihn zu begrenzen, können wir einen lebendigen Planeten Veränderung. Angst vor Fortschritt. Der WWF nimmt diese Ar- mit einer großen biologischen Vielfalt und die Zukunftsfähigkeit gumente unter die Lupe. Es hat sich gezeigt, dass vielfach wahre unserer Gesellschaft bewahren. Deshalb müssen wir jetzt begin- Mythen geschaffen wurden, die dazu beitragen sollen, einen Status nen, unsere Wirtschaft auf Produktionsweisen und Dienstleistun- Quo zu zementieren, der erst zur jetzigen, bedrohlichen Klima- gen ohne Treibhausgasausstoß umzustellen. Eine solche Transfor- situation geführt hat. mation erfordert jedoch Mut zur Veränderung. Mut von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Der WWF ist davon überzeugt, dass ein Paradigmenwechsel in der Wirtschaft nötig und möglich ist. Nur mit einer Veränderung Doch Umgestaltungen bedeuten nicht per se Unsicherheit, sondern unserer Wirtschaftsweise werden wir unseren Lebensstandard auch bringen vielfach mehr Sicherheit. CO2-freies Wirtschaften bedeu- weiterhin sichern, die drohenden Auswirkungen des Klimawandels tet, Chancen zu ergreifen, um für die Zukunft gewappnet zu sein. beschränken und künftig zusätzliche Arbeitsplätze schaffen. Darum wird es jetzt gehen: Wählen zwischen einer sicheren Zu- Drei Fragen an Regine Günther, Leiterin Energie- und Klimapolitik beim WWF Deutschland, zu stoffarmen Wirtschaftsweise fehlen. Es sind keine klaren Ziele für den Herausforderungen für das Energiekonzept. den Ausbau der erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz er- kennbar. Es fehlen Vorschläge, wie die Infrastruktur für die Strom- Können Sie erklären, warum wir schon in den kom- oder Wärmeversorgung in den kommenden Jahren umgebaut wird. menden Jahren handeln müssen, um die Klima- Die benötigten Innovationen werden nicht oder nur unzureichend erwärmung zu begrenzen? benannt. Derzeit scheint es, als ob die Laufzeitverlängerung für die Dafür sind drei Gründe entscheidend: Erstens brauchen wir für viele deutschen Kernkraftwerke das Kernstück des Energiekonzepts sei. zukünftige Emissionsreduktionen eine völlig neue Infrastruktur. Wir Dies kann jedoch nicht der dringend benötigte Zukunftsplan 2050 müssen jetzt unter anderem in intelligente Stromnetze und -speicher für eine nachhaltige Energieversorgung sein. Einziger Lichtblick für Wind- und Solarenergie investieren. Nur so stehen diese in zehn, ist das langfristige Minderungsziel von 85 Prozent Treibhausgasen, fünfzehn Jahren ausreichend zur Verfügung. Für diese Investitionen die bis 2050 gegenüber 1990 eingespart werden sollen. und Innovationen brauchen wir genügend Vorlauf. Zweitens dürfen wir uns den Weg in eine klimafreundliche Zukunft nicht verbauen. Was sind aus Sicht des WWF die wichtigsten Inhal- Wenn wir heute die falschen Investitionsentscheidungen treffen und te für das Energiekonzept? zum Beispiel neue Kohlekraftwerke bauen, würden diese aufgrund Am wichtigsten sind Ziele und damit einhergehende belastbare Po- der hohen Kosten lange Jahre genutzt. Diese würden dann zu lange litiken und Maßnahmen. Um die Klimaerwärmung zu begrenzen, zu viele Treibhausgase ausstoßen. Drittens ist das Klimasystem müssen die Industrieländer ihren Treibhausgasausstoß bis 2050 um träge. Das heißt, dass sich die negativen Auswirkungen hoher Emis- 95 Prozent vermindern. Dafür müssen wir unseren Strom zu 100 sionen von heute erst viele Jahre später zeigen. Prozent aus erneuerbaren Energiequellen beziehen, und die Indus- trie muss weitgehend CO2-frei arbeiten. Um auch die Bevölkerung Wie schätzen Sie die bisherigen Schritte der Regie- in schwierigen Fragen mitzunehmen, muss das Gesamtkonzept mit rung zu einem langfristigen Energiekonzept ein? großer Glaubwürdigkeit hinterlegt werden. Dafür brauchen wir Leider sehen wir derzeit in der in Auftrag gegebenen Studie der dringend ein Klimaschutzgesetz. Dies bringt zudem für die Unter- Bundesregierung keine vielversprechenden Ansätze für das Ener- nehmen Planungssicherheit und Energie- und Klimasicherheit für giekonzept. Wichtige Leitplanken für die Etablierung einer kohlen- die Bürger. 4
  • 5. … und Antworten geben, die Zukunft haben. Wie können wir den Treibhausgasausstoß um WWF-Energiekonzept – 10 Eckpfeiler für eine CO2-freie Zukunft 95 Prozent bis 2050 senken? Wie bauen wir die Der WWF hat ein Energiekonzept erarbeitet, das ausgehend vom Ziel – minus Wirtschaft um, ohne ihr zu schaden? Wie sehen 95 Prozent Treibhausgase bis 2050 – die wichtigsten energie- und klimapolitischen dann unsere Lebensgewohnheiten aus? Welche Weichenstellungen für Deutschland formuliert. Politik ist dafür nötig? 1. Ziele zur Treibhausgasreduktion festlegen „Modell Deutschland“ – Der Wegwei- Um die globale Temperaturerwärmung unter 2° C halten zu können, müssen die glo- ser in eine kohlenstoffarme Wirtschaft balen Emissionen bis 2050 um 80 Prozent sinken. Für Industrieländer bedeutet dies Die WWF-Studie „Modell Deutschland – Kli- eine Reduktion aller Treibhausgase bis 2020 um mindestens 40 Prozent, bis 2030 maschutz bis 2050. Vom Ziel her denken“, um 60, bis 2040 um 80 und bis 2050 um 95 Prozent gegenüber 1990. erstellt von der prognos AG und dem Öko- Institut, gibt Antworten auf diese Fragen. Mit 2. Ambitionierte Ziele zur Steigerung der Energieeffizienz ihr existiert erstmals ein durchgerechneter Po- Für alle Sektoren ist eine massive Ausweitung der Energieeffizienz notwendig. Für litikentwurf für den Klimaschutz bis zum Jahr jeden Sektor muss ein Energieeffizienz-Ziel transparent formuliert werden. 2050. Er beschreibt den Wandel hin zu einer kohlenstofffreien Wirtschaft. Gleichzeitig zeigt 3. Ausbauziele für erneuerbare Energien in allen Sektoren die Studie, dass dieser Systemwechsel mach- Nur mit klaren Ausbauzielen für alle erneuerbaren Energien kann der Umbau der bar und bezahlbar ist. Die Mehrkosten für Energiewirtschaft gelingen. Bis 2050 sollen die Stromversorgung und der Verkehrs- eine 95-prozentige Emissionsreduktion sind sektor vollständig auf erneuerbare Energien umgestellt sein. überschaubar. Sie liegen bei durchschnittlich 0,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. 4. Keine Laufzeitverlängerung für Kernkraftwerke Die Laufzeitverlängerung der bestehenden Kernkraftwerke blockiert den benötigten Die wichtigsten Eckpunkte für ein ambitionier- Umbau der Energiewirtschaft und den Wettbewerb. Das Energiekonzept muss min- tes deutsches Klima- und Energiepaket bis zum destens ein Szenario mit Zielerreichung ohne Laufzeitverlängerung enthalten. Jahr 2050 sind: • Stützung der Rolle der erneuerbaren Ener- 5. Robuste Annahmen bei den Energiepreisen gien: Sie könnten bis zum Jahr 2050 100 Unrealistisch niedrige Annahmen bei den Energiepreisen führen dazu, dass die Kosten Prozent der Stromerzeugung ausmachen. für Klimaschutz überschätzt und die Erträge für die Volkswirtschaft unterschätzt wer- Für eine umfassende Nutzung der erneuer- den. Die Energiepreise sollten sich an den aktuellsten Prognosen orientieren. baren Energien müssen intelligente Strom- netze geschaffen, Speicherkapazitäten 6. Bewusstes Ressourcenmanagement massiv ausgebaut sowie neue Marktregeln Die Notwendigkeit eines sorgfältigen Umgangs mit knappen Ressourcen wie mit eingeführt werden. Biomasse und mit CO2-Lagerstätten für die unterschiedlichen Anwendungsfelder • Die Energieeffizienz muss massiv gestei- muss ausreichend berücksichtigt und reflektiert werden. gert werden. Dazu müssen sowohl Indus- trieprozesse, der Neubau und Umbau von 7. Identifikation der Umbaumaßnahmen der benötigten Infrastruktur Gebäuden als auch die Produktion von Ge- Das Energiekonzept muss klar ausweisen, welche Umbaumaßnahmen an der heu- räten deutlich energieeffizienter erfolgen. tigen Energieinfrastruktur durchgeführt werden müssen, um Versorgungssicherheit Die Stromnachfrage kann mittelfristig um und Klimaschutz zu gewährleisten. ein Drittel gesenkt werden. • Die deutsche Industrie kann mit Investi- 8. Klare Aussagen zur zeitlichen Einordnung der verschiedenen tionen in CO2-arme Techniken, Prozesse, Umbaumaßnahmen Werkstoffe und Produkte um bis zu 20 Pro- Für Bereiche mit hoher Kapitalbindung, langer Lebensdauer bzw. langen Vorlaufzei- zent wachsen. Bei gleichzeitig sinkendem ten müssen Zeitfenster identifiziert und bei der Investition berücksichtigt werden. Energiebedarf um etwa die Hälfte bleibt sie zukunftsfähig im Wettbewerb. 9. Identifikation der Innovationserfordernisse • Der Verkehr wird effizienter: Bis zum Jahr Das Energiekonzept muss Schlüsselinnovationen in den verschiedenen Sektoren 2050 können zu etwa 80 Prozent Hybrid- identifizieren und für diese klare „Roadmaps“ aufzeigen. und Elektroautos auf deutschen Straßen unterwegs sein. Die Effizienz des gesamten 10. Gesamtwirtschaftliche Bewertung Fahrzeugparks muss um 60 Prozent erhöht Die industriepolitischen Vorteile einer frühzeitigen und ambitionierten Klimaschutz- werden. Der Güter-, Flug- und Schiffsver- politik müssen für die gesamtwirtschaftliche Bewertung berücksichtigt werden. kehr wird auf Biokraftstoffe umgestellt. 5
  • 6. Klimaschützer? „Mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien müssen Kernkraftwerke nicht nur herunter geregelt, sondern zeitweise abgeschaltet werden. Zu solcher Betriebsweise taugen Kernkraftwerke nicht. Denn wenn sie abgeschaltet werden, dürfen sie nur nach längerem Stillstand und langsam wieder angefahren werden. Damit wird ihr Be- trieb in Zukunft unpraktikabel.“ Prof. Dr. Klaus Traube, ehem. Manager von Interatom, heute: Vizepräsident Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung e.V. Mythos: „Kernkraft ist die Brücke in eine CO2-freie Zukunft.“ Mythos 1: Die Fakten: „Eine Verlängerung der Laufzeiten der Eine Laufzeitverlängerung bringt keine deutschen Kernkraftwerke ist gut fürs Zugewinne für den Klimaschutz, denn Klima.“ es werden nicht mehr CO2-Emissionen eingespart als im EU-Emissionshandel vereinbart. Mythos 2: Die Fakten: „Kernkraft ist billig.“ Kernkraft ist nur für die Energieversorger billig, weil die Erzeugungskosten niedrig sind. Die Verbraucher zahlen Strompreise, die sich nach dem Börsenpreis richten. Mythos 3: Die Fakten: „Für den internationalen Klimaschutz Die Kernenergie hat global gesehen einen ist Kernenergie notwendig. Deshalb geringen Anteil an der Energieversor- muss sie ausgebaut werden.“ gung. Dementsprechend ist ihr Potenzial zur CO2-Minderung sehr niedrig. 6
  • 7. Mythos 1 Präsident des Bundeskartellamtes Ulf Böge bereits öffentlich Der Pfad zur CO2-Reduktion im Energiesektor ist durch die Be- gewarnt. Auch ein Gutachten der Universität Leipzig im Auftrag stimmungen zum europäischen Emissionshandel vorgeschrieben. einer Stadtwerkegemeinschaft bestätigt, dass es bei einem län- Ein längerer Betrieb der deutschen Kernkraftwerke würde keine geren Betrieb der Kernkraftwerke zu Wettbewerbsverzerrungen zusätzlichen Emissionsminderungen erbringen. Im Gegenteil: zugunsten von E.ON, RWE, EnBW und Vattenfall käme. Die Durch eine Laufzeitverlängerung der Kernkraftwerke wäre der Stadtwerke sehen ihre Investitionen in neue Erzeugungskapazi- Anreiz für Investitionen und Innovationen in Energieeffizienz täten und erneuerbare Energien dadurch gefährdet. oder auch die Speicherung von CO2 im Untergrund gering. Wei- tere Emissionsminderungen würden verlangsamt oder fänden gar Das Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) hat er- nicht statt. Es besteht also die Gefahr, dass die Infrastruktur und rechnet, dass für die Kernkraft seit ihrer Nutzung (1950 bis 2008) die Innovationen, die mittelfristig für die Zukunft mit erneuer- in Deutschland Steuergelder in Höhe von 165 Mrd. Euro auf- baren Energien benötigt werden, ausbleiben. Da die Stromerzeu- gewendet wurden. Den Löwenanteil davon stellen Finanzhilfen gung in den bereits amortisierten Meilern für die Betreiber be- und Steuervergünstigungen. In den nächsten Jahrzehnten werden sonders attraktiv ist, würden zudem Investitionen in erneuerbare voraussichtlich weitere 92,5 Mrd. Euro anfallen, so die Prognose. Energien hinausgezögert bzw. ganz abgesagt. Mit in die Betrachtung einbezogen wurden dabei die Kosten, die WWF-Fazit für das deutsche Energiekonzept: Eine Laufzeitverlängerung bringt in Deutsch- land nichts für den Klimaschutz und blockiert zudem den Wettbewerb zu Gunsten der vier großen Stromunternehmen. Wenn wir den kompletten Umbau des Energiesystems hin zu 100 Prozent erneuerbaren Energien und mehr Wettbewerb wollen, müssen wir jetzt am Kernenergieausstieg aus dem Jahr 2002 festhalten. Mythos 2 Die derzeit relativ niedrigen Erzeugungskosten des aus Kern- längerfristig durch die Stromerzeugung aus radioaktivem Ma- kraft produzierten Stroms kommen nur den Erzeugern in Form terial entstehen, wie die Beseitigung des nuklearen Abfalls in höherer Gewinne, nicht aber den Verbrauchern zugute. Denn der Endlagern. Dazu kommt, dass bisher die Betreiber von Kernkraft- Strompreis entsteht aus der Relation von Angebot und Nachfrage werken nur sehr beschränkt für Schäden aufkommen müssen, die an der Strombörse. Dabei gibt das jeweils zur Deckung der letz- durch eventuelle Unfälle entstehen. ten nachgefragten Kilowattstunde benötigte „Grenzkraftwerk“ den Ausschlag für die Höhe des Preises (sogenanntes Merit- Mythos 3 Order-Prinzip). Alle Erzeugungsformen enthalten diesen Preis, Global gesehen ist der Beitrag der Kernenergie zur Energiever- unabhängig von ihren tatsächlichen Kosten. Die Großhandels- sorgung nur gering: Sie deckt nur rund 15 Prozent des globalen strompreise würden durch eine Laufzeitverlängerung der Kern- Strombedarfs und sechs Prozent des Energiebedarfs ab. Um eine kraftwerke nicht sinken können, da nicht die Kernkraftwerke weltweite CO2-Minderung von nur zehn Prozent zu erreichen, diesen Preis setzen. Das zeigt auch der Vergleich mit Frankreich, müssten die Kernkraftwerkskapazitäten nach Berechnungen der wo der Strompreis trotz 85 Prozent Kernenergie-Anteils an der Internationalen Energieagentur (IEA) bis 2050 verdreifacht wer- Stromerzeugung nicht niedriger liegt als in Deutschland mit ei- den (auf rund 1.400 Kernkraftwerke). Das würde bedeuten, dass nem Anteil von 23 Prozent. ab sofort mehr als 35 Kernkraftwerke pro Jahr errichtet werden müssten. Hierfür stehen aber die industriellen Voraussetzungen Da die deutschen Kernkraftwerke nahezu alle bereits vollständig nicht einmal in Ansätzen zur Verfügung. Zudem müssen wir abgeschrieben sind, würden sich bei einer Laufzeitverlängerung schnell zu signifikanten CO2-Minderungen kommen. Das ist die Zusatzgewinne der vier großen Energieversorger täglich auf mit Energieeinsparungen und erneuerbaren Energien am besten eine Million Euro pro Kraftwerk belaufen. Da bei der Strom- machbar. So war für das Erreichen des deutschen Kyoto-Ziels, erzeugung noch immer vier Anbieter knapp drei Viertel der einer Minderung der Treibhausgasemissionen um 21 Prozent bis Stromkapazitäten bereitstellen, würden diese durch die Milliar- 2012 gegenüber 1990, der Ausbau der erneuerbaren Energien und den-Zusatzgewinne weiter begünstigt. Davor hat der ehemalige die Steigerung der Energieeffizienz wichtig. Fakten zu Kernenergie und erneuerbaren Energien – 7
  • 8. Grüne Infrastruktur! „Viele Studien weisen darauf hin, dass 2050 ein auf 100 Prozent erneuerbaren Energien basieren- des System möglich ist. Der Entwicklung einer ‚nachhaltigen Infrastruktur‘ als Grundlage einer nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung kommt eine entscheidende Bedeutung zu. Dabei geht es nicht nur um ‚reaktive Netze‘ (smart grids), sondern auch um die regulatorische und institutionelle Ausgestaltung, Organisations- und Finanzie- rungsmodelle.“ Prof. Dr. Christian von Hirschhausen, TU Berlin, Fachgebiet Wirtschafts- und Infrastrukturpolitik. Mythos: „Ohne Kohle und Kernenergie geht in Deutschland das Licht aus.“ Mythos 1: Die Fakten: Die Stromnachfrage steigt Studien im Auftrag der Industrie zeigen: bzw. bleibt in Zukunft gleich. Der Stromverbrauch kann massiv sinken, wenn die Politik die Weichen in Richtung Energieeffizienz stellt. Mythos 2: Die Fakten: Die erneuerbaren Energien können Die erneuerbaren Energien können bis Kern- und Kohlekraftwerke nicht er- 2050 so schnell ausgebaut werden, dass setzen, weil sie so schnell nicht zur sie den Strombedarf in Deutschland zu Verfügung stehen. 100 Prozent decken. Mythos 3: Die Fakten: Erneuerbare Energien schaffen es Herkömmliche Grundlastkraftwerke wer- nicht, die Grundlast zu sichern – da- den überflüssig. Die Diversifikation der für brauchen wir Kohle- und Kern- erneuerbaren Energieerzeugung kann die kraftwerke. Energieversorgung sichern. 8
  • 9. Mythos 1 deckten den Bedarf rund um die Uhr. Steinkohleanlagen sorgten für Ohne eine drastische Reduktion des Stromverbrauchs werden wir die Sicherung der Mittellast. Spitzenlastkraftwerke, in der Regel die notwendigen Einsparungen bei den Treibhausgasen nicht errei- auf Erdgasbasis oder Pumpspeicher-Wasserkraftanlagen, traten in chen können. Viele Studien zeigen, dass dies möglich ist, wenn jetzt Aktion, um die Extremnachfrage zu sichern. gehandelt wird. Der Ersatz ineffizienter Haushaltsgeräte oder von Nachtspeicherheizungen, die Minimierung der Stand-by-Verluste und Mit dem Ausbau der Regenerativstromerzeugung ändert sich das die Effizienzsteigerung bei Beleuchtung im Haushalt sind notwen- Bild: Regenerativstrom ist nicht mehr die Ergänzung zur traditio- dige Maßnahmen. Aber auch in Industrie und Gewerbe ist das Ein- nellen Stromerzeugung, sondern dominiert sie durch den Einspei- sparpotenzial groß. Im Bereich der Industriemotoren beispielsweise sevorrang ins Netz mehr und mehr. Dieser Paradigmenwechsel hat könnten effizientere Motoren und die Optimierung der Systeme nach Auswirkungen auf die Führung des konventionellen Kraftwerks- Schätzungen des Verbands der Elektrotechnik Elektronik Informa- parks. Das Konzept der „Grundlastfähigkeit“ wird im Energiesys- tionstechnik e.V. (VDE) Stromeinsparungen von bis zu 60 Prozent tem der Zukunft keine Rolle mehr spielen. Es wird lediglich darum nach sich ziehen. Dies würde eine Reduzierung der CO2-Emissionen gehen, die Stromnachfrage zu jedem Zeitpunkt mit einem adäqua- beim heutigen Strommix um 40 Millionen Tonnen bedeuten. ten Mix aus zunehmend erneuerbaren Energien zu decken. Schon heute übertrifft die installierte Windkraftleistung in Deutschland Mythos 2 die der Kernkraftwerke. Bei guten Windbedingungen könnte Wind- Das Ausbautempo der erneuerbaren Energien hat bisher jede Pro- strom die gesamte Nachfrage decken. Die neue, erforderliche Fle- gnose übertroffen. Schon heute werden mehr als 16 Prozent des xibilität kann von den ehemaligen „Grundlastkraftwerken“ nicht Stroms regenerativ erzeugt. Bis 2050 könnte die Stromversorgung erbracht werden. Da sie auf Dauerbetrieb ausgelegt sind, lassen sie vollständig auf erneuerbare Energien umgestellt sein. Zu diesem sich nur begrenzt flexibel an- und abfahren. Benötigt werden in der Ergebnis kommen übereinstimmend eine Reihe von Studien wie die Zukunft nicht mehr große Mengen an Grundlast, sondern flexible von McKinsey (Roadmap 2050), PricewaterhouseCoopers (100 % Kraftwerke für die Mittel- und Spitzenlast. renewable electricity), die Stellungnahme des Sachverständigenrats für Umweltfragen (100 % erneuerbare Stromversorgung bis 2050) Das Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystem- oder die WWF-Studie „Modell Deutschland“. Neben dem verstärk- technik (IWES) hat bundesweit modellhaft 36 regenerative Er- ten Einsatz der erneuerbaren Energien sind dabei in allen Szenarien zeugungsanlagen zusammengeschaltet, um die Umsetzung in die vier Elemente wichtig: die Steigerung der Energieeffizienz, mas- Praxis zu demonstrieren. Durch die Verknüpfung von erneuerbaren sive Energieeinsparungen, der starke Ausbau von Speichern sowie Energiequellen wie Biomasse und Wasserkraft mit den stark fluk- Investitionen in neue, intelligente Übertragungsnetze. Der Umbau tuierenden, sich aber zum Teil gegenseitig wieder ausgleichenden muss heute durch eine entschiedene Politik beginnen. Quellen Wind und Sonne wird die Versorgungssicherheit garan- tiert. Dem Ausbau der Netze – beispielsweise der Errichtung eines Mythos 3 Verbunds der in der Nordsee geplanten Offshore-Windparks – und Bis vor kurzer Zeit war die „Stromlandschaft“ noch klar kontu- der Speicher kommt für die Versorgungssicherheit wesentliche Be- riert. Grundlastkraftwerke auf Basis von Kernkraft und Braunkohle deutung zu. WWF-Fazit für das deutsche Energiekonzept: Die erneuerbaren Energien können die Stromversorgung in Deutschland klima- verträglich, sicher und risikolos leisten und müssen deshalb schnell auf 100 Prozent ausgebaut werden. Exkurs: Mythos „Stromlücke“ Seit die Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) 2008 ihre Stu- gen unterschätzt. Im Studienszenario wurden die bestehenden die zur Entwicklung der Stromerzeugung vorgelegt hat, taucht konventionellen fossilen Kraftwerke nicht nach Marktgeschehen das Bild der „Stromlücke“ immer wieder in den Schlagzeilen auf. vom Netz genommen, sondern sehr strikt nach einer fest definier- Nicht erst das Umweltbundesamt hat in einer Studie nachgewie- ten Laufzeit. Zudem lassen sich momentan an den Strommärkten sen, dass es keine Stromlücke geben wird. Dies bestätigt auch die für zukünftige Stromlieferungen keine künftigen Preissteigerun- WWF-Studie „Modell Deutschland“. In der dena-Studie wurde gen ablesen. Dies wäre allerdings der Fall, sollte eine Stromlücke unter anderem der Strombedarf über- sowie Energieeinsparun- existieren oder bevorstehen. Fakten zu Infrastruktur und Versorgungssicherheit – 9
  • 10. Billige Energie? „Wenn die Preise uns vorgaukeln, die Natur sei unendlich, rennen der technische Fortschritt und die Zivilisation in den Abgrund. Das kann 100 Jahre gut gehen. Aber wenn wir am Abgrund ste- hen, ist das Rücksteuern unendlich viel schmerz- hafter, als heute sanft umzusteuern.“ Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker, Ko-Präsident, UNEP Resource Panel. Quelle: Berliner Zeitung, 8. Mai 2010. Mythos: „Die erneuerbaren Energien machen den Strom teuer.“ Mythos 1: Die Fakten: „Der Ausbau der erneuerbaren Energien Die erneuerbaren Energien werden zwar ist zu teuer.“ heute noch finanziell gefördert, sie sparen aber auch Milliarden für Importe fossiler Energieträger wie Erdöl und Erdgas. Mythos 2: Die Fakten: „Das Erneuerbare-Energien-Gesetz Der Betrag, den die Verbraucher für die (EEG) lässt die Strompreise ansteigen.“ Förderung der erneuerbaren Energien über das EEG zahlen, macht nur einen mi- nimalen Anteil am Strompreis aus. Mythos 3: Die Fakten: „Strom aus Kohle und Kernkraft ist und Fossile Brennstoffe sind in den vergan- bleibt billig.“ genen Jahren auf dem Weltmarkt tenden- ziell immer teurer geworden, was für die Verbraucher steigende Strom- und Gas- preise bedeutete. 10
  • 11. Mythos 1 Kostenanteile für eine Kilowattstunde (kWh) Strom EEG-Anteil für die Privatkunden Es greift zu kurz, nur die Kos- für Haushaltskunden in Deutschland nur mit wenigen Prozent zu Buche ten für den Ausbau der erneu- schlägt (siehe Grafik). erbaren Energien zu betrachten. 20 Umsatzsteuer Die zunehmende Nutzung der Stromsteuer Mythos 3 unbeschränkt verfügbaren er- 15 Konzessionsabgabe Jahrzehntelang wurde der Stein- neuerbaren Energiequellen spart kohlebergbau in Deutschland mit Erneuerbare-Energien-Gesetz Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz teure Importe fossiler Energie- 10 Milliarden an Steuergeldern sub- träger wie Öl, Kohle und Gas. ventioniert. Erst 2018 ist damit Erzeugung, Transport, Vertrieb Die Preise letzterer sind durch endgültig Schluss. Derzeit wird weltweit steigende Nachfra- der größte Teil der in Deutschland 5 ge in den vergangenen Jahren verfeuerten Steinkohle importiert. stark angestiegen. Alle Prog- 0 2000 2002 2004 2005 2006 2007 2008 Auch ihr Preis steigt, ebenso wie nosen gehen für die Zukunft Quelle: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU). 2009. der Uranpreis. So hat das Bundes- von weiter steigenden Preisen amt für Wirtschaft und Ausfuhr- aus. Das Bundesumweltministerium beziffert die Kostenerspar- kontrolle (BAFA) für die Import-Steinkohle für 2007 einen Preisan- nis durch vermiedene Energierohstoffimporte allein für 2008 auf stieg von 95,5 Prozent gegenüber 1999 ermittelt. 6,6 Mrd. Euro. Dazu kommen die durch den Einsatz regenerativer Energieträger vermiedenen externen Kosten, wie unter anderem Nicht von ungefähr haben daher RWE und Vattenfall großes In- Umweltbelastungen. Für das Jahr 2008 errechnete das BMU hier- teresse an der weiteren Nutzung der deutschen Braunkohle. Aber für weitere vier Milliarden Euro. Würden beispielsweise die Folge- auch dieser Kohlestrom wird in Zukunft teurer, da über die CO2- schäden durch Luftschadstoffe mit in den Strompreis einbezogen, Zertifikate, die die Kraftwerksbetreiber ab 2013 im Rahmen des so wäre Kohlestrom um mehrere Cent pro Kilowattstunde teurer. europäischen Emissionshandels ersteigern müssen, ein Preis für die Zusätzlich bringen die erneuerbaren Energien positive volkswirt- Verschmutzung der Atmosphäre gezahlt werden muss (CO2-Preis). schaftliche Effekte unter anderem durch Arbeitsplätze: Mehr als Die Kosten dafür geben die Stromversorger an die Verbraucher 300.000 sind bereits in Deutschland entstanden. weiter. Selbst als die Zertifikate noch kostenlos waren, wurden sie „eingepreist“. Groß war die Empörung über die „windfall profits“, Die Entwicklung der erneuerbaren Energien in den letzten 20 Jah- die die Unternehmen dadurch realisiert haben. Das Öko-Institut ren hat gezeigt, dass die Förderung eine frühzeitige Markteinfüh- beziffert deren Zusatzgewinne im Zeitraum zwischen 2008 und rung ermöglichte und die Kosten massiv gesenkt hat. Angereizt 2012 auf rund 35,5 Mrd. Euro. wird dies zudem durch die Degression der Einspeisevergütung. Größere Produktionszahlen, die zu so genannten „Skaleneffekten“ Darüber hinaus entstehen Kosten u. a. für Gesundheitsschäden oder führen, und technische Weiterentwicklung machen die erneuerba- Luftverunreinigung, die nicht von den Energieversorgern, sondern ren Energien langfristig immer konkurrenzfähiger. der Gesellschaft getragen werden. WWF-Fazit für das deutsche Energiekonzept: Die Technik wird durch ständige Weiterent- wicklung immer billiger. Um die Klimaschutz- ziele zu erreichen, müssen bis 2030 mehr als 35 Prozent des Primärenergiebedarfs von erneuerbaren Energien gedeckt werden. Mythos 2 Auch die Kernenergie wurde – als Folge der Ölkrise – seit den sieb- Bei den Preisen muss unterschieden werden zwischen dem Bör- ziger Jahren hoch subventioniert. Darüber hinaus sind im Preis die senpreis für Strom und dem Preis für die Endkunden. Der Anteil sogenannten „externen Kosten“ der Produktion von Kernenergie am Strompreis, den die Verbraucher für die erneuerbaren Energi- nicht eingerechnet: unter anderem die Gewährleistung der Sicher- en zahlen, ist gering: In den vergangenen Jahren waren es jeweils heit von Transporten mit nuklearem Abfall und die Endlagerung. etwa ein Cent pro Kilowattstunde. Nach Prognose der Übertra- Wie teuer dies die Bürger zu stehen kommt, hat sich zuletzt an den gungsnetzbetreiber wird dieser Betrag im kommenden Jahr mit maroden Endlagern Morsleben und Asse gezeigt. Zudem haften der wachsenden Zahl von Erneuerbaren-Energie-Anlagen auf die Betreiber von Kernkraftwerken bei einem möglichen nuklea- zwei Cent pro Kilowattstunde ansteigen. ren Unfall de facto nur beschränkt. Eventuelle Folgekosten eines solchen Unfalls sind nicht über die Betreiber versichert. Vielmehr Großhandel und Vertrieb, Steuern und Abgaben sowie die Netzent- muss dafür, unabhängig von der finanziellen Größenordnung, die gelte machen den Löwenanteil des Strompreises aus, während der Allgemeinheit aufkommen. Fakten zu Energiepreisen – 11
  • 12. Exportweltmeister! „Bis 2020 wird sich der globale Umsatz der Umweltindustrien auf 3.100 Mrd. Euro mehr als verdoppeln. Deutschland hat eine gute Ausgangs- basis, um von dem globalen Wachstum über- durchschnittlich zu profitieren.“ Dr. Torsten Henzelmann, Partner Roland Berger Strategy Consultants. Quelle: Presseinformation zum GreenTech-Atlas 2.0, 7. Mai 2009. Mythos: „Klimaschutz schadet der Wettbe- werbsfähigkeit der deutschen Industrie.“ Mythos 1: Die Fakten: „Klimaschutz führt zu Wettbewerbs- Viele Unternehmen profitieren vom Klima- nachteilen für die deutsche Industrie.“ schutz. Deutschland ist in diesen Märkten durch Innovation, Qualität und Kompe- tenz Weltmarktführer. Mythos 2: Die Fakten: „Klimaschädliche Industrien werden Dies ist nicht zu erwarten. Nicht alle ener- ins Ausland abwandern.“ gieintensiven Industrien stehen im inter- nationalen Wettbewerb. Nur denjenigen, denen nachweislich große Wettbewerbs- probleme entstehen, sollten Nachteile ausgeglichen werden. Mythos 3: Die Fakten: „Zu viel Klimaschutz führt zur Rohstoffe werden knapper. Daher muss Deindustrialisierung Deutschlands.“ Deutschland auf ressourcenschonende Technologien setzen und die Politik den Unternehmen Innovationsanreize setzen. 12
  • 13. Mythos 1 Mythos 2 Deutschland ist bislang im Klimaschutz vorangegangen und pro- Eine Studie im Auftrag des Umweltbundesamtes von 2008 belegt, fitiert davon. Die Vorreiterrolle hat die technische Entwicklung dass nur ein sehr geringer Anteil der Industrie negative Auswirkun- vorangetrieben und der Clean-Tech-Branche beachtliche Export- gen auf den internationalen Märkten wegen CO2-Emissionskosten erfolge ermöglicht. Die deutschen Windanlagenbauer z. B. waren befürchten müsste. Von den deutschen energieintensiven Branchen, laut Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) die die von hohen CO2-Kosten betroffen sind, stehen nur fünf im in- einzige Branche, die 2009 im von der Wirtschaftskrise stark gebeu- ternationalen Wettbewerb: Eisen und Stahl, Düngemittel, Papier, telten Anlagenbau eine positive Entwicklung vorwies. 80 Prozent Aluminium und Teile von Chemie (siehe Grafik). Für diese sollten Exportanteil und eine Wertschöpfung am Weltmarkt von rund 30 angemessene Kompensationen erbracht werden. Branchen wie die Prozent verweisen auf den Stellenwert der Branche. In der Technik Zementindustrie jedoch haben ihren Absatzmarkt im Inland und des Carbon Capture and Storage (CCS), die nach Meinung vieler hätten keinerlei Vorteile durch eine Verlagerung der Produktion. Experten zukünftig eine wichtige Rolle bei der Speicherung von Im Gegenteil: Faktoren wie Distanz zum Absatzmarkt, logistische CO2 aus Industrieprozessen oder der Verbrennung von Biomasse Anbindung, Qualifikation der Arbeitnehmer oder die Kosten einer zur Extrahierung von CO2 aus der Atmosphäre spielen muss, hinkt Verlagerung können so negativ zu Buche schlagen, dass eine Ab- Deutschland der internationalen Entwicklung hinterher. wanderung für das jeweilige Unternehmen sogar kontraproduktiv wäre. Augenblicklich werden aber bei weitem zu viele Industrien In Deutschland wird oft angeführt, dass in China jede zweite Woche mit zu hohen Vergünstigungen bedacht. Dies ist klimaschädlich. ein neues Kohlekraftwerk ans Netz gehe. Die andere, klimafreund- liche Seite geht dabei unter. China hat einen Wettbewerb um die Mythos 3 energieeffizienteste Volkswirtschaft eröffnet. Der laufende Fünf- Klimaschutz bedeutet Wirtschaften ohne CO2-Ausstoß, nicht aber Jahres-Plan sieht eine Effizienzsteigerung um 20 Prozent pro BIP- Deindustrialisierung. In diesem Umgestaltungsprozess entstehen Einheit vor. Gleichzeitig baut China erneuerbare Energien massiv neue Industriezweige, andere verschwinden. Deutschland konkur- aus: 2009 gingen rund 13.000 Megawatt Windkraftleistung in Be- riert in einem Weltmarkt, der immer energieeffizienter wirtschaf- trieb – weltweit ein Spitzenwert. Das Land hat schon heute mehr tet. Falsch verstandene „Schutzräume“ für die deutsche Industrie Unternehmen in der Solarbranche als die übrige Welt zusammen bremsen Innovationen in Effizienz und erneuerbare Energien. Die und exportiert rund 50 Prozent seiner Solarzellenproduktion. deutsche Autoindustrie beispielsweise läuft dem Weltmarkt bei Elek- tromobilität und Fahrzeugeffizienz hinterher, weil die Politik mit fal- Der Vorsprung eines „First Mover“, den Deutschland noch für sich schen Anreizen die heimische Industrie vor zu großen Klimaschutz- reklamieren kann, muss nicht dauerhaft sein. Das Pew Center aus auflagen schützen wollte. Die schnelle Entwicklung und Einführung den USA beobachtet einen Wettkampf um die Führungsposition bei von energieeffizienten und CO2-armen Produkten und Prozessen hilft Nutzung und Produktion erneuerbarer Energien zwischen China, der Industrie, Kosten zu senken und die Wettbewerbsposition zu ver- Deutschland und den USA. Das zeigt, dass hierzulande politische bessern. Die Politik muss verhindern, dass Unternehmen aufgrund Rahmenbedingungen gesetzt werden müssen, die es den privat- kostenloser oder zu hoher Zuteilung von Emissionsrechten Zusatzge- wirtschaftlichen Unternehmen ermöglichen, weiterhin erfolgreich winne abschöpfen können. Gleichzeitig müssen Rahmenbedingun- global zu konkurrieren. gen geschaffen werden, die Unternehmen weiterhin einen Anreiz zu CO2-Minderung und nachhaltigem Wirtschaften insgesamt geben. WWF-Fazit für das deutsche Energiekonzept: Es ist wichtig, die deutsche Industrie fit für die Zukunft zu machen – mit Anreizen zu einer Technologieführerschaft in kohlenstoff- armen Technologien. Handelsintensität deutscher Branchen und ihre potenzielle Belastung durch den Emissionshandel 70 % 70 % 60 % Handelsintensität mit Nicht-EU-Ländern 60 % Anteil der direkten CO2-Kosten an der Wertschöpfung 50 % Anteil der indirekten CO2-Kosten an der Wertschöpfung 50 % 40 % € Branchen mit hohen direkten und indirekten CO2-Kosten und gleichzeitig starkem internationalen Wettbewerb 40 % 30 % 30 % 20 % 20 % 10 % 10 % 0% 0% toff l l nte lien lien upfer aren inium apier mittel rrholz hlglas ststoff hglas Stahl sfaser tärke ramik ucker llstoff eralö dukte ment ziege Kalk itung me mika Zells mika K € P nge S Ke Z s Ze Min lpro Pig e d e sw Gla € Alu m pe Ho Kun Flac n und Gla Ze Dach rarb e nd nd Ch lz- un u. Ch Dü ier & S l au erei, rtoffe l, nve ffe u u Ho toffe € n eise rtike Kok Ka Zie ge tilie b sto stoffe s Fur Roh ltsa Tex Far rund run d € sha G eG Hau he isch nisc gan rga or € ano Quelle: Öko-Institut. V. Graichen et al. 2008. Fakten zu Wettbewerbsfähigkeit und Zukunftsmärkten – 13
  • 14. Vier auf einen Streich. Die Argumente für ein zukunftsfähiges Energiekonzept im Überblick. Der Klimawandel ist eine Bedrohung, die wir jetzt noch begrenzen Für Rückfragen zu allen Themen in dieser Broschüre stehen Ihnen können. Dies gelingt, wenn Politik und Wirtschaft gemeinsam Lö- beim WWF zur Verfügung: sungen zur Änderung unserer Wirtschaftsweise entwickeln. Dem Kurswechsel hin zum kohlenstofffreien Wirtschaften stehen etab- lierte Interessen gegenüber. Sich mit ihren Argumenten auseinan- Regine Günther derzusetzen und Lösungen für ein klimafreundliches Wirtschaften Leiterin Klima- und Energiepolitik anzubieten, ist eine Stärke des WWF. Telefon: +49 (0) 30 308742-18 E-Mail: regine.guenther@wwf.de Auf der folgenden Seite haben wir die wichtigsten Argumente aus dieser Broschüre zusammengestellt. Weitere Informationen zum Thomas Duveau WWF-Energiekonzept, zur Studie „Modell Deutschland“ und den Referent Erneuerbare Energien und Infrastruktur Lösungsansätzen des WWF für die deutsche und internationale Telefon: +49 (0) 30 308742-36 Klimapolitik finden Sie online unter www.wwf.de/klima. E-Mail: thomas.duveau@wwf.de Der WWF ist eine der größten unabhängigen Naturschutzorganisationen der Welt. Das globale Netzwerk des WWF ist in mehr als 100 Ländern aktiv. Weltweit unterstützen uns rund fünf Millionen Förderer. Der WWF will der weltweiten Naturzerstörung Einhalt gebieten und eine Zukunft gestalten, in der Mensch und Natur in Harmonie leben. Deshalb müssen wir gemeinsam: • die biologische Vielfalt der Erde bewahren, • erneuerbare Ressourcen naturverträglich nutzen und • die Umweltverschmutzung verringern und verschwenderischen Konsum eindämmen. 14
  • 15. Mythos: „Eine Verlängerung der Laufzeiten der Mythos: „Die Stromnachfrage steigt bzw. bleibt Kernkraftwerke ist gut fürs Klima.“ in Zukunft gleich.“ Fakten: Eine Laufzeitverlängerung der Kernkraftwerke Fakten: Werden Industrieprozesse und Elektrogeräte effizi- bringt keine zusätzlichen CO2-Einsparungen. Denn es wer- enter, kann der Stromverbrauch bis 2050 bis zu einem Drittel den nicht mehr Emissionen eingespart als im EU-Emissi- sinken. Dafür muss die Politik jetzt die Weichen stellen. Sie onshandel vereinbart. Vielmehr blockiert die Verlängerung muss Verbrauchsstandards für effiziente Geräte definieren, den Ausbau der erneuerbaren Energien und die Bemühungen in die Verbesserung der Energieproduktivität investieren und um Energieeffizienz. Märkte für Energieeffizienz schaffen. Mythos: „Kernkraft ist billig.“ Mythos: „Die erneuerbaren Energien können Fakten: Der Preis für Strom bildet sich an der Strombörse. den Strombedarf nicht decken.“ Deshalb kommen die relativ niedrigen Erzeugungskosten Fakten: Die erneuerbaren Energien können bis 2050 den bei Strom aus Kernkraft nur den Energieversorgern, nicht Strombedarf in Deutschland zu 100 Prozent decken. Zahl- aber den Verbrauchern zugute. Was oft vergessen wird: Für reiche Studien belegen dies (McKinsey, PWC, Sachverstän- die Kernenergie wurden seit ihrer Nutzung (1950-2008) in digenrat für Umweltfragen, WWF). Blieben die Kernkraft- Deutschland Steuergelder in Höhe von 165 Mrd. Euro auf- werke länger am Netz, würde der notwendige Ausbau der gewendet. erneuerbaren Energien behindert. Mythos: „Für den internationalen Klimaschutz Mythos: „Nur Strom aus Kohle und Kernkraft ist die Kernenergie notwendig.“ kann die Grundlast sichern – die erneuerbaren Fakten: Global gesehen ist der Beitrag der Kernenergie zum Energien schaffen dies nicht.“ Klimaschutz nicht signifikant: Sie deckt nur rund 15 Prozent Fakten: Eine breite Aufstellung der erneuerbaren Energie- des globalen Strombedarfs ab. Wichtig für das Erreichen erzeugung kann zu jedem Zeitpunkt die Nachfrage decken. des deutschen Kyoto-Ziels von minus 21 Prozent (bis 2012 Schon heute übertrifft die installierte Windkraftleistung die gegenüber 1990) war vor allem der Ausbau der erneuerbaren der Kernkraftwerke. Investitionen müssen jetzt in Energie- Energien und der Energieeffizienz. speicher und intelligente Stromnetze getätigt werden. Damit wird das Konzept der „Grundlast“ hinfällig. Mythos: „Der Ausbau der erneuerbaren Ener- Mythos: „Klimaschutz führt zu Wettbewerbs- gien ist zu teuer.“ nachteilen für die deutsche Industrie.“ Fakten: Die erneuerbaren Energien werden finanziell ge- Fakten: Viele Unternehmen profitieren von ihrer Vorreiter- fördert. Sie sparen aber auch Geld. Denn es müssen ent- rolle im Klimaschutz. So waren bspw. die deutschen Wind- sprechend weniger fossile Energieträger wie Öl und Gas anlagenbauer die einzige Branche im Anlagenbau, die 2009 importiert werden. Das waren laut BMU allein 2008 rund trotz Wirtschaftskrise Zugewinne machen konnte. Es gilt 6,6 Mrd. Euro. Durch die Vermeidung von Umweltbelastun- jetzt, diese wirtschaftlichen Vorteile gegenüber Wettbewer- gen wie den Ausstoß von Luftschadstoffen gibt es weitere bern, z. B. aus den USA und China, zu sichern. Kostenersparnisse. Mythos: „Klimaschädliche Industrien werden Mythos: „Das EEG lässt die Strompreise an- ins Ausland abwandern.“ steigen.“ Fakten: Energieintensive Branchen, wie z. B. der Zement- Fakten: Der Betrag, den die Verbraucher für die Förderung sektor, haben ihren Absatzmarkt in Deutschland. Eine Verla- der erneuerbaren Energien über das EEG zahlen, macht nur gerung der Produktion in ein Land mit niedrigeren Umwelt- einen minimalen Anteil am Strompreis aus. 2009 war es standards würde für diese Industrien höhere Transportkosten etwa ein Cent pro kWh. Wesentliche Preisbestandteile sind und ggf. schlechtere Standortbedingungen bedeuten. Eine dagegen Steuern und Abgaben sowie die Netzentgelte. Abwanderung wäre unter diesen Umständen nicht sinnvoll. Mythos: „Strom aus Kohle und Kernkraft ist Mythos: „Zu viel Klimaschutz führt zur Dein- und bleibt billig.“ dustrialisierung Deutschlands.“ Fakten: Fossile Brennstoffe sind in den vergangenen Jahren Fakten: Nicht alle energieintensiven Industriezweige in auf dem Weltmarkt stetig teurer geworden. Darüber hinaus Deutschland sind tatsächlich dem internationalen Wettbe- gibt es erhebliche externe Folgekosten aus der Verbrennung werb ausgesetzt. Wo nachweisbar Nachteile entstehen, sollte fossiler Brennstoffe (Luftverunreinigung, Gesundheitsschä- ein Ausgleich entrichtet werden. Allerdings müssen Unter- den). Hohe Kosten entstehen auch bei der Kernkraft, u. a. nehmen auch Innovationsanreize gesetzt werden, um ihre für die Sicherheit von Transporten mit nuklearem Abfall und Wettbewerbsfähigkeit auf den energieeffizienten Märkten die Endlagerung. der Zukunft zu behaupten.
  • 16. MYTHEN UND FAKTEN ZU MYTHEN UND FAKTEN ZU Infrastruktur Kernkraft und und Versorgungs- erneuerbaren sicherheit Energien MYTHEN UND FAKTEN ZU Wettbewerbs- fähigkeit und MYTHEN UND FAKTEN ZU Zukunftsmärkten Energiepreisen