1. Forschung
kompakt
Sicherheitswirkungen von
Bundesanstalt für Straßenwesen
Verkehrsinformationen
Verkehrsstaus sind eine potenzielle Unfallgefahr. Das gilt insbesondere dann,
wenn ohne vorherige Warnung die Geschwindigkeit stark reduziert werden
muss. Deshalb sollten Fahrer rechtzeitig vor der Annäherung an ein Stau-
ende eine entsprechende Warnung erhalten. Im Rahmen eines Forschungs-
projektes wurden verschiedene Warnkonzepte vor Stauenden analysiert und
hinsichtlich ihres Einflusses auf die Fahrsicherheit verglichen.
12/12
2012 zuletzt erschienen:
1/12 Sicherheitspotenzialkarten
für Bundesstraßen
2/12 Unterstützung der Fahraus-
Fahrerkabine der Fahrsimulation mit Blick auf Bildschirme in der Mittelkonsole
bildung durch Lernsoftware
(Quelle: Ingo Totzke, Würzburger Institut für Verkehrswissenschaften)
3/12 Rehabilitationsverlauf ver-
kehrsauffälliger Kraftfahrer
Aufgabenstellung
4/12 Entwicklung eines metho-
Immer wieder kommt es an Stauenden zu Auffahrunfällen mit Personen- und dischen Rahmenkonzepts
Sachschäden. Optimierte Staumeldungen können dazu beitragen, diese Un- für Verhaltensbeobachtung
fallrisiken auf Straßen und Autobahnen zu verringern. Die Europäische Richtli- im fließenden Verkehr
nie 2010/40/EU („ITS Direktive“) fordert, dass Verkehrsteilnehmern europaweit 5/12 Ablenkung durch fahr-
sicherheitswirksame Verkehrsinformationen ohne zusätzliches Entgelt zur Ver- fremde Tätigkeiten: eine
Machbarkeitsstudie
fügung stehen sollen. In diesem Zusammenhang wird auch die Stauendewar-
6/12 Gurte, Kindersitze, Helme
nung diskutiert. Zur Abschätzung der Sicherheitseffekte von Stauendewarnun-
und Schutzkleidung - 2011
gen wurde in der vorliegenden Untersuchung die Wirkung der Meldung auf den
7/12 Alternative Antriebstechno-
Fahrer untersucht. logien: Marktdurchdringung
und Konsequenzen
Untersuchungsmethode 8/12 Entwicklung der Straßen-
verkehrssicherheit und ihrer
Auf Basis einer Recherche verkehrstechnischer Grundlagen wurden Konzepte Rahmenbedingungen bis
zur on-trip Warnung vor Stauenden auf Autobahnen festgelegt und diese mit 32 2015/2020
Fahrern im Rahmen einer Fahrsimulatorstudie mit Bewegungssystem untersucht. 9/12 Maßnahmen zur Erhöhung
der Verkehrssicherheit von
In unterschiedlichen Verkehrssituationen, in denen Stauenden von den Fahrern
Kleintransportern
mit und ohne Umgebungsverkehr erreicht werden, wurden jeweils zwei Stau-
10/12 Vermeidung von Glätte-
endearten von unterschiedlicher Kritikalität simuliert: bildung auf Brücken
durch die Nutzung von
Zum einen bremst der umgebende Verkehr kurz vor dem Stauende plötzlich
Geothermie
ab („hartes Stauende“) oder das Stauende ist durch die Streckengeomet-
11/12 Rechtsfolgen zunehmender
rie nicht-einsehbar („verdecktes Stauende“). Zum anderen reduziert der um- Fahrzeugautomatisierung
gebende Verkehr die Geschwindigkeit vor dem Stauende graduell („weiches 12/12 Sicherheitswirkungen von
Stauende“) oder das Stauende ist aufgrund der Streckengeometrie einsehbar Verkehrsinformationen
(„unverdecktes Stauende“). Des Weiteren wurde der erstmalige Zeitpunkt der
Fahrzeugtechnik
2. 12/12
Warnung (in 3,5, 1,5 oder 0,3 Kilometer Entfernung vor dem Stauende) variiert.
Die Warnpräzision wurde ebenfalls unterschieden nach: Distanz zum Stauende
wird angezeigt und regelmäßig aktualisiert, oder aber es wird keine konkrete
Distanzangabe gemacht. Zusätzlich wurden Stauenden in einer Kontrollfahrt
ohne die Bereitstellung einer Stauendewarnung angefahren. Es wurde ein Be-
wertungskonzept entwickelt, anhand dessen die angezeigten Warnalternativen
verglichen werden konnten.
Ergebnisse
Für die verschiedenen Warnpräzisionen, Warndistanzen und Verkehrsbedingun-
gen konnten in der Simulatorstudie unterschiedliche Effekte auf die Verkehrssi-
cherheit ermittelt werden.
Präzise Warnungen haben größeren Nutzen für die Verkehrssicherheit als un-
genaue Warnungen - vor allem, wenn der umgebende Verkehr abrupt vor dem
Stauende bremst. Die niedrigste Sicherheit wurde in dem Szenario ohne War-
nung vor dem Stauende ermittelt. In einer Entfernung von 1,5 Kilometer vor dem
Stauende erzielten präzise Warnungen im Szenario mit umgebendem Verkehr
als auch im Szenario ohne umgebenden Verkehr aber mit sichtbarem Stauende
die höchste Verkehrssicherheit. Wenn das Stauende nicht sichtbar ist und kein
umgebender Verkehr vorhanden ist, erzielen präzise Warnungen 3,5 Kilometer
Bibliographische Angaben
vor dem Stauende die besten Sicherheitseffekte.
Bericht:
Sicherheitswirkung von Verkehrs- Die Ergebnisse sollen die Diskussion zur Umsetzung der „ITS Direktive“ im Punkt
informationen, Entwicklung und der Bereitstellung sicherheitsrelevanter Verkehrsinformationen bereichern.
Evaluation verschiedener Warn-
konzepte für Stauendewarnungen,
Bergisch Gladbach, Bundesanstalt Folgerungen
für Straßenwesen, 2012 (Berichte der
Bundesanstalt für Die Ergebnisse bestätigen, dass gezielte Warnungen vor Hindernissen in Form
Straßenwesen, Unterreihe „Fahr- von Stauenden grundsätzlich zu Anpassungen im Fahrverhalten führen. Unnö-
zeugsicherheit“, Heft F 84, Mai 2012) tige Warnungen sind zu vermeiden, da diese vermutlich auf lange Sicht nicht
Autoren des Berichts: mehr beachtet werden oder für falsche Alarme gehalten werden. Die Ergebnisse
Klaus Bogenberger machen deutlich, dass insbesondere präzise Warnungen, bei denen die Distanz
Alexander Dinkel bis zur Gefahrenstelle dem Fahrer kontinuierlich dargestellt wird, einen starken
TRANSVER GmbH
Verkehrsforschung und Beratung Einfluss auf die Erhöhung der Verkehrssicherheit ausüben. Dies stellt allerdings
München hohe Herausforderungen an die Detektion von Gefahrenstellen, wie dem Staue-
nende. Die Ergebnisse der vorliegenden Studie sind deshalb eine wichtige Ein-
Ingo Totzke
Frederik Naujoks gangsgröße bei der Formulierung von Qualitätsanforderungen an die Erfassung
Dominik Mühlbacher von sicherheitsrelevanten Ereignissen. Hier besteht zukünftig noch weiteres Op-
Würzburger Institut für timierungspotenzial.
Verkehrswissenschaften
Würzburg
Preis: 17,00 Euro
Abstract
Zu beziehen über: Impact of traffic information on driving safety
Wirtschaftsverlag NW Traffic congestions are a potential risk for accidents. This is especially true when
Verlag für neue Wissenschaft GmbH
Postfach 10 11 10 one needs to greatly reduce speed without prior warning. Therefore, drivers
27511 Bremerhaven should be warned in time before approaching traffic congestion. As part of a
Telefon 0471 94544-0 research project, several warning concepts before traffic congestions were
Telefax 0471 94544-88
analysed and compared in terms of their impact on traffic safety.
Fachbetreuer in der
Bundesanstalt für Straßenwesen: The results confirm that targeted warnings in principle lead to changes in
Dr. Christine Lotz driving behaviour. Unnecessary warnings are to be avoided, as these might
be ignored in the long run or be considered false alarms. The results show
Impressum:
Bundesanstalt für Straßenwesen that particularly precise warnings, where the distance to the point of danger
Stabsstelle is provided continuously to the driver, have a strong impact on the increase in
Presse und Öffentlichkeitsarbeit driving safety. However, this is a challenge for the detection of hazards, such as
Postfach 10 01 50
51401 Bergisch Gladbach the tail end of a traffic jam. Therefore the results of this study are an important
Telefon 02204 43-0 oder 43-182 input for the definition of quality requirements for the detection of safety-relevant
Telefax 02204 43-674 events. Here is still further potential for optimization in the future.
E-Mail info@bast.de
Internet www.bast.de The 2010/40/EU Directive requires that drivers have effective safety information
Nachdruck honorarfrei. available throughout Europe, free of charge. The findings can help to derive the
Belegexemplar erbeten. minimum requirements for optimal safety traffic information.
Fahrzeugtechnik