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Forschung
                                                                                                                             kompakt
Rehabilitationsverlauf verkehrs-




                                                                                                                                          Bundesanstalt für Straßenwesen
auffälliger Kraftfahrer
Verkehrsauffällig gewordene Kraftfahrer, die sich frühzeitig einer adäqua-
ten Beratung unterziehen, sind früher wieder mobil. Oftmals werden die
bestehenden Angebote zur Förderung der Kraftfahrereignung jedoch zu
spät genutzt. Im Rahmen eines Forschungsprojektes der Bundesanstalt für
Straßenwesen wurden die Rehabilitationsverläufe von 1.631 verkehrsauf-
fällig gewordenen Kraftfahrern untersucht. Optimierungsmöglichkeiten im
Bereich der Informationsvermittlung sowie der Art und des Umfangs der
Inanspruchnahme von Hilfsangeboten werden aufgezeigt.

 Informationen ...                                       0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%	

   ... was auf mich zukommt, und was ich auf dem
            Weg zurück zum Führerschein tun sollte
                         ... über Alkohol und Fahren

    ... was ich tun muss, um die MPU zu bestehen
                                                                                                             03/12
      ... was ich an meinem Verhalten ändern kann

 ... über die Möglichkeit, die Sperrfrist zu verkürzen                     erhalten


                               ... zum Strafverfahren
                                                                                                           2012 zuletzt erschienen:
         ... über gesunde Ernährung (Kontroll-Item)
                                                                                                           1/12 Sicherheitspotenzialkarten
           ... über mögliche Beratungsmaßnahmen                                                                 für Bundesstraßen
                                                                                                           2/12 Unterstützung der Fahraus-
 ... Schreiben der Fahrerlaubnisbehörde (Hinweise
       zur Neuerteilung der Fahrerlaubnis per Post)                                                             bildung durch Lernsoftware
                                                                                                           3/12 Rehabilitationsverlauf ver-
                                                            erhalten   aufwändige Suche   nicht erhalten
                                                                                                                kehrsauffälliger Kraftfahrer
Informationssuche: Von den Betroffenen erhaltene oder aufwändig gesuchte Informationen (alle
gültigen Fälle) (Grafik: Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald)

Problemstellung
Untersuchungen von Rehabilitationsverläufen verkehrsauffällig gewordener
Kraftfahrer haben ergeben, dass die bestehenden Angebote zur Förderung der
Kraftfahrereignung zu wenig oder zu spät genutzt werden. Häufig sind den Be-
troffenen die Hintergründe und Notwendigkeiten sowie Mittel und Wege zur För-
derung ihrer Kraftfahrereignung nicht ausreichend bekannt. Personen, die sich
frühzeitig einer adäquaten Beratungsmaßnahme unterziehen, sind dagegen we-
sentlich früher wieder mobil. Es ist also anzustreben, das Rehabilitationsange-
bot attraktiver zu machen und den Rehabilitationsverlauf effizienter zu gestalten.

Untersuchungsmethode
Im Rahmen der Untersuchung füllten 1.631 verkehrsauffällige Kraftfahrer ei-
nen Fragebogen aus, der es ermöglichte, den Rehabilitationsverlauf unter Be-
rücksichtigung von erfolgsrelevanten Faktoren abzubilden. Sie wurden auf der
Grundlage von umfangreichen Literaturanalysen und Expertengesprächen mit
verkehrspsychologischen Gutachtern und Wissenschaftlern sowie aus explora-
tiven Interviews mit Betroffenen gewonnen. In dem Fragebogen wurde beson-
ders ausführlich danach gefragt, welche problem- und zielbezogene Informatio-
nen die verkehrsauffälligen Kraftfahrer wann, von wem und mit welchem Nutzen
erhalten haben. Ferner sollten sich die Betroffenen zu etwaigen Verbesserungs-
möglichkeiten äußern. Die Versendung des Fragebogens samt Rückumschlag
erfolgte über das Kraftfahrtbundesamt.


                                                                                                             Mensch
                                                                                                             und Sicherheit
03/12
                                          Ergebnisse
                                          Erstmals alkoholauffällige Kraftfahrer mit einer Blutalkoholkonzentration über
                                          1,6 ‰, die unmittelbar nach Ablauf ihrer Sperrfrist von zumeist zwölf Monaten
                                          ihre Fahrerlaubnis wiedererhalten möchten, werden sich frühestens innerhalb
                                          von drei Monaten vor Ablauf der Sperrfrist einer Fahreignungsuntersuchung
                                          unterziehen müssen. Damit auch die zwölfmonatige Stabilisierung der Einstel-
                                          lungs- und Verhaltensänderungen in der Fahreignungsuntersuchung festgestellt
                                          werden kann, müssten die Kraftfahrer spätestens zwei Monate nach dem Füh-
                                          rerscheinentzug die für sie entscheidenden Informationen für den Rückerwerb
                                          des Führerscheins erhalten haben. Nur knapp ein Viertel der Befragten (23,6
                                          Prozent) gab an, diese Information erhalten zu haben. Etwa die Hälfte (52,6
                                          Prozent) aller Betroffenen fühlten sich ausreichend bis optimal informiert, die
                                          andere Hälfte (47,4 Prozent) bewerteten die Informationslage eher als schlecht.
                                          Gleichwohl nehmen 43,7 Prozent der befragten Ersttäter - wenn auch überwie-
                                          gend verspätet - an Kurs- und Beratungsmaßnahmen vor der ersten Medizi-
                                          nisch-Psychologischen Untersuchung (MPU) teil. Diesen Personen gelingt es
                                          immerhin zu annähernd 70 Prozent, ein positives Gutachten zu erhalten. 7,6
                                          Prozent erhalten eine Kurszuweisung. Die Gruppe derjenigen, die im Vorfeld der
                                          Begutachtung keine Beratung absolviert haben, sind nur etwa halb so häufig
                                          erfolgreich (37,1 Prozent) und erhalten etwa dreimal so häufig eine Kurszuwei-
                                          sung (21 Prozent).
                                          In der Gruppe derjenigen, die frühzeitig und aus Sicht der Begutachtungsleit-
                                          linien auch rechtzeitig (bis zu zwei Monate nach dem Führerscheinentzug) die
                                          für sie entscheidenden Informationen erhalten haben, erhielten 62,4 Prozent im
  Bibliographische Angaben                ersten Anlauf ein positives Gutachten. Sofern diese Personengruppe auch noch
                                          vor der ersten MPU eine Schulungsmaßnahme besucht hatte, stieg die Erfolgs-
                              Bericht:    quote beim ersten Anlauf auf 81 Prozent an.
 Rehabilitationsverlauf verkehrsauffäl-
 liger Kraftfahrer, Bergisch Gladbach,
     Bundesanstalt für Straßenwesen,      Folgerungen
2012 (Berichte der Bundesanstalt für      Die Beratung sollte für alkoholauffällige Kraftfahrer obligatorisch, kosten-
             Straßenwesen, Unterreihe     deckend und hinsichtlich der zu vermittelnden Informationen qualitätsgesichert
             „Mensch und Sicherheit“,
               Heft M 226, März 2012)     sein. Die inhaltliche Qualitätssicherung bedeutet auf der Grundlage der Ergeb-
                                          nisse der Untersuchung die Sicherstellung der frühzeitigen obligatorischen
            Autoren des Berichts:         Aufklärung über die Voraussetzungen zur Wiederherstellung der Fahreignung
                       Edzard Glitsch
              Manfred Bornewasser         aus den Begutachtungsleitlinien. Im Zusammenhang mit einer obligatorischen
             Institut für Psychologie     Statusdiagnostik sollte der Betroffene exakt so lange beraten werden, bis er die
       Ernst-Moritz-Arndt-Universität     Bedeutung der ihn betreffenden Voraussetzungen für die Wiederherstellung sei-
                           Greifswald     ner Fahreignung aus den Begutachtungsleitlinien verstanden hat. Die Fahreig-
                       Frieder Dünkel
          Lehrstuhl für Kriminologie      nungsberatung einschließlich der Statusdiagnostik sollte unmittelbar nach dem
       Ernst-Moritz-Arndt-Universität     Delikt, spätestens jedoch mit Beginn der Sperrfrist auf dem formalen Behörden-
                           Greifswald     weg obligatorisch angeboten werden.
                   Preis: 14,00 Euro

                 Zu beziehen über:
                                          Abstract
               Wirtschaftsverlag NW
Verlag für neue Wissenschaft GmbH         The rehabilitation of drivers who have committed repea-
                   Postfach 10 11 10      ted or serious driving offences
                27511 Bremerhaven
               Telefon 0471 94544-0       A survey of 1,631 candidates for the Medical Psychological Assessment (MPA, a
              Telefax 0471 94544-88       test to determine the fitness to drive of traffic offenders) from throughout the Federal
                                          Republic of Germany showed that around half (52.6 percent) of those sitting
          Fachbetreuerin in der
Bundesanstalt für Straßenwesen:           the assessment felt sufficiently to be optimally informed about the rehabilitation
                     Simone Klipp         process. The other half (47.4 percent) judged the level of information to be less
                                          than satisfactory. The majority of the MPA candidates stated that they had received
                       Impressum:
    Bundesanstalt für Straßenwesen
                                          important information on fulfilling the conditions necessary for the restoration of
                         Stabsstelle      their driving license either too late or only after considerable research, or that they
     Presse und Öffentlichkeitsarbeit     had not received this information at all. Therefore the introduction of an obligatory
                 Postfach 10 01 50        diagnostic procedure with a status assessment, counseling and the development
          51401 Bergisch Gladbach
    Telefon 02204 43-0 oder 43-184        of an individual programme of measures by the start of a disqualification period at
              Telefax 02204 43-674        the latest is recommended. In this way, the phase of rehabilitation could be made
               E-Mail info@bast.de        more sustainable, efficient and comprehensible for the individual concerned. Such
              Internet www.bast.de        an approach is likely to have not only a positive effect on rates of re-offending but
              Nachdruck honorarfrei.      also to greatly increase the acceptance of official sanctions in general and the
             Belegexemplar erbeten.       assessment of fitness to drive specifically.


           Mensch
     und Sicherheit

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  • 1. Forschung kompakt Rehabilitationsverlauf verkehrs- Bundesanstalt für Straßenwesen auffälliger Kraftfahrer Verkehrsauffällig gewordene Kraftfahrer, die sich frühzeitig einer adäqua- ten Beratung unterziehen, sind früher wieder mobil. Oftmals werden die bestehenden Angebote zur Förderung der Kraftfahrereignung jedoch zu spät genutzt. Im Rahmen eines Forschungsprojektes der Bundesanstalt für Straßenwesen wurden die Rehabilitationsverläufe von 1.631 verkehrsauf- fällig gewordenen Kraftfahrern untersucht. Optimierungsmöglichkeiten im Bereich der Informationsvermittlung sowie der Art und des Umfangs der Inanspruchnahme von Hilfsangeboten werden aufgezeigt. Informationen ... 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% ... was auf mich zukommt, und was ich auf dem Weg zurück zum Führerschein tun sollte ... über Alkohol und Fahren ... was ich tun muss, um die MPU zu bestehen 03/12 ... was ich an meinem Verhalten ändern kann ... über die Möglichkeit, die Sperrfrist zu verkürzen erhalten ... zum Strafverfahren 2012 zuletzt erschienen: ... über gesunde Ernährung (Kontroll-Item) 1/12 Sicherheitspotenzialkarten ... über mögliche Beratungsmaßnahmen für Bundesstraßen 2/12 Unterstützung der Fahraus- ... Schreiben der Fahrerlaubnisbehörde (Hinweise zur Neuerteilung der Fahrerlaubnis per Post) bildung durch Lernsoftware 3/12 Rehabilitationsverlauf ver- erhalten aufwändige Suche nicht erhalten kehrsauffälliger Kraftfahrer Informationssuche: Von den Betroffenen erhaltene oder aufwändig gesuchte Informationen (alle gültigen Fälle) (Grafik: Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald) Problemstellung Untersuchungen von Rehabilitationsverläufen verkehrsauffällig gewordener Kraftfahrer haben ergeben, dass die bestehenden Angebote zur Förderung der Kraftfahrereignung zu wenig oder zu spät genutzt werden. Häufig sind den Be- troffenen die Hintergründe und Notwendigkeiten sowie Mittel und Wege zur För- derung ihrer Kraftfahrereignung nicht ausreichend bekannt. Personen, die sich frühzeitig einer adäquaten Beratungsmaßnahme unterziehen, sind dagegen we- sentlich früher wieder mobil. Es ist also anzustreben, das Rehabilitationsange- bot attraktiver zu machen und den Rehabilitationsverlauf effizienter zu gestalten. Untersuchungsmethode Im Rahmen der Untersuchung füllten 1.631 verkehrsauffällige Kraftfahrer ei- nen Fragebogen aus, der es ermöglichte, den Rehabilitationsverlauf unter Be- rücksichtigung von erfolgsrelevanten Faktoren abzubilden. Sie wurden auf der Grundlage von umfangreichen Literaturanalysen und Expertengesprächen mit verkehrspsychologischen Gutachtern und Wissenschaftlern sowie aus explora- tiven Interviews mit Betroffenen gewonnen. In dem Fragebogen wurde beson- ders ausführlich danach gefragt, welche problem- und zielbezogene Informatio- nen die verkehrsauffälligen Kraftfahrer wann, von wem und mit welchem Nutzen erhalten haben. Ferner sollten sich die Betroffenen zu etwaigen Verbesserungs- möglichkeiten äußern. Die Versendung des Fragebogens samt Rückumschlag erfolgte über das Kraftfahrtbundesamt. Mensch und Sicherheit
  • 2. 03/12 Ergebnisse Erstmals alkoholauffällige Kraftfahrer mit einer Blutalkoholkonzentration über 1,6 ‰, die unmittelbar nach Ablauf ihrer Sperrfrist von zumeist zwölf Monaten ihre Fahrerlaubnis wiedererhalten möchten, werden sich frühestens innerhalb von drei Monaten vor Ablauf der Sperrfrist einer Fahreignungsuntersuchung unterziehen müssen. Damit auch die zwölfmonatige Stabilisierung der Einstel- lungs- und Verhaltensänderungen in der Fahreignungsuntersuchung festgestellt werden kann, müssten die Kraftfahrer spätestens zwei Monate nach dem Füh- rerscheinentzug die für sie entscheidenden Informationen für den Rückerwerb des Führerscheins erhalten haben. Nur knapp ein Viertel der Befragten (23,6 Prozent) gab an, diese Information erhalten zu haben. Etwa die Hälfte (52,6 Prozent) aller Betroffenen fühlten sich ausreichend bis optimal informiert, die andere Hälfte (47,4 Prozent) bewerteten die Informationslage eher als schlecht. Gleichwohl nehmen 43,7 Prozent der befragten Ersttäter - wenn auch überwie- gend verspätet - an Kurs- und Beratungsmaßnahmen vor der ersten Medizi- nisch-Psychologischen Untersuchung (MPU) teil. Diesen Personen gelingt es immerhin zu annähernd 70 Prozent, ein positives Gutachten zu erhalten. 7,6 Prozent erhalten eine Kurszuweisung. Die Gruppe derjenigen, die im Vorfeld der Begutachtung keine Beratung absolviert haben, sind nur etwa halb so häufig erfolgreich (37,1 Prozent) und erhalten etwa dreimal so häufig eine Kurszuwei- sung (21 Prozent). In der Gruppe derjenigen, die frühzeitig und aus Sicht der Begutachtungsleit- linien auch rechtzeitig (bis zu zwei Monate nach dem Führerscheinentzug) die für sie entscheidenden Informationen erhalten haben, erhielten 62,4 Prozent im Bibliographische Angaben ersten Anlauf ein positives Gutachten. Sofern diese Personengruppe auch noch vor der ersten MPU eine Schulungsmaßnahme besucht hatte, stieg die Erfolgs- Bericht: quote beim ersten Anlauf auf 81 Prozent an. Rehabilitationsverlauf verkehrsauffäl- liger Kraftfahrer, Bergisch Gladbach, Bundesanstalt für Straßenwesen, Folgerungen 2012 (Berichte der Bundesanstalt für Die Beratung sollte für alkoholauffällige Kraftfahrer obligatorisch, kosten- Straßenwesen, Unterreihe deckend und hinsichtlich der zu vermittelnden Informationen qualitätsgesichert „Mensch und Sicherheit“, Heft M 226, März 2012) sein. Die inhaltliche Qualitätssicherung bedeutet auf der Grundlage der Ergeb- nisse der Untersuchung die Sicherstellung der frühzeitigen obligatorischen Autoren des Berichts: Aufklärung über die Voraussetzungen zur Wiederherstellung der Fahreignung Edzard Glitsch Manfred Bornewasser aus den Begutachtungsleitlinien. Im Zusammenhang mit einer obligatorischen Institut für Psychologie Statusdiagnostik sollte der Betroffene exakt so lange beraten werden, bis er die Ernst-Moritz-Arndt-Universität Bedeutung der ihn betreffenden Voraussetzungen für die Wiederherstellung sei- Greifswald ner Fahreignung aus den Begutachtungsleitlinien verstanden hat. Die Fahreig- Frieder Dünkel Lehrstuhl für Kriminologie nungsberatung einschließlich der Statusdiagnostik sollte unmittelbar nach dem Ernst-Moritz-Arndt-Universität Delikt, spätestens jedoch mit Beginn der Sperrfrist auf dem formalen Behörden- Greifswald weg obligatorisch angeboten werden. Preis: 14,00 Euro Zu beziehen über: Abstract Wirtschaftsverlag NW Verlag für neue Wissenschaft GmbH The rehabilitation of drivers who have committed repea- Postfach 10 11 10 ted or serious driving offences 27511 Bremerhaven Telefon 0471 94544-0 A survey of 1,631 candidates for the Medical Psychological Assessment (MPA, a Telefax 0471 94544-88 test to determine the fitness to drive of traffic offenders) from throughout the Federal Republic of Germany showed that around half (52.6 percent) of those sitting Fachbetreuerin in der Bundesanstalt für Straßenwesen: the assessment felt sufficiently to be optimally informed about the rehabilitation Simone Klipp process. The other half (47.4 percent) judged the level of information to be less than satisfactory. The majority of the MPA candidates stated that they had received Impressum: Bundesanstalt für Straßenwesen important information on fulfilling the conditions necessary for the restoration of Stabsstelle their driving license either too late or only after considerable research, or that they Presse und Öffentlichkeitsarbeit had not received this information at all. Therefore the introduction of an obligatory Postfach 10 01 50 diagnostic procedure with a status assessment, counseling and the development 51401 Bergisch Gladbach Telefon 02204 43-0 oder 43-184 of an individual programme of measures by the start of a disqualification period at Telefax 02204 43-674 the latest is recommended. In this way, the phase of rehabilitation could be made E-Mail info@bast.de more sustainable, efficient and comprehensible for the individual concerned. Such Internet www.bast.de an approach is likely to have not only a positive effect on rates of re-offending but Nachdruck honorarfrei. also to greatly increase the acceptance of official sanctions in general and the Belegexemplar erbeten. assessment of fitness to drive specifically. Mensch und Sicherheit