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Binde-
strich
Office International du Coin de Terre et des Jardins Familiaux
Nr. 32 | 2003
Nachrichten News Bulletin
a s s o c i a t i o n s a n s b u t l u c r a t i f
Bindestrich 32 | 2003
INHALT
Inhaltsverzeichnis
Bindestrich Nummer 32 - 2003
Memorandum zum UNO-Jahr des Süßwassers 3
Bericht der Vollversammlung 4
Der slowakische Kleingärtnerverband 6
Kleingärten in den Wohnvierteln der Städte (Teil 5) 8
Agenda 21 und Kleingärten (Teil 2) 10
Europarat: Die Natur - gemeinsames Erbe der Menschheit
- Aufgaben und Herausforderungen für naturgeschichtliche Museen 13
- Die UNESCO-Liste des Weltkultur- und Naturerbes 14
Europarat: Beschäftigung und Umwelt
- Grüne Arbeitsplätze in den Städten: Göteborg, Schweden 15
- Harmonisierung von Umweltschutz und Beschäftigung: Ungarn 16
Informationen aus den Verbänden:
- Dänemark - Ökologische sanitäre Einrichtungen, Teil 2 18
- Luxemburg - Luxemburgische Charta des Ehrenamtes 21
- Schweden - EU-Projekt mit den Kleingärtnern in Fittja 23
- Schweiz - Umgang mit Bodenbelastungen 25
Anschriften der nationalen Verbände 27
Impressum 28
2
Bindestrich 32 | 2003
MEMORANDUM
OFFICE INTERNATIONAL
du Coin de Terre et des Jardins Familiaux
association sans but lucratif
Dem lebenswichtigen Gut Wasser
wird heute leider immer noch viel zu
wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Um
den Menschen das lebenswichtige Gut
Wasser noch stärker ins Bewusstsein
zu bringen, haben die Vereinten Natio-
nen das Jahr 2003 zum Jahr des Süß-
wassers proklamiert.
Europa hat Glück. Echten, dauernden
Wassermangel, wie wir ihn in vielen
Teilen der Welt finden, haben wir glück-
licherweise nicht. In anderen Regionen
der Erde sind die Wasserqualität und
–quantität zum Konfliktstoff geworden.
Solche Konflikte gibt es in Europa nicht,
aber wir müssen mit immer mehr tech-
nischemAufwand Trinkwasser aufberei-
ten undAbwässer reinigen. Hohe Nitrat-
werte im Grundwasser sind bekannte
Probleme mit denen Versorger konfron-
tiert sind. Die Verursacher sind viel-
schichtig und reichen von der Industrie
über die Landwirtschaft bis hin zum
kleinen Verbraucher. Natürlich können
diese Schadstoffe durch aufwendige
technische Maßnahmen beherrscht wer-
den, aber wie lange können wir uns
diesen Aufwand finanziell noch leisten?
Es scheint daher zweifellos wichtig,
dass jeder das seine dazu beiträgt, um
das Lebenselixier Wasser in seiner Qua-
lität zu erhalten.
Um es vorwegzunehmen, in Europa
ist der Süßwasserschutz teuer gewor-
den und das Bewusstsein der Menschen
in Europa zu einem aktiven Wasser-
schutz, vor allem in der jungen Genera-
tion, ist gestiegen. Darüber hinaus sind
immer mehr Menschen der Meinung,
dass Trinkwasser allen Menschen der
Erde zugängig gemacht werden muss.
Dies ist aber nur möglich, wenn mehr
Geld in die Erhaltung der Süßwasser-
speicher einerseits und in verbesserte
Verbrauchsmethoden andererseits ge-
steckt wird. Heidemarie Wiecjorek-Zenl
führte auf der Süßwasserkonferenz in
Berlin 2001 aus, dass 180 Milliarden
US$ jährlich notwendig wären, um bis
2015 die Zahl der Menschen zu halbie-
ren, die derzeit keinen Wasserzugang
haben. Wir wissen, dass es in einigen
Gegenden der Welt zu den kostbarsten
Errungenschaften zählt, ausreichend
und sauberes Wasser zu besitzen. Wir
wissen aber auch, dass inAfrika – nach
einem UNO-Bericht – täglich 6.000 Men-
schen, meist Kinder, durch verseuchtes
Wasser sterben.
Aus dem Bestreben einer nachhalti-
gen Entwicklung und dem Bewusstsein,
dass Wasser Leben bedeutet, hat das
Office International alle Kleingärtner
Europas aufgerufen aus Solidarität zu
jenen, die keines besitzen:
1) im täglichen Gebrauch sowohl im
Haushalt als auch im Kleingarten mit
dem Süßwasser sparsam umzugehen,
2) durch Nutzung alternativer Was-
serquellen (Regenwasser, Brauchwas-
ser etc.) den Süßwasserverbrauch zu
minimieren,
3) durch sensibles Handeln im um-
gang mit Schadstoffen Verunreinigungen
von Quellen und Grundwasser zu ver-
hindern,
4) Sorge zu tragen, dass durch eine
entsprechende Abwasserentsorgung
der Schutz des Grundwassers als größ-
te Süßwasser-Reserve gewährleistet
ist.
5) die Gesetzgeber zu sensibilisieren,
Kleingärten in die Bebauungspläne der
Städte zu integrieren um somit die Ver-
siegelung durch die Schaffung von
Grünflächen zu kompensieren.
Stellungnahme anlässlich des
internationalen Jahres des Süßwassers
3
Bindestrich 32 | 2003
BERICHT DER VOLLVERSAMMLUNG
Beschlussprotokoll
der Vollversammlung
vom 28. August 2003 in Bratislava
Es waren vertreten: die Verbände aus
Dänemark, Deutschland, Großbritanni-
en, Luxemburg, den Niederlanden, Nor-
wegen, Österreich, Polen, Schweden,
der Schweiz, der Slowakei und Tsche-
chien.
Es waren abwesend : die Verbände aus
Belgien, Finnland und Frankreich.
1) Die Tagesordnung wird einstimmig
angenommen.
2) Die Sitzungsberichte der Vollver-
sammlung in Luxemburg werden ein-
stimmig angenommen.
3) Die überarbeitete Informationsbro-
schüre und das überarbeitete Informa-
tionsblatt können den Verbänden bis
Ende des Jahres zur Verfügung gestellt
werden. Das neue Layout des Binde-
strichs wird gut geheißen und der Bin-
destrich wird weiter per E-mail versandt.
4) Das vervollständigte Office - Po-
sitionspapier zur Agenda 21 wird ein-
stimmig angenommen.
5) Das Positionspapier des Office
zum UNO Jahr des Süßwassers wird
einstimmig angenommen. Sollten in der
Arbeitsgruppe: „Wasser in den Klein-
gartenanlagen“ zusätzliche Ideen fest-
gehalten werden, sollen diese noch
eingearbeitet werden.
6) Das Positionspapier des Office
zum Tag der Vereinten Nationen gegen
die Gewalt wird einstimmig angenom-
men.
Bratislava - Burg und Donau
Die Delegierten der Ligen verfolgen die Ausführungen aufmerksam Malou Weirich, Generalsekretärin des Office
4
Bindestrich 32 | 2003
BERICHT DER VOLLVERSAMMLUNG
7) Die Delegierten beschließen ein-
stimmig die Ehrenurkunde für naturge-
rechtes Gärtnern an 4 weitere Kleingar-
tenanlagen:
- "Bühlauer Waldgärten" e.V. in Dres
den"
- "Langs de Akker" in Amstelveen
- "PKP Prokocim" in Krakow
- "ZO SZZ Senica-Kunov I", Bratislawa
zu verleihen.
8) Die nächste Vollversammlung
findet am 12. und 13. März 2004 in
Luxemburg statt.
9) Die Delegierten haben keine zu-
sätzlichen Fragen zum schriftlichen Be-
richt über die Zusammenarbeit mit den
internationalen Organisationen.
C. ZYDEVELD berichtet über das
Projekt „Allure“, welches die Verbände
aus den Niederlanden, Deutschland,
Österreich und Luxemburg im Rahmen
des EU Biodiversitätsprogramms durch-
führen wollen. Das Projekt wird allen
Verbänden geschickt werden.
M. WEIRICH teilt mit, dass Frau V.
REDING ein Treffen mit EU Kommissa-
rin WALLSTRÖM und ihren leitenden
Mitarbeitern arrangieren wird.
10) Die Beiträge für 2004 werden
einstimmig angenommen.
11) Die Beiträge zum Solidaritäts-
fonds 2004 werden einstimmig ange-
nommen. Eröffnung des Seminars
Begegnung in den Straßen von Bratislawa
Freuen sich über die Auszeichnung für naturgerechtes Gärtnern: (von rechts:) Jürgen Sheldon, Peter
Paschke, Ingo Kleist, Wolfgang Schmidt
5
Bindestrich 32 | 2003
DER SLOWAKISCHE KLEINGÄRTNERVERBAND
Vorstellung des Slowakischen
Verbandes
1) Der slowakische Kleingärtnerver-
band in seiner heutigen Gestalt wurde
im Jahr 1957 gegründet. Es ist eine
freiwillige, selbstständige und unpoliti-
sche Vereinigung, welche Kleingärtner-
aktivitäten in allen Formen fördert.
2) Der Verband zählt per 01.01.2002
116.586 Mitglieder, die in 2.002 Grund-
organisationen tätig sind.
Die organisatorische Struktur des
Verbandes ist wie folgt:
- Grundorganisation
- Kreisvorstand mit Sitz in 38 Städten
- Republikvorstand mit Sitz in Bratislava.
Der Verband übt seine Tätigkeit im
Sinne des Gesetzes der Bürgervereini-
gungen, der Satzung und nach den
Beschlussfassungen der Mitgliederver-
sammlung aus. Diese Versammlung
findet alle 5 Jahre statt.
3) Die Mitglieder benützen Parzellen,
die in Kleingartenanlagen gelegen sind.
Diese Anlagen mit einer Größe von
5.700 ha, gehören verschiedenen Ei-
gentümern. Sie stellen 0,22 % der Ge-
samtfläche des Landwirtschaftsbodens
der slowakischen Republik dar. Die Par-
zelle in der Kleingartenanlage ist bis
400 m² groß, die Lauben haben bis 25
m² Grundfläche.
Die Mitglieder haben die Parzellen
gepachtet, wobei schon seit einigen
Jahren nach dem angenommenen Ge-
setz ein Prozess verläuft, durch welchen
die Kleingärtner Eigentümer der Parzel-
len werden.
4) Der slowakische Kleingärtnerver-
band ist in folgenden Bereichen tätig:
- Fachvorträge, Schulungen, Seminare
und Beratungstätigkeit,
- Werbe- und Fachausstellungen von
Obst, Gemüse, Wein und Blumen,
- Weiterbildung der Fachkenntnisse und
Werbung, Fachliteratur und Herausgabe
der Zeitschrift „Kleingärtner“
- Kultur, gesellschaftliche Veranstaltun-
gen, Fachexkursionen mit Erfahrungs-
austausch.
5) Der jährliche Mitgliederbeitrag im
Verband beträgt 80 SK (Slowakische
Kronen) = 1,92 €. Von diesem Beitrag
bleiben 50 % in der Grundorganisation
für deren Tätigkeiten und 50 % werden
dem Verband abgegeben.
6) Die Benutzung des Kleingartens
in der Slowakei dient nicht nur der Er-
holung, sondern erfüllt auch dieAufgabe
der Selbstversorgung mit Obst und Ge-
müse.
7) Im Jahr 1997 wurde ein Gesetz
verabschiedet, das teilweise die rechtli-
chen Verhältnisse, hauptsächlich die
Fragen des Eigentums und der Pacht
der Parzellen in den Kleingartenanlagen
bis zum Jahr 1997 reguliert. In den
gesetzmäßig errichteten Anlagen kön-
nen die Kleingärtner die Parzellen in
persönliches Eigentum zu dem vom
Staat festgelegten Preis übertragen
lassen, welcher von 3 SK/m2 bis zu 60
SK/m2 schwankt.
Die Kleingartenanlagen wurden vom
Staat, Privatpersonen, der Kirche, der
Gemeinde und der Stadt abgekauft. Der
Verband hat dieses Vorgehen nicht ge-
fördert, aber das Parlament hat es ak-
zeptiert. Die jetzt schon sichtbaren Kon-
sequenzen dieses Gesetz sind, dass
die Kleingärtner, welche Eigentümer der
Parzellen sind, aus dem Verband aus-
treten.
Ein gesetzliches Recht auf Ersatzbo-
den im Falle einer Enteignung aus Grün-
den öffentlichen Interesses oder bei
Ende eines Pachtvertrags gibt es nicht.
Die Kleingärtner, welche die Parzellen
nicht abkaufen, zahlen einen Pachtpreis
zwischen einigen Hellern je m2 und einer
Höchstgrenze von 5 SK/m2.
Die Zukunft der Kleingartenanlagen
ist heute in keinem Fall komplett gelöst.
Die Delegierten des Seminars bei einem Besuch der Kleingartenanlage "ZO SZZ Senica-Kunov I"
6
Bindestrich 32 | 2003
DER SLOWAKISCHE KLEINGÄRTNERVERBAND
Aktivitäten und Probleme des
Slowakischen Kleingärtner-
verbandes
2002 haben wir uns an die 45jährige
Existenz unseres Verbandes in seiner
heutigen Form erinnert, auch wenn wir
schon Vorgänger, seit 1920 und noch
früher seit 1796, haben.
Am Anfang zählte unser Verband
1.800 Mitglieder. Jetzt zählt er 115.000
Mitglieder in ungefähr 1.000 Kleingar-
tenanlagen auf einer Fläche von 5.700
ha.
1997 wurde ein Gesetz verabschie-
det, das den Mitgliedern ermöglicht, ihre
Kleingärten nach der Erfüllung einiger
Bedingungen abzukaufen. Wie wir vor-
ausgesetzt und bei derAnnahme dieses
Gesetzes darauf hingewiesen hatten,
ist dieser Prozess mit vielen Problemen,
sowohl in der Gegenwart wie auch in
der Zukunft, verbunden.
Wahrscheinlich fehlt in jedem Ver-
band, sowie auch bei uns die junge
Generation. Es sieht so aus, als würden
sich nur die Menschen im höheren Alter
für die Kleingärten interessieren. Der
Jugend fehlt nicht das Interesse an
sogenannten künstlichen Hobbys wie
z.B. Computers, Handys, Internet, Fern-
sehen und virtuellen Filmen. Desto
schwieriger ist es, die Jugend für Natur,
Umwelt, Bäume, Blumen und überhaupt
für alles Lebendige, aus dem wir stam-
men und wozu wir alle gehören, zu
begeistern.
Wir empfinden dies als ein gewisses
Handicap, das wir mittels Zusammenar-
beit mit den Schulen und vorschulpflich-
tigen Einrichtungen beseitigen wollen,
in dem wir beim Kennenlernen und Ver-
mehren von Blumen und Anbauen von
Bäumen und Gemüse helfen.
Auch die Hilfe der Eltern kann sehr
wirksam sein, wenn sie in der Kleingar-
tenanlage einen Spielraum für die klei-
neren Kinder mit Schaukeln und Sand-
gruben schaffen oder den Kindern ihre
eigenen Beete zuteilen und sie motivie-
ren, sich allein um diese zu kümmern.
Für Kinder und für Jugendlichen orga-
nisieren wir auch Wettbewerbe im Blu-
menarrangieren, Ausstellungen von
Obst und Gemüse, die wir mit ihren
Zeichnungen und Arbeiten zum Thema:
„Garten“ ergänzen. Wir machen auch
Aktivitäten für Halloween, haben eine
reich illustrierte Publikation „Jugend im
Garten“ herausgegeben, die wir dann
den Schulen, und allen, die mit der
Jugend und mit Kindern auf diesem
Gebiet arbeiten, zur Verfügung stellen.
Dies alles ist aber nur ein kleiner Beitrag.
Die entscheidende Rolle muss hier der
Staat mit dem Ressort des Schulwesens
übernehmen und diese Problematik in
die Lehrpläne eingliedern.
Ein weiteres Problem der Kleingärtner
in der Slowakei betrifft die Abfallpolitik.
Das Gesetz über die Abfälle von 2001
hat die Verantwortung für die Produktion
von Abfällen von der Gemeinde auf den
Bürger verschoben. Das Gesetz definiert
jetzt eine physische oder eine rechtliche
Person als einen Produzenten von Ab-
fällen, dem es die Zahlungspflicht an-
ordnet. Auch ein Kleingärtner ist laut
Gesetz ein Produzent von Kommunal-
abfällen und in mehreren Fällen muss
er zweimal die Gebühr bezahlen. Einmal
als Bürger in seinem Wohnort und ein-
mal als Kleingärtner für seinen Garten
in der Kleingartenanlage. In dieser Sa-
che haben wir uns an das Umweltmini-
sterium gewandt, das uns empfohlen
hat, mit den Gemeinden und Städten
Verträge über Abfallabschaffung zu
schließen, bzw. die Herabsetzung oder
den Nachlass der Gebühren zu verlan-
gen.
Juraj KORCEK
Geschäftsführer
Kompostierung - nachhaltige Bewirtschaftung des KleingartensKleingartenanlagen - Spielraum für Kinder
7
Bindestrich 32 | 2003
KLEINGÄRTEN IN DEN WOHNVIERTELN (5)
Kleingärten
in den Wohnvierteln der Städte
Grüne Inseln - Brücken zwischen
den Stadtteilen
Barcelona ist eine Mittelmeerstadt
mit 2.734 Hektar Grünflächen. 939,3 ha
davon sind städtische Anlagen, 1,795
ha sind Wälder.
Geschichte der Parks
Die Grünanlagen einer Stadt sind immer
eng verknüpft mit ihrer Geschichte und
ihrem Wachstum. In Barcelona beginnt
die Geschichte der öffentlichen Parkan-
lagen, grob gesagt, mit der Ausweitung
der Stadt, das heißt um die Mitte des
vergangenen Jahrhunderts, als die
Stadtmauern abgerissen wurden. Da-
mals entwarf der Ingenieur Ildefons
CERCÀ einen Stadtentwicklungsplan,
der die Gründung eines wichtigen neuen
Stadtgebiets, genannt Eixample, vorsah.
In dieser Zeit entstand der erste große
öffentliche Park von Barcelona, der Parc
de la Ciutadella, auf dem Gelände der
nach dem Krieg von 1714 gebauten
einstigen Festung. Für die Weltausstel-
lung von 1888 wurde der Park später
teilweise umgestaltet.
Das nächste stadtplanerische Groß-
projekt wurde 1929, wieder aus Anlass
einer Weltausstellung, aus der Taufe
gehoben. Sie fand auf den Anhöhen
von Montjuïc statt. Dort arbeitete der
französische Ingenieur Jean-Claude
Nicolas Forestier, der damals für die
Pariser Parks und Promenaden zustän-
dig war. Nicht nur ein großer Teil der
Hügellandschaft sollte diesmal umge-
staltet werden, sondern auch in der
Stadt wurden neue Parks und Gärten
angelegt.
Doch bis um 1980 nahmen die Grün-
flächen nur unwesentlich zu. Dazwi-
schen lag der Bürgerkrieg und die lange
Nachkriegszeit, dann der Einwande-
rungsboom, der in den 50er Jahren
einsetzte. Die Stadt uferte aus in ein
ziel – und planloses Wachstum. Grün-
anlagen standen ganz unten auf der
Liste der Prioritäten.
Erst die demokratischen Stadträte
führten nach den Jahren der Diktatur,
Ende der 70er Jahre, eine Wende her-
bei. Es war der Auftakt zu einer neuen
Entwicklungsphase. So entstanden An-
fang der 80er Jahre neue Parkanlagen,
denen die neu gebildeten demokrati-
schen Stadträte erstrangige Bedeutung
beimaßen.
Auf dem Gelände von stillgelegten
Fabriken, veralteten Infrastrukturen wie
dem ehemaligen städtischen Schlacht-
hof, einem ehemaligen Steinbruch und
den nicht mehr gebrauchten Eisenbahn-
werkstätten wurden private Gärten an-
gelegt. Gleichzeitig wurden private Gär-
ten aufgekauft und der Öffentlichkeit
zugänglich gemacht. Und zu den wich-
tigsten Maßnahmen der Stadtreform
zählte die systematische Ausweitung
der bestehenden Grünanlagen. Die Pro-
jekte für die Olympischen Spiele 1992
– die Sportanlagen ebenso wie das
olympische Dorf – umfassten immer
auch die Anlage neuer Parks und Gär-
ten. Dieses Ziel behielt man auch wei-
terhin im Auge. Und die dicht bebaute,
zubetonierte Stadt wurde grüner – und
erhielt an die vierzig neue, kleine Parks.
Heute besitzt Barcelona über 60 Park-
anlagen und Gärten.
Vielfältiger Bedarf
Natürlich handelt es sich dabei um
Antoni FALCON
Leiter des Gartenbauamtes
der Stadt BarcelonaTeil 5
Parks als Brücken zwischen den Wohnvierteln
8
Kleingärten gehören zur Grünflächenkonzeption der Städte
Bindestrich 32 | 2003
Stadtgärten im wahrsten Sinne des Wor-
tes. Die Flächen sind relativ klein, jeweils
drei bis vier Hektar groß, umgeben von
Gebäuden – also eingezäunt von Mau-
ern. Angenehm ist, dass sie überall
anzutreffen sind – außer in den alten
Vierteln der einstigen Dörfer, die der
Stadt angegliedert wurden, und im zen-
tralen Teil von Eixample. Sie wirken wie
Grünsplitter, die über das gesamte Stra-
ßennetz verstreut sind. Das dichte Stadt-
gefüge wird damit erheblich aufgeloc-
kert. Problematisch ist, dass diese Parks
weitgehend von ihrem Umfeld bestimmt
sind. Sie haben allesamt mehrere Funk-
tionen. Und werden gebraucht:
für die Stadtgestaltung, denn sie glie-
dern den Raum, sie verschönern ihre
Umgebung und sind oft Brücken zwi-
schen mehreren Stadtteilen;
in kultureller Hinsicht, denn sie unter-
streichen die Identität eines Viertels und
werden oft zu seinem ästhetischen oder
symbolischen Mittelpunkt. Im Joan Miró-
Park, der auf dem Gelände des ehema-
ligen Schlachthofs angelegt wurde, steht
zum Beispiel eine bekannte Skulptur
des Künstlers;
für pädagogische Zwecke und zur
Umweltbildung. Sie spielen eine wichtige
Rolle, denn sie stellen den Kontakt her
zwischen Mensch und Natur. Sie leben
im Rythmus der Jahreszeiten: Im Herbst
fallen die Blätter, im Frühjahr blühen
Blumen und Bäume, Ankunft und Ab-
schied der Zugvögel usw.
Bisher war hauptsächlich die Rede
von den nach 1980 entstandenen Stadt-
parks.Aber Barcelona besitzt noch zwei
andere Arten von Grünflächen: zum
einen die Wälder an den Collserola-
Hügeln und auf den Anhöhen der Stadt,
zum anderen die historischen Parks wie
den Tamarita-Park, die renoviert werden
können, oder Kleinode des städtischen
Naturerbes wie den Jardi de les Heures
oder das Laberint d’Horta.
Nachhaltige Entwicklung und verant-
wortungsbewusstes Management
Seit 1993 befolgt die Stadt Barcelona
die Grundsätze von Nachhaltigkeit und
Verantwortungsbewusstsein für die Pfle-
ge und das Management der Grünflä-
chen und als Leitmotiv für die Pflege
der städtischen Gärten und Parks sowie
für die Konzeption von Kleingärten durch
das Gartenbauamt für Grünanlagen.
Die verschiedenen Fraktionen, die die
Stadt seit den Kommunalwahlen im Juni
dieses Jahres verwalten, haben sich
darauf geeignet, dass bei der Planung
wichtiger städtischer Infrastrukturen die
Grundsätze der Nachhaltigkeit berück-
sichtigt werden sollen. Die mit der Um-
setzung dieser Projekte beauftragten
Personen müssen sich nun daran hal-
ten. Nachhaltigkeit in der Konzeption
und im Management bedeuten:
die Verwendung von Pflanzen, die
dem Mittelmeerklima und den städti-
schen Gegebenheiten angepasst sind;
die Verwendung der Grundwasser-
vorräte für die Bewässerung von Bäu-
men und Parks;
das Düngen mit Kompost, der aus
pflanzlichem Abfall hergestellt wurde;
der Verzicht auf Pestizide und son-
stige chemische Pflanzenschutzmittel;
die Verwendung von umweltverträg-
lichem Dünger oder Kompost zur Bo-
denverbesserung.
Eine Vielzahl von Projekten
Barcelona hat nicht zuletzt eine Viel-
zahl von Projekten, die die Stadt künftig
grüner machen sollen: Die Stadt wächst,
und die stillgelegten Industriegebiete
können in Parks umgewandelt werden,
die die Umwelt freundlicher gestalten
und von möglichst vielen Bürgern er-
reichbar sein sollen.
Es ist der Stadt ein wichtiges Anlie-
gen, alle Stadtteile mit Grünanlagen zu
versorgen und so die Lebensqualität
der Menschen zu verbessern, zum Bei-
spiel mit "einer Grünfläche fünf Minuten
von zu Hause" oder mit den "grünen
Korridoren". Soziologische Umfragen
haben ergeben, dass die Bürger das
Gefühl haben, sie wohnen in der Nähe
einer Grünanlage, wenn diese nicht
weiter als 200 Meter oder fünf Minuten
von ihrer Wohnung entfernt liegt. Mit
dem Projekt "Eine Grünanlage fünf Mi-
nuten von zu Hause" sind neue grüne
Freiflächen geplant, wo bisher keine
vorhanden waren. Industriezonen oder
Universitätsgelände, in deren Nähe
kaum Wohngegenden liegen, bleiben
davon ausgespart. Es ist geplant, die
Stadtteile mit hoher Einwohnerdichte,
vor allem Eixample – nach dem ur-
sprünglich von CERCÀ angeregten Mo-
dell – aufzulockern und mehr private
Gärten, aber auch die Grünanlagen von
Institutionen und Organisationen für die
Städter zu öffnen. Die Anlagen wären
vielleicht nicht alle städtisches Eigentum,
hätten aber die gleichen Öffnungszeiten
wie die städtischen Anlagen. Vorgese-
hen ist im übrigen ein Programm, das
die Anlage oder Umgestaltung von rund
hundert städtischen Freiräumen inner-
halb eines Jahres vorsieht.
Die grünen Korridore haben im Ge-
gensatz zu den Parks und Gärten, die
der Erholung dienen, eher eine ökologi-
sche Funktion. Die Parks und Gärten
von Barcelona sind, wie bereits gesagt,
über das ganze Stadtgebiet verstreut.
Die grünen Korridore sind Lebensräume
für verschiedene Pflanzen – und Tierar-
ten. Sie fördern die Mobilität, bilden
Barrieren oder Filter, die unterschiedliche
Bereiche voneinander trennen. Vor allem
aber haben sie eine wohltuende ökolo-
gische und biotische Wirkung auf ihre
Umgebung. Das Programm „Grüne
Korridore“ soll die Grünflächen der Stadt
miteinander vernetzen und einander
näher bringen und damit die städtische
Umwelt insgesamt verbessern.
Artikel veröffentlicht in der Zeitschrift
NATUROPA Nr. 94/2000
KLEINGÄRTEN IN DEN WOHNVIERTELN (5)
9
Bindestrich 32 | 2003
AGENDA 21 UND KLEINGÄRTEN
Agenda 21 und Kleingärten
Teil 2- Gesetzgebung und “Agenda 21”:
Beispiel Deutschland von Dr. sc. Achim FRIEDRICH
Vorsitzender des Landesverbandes Brandenburg
der Gartenfreunde e.V., Präsidiumsmitglied des BDG
Mit der Novellierung des Bundesklein-
gartengesetzes (BkleingG) im Jahre
1994 wurden in den § 3 die Belange
des Umwelt- und Naturschutzes sowie
der Landschaftspflege als Elemente neu
aufgenommen, die bei der Nutzung und
Bewirtschaftung von Kleingärten zu be-
rücksichtigen sind. Damit hat der Ge-
setzgeber in Übereinstimmung mit den
Kleingärtnern sowohl einem Anliegen
der "Agenda 21" als auch den Anliegen
des Bundesnaturschutzgesetzes
(BNatSchG, 1976) entsprochen. Letzte-
res benennt als Ziel bereits die nachhal-
tige Sicherung des Schutzes, der Pflege,
der Entwicklung der Leistungsfähigkeit
des Naturhaushaltes und der Nutzungs-
fähigkeit der Naturgüter im weitesten
Sinne.
Die Umsetzung der Aufgaben, die
sich daraus für das Kleingartenwesen
ableiten, erfordert letztlich weitreichende
Kenntnisse und die Bereitschaft zu de-
renAnwendung. Umweltgerechtes, öko-
logisches und biologisches Gärtnern
bedeutet ja nicht “zurück zur Natur”; im
Gegenteil, es verlangt, die neuesten
wissenschaftlichen Erkenntnisse anzu-
wenden. Der Fachberatung erwächst
somit eine zunehmende Bedeutung.
Das gilt umso mehr, als der einzelne
Kleingärtner, der ja – und das gilt insbe-
sondere für die jüngere Generation – in
der Regel kaum über landwirtschaftliche
Berufskenntnisse verfügt, das diesbe-
zügliche Wissen erst erwerben muß.
Nachbarschaftlicher Wissens- und Ge-
dankenaustausch und gegenseitige Un-
terstützung erhalten in dieser Hinsicht
ein interessantes Betätigungsfeld.
Eine Reihe konkreter Anregungen
für die Möglichkeiten des ökologisch
orientierten Gärtnerns im Kleingarten
wurden bereits im Ergebnis eines Um-
weltseminars des BDG im Juni 1998
erarbeitet. Im folgenden sollen darüber
hinaus einige weitergehende Zusam-
menhänge undAspekte behandelt sowie
weitere Anregungen für die praktische
Arbeit für alle europäischen Kleingärtner
gegeben werden.
Bodenschutz
Kapitel 14 der "Agenda 21" behandelt
die Förderung einer nachhaltigen Land-
wirtschaft und ländlichen Entwicklung.
Ausgangspunkt dazu bildet die Feststel-
lung, daß im Jahre 2025 die Weltbevöl-
kerung voraussichtlich auf 8,5 Milliarden
(1999: 6 Milliarden) gestiegen sein wird.
Die Befriedigung der damit verbundenen
Bedürfnisse an Nahrungsmitteln und
anderen landwirtschaftlichen Produkten
stellt an die Landwirtschaft höchste An-
forderungen.
Nur eine nachhaltige, standortgerech-
te Landwirtschaft kann diesen gerecht
werden. Dazu sind die Erhaltung der
Bodenfruchtbarkeit und ein verbesserter
Einsatz der Produktionsmittel wesentli-
che Faktoren. Unter dem Aspekt der
Bodennutzung ist es gerechtfertigt, die
sich für das Kleingartenwesen ergeben-
Artenvielfalt im Kleingarten: ein ökologischer Beitrag zur Agenda 21
10
Bindestrich 32 | 2003
AGENDA 21 UND KLEINGÄRTEN
den Aufgaben aus dem Kapitel 14 ab-
zuleiten.
Völlig im Sinne der “Agenda 21” liegt
das seit dem 17. März 1998 in Deutsch-
land geltende Gesetz zum Schutze des
Bodens (BbodSchG). § 1 lautet: “Zweck
dieses Gesetzes ist es, nachhaltig die
Funktionen des Bodens zu sichern oder
wiederherzustellen (…).” Nach dem Ge-
setz hat sich jeder, der auf den Boden
einwirkt, so zu verhalten, daß schädliche
Bodenveränderungen nicht hervorgeru-
fen werden (§ 4 1); zudem ist er ver-
pflichtet, Vorsorge gegen das Entstehen
schädlicher Bodenveränderungen zu
treffen (§ 7).
Als gute fachliche Praxis gilt die nach-
haltige Sicherung der Bodenfruchtbarkeit
und Leistungsfähigkeit des Bodens als
natürliche Ressource (§ 17 2). Das wird
erreicht durch:
Berücksichtigung von Standort und
Witterung bei der Bodenbearbeitung,
Erhaltung und Verbesserung der Bo-
denstruktur,
geordnete Fruchtfolgegestaltung zur
Förderung der biologischen Aktivität,
Gewährleistung des standorttypi-
schen Humusgehaltes.
Sachgerechte Düngung
Die Verordnung über die Grundsätze
der guten fachlichen Praxis beim Dün-
gen (Düngeverordnung vom 26. Januar
1996) geht von dem bereits 1977 in
Deutschland erlassenen Düngemittelge-
setz aus. Sie regelt die Anwendung von
Düngemitteln auf landwirtschaftlich und
gartenbaulich genutzten Flächen.
Obwohl Haus- und Nutzgärten, und
somit auch Kleingärten, aus ihrem Gel-
tungsbereich ausgenommen sind, soll-
ten deren Grundsätze auch im Kleingar-
tenbereich Anwendung finden. Dies
erscheint umso dringender, als der XXXI.
Internationale Kongreß der Kleingärtner
in Brüssel (1998) den Fragen der mine-
ralischen Düngung besondere Beach-
tung schenkte. Von der in Kleingärten
in der Regel anzutreffenden Überver-
sorgung der Böden mit Pflanzennähr-
stoffen ausgehend, wurden Mineraldün-
ger bei unsachgemäßem Gebrauch in
die Reihe der Umweltgifte eingeordnet!
Worauf kommt es an? Die Grundsät-
ze der Düngemittelanwendung beinhal-
ten, Düngemittel zeitlich und mengen-
mäßig so auszubringen, daß die
Nährstoffe von den Pflanzen weitestge-
hend ausgenutzt werden können und
damit Nährstoffverluste, die in Gewässer
eingetragen werden könnten, möglichst
vermieden werden. Dabei sind stickstoff-
haltige Düngemittel so anzuwenden,
daß der in ihnen enthaltene Stickstoff
während des Wachstums der Pflanzen
deren Bedarf entsprechend zur Verfü-
gung steht.
Das verlangt aber, den spezifischen
Nährstoffbedarf der jeweiligen Pflanzen-
art zu kennen, die Wachstumszyklen
der Arten und Sorten zu beachten und
erfordert die Kenntnis der im Boden
vorhandenen Nährstoffvorräte, insbe-
sondere an Stickstoff. Das wiederum
verlangt zwingend die entsprechende
Bodenanalyse.
Stickstoffhaltige Düngemittel dürfen
nur ausgebracht werden, wenn der Bo-
den dafür aufnahmefähig ist. Ist dieser
wassergesättigt, tief gefroren oder stark
schneebedeckt, dürfen derartige Dünger
nicht gestreut werden. Der Stickstoffge-
halt von Wirtschaftsdüngern (Kompost,
Stallmist, Gründüngung, Ernterückstän-
de) ist in die Gesamtbilanz einzubezie-
hen.
Pflanzenschutz – möglichst ohne
Chemie
Die “Agenda 21” fordert außerdem,
den integrierten Pflanzenschutz zu prak-
tizieren. Das Gesetz zum Schutze der
Kulturpflanzen vom 15. September 1986
(PflSchG) (Deutschland) wurde diesem
Anliegen bereits gerecht, indem es die
Kombination biologischer, biotechni-
scher, pflanzenzüchterischer sowie an-
bau- und kulturtechnischer Maßnahmen
als im Sinne der Nachhaltigkeit zu be-
vorzugende Form des Pflanzenschutzes
hervorhebt und die Anwendung chemi-
scher Pflanzenschutzmittel auf das not-
wendige Maß beschränkt. Das neue
Pflanzenschutzgesetz vom 1. Juli 1998
schränkt die Anwendung letzterer durch
die Indikationszulassung weiter ein und
legt es in die Kompetenz der einzelnen
Bundesländer, spezielle Anwendungs-
bestimmungen zu erlassen.
Für den einzelnen Kleingärtner be-
deutet das, sich vor dem Kauf von Pflan-
zenschutzmitteln sehr genau beraten
zu lassen (Vereinsfachberater, Verkaufs-
personal). Am besten ist er beraten,
wenn er es versteht, seine Anbauprak-
tiken und das biologische Gleichgewicht
Kompostierung: nachhaltige Sicherung der Bodenstruktur
11
Bindestrich 32 | 2003
AGENDA 21 UND KLEINGÄRTEN
so zu gestalten, daß chemische Hilfs-
mittel überflüssig werden.
Auf eine andere Seite des Vorhan-
denseins bzw. derAnwendung von che-
mischen Pflanzenschutzmitteln sei be-
sonders verwiesen: Zur sicheren
Handhabung derselben gehört auch
deren umweltgerechte Entsorgung.Auf-
brauchs- und Übergangsfristen des neu-
en Gesetzes setzen da strenge Maßstä-
be.
Praktische Aspekte
Wie, so mag man fragen, können
nun die Kleingärtner den Notwendigkei-
ten, die sich aus der “Agenda 21” erge-
ben, in konkreter Weise entsprechen?
Vieles ist bereits durch die Fachberatung
genannt und behandelt. Die Verbände
der verschiedenen Ebenen unterneh-
men großeAnstrengungen, um das Ide-
engut und Wissen zur ökologisch orien-
tierten Bewirtschaftung und Nutzung
des Kleingartens zum Rüstzeug mög-
lichst aller Kleingärtner zu machen.Allein
an diesem Punkt befindet sich die
Schwachstelle. Die Umsetzung des vor-
handenen Wissens findet aus mancher-
lei Gründen nicht im gewünschten Maße
statt.
Nun kann man dem Kleingärtner, der
diesem Anliegen noch nicht so recht
nachzukommen versteht, keine Unwil-
ligkeit unterstellen. Es muß die Frage
erlaubt sein, ob in mancher Hinsicht
nicht auch eine objektiv begründete
Überforderung des einzelnen – die Grün-
de können sehr unterschiedlich sein –
vorliegt und im Interesse der Umsetzung
derAnliegen der “Agenda 21” auch neue
Ansätze notwendig werden.
Dazu einige Aspekte: Dass ein Kom-
posthaufen in den Garten gehört, ist
wohl allgemein akzeptiert. Doch ent-
spricht der ablaufende Kompostierungs-
prozeß auch optimalen Bedingungen?
Mit den Materialien, die im Jahresablauf
im einzelnen Kleingarten anfallen, kön-
nen im üblichen Komposthaufen die
erforderlichen Temperaturabläufe kaum
erreicht werden, weil diese “Abfälle”
zeitlich und von der Menge her gesehen
nicht kontinuierlich anfallen.
Die Folge: Der erzeugte Kompost hat
Mängel, insbesondere phytosanitärer
Art. Ein Thermokomposter beseitigt zwar
diesen Nachteil, ist jedoch teuer. Eine
auf Vereinsebene organisierte Kompo-
stierung könnte hilfreich sein.
Schreddergut wird allgemein als
optimales Kompostierungs- und Mulch-
material anerkannt. Leistungsfähige
Schredder gibt es in großer Auswahl,
aber sie sind teuer und vor allem zu
teuer, als daß sich jeder Kleingärtner
ein solches Gerät anschaffen könnte.
Auch hier könnte der "Vereinsschredder"
Abhilfe schaffen.
Bodenanalysen? Die meisten Klein-
gärtner sind dafür. Aber: Erstens sind
Laboranalysen nicht billig, und zweitens
muß man Laborwerte in konkrete Dün-
germengen umsetzen und bilanzieren.
(Bodenanalysen werden z. B. von Land-
wirtschaftlichen Untersuchungs- und
Forschungsanstalten durchgeführt).
Andererseits können pH-Wert, Stick-
stoff, Phosphor- und Kaliumgehalt (an-
gegeben als N-, P2O5 und K2O-Gehalt)
mittels Schnelltest ermittelt werden.
Doch dazu ist Fingerspitzengefühl im
Umgang mit den Reagenzien erforder-
lich, die teilweise auch nur begrenzt
haltbar sind. Sollten (könnten) sich dar-
auf nicht einige Vereinsmitglieder spe-
zialisieren?
Im unüberschaubaren Angebot der
Sortimente bei Obst, Gemüse und Zier-
pflanzen (Ziergehölzen) ist es schwer,
die für den jeweiligen Standort geeigne-
ten Arten und resistenten Sorten zu
bestimmen und beim Kauf zu bevorzu-
gen, zumal oftmals die preiswerten An-
gebote der Gartenfachmärkte zu unüber-
legtem Kauf verleiten. Das ist bei den
langlebigen Obstgehölzen besonders
nachteilig. Sammelbestellungen durch
den Verein könnten dem abhelfen, die
Qualität der Ware wäre dann gesichert,
und zudem ließen sich evtl. Rabatte
vereinbaren.
Die ordnungsgemäße Entsorung von
Pflanzenschutzmittel- und Farbresten
sowie sonstigem entsorgungspflichtigem
Material ist für den einzelnen Kleingärt-
ner oftmals mit erheblichem Aufwand
verbunden. Eine Sammelaktion würde
mit Sicherheit Erleichterung schaffen.
Es ist unstrittig, daß die ökologisch
orientierte Bewirtschaftung und Nutzung
eines Gartens weiterreichende Kennt-
nisse erfordert. Nun hat der "alte Hase"
im Laufe der Jahre Erfahrung gesam-
melt und Wissen gewonnen, zudem gibt
es den Vereinsfachberater. Wie aber
ergeht es dem Neuling? Sollten die
Zwischenpächter für diese Gartenfreun-
de nicht einen Grundlehrgang gestalten?
Das würde dem Anfänger Mißerfolge
ersparen und demAnliegen des umwelt-
gerechten Gärtnerns insgesamt förder-
lich sein. Die Unterhaltung von Lehrgär-
ten auf Verbandsebene würde diesem
Anliegen ebenfalls sehr dienlich sein.
Sicher gibt es noch so manchen wei-
teren Ansatzpunkt, der die Anliegen der
“Agenda 21” im Bereich des Kleingar-
tenwesens berührt. Hier sind als Beitrag
der Kleingärtner zur Gestaltung “Lokaler
Agenden” die Vorschläge zur Lösung
bestehender Probleme gefragt.
Nicht jedes Material ist für die Gartenkompos-
tierung geeignet
Geeignete resistente Obstsorten zu erwerben
ist oft eine Kostenfrage
12
Bindestrich 32 | 2003
EUROPARAT
Die Natur - gemeinsames Erbe
der Menschheit
Aufgaben und Herausforderungen für
naturgeschichtliche Museen Maria KATSAKIORI
zuständig für Umwelterziehung
Das Museumskonzept stammt aus
dem späten Mittelalter. Die ersten Mu-
seen waren Sammlungen der königli-
chen Familien. Solche Exponate sollten
die Macht und den Einfluss der Monar-
chen zur Schau stellen: die breite Öf-
fentlichkeit hatte keinen Zugang dazu.
Das änderte sich erst im 20. Jahrhun-
dert, nachdem das 19. Jahrhundert eine
Wende in der Museumsgeschichte ein-
geleitet hatte. Heute werden Museen
von immer mehr Menschen besucht,
und erfüllen damit eine wichtige Aufga-
be: sie vermitteln Kenntnisse und Wis-
sen.
Museen befassen sich mit einer im-
mer breiteren Spektrum von Fachberei-
chen. So entstanden naturgeschichtliche
und wissenschaftliche Museen, nach-
dem die Naturwissenschaften und die
Wissenschaften von der Erde einen
gewaltigen Aufschwung nahmen und
neue Technologien, der Umweltschutz
und ein vielfältiges Angebot an neuen
Produkten hinzukamen.
Einen andere Philosophie
Den "typischen Besucher" eines na-
turgeschichtlichen Museums gibt es
nicht: die Besucher unterscheiden sich
nach sozialer Zugehörigkeit, Herkunft,
Alter, Bildungsniveau und Interessen.
Die Museen sind dadurch gefordert,
jeden Besucher als "Gast" zu behandeln
und zu versuchen, seine Erwartungen
und Anforderungen soweit wie möglich
zu berücksichtigen.
Die Museumsarchitektur sollte Platz
bieten für Besucher, Sammlungen, La-
bors und Mitarbeiter. Komfortable Räu-
me für Empfang, Information, Erfrischun-
gen und Unterhaltung sollten bereit
gestellt werden.
Die wichtigste Änderung bringt jedoch
die neue Philosophie der naturkundli-
chen Museen. Früher waren sie Häuser,
in denen Schätze wie Souvenirs der
Vergangenheit ausgestellt wurden (zum
Beispiel Sammlungen von ausgestopf-
ten Tieren). Sie beherbergten seltene
oder einmalige Exemplare und waren
öffentliche Orte, wo Fragen, Analysen
oder Kritik unerwünscht waren. Das
moderne Museum misst der Dokumen-
tation und Interpretation große Bedeu-
tung bei, es steht seinem Publikum und
dessen Fragen aufgeschlossen gegen-
über, es pflegt einen lebendigen Um-
gang mit der Vergangenheit und hat
Vertrauen in die Zukunft der Zivilisation
und ihrer Umwelt.
Interaktive Museen
Neue Zeiten bringen neue Märkte,
neue Kunden und neue Bedürfnisse,
und damit ändern sich auch die Zielset-
zungen. Das Museum hat verstanden,
dass es das Publikum von seiner Be-
deutung überzeugen und mit Sammlun-
gen,Ausstellungen und Veranstaltungen
für sich gewinnen muss. Mit einem at-
traktiven Image und ebensolchen
Dienstleistungen muss es die Besucher
anziehen, wobei die Botschaft aus der
Vergangenheit ebenbürtig mit den An-
liegen der Gegenwart zu behandeln ist.
Neue Antworten und neue Produkte
müssen gefunden werden. Dazu hat es
neuartige Wege eingeschlagen, hat In-
formationen angeboten und den Dialog
gefördert.
Die Darstellungsmethoden sind pä-
dagogischer und stützen sich auf den
Dialog. Der Dialog schärft den Blick,
fördert den Lernprozess, bereichert die
Phantasie, gibt Denkanstöße und unter-
stützt das Umweltbewusstsein.
Der Besucher hat die Wahl zwischen
verschiedenen Programmen und Aktivi-
täten, die er je nach Interesse und ver-
fügbarer Zeit mitverfolgen kann. Er kann
diverse Kommunikationsmittel benutzen:
Texte, Karten, Zeichnungen, audiovi-
suelle Hilfen, Multimedia.
Das moderne Museum gibt dem
Besucher Gelegenheit „zu lernen, zu
entdecken, zu erforschen, Spaß zu ha-
ben, sein Gedächtnis aufzufrischen, zu
einem neuen Bewusstsein zu gelangen
und sich von allen verfügbaren Mitteln
inspirieren zu lassen“.
Artikel veröffentlicht in
NATUROPA no. 91/1999
Der Deutsche Pavillon auf der IGA in Rostock -
eine Ausstellung mit pädagogischem Konzept
Ein typisches naturgeschichtliches Museum -
Das Naturkundemuseum in Berlin (Deutschland)
13
Bindestrich 32 | 2003
EUROPARAT
Die Natur - gemeinsames Erbe
der Menschheit
Der Baikalsee
Für die Russen wie für den Rest der
Welt steht der Baikalsee für den ganzen
Reichtum der Natur. Er liegt in Sibirien,
in der Nähe der Mongolei, und enthält
20 % der Süßwasserreserven der Welt.
Mehr endemische Pflanzen- und Tierar-
ten als sonst irgendwo sind dort hei-
misch. Der von Bergen, Wäldern und
Wildwassern eingerahmte See ist von
atemberaubender Schönheit. Internatio-
naleAnerkennung fand diese Naturland-
schaft im Dezember 1996, als sie in die
Liste des Weltkultur- und Naturerbes
aufgenommen wurde.Im Vergleich zu
anderen großen Seen der Welt hat der
Baikalsee gewaltige Ausmaße: Er ist
636 km lang und 80 km breit. Seine Ufer
erstrecken sich auf rund 2.100 km. Das
Volumen (23.600 km3) ist größer als
das jedes anderen Süßwasserbinnen-
sees, und mit 1.637 m ist er der tiefste
See der Welt.
Vielfältiges Leben
“Lebendiges Wasser” sagt man dem
Baikalsee nach. Es ist berühmt für seine
Heilkraft und seine religiöse Faszination.
Er wird aus einer Reihe Quellen ge-
speist. Diese Quellen, aber auch die
Tiefe des Sees und seine geographische
Lage bieten gute Voraussetzungen für
seine Selbstreinigungskraft und das
vielfältige Leben im Wasser. Der See
und seine Umgebung sind Lebensraum
zahlreicher wildlebender Arten. In der
Taiga leben Braunbär, Zobel, mandschu-
risches Reh und Elch. Hier ist der einzige
Süßwasserseehund der Welt zu Hause:
der sibirische Seehund.
Altes Kulturland
Das Gebiet um den Baikalsee ist
altes Kulturland. Burjaten und Ewenken
sind Zeugen einer reichen Vergangen-
heit. Das älteste Volk in diesem Gebiet,
die Ewenken, lebt in den Tälern in der
Nähe des Sees. Das mongolische Volk
der Burjaten wurde hier heimisch, noch
lange bevor Dschingis Khan im 13. Jahr-
hundert über Asien hinwegfegte. Heute
ist es in die russische Gesellschaft inte-
griert. Seit 1923 besitzt es eine eigene
Burjatische Autonome Republik an den
Ost- und Nordufern des Sees. Seine
kulturelle Identität hat es behalten. Der
See bleibt auch weiterhin ein sakraler
Ort, um den sich zahlreiche Legenden
ranken.
Gefahren für die Umwelt
Die Industrialisierung in der zweiten
Hälfte des 20. Jahrhunderts hat Spuren
hinterlassen, in der Landschaft und in
den Baikalgewässern. Sechzehn nahe-
gelegene Städte und an die fünfzig In-
dustriebetriebe haben das Wasser
schwer belastet. Mit dem Bau des Irkut-
sker Staudamms stieg der Pegel und
bewirkte einen Rückgang der Fischbe-
stände und die Erosion der nördlichen
Inselkette. Wildern ist verboten, nimmt
aber in Seenähe trotzdem besorgniser-
regende Ausmaße an. Hinzu kommen
die Kahlschläge in den Wäldern, die
den Umweltschützern große Sorgen
bereiten.
Internationale Anerkennung
Angesichts der ökologischen Bedeu-
tung des Sees erwog die russische Re-
gierung bereits Anfang der 80er Jahre
die Aufnahme des Baikalsees in die
Liste der Unesco-Weltkultur- und Natur-
erbes. 1996 war es so weit: Das heraus-
ragende Süßwasserökosystem ist ein
Beispiel für die wichtigsten Entwicklungs-
stufen der Erde, für außerordentliche
geologische Eigenschaften, für die sich
weiterentwickelnden biologischen und
ökologischen Prozesse, für einzigartige
Naturvorkommnisse, als ein Gebiet von
außergewöhnlicher Naturschönheit und
als wichtiger Lebensraum für vom Aus-
sterben bedrohte Arten.
Seit der See zum Welterbe gehört,
wurden zahlreiche Initiativen ergriffen.
Die Duma der Russischen Förderation
hat im April 1999 ein Baikalsee-Gesetz
verabschiedet, das ihm verstärkten
Schutz gewähren soll. In der ganzen
Region wurden Anstrengungen unter-
nommen und nachhaltige Entwicklungs-
projekte und – programme durchgeführt,
die vor allem von internationalen Orga-
nisationen unterstützt werden.
Große Sorgen
Das Unesco-Zentrum für das Welter-
be und die IUCN arbeiten heute mit dem
Staat und dem am Baikalsee tätigen
Organisationen zusammen, um dessen
Schutz zu sichern. Das Komitee für das
Welterbe hat sich in großer Sorge zu
den Umweltproblemen vor Ort geäußert;
der Fall der umstrittenen Baikalsk-
Zellulosefabrik muss offensichtlich drin-
gend überprüft werden. In diesen wich-
tigen Umweltschutzfragen wird in Zu-
kunft eine ständige Zusammenarbeit
zwischen Russland und den internatio-
nalen Organisationen notwendig sein,
damit das einzigartige Ökosystem mit
Hilfe geeigneter Schutzprogramme er-
halten bleibt.
Artikel veröffentlicht in der Zeitschrift
NATUROPA no. 91/1999
Die Unesco-Liste des Weltkultur-
und Naturerbes Art PEDERSEN und Mechtild RÖSSLER
UNESCO-Zentrum für das Welterbe
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  • 1. Binde- strich Office International du Coin de Terre et des Jardins Familiaux Nr. 32 | 2003 Nachrichten News Bulletin a s s o c i a t i o n s a n s b u t l u c r a t i f
  • 2. Bindestrich 32 | 2003 INHALT Inhaltsverzeichnis Bindestrich Nummer 32 - 2003 Memorandum zum UNO-Jahr des Süßwassers 3 Bericht der Vollversammlung 4 Der slowakische Kleingärtnerverband 6 Kleingärten in den Wohnvierteln der Städte (Teil 5) 8 Agenda 21 und Kleingärten (Teil 2) 10 Europarat: Die Natur - gemeinsames Erbe der Menschheit - Aufgaben und Herausforderungen für naturgeschichtliche Museen 13 - Die UNESCO-Liste des Weltkultur- und Naturerbes 14 Europarat: Beschäftigung und Umwelt - Grüne Arbeitsplätze in den Städten: Göteborg, Schweden 15 - Harmonisierung von Umweltschutz und Beschäftigung: Ungarn 16 Informationen aus den Verbänden: - Dänemark - Ökologische sanitäre Einrichtungen, Teil 2 18 - Luxemburg - Luxemburgische Charta des Ehrenamtes 21 - Schweden - EU-Projekt mit den Kleingärtnern in Fittja 23 - Schweiz - Umgang mit Bodenbelastungen 25 Anschriften der nationalen Verbände 27 Impressum 28 2
  • 3. Bindestrich 32 | 2003 MEMORANDUM OFFICE INTERNATIONAL du Coin de Terre et des Jardins Familiaux association sans but lucratif Dem lebenswichtigen Gut Wasser wird heute leider immer noch viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Um den Menschen das lebenswichtige Gut Wasser noch stärker ins Bewusstsein zu bringen, haben die Vereinten Natio- nen das Jahr 2003 zum Jahr des Süß- wassers proklamiert. Europa hat Glück. Echten, dauernden Wassermangel, wie wir ihn in vielen Teilen der Welt finden, haben wir glück- licherweise nicht. In anderen Regionen der Erde sind die Wasserqualität und –quantität zum Konfliktstoff geworden. Solche Konflikte gibt es in Europa nicht, aber wir müssen mit immer mehr tech- nischemAufwand Trinkwasser aufberei- ten undAbwässer reinigen. Hohe Nitrat- werte im Grundwasser sind bekannte Probleme mit denen Versorger konfron- tiert sind. Die Verursacher sind viel- schichtig und reichen von der Industrie über die Landwirtschaft bis hin zum kleinen Verbraucher. Natürlich können diese Schadstoffe durch aufwendige technische Maßnahmen beherrscht wer- den, aber wie lange können wir uns diesen Aufwand finanziell noch leisten? Es scheint daher zweifellos wichtig, dass jeder das seine dazu beiträgt, um das Lebenselixier Wasser in seiner Qua- lität zu erhalten. Um es vorwegzunehmen, in Europa ist der Süßwasserschutz teuer gewor- den und das Bewusstsein der Menschen in Europa zu einem aktiven Wasser- schutz, vor allem in der jungen Genera- tion, ist gestiegen. Darüber hinaus sind immer mehr Menschen der Meinung, dass Trinkwasser allen Menschen der Erde zugängig gemacht werden muss. Dies ist aber nur möglich, wenn mehr Geld in die Erhaltung der Süßwasser- speicher einerseits und in verbesserte Verbrauchsmethoden andererseits ge- steckt wird. Heidemarie Wiecjorek-Zenl führte auf der Süßwasserkonferenz in Berlin 2001 aus, dass 180 Milliarden US$ jährlich notwendig wären, um bis 2015 die Zahl der Menschen zu halbie- ren, die derzeit keinen Wasserzugang haben. Wir wissen, dass es in einigen Gegenden der Welt zu den kostbarsten Errungenschaften zählt, ausreichend und sauberes Wasser zu besitzen. Wir wissen aber auch, dass inAfrika – nach einem UNO-Bericht – täglich 6.000 Men- schen, meist Kinder, durch verseuchtes Wasser sterben. Aus dem Bestreben einer nachhalti- gen Entwicklung und dem Bewusstsein, dass Wasser Leben bedeutet, hat das Office International alle Kleingärtner Europas aufgerufen aus Solidarität zu jenen, die keines besitzen: 1) im täglichen Gebrauch sowohl im Haushalt als auch im Kleingarten mit dem Süßwasser sparsam umzugehen, 2) durch Nutzung alternativer Was- serquellen (Regenwasser, Brauchwas- ser etc.) den Süßwasserverbrauch zu minimieren, 3) durch sensibles Handeln im um- gang mit Schadstoffen Verunreinigungen von Quellen und Grundwasser zu ver- hindern, 4) Sorge zu tragen, dass durch eine entsprechende Abwasserentsorgung der Schutz des Grundwassers als größ- te Süßwasser-Reserve gewährleistet ist. 5) die Gesetzgeber zu sensibilisieren, Kleingärten in die Bebauungspläne der Städte zu integrieren um somit die Ver- siegelung durch die Schaffung von Grünflächen zu kompensieren. Stellungnahme anlässlich des internationalen Jahres des Süßwassers 3
  • 4. Bindestrich 32 | 2003 BERICHT DER VOLLVERSAMMLUNG Beschlussprotokoll der Vollversammlung vom 28. August 2003 in Bratislava Es waren vertreten: die Verbände aus Dänemark, Deutschland, Großbritanni- en, Luxemburg, den Niederlanden, Nor- wegen, Österreich, Polen, Schweden, der Schweiz, der Slowakei und Tsche- chien. Es waren abwesend : die Verbände aus Belgien, Finnland und Frankreich. 1) Die Tagesordnung wird einstimmig angenommen. 2) Die Sitzungsberichte der Vollver- sammlung in Luxemburg werden ein- stimmig angenommen. 3) Die überarbeitete Informationsbro- schüre und das überarbeitete Informa- tionsblatt können den Verbänden bis Ende des Jahres zur Verfügung gestellt werden. Das neue Layout des Binde- strichs wird gut geheißen und der Bin- destrich wird weiter per E-mail versandt. 4) Das vervollständigte Office - Po- sitionspapier zur Agenda 21 wird ein- stimmig angenommen. 5) Das Positionspapier des Office zum UNO Jahr des Süßwassers wird einstimmig angenommen. Sollten in der Arbeitsgruppe: „Wasser in den Klein- gartenanlagen“ zusätzliche Ideen fest- gehalten werden, sollen diese noch eingearbeitet werden. 6) Das Positionspapier des Office zum Tag der Vereinten Nationen gegen die Gewalt wird einstimmig angenom- men. Bratislava - Burg und Donau Die Delegierten der Ligen verfolgen die Ausführungen aufmerksam Malou Weirich, Generalsekretärin des Office 4
  • 5. Bindestrich 32 | 2003 BERICHT DER VOLLVERSAMMLUNG 7) Die Delegierten beschließen ein- stimmig die Ehrenurkunde für naturge- rechtes Gärtnern an 4 weitere Kleingar- tenanlagen: - "Bühlauer Waldgärten" e.V. in Dres den" - "Langs de Akker" in Amstelveen - "PKP Prokocim" in Krakow - "ZO SZZ Senica-Kunov I", Bratislawa zu verleihen. 8) Die nächste Vollversammlung findet am 12. und 13. März 2004 in Luxemburg statt. 9) Die Delegierten haben keine zu- sätzlichen Fragen zum schriftlichen Be- richt über die Zusammenarbeit mit den internationalen Organisationen. C. ZYDEVELD berichtet über das Projekt „Allure“, welches die Verbände aus den Niederlanden, Deutschland, Österreich und Luxemburg im Rahmen des EU Biodiversitätsprogramms durch- führen wollen. Das Projekt wird allen Verbänden geschickt werden. M. WEIRICH teilt mit, dass Frau V. REDING ein Treffen mit EU Kommissa- rin WALLSTRÖM und ihren leitenden Mitarbeitern arrangieren wird. 10) Die Beiträge für 2004 werden einstimmig angenommen. 11) Die Beiträge zum Solidaritäts- fonds 2004 werden einstimmig ange- nommen. Eröffnung des Seminars Begegnung in den Straßen von Bratislawa Freuen sich über die Auszeichnung für naturgerechtes Gärtnern: (von rechts:) Jürgen Sheldon, Peter Paschke, Ingo Kleist, Wolfgang Schmidt 5
  • 6. Bindestrich 32 | 2003 DER SLOWAKISCHE KLEINGÄRTNERVERBAND Vorstellung des Slowakischen Verbandes 1) Der slowakische Kleingärtnerver- band in seiner heutigen Gestalt wurde im Jahr 1957 gegründet. Es ist eine freiwillige, selbstständige und unpoliti- sche Vereinigung, welche Kleingärtner- aktivitäten in allen Formen fördert. 2) Der Verband zählt per 01.01.2002 116.586 Mitglieder, die in 2.002 Grund- organisationen tätig sind. Die organisatorische Struktur des Verbandes ist wie folgt: - Grundorganisation - Kreisvorstand mit Sitz in 38 Städten - Republikvorstand mit Sitz in Bratislava. Der Verband übt seine Tätigkeit im Sinne des Gesetzes der Bürgervereini- gungen, der Satzung und nach den Beschlussfassungen der Mitgliederver- sammlung aus. Diese Versammlung findet alle 5 Jahre statt. 3) Die Mitglieder benützen Parzellen, die in Kleingartenanlagen gelegen sind. Diese Anlagen mit einer Größe von 5.700 ha, gehören verschiedenen Ei- gentümern. Sie stellen 0,22 % der Ge- samtfläche des Landwirtschaftsbodens der slowakischen Republik dar. Die Par- zelle in der Kleingartenanlage ist bis 400 m² groß, die Lauben haben bis 25 m² Grundfläche. Die Mitglieder haben die Parzellen gepachtet, wobei schon seit einigen Jahren nach dem angenommenen Ge- setz ein Prozess verläuft, durch welchen die Kleingärtner Eigentümer der Parzel- len werden. 4) Der slowakische Kleingärtnerver- band ist in folgenden Bereichen tätig: - Fachvorträge, Schulungen, Seminare und Beratungstätigkeit, - Werbe- und Fachausstellungen von Obst, Gemüse, Wein und Blumen, - Weiterbildung der Fachkenntnisse und Werbung, Fachliteratur und Herausgabe der Zeitschrift „Kleingärtner“ - Kultur, gesellschaftliche Veranstaltun- gen, Fachexkursionen mit Erfahrungs- austausch. 5) Der jährliche Mitgliederbeitrag im Verband beträgt 80 SK (Slowakische Kronen) = 1,92 €. Von diesem Beitrag bleiben 50 % in der Grundorganisation für deren Tätigkeiten und 50 % werden dem Verband abgegeben. 6) Die Benutzung des Kleingartens in der Slowakei dient nicht nur der Er- holung, sondern erfüllt auch dieAufgabe der Selbstversorgung mit Obst und Ge- müse. 7) Im Jahr 1997 wurde ein Gesetz verabschiedet, das teilweise die rechtli- chen Verhältnisse, hauptsächlich die Fragen des Eigentums und der Pacht der Parzellen in den Kleingartenanlagen bis zum Jahr 1997 reguliert. In den gesetzmäßig errichteten Anlagen kön- nen die Kleingärtner die Parzellen in persönliches Eigentum zu dem vom Staat festgelegten Preis übertragen lassen, welcher von 3 SK/m2 bis zu 60 SK/m2 schwankt. Die Kleingartenanlagen wurden vom Staat, Privatpersonen, der Kirche, der Gemeinde und der Stadt abgekauft. Der Verband hat dieses Vorgehen nicht ge- fördert, aber das Parlament hat es ak- zeptiert. Die jetzt schon sichtbaren Kon- sequenzen dieses Gesetz sind, dass die Kleingärtner, welche Eigentümer der Parzellen sind, aus dem Verband aus- treten. Ein gesetzliches Recht auf Ersatzbo- den im Falle einer Enteignung aus Grün- den öffentlichen Interesses oder bei Ende eines Pachtvertrags gibt es nicht. Die Kleingärtner, welche die Parzellen nicht abkaufen, zahlen einen Pachtpreis zwischen einigen Hellern je m2 und einer Höchstgrenze von 5 SK/m2. Die Zukunft der Kleingartenanlagen ist heute in keinem Fall komplett gelöst. Die Delegierten des Seminars bei einem Besuch der Kleingartenanlage "ZO SZZ Senica-Kunov I" 6
  • 7. Bindestrich 32 | 2003 DER SLOWAKISCHE KLEINGÄRTNERVERBAND Aktivitäten und Probleme des Slowakischen Kleingärtner- verbandes 2002 haben wir uns an die 45jährige Existenz unseres Verbandes in seiner heutigen Form erinnert, auch wenn wir schon Vorgänger, seit 1920 und noch früher seit 1796, haben. Am Anfang zählte unser Verband 1.800 Mitglieder. Jetzt zählt er 115.000 Mitglieder in ungefähr 1.000 Kleingar- tenanlagen auf einer Fläche von 5.700 ha. 1997 wurde ein Gesetz verabschie- det, das den Mitgliedern ermöglicht, ihre Kleingärten nach der Erfüllung einiger Bedingungen abzukaufen. Wie wir vor- ausgesetzt und bei derAnnahme dieses Gesetzes darauf hingewiesen hatten, ist dieser Prozess mit vielen Problemen, sowohl in der Gegenwart wie auch in der Zukunft, verbunden. Wahrscheinlich fehlt in jedem Ver- band, sowie auch bei uns die junge Generation. Es sieht so aus, als würden sich nur die Menschen im höheren Alter für die Kleingärten interessieren. Der Jugend fehlt nicht das Interesse an sogenannten künstlichen Hobbys wie z.B. Computers, Handys, Internet, Fern- sehen und virtuellen Filmen. Desto schwieriger ist es, die Jugend für Natur, Umwelt, Bäume, Blumen und überhaupt für alles Lebendige, aus dem wir stam- men und wozu wir alle gehören, zu begeistern. Wir empfinden dies als ein gewisses Handicap, das wir mittels Zusammenar- beit mit den Schulen und vorschulpflich- tigen Einrichtungen beseitigen wollen, in dem wir beim Kennenlernen und Ver- mehren von Blumen und Anbauen von Bäumen und Gemüse helfen. Auch die Hilfe der Eltern kann sehr wirksam sein, wenn sie in der Kleingar- tenanlage einen Spielraum für die klei- neren Kinder mit Schaukeln und Sand- gruben schaffen oder den Kindern ihre eigenen Beete zuteilen und sie motivie- ren, sich allein um diese zu kümmern. Für Kinder und für Jugendlichen orga- nisieren wir auch Wettbewerbe im Blu- menarrangieren, Ausstellungen von Obst und Gemüse, die wir mit ihren Zeichnungen und Arbeiten zum Thema: „Garten“ ergänzen. Wir machen auch Aktivitäten für Halloween, haben eine reich illustrierte Publikation „Jugend im Garten“ herausgegeben, die wir dann den Schulen, und allen, die mit der Jugend und mit Kindern auf diesem Gebiet arbeiten, zur Verfügung stellen. Dies alles ist aber nur ein kleiner Beitrag. Die entscheidende Rolle muss hier der Staat mit dem Ressort des Schulwesens übernehmen und diese Problematik in die Lehrpläne eingliedern. Ein weiteres Problem der Kleingärtner in der Slowakei betrifft die Abfallpolitik. Das Gesetz über die Abfälle von 2001 hat die Verantwortung für die Produktion von Abfällen von der Gemeinde auf den Bürger verschoben. Das Gesetz definiert jetzt eine physische oder eine rechtliche Person als einen Produzenten von Ab- fällen, dem es die Zahlungspflicht an- ordnet. Auch ein Kleingärtner ist laut Gesetz ein Produzent von Kommunal- abfällen und in mehreren Fällen muss er zweimal die Gebühr bezahlen. Einmal als Bürger in seinem Wohnort und ein- mal als Kleingärtner für seinen Garten in der Kleingartenanlage. In dieser Sa- che haben wir uns an das Umweltmini- sterium gewandt, das uns empfohlen hat, mit den Gemeinden und Städten Verträge über Abfallabschaffung zu schließen, bzw. die Herabsetzung oder den Nachlass der Gebühren zu verlan- gen. Juraj KORCEK Geschäftsführer Kompostierung - nachhaltige Bewirtschaftung des KleingartensKleingartenanlagen - Spielraum für Kinder 7
  • 8. Bindestrich 32 | 2003 KLEINGÄRTEN IN DEN WOHNVIERTELN (5) Kleingärten in den Wohnvierteln der Städte Grüne Inseln - Brücken zwischen den Stadtteilen Barcelona ist eine Mittelmeerstadt mit 2.734 Hektar Grünflächen. 939,3 ha davon sind städtische Anlagen, 1,795 ha sind Wälder. Geschichte der Parks Die Grünanlagen einer Stadt sind immer eng verknüpft mit ihrer Geschichte und ihrem Wachstum. In Barcelona beginnt die Geschichte der öffentlichen Parkan- lagen, grob gesagt, mit der Ausweitung der Stadt, das heißt um die Mitte des vergangenen Jahrhunderts, als die Stadtmauern abgerissen wurden. Da- mals entwarf der Ingenieur Ildefons CERCÀ einen Stadtentwicklungsplan, der die Gründung eines wichtigen neuen Stadtgebiets, genannt Eixample, vorsah. In dieser Zeit entstand der erste große öffentliche Park von Barcelona, der Parc de la Ciutadella, auf dem Gelände der nach dem Krieg von 1714 gebauten einstigen Festung. Für die Weltausstel- lung von 1888 wurde der Park später teilweise umgestaltet. Das nächste stadtplanerische Groß- projekt wurde 1929, wieder aus Anlass einer Weltausstellung, aus der Taufe gehoben. Sie fand auf den Anhöhen von Montjuïc statt. Dort arbeitete der französische Ingenieur Jean-Claude Nicolas Forestier, der damals für die Pariser Parks und Promenaden zustän- dig war. Nicht nur ein großer Teil der Hügellandschaft sollte diesmal umge- staltet werden, sondern auch in der Stadt wurden neue Parks und Gärten angelegt. Doch bis um 1980 nahmen die Grün- flächen nur unwesentlich zu. Dazwi- schen lag der Bürgerkrieg und die lange Nachkriegszeit, dann der Einwande- rungsboom, der in den 50er Jahren einsetzte. Die Stadt uferte aus in ein ziel – und planloses Wachstum. Grün- anlagen standen ganz unten auf der Liste der Prioritäten. Erst die demokratischen Stadträte führten nach den Jahren der Diktatur, Ende der 70er Jahre, eine Wende her- bei. Es war der Auftakt zu einer neuen Entwicklungsphase. So entstanden An- fang der 80er Jahre neue Parkanlagen, denen die neu gebildeten demokrati- schen Stadträte erstrangige Bedeutung beimaßen. Auf dem Gelände von stillgelegten Fabriken, veralteten Infrastrukturen wie dem ehemaligen städtischen Schlacht- hof, einem ehemaligen Steinbruch und den nicht mehr gebrauchten Eisenbahn- werkstätten wurden private Gärten an- gelegt. Gleichzeitig wurden private Gär- ten aufgekauft und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Und zu den wich- tigsten Maßnahmen der Stadtreform zählte die systematische Ausweitung der bestehenden Grünanlagen. Die Pro- jekte für die Olympischen Spiele 1992 – die Sportanlagen ebenso wie das olympische Dorf – umfassten immer auch die Anlage neuer Parks und Gär- ten. Dieses Ziel behielt man auch wei- terhin im Auge. Und die dicht bebaute, zubetonierte Stadt wurde grüner – und erhielt an die vierzig neue, kleine Parks. Heute besitzt Barcelona über 60 Park- anlagen und Gärten. Vielfältiger Bedarf Natürlich handelt es sich dabei um Antoni FALCON Leiter des Gartenbauamtes der Stadt BarcelonaTeil 5 Parks als Brücken zwischen den Wohnvierteln 8 Kleingärten gehören zur Grünflächenkonzeption der Städte
  • 9. Bindestrich 32 | 2003 Stadtgärten im wahrsten Sinne des Wor- tes. Die Flächen sind relativ klein, jeweils drei bis vier Hektar groß, umgeben von Gebäuden – also eingezäunt von Mau- ern. Angenehm ist, dass sie überall anzutreffen sind – außer in den alten Vierteln der einstigen Dörfer, die der Stadt angegliedert wurden, und im zen- tralen Teil von Eixample. Sie wirken wie Grünsplitter, die über das gesamte Stra- ßennetz verstreut sind. Das dichte Stadt- gefüge wird damit erheblich aufgeloc- kert. Problematisch ist, dass diese Parks weitgehend von ihrem Umfeld bestimmt sind. Sie haben allesamt mehrere Funk- tionen. Und werden gebraucht: für die Stadtgestaltung, denn sie glie- dern den Raum, sie verschönern ihre Umgebung und sind oft Brücken zwi- schen mehreren Stadtteilen; in kultureller Hinsicht, denn sie unter- streichen die Identität eines Viertels und werden oft zu seinem ästhetischen oder symbolischen Mittelpunkt. Im Joan Miró- Park, der auf dem Gelände des ehema- ligen Schlachthofs angelegt wurde, steht zum Beispiel eine bekannte Skulptur des Künstlers; für pädagogische Zwecke und zur Umweltbildung. Sie spielen eine wichtige Rolle, denn sie stellen den Kontakt her zwischen Mensch und Natur. Sie leben im Rythmus der Jahreszeiten: Im Herbst fallen die Blätter, im Frühjahr blühen Blumen und Bäume, Ankunft und Ab- schied der Zugvögel usw. Bisher war hauptsächlich die Rede von den nach 1980 entstandenen Stadt- parks.Aber Barcelona besitzt noch zwei andere Arten von Grünflächen: zum einen die Wälder an den Collserola- Hügeln und auf den Anhöhen der Stadt, zum anderen die historischen Parks wie den Tamarita-Park, die renoviert werden können, oder Kleinode des städtischen Naturerbes wie den Jardi de les Heures oder das Laberint d’Horta. Nachhaltige Entwicklung und verant- wortungsbewusstes Management Seit 1993 befolgt die Stadt Barcelona die Grundsätze von Nachhaltigkeit und Verantwortungsbewusstsein für die Pfle- ge und das Management der Grünflä- chen und als Leitmotiv für die Pflege der städtischen Gärten und Parks sowie für die Konzeption von Kleingärten durch das Gartenbauamt für Grünanlagen. Die verschiedenen Fraktionen, die die Stadt seit den Kommunalwahlen im Juni dieses Jahres verwalten, haben sich darauf geeignet, dass bei der Planung wichtiger städtischer Infrastrukturen die Grundsätze der Nachhaltigkeit berück- sichtigt werden sollen. Die mit der Um- setzung dieser Projekte beauftragten Personen müssen sich nun daran hal- ten. Nachhaltigkeit in der Konzeption und im Management bedeuten: die Verwendung von Pflanzen, die dem Mittelmeerklima und den städti- schen Gegebenheiten angepasst sind; die Verwendung der Grundwasser- vorräte für die Bewässerung von Bäu- men und Parks; das Düngen mit Kompost, der aus pflanzlichem Abfall hergestellt wurde; der Verzicht auf Pestizide und son- stige chemische Pflanzenschutzmittel; die Verwendung von umweltverträg- lichem Dünger oder Kompost zur Bo- denverbesserung. Eine Vielzahl von Projekten Barcelona hat nicht zuletzt eine Viel- zahl von Projekten, die die Stadt künftig grüner machen sollen: Die Stadt wächst, und die stillgelegten Industriegebiete können in Parks umgewandelt werden, die die Umwelt freundlicher gestalten und von möglichst vielen Bürgern er- reichbar sein sollen. Es ist der Stadt ein wichtiges Anlie- gen, alle Stadtteile mit Grünanlagen zu versorgen und so die Lebensqualität der Menschen zu verbessern, zum Bei- spiel mit "einer Grünfläche fünf Minuten von zu Hause" oder mit den "grünen Korridoren". Soziologische Umfragen haben ergeben, dass die Bürger das Gefühl haben, sie wohnen in der Nähe einer Grünanlage, wenn diese nicht weiter als 200 Meter oder fünf Minuten von ihrer Wohnung entfernt liegt. Mit dem Projekt "Eine Grünanlage fünf Mi- nuten von zu Hause" sind neue grüne Freiflächen geplant, wo bisher keine vorhanden waren. Industriezonen oder Universitätsgelände, in deren Nähe kaum Wohngegenden liegen, bleiben davon ausgespart. Es ist geplant, die Stadtteile mit hoher Einwohnerdichte, vor allem Eixample – nach dem ur- sprünglich von CERCÀ angeregten Mo- dell – aufzulockern und mehr private Gärten, aber auch die Grünanlagen von Institutionen und Organisationen für die Städter zu öffnen. Die Anlagen wären vielleicht nicht alle städtisches Eigentum, hätten aber die gleichen Öffnungszeiten wie die städtischen Anlagen. Vorgese- hen ist im übrigen ein Programm, das die Anlage oder Umgestaltung von rund hundert städtischen Freiräumen inner- halb eines Jahres vorsieht. Die grünen Korridore haben im Ge- gensatz zu den Parks und Gärten, die der Erholung dienen, eher eine ökologi- sche Funktion. Die Parks und Gärten von Barcelona sind, wie bereits gesagt, über das ganze Stadtgebiet verstreut. Die grünen Korridore sind Lebensräume für verschiedene Pflanzen – und Tierar- ten. Sie fördern die Mobilität, bilden Barrieren oder Filter, die unterschiedliche Bereiche voneinander trennen. Vor allem aber haben sie eine wohltuende ökolo- gische und biotische Wirkung auf ihre Umgebung. Das Programm „Grüne Korridore“ soll die Grünflächen der Stadt miteinander vernetzen und einander näher bringen und damit die städtische Umwelt insgesamt verbessern. Artikel veröffentlicht in der Zeitschrift NATUROPA Nr. 94/2000 KLEINGÄRTEN IN DEN WOHNVIERTELN (5) 9
  • 10. Bindestrich 32 | 2003 AGENDA 21 UND KLEINGÄRTEN Agenda 21 und Kleingärten Teil 2- Gesetzgebung und “Agenda 21”: Beispiel Deutschland von Dr. sc. Achim FRIEDRICH Vorsitzender des Landesverbandes Brandenburg der Gartenfreunde e.V., Präsidiumsmitglied des BDG Mit der Novellierung des Bundesklein- gartengesetzes (BkleingG) im Jahre 1994 wurden in den § 3 die Belange des Umwelt- und Naturschutzes sowie der Landschaftspflege als Elemente neu aufgenommen, die bei der Nutzung und Bewirtschaftung von Kleingärten zu be- rücksichtigen sind. Damit hat der Ge- setzgeber in Übereinstimmung mit den Kleingärtnern sowohl einem Anliegen der "Agenda 21" als auch den Anliegen des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG, 1976) entsprochen. Letzte- res benennt als Ziel bereits die nachhal- tige Sicherung des Schutzes, der Pflege, der Entwicklung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes und der Nutzungs- fähigkeit der Naturgüter im weitesten Sinne. Die Umsetzung der Aufgaben, die sich daraus für das Kleingartenwesen ableiten, erfordert letztlich weitreichende Kenntnisse und die Bereitschaft zu de- renAnwendung. Umweltgerechtes, öko- logisches und biologisches Gärtnern bedeutet ja nicht “zurück zur Natur”; im Gegenteil, es verlangt, die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse anzu- wenden. Der Fachberatung erwächst somit eine zunehmende Bedeutung. Das gilt umso mehr, als der einzelne Kleingärtner, der ja – und das gilt insbe- sondere für die jüngere Generation – in der Regel kaum über landwirtschaftliche Berufskenntnisse verfügt, das diesbe- zügliche Wissen erst erwerben muß. Nachbarschaftlicher Wissens- und Ge- dankenaustausch und gegenseitige Un- terstützung erhalten in dieser Hinsicht ein interessantes Betätigungsfeld. Eine Reihe konkreter Anregungen für die Möglichkeiten des ökologisch orientierten Gärtnerns im Kleingarten wurden bereits im Ergebnis eines Um- weltseminars des BDG im Juni 1998 erarbeitet. Im folgenden sollen darüber hinaus einige weitergehende Zusam- menhänge undAspekte behandelt sowie weitere Anregungen für die praktische Arbeit für alle europäischen Kleingärtner gegeben werden. Bodenschutz Kapitel 14 der "Agenda 21" behandelt die Förderung einer nachhaltigen Land- wirtschaft und ländlichen Entwicklung. Ausgangspunkt dazu bildet die Feststel- lung, daß im Jahre 2025 die Weltbevöl- kerung voraussichtlich auf 8,5 Milliarden (1999: 6 Milliarden) gestiegen sein wird. Die Befriedigung der damit verbundenen Bedürfnisse an Nahrungsmitteln und anderen landwirtschaftlichen Produkten stellt an die Landwirtschaft höchste An- forderungen. Nur eine nachhaltige, standortgerech- te Landwirtschaft kann diesen gerecht werden. Dazu sind die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit und ein verbesserter Einsatz der Produktionsmittel wesentli- che Faktoren. Unter dem Aspekt der Bodennutzung ist es gerechtfertigt, die sich für das Kleingartenwesen ergeben- Artenvielfalt im Kleingarten: ein ökologischer Beitrag zur Agenda 21 10
  • 11. Bindestrich 32 | 2003 AGENDA 21 UND KLEINGÄRTEN den Aufgaben aus dem Kapitel 14 ab- zuleiten. Völlig im Sinne der “Agenda 21” liegt das seit dem 17. März 1998 in Deutsch- land geltende Gesetz zum Schutze des Bodens (BbodSchG). § 1 lautet: “Zweck dieses Gesetzes ist es, nachhaltig die Funktionen des Bodens zu sichern oder wiederherzustellen (…).” Nach dem Ge- setz hat sich jeder, der auf den Boden einwirkt, so zu verhalten, daß schädliche Bodenveränderungen nicht hervorgeru- fen werden (§ 4 1); zudem ist er ver- pflichtet, Vorsorge gegen das Entstehen schädlicher Bodenveränderungen zu treffen (§ 7). Als gute fachliche Praxis gilt die nach- haltige Sicherung der Bodenfruchtbarkeit und Leistungsfähigkeit des Bodens als natürliche Ressource (§ 17 2). Das wird erreicht durch: Berücksichtigung von Standort und Witterung bei der Bodenbearbeitung, Erhaltung und Verbesserung der Bo- denstruktur, geordnete Fruchtfolgegestaltung zur Förderung der biologischen Aktivität, Gewährleistung des standorttypi- schen Humusgehaltes. Sachgerechte Düngung Die Verordnung über die Grundsätze der guten fachlichen Praxis beim Dün- gen (Düngeverordnung vom 26. Januar 1996) geht von dem bereits 1977 in Deutschland erlassenen Düngemittelge- setz aus. Sie regelt die Anwendung von Düngemitteln auf landwirtschaftlich und gartenbaulich genutzten Flächen. Obwohl Haus- und Nutzgärten, und somit auch Kleingärten, aus ihrem Gel- tungsbereich ausgenommen sind, soll- ten deren Grundsätze auch im Kleingar- tenbereich Anwendung finden. Dies erscheint umso dringender, als der XXXI. Internationale Kongreß der Kleingärtner in Brüssel (1998) den Fragen der mine- ralischen Düngung besondere Beach- tung schenkte. Von der in Kleingärten in der Regel anzutreffenden Überver- sorgung der Böden mit Pflanzennähr- stoffen ausgehend, wurden Mineraldün- ger bei unsachgemäßem Gebrauch in die Reihe der Umweltgifte eingeordnet! Worauf kommt es an? Die Grundsät- ze der Düngemittelanwendung beinhal- ten, Düngemittel zeitlich und mengen- mäßig so auszubringen, daß die Nährstoffe von den Pflanzen weitestge- hend ausgenutzt werden können und damit Nährstoffverluste, die in Gewässer eingetragen werden könnten, möglichst vermieden werden. Dabei sind stickstoff- haltige Düngemittel so anzuwenden, daß der in ihnen enthaltene Stickstoff während des Wachstums der Pflanzen deren Bedarf entsprechend zur Verfü- gung steht. Das verlangt aber, den spezifischen Nährstoffbedarf der jeweiligen Pflanzen- art zu kennen, die Wachstumszyklen der Arten und Sorten zu beachten und erfordert die Kenntnis der im Boden vorhandenen Nährstoffvorräte, insbe- sondere an Stickstoff. Das wiederum verlangt zwingend die entsprechende Bodenanalyse. Stickstoffhaltige Düngemittel dürfen nur ausgebracht werden, wenn der Bo- den dafür aufnahmefähig ist. Ist dieser wassergesättigt, tief gefroren oder stark schneebedeckt, dürfen derartige Dünger nicht gestreut werden. Der Stickstoffge- halt von Wirtschaftsdüngern (Kompost, Stallmist, Gründüngung, Ernterückstän- de) ist in die Gesamtbilanz einzubezie- hen. Pflanzenschutz – möglichst ohne Chemie Die “Agenda 21” fordert außerdem, den integrierten Pflanzenschutz zu prak- tizieren. Das Gesetz zum Schutze der Kulturpflanzen vom 15. September 1986 (PflSchG) (Deutschland) wurde diesem Anliegen bereits gerecht, indem es die Kombination biologischer, biotechni- scher, pflanzenzüchterischer sowie an- bau- und kulturtechnischer Maßnahmen als im Sinne der Nachhaltigkeit zu be- vorzugende Form des Pflanzenschutzes hervorhebt und die Anwendung chemi- scher Pflanzenschutzmittel auf das not- wendige Maß beschränkt. Das neue Pflanzenschutzgesetz vom 1. Juli 1998 schränkt die Anwendung letzterer durch die Indikationszulassung weiter ein und legt es in die Kompetenz der einzelnen Bundesländer, spezielle Anwendungs- bestimmungen zu erlassen. Für den einzelnen Kleingärtner be- deutet das, sich vor dem Kauf von Pflan- zenschutzmitteln sehr genau beraten zu lassen (Vereinsfachberater, Verkaufs- personal). Am besten ist er beraten, wenn er es versteht, seine Anbauprak- tiken und das biologische Gleichgewicht Kompostierung: nachhaltige Sicherung der Bodenstruktur 11
  • 12. Bindestrich 32 | 2003 AGENDA 21 UND KLEINGÄRTEN so zu gestalten, daß chemische Hilfs- mittel überflüssig werden. Auf eine andere Seite des Vorhan- denseins bzw. derAnwendung von che- mischen Pflanzenschutzmitteln sei be- sonders verwiesen: Zur sicheren Handhabung derselben gehört auch deren umweltgerechte Entsorgung.Auf- brauchs- und Übergangsfristen des neu- en Gesetzes setzen da strenge Maßstä- be. Praktische Aspekte Wie, so mag man fragen, können nun die Kleingärtner den Notwendigkei- ten, die sich aus der “Agenda 21” erge- ben, in konkreter Weise entsprechen? Vieles ist bereits durch die Fachberatung genannt und behandelt. Die Verbände der verschiedenen Ebenen unterneh- men großeAnstrengungen, um das Ide- engut und Wissen zur ökologisch orien- tierten Bewirtschaftung und Nutzung des Kleingartens zum Rüstzeug mög- lichst aller Kleingärtner zu machen.Allein an diesem Punkt befindet sich die Schwachstelle. Die Umsetzung des vor- handenen Wissens findet aus mancher- lei Gründen nicht im gewünschten Maße statt. Nun kann man dem Kleingärtner, der diesem Anliegen noch nicht so recht nachzukommen versteht, keine Unwil- ligkeit unterstellen. Es muß die Frage erlaubt sein, ob in mancher Hinsicht nicht auch eine objektiv begründete Überforderung des einzelnen – die Grün- de können sehr unterschiedlich sein – vorliegt und im Interesse der Umsetzung derAnliegen der “Agenda 21” auch neue Ansätze notwendig werden. Dazu einige Aspekte: Dass ein Kom- posthaufen in den Garten gehört, ist wohl allgemein akzeptiert. Doch ent- spricht der ablaufende Kompostierungs- prozeß auch optimalen Bedingungen? Mit den Materialien, die im Jahresablauf im einzelnen Kleingarten anfallen, kön- nen im üblichen Komposthaufen die erforderlichen Temperaturabläufe kaum erreicht werden, weil diese “Abfälle” zeitlich und von der Menge her gesehen nicht kontinuierlich anfallen. Die Folge: Der erzeugte Kompost hat Mängel, insbesondere phytosanitärer Art. Ein Thermokomposter beseitigt zwar diesen Nachteil, ist jedoch teuer. Eine auf Vereinsebene organisierte Kompo- stierung könnte hilfreich sein. Schreddergut wird allgemein als optimales Kompostierungs- und Mulch- material anerkannt. Leistungsfähige Schredder gibt es in großer Auswahl, aber sie sind teuer und vor allem zu teuer, als daß sich jeder Kleingärtner ein solches Gerät anschaffen könnte. Auch hier könnte der "Vereinsschredder" Abhilfe schaffen. Bodenanalysen? Die meisten Klein- gärtner sind dafür. Aber: Erstens sind Laboranalysen nicht billig, und zweitens muß man Laborwerte in konkrete Dün- germengen umsetzen und bilanzieren. (Bodenanalysen werden z. B. von Land- wirtschaftlichen Untersuchungs- und Forschungsanstalten durchgeführt). Andererseits können pH-Wert, Stick- stoff, Phosphor- und Kaliumgehalt (an- gegeben als N-, P2O5 und K2O-Gehalt) mittels Schnelltest ermittelt werden. Doch dazu ist Fingerspitzengefühl im Umgang mit den Reagenzien erforder- lich, die teilweise auch nur begrenzt haltbar sind. Sollten (könnten) sich dar- auf nicht einige Vereinsmitglieder spe- zialisieren? Im unüberschaubaren Angebot der Sortimente bei Obst, Gemüse und Zier- pflanzen (Ziergehölzen) ist es schwer, die für den jeweiligen Standort geeigne- ten Arten und resistenten Sorten zu bestimmen und beim Kauf zu bevorzu- gen, zumal oftmals die preiswerten An- gebote der Gartenfachmärkte zu unüber- legtem Kauf verleiten. Das ist bei den langlebigen Obstgehölzen besonders nachteilig. Sammelbestellungen durch den Verein könnten dem abhelfen, die Qualität der Ware wäre dann gesichert, und zudem ließen sich evtl. Rabatte vereinbaren. Die ordnungsgemäße Entsorung von Pflanzenschutzmittel- und Farbresten sowie sonstigem entsorgungspflichtigem Material ist für den einzelnen Kleingärt- ner oftmals mit erheblichem Aufwand verbunden. Eine Sammelaktion würde mit Sicherheit Erleichterung schaffen. Es ist unstrittig, daß die ökologisch orientierte Bewirtschaftung und Nutzung eines Gartens weiterreichende Kennt- nisse erfordert. Nun hat der "alte Hase" im Laufe der Jahre Erfahrung gesam- melt und Wissen gewonnen, zudem gibt es den Vereinsfachberater. Wie aber ergeht es dem Neuling? Sollten die Zwischenpächter für diese Gartenfreun- de nicht einen Grundlehrgang gestalten? Das würde dem Anfänger Mißerfolge ersparen und demAnliegen des umwelt- gerechten Gärtnerns insgesamt förder- lich sein. Die Unterhaltung von Lehrgär- ten auf Verbandsebene würde diesem Anliegen ebenfalls sehr dienlich sein. Sicher gibt es noch so manchen wei- teren Ansatzpunkt, der die Anliegen der “Agenda 21” im Bereich des Kleingar- tenwesens berührt. Hier sind als Beitrag der Kleingärtner zur Gestaltung “Lokaler Agenden” die Vorschläge zur Lösung bestehender Probleme gefragt. Nicht jedes Material ist für die Gartenkompos- tierung geeignet Geeignete resistente Obstsorten zu erwerben ist oft eine Kostenfrage 12
  • 13. Bindestrich 32 | 2003 EUROPARAT Die Natur - gemeinsames Erbe der Menschheit Aufgaben und Herausforderungen für naturgeschichtliche Museen Maria KATSAKIORI zuständig für Umwelterziehung Das Museumskonzept stammt aus dem späten Mittelalter. Die ersten Mu- seen waren Sammlungen der königli- chen Familien. Solche Exponate sollten die Macht und den Einfluss der Monar- chen zur Schau stellen: die breite Öf- fentlichkeit hatte keinen Zugang dazu. Das änderte sich erst im 20. Jahrhun- dert, nachdem das 19. Jahrhundert eine Wende in der Museumsgeschichte ein- geleitet hatte. Heute werden Museen von immer mehr Menschen besucht, und erfüllen damit eine wichtige Aufga- be: sie vermitteln Kenntnisse und Wis- sen. Museen befassen sich mit einer im- mer breiteren Spektrum von Fachberei- chen. So entstanden naturgeschichtliche und wissenschaftliche Museen, nach- dem die Naturwissenschaften und die Wissenschaften von der Erde einen gewaltigen Aufschwung nahmen und neue Technologien, der Umweltschutz und ein vielfältiges Angebot an neuen Produkten hinzukamen. Einen andere Philosophie Den "typischen Besucher" eines na- turgeschichtlichen Museums gibt es nicht: die Besucher unterscheiden sich nach sozialer Zugehörigkeit, Herkunft, Alter, Bildungsniveau und Interessen. Die Museen sind dadurch gefordert, jeden Besucher als "Gast" zu behandeln und zu versuchen, seine Erwartungen und Anforderungen soweit wie möglich zu berücksichtigen. Die Museumsarchitektur sollte Platz bieten für Besucher, Sammlungen, La- bors und Mitarbeiter. Komfortable Räu- me für Empfang, Information, Erfrischun- gen und Unterhaltung sollten bereit gestellt werden. Die wichtigste Änderung bringt jedoch die neue Philosophie der naturkundli- chen Museen. Früher waren sie Häuser, in denen Schätze wie Souvenirs der Vergangenheit ausgestellt wurden (zum Beispiel Sammlungen von ausgestopf- ten Tieren). Sie beherbergten seltene oder einmalige Exemplare und waren öffentliche Orte, wo Fragen, Analysen oder Kritik unerwünscht waren. Das moderne Museum misst der Dokumen- tation und Interpretation große Bedeu- tung bei, es steht seinem Publikum und dessen Fragen aufgeschlossen gegen- über, es pflegt einen lebendigen Um- gang mit der Vergangenheit und hat Vertrauen in die Zukunft der Zivilisation und ihrer Umwelt. Interaktive Museen Neue Zeiten bringen neue Märkte, neue Kunden und neue Bedürfnisse, und damit ändern sich auch die Zielset- zungen. Das Museum hat verstanden, dass es das Publikum von seiner Be- deutung überzeugen und mit Sammlun- gen,Ausstellungen und Veranstaltungen für sich gewinnen muss. Mit einem at- traktiven Image und ebensolchen Dienstleistungen muss es die Besucher anziehen, wobei die Botschaft aus der Vergangenheit ebenbürtig mit den An- liegen der Gegenwart zu behandeln ist. Neue Antworten und neue Produkte müssen gefunden werden. Dazu hat es neuartige Wege eingeschlagen, hat In- formationen angeboten und den Dialog gefördert. Die Darstellungsmethoden sind pä- dagogischer und stützen sich auf den Dialog. Der Dialog schärft den Blick, fördert den Lernprozess, bereichert die Phantasie, gibt Denkanstöße und unter- stützt das Umweltbewusstsein. Der Besucher hat die Wahl zwischen verschiedenen Programmen und Aktivi- täten, die er je nach Interesse und ver- fügbarer Zeit mitverfolgen kann. Er kann diverse Kommunikationsmittel benutzen: Texte, Karten, Zeichnungen, audiovi- suelle Hilfen, Multimedia. Das moderne Museum gibt dem Besucher Gelegenheit „zu lernen, zu entdecken, zu erforschen, Spaß zu ha- ben, sein Gedächtnis aufzufrischen, zu einem neuen Bewusstsein zu gelangen und sich von allen verfügbaren Mitteln inspirieren zu lassen“. Artikel veröffentlicht in NATUROPA no. 91/1999 Der Deutsche Pavillon auf der IGA in Rostock - eine Ausstellung mit pädagogischem Konzept Ein typisches naturgeschichtliches Museum - Das Naturkundemuseum in Berlin (Deutschland) 13
  • 14. Bindestrich 32 | 2003 EUROPARAT Die Natur - gemeinsames Erbe der Menschheit Der Baikalsee Für die Russen wie für den Rest der Welt steht der Baikalsee für den ganzen Reichtum der Natur. Er liegt in Sibirien, in der Nähe der Mongolei, und enthält 20 % der Süßwasserreserven der Welt. Mehr endemische Pflanzen- und Tierar- ten als sonst irgendwo sind dort hei- misch. Der von Bergen, Wäldern und Wildwassern eingerahmte See ist von atemberaubender Schönheit. Internatio- naleAnerkennung fand diese Naturland- schaft im Dezember 1996, als sie in die Liste des Weltkultur- und Naturerbes aufgenommen wurde.Im Vergleich zu anderen großen Seen der Welt hat der Baikalsee gewaltige Ausmaße: Er ist 636 km lang und 80 km breit. Seine Ufer erstrecken sich auf rund 2.100 km. Das Volumen (23.600 km3) ist größer als das jedes anderen Süßwasserbinnen- sees, und mit 1.637 m ist er der tiefste See der Welt. Vielfältiges Leben “Lebendiges Wasser” sagt man dem Baikalsee nach. Es ist berühmt für seine Heilkraft und seine religiöse Faszination. Er wird aus einer Reihe Quellen ge- speist. Diese Quellen, aber auch die Tiefe des Sees und seine geographische Lage bieten gute Voraussetzungen für seine Selbstreinigungskraft und das vielfältige Leben im Wasser. Der See und seine Umgebung sind Lebensraum zahlreicher wildlebender Arten. In der Taiga leben Braunbär, Zobel, mandschu- risches Reh und Elch. Hier ist der einzige Süßwasserseehund der Welt zu Hause: der sibirische Seehund. Altes Kulturland Das Gebiet um den Baikalsee ist altes Kulturland. Burjaten und Ewenken sind Zeugen einer reichen Vergangen- heit. Das älteste Volk in diesem Gebiet, die Ewenken, lebt in den Tälern in der Nähe des Sees. Das mongolische Volk der Burjaten wurde hier heimisch, noch lange bevor Dschingis Khan im 13. Jahr- hundert über Asien hinwegfegte. Heute ist es in die russische Gesellschaft inte- griert. Seit 1923 besitzt es eine eigene Burjatische Autonome Republik an den Ost- und Nordufern des Sees. Seine kulturelle Identität hat es behalten. Der See bleibt auch weiterhin ein sakraler Ort, um den sich zahlreiche Legenden ranken. Gefahren für die Umwelt Die Industrialisierung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat Spuren hinterlassen, in der Landschaft und in den Baikalgewässern. Sechzehn nahe- gelegene Städte und an die fünfzig In- dustriebetriebe haben das Wasser schwer belastet. Mit dem Bau des Irkut- sker Staudamms stieg der Pegel und bewirkte einen Rückgang der Fischbe- stände und die Erosion der nördlichen Inselkette. Wildern ist verboten, nimmt aber in Seenähe trotzdem besorgniser- regende Ausmaße an. Hinzu kommen die Kahlschläge in den Wäldern, die den Umweltschützern große Sorgen bereiten. Internationale Anerkennung Angesichts der ökologischen Bedeu- tung des Sees erwog die russische Re- gierung bereits Anfang der 80er Jahre die Aufnahme des Baikalsees in die Liste der Unesco-Weltkultur- und Natur- erbes. 1996 war es so weit: Das heraus- ragende Süßwasserökosystem ist ein Beispiel für die wichtigsten Entwicklungs- stufen der Erde, für außerordentliche geologische Eigenschaften, für die sich weiterentwickelnden biologischen und ökologischen Prozesse, für einzigartige Naturvorkommnisse, als ein Gebiet von außergewöhnlicher Naturschönheit und als wichtiger Lebensraum für vom Aus- sterben bedrohte Arten. Seit der See zum Welterbe gehört, wurden zahlreiche Initiativen ergriffen. Die Duma der Russischen Förderation hat im April 1999 ein Baikalsee-Gesetz verabschiedet, das ihm verstärkten Schutz gewähren soll. In der ganzen Region wurden Anstrengungen unter- nommen und nachhaltige Entwicklungs- projekte und – programme durchgeführt, die vor allem von internationalen Orga- nisationen unterstützt werden. Große Sorgen Das Unesco-Zentrum für das Welter- be und die IUCN arbeiten heute mit dem Staat und dem am Baikalsee tätigen Organisationen zusammen, um dessen Schutz zu sichern. Das Komitee für das Welterbe hat sich in großer Sorge zu den Umweltproblemen vor Ort geäußert; der Fall der umstrittenen Baikalsk- Zellulosefabrik muss offensichtlich drin- gend überprüft werden. In diesen wich- tigen Umweltschutzfragen wird in Zu- kunft eine ständige Zusammenarbeit zwischen Russland und den internatio- nalen Organisationen notwendig sein, damit das einzigartige Ökosystem mit Hilfe geeigneter Schutzprogramme er- halten bleibt. Artikel veröffentlicht in der Zeitschrift NATUROPA no. 91/1999 Die Unesco-Liste des Weltkultur- und Naturerbes Art PEDERSEN und Mechtild RÖSSLER UNESCO-Zentrum für das Welterbe 14