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Dr. Dr. med.                   Wichtiger Hinweis:
                                                        Matthias Siessegger            Die Medizin und das Gesundheitswesen
M. Siessegger
                                                        Justinianstraße 3              unterliegen           einem          ständigen
                                                        50679 Köln                     Entwicklungsprozess, sodass alle Angaben
                                                                                       immer nur dem Wissensstand zum Zeitpunkt
                                                        ISBN 978-3-00-038466-0         der Veröffentlichung entsprechen können.


Vorher-Nachher-Bilder                                   www.vorher-nachher-bilder.de   Die angegebenen Empfehlungen wurden von
                                                                                       den Verfassern mit größtmöglicher Sorgfalt
in der Plastischen und Ästhetischen Chirurgie                                          erarbeitet und geprüft. Trotz sorgfältiger
                                                                                       Manuskripterstellung und Korrektur können
                                                                                       Fehler nicht gänzlich ausgeschlossen werden.

                                                                                       Der Benutzer selbst bleibt verantwortlich für
Mit einem Vorwort von
                                                                                       jede im Buch vorgestellte dokumentarische
Universitäts-Professor Dr. Dr. med. Joachim E. Zöller                                  Maßnahme und therapeutische Applikation.
                                                                                       Die Verfasser übernehmen infolgedessen keine
Unter Mitarbeit von                                                                    Verantwortung und keine daraus folgende oder
Stephan Gutbier (Medizin-Fotograf)                                                     sonstige Haftung für Schäden, die auf irgendeine
Dirk Nickel (Rechtsanwalt)                                                             Art aus der Benutzung der in dem Werk
                                                                                       enthaltenen Informationen oder Teilen davon
                                                                                       entstehen.

                                                                                       Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede
Mit 63 Abbildungen                                                                     Verwertung in anderen als den gesetzlich
                                                                                       zulässigen Fällen bedarf der vorherigen
                                                                                       schriftlichen Genehmigung des Autors.

                                                                                       Copyright © 2012 by
                                                                                       Dr. Dr. med. Matthias Siessegger,
                                                                                       Justinianstraße 3, 50679 Köln

                                                                                       Projektmanagement und Layout:
                                                                                       Oliver Löw, www.docrelations.de




Letzte Überarbeitung: 01.07.2012



                                                                                                                                          2
Herrn Dr. Dr. med. Siessegger möchte ich für dieses anschauliche Werk
Geleitwort                                                                           gratulieren und würde mir wünschen, dass damit ein Beitrag zur
                                                                                     fachübergreifenden Standardisierung und Qualitätssteigerung des angefertigten
                                                                                     medizinisch-dokumentarischen Bildmaterials geleistet wird.
J. E. Zöller
                                                                                     Universitäts-Professor Dr. Dr. med. Joachim E. Zöller
Die Wiege der Plastischen und Ästhetischen Chirurgie liegt in der Plastischen
                                                                                     Direktor der Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Plastische
Gesichtschirurgie, die ihren Ursprung der Überlieferung nach im alten Indien hat.
                                                                                     Gesichtschirurgie der Universität zu Köln
Heute werden chirurgische Eingriffe, die der Plastischen und Ästhetischen
Chirurgie zugeordnet werden, innerhalb verschiedener medizinischer
                                                                                     Köln, im Juni 2012
Fachdisziplinen vorgenommen. Die „Ästhetische Chirurgie“ darf daher als
interdisziplinäres Gesamtprojekt verstanden werden, dessen hoher
medizinischer Stellenwert nicht zuletzt auch darin begründet liegt.

Dem gleichermaßen arzt- und patientenseitigen Wunsch nach einer objektiven
Beurteilung des Behandlungserfolges versuchen alle am Gesamtprojekt
„Ästhetische Medizin“ beteiligten Fachdisziplinen unter anderem mit eigens
angefertigten Vorher-Nachher-Fotografien Rechnung zu tragen. Eine weitere
Notwendigkeit für die Anfertigung dieses medizinisch-dokumentarischen
Bildmaterials liegt natürlich auch in dem rechtlichen Bedarf an einer revisions-
und gerichtsfesten Beweisgrundlage für die Leistungsabrechnung oder bei
Haftungsfragen begründet.

Zweifelsohne wird der höchste Anspruch chirurgischer Präzision an die
Plastische- und Ästhetische Gesichtschirurgie gestellt. Dies gilt insbesondere für
die Planung und chirurgische Umsetzung, aber auch für die Dokumentation
plastisch-ästhetischer Operationsergebnisse auf Basis der angesprochenen
Vorher-Nachher-Fotografien.

Ausgehend von den Erkenntnissen aus der Plastischen und Ästhetischen
Gesichtschirurgie und den Anforderungen, die an sie gestellt werden, zeigt der
Autor mit diesem Buch einen ersten Ansatz zur bildgebenden Dokumentation in
der gesamten Plastisch-Ästhetischen Chirurgie auf.




                                                                                                                                                                     3
1.1.1 Wer „macht“ Medizinische Dokumentation?
1.      Einführung
                                                                                 Medizinische Dokumentation ist zum einen Bestandteil der ärztlichen Tätigkeit
                                                                                 und erfolgt somit von Ärzten, sonstigen Heilberufen und medizinischem
1.1     Was ist Medizinische Dokumentation?                                      Fachpersonal     (z. B.    Pfleger/-innen,    Arzthelferinnen, zahnärztlichen
                                                                                 Fachangestellten) im täglichen Praxis- oder Klinikalltag.
Dokumentation ist die „Zusammenstellung und Nutzbarmachung von
Dokumenten, Belegen und Materialien jeder Art“, so lautet die Definition des     Es gibt jedoch auch spezielle Berufe, die sich ausschließlich der Dokumentation
Begriffs „Dokumentation“ im Duden. Im Wesentlichen trifft diese knappe           medizinischer Daten und Informationen widmen. Nicht zuletzt daran lässt sich
Beschreibung auch für die Medizinische Dokumentation zu. Etwas ausführlicher     der hohe Stellenwert der Medizinischen Dokumentation erkennen.
betrachtet, befasst sich Medizinische Dokumentation mit dem Erfassen,            Medizinische Dokumentare/-innen, Dokumentationsassistenten/-innen und
Speichern, Ordnen und Wiedergewinnen von medizinischen Informationen. Für        Diplom-Dokumentare/-innen befassen sich hauptberuflich mit der
die Medizin als auch für die Wissenschaft ist dies gleichermaßen notwendig, da   Dokumentation medizinischer Daten und Erkenntnisse. Als wichtigste
jede wissenschaftliche Erkenntnis empirisch oder theoretisch dokumentiert        Tätigkeitsfelder nennt der Berufsverband DVMD (Deutscher Verband
herzuleiten ist. Bei der Krankenversorgung spielt die Medizinische               Medizinischer Dokumentare) in seiner Imagebroschüre „Berufstätige in der
Dokumentation, besonders in Form der Krankengeschichte, ebenfalls eine           Medizinischen Dokumentation“ folgende Bereiche:
wichtige Rolle [Klar, Graubner 1997].
                                                                                        Klinische Forschung,
„Medizinische Dokumentation bedeutet nicht das schlichte Aufzeichnen                    Klinische Dokumentation im Krankenhaus,
medizinischer Informationen in beliebiger Form und nach freien Gutdünken,               Tumordokumentation,
vielmehr muss ein Dokument mit rechtlichem Urkundencharakter nach gewissen              Epidemiologie,
systematischen und praktischen Regeln für verschiedene Zwecke geführt                   Informationsvermittlung.
werden. Das medizinische Dokument ist eine Urkunde“, so Klar und Graubner
(1997).                                                                          Beispielsweise im Rahmen der klinischen Forschung bei der Zulassung neuer
                                                                                 Medikamente stellen Medizinische Dokumentare als Statistik-/Clinical
Leiner und Kollegen (2006) weisen auf die Vielschichtigkeit der Medizinischen    Programmierer die notwendigen Werkzeuge zur Verfügung, die eine methodisch
Dokumentation hin, die sich auf unterschiedliche Arten von Information und       einwandfreie Auswertung einer klinischen Studie sicherstellen. Die dadurch
Wissen beziehen kann. Gegenstände einer Medizinischen Dokumentation können       gewonnenen validen Daten sind die Grundlage für die Entscheidung der
Informationen über Befunde einzelner Patienten oder durchgeführter Therapien,    Behörden, ein Medikament zuzulassen.
Ergebnisse von Arzneimittelvergleichen oder auch Verzeichnisse medizinischer
Veröffentlichungen sein.




                                                                                                                                                                   4
Auch medizinische Behandlungsszenen wurden bereits im Mittelalter
2.      Bilder in der Medizin                                                         angefertigt. Besonders die gotische Miniaturmalerei der französischen Schule
                                                                                      des 13. Jahrhunderts ist hier hervorzuheben. Sie bietet unter anderem das
                                                                                      gesamte chirurgische ikonographische Programm „a capite ad calcem“ („vom
2.1     Geschichtlicher Rückblick                                                     Kopf bis zur Ferse“) in großer Illustrationsfülle.

                                                                                      Als Zeitalter der anatomischen Abbildung gilt das 16. Jahrhundert, in dem der
Das Abbilden und Illustrieren medizinischer Vorgänge und anatomischer
                                                                                      berühmte anatomische Atlas „De humani corporis fabrica libri septem“ entstand
Gegebenheiten ist vermutlich so alt wie die Medizin selbst. Den Erkenntnissen
                                                                                      (siehe Abbildung 1). Der in Padua lebende Anatom Andreas Vesalius (1514-1564,
der Medizinhistoriker entsprechend war es schon immer ein Bestreben der
                                                                                      siehe Abbildung 2) begründete mit diesem großen und an Illustrationen reichen
damaligen Ärzte, Anatomen und Pharmakologen, die körperlichen und
                                                                                      Werk die neuzeitliche Anatomie. Entdeckungen, die sich ihm am Sektionstisch
pharmakologischen Zusammenhänge und Vorgänge anhand von Figuren,
                                                                                      offenbarten, verglich er mit der bis dahin gültigen Auffassung von der Anatomie
Illustrationen und Bildern zu erklären, zu sammeln und schließlich
                                                                                      des menschlichen Körpers, die einst der antike Arzt Galen von Pergamon
weiterzuvermitteln. Im Folgenden soll ein knapper Überblick über die Geschichte
                                                                                      beschrieben hatte. Mit seinem Werk revidierte Vesalius schließlich zahlreiche
der medizinischen Illustration und Bilderstellung geboten werden. Als
                                                                                      Fehlannahmen Galens, die bis dahin Gültigkeit besessen hatten. Die im Rahmen
weiterführende und umfangreichere Literatur seien dem Leser Eckart und Jütte
                                                                                      seiner Arbeit entstandenen Holzschnitte versuchten erstmals in der
(2007) sowie Herrlinger (1967) empfohlen.
                                                                                      anatomischen Geschichte, die tatsächlichen Gegebenheiten des menschlichen
Die medizinische Abbildung lässt sich bis in die Antike zurückverfolgen. Schon        Körpers abzubilden. Weit mehr als ein Jahrhundert lang galten diese als Norm
Aristoteles (384-322 v. Chr.) erwähnt beispielsweise in seiner Historia               für viele weitere und zum Teil berühmte anatomische Illustrationen.
animalium, einer zoologischen Schrift über die Arteneinteilung im Tierreich, ein
                                                                                      Mit der Erfindung der Fotografie im 19. Jahrhundert wurde schließlich eine
„reich bebildertes“ Anatomiewerk. Da es hierfür allerdings keinen materiellen
                                                                                      revolutionäre Epoche der Abbildung und Textillustration eingeläutet [siehe auch
Beleg gibt, wird der „Wiener Dioskurides“ (512 n. Chr.) als früheste bekannte
                                                                                      Kapitel 3.2]. Erstmals war es der Medizin möglich, Abbildungen anzufertigen, die
Quelle für die medizinisch-botanische Textillustration bezeichnet. Sie stammt
                                                                                      eine wirklichkeitsgetreue Gegenüberstellung eines gesunden und kranken
vom griechischen Arzt Pedanios Dioskurides, der als berühmtester
                                                                                      Organismus ermöglichten, und zu dokumentieren, wie der Organismus eines
Pharmakologe des Altertums gilt. In seinem 383 Seiten umfassenden Werk
                                                                                      Probanden bei einem Humanexperiment reagiert.
werden kolorierte Pflanzen abgebildet sowie eine Illustration seines Ateliers
publiziert.
                                                                                      Die Physiologie nutzte das neue Medium schließlich, um Bewegungsabläufe zu
                                                                                      studieren, die dem Betrachter bislang verborgen geblieben waren (siehe
Auch das späte Mittelalter brachte medizinische Abbildungen hervor. Aufgrund
                                                                                      Abbildung 3 von Eadweard Muybridge aus dem Jahr 1878).
der im Mittelalter praktizierten Qualitäten- und Säftelehre entstand in dieser Zeit
eine Vielzahl von Aderlassfiguren und Schemata der Qualitäten- und Säftelehre.
Sie stellten ein Hilfsmittel für die behandelnden Wundärzte dar und zeigen auf,
welche Ader zu welchem Zeitpunkt „geschlagen“ werden muss, um den
gewünschten Entleerungs- und Ausgleichseffekt zu erzielen.


                                                                                                                                                                         5
Abbildung 1: Atlas „De humani corporis fabrica libri septem”   Abbildung 2: Der Anatom Andreas Vesalius




                                                                                                          6
2.2.3 Positronenemissionstomographie (PET)

                                                                                   Beim Verfahren der Positronenemissionstomographie, kurz PET, werden unter
                                                                                   dem Einsatz künstlich hergestellter radioaktiver Nuklide, die dem Patienten als
                                                                                   Tracer injiziert werden, diagnostische Aussagen erzielt [Hämisch, Egger, 2007].
                                                                                   Entsprechend der Anreicherung des Tracers im Körper können beispielsweise in
                                                                                   der Onkologie Aussagen zum Staging und der Lokalisierung von Metastasen und
                                                                                   Karzinomen getroffen werden (siehe Abbildungen 9 und 10). Weitere
                                                                                   Einsatzgebiete neben der Onkologie sind die Neurologie, wo mithilfe der PET
Abbildung 3: MRT-Aufnahme des Schädels                                             unter anderem Rückschlüsse auf Demenzerkrankungen gezogen werden können
                                                                                   oder Morbus Parkinson diagnostiziert werden kann, sowie die Kardiologie, die
Wie beschrieben hat die Magnetresonanztomographie (MRT) die                        mittels PET-CT die Myokardperfusion untersucht.
Computertomographie in verschiedenen Bereichen bereits verdrängt. Dies hängt
beispielsweise mit der nicht mehr notwendigen Bestrahlung des Körpers
zusammen, die mit der CT und dem klassischen Röntgenverfahren zwangsläufig
einhergeht. Des Weiteren lassen sich anhand der MRT Weichteile wie das Gehirn
besser abbilden. So ist es zum Beispiel möglich, mittels MRT den Zeitpunkt eines
Schlaganfalles zu bestimmen (Ärzte Zeitung, 04.10.2011).

Die MRT ist der CT aber nicht in allen Bereichen überlegen: Das MRT-Verfahren
ist zeitaufwändiger und setzt voraus, dass Patienten bei Bewusstsein sind und
den Anordnungen der Untersucher folgen können (Atemanweisungen). Zudem
gilt die Untersuchung eines Patienten mit implantiertem Herzschrittmacher
aufgrund des starken Magnetfeldes als kontraindiziert. Allerdings stellt die MRT
aufgrund der hohen diagnostischen Aussagekraft bei bestimmten
Fragestellungen auch bei          Schrittmacherpatienten eine notwendige
Untersuchungsmethode dar. So kommt Nürnberg (2010) zum Schluss, dass sich
Schrittmacher (d. h. nicht-MR-taugliche Geräte) und MRI nicht prinzipiell
ausschließen, sofern kontrollierte Bedingungen vorherrschen, eine Nutzen-
/Risiko-Abwägung stattfindet und die Untersuchung im extrathorakalen Bereich
in speziell eingerichteten Krankenhäusern bei strenger Indikation durchgeführt
wird [Nürnberg, 2010].
                                                                                   Abbildung 4: PET/CT-Staging-Untersuchung eines metastasierten
                                                                                   Rektumkarzinoms. Markiert ist ein Knoten in der Lunge



                                                                                                                                                                     7
auch die medizinische Vorher-Nachher-Fotografie in gewisser Weise den
3.      Grundlagen der Fotografie                                                   Anspruch, die Persönlichkeit des Patienten zu vermitteln.

                                                                                    Das Aussehen einer Person ist eng damit verbunden, wie der Betrachter die
Hauptthema dieses Buches ist die medizinisch-dokumentarische Vorher-
                                                                                    Persönlichkeit der entsprechenden Person interpretiert. Gerade der erste
Nachher-Fotografie in der Plastischen und Ästhetischen Chirurgie. Da sich die
                                                                                    Eindruck wird bzw. kann nur über das Aussehen definiert werden. Die Plastische
Vorher-Nachher-Fotografie in erster Linie an der fotografischen Disziplin der
                                                                                    und Ästhetische Chirurgie korrigiert krankhafte, von der Norm abweichende
Porträtfotografie orientiert, sollen im Folgenden zunächst die Grundlagen der
                                                                                    oder für den Patienten unvorteilhafte und belastende optische Merkmale. Das
Porträtfotografie behandelt werden. Im weiteren Verlauf wird schließlich auf
                                                                                    Aussehen der Patienten wird attraktiver gestaltet, idealerweise werden das
allgemeine und grundsätzliche Aspekte der Bildgestaltung sowie auf technische
                                                                                    Selbstbewusstsein und die Ausstrahlung gestärkt und damit die Persönlichkeit
Details der Fotografie näher eingegangen.
                                                                                    positiv zur Entfaltung gebracht. So haben medizinische Vorher-Nachher-Bilder
                                                                                    neben der Dokumentation des medizinischen Behandlungserfolges letztlich auch
                                                                                    das Ziel, die neue Attraktivität und die damit erzielte Wirkung anhand der
3.1     Einführung                                                                  Porträtfotografie zu dokumentieren.

Unter dem Begriff Porträt (französisch Portrait) wird in der Fotografie in erster
Linie die Darstellung einer Person verstanden. Auch schon vor dem Zeitalter der     3.2     Geschichtliche Entwicklung der Porträtierung
Fotografie wurden Personen porträtiert – im Rahmen künstlerischer Werke wie
Gemälde, Plastiken oder sonstiger Objekte. Ziel der Porträtierung ist es dabei
                                                                                    Wie bereits in Kapitel 2 kurz erwähnt, begann das Zeitalter der Fotografie im 19.
immer, die Persönlichkeit der Person abzubilden und diese für den Betrachter
                                                                                    Jahrhundert. Davor war es lediglich ein Privileg der Adligen und Reichen,
nachvollziehbar und erlebbar zu machen.
                                                                                    Porträts in Form von Gemälden anfertigen zu lassen und zu besitzen [Meyer-
                                                                                    Broicher, 2009]. Dies änderte sich, nachdem Joseph Nicéphore Nièpce (1765-
Die Persönlichkeit eines Menschen lässt sich für den Betrachter vordergründig
                                                                                    1833) im Jahr 1826 das weltweit erste technisch angefertigte Foto entwickelte
über den Gesichtsausdruck, also die Mimik vermuten. Darin liegt auch begründet,
                                                                                    (siehe Abbildung 13). Nach weiteren Entwicklungen erreichte die Porträtierung
weshalb in der Porträtfotografie das Hauptaugenmerk zumeist auf das Gesicht
                                                                                    Mitte des 19. Jahrhunderts durch das politisch und wirtschaftlich erstarkte
der Person gelegt wird und sich der Bildausschnitt häufig auf den Bereich Kopf
                                                                                    Bürgertum und dank der preisgünstigeren Fotografie erstmals auch breitere
bis Brust konzentriert (Brustbild). Dies ist aber keine Grundregel. Auch
                                                                                    Bevölkerungsschichten. Die Fotografie setzte sich schließlich immer mehr gegen
Ganzkörperdarstellungen, Hüftbilder und andere Formate werden der
                                                                                    die weit aufwändigere und exklusivere Form der Gemälde-Porträtierung durch,
Porträtfotografie zugeordnet und noch im Laufe dieses Kapitels vorgestellt.
                                                                                    weshalb alleine in Paris rund 30.000 der Porträtmaler ihre Einkommensquelle
Ziel der „medizinischen Porträtfotografie“ im Rahmen von Vorher-Nachher-            verloren.
Bildern ist in erster Linie die Dokumentation und das Sichtbarmachen einer
                                                                                    Zu Beginn der Fotografie wurden Porträtfotos noch handkoloriert, doch bereits
positiven und durch den medizinischen Eingriff optischen Korrektur oder
                                                                                    1861 entstand das erste Farbfoto, indem drei Schwarzweißaufnahmen durch
Veränderung eines Körperteiles oder einer Körperpartie. Zweifelsohne hat aber
                                                                                    drei verschiedene Farbfilter fotografiert wurden. In Paris versucht man im Jahre



                                                                                                                                                                        8
Bilder von maßgeblicher Bedeutung. Bereits minimale Veränderungen der
4.      Vorher-Nachher-Fotografie                                                Lichtverhältnisse, der Belichtung oder der Aufnahmewinkel kann die objektive
                                                                                 Vergleichbarkeit zwischen Vorher- und Nachher-Fotografien erheblich
        in der Plastischen und                                                   erschweren bzw. unmöglich machen.

        Ästhetischen Chirurgie
                                                                                 4.1     Herstellung von standardisierten Vorher-Nachher-
Während die meisten medizinischen Fachdisziplinen den Verlauf und Erfolg                 Bildern in der Praxis (TAKE5-Konzept)
einer Behandlung anhand klinischer Untersuchungen, variierender
laborchemischer Parameter oder Veränderungen in der diagnostischen               In der Plastischen und Ästhetischen Chirurgie werden diverse Aufnahmen von
Bildgebung einschätzen und dokumentieren, beurteilt die Ästhetische Medizin      unterschiedlichen Personen schnell hintereinander angefertigt, sodass wenig
den Einfluss und Erfolg einer durchgeführten Maßnahme in erster Linie anhand     Zeit bleibt für umfangreiche individuelle Einstellungen und Messungen. Der Arzt
des veränderten äußeren Erscheinungsbildes eines Patienten. Zur Analyse,         in der Rolle des Medizinischen Fotografen wird deshalb ein Konzept bevorzugen,
Planung, objektiven Bewertung und Dokumentation der durchgeführten               das ihm in kurzer Zeit und mit geringem Aufwand den für seine Zwecke
Behandlung wird der Behandler daher zweifelsohne auf von ihm angefertigte        optimalen Vergleich zwischen Vorher- und Nachher-Zustand anhand von
Vorher-Nachher-Bilder zurückgreifen müssen.                                      Fotografien ermöglicht. Im Folgenden wird ein System vorgestellt, das diese
                                                                                 Vergleichbarkeit ermöglicht und mit einem akzeptablen Aufwand in der Praxis
Eine medizinische Leitlinie oder Empfehlung zur Anfertigung von Vorher-          umgesetzt werden kann.
Nachher-Fotografien wurde weltweit bislang nicht verfasst. Dieses Buch
definiert somit die weltweit erste Leitlinie zur medizinischen Anfertigung von
Vorher-Nachher-Bildern in der Plastischen und Ästhetischen Chirurgie.            4.1.1 TAKE5-Konzept

Hauptmotiv der Ästhetischen und Plastischen Chirurgie ist es, das äußere         Um eine möglichst gute Vergleichbarkeit zweier Situationen, also des Momentes
Erscheinungsbild und Aussehen eines Patienten zu verbessern. Mit medizinisch-    vor einer Behandlung und des Momentes nach einer Behandlung,
chirurgischen Maßnahmen versucht die Ästhetische Chirurgie, krankhafte           sicherzustellen, sollten zunächst bestimmte Aufnahmewinkel und Positionen fest
Veränderungen oder belastende äußere Erscheinungsmerkmale zu korrigieren         definiert und für zukünftige Aufnahmen eingehalten werden. Wie bereits
oder so weit zu optimieren, dass ein für den Patienten zufriedenstellendes       beschrieben wird die objektive Vergleichbarkeit bereits bei einer kleinen
Ergebnis erreicht wird. Im Rahmen der damit einhergehenden Dokumentation         Abweichung erschwert.
von Befunden und des Behandlungserfolges sind Chirurgen der Ästhetischen und
Plastischen Chirurgie in ganz besonderem Maße auf die Anfertigung                Letztlich spielt dabei natürlich auch die Gesamtanzahl von Bildern bzw. die
fotografischen Bildmaterials – also Vorher-Nachher-Bilder – angewiesen.          Auswahl der Aufnahmewinkel eine Rolle, wenn es darum geht, die körperliche
                                                                                 Veränderung ausreichend zu erfassen und zu analysieren. Die jahrzehntelange
Um eine objektive Beurteilung und Feststellung des Behandlungserfolges zu        Erfahrung in der Gesichtschirurgie lehrt, dass zur Analyse von Gesichtern in der
ermöglichen, ist die exakte Vergleichbarkeit der angefertigten Vorher-Nachher-


                                                                                                                                                                    9
I. Unruhiger Hintergrund (störende Strukturen oder Farbmuster)
(Not-)Lösung: „Freistellen“ (Ausschneiden bzw. Ausstanzen) des Patientenbildes,
sodass der bestehende Hintergrund optimiert (z. B. aufgehellt) oder im
Extremfall ein neutraler Hintergrund nachträglich im Bild platziert werden kann.
Die Umsetzung erfolgt mit professionellen Bildbearbeitungsprogrammen wie
Adobe Photoshop oder einer Freeware-Lösung wie GIMP Photo und könnte an
ein geschultes und computeraffines Teammitglied, eine Medienagentur delegiert
oder vom Behandler selbst vorgenommen werden.
Eine maßgebliche Grundregel aus Sicht des Autors besagt, dass mit Ausnahme
des störenden Hintergrundes keine weitere Manipulation oder Fotomontage
vorgenommen werden darf. Besonders wichtig ist es, die ROI niemals zu
verändern oder zu manipulieren. Andernfalls ginge jegliche Wertigkeit des
entsprechenden Vorher-Nachher-Bildes vollständig verloren.

II. Fehlerhafte Achsenstellung der Horizontalen oder Vertikalen                    Abbildung 5: Nachträgliche Korrektur der horizontalen Achsen

Lösung: Bild entsprechend drehen, damit alle Achsen korrekt verlaufen. Die
Umsetzung könnte wiederum mit den vorher genannten Programmen von einem
Teammitglied, einer Agentur oder dem Behandler vorgenommen werden (siehe
Abbildungen 40 und 41).

III. Unterschiedliche Gesamtgrößen
Werden die Vorher-Nachher-Bilder aus unterschiedlicher Entfernung oder mit
unterschiedlich eingestellten Objektiven (Zoom) vorgenommen, so kann es
passieren, dass der Patient im Bild unterschiedlich groß abgebildet ist.
Lösung: Mit den genannten Programmen kann auch hier eine nachträgliche
Angleichung der Gesamtgrößen und Positionen vorgenommen werden
(Kongruenzangleichung über Grids im Bildbearbeitungsprogramm).

                                                                                   Abbildung 6: Nachträglich Korrektur der vertikalen Achsen




                                                                                                                                                  10
Praxistipp Stephan Gutbier (Medizinfotograf der Uniklinik Köln):                    Praxisbeispiel 6: Brust-OP (Brustvergrößerung) | Fall 1 (Seiten 52 und 53)
„Professionelle Bildbearbeitungsprogramme wie Adobe Photoshop o. ä. dienen          Ausgangsbefund: Mikromastie (kleine Brust), insbesondere Volumendefizit im
lediglich    der    Korrektur     von     leichten   Abweichungen       (Achsen,    oberen Brustpol.
Bildgröße/Ausschnitt etc.). Wie der Autor bereits richtig betont hat, sollten mit
den Programmen keinesfalls Änderungen am Erscheinungsbild des Patienten             Praxisbeispiel 7: Brust-OP (Brustvergrößerung) | Fall 2 (Seiten 54 und 55)
vorgenommen werden, da sonst die rechtliche Grundlage verloren ginge.               Ausgangsbefund: Mikromastie (kleine Brust), anlagebedingte Dysmorphie des
In der Praxis hat es sich bewährt, immer zwei Bildersätze abzuspeichern – ein       unteren Brustpols (lower pole constriction).
Satz der unbearbeiteten Originalaufnahmen sowie ein Satz der angepassten und
bearbeiteten Aufnahmen.                                                             Praxisbeispiel 8: Brust-OP (Brustverkleinerung) (Seiten 56 und 57)
Es ist zu empfehlen, diese Daten an verschiedenen Orten zu speichern.               Ausgangsbefund: Asymmetrische, stark hängende Brust (Mammaptosis Grad III).
                                                                                    Große unregelmäßig begrenzte Brustwarzenvorhöfe.


4.6     Praxisbeispiele
                                                                                    Bitte beachten Sie:
Auf den folgenden Seiten werden diverse Beispiele aus der Plastischen und
Ästhetischen Chirurgie bzw. Gesichtschirurgie vorgestellt, die mit dem              Operateur und Urheber aller im Buch abgebildeten medizinischen
besprochenen TAKE5-Konzept in der Praxis umgesetzt wurden.                          Praxisbeispiele ist der Autor der Buches Dr. Dr. med. Matthias Siessegger.

Praxisbeispiel 1: Facelifting (Seiten 44 und 45)                                    Es sei an dieser Stelle nochmals ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die
Ausgangsbefund:     Asymmetrische       Höckernase,  Nasenspitzen-Trooping,         Aufnahmen urheberrechtlich geschützt sind und jede Verwertung in anderen als
Labiomandibularfalte, Jowl-Kompartiment, Submentales-Kompartiment.                  den gesetzlich zulässigen Fällen der vorherigen schriftlichen Genehmigung des
                                                                                    Autors bedürfen.
Praxisbeispiel 2: Rhinoplastik (Nasenkorrektur) | Fall 1 (Seiten 46 und 47)
Ausgangsbefund: Asymmetrische Höckernase.                                           Bei der EBook-Version dieses Fachbuches ist es möglich, die einzelnen
                                                                                    Aufnahmen durch Anklicken im Großformat zu betrachten. Dazu öffnet sich ein
Praxisbeispiel 3: Rhinoplastik (Nasenkorrektur) | Fall 2 (Seiten 48 und 49)         neues Fenster im Internetbrowser.
Ausgangsbefund: Asymmetrische Höckernase, Überprojektion der Nase bei
Spannungsseptum      und   Spinaprominenz.   Hypoplastisches      Kinn   bei
Normokklusion.

Praxisbeispiel 5: Liposuktion (Fettabsaugung) (Seiten 50 und 51)
Ausgangsbefund: Lipodystrophie mit Depots an Oberbauch, Unterbauch und
Hüften.




                                                                                                                                                                    11
Praxisbeispiel 1: Facelifting
 zur Vergrößerung und direkten Gegenüberstellung bitte auf die Bilder klicken




                                                                                 12
Abbildung 43: Ausgangsbefund  Klicken, um zu vergrößern                         Abbildung 44: Zustand nach der Operation  Klicken, um zu vergrößern

Befunderhebung und Analyse                                                       Medizinische Behandlung und Ergebnis
In der Profilanalyse erkennt man eine Frau mittleren Alters mit hakenförmiger    Etwa ein Jahr nach durchgeführter Behandlung zeigt die Befundung ein nahezu
Höckernase (Trooping).                                                           harmonisches Gesichtsprofil.
Das altersbedingte Absinken (Sagging) der Weichgewebe im Gesicht bewirkt die     Die ROIs repräsentieren das Ergebnis der durchgeführten Nasenkorrektur mit
Ausbildung      von   tiefen   Labiomandibularfalten,   die    im   seitlichen   Entfernung des Höckers und Nasenspitzenanhebung.
Unterkieferbereich in das sogenannte „Jowl-Kompartiment“ (umgangssprachlich      Zusätzlich wurde das Kinn nach vorne verlagert und das Gesicht mittels eines
„Hamsterbäckchen“) über geht. Ein kleines hängendes Weichgewebsdepot             superextended Facelifts mit Anhebung des sogenannten S.M.A.S. (Superfizielles
(submentales Kompartiment) gewinnt optisch an Bedeutung durch die                Muskuloaponeurotisches System) verjüngt.
gleichzeitig bestehende Rücklage des Kinns.




                                                                                                                                                                 13
Praxisbeispiel 2: Rhinoplastik (Nasenkorrektur) | Fall 1
 zur Vergrößerung und direkten Gegenüberstellung bitte auf die Bilder klicken




                                                                                 14
Praxisbeispiel 4: Liposuktion (Fettabsaugung)
 zur Vergrößerung und direkten Gegenüberstellung bitte auf die Bilder klicken




                                                                                 15
Praxisbeispiel 5: Brust-OP (Brustvergrößerung) | Fall 1
 zur Vergrößerung und direkten Gegenüberstellung bitte auf die Bilder klicken




                                                                                 16
Abbildung 55: Ausgangsbefund  Klicken, um zu vergrößern                   Abbildung 56: Zustand nach der Operation  Klicken, um zu vergrößern

Befunderhebung und Analyse                                                 Medizinische Behandlung und Ergebnis
Bei der jungen Frau liegt eine etwas kleine Brust (Mikromastie) vor.       Nach Ausheilung der Operationsfolgen ist die Brust in Form und Größe der Figur
Die ROI zeigt ein Volumendefizit insbesondere im oberen Anteil der Brust   der Patientin angepasst. Es wurden Silikonimplantate unter die Brustdrüse
(oberer Pol).                                                              implantiert, die Gestaltung einer natürlichen Brust scheint gelungen.
Die TAKE5-Komplettansicht dokumentiert die entsprechenden Ansichten.




                                                                                                                                                            17
Abbildung 58: Ausgangsbefund  Klicken, um zu vergrößern                        Abbildung 59: Zustand nach der Operation  Klicken, um zu vergrößern

Befunderhebung und Analyse                                                      Medizinische Behandlung und Ergebnis
Bei dieser jungen Frau bestand ebenfalls der Wunsch nach einer größeren Brust   Die Brust wurde vergrößert, die Form (unterer und oberer Pol in der ROI)
mit natürlicher Form.                                                           normalisiert.
Die ROI im TAKE5-Ausgangsbefund lässt erkennen, dass es (im Gegensatz zur
Patientin zuvor) aufgrund eines zusätzlichen Volumendefizits im unteren
Brustbereich zu einer spitzen Form der gesamten Brust kommt (tubuläre Brust).




                                                                                                                                                           18
In der Regel sind es Medizinische Vereinigungen, die über die Erarbeitung von
5.      Rechtliche Grundlagen der                                                 Leitlinien, Richtlinien oder medizinischen Standards eindeutig festlegen, welche
                                                                                  Dokumentationsform „erforderlich“ ist und Rechtsbestand hat.
Medizinischen Dokumentation
                                                                                  Daneben wurden durch internationale Regulierungsbehörden, auch auf Druck
                                                                                  der Pharmazeutischen Industrie, sogenannte „Good Clinical Practices (GCP)“ für
D. Nickel                                                                         bestimmte medizinische Dokumentationsarten formuliert. Dies jedoch in erster
                                                                                  Linie in Zusammenhang mit der Durchführung groß angelegter, internationaler
                                                                                  medizinischer Studien.
5.1     Medizinische Dokumentation
                                                                                  Für die Anfertigung von Vorher-Nachher-Bildern in der Medizin gab und gibt es
Die rechtlichen Grundlagen der Medizinischen Dokumentation finden sich in der     bis dato weder national noch international eine medizinrechtlich verbindliche
Berufsordnung für Ärzte (vgl. § 10 Abs.1 MBO).                                    Vorgabe.
Ärzte sind zu einer Dokumentation ihrer Behandlungstätigkeit verpflichtet. Sie
haben über die in Ausübung ihres Berufes gemachten Feststellungen und             Rechtliche Bedeutung erlangt eine Medizinische Dokumentation im Sinne von
getroffenen Maßnahmen die „erforderlichen“ Aufzeichnungen zu machen. Diese        Vorher-Nachher-Bildern vorwiegend bei der Bewertung haftungsrechtlicher
sind nicht nur Gedächtnisstützen für die Ärztin oder den Arzt, sie dienen auch    Ansprüche nach stattgehabter Behandlung oder aber bei der Einschätzung
dem Interesse der Patientin oder des Patienten an einer ordnungsgemäßen           berufs- und wettbewerbsrechtlicher Belange.
Dokumentation.

Zudem werden Ärzte verpflichtet, diese ärztlichen Aufzeichnungen für die Dauer    5.2     Relevanz von Vorher-Nachher-Bildern
von mindestens zehn Jahren nach Abschluss der Behandlung aufzubewahren
(vgl. § 10 Abs.3 MBO).
                                                                                  5.2.1 Behandlungsfehler und medizinische Qualitätskontrolle
Während hinsichtlich der grundsätzlichen Erstellungspflicht und der zeitlichen
Verfügbarkeit berufsrechtlich klare Vorgaben bestehen, geht der Gesetzgeber       Bei der Geltendmachung eines zivilrechtlichen Schadensersatzanspruches
(bisher) nicht im Detail auf verschiedene Dokumentationsarten ein.                gegenüber einem Arzt kommt der sorgfältigen Dokumentation einer Behandlung
                                                                                  eine ganz erhebliche Bedeutung zu. Nach der Rechtsprechung des
Neben einer (meist klinikeinheitlichen) ärztlichen Basisdokumentation, die im
                                                                                  Bundesgerichtshofes kehrt sich die Beweislast zu Lasten des Arztes um, wenn
Wesentlichen abrechnungsrelevant erstellt wird, und der Fachdokumentation,
                                                                                  der Patient aufgrund mangelnder Dokumentation in Beweisschwierigkeiten
die – ebenfalls meist klinikeinheitlich – Befunde dokumentiert, handelt es sich
                                                                                  gerät. Lässt der Arzt beispielsweise pflichtwidrig dokumentationsbedürftige
bei der Anfertigung von Vorher-Nachher-Bildern in der Plastischen und
                                                                                  Befunde in den Krankenunterlagen undokumentiert, so folgt hieraus per Indiz,
Ästhetischen Chirurgie um eine Spezialdokumentation, die im Sinne einer
                                                                                  dass das, was nicht dokumentiert wurde, auch nicht geschehen ist (vgl. BGH,
Qualitätssicherung anzulegen ist.
                                                                                  Urteil vom 19. Februar 1995, Aktenzeichen VI ZR 272/93).



                                                                                                                                                                     19
20

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Vorher-Nachher-Bilder in der Plastischen und Ästhetischen Chirurgie

  • 1. 1
  • 2. Dr. Dr. med. Wichtiger Hinweis: Matthias Siessegger Die Medizin und das Gesundheitswesen M. Siessegger Justinianstraße 3 unterliegen einem ständigen 50679 Köln Entwicklungsprozess, sodass alle Angaben immer nur dem Wissensstand zum Zeitpunkt ISBN 978-3-00-038466-0 der Veröffentlichung entsprechen können. Vorher-Nachher-Bilder www.vorher-nachher-bilder.de Die angegebenen Empfehlungen wurden von den Verfassern mit größtmöglicher Sorgfalt in der Plastischen und Ästhetischen Chirurgie erarbeitet und geprüft. Trotz sorgfältiger Manuskripterstellung und Korrektur können Fehler nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Der Benutzer selbst bleibt verantwortlich für Mit einem Vorwort von jede im Buch vorgestellte dokumentarische Universitäts-Professor Dr. Dr. med. Joachim E. Zöller Maßnahme und therapeutische Applikation. Die Verfasser übernehmen infolgedessen keine Unter Mitarbeit von Verantwortung und keine daraus folgende oder Stephan Gutbier (Medizin-Fotograf) sonstige Haftung für Schäden, die auf irgendeine Dirk Nickel (Rechtsanwalt) Art aus der Benutzung der in dem Werk enthaltenen Informationen oder Teilen davon entstehen. Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Mit 63 Abbildungen Verwertung in anderen als den gesetzlich zulässigen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Genehmigung des Autors. Copyright © 2012 by Dr. Dr. med. Matthias Siessegger, Justinianstraße 3, 50679 Köln Projektmanagement und Layout: Oliver Löw, www.docrelations.de Letzte Überarbeitung: 01.07.2012 2
  • 3. Herrn Dr. Dr. med. Siessegger möchte ich für dieses anschauliche Werk Geleitwort gratulieren und würde mir wünschen, dass damit ein Beitrag zur fachübergreifenden Standardisierung und Qualitätssteigerung des angefertigten medizinisch-dokumentarischen Bildmaterials geleistet wird. J. E. Zöller Universitäts-Professor Dr. Dr. med. Joachim E. Zöller Die Wiege der Plastischen und Ästhetischen Chirurgie liegt in der Plastischen Direktor der Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie, die ihren Ursprung der Überlieferung nach im alten Indien hat. Gesichtschirurgie der Universität zu Köln Heute werden chirurgische Eingriffe, die der Plastischen und Ästhetischen Chirurgie zugeordnet werden, innerhalb verschiedener medizinischer Köln, im Juni 2012 Fachdisziplinen vorgenommen. Die „Ästhetische Chirurgie“ darf daher als interdisziplinäres Gesamtprojekt verstanden werden, dessen hoher medizinischer Stellenwert nicht zuletzt auch darin begründet liegt. Dem gleichermaßen arzt- und patientenseitigen Wunsch nach einer objektiven Beurteilung des Behandlungserfolges versuchen alle am Gesamtprojekt „Ästhetische Medizin“ beteiligten Fachdisziplinen unter anderem mit eigens angefertigten Vorher-Nachher-Fotografien Rechnung zu tragen. Eine weitere Notwendigkeit für die Anfertigung dieses medizinisch-dokumentarischen Bildmaterials liegt natürlich auch in dem rechtlichen Bedarf an einer revisions- und gerichtsfesten Beweisgrundlage für die Leistungsabrechnung oder bei Haftungsfragen begründet. Zweifelsohne wird der höchste Anspruch chirurgischer Präzision an die Plastische- und Ästhetische Gesichtschirurgie gestellt. Dies gilt insbesondere für die Planung und chirurgische Umsetzung, aber auch für die Dokumentation plastisch-ästhetischer Operationsergebnisse auf Basis der angesprochenen Vorher-Nachher-Fotografien. Ausgehend von den Erkenntnissen aus der Plastischen und Ästhetischen Gesichtschirurgie und den Anforderungen, die an sie gestellt werden, zeigt der Autor mit diesem Buch einen ersten Ansatz zur bildgebenden Dokumentation in der gesamten Plastisch-Ästhetischen Chirurgie auf. 3
  • 4. 1.1.1 Wer „macht“ Medizinische Dokumentation? 1. Einführung Medizinische Dokumentation ist zum einen Bestandteil der ärztlichen Tätigkeit und erfolgt somit von Ärzten, sonstigen Heilberufen und medizinischem 1.1 Was ist Medizinische Dokumentation? Fachpersonal (z. B. Pfleger/-innen, Arzthelferinnen, zahnärztlichen Fachangestellten) im täglichen Praxis- oder Klinikalltag. Dokumentation ist die „Zusammenstellung und Nutzbarmachung von Dokumenten, Belegen und Materialien jeder Art“, so lautet die Definition des Es gibt jedoch auch spezielle Berufe, die sich ausschließlich der Dokumentation Begriffs „Dokumentation“ im Duden. Im Wesentlichen trifft diese knappe medizinischer Daten und Informationen widmen. Nicht zuletzt daran lässt sich Beschreibung auch für die Medizinische Dokumentation zu. Etwas ausführlicher der hohe Stellenwert der Medizinischen Dokumentation erkennen. betrachtet, befasst sich Medizinische Dokumentation mit dem Erfassen, Medizinische Dokumentare/-innen, Dokumentationsassistenten/-innen und Speichern, Ordnen und Wiedergewinnen von medizinischen Informationen. Für Diplom-Dokumentare/-innen befassen sich hauptberuflich mit der die Medizin als auch für die Wissenschaft ist dies gleichermaßen notwendig, da Dokumentation medizinischer Daten und Erkenntnisse. Als wichtigste jede wissenschaftliche Erkenntnis empirisch oder theoretisch dokumentiert Tätigkeitsfelder nennt der Berufsverband DVMD (Deutscher Verband herzuleiten ist. Bei der Krankenversorgung spielt die Medizinische Medizinischer Dokumentare) in seiner Imagebroschüre „Berufstätige in der Dokumentation, besonders in Form der Krankengeschichte, ebenfalls eine Medizinischen Dokumentation“ folgende Bereiche: wichtige Rolle [Klar, Graubner 1997].  Klinische Forschung, „Medizinische Dokumentation bedeutet nicht das schlichte Aufzeichnen  Klinische Dokumentation im Krankenhaus, medizinischer Informationen in beliebiger Form und nach freien Gutdünken,  Tumordokumentation, vielmehr muss ein Dokument mit rechtlichem Urkundencharakter nach gewissen  Epidemiologie, systematischen und praktischen Regeln für verschiedene Zwecke geführt  Informationsvermittlung. werden. Das medizinische Dokument ist eine Urkunde“, so Klar und Graubner (1997). Beispielsweise im Rahmen der klinischen Forschung bei der Zulassung neuer Medikamente stellen Medizinische Dokumentare als Statistik-/Clinical Leiner und Kollegen (2006) weisen auf die Vielschichtigkeit der Medizinischen Programmierer die notwendigen Werkzeuge zur Verfügung, die eine methodisch Dokumentation hin, die sich auf unterschiedliche Arten von Information und einwandfreie Auswertung einer klinischen Studie sicherstellen. Die dadurch Wissen beziehen kann. Gegenstände einer Medizinischen Dokumentation können gewonnenen validen Daten sind die Grundlage für die Entscheidung der Informationen über Befunde einzelner Patienten oder durchgeführter Therapien, Behörden, ein Medikament zuzulassen. Ergebnisse von Arzneimittelvergleichen oder auch Verzeichnisse medizinischer Veröffentlichungen sein. 4
  • 5. Auch medizinische Behandlungsszenen wurden bereits im Mittelalter 2. Bilder in der Medizin angefertigt. Besonders die gotische Miniaturmalerei der französischen Schule des 13. Jahrhunderts ist hier hervorzuheben. Sie bietet unter anderem das gesamte chirurgische ikonographische Programm „a capite ad calcem“ („vom 2.1 Geschichtlicher Rückblick Kopf bis zur Ferse“) in großer Illustrationsfülle. Als Zeitalter der anatomischen Abbildung gilt das 16. Jahrhundert, in dem der Das Abbilden und Illustrieren medizinischer Vorgänge und anatomischer berühmte anatomische Atlas „De humani corporis fabrica libri septem“ entstand Gegebenheiten ist vermutlich so alt wie die Medizin selbst. Den Erkenntnissen (siehe Abbildung 1). Der in Padua lebende Anatom Andreas Vesalius (1514-1564, der Medizinhistoriker entsprechend war es schon immer ein Bestreben der siehe Abbildung 2) begründete mit diesem großen und an Illustrationen reichen damaligen Ärzte, Anatomen und Pharmakologen, die körperlichen und Werk die neuzeitliche Anatomie. Entdeckungen, die sich ihm am Sektionstisch pharmakologischen Zusammenhänge und Vorgänge anhand von Figuren, offenbarten, verglich er mit der bis dahin gültigen Auffassung von der Anatomie Illustrationen und Bildern zu erklären, zu sammeln und schließlich des menschlichen Körpers, die einst der antike Arzt Galen von Pergamon weiterzuvermitteln. Im Folgenden soll ein knapper Überblick über die Geschichte beschrieben hatte. Mit seinem Werk revidierte Vesalius schließlich zahlreiche der medizinischen Illustration und Bilderstellung geboten werden. Als Fehlannahmen Galens, die bis dahin Gültigkeit besessen hatten. Die im Rahmen weiterführende und umfangreichere Literatur seien dem Leser Eckart und Jütte seiner Arbeit entstandenen Holzschnitte versuchten erstmals in der (2007) sowie Herrlinger (1967) empfohlen. anatomischen Geschichte, die tatsächlichen Gegebenheiten des menschlichen Die medizinische Abbildung lässt sich bis in die Antike zurückverfolgen. Schon Körpers abzubilden. Weit mehr als ein Jahrhundert lang galten diese als Norm Aristoteles (384-322 v. Chr.) erwähnt beispielsweise in seiner Historia für viele weitere und zum Teil berühmte anatomische Illustrationen. animalium, einer zoologischen Schrift über die Arteneinteilung im Tierreich, ein Mit der Erfindung der Fotografie im 19. Jahrhundert wurde schließlich eine „reich bebildertes“ Anatomiewerk. Da es hierfür allerdings keinen materiellen revolutionäre Epoche der Abbildung und Textillustration eingeläutet [siehe auch Beleg gibt, wird der „Wiener Dioskurides“ (512 n. Chr.) als früheste bekannte Kapitel 3.2]. Erstmals war es der Medizin möglich, Abbildungen anzufertigen, die Quelle für die medizinisch-botanische Textillustration bezeichnet. Sie stammt eine wirklichkeitsgetreue Gegenüberstellung eines gesunden und kranken vom griechischen Arzt Pedanios Dioskurides, der als berühmtester Organismus ermöglichten, und zu dokumentieren, wie der Organismus eines Pharmakologe des Altertums gilt. In seinem 383 Seiten umfassenden Werk Probanden bei einem Humanexperiment reagiert. werden kolorierte Pflanzen abgebildet sowie eine Illustration seines Ateliers publiziert. Die Physiologie nutzte das neue Medium schließlich, um Bewegungsabläufe zu studieren, die dem Betrachter bislang verborgen geblieben waren (siehe Auch das späte Mittelalter brachte medizinische Abbildungen hervor. Aufgrund Abbildung 3 von Eadweard Muybridge aus dem Jahr 1878). der im Mittelalter praktizierten Qualitäten- und Säftelehre entstand in dieser Zeit eine Vielzahl von Aderlassfiguren und Schemata der Qualitäten- und Säftelehre. Sie stellten ein Hilfsmittel für die behandelnden Wundärzte dar und zeigen auf, welche Ader zu welchem Zeitpunkt „geschlagen“ werden muss, um den gewünschten Entleerungs- und Ausgleichseffekt zu erzielen. 5
  • 6. Abbildung 1: Atlas „De humani corporis fabrica libri septem” Abbildung 2: Der Anatom Andreas Vesalius 6
  • 7. 2.2.3 Positronenemissionstomographie (PET) Beim Verfahren der Positronenemissionstomographie, kurz PET, werden unter dem Einsatz künstlich hergestellter radioaktiver Nuklide, die dem Patienten als Tracer injiziert werden, diagnostische Aussagen erzielt [Hämisch, Egger, 2007]. Entsprechend der Anreicherung des Tracers im Körper können beispielsweise in der Onkologie Aussagen zum Staging und der Lokalisierung von Metastasen und Karzinomen getroffen werden (siehe Abbildungen 9 und 10). Weitere Einsatzgebiete neben der Onkologie sind die Neurologie, wo mithilfe der PET Abbildung 3: MRT-Aufnahme des Schädels unter anderem Rückschlüsse auf Demenzerkrankungen gezogen werden können oder Morbus Parkinson diagnostiziert werden kann, sowie die Kardiologie, die Wie beschrieben hat die Magnetresonanztomographie (MRT) die mittels PET-CT die Myokardperfusion untersucht. Computertomographie in verschiedenen Bereichen bereits verdrängt. Dies hängt beispielsweise mit der nicht mehr notwendigen Bestrahlung des Körpers zusammen, die mit der CT und dem klassischen Röntgenverfahren zwangsläufig einhergeht. Des Weiteren lassen sich anhand der MRT Weichteile wie das Gehirn besser abbilden. So ist es zum Beispiel möglich, mittels MRT den Zeitpunkt eines Schlaganfalles zu bestimmen (Ärzte Zeitung, 04.10.2011). Die MRT ist der CT aber nicht in allen Bereichen überlegen: Das MRT-Verfahren ist zeitaufwändiger und setzt voraus, dass Patienten bei Bewusstsein sind und den Anordnungen der Untersucher folgen können (Atemanweisungen). Zudem gilt die Untersuchung eines Patienten mit implantiertem Herzschrittmacher aufgrund des starken Magnetfeldes als kontraindiziert. Allerdings stellt die MRT aufgrund der hohen diagnostischen Aussagekraft bei bestimmten Fragestellungen auch bei Schrittmacherpatienten eine notwendige Untersuchungsmethode dar. So kommt Nürnberg (2010) zum Schluss, dass sich Schrittmacher (d. h. nicht-MR-taugliche Geräte) und MRI nicht prinzipiell ausschließen, sofern kontrollierte Bedingungen vorherrschen, eine Nutzen- /Risiko-Abwägung stattfindet und die Untersuchung im extrathorakalen Bereich in speziell eingerichteten Krankenhäusern bei strenger Indikation durchgeführt wird [Nürnberg, 2010]. Abbildung 4: PET/CT-Staging-Untersuchung eines metastasierten Rektumkarzinoms. Markiert ist ein Knoten in der Lunge 7
  • 8. auch die medizinische Vorher-Nachher-Fotografie in gewisser Weise den 3. Grundlagen der Fotografie Anspruch, die Persönlichkeit des Patienten zu vermitteln. Das Aussehen einer Person ist eng damit verbunden, wie der Betrachter die Hauptthema dieses Buches ist die medizinisch-dokumentarische Vorher- Persönlichkeit der entsprechenden Person interpretiert. Gerade der erste Nachher-Fotografie in der Plastischen und Ästhetischen Chirurgie. Da sich die Eindruck wird bzw. kann nur über das Aussehen definiert werden. Die Plastische Vorher-Nachher-Fotografie in erster Linie an der fotografischen Disziplin der und Ästhetische Chirurgie korrigiert krankhafte, von der Norm abweichende Porträtfotografie orientiert, sollen im Folgenden zunächst die Grundlagen der oder für den Patienten unvorteilhafte und belastende optische Merkmale. Das Porträtfotografie behandelt werden. Im weiteren Verlauf wird schließlich auf Aussehen der Patienten wird attraktiver gestaltet, idealerweise werden das allgemeine und grundsätzliche Aspekte der Bildgestaltung sowie auf technische Selbstbewusstsein und die Ausstrahlung gestärkt und damit die Persönlichkeit Details der Fotografie näher eingegangen. positiv zur Entfaltung gebracht. So haben medizinische Vorher-Nachher-Bilder neben der Dokumentation des medizinischen Behandlungserfolges letztlich auch das Ziel, die neue Attraktivität und die damit erzielte Wirkung anhand der 3.1 Einführung Porträtfotografie zu dokumentieren. Unter dem Begriff Porträt (französisch Portrait) wird in der Fotografie in erster Linie die Darstellung einer Person verstanden. Auch schon vor dem Zeitalter der 3.2 Geschichtliche Entwicklung der Porträtierung Fotografie wurden Personen porträtiert – im Rahmen künstlerischer Werke wie Gemälde, Plastiken oder sonstiger Objekte. Ziel der Porträtierung ist es dabei Wie bereits in Kapitel 2 kurz erwähnt, begann das Zeitalter der Fotografie im 19. immer, die Persönlichkeit der Person abzubilden und diese für den Betrachter Jahrhundert. Davor war es lediglich ein Privileg der Adligen und Reichen, nachvollziehbar und erlebbar zu machen. Porträts in Form von Gemälden anfertigen zu lassen und zu besitzen [Meyer- Broicher, 2009]. Dies änderte sich, nachdem Joseph Nicéphore Nièpce (1765- Die Persönlichkeit eines Menschen lässt sich für den Betrachter vordergründig 1833) im Jahr 1826 das weltweit erste technisch angefertigte Foto entwickelte über den Gesichtsausdruck, also die Mimik vermuten. Darin liegt auch begründet, (siehe Abbildung 13). Nach weiteren Entwicklungen erreichte die Porträtierung weshalb in der Porträtfotografie das Hauptaugenmerk zumeist auf das Gesicht Mitte des 19. Jahrhunderts durch das politisch und wirtschaftlich erstarkte der Person gelegt wird und sich der Bildausschnitt häufig auf den Bereich Kopf Bürgertum und dank der preisgünstigeren Fotografie erstmals auch breitere bis Brust konzentriert (Brustbild). Dies ist aber keine Grundregel. Auch Bevölkerungsschichten. Die Fotografie setzte sich schließlich immer mehr gegen Ganzkörperdarstellungen, Hüftbilder und andere Formate werden der die weit aufwändigere und exklusivere Form der Gemälde-Porträtierung durch, Porträtfotografie zugeordnet und noch im Laufe dieses Kapitels vorgestellt. weshalb alleine in Paris rund 30.000 der Porträtmaler ihre Einkommensquelle Ziel der „medizinischen Porträtfotografie“ im Rahmen von Vorher-Nachher- verloren. Bildern ist in erster Linie die Dokumentation und das Sichtbarmachen einer Zu Beginn der Fotografie wurden Porträtfotos noch handkoloriert, doch bereits positiven und durch den medizinischen Eingriff optischen Korrektur oder 1861 entstand das erste Farbfoto, indem drei Schwarzweißaufnahmen durch Veränderung eines Körperteiles oder einer Körperpartie. Zweifelsohne hat aber drei verschiedene Farbfilter fotografiert wurden. In Paris versucht man im Jahre 8
  • 9. Bilder von maßgeblicher Bedeutung. Bereits minimale Veränderungen der 4. Vorher-Nachher-Fotografie Lichtverhältnisse, der Belichtung oder der Aufnahmewinkel kann die objektive Vergleichbarkeit zwischen Vorher- und Nachher-Fotografien erheblich in der Plastischen und erschweren bzw. unmöglich machen. Ästhetischen Chirurgie 4.1 Herstellung von standardisierten Vorher-Nachher- Während die meisten medizinischen Fachdisziplinen den Verlauf und Erfolg Bildern in der Praxis (TAKE5-Konzept) einer Behandlung anhand klinischer Untersuchungen, variierender laborchemischer Parameter oder Veränderungen in der diagnostischen In der Plastischen und Ästhetischen Chirurgie werden diverse Aufnahmen von Bildgebung einschätzen und dokumentieren, beurteilt die Ästhetische Medizin unterschiedlichen Personen schnell hintereinander angefertigt, sodass wenig den Einfluss und Erfolg einer durchgeführten Maßnahme in erster Linie anhand Zeit bleibt für umfangreiche individuelle Einstellungen und Messungen. Der Arzt des veränderten äußeren Erscheinungsbildes eines Patienten. Zur Analyse, in der Rolle des Medizinischen Fotografen wird deshalb ein Konzept bevorzugen, Planung, objektiven Bewertung und Dokumentation der durchgeführten das ihm in kurzer Zeit und mit geringem Aufwand den für seine Zwecke Behandlung wird der Behandler daher zweifelsohne auf von ihm angefertigte optimalen Vergleich zwischen Vorher- und Nachher-Zustand anhand von Vorher-Nachher-Bilder zurückgreifen müssen. Fotografien ermöglicht. Im Folgenden wird ein System vorgestellt, das diese Vergleichbarkeit ermöglicht und mit einem akzeptablen Aufwand in der Praxis Eine medizinische Leitlinie oder Empfehlung zur Anfertigung von Vorher- umgesetzt werden kann. Nachher-Fotografien wurde weltweit bislang nicht verfasst. Dieses Buch definiert somit die weltweit erste Leitlinie zur medizinischen Anfertigung von Vorher-Nachher-Bildern in der Plastischen und Ästhetischen Chirurgie. 4.1.1 TAKE5-Konzept Hauptmotiv der Ästhetischen und Plastischen Chirurgie ist es, das äußere Um eine möglichst gute Vergleichbarkeit zweier Situationen, also des Momentes Erscheinungsbild und Aussehen eines Patienten zu verbessern. Mit medizinisch- vor einer Behandlung und des Momentes nach einer Behandlung, chirurgischen Maßnahmen versucht die Ästhetische Chirurgie, krankhafte sicherzustellen, sollten zunächst bestimmte Aufnahmewinkel und Positionen fest Veränderungen oder belastende äußere Erscheinungsmerkmale zu korrigieren definiert und für zukünftige Aufnahmen eingehalten werden. Wie bereits oder so weit zu optimieren, dass ein für den Patienten zufriedenstellendes beschrieben wird die objektive Vergleichbarkeit bereits bei einer kleinen Ergebnis erreicht wird. Im Rahmen der damit einhergehenden Dokumentation Abweichung erschwert. von Befunden und des Behandlungserfolges sind Chirurgen der Ästhetischen und Plastischen Chirurgie in ganz besonderem Maße auf die Anfertigung Letztlich spielt dabei natürlich auch die Gesamtanzahl von Bildern bzw. die fotografischen Bildmaterials – also Vorher-Nachher-Bilder – angewiesen. Auswahl der Aufnahmewinkel eine Rolle, wenn es darum geht, die körperliche Veränderung ausreichend zu erfassen und zu analysieren. Die jahrzehntelange Um eine objektive Beurteilung und Feststellung des Behandlungserfolges zu Erfahrung in der Gesichtschirurgie lehrt, dass zur Analyse von Gesichtern in der ermöglichen, ist die exakte Vergleichbarkeit der angefertigten Vorher-Nachher- 9
  • 10. I. Unruhiger Hintergrund (störende Strukturen oder Farbmuster) (Not-)Lösung: „Freistellen“ (Ausschneiden bzw. Ausstanzen) des Patientenbildes, sodass der bestehende Hintergrund optimiert (z. B. aufgehellt) oder im Extremfall ein neutraler Hintergrund nachträglich im Bild platziert werden kann. Die Umsetzung erfolgt mit professionellen Bildbearbeitungsprogrammen wie Adobe Photoshop oder einer Freeware-Lösung wie GIMP Photo und könnte an ein geschultes und computeraffines Teammitglied, eine Medienagentur delegiert oder vom Behandler selbst vorgenommen werden. Eine maßgebliche Grundregel aus Sicht des Autors besagt, dass mit Ausnahme des störenden Hintergrundes keine weitere Manipulation oder Fotomontage vorgenommen werden darf. Besonders wichtig ist es, die ROI niemals zu verändern oder zu manipulieren. Andernfalls ginge jegliche Wertigkeit des entsprechenden Vorher-Nachher-Bildes vollständig verloren. II. Fehlerhafte Achsenstellung der Horizontalen oder Vertikalen Abbildung 5: Nachträgliche Korrektur der horizontalen Achsen Lösung: Bild entsprechend drehen, damit alle Achsen korrekt verlaufen. Die Umsetzung könnte wiederum mit den vorher genannten Programmen von einem Teammitglied, einer Agentur oder dem Behandler vorgenommen werden (siehe Abbildungen 40 und 41). III. Unterschiedliche Gesamtgrößen Werden die Vorher-Nachher-Bilder aus unterschiedlicher Entfernung oder mit unterschiedlich eingestellten Objektiven (Zoom) vorgenommen, so kann es passieren, dass der Patient im Bild unterschiedlich groß abgebildet ist. Lösung: Mit den genannten Programmen kann auch hier eine nachträgliche Angleichung der Gesamtgrößen und Positionen vorgenommen werden (Kongruenzangleichung über Grids im Bildbearbeitungsprogramm). Abbildung 6: Nachträglich Korrektur der vertikalen Achsen 10
  • 11. Praxistipp Stephan Gutbier (Medizinfotograf der Uniklinik Köln): Praxisbeispiel 6: Brust-OP (Brustvergrößerung) | Fall 1 (Seiten 52 und 53) „Professionelle Bildbearbeitungsprogramme wie Adobe Photoshop o. ä. dienen Ausgangsbefund: Mikromastie (kleine Brust), insbesondere Volumendefizit im lediglich der Korrektur von leichten Abweichungen (Achsen, oberen Brustpol. Bildgröße/Ausschnitt etc.). Wie der Autor bereits richtig betont hat, sollten mit den Programmen keinesfalls Änderungen am Erscheinungsbild des Patienten Praxisbeispiel 7: Brust-OP (Brustvergrößerung) | Fall 2 (Seiten 54 und 55) vorgenommen werden, da sonst die rechtliche Grundlage verloren ginge. Ausgangsbefund: Mikromastie (kleine Brust), anlagebedingte Dysmorphie des In der Praxis hat es sich bewährt, immer zwei Bildersätze abzuspeichern – ein unteren Brustpols (lower pole constriction). Satz der unbearbeiteten Originalaufnahmen sowie ein Satz der angepassten und bearbeiteten Aufnahmen. Praxisbeispiel 8: Brust-OP (Brustverkleinerung) (Seiten 56 und 57) Es ist zu empfehlen, diese Daten an verschiedenen Orten zu speichern. Ausgangsbefund: Asymmetrische, stark hängende Brust (Mammaptosis Grad III). Große unregelmäßig begrenzte Brustwarzenvorhöfe. 4.6 Praxisbeispiele Bitte beachten Sie: Auf den folgenden Seiten werden diverse Beispiele aus der Plastischen und Ästhetischen Chirurgie bzw. Gesichtschirurgie vorgestellt, die mit dem Operateur und Urheber aller im Buch abgebildeten medizinischen besprochenen TAKE5-Konzept in der Praxis umgesetzt wurden. Praxisbeispiele ist der Autor der Buches Dr. Dr. med. Matthias Siessegger. Praxisbeispiel 1: Facelifting (Seiten 44 und 45) Es sei an dieser Stelle nochmals ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Ausgangsbefund: Asymmetrische Höckernase, Nasenspitzen-Trooping, Aufnahmen urheberrechtlich geschützt sind und jede Verwertung in anderen als Labiomandibularfalte, Jowl-Kompartiment, Submentales-Kompartiment. den gesetzlich zulässigen Fällen der vorherigen schriftlichen Genehmigung des Autors bedürfen. Praxisbeispiel 2: Rhinoplastik (Nasenkorrektur) | Fall 1 (Seiten 46 und 47) Ausgangsbefund: Asymmetrische Höckernase. Bei der EBook-Version dieses Fachbuches ist es möglich, die einzelnen Aufnahmen durch Anklicken im Großformat zu betrachten. Dazu öffnet sich ein Praxisbeispiel 3: Rhinoplastik (Nasenkorrektur) | Fall 2 (Seiten 48 und 49) neues Fenster im Internetbrowser. Ausgangsbefund: Asymmetrische Höckernase, Überprojektion der Nase bei Spannungsseptum und Spinaprominenz. Hypoplastisches Kinn bei Normokklusion. Praxisbeispiel 5: Liposuktion (Fettabsaugung) (Seiten 50 und 51) Ausgangsbefund: Lipodystrophie mit Depots an Oberbauch, Unterbauch und Hüften. 11
  • 12. Praxisbeispiel 1: Facelifting  zur Vergrößerung und direkten Gegenüberstellung bitte auf die Bilder klicken 12
  • 13. Abbildung 43: Ausgangsbefund  Klicken, um zu vergrößern Abbildung 44: Zustand nach der Operation  Klicken, um zu vergrößern Befunderhebung und Analyse Medizinische Behandlung und Ergebnis In der Profilanalyse erkennt man eine Frau mittleren Alters mit hakenförmiger Etwa ein Jahr nach durchgeführter Behandlung zeigt die Befundung ein nahezu Höckernase (Trooping). harmonisches Gesichtsprofil. Das altersbedingte Absinken (Sagging) der Weichgewebe im Gesicht bewirkt die Die ROIs repräsentieren das Ergebnis der durchgeführten Nasenkorrektur mit Ausbildung von tiefen Labiomandibularfalten, die im seitlichen Entfernung des Höckers und Nasenspitzenanhebung. Unterkieferbereich in das sogenannte „Jowl-Kompartiment“ (umgangssprachlich Zusätzlich wurde das Kinn nach vorne verlagert und das Gesicht mittels eines „Hamsterbäckchen“) über geht. Ein kleines hängendes Weichgewebsdepot superextended Facelifts mit Anhebung des sogenannten S.M.A.S. (Superfizielles (submentales Kompartiment) gewinnt optisch an Bedeutung durch die Muskuloaponeurotisches System) verjüngt. gleichzeitig bestehende Rücklage des Kinns. 13
  • 14. Praxisbeispiel 2: Rhinoplastik (Nasenkorrektur) | Fall 1  zur Vergrößerung und direkten Gegenüberstellung bitte auf die Bilder klicken 14
  • 15. Praxisbeispiel 4: Liposuktion (Fettabsaugung)  zur Vergrößerung und direkten Gegenüberstellung bitte auf die Bilder klicken 15
  • 16. Praxisbeispiel 5: Brust-OP (Brustvergrößerung) | Fall 1  zur Vergrößerung und direkten Gegenüberstellung bitte auf die Bilder klicken 16
  • 17. Abbildung 55: Ausgangsbefund  Klicken, um zu vergrößern Abbildung 56: Zustand nach der Operation  Klicken, um zu vergrößern Befunderhebung und Analyse Medizinische Behandlung und Ergebnis Bei der jungen Frau liegt eine etwas kleine Brust (Mikromastie) vor. Nach Ausheilung der Operationsfolgen ist die Brust in Form und Größe der Figur Die ROI zeigt ein Volumendefizit insbesondere im oberen Anteil der Brust der Patientin angepasst. Es wurden Silikonimplantate unter die Brustdrüse (oberer Pol). implantiert, die Gestaltung einer natürlichen Brust scheint gelungen. Die TAKE5-Komplettansicht dokumentiert die entsprechenden Ansichten. 17
  • 18. Abbildung 58: Ausgangsbefund  Klicken, um zu vergrößern Abbildung 59: Zustand nach der Operation  Klicken, um zu vergrößern Befunderhebung und Analyse Medizinische Behandlung und Ergebnis Bei dieser jungen Frau bestand ebenfalls der Wunsch nach einer größeren Brust Die Brust wurde vergrößert, die Form (unterer und oberer Pol in der ROI) mit natürlicher Form. normalisiert. Die ROI im TAKE5-Ausgangsbefund lässt erkennen, dass es (im Gegensatz zur Patientin zuvor) aufgrund eines zusätzlichen Volumendefizits im unteren Brustbereich zu einer spitzen Form der gesamten Brust kommt (tubuläre Brust). 18
  • 19. In der Regel sind es Medizinische Vereinigungen, die über die Erarbeitung von 5. Rechtliche Grundlagen der Leitlinien, Richtlinien oder medizinischen Standards eindeutig festlegen, welche Dokumentationsform „erforderlich“ ist und Rechtsbestand hat. Medizinischen Dokumentation Daneben wurden durch internationale Regulierungsbehörden, auch auf Druck der Pharmazeutischen Industrie, sogenannte „Good Clinical Practices (GCP)“ für D. Nickel bestimmte medizinische Dokumentationsarten formuliert. Dies jedoch in erster Linie in Zusammenhang mit der Durchführung groß angelegter, internationaler medizinischer Studien. 5.1 Medizinische Dokumentation Für die Anfertigung von Vorher-Nachher-Bildern in der Medizin gab und gibt es Die rechtlichen Grundlagen der Medizinischen Dokumentation finden sich in der bis dato weder national noch international eine medizinrechtlich verbindliche Berufsordnung für Ärzte (vgl. § 10 Abs.1 MBO). Vorgabe. Ärzte sind zu einer Dokumentation ihrer Behandlungstätigkeit verpflichtet. Sie haben über die in Ausübung ihres Berufes gemachten Feststellungen und Rechtliche Bedeutung erlangt eine Medizinische Dokumentation im Sinne von getroffenen Maßnahmen die „erforderlichen“ Aufzeichnungen zu machen. Diese Vorher-Nachher-Bildern vorwiegend bei der Bewertung haftungsrechtlicher sind nicht nur Gedächtnisstützen für die Ärztin oder den Arzt, sie dienen auch Ansprüche nach stattgehabter Behandlung oder aber bei der Einschätzung dem Interesse der Patientin oder des Patienten an einer ordnungsgemäßen berufs- und wettbewerbsrechtlicher Belange. Dokumentation. Zudem werden Ärzte verpflichtet, diese ärztlichen Aufzeichnungen für die Dauer 5.2 Relevanz von Vorher-Nachher-Bildern von mindestens zehn Jahren nach Abschluss der Behandlung aufzubewahren (vgl. § 10 Abs.3 MBO). 5.2.1 Behandlungsfehler und medizinische Qualitätskontrolle Während hinsichtlich der grundsätzlichen Erstellungspflicht und der zeitlichen Verfügbarkeit berufsrechtlich klare Vorgaben bestehen, geht der Gesetzgeber Bei der Geltendmachung eines zivilrechtlichen Schadensersatzanspruches (bisher) nicht im Detail auf verschiedene Dokumentationsarten ein. gegenüber einem Arzt kommt der sorgfältigen Dokumentation einer Behandlung eine ganz erhebliche Bedeutung zu. Nach der Rechtsprechung des Neben einer (meist klinikeinheitlichen) ärztlichen Basisdokumentation, die im Bundesgerichtshofes kehrt sich die Beweislast zu Lasten des Arztes um, wenn Wesentlichen abrechnungsrelevant erstellt wird, und der Fachdokumentation, der Patient aufgrund mangelnder Dokumentation in Beweisschwierigkeiten die – ebenfalls meist klinikeinheitlich – Befunde dokumentiert, handelt es sich gerät. Lässt der Arzt beispielsweise pflichtwidrig dokumentationsbedürftige bei der Anfertigung von Vorher-Nachher-Bildern in der Plastischen und Befunde in den Krankenunterlagen undokumentiert, so folgt hieraus per Indiz, Ästhetischen Chirurgie um eine Spezialdokumentation, die im Sinne einer dass das, was nicht dokumentiert wurde, auch nicht geschehen ist (vgl. BGH, Qualitätssicherung anzulegen ist. Urteil vom 19. Februar 1995, Aktenzeichen VI ZR 272/93). 19
  • 20. 20