NPK2012 - Bettina Kraft: Resilienz bei Demenz mit Achtsamkeit und Yoga
NPK2011: Szenario-Projekt zur Versorgung von Menschen mit Demenz im Jahre 2030
1. Szenario-Projekt zur Versorgung von Menschen mit
Demenz im Jahre 2030 (Sze-Dem)
Ines Buscher
Niederrheinischer Pflegekongress: Krefeld 28./29.09.2011
Kerstin Goluchowicz, Ewa Dönitz, Bernd Beckert, Sabine Bartholomeyczik, Horst Christian Vollmar
3. Hintergrund
• Die Anzahl der Menschen mit Demenz wird weltweit zunehmen!
• Die Demenz wird zu einer zunehmenden gesellschaftlichen und
gesundheitsökonomischen Herausforderung!
• Wie sich die Versorgungssituation in der Zukunft gestalten wird und
welche Weichen bereits heute gestellt werden könnten, um die
zukünftige Situation in einer gewünschten Weise zu beeinflussen, ist
unklar!
(vgl. Bickel 2002; vgl. Hallauer 2002; vgl. Rothgang 2010; vgl. Ziegler/Dohlhammer 2010)
DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz Seite 3
4. Ziele
Es sollen gezielte Entscheidungen getroffen werden,
die die Weichenstellungen in die gewünschte
Richtung unterstützen.
• Sze-Dem will den Blick für zukünftige Problemstellungen schärfen
und Lösungsstrategien entwerfen
• Das Projekt will den heutigen Akteuren in Forschung und Politik
Handlungsoptionen und Empfehlungen für den Umgang mit der
zukünftigen Situation aufzeigen
• Hierzu wurden Szenarien für die Versorgungssituation von Menschen
mit Demenz im Jahre 2030 entwickelt
DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz Seite 4
5. Methode
Die Szenario-Methode ist ein universelles Instrument,
das komplexe Zukunftsfragen systematisch
behandeln kann.
• Diskussion mit Studierenden (Ermittlung der Einflussfelder)
• Experten-Workshop (Ermittlung relevanter Deskriptoren)
• Literaturanalyse (Beschreibung des Ist-Zustandes der Deskriptoren
und Ableitung von Ausprägungen)
• Szenario-Workshop (Bewertung der gegenseitigen Beeinflussung der
einzelnen Ausprägungen)
(vgl. Beckert et al. 2008; vgl. Grausemeier et al. 1996; vgl. Kosow/Gaßner 2008)
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6. Bildung konsistenter
Problemanalyse und Identifikation Sammlung wichtiger Deskriptoren Bildung und Auswahl alternativer
Ausprägungsbündel mittels paarweiser
der relevanten Einflussfelder zu den Einflussfeldern Ausprägungen
Konsistenzbewertungen
Forschung &
Technologie
medizinische politischer &
Versorgung & juristischer
Pflege Versorgung Rahmen
von MmD
2030
Gesellschaft, finanzieller
Ethik & Werte Rahmen
Ermittlung und Auswahl konsistenter Zukunftsbilder
Ausarbeitung der Szenarien
und Szenario-Interpretation
DZNE – Standort Witten Seite 6
7. Methode
Problemanalyse und Identifikation Grundlagen
der relevanten Einflussfelder
• Literatur
Forschung & • Seminare mit
Technologie Studierenden
medizinische politischer &
Versorgung & juristischer
Pflege Versorgung Rahmen
von MmD
2030
Gesellschaft, finanzieller
Ethik & Werte Rahmen
DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz Seite 7
8. Bildung konsistenter
Problemanalyse und Identifikation Sammlung wichtiger Deskriptoren Bildung und Auswahl alternativer
Ausprägungsbündel mittels paarweiser
der relevanten Einflussfelder zu den Einflussfeldern Ausprägungen
Konsistenzbewertungen
Forschung &
Technologie
Deskriptor 1
medizinische politischer & Regionale
Forschung &
Versorgung & Wirtschafts - Deskriptor 2
juristischer Technologie
struktur
Pflege Versorgung Rahmen
von MmD
2030 Deskriptor 3
…
Gesellschaft, finanzieller
Ethik & Werte Rahmen
Ermittlung und Auswahl konsistenter Zukunftsbilder
Ausarbeitung der Szenarien
und Szenario-Interpretation
DZNE – Standort Witten Seite 8
9. Methode
Sammlung wichtiger Deskriptoren
zu den Einflussfeldern
Grundlagen
Versorgungsangebote für Menschen
mit Demenz und ihre • Experten-
Regionale Bezugspersonen Workshop („von
medizinische
Wirtschafts - der Stammzell-
Konzeption und Umsetzung von
Versorgung & forscherin
Versorgungsplänen
struktur
Pflege bis zur
Architektin“)
Wohnsituation von Menschen mit
Demenz
Personalsituation
Pflegearrangements
DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz Seite 9
10. Bildung konsistenter
Problemanalyse und Identifikation Sammlung wichtiger Deskriptoren Bildung und Auswahl alternativer
Ausprägungsbündel mittels paarweiser
der relevanten Einflussfelder zu den Einflussfeldern Ausprägungen
Konsistenzbewertungen
Forschung & Deskriptor 1
Technologie
Deskriptor 1
medizinische politischer & Regionale
Forschung &
Versorgung & Wirtschafts - Deskriptor 2
juristischer Technologie Deskriptor 2
struktur
Pflege Versorgung Rahmen
von MmD
2030 Deskriptor 3
Deskriptor 3
…
Gesellschaft, finanzieller
Ethik & Werte Rahmen
Deskriptor 4
Ermittlung und Auswahl konsistenter Zukunftsbilder
Ausarbeitung der Szenarien
und Szenario-Interpretation
DZNE – Standort Witten Seite 10
11. Methode
Bildung und Auswahl alternativer
Ausprägungen Grundlagen
Vielfältige Wohnformen in • Experten-
ausreichender Anzahl Workshop („von
Wohnsituation
von Menschen Vielfältige Wohnformen aber der Stammzell-
mit Demenz in unzureichender Anzahl forscherin
Variationsarme Wohnformen bis zur
Architektin“)
Qualitativ angemessenes
Personal verfügbar • Literatur-
Personal verfügbar, aber sichtung
Personal- nicht hinreichend qualifiziert
situation
Personalmangel
DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz Seite 11
12. Bildung konsistenter
Problemanalyse und Identifikation Sammlung wichtiger Deskriptoren Bildung und Auswahl alternativer
Ausprägungsbündel mittels paarweiser
der relevanten Einflussfelder zu den Einflussfeldern Ausprägungen
Konsistenzbewertungen
Forschung & Deskriptor 1
Technologie
Deskriptor 1
medizinische politischer & Regionale
Forschung &
Versorgung & Wirtschafts - Deskriptor 2
juristischer Technologie Deskriptor 2
struktur
Pflege Versorgung Rahmen 5 2 4
von MmD 4 3 3
2030 Deskriptor 3 3 5 2
1 4 3
Deskriptor 3
…
4 3 2 3 1 5 2
Gesellschaft, finanzieller 3 1 5 2 3 3 4
Ethik & Werte Rahmen
Deskriptor 4
Ermittlung und Auswahl konsistenter Zukunftsbilder
Ausarbeitung der Szenarien
und Szenario-Interpretation
DZNE – Standort Witten Seite 12
13. Methode
Bildung konsistenter Ausprägungsbündel mittels
Paarweiser Konsistenzbewertungen
Grundlagen
Qualitativ Personal
ange- verfügbar,
Personal-
• Szenario-
messenes
Personal
aber nicht
hinreichend
mangel Workshop
verfügbar qualifiziert
Vielfältige
• Literatursichtung
4 3 3
Wohnformen
in ausreichen-
der Anzahl
Vielfältige Legende:
Wohnformen 1= totale Inkonsistenz
aber in unzu-
reichender
3 3 3 2= partielle Inkonsistenz
Anzahl 3= neutral
4= gegenseitige
Variations-
Unterstützung
arme
Wohnformen
2 3 4 5= starke gegenseitige
Unterstützung
DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz Seite 13
14. Bildung konsistenter
Problemanalyse und Identifikation Sammlung wichtiger Deskriptoren Bildung und Auswahl alternativer
Ausprägungsbündel mittels paarweiser
der relevanten Einflussfelder zu den Einflussfeldern Ausprägungen
Konsistenzbewertungen
Forschung & Deskriptor 1
Technologie
Deskriptor 1
medizinische politischer & Regionale
Forschung &
Versorgung & Wirtschafts - Deskriptor 2
juristischer Technologie Deskriptor 2
struktur
Pflege Versorgung Rahmen 5 2 4
von MmD 4 3 3
2030 Deskriptor 3 3 5 2
1 4 3
Deskriptor 3
…
4 3 2 3 1 5 2
Gesellschaft, finanzieller 3 1 5 2 3 3 4
Ethik & Werte Rahmen
Deskriptor 4
Ermittlung und Auswahl konsistenter Zukunftsbilder
Ausarbeitung der Szenarien
und Szenario-Interpretation
DZNE – Standort Witten Seite 14
15. Methode
Ermittlung und Auswahl konsistenter Zukunftsbilder
Über 7 Billionen potenziell mögliche Kombinationen!
Darstellung der euklidischen Distanz
DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz Seite 15
16. Methode
Ausarbeitung der Szenarien Grundlagen
und Szenario-Interpretation
• Ergebnisse der
Szenario-
berechnungen
• 5 konsistente
Szenarien
Gregor Kierkowicz
DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz Seite 16
17. Ergebnisse
„(…) In diesen Zeiten kann die
Forschung kaum noch etwas für
den Menschen erreichen. (…) Wen
kümmert es, dass Menschen mit
Demenz notdürftig von ihren
Familien versorgt werden oder
völlig verwahrlost in ihren
Wohnungen dahin vegetieren? (…)
Die staatliche
„Gesundheitsversicherung“ hat
die gesetzlichen Leistungen so
weit runter gefahren, dass nur
noch „die überlebenswichtigen
Leistungen“ finanziert werden.
Was für Menschen mit Demenz da
noch übrig bleibt sind sedierende
Präparate.(…)“ (Auszug aus der
Storyline)
DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz Seite 17
18. Ergebnisse
„(…) In der Uhr ist ein
Positionschip enthalten, der mit
der Überwachungszentrale der
Wohnsiedlung verbunden ist und
diese automatisch verständigt,
wenn Herr S. seinen Flur verlässt.
(…) Der alleinstehende Mann leidet
sichtlich unter diesem Zustand
ebenso wie unter Vereinsamung.
(…) Herr S. hatte keine Wahl:
Entweder blieb er unter Aufsicht in
seiner Wohnung oder er hätte in
das nächstgelegene Pflegeheim
umziehen müssen. (…) Die
Einzigen, die sich um Menschen
wie ihn kümmern, sind preiswerte
Arbeitskräfte (…)“ (Auszug aus der
Storyline)
DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz Seite 18
19. Ergebnisse
„(…) jetzt schicken die mir einmal
in der Woche eine
Demenztrainerin. Eine junge
Ärztin. Die erzählt mir was über
irgendwelche Programme. Ich
versteh kein Wort. (…) Dann kam
die mit so einem technischen
Quatsch an, den ich kaufen soll.
Viel zu teuer und ich weiß gar nicht
wie man damit umgeht. Soll mich
angeblich entlasten. Und stell dir
vor, da schlägt die mir noch vor zu
einer Risikountersuchung zu
gehen. (…) Als wenn ich das jetzt
wissen will. Ich habe andere
Probleme. (…)“ (Auszug aus der
Storyline)
DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz Seite 19
20. Ergebnisse
„Der 13-jährige Robert muss zur
U10. Diese Untersuchung (…) ist
mittlerweile bei allen 12-14
jährigen Schülern Pflicht. Bei
Robert wurde dabei mittels
Genanalyse (…) festgestellt, dass
er ein 65-prozentiges Risiko hat,
bis zu seinem siebzigsten
Lebensjahr an einer Alzheimer-
Demenz zu erkranken. (…) Wegen
des erhöhten Risikos hat ihn die
Kinderärztin zur Impfung
einbestellt. Eigentlich mag Robert
keine Spritzen, aber seine Mutter
hat gesagt, dass sie sonst seine
Krankenkassenbeiträge nicht
mehr bezahlen könne.
(…)“ (Auszug aus der Storyline)
DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz Seite 20
21. Ergebnisse
„(…) Gemeinsam mit der
Demenzberaterin wurde der
Hilfeplan angepasst. Frau B.
erhält jetzt eine ambulante
Tagesbetreuung. Die
gerontopsychiatrische Fachkraft
Frau A. besucht sie zweimal
täglich für mehrere Stunden. Dank
ihrer hohen kommunikativen
Kompetenzen findet sie schnell
einen Zugang zu Frau B. und kann
Missverständnisse zwischen ihr
und der Umwelt entschärfen.
Auch wirkt Frau B. wesentlich
entspannter, seitdem Frau A. mit
ihr gemeinsam alte Fotoalben
anschaut, ihren geliebten
Beethoven hört und mit Duftölen
und speziellem Licht für eine
gemütliche Atmosphäre sorgt.
(…)“ (Auszug aus der Storyline)
DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz Seite 21
22. Diskussion
• Die Personalsituation wird schwierig, aber nicht hoffnungslos!
• Die Versorgung von Menschen mit Demenz lässt sich kaum ohne die
Nutzung ehrenamtlicher und ausländischer Kräfte abdecken!
• Wirksame Interventionsmöglichkeiten können die gesellschaftliche Akzeptanz
der Demenz als „normale Erkrankung“ unterstützen!
• Die gesellschaftliche Definition der Demenz als „normale Krankheit“ kann
positive Auswirkungen auf das bürgerschaftliche Engagement für Menschen
mit Demenz haben!
• Die Koordination der Versorgung, die v.a. den spezifischen Bedürfnissen der
Generationen und den regionalen Gegebenheiten Rechnung trägt, ist
möglich!
• Innovationen können nachhaltig umgesetzt werden!
DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz Seite 22
23. Handlungsempfehlungen
Basisprinzipien:
• Bei allen geplanten Maßnahmen ist stets das Wohl der Betroffenen zu
berücksichtigen
• Dazu gehört auch eine Teilhabe der Menschen mit Demenz an allen
Prozessen und Entscheidungen, die ihre Person betreffen
Personalprobleme:
• Es sind wissenschaftliche und politische Konzepte zu entwickeln und zu
evaluieren, wie der Personalmangel aufgefangen werden kann
• Konzepte sowie gesetzliche Regelungen zur Einwanderung von Fachkräften
sind zu entwickeln und umzusetzen
(vgl. Georgieff 2008,2009; vgl. von Kutzleben 2011)
DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz Seite 23
24. Handlungsempfehlungen
Forschungsförderung
• Die Versorgungsforschung (im Bereich der Demenz) sollte insgesamt durch
ein höheres Fördervolumen gestärkt werden
• Sie sollte so gestaltet werden, dass auch „Freiheiten“ in Grundlagen-,
translationaler, klinischer und anwendungsnaher Forschung möglich sind, um
auf diese Weise kreative neue Ideen zu generieren
• Speziell die Implementierungsforschung sollte durch ein höheres
Fördervolumen gestärkt werden, denn die besten Ergebnisse sind nutzlos,
wenn sie nicht eingesetzt werden
(vgl. BMBF 2010: vgl. Piot 2010)
DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz Seite 24
25. Handlungsempfehlungen
Grundlagenforschung und Technologie
• Neue therapeutische Verfahren sind hinsichtlich ihrer Wirksamkeit und
Sicherheit zu überprüfen
• Neue diagnostische Verfahren sind hinsichtlich ihrer therapeutischen
Konsequenzen zu hinterfragen
• Ethische Konsequenzen (z.B. der Einsatz von Biomarkern, um das
Alzheimer-Risiko zu ermitteln) sollten auf breiter gesellschaftlicher Basis
diskutiert werden
• Unterstützende und autonomieförderenden Technologien sind hinsichtlich
ihrer Effektivität und Effizienz zu untersuchen
(vgl. Georgieff 2008)
DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz Seite 25
26. Handlungsempfehlungen
Professionelle Gesundheitsversorgung:
• Vorhandene Versorgungsstrukturen und -angebote sind bezogen auf ihren
Nutzen für die Betroffenen nach wissenschaftlichen Kriterien zu evaluieren
und weiterzuentwickeln
• Beratungs- und Versorgungsstrukturen sind so zu gestalten, dass sie für die
Betroffenen transparent sind
Familiäre Pflege und Ehrenamt:
• Selbsthilfegruppen sollten in ihrer Funktion des „Stimmorgans für Betroffene“
weiter gefördert und in diesen Prozess einbezogen werden
• Unterstützende und entlastende Maßnahmen für pflegende Angehörige sind
weiterzuentwickeln, zu evaluieren und zu vernetzen
• Der Gestaltung bürgerschaftlichen Engagements sollte besondere
Aufmerksamkeit gewidmet werden
(vgl.SVR 2009; vgl. Bührlen et al. 2008; vgl. Bierboom et al. 2011; vgl. Grass-Kapanke et al. 2008; vgl. IQWiG 2009;
vgl. Olazaran et al. 2010; vgl. Sauer/Wißmann 2007; vgl. Vogelwiesche/ Sporket 2008)
DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz Seite 26
27. Handlungsempfehlungen
Gesellschaft und Demenz
• Projekte der gemeindenahen Versorgung („Quartier“) sollten gefördert und
wissenschaftlich evaluiert werden. Hierbei ist auch die Einbindung
quartiersnaher Strukturen (Geschäfte, Kirchen, etc.) vorzusehen
• Haben sich Versorgungssettings, Pflegearrangements oder Technologien als
sinnvoll erwiesen, so sollten diese nachhaltig in die Versorgung implementiert
werden
• In der Gesellschaft ist die Sensibilität bezüglich der Demenzerkrankungen
und den Folgen für die Betroffenen weiter zu stärken
• Impulse aus der Gesellschaft sollten an forschende Organisationen und
Unternehmen weitergereicht werden
(vgl. KDA 2007; vgl. Grebe 2010; vgl. Kruse 2010)
DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz Seite 27
28. Limitationen
• Gefahr der Überschätzung der scheinbaren Genauigkeit explorativer Szenarien
• Bewertung der Vorhersagegenauigkeit ist aufgrund des hypothetischen
Charakters der Szenario-Methode nicht anwendbar
• Szenarien beschreiben keine umfassenden Bilder der Zukunft und haben daher
keinen Anspruch auf Vollständigkeit bzw. Richtigkeit
• Die Qualität der Szenarien ist erheblich von der Kompetenz, der
Informationsbasis und der Vorstellungskraft der beteiligten Experten abhängig
• Stellen keine Vorhersage der Zukunft dar, denn alle Schritte beinhalten immer
subjektive Einschätzungen und Bewertungen abstrahierter komplexer
Sachverhalte durch Experten
(vgl. Bierbooms et al. 2011; vgl. Kosow/ Gaßner 2008; vgl. van Beek/Machenbach 1997; vgl. Wright et. al 2008; vgl. Schwarz
1996; vgl. Fink/Schlake 2000, vgl. Ling/Hadridge 2000; vgl. Baker et al. 2006; vgl. Gausemeier et al. 1996)
DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz Seite 28
29. Stärken
• Unterstützt die systematische Auseinandersetzung mit unsicheren alternativen
Zukünften
• Reduktion der wahrgenommene Komplexität der untersuchten Wechselwirkungen
und macht Ergebnisse nachvollziehbar
• Unterstützung einer zukunftsoffenen Denkweise, indem sie alternative
Zukunftsentwicklungen berücksichtigt
• gute Anschlussfähigkeit an weitere Verfahren der Zukunftsanalyse wie z.B. die
Delphi-Befragung oder Roadmapping-Prozesse
(vgl. Bierbooms et al. 2011; vgl. Kosow/ Gaßner 2008; vgl. van Beek/ Machenbach 1997; vgl. Wright et. Al 2008; vgl.
Schwarz 1996; vgl. Fink/Schlake 2000)
DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz Seite 29
30. Kontakt
Vielen Dank für Ihre Kontakte:
Aufmerksamkeit! Dipl-PfleWi (FH) Ines Buscher;
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Ines.Buscher@dzne.de
PD Dr. Horst Christian Vollmar,
MPH; Projektleitung:
Horst.Vollmar@dzne.de
Verwendete Literatur kann bei
der Referentin angefragt
werden.
DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz Seite 30
31. Literatur
Baker J, Lovell K, Harris N. How expert are the experts? An exploration of the concept of "expert" within Delphi panel
techniques. Nurse Researcher 2006; 14:59-70.
Beckert B, Goluchowicz K, Kimpeler S. Die IT- und Medienwelt in Baden-Württemberg im Jahr 2020. Vier
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Bickel H. Stand der Epidemiologie. In: Hallauer JF, Kurz A, editors. Weißbuch Demenz Versorgungssituation relevanter
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Bührlen B, Kickbusch I, Biedenkopf KH, Gaisser S, Henke KD, Meyer-Krahmer F, Nusser M, Reiß T.
Innovationssystem Gesundheit: Ziele und Nutzen von Gesundheitsinnovationen : Ergebnisse des 1. MetaForums
"Innovation im Gesundheitswesen". Fraunhofer IRB Verl., Stuttgart, 2008.
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Gausemeier J, Fink A, Schlake O. Szenario-Management: Planen und Führen nach Szenarien. München, Wien: Carl
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Georgieff P. Ambient Assistet Living. Marktpotenziale IT-unterstützter Pflege für ein selbstbestimmtes Alter. Stuttgart,
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Georgieff P. Aktives Alter(n) und Technik. Nutzung der Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) zur Erhaltung
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DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz Seite 31
32. Literatur
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Hallauer JF. Epidemiologie für Deutschland mit Prognose. In: Hallauer JF, Kurz A, editors. Weißbuch Demenz
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Kosow H, Gaßner R. Methoden der Zukunfts- und Szenarioanalyse - Überblick, Bewertung und Auswahlkriterien.
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demenzkranker Menschen. Heidelberg: Akademische Verlagsgesellschaft, 2010:8-26
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Ling T, Hadridge P. The Madingley scenarios for the future context of healthcare: understanding today by imagining
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Olazaran J, Reisberg B, Clare L, Cruz I, Pena-Casanova J, Del Ser T, Woods B, Beck C, Auer S, Lai C, Spector A,
Fazio S, Bond J, Kivipelto M, Brodaty H, Rojo JM, Collins H, Teri L, Mittelman M, Orrell M, Feldman HH, Muniz R.
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33. Literatur
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Deutschland bis zum Jahr 2050. Demografische Forschung - Aus Erster Hand 2010; 7:4.
DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz Seite 33
34. Fazit
• Bei politisch und wirtschaftlich konstanten Rahmenbedingungen ist
eine sehr gute Versorgung von Menschen mit Demenz möglich
• Egal, wie erfolgreich oder nicht erfolgreich die Grundlagenforschung
ist, die Investition in eine gute Versorgung zahlt sich für die
Betroffenen auf jeden Fall aus
• Voraussetzung ist ein Umdenken in der Gesellschaft
DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz Seite 34
35. Fragestellung
• Wie können Menschen mit Demenz in Zukunft versorgt werden?
• Wer soll dies leisten?
• Welche technischen Hilfsmittel könnten nutzbringend eingesetzt
werden?
• Welche therapeutischen Optionen werden voraussichtlich verfügbar
sein?
• Wie kann dies finanziert werden?
• Welche Modelle zur Integration der Versorgung von Menschen mit
Demenz in den gesamtgesellschaftlichen Kontext erscheinen
sinnvoll?
DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz Seite 35
36. Beantwortung der Fragen
Wer soll dies leisten?
• Die Versorgung von Menschen mit Demenz lässt sich kaum ohne die
Nutzung ehrenamtlicher und ausländischer Kräfte abdecken
• Entsprechende Konzepte zur Förderung des Ehrenamtes sowie
gesetzliche Reformationen der Einwanderungspolitik scheinen
geradezu notwendig
• Gesellschaftlichen Ressourcen sollten gebündelt werden, um die
vorhandenen oder nachwachsenden professionellen Fachkräfte im
Gesundheitswesen (Pflegende, Haus- und Fachärzte, u.a.)
ausreichend zu qualifizieren und angemessen zu vergüten
DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz Seite 36
37. Beantwortung der Fragen
Welche technischen Hilfsmittel könnten nutzbringend
ein gesetzt werden?
• Der Szenario-Prozess konnte Auskunft darüber geben, wie
technische Hilfsmittel in der Versorgung von Menschen mit Demenz
eingesetzt werden können und sollen
• Hilfsmittel können zum einen primär dazu dienen, Menschen mit
Demenz zu überwachen; sie können aber auch dazu beitragen, die
Autonomie der Betroffenen zu erhalten und zu fördern
• Welche Entwicklungstendenz sich mehr durchsetzten wird, hängt im
Wesentlichen von dem gesellschaftlichen Bild der Demenz und den
personellen Ressourcen ab
DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz Seite 37
38. Beantwortung der Fragen
Welche therapeutischen Optionen werden
voraussichtlich verfügbar sein?
• Die Verbesserungen der therapeutischen Optionen werden zwar
maßgeblich durch Forschung getriggert, zusätzlich sind aber
politische Umsetzungsprogramme notwendig
• Psychosoziale Interventionen haben eine hohe Bedeutung
• Es kommt nicht auf die Wirksamkeit einzelner isolierter Interventionen
an, sondern eher auf ein Gesamtkonzept, dass den Persönlichkeiten
und den individuellen Lebensentwürfen der Betroffenen angepasst ist
• Auch hier erweisen sich die Qualifikation des Personals, das
gesellschaftliche Bild der Demenz und innovative Wohnkonzepte als
zentrale fördernde Faktoren
DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz Seite 38
39. Beantwortung der Fragen
Wie kann dies finanziert werden?
• Die Entwicklung der wirtschaftliche Lage in Deutschland ist zentral
• Aber auch bei einem moderaten Wirtschaftwachstum ist eine
angemessene und sogar hochwertige Versorgung von Menschen mit
Demenz möglich
• Zum Anderen wird die gesellschaftliche Sensibilität für das Thema
Demenz und die Bereitschaft hierfür Ressourcen einzusetzen, über
die Mittelverteilung entscheiden
• Im Hinblick auf die soziale Gerechtigkeit sollten zumindest
Basisleistungen der Versorgung und Pflege von Menschen mit
Demenz solidarisch getragen werden
DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz Seite 39
40. Beantwortung der Fragen
Welche Modelle zur Integration der Versorgung von Menschen mit
Demenz in den gesamtgesellschaftlichen Kontext erscheinen
sinnvoll?
• politische Umsetzungsprogramme zur Verhaltensveränderung in der Bevölkerung
• Vernetztes transparentes Informations- und Versorgungssystem
• Zusammenarbeit von Beratungsstellen mit Selbsthilfegruppen für Menschen mit
Demenz und pflegenden Angehörigen
• Förderung eines entsprechenden Selbstverständnissens in den
Gesundheitsprofessionen
• Ausbau von bedürfnisgerechten Wohnformen und einer autonomieerhaltenden
Infrastruktur
• Zusammenarbeit zwischen professionellen Diensten, ehrenamtlichen Helfern,
Kommunen, Architekten und Anbietern/ Entwicklern von Technologien
• Strategien gegen den quantitativen und qualitativen Personalmangel
• Unterstützung ehrenamtlicher Helfer und pflegender Angehöriger
• Bereits bestehende Strukturen und Maßnahmen sollten nach wissenschaftlichen
Kriterien evaluiert und weiter ausgebaut werden
DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz Seite 40
41. Beantwortung der Fragen
Wie können Menschen mit Demenz in Zukunft versorgt
werden?
• Die Versorgungssituation kann in Zukunft nicht nur stabilisiert,
sondern möglicherweise auch erheblich verbessert werden
• Das geht auch bei einem prognostizierten Anstieg der
Demenzerkrankungen auf ca. 2 Millionen Menschen und einem
moderaten Wirtschaftwachstum und ohne die Entwicklung eines
„Heilmittels“
• Ein „Umdenken“ und konsekutiv ein anderer Umgang mit Menschen
mit Demenz in der Gesellschaft sind dafür genauso notwendig, wie
der gesellschaftliche Konsens, gut qualifiziertes Personal in
ausreichender Anzahl auszubilden und zu finanzieren
• Hierfür sollten umgehend entsprechende Handlungsstrategien
entwickelt und umgesetzt werden
DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz Seite 41
42. Methode
Ermittlung und Auswahl konsistenter Zukunftsbilder Grundlagen
Gut gemeint und
schlecht gemacht • Konsitenz-
Demenz meistern
matrix
Zusammenbruch der
Versorgungsstrukturen
• Szenario-
software
Demenz vermeiden
Verwahrung von
Menschen mit Demenz
DZNE e. V. – Witten / Institut für Versorgungsstrategien für Menschen mit Demenz Seite 42