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Mögliche Folgen der Ablagerung
freigemessener nicht-radioaktiver Abfälle
bei der Nachnutzung von Deponien
28. Karlsruher Deponie- und Altlastenseminar 2018
17.-18. Oktober 2018
Christian Küppers
Öko-Institut e.V., Darmstadt
Überblick
• „De Minimis-Konzept“ bei der Freigabe radioaktiver
Abfälle
• Herleitung von Freigabewerten für die Beseitigung auf
Deponien
• Mögliche radiologische Folgen der Nachnutzung von
Deponien
„De Minimis-Konzept“
bei der Freigabe
radioaktiver Abfälle
De minimis-Konzept (1)
De minimis-Konzept definiert eine Dosis, bei der mögliche Risiken so
gering sind, dass sie außerhalb eines Regulierungsbedarfs liegen
International übliche Definition:
o jährliches individuelles Risiko in der Größenordnung von 1:10 Mio.
o Begrenzung auf „einige 10 Mikrosievert (µSv) im Jahr“, da sich unregulierte
Dosen überlagern können
De minimis-Konzept (2)
Schwankungsbreite der jährlichen natürlichen Dosis in Deutschland
Quelle: ESK-Informationspapier zur Freigabe
http://www.entsorgungskommission.de/sites/default/files/reports/Informationspapier_ESK67_16072018_hp.pdf
De minimis-Konzept (3)
Abschätzung des durchschnittlichen Beitrags zur mittleren jährlichen
natürlichen Dosis durch Radon in Wohnungen
Quelle: ESK-Informationspapier zur Freigabe
http://www.entsorgungskommission.de/sites/default/files/reports/Informationspapier_ESK67_16072018_hp.pdf
De minimis-Konzept (4)
Umsetzung des De minimis-Konzepts in Deutschland
Freigabe in Deutschland geregelt durch die StrlSchV:
o Begrenzung der Dosis auf „im Bereich von 10 µSv im Jahr“
Unterscheidung verschiedener Freigabeoptionen:
o uneingeschränkte Freigabe
o spezifische Freigabe (z. B. Beseitigung auf einer Deponie, Metalle zur
Wiederverwertung)
Herleitung von
Freigabewerten für die
Beseitigung auf Deponien
Herleitung der Freigabewerte (1)
Zu beachten:
o Dosis von 10 µSv im Jahr ist nicht messbar
o auch Belastungen, die erst in (ferner) Zukunft auftreten, müssen
begrenzt werden
Lösung:
o Dosis wird durch Modellierung abgeschätzt
o zulässige Kontamination („Freigabewert“) wird so begrenzt, dass die
Dosis von 10 µSv im Jahr nicht überschritten wird
Berücksichtigte Expositionspfade bei der Freigabe zur Beseitigung auf einer
Deponie
10
Herleitung der Freigabewerte (2)
Beispiele für sehr ungünstige Annahmen:
o über 54 Jahre wird jährlich die maximal zulässige Masse an freigegebenen
Abfällen deponiert
o exponierte Person
 trinkt nur Wasser aus dem Vorfluter der Kläranlage
 verzehrt nur pflanzliche Nahrungsmittel, die mit dem Wasser des
Vorfluters der Kläranlage beregnet wurden
 verzehrt nur Milch und Fleisch von Tieren, die mit dem Wasser des
Vorfluters der Kläranlage getränkt wurden
 Wahrscheinlichkeit, 10 µSv/a zu erhalten, ist sehr gering
(dadurch wird das Risiko nochmals deutlich geringer)
11
Herleitung der Freigabewerte (3)
Mögliche radiologische
Folgen der Nachnutzung
von Deponien
rot: Ablagerungsflächen
freigegebener Abfälleo Bei Herleitung der Freigabewerte zur Beseitigung auf einer Deponie der
Strahlenschutzverordnung wurde eine Nachnutzung der Deponie nicht
berücksichtigt
o Umweltministerium Ba-Wü hat überprüfen lassen, ob bei einer
Nachnutzung das 10 µSv-Konzept eingehalten ist
o Bei der Untersuchung getroffene Annahmen:
 bei Stilllegung der Deponie nur Erfüllung der Mindestanforderungen
des Abfallrechts
 Nachnutzung soll bereits 1 Jahr nach Stilllegung beginnen
 freigegebene Abfälle sollen sich unmittelbar an der Oberfläche der
stillgelegten Deponie befinden
Deponienachnutzung (1)
rot: Ablagerungsflächen
freigegebener Abfälleo Landwirtschaft
(Ackerbau, Weide)
o Forstwirtschaft
(Waldwirtschaft, Jagd)
o Wohnbebauung
(abdeckend für alle anderen Arten der Bebauung)
o Freizeitnutzung
(Spielplatz, Sportplatz, Park etc.)
o Verkehrsflächen
(Straße, Parkplatz etc.)
Deponienachnutzung (2)
rot: Ablagerungsflächen
freigegebener AbfälleMindestanforderungen des Abfallrechts stellen sicher:
o Oberflächenabdichtungssystem bleibt unversehrt
 nur Anbau von Pflanzen, die nicht bis in den Deponiekörper wurzeln
können,
 kein Tiefbau, der das Abdichtungssystem gefährdet,
 Höhe der Bodenschicht muss jeweils entsprechend bemessen
werden
o keine Radionuklide gelangen vom Deponiekörper nach oben in die
„Rekultivierungsschicht“
o Personen auf der „Rekultivierungsschicht“ können dann ausschließlich
der Direktstrahlung von Radionukliden aus dem Abfallkörper ausgesetzt
sein
Deponienachnutzung (3)
Nachnutzungs-
szenario
abschirmende
Schicht
Personengruppe Aufenthalts-
dauer
Landwirtschaft 1 m Boden Erwachsene 1000 h/a
Forstwirtschaft 1 m Boden Erwachsene 500 h/a
Freizeitnutzung 1 m Boden alle* 1200 h/a
Bebauung 1 m Boden alle* 2400 h/a
Verkehrsflächen 20 cm
Normalbeton
Erwachsene 1000 h/a
angenommene Aufenthaltszeiten im Freien
*: alle sechs Altersgruppen der Strahlenschutzverordnung
Ein volles Jahr hat 8760 Stunden.
2400 Stunden heißt z. B.:
 8 Stunden im Freien an 300 Tagen eines Jahres.
Deponienachnutzung (4)
rot: Ablagerungsflächen
freigegebener Abfälleo höchste mögliche Dosis im Szenario Wohnbebauung, da
 längste Aufenthaltszeit im Freien zu erwarten (unterstellt wurden 2400
Stunden im Jahr)
 Kleinkind als höchstexponierte Person möglich (höhere Dosis als
Erwachsene)
o höchstmögliche Dosis 1,4 µSv im Jahr (Kobalt-60, im 1. Jahr der
Nachnutzung)
o Durch die angenommenen Randbedingungen und die gewählte
Modellierung würde die Dosis selbst dann nicht höher, wenn
ausschließlich freigegebene Abfälle auf einer Deponie gelagert würden
Deponienachnutzung (5)
Zusätzlich weiterer Expositionspfad mit einem nicht mehr kontrollierten
Aussickern von Sickerwasser am Deponiefuß betrachtet
Deponie-
körper
Basisabdichtung
Kläranlage
Klärschlamm
Vorfluter
RegenwasserSickerwasser
während des Deponiebetriebs: Sickerwasserszenario
Deponienachnutzung (6)
Deponie-
körper
Basisabdichtung
Nachsorgephase mit intakten Abdichtungssystemen
Deponienachnutzung (7)
Deponie-
körper
Basisabdichtung
versagt
versagt
RegenwasserSickerwasser
Brunnen
Versagen der Abdichtungs-
systeme in der ursprüng-
lichen Modellierung
Deponienachnutzung (8)
Deponie-
körper
Basisabdichtung
hat versagt
ist noch dicht
RegenwasserSickerwasser
Landwirt-
schaftliche
Fläche
Bach
neues Szenario: nur teilweises Versagen der Abdichtungssysteme
Ergebnis: höhere Dosis als 10 µSv im Jahr auch dann nicht möglich
(abgedeckt durch die Szenarien Sickerwasser/Kläranlage und
Grundwasser/Brunnen)
Deponienachnutzung (9)
rot: Ablagerungsflächen
freigegebener AbfälleAnnahmen
o nach 100 Jahren wird die Oberflächenabdichtung undicht und
Regenwasser dringt ungehindert in den Deponiekörper
o das Sickerwasser tritt am Deponiefuß wieder aus und
 gelangt in ein Oberflächengewässer
 versickert in der Nähe des Deponiekörpers (auf einer z. B.
landwirtschaftlich genutzten Fläche)
Ergebnis
o höhere Dosis als 10 µSv im Jahr auch dann nicht möglich
(abgedeckt durch die Szenarien Sickerwasser/Kläranlage und
Grundwasser/Brunnen)
Download des Berichts:
https://um.baden-wuerttemberg.de/fileadmin/redaktion/m-um/intern/Dateien/Dokumente/3_Umwelt/
Kernenergie/Freigaben_StrlSCHVO/20161115_Nachnutzung_Deponie.pdf
Deponienachnutzung (10)
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Mögliche Folgen der Ablagerung freigemessener nicht-radioaktiver Abfälle bei der Nachnutzung von Deponien

  • 1. Mögliche Folgen der Ablagerung freigemessener nicht-radioaktiver Abfälle bei der Nachnutzung von Deponien 28. Karlsruher Deponie- und Altlastenseminar 2018 17.-18. Oktober 2018 Christian Küppers Öko-Institut e.V., Darmstadt
  • 2. Überblick • „De Minimis-Konzept“ bei der Freigabe radioaktiver Abfälle • Herleitung von Freigabewerten für die Beseitigung auf Deponien • Mögliche radiologische Folgen der Nachnutzung von Deponien
  • 3. „De Minimis-Konzept“ bei der Freigabe radioaktiver Abfälle
  • 4. De minimis-Konzept (1) De minimis-Konzept definiert eine Dosis, bei der mögliche Risiken so gering sind, dass sie außerhalb eines Regulierungsbedarfs liegen International übliche Definition: o jährliches individuelles Risiko in der Größenordnung von 1:10 Mio. o Begrenzung auf „einige 10 Mikrosievert (µSv) im Jahr“, da sich unregulierte Dosen überlagern können
  • 5. De minimis-Konzept (2) Schwankungsbreite der jährlichen natürlichen Dosis in Deutschland Quelle: ESK-Informationspapier zur Freigabe http://www.entsorgungskommission.de/sites/default/files/reports/Informationspapier_ESK67_16072018_hp.pdf
  • 6. De minimis-Konzept (3) Abschätzung des durchschnittlichen Beitrags zur mittleren jährlichen natürlichen Dosis durch Radon in Wohnungen Quelle: ESK-Informationspapier zur Freigabe http://www.entsorgungskommission.de/sites/default/files/reports/Informationspapier_ESK67_16072018_hp.pdf
  • 7. De minimis-Konzept (4) Umsetzung des De minimis-Konzepts in Deutschland Freigabe in Deutschland geregelt durch die StrlSchV: o Begrenzung der Dosis auf „im Bereich von 10 µSv im Jahr“ Unterscheidung verschiedener Freigabeoptionen: o uneingeschränkte Freigabe o spezifische Freigabe (z. B. Beseitigung auf einer Deponie, Metalle zur Wiederverwertung)
  • 8. Herleitung von Freigabewerten für die Beseitigung auf Deponien
  • 9. Herleitung der Freigabewerte (1) Zu beachten: o Dosis von 10 µSv im Jahr ist nicht messbar o auch Belastungen, die erst in (ferner) Zukunft auftreten, müssen begrenzt werden Lösung: o Dosis wird durch Modellierung abgeschätzt o zulässige Kontamination („Freigabewert“) wird so begrenzt, dass die Dosis von 10 µSv im Jahr nicht überschritten wird
  • 10. Berücksichtigte Expositionspfade bei der Freigabe zur Beseitigung auf einer Deponie 10 Herleitung der Freigabewerte (2)
  • 11. Beispiele für sehr ungünstige Annahmen: o über 54 Jahre wird jährlich die maximal zulässige Masse an freigegebenen Abfällen deponiert o exponierte Person  trinkt nur Wasser aus dem Vorfluter der Kläranlage  verzehrt nur pflanzliche Nahrungsmittel, die mit dem Wasser des Vorfluters der Kläranlage beregnet wurden  verzehrt nur Milch und Fleisch von Tieren, die mit dem Wasser des Vorfluters der Kläranlage getränkt wurden  Wahrscheinlichkeit, 10 µSv/a zu erhalten, ist sehr gering (dadurch wird das Risiko nochmals deutlich geringer) 11 Herleitung der Freigabewerte (3)
  • 12. Mögliche radiologische Folgen der Nachnutzung von Deponien
  • 13. rot: Ablagerungsflächen freigegebener Abfälleo Bei Herleitung der Freigabewerte zur Beseitigung auf einer Deponie der Strahlenschutzverordnung wurde eine Nachnutzung der Deponie nicht berücksichtigt o Umweltministerium Ba-Wü hat überprüfen lassen, ob bei einer Nachnutzung das 10 µSv-Konzept eingehalten ist o Bei der Untersuchung getroffene Annahmen:  bei Stilllegung der Deponie nur Erfüllung der Mindestanforderungen des Abfallrechts  Nachnutzung soll bereits 1 Jahr nach Stilllegung beginnen  freigegebene Abfälle sollen sich unmittelbar an der Oberfläche der stillgelegten Deponie befinden Deponienachnutzung (1)
  • 14. rot: Ablagerungsflächen freigegebener Abfälleo Landwirtschaft (Ackerbau, Weide) o Forstwirtschaft (Waldwirtschaft, Jagd) o Wohnbebauung (abdeckend für alle anderen Arten der Bebauung) o Freizeitnutzung (Spielplatz, Sportplatz, Park etc.) o Verkehrsflächen (Straße, Parkplatz etc.) Deponienachnutzung (2)
  • 15. rot: Ablagerungsflächen freigegebener AbfälleMindestanforderungen des Abfallrechts stellen sicher: o Oberflächenabdichtungssystem bleibt unversehrt  nur Anbau von Pflanzen, die nicht bis in den Deponiekörper wurzeln können,  kein Tiefbau, der das Abdichtungssystem gefährdet,  Höhe der Bodenschicht muss jeweils entsprechend bemessen werden o keine Radionuklide gelangen vom Deponiekörper nach oben in die „Rekultivierungsschicht“ o Personen auf der „Rekultivierungsschicht“ können dann ausschließlich der Direktstrahlung von Radionukliden aus dem Abfallkörper ausgesetzt sein Deponienachnutzung (3)
  • 16. Nachnutzungs- szenario abschirmende Schicht Personengruppe Aufenthalts- dauer Landwirtschaft 1 m Boden Erwachsene 1000 h/a Forstwirtschaft 1 m Boden Erwachsene 500 h/a Freizeitnutzung 1 m Boden alle* 1200 h/a Bebauung 1 m Boden alle* 2400 h/a Verkehrsflächen 20 cm Normalbeton Erwachsene 1000 h/a angenommene Aufenthaltszeiten im Freien *: alle sechs Altersgruppen der Strahlenschutzverordnung Ein volles Jahr hat 8760 Stunden. 2400 Stunden heißt z. B.:  8 Stunden im Freien an 300 Tagen eines Jahres. Deponienachnutzung (4)
  • 17. rot: Ablagerungsflächen freigegebener Abfälleo höchste mögliche Dosis im Szenario Wohnbebauung, da  längste Aufenthaltszeit im Freien zu erwarten (unterstellt wurden 2400 Stunden im Jahr)  Kleinkind als höchstexponierte Person möglich (höhere Dosis als Erwachsene) o höchstmögliche Dosis 1,4 µSv im Jahr (Kobalt-60, im 1. Jahr der Nachnutzung) o Durch die angenommenen Randbedingungen und die gewählte Modellierung würde die Dosis selbst dann nicht höher, wenn ausschließlich freigegebene Abfälle auf einer Deponie gelagert würden Deponienachnutzung (5) Zusätzlich weiterer Expositionspfad mit einem nicht mehr kontrollierten Aussickern von Sickerwasser am Deponiefuß betrachtet
  • 19. Deponie- körper Basisabdichtung Nachsorgephase mit intakten Abdichtungssystemen Deponienachnutzung (7)
  • 21. Deponie- körper Basisabdichtung hat versagt ist noch dicht RegenwasserSickerwasser Landwirt- schaftliche Fläche Bach neues Szenario: nur teilweises Versagen der Abdichtungssysteme Ergebnis: höhere Dosis als 10 µSv im Jahr auch dann nicht möglich (abgedeckt durch die Szenarien Sickerwasser/Kläranlage und Grundwasser/Brunnen) Deponienachnutzung (9)
  • 22. rot: Ablagerungsflächen freigegebener AbfälleAnnahmen o nach 100 Jahren wird die Oberflächenabdichtung undicht und Regenwasser dringt ungehindert in den Deponiekörper o das Sickerwasser tritt am Deponiefuß wieder aus und  gelangt in ein Oberflächengewässer  versickert in der Nähe des Deponiekörpers (auf einer z. B. landwirtschaftlich genutzten Fläche) Ergebnis o höhere Dosis als 10 µSv im Jahr auch dann nicht möglich (abgedeckt durch die Szenarien Sickerwasser/Kläranlage und Grundwasser/Brunnen) Download des Berichts: https://um.baden-wuerttemberg.de/fileadmin/redaktion/m-um/intern/Dateien/Dokumente/3_Umwelt/ Kernenergie/Freigaben_StrlSCHVO/20161115_Nachnutzung_Deponie.pdf Deponienachnutzung (10)