Das Wetter bleibt auch weiterhin unberechenbar! Trotz modernster Meteorologie sind genaue Prognosen für Windstärken oder Wolkenbewegung schwierig. Für erneuerbare Energien ist das ein Problem, das auch den Regelenergiemarkt betrifft. Vor welchen Herausforderungen Politik und Wirtschaft Im Regelenergiemarkt stehen, erfahren sie von Kathrin Thomaschki vom Referat Stromart im BMWi sowie Patrick Graichen, Direktor des Thinktanks Agora Energiewende in diesem Artikel:
http://bit.ly/Article_Graichen-Thomaschki
Die Rolle der erneuerbaren Energien im Regelenergiemarkt
1. So schnell vergeht die Zeit. Kathrin
Thomaschki, Referat Strommarkt im
Bundeswirtschaftsministerium, erinnerte bei
einem parlamentarischen Abend vergangene
Woche in Berlin daran, dass das Grünbuch
zum neuen Strommarktdesign im Oktober
2014 veröffentlicht wurde. Am gestrigen
Sonntag endete die Frist für Stellungnahmen
hierzu. Bis vergangenen Mittwoch, so
Thomaschki, seien 150 Stellungsnahmen
dazu eingegangen. Eine “gewisse Anzahl
gleichlautender Stellungsnahmen” habe
darauf hingedeutet, dass hier organisiert ein
bestimmter Aspekt angesprochen wurde. Trends
der Stellungsnahmen seien erstens graduelle
Zustimmung zu den sogenannten Sowieso-
Maßnahmen (Maßnahmen für einen sicheren,
kosteneffizienten und umweltverträglichen
Einsatz aller Erzeuger und Verbraucher) und zum
Teil unterschiedliche Ansätze zur Umsetzung.
Zustimmung zu Kapazitätsreserven
Zweiter Trend sei eine Zustimmung zu
Kapazitätsreserven mit divergierender
Ausgestaltung. “Was wir wahrnehmen: Viele
haben die gleichenAnliegen, etwa kostengünstige
Stromproduktion, aber unterschiedliche
Ansätze zur Ausgestaltung”, so die BMWi-
Frau. Schwerpunktfragen seien, was mit der
Kraftwärmekopplung weiter passiert, welche
Förderung hier angebracht ist; aber auch das
Thema Reserven. “Das Thema Reserven hatte
in Grünbuch wenig Kontur”, so Thomaschki, die
folge im Weißbuch. Das wird Ende Mai oder
Anfang Juni veröffentlicht. Das Strommarktdesign
gehe dann im Herbst ins Kabinett. Ein KWK-
Gesetz und Maßnahmen zur CO2-Reduktion
würden aber eventuell vorgezogen.
Patrick Graichen, Direktor des Thinktanks Agora
Energiewende, ging einen Schritt weiter und
stellte Überlegungen an, wie sich der Markt weiter
entwickeln müsste und wo die Probleme liegen.
Ausgehend von einem Regenerativstromanteil
von heute über 25 Prozent sei Deutschland auf
dem Weg zu 50 Prozent 2030. “In den nächsten 25
Jahren werden die erneuerbaren Energie von der
Nische kommend den Strommarkt dominieren.”
Bezüglich der Kosten verwies er auf eine
Veröffentlichung aus Großbritannien. Demnach
habe Kernkraftstrom dort real im Jahr 2013 109
EuroproMegawattstundegekostet,währendWind
auf 57 und Solar auf 72 Euro pro Megawattstunde
gekommen sei. Aber Graichen legte auch den
Finger in die Wunde, indem er Wetterdaten und
die mögliche Regenerativstromproduktion im Jahr
2025 übereinander legte. Die Volatilität könnte
demnach dazu führen, dass in einem Monat wie
dem November fast keine Regenerativerzeugung
stattfindet - wegen Windflaute und miesem Wetter.
Zudem sei das “eine Welt mit steilen Rampen,
was Angebot und Nachfrage anbelangt”, so
Am Sonntag, dem 01.03.15 endete die Frist für Stellungsnahmen zum Strommarktdesign-
Grünbuch. Einiges darin kommt gut an, anderes stößt auf Kritik. Fragen bleiben nach wie
vor offen. Jetzt geht es ans Eingemachte. Lesen Sie in diesem Artikel unserer Partner von
Erneuerbare Energie von März 2015, wie die Zukunft aussehen kann. Was sich ändert, was
bleibt und welche Rolle erneuerbare Energien bei der Regelenergie spielen!
Versorgungssicherheit und Strompreis
Strommarktdesign 2.0 - Regelenergie und Reserven
von Nicole Weinhold
www.regelenergiemarkt-strom.de
2. Graichen. Die Residuallast, also die nachgefragte
Last abzüglich eines Anteils fluktuierender
Einspeisung, oder auch Restnachfrage, die von
regelbaren Kraftwerken gedeckt werden muss,
nimmt weiter zu.
Genug Flexibilität, aber kein Anreiz
Er verwies: “Wir haben genug Flexibilität rein
technisch, aber das muss sich ökonomisch
rentieren.” KWK müssten nach seiner Meinung
eine flexible Komponente bekommen. “Ohne
Wärmespeicher ist KWK ein Klotz am Bein.”
Power-to-Heat könne eine hervorragende
Stromsenke sein. Sprich: Strom wird in Wärme
umgewandelt und gespeichert. Der Agora-Mann
prognostizierte: “Je mehr Erneuerbare im Netz
sein werden, desto weniger Volllaststunden
werden bei Kraftwerken gebraucht.” Eine
Knappheit erwartet er frühestens im Jahr 2022,
wenn die letzten Atomkraftwerke vom Netz geht
(Emsland (Niedersachsen), Neckarwestheim II
(Baden-Württemberg), Isar 2 (Bayern)). Vorerst
sei es aber so, dass deutsche Kohle sogar
Gaskraftwerke im Ausland vom Markt verdrängt.
Sprich: Wir produzieren reichlich Überschuss.
Graichen verwies auf einigeAnpassungen bei den
Präqualifikationsbedingungen für die Vorhaltung
und Erbringung von Regelleistung: Positive
und negative Regelenergie müssten separiert
werden. Dänemark sei da schon weiter. Zudem
müsse man die Industrieentgelte anpassen, die
noch nach Jahreshöchstlast bewertet werden.
Bezüglich Umgang mit Kapazitäten nannte er
drei Modell aus Europa: Schweden arbeitet mit
Kapazitätsreserven, der umfassende, fokussierte
Kapazitätsmarkt wird in den USA und UK
praktiziert und der dezentrale Kapazitätsmarkt
in Frankreich. Man könne eine Risikoprämie für
Kapazitätsreserven ansetzen, oder der Staat
könne das Risiko übernehmen. Fest steht für
Graichen: “Man kann all das nicht ohne die
Klimafrage diskutieren. Mit diesen CO2-Preis
werden minus 40 Prozent CO2 bis 2020 nicht
realisiert.”
Dieser Artikel erschien zuerst am 02.03.2015
auf www.erneuerbareenergien.de.
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