Kreditleverage und unerwünschte Nebenwirkungen der Risikogewichtung nach Basel II
1. KREDITLEVERAGE
UND UNERWÜNSCHTE NEBENWIRKUNGEN DER
RISIKOGEWICHTUNG NACH BASEL II
O t t o G l a s e r · 0 9 21 4 0 7 · o t t o .g l a s e r @ s t u d .s b g .a c .a t
500.055 | SE Unternehmensfinanzierung und Finanzmarktökonomie
Prof. Dr. Claudia B. Wöhle · Prof. Dr. Wilfried Stadler
WS 2012/2013
2. ÜBERSICHT
1. Die Eigenmittel eines Kreditinstitutes
2. Prozyklische Anreize zur Spekulation auf Finanzmärkten
2.1. Einführung - Die Unterkapitalisierung der Banken
2.2. Das Prinzip der Mark-To-Market Methode
2.3. Der Leverage-Effekt
3. Die Risikogewichtung nach Basel II
3.1. Gewichtung der Eigenkapitalunterlegung nach Basel II
3.2. Probleme der Risikogewichtung
3.3. Schwächen der Eigenkapitalregulierung nach Basel II
4. Ausblick - notwendige Veränderungen zum Wohle der
Realwirtschaft
KREDITLEVERAGE 2
3. Die Eigenmittel eines Kreditinstitutes 1
DIE EIGENMITTEL
EINES KREDITINSTITUTES
Das regulatorische Eigenkapital einer Bank setzt sich aus dem
haftenden Eigenkapital sowie den sogennanten
Drittrangmitteln zusammen.
Gesamte Eigenmittel = haftendes EK + Drittrangmittel
Haftendes EK = Kernkapital + Ergänzungskapital
Drittrangmittel = kurzfristige nachrangige Verbindlichkeiten + anteiliger Gewinn
Kernkapital = eingezahltes Grundkapital
- eigene Aktien und Gesellschaftsanteile
- kumulative Vorzugsaktien
- Entnahme und Kredite an persönlich haftende Gesellschafter
- Genussrechtsaktien
+ offene Rücklagen
+ einbehaltener Gewinn
+ stille Einlagen (EK ohne Stimmrecht)
- Verluste (inkl. noch nicht ausgewiesener Verluste)
- Immaterielle Vermögenswerte
- marktunübliche Kredite
= Kernkapital
KREDITLEVERAGE 3
4. Die Eigenmittel eines Kreditinstitutes 1
ERGÄNZUNGSKAPITAL
HAFTENDES EIGENKAPITAL
Gem. § 23 Abs 7 BWG sind als Ergänzungskapital jene
eingezahlten Eigenmittel anzusehen,
1. welche vereinbarungsgemäß dem Kreditinstitut auf mindestens acht
Jahre zur Verfügung gestellt werden und die seitens des Gläubigers
nicht vor Ablauf dieser Frist gekündigt werden können
2. für die Zinsen ausbezahlt werden dürfen, soweit sie in den
ausschüttungsfähigen Gewinnen gedeckt sind;
3. die vor Liquidation nur unter anteiligem Abzug der während ihrer
Laufzeit angefallenen Nettoverluste zurückgezahlt werden dürfen,
4. die nachrangig gemäß § 45 Abs 4 sind,
5. deren Restlaufzeit noch mindestens drei Jahre beträgt; das
Kreditinstitut kann mit Wirksamkeit vor Ablauf der Restlaufzeit von
drei Jahren ohne Kündigungsfrist kündigen, wenn dies vertraglich
zulässig ist und das Kreditinstitut zuvor Kapital in gleicher Höhe und
zumindest gleicher Eigenmittelqualität nachweislich beschafft hat.
KREDITLEVERAGE 4
5. Die Eigenmittel eines Kreditinstitutes 1
EIGENKAPITALKENNZAHLEN
KERNKAPITALQUOTE
Die Kernkapitalquote stellt eine wichtige Kennzahl für
Banken und deren Gläubiger dar. Sie gibt den Anteil der
durch Eigenmittel gedeckten anrechnungspflichtigen
risikotragenden Aktiva - insbesondere Kredite - an.
Kernkapitalquote = Kernkapital
(Equity Ratio) Summe der Risikopositionen
Durch die später erläuterte Risikogewichtung dieser
risikotragenden Aktiva (Kredite) kann die Kernkapitalquote
im Vergleich zur bilanziellen Eigenkapitalquote
überdurschnittlich hoch ausfallen.
KREDITLEVERAGE 5
6. Die Eigenmittel eines Kreditinstitutes 1
EIGENKAPITALKENNZAHLEN
BILANZIELLE EIGENKAPITALQUOTE
Das bilanzielle Eigenkapital entspricht dem in der Bilanz
ausgewiesenen Buchwert und setzt sich aus Gezeichnetem
Kapital, Kapitalrücklagen, Gewinnrücklagen,
Haftungsrücklagen sowie dem Bilanzgewinn bzw. -verlust
zusammen.
Bilanzielle EK-Quote = bilanzielles Eigenkapital
(Leverage Ratio) Bilanzsumme
KREDITLEVERAGE 6
7. SYSTEMATISIERUNG VON EIGENKAPITALBEGRIFFEN
Buchwert Substanzwert Gesamt-Marktwert Regulatorische
Eigenmittel
Goodwill
Kurzfristiges
Gesamte bilanzielle Nachrangkapital
stille Reserve
Ergänzungskapital
lf. Nachrangkapital
Substanzwert
Bilanzielles Buchwert des
Eigenkapital Eigenkapitals Kernkapital
Das bilanzielle Eigenkapital Der Substanzwert des Der Marktwert des Die regulatorischen
setzt sich zusammen aus: Eigenkapitals ergibt sich aus Eigenkapitals wird auch als Eigenmittel setzen sich
Gezeichnetes Kapital dem Buchwert zuzüglich der Shareholder Value zusammen aus:
+ Kapitalrücklage bilanziellen stillen Reserven. bezeichnet und entspricht
der Börsenkapitalisierung. Kernkapital (Tier 1):
+ Gewinnrücklage
ua. Stammkapital und offene
+ Haftungsrücklage
Reserven
+/- Bilanzgewinn/-verlust
Ergänzungskapital (Tier 2):
ua. stille Reserven,
Rückstellungen
Nachrangkapital (Tier 3):
nachrangige
Verbindlichkeiten
8. Prozyklische Anreize zur Spekulation 2
DIE UNTERKAPITALISIERUNG
DER BANKEN
Der Eigenkapitalsockel einer Bank soll sie vor Ausfällen und
wirtschaftlichen Schockzuständen absichern.
Vor der Krise waren die Eigenkapitalquoten bezogen auf die
Bilanzssummen sehr gering (zwischen 3 und 4,5 %).
Die niedrige Eigenkapitalquote in Verbindung mit der
extremen Hebelwirkung, welche solch niedrige Quoten auf
d i e F re m d ka p i t a l a u f n a h m e a u s ü b t , s i c h e rt hohe
Eigenkapitalrenditen (Return On Equity).
⟶ Problem des Shareholder-Value-Konzeptes
Bestreben der Aktionäre soviel Dividende (ROE) wie möglich
abzuschöpfen.
Um diesen Vorstellungen gerecht zu werden wurden die EK-
Quoten immer mehr verringert und dadurch die Banken
dramatisch unterkapitalisiert und krisenanfällig gemacht.
KREDITLEVERAGE 8
9. Prozyklische Anreize zur Spekulation 2
MARK TO MARKET
Die Ausschüttung der hohen Eigenkapitalrenditen an die
Aktionäre wurde durch die Bilanzierungsregeln nach dem
International Financial Reporting Standard (IFRS) noch
erleichtert.
N a c h d e m Vo rs i c h t s p ri n z i p d e s U G B kö n n e n z B
Vermögenssteigerungen erst bei Realisation verbucht werden,
zwischenzeitliche Aufwertungen sind verboten, Abwertungen
werden laufend vorgenommen ...
... anders aber in der Kapitalmarktorientierung der Banken:
Aktionären sollen erhöhte Werte nicht vorenthalten werden,
daher werden nach dem Prinzip des Fair Value
Aktiva laufend nach dem aktuellen Marktpreis bilanziert
(auch wenn nichts veräußert wird!).
Ist kein aktueller Marktpreis verfügbar, so wird ein
theoretischer Marktpreis herangezogen.
KREDITLEVERAGE 9
10. Prozyklische Anreize zur Spekulation 2
MARK TO MARKET
Sehr stark prozyklische Wirkung:
Im wirtschaftlichen Aufschwung werden hohen Gewinne
ausgewiesen (da alle Kurse steigen) - auch wenn Geld nie
wirklich fließt - im Abschwung dagegen können Verluste
verzeichnet werden, obwohl die Banken eigentlich ein gutes
Geschäft machen.
⟶ In guten Zeiten Anpassung des Eigenkapitals an die
Mindestkapitalquote durch Ausschüttung von Dividenden!
⟶ im Abschwung ergibt sich ein Defizit an Eigenkapital,
weshalb die Bank ihr Kreditvolumen einschränken muss, und
somit den Abschwung verstärkt!
Dieser Ansatz wirkt somit sowohl im Aufschwung als auch im
Abschwung sehr stark verstärkend zum Markttrend!
KREDITLEVERAGE 10
11. Prozyklische Anreize zur Spekulation 2
MARK TO MARKET
BEISPIEL ZUR PROZYKLISCHEN WIRKUNG
Bank A Kernkapitalquote 8%
Bilanzielle EK-Quote 2%
Wenn Bank A in Krisenzeiten wegen allgemeiner
Kurssenkungen 1% ihres Bilanzvolumens verliert, so
schrumpft das Eigenkapital um 50%.
Um wieder auf die Eigenkapitalquote von 2% (bzw.
Kernkapitalquote von 8%) zu kommen, muss sie ihre Aktiva
ebenfalls um 50% verringern.
Aus 1% Abschreibungsverlust wird eine Aktivaverringerung
von 50%! [Multiplikator 50 (=1:2%)]
Verliert die Bank A bei Ihren Anlagen und Ausleihungen
bspw. 1 Milliarde Euro, muss sie, falls sie kein neues EK
aufnehmen kann, ihre Anlagen und Ausleihungen um 50
Milliarden Euro reduzieren!
KREDITLEVERAGE 11
12. Prozyklische Anreize zur Spekulation 2
MARK TO MARKET
BEISPIEL ZUR PROZYKLISCHEN WIRKUNG
Dieses Beispiel zeigt die enorme Multiplikatorwirkung,
welche von kleinen Eigenkapitalquoten ausgeht.
Enorme Auswirkungen auf die Privatwirtschaft, welche auf
Kredite der Banken zur Finanzierung angewiesen sind:
Im Aufschwung treten Buchgewinne auf, werden aber nicht
ausgeschüttet - die Bank kann daher ihre Kredite an die
Unternehmen gem. dem Multiplikator ausweiten. ⟶
Unternehmen investieren viel, Wirtschaft wird angeheizt ⟶
Buchgewinne steigen noch mehr!
Bei Buchverlusten sackt die Wirtschaftstätigkeit ab, es
entstehen noch größere Verluste der Banken ⟶ erneute
Verringerung des Bilanzvolumens ...
Teufelskreis
KREDITLEVERAGE 12
13. Prozyklische Anreize zur Spekulation 2
DER LEVERAGE-EFFEKT
Durch sehr geringe Eigenkapitalquoten wird ein extremer
Hebel auf die Aufnahme von Fremdkapital ausgeübt.
Die Eigenkapitalrentabilität kann durch die FK-Aufnahme
erhöht werden ⟶ hohe Dividenden können gem. dem Prinzip
des Shareholder Values an die Eigenkapitalgeber
ausgeschüttet werden!
Verschuldungsgrad (statisch) = Fremdkapital
Eigenkapital
Fremdkapitalfinanzierung erhöht die Eigenkapitalrendite,
wenn die Gesamtrendite höher ist als der Zinssatz für das
Fremdkapital! ⟶ Leverage-Effekt
KREDITLEVERAGE 13
14. Prozyklische Anreize zur Spekulation 2
DER LEVERAGE-EFFEKT
ROE
t
ff ek
E
ge-
ra
ve
Le
FK
Verschuldungsgrad EK
FK rEK = Eigenkapitalrentabilität
rEK = rGK + (rGK - i)・ EK rGK = Gesamtkapitalrentabilität
Bedingung: i < rGK
KREDITLEVERAGE 14
15. Prozyklische Anreize zur Spekulation 2
DER LEVERAGE-EFFEKT
Verschuldungsgrad
v
e
r
s
t
ä
r
k
t
Leverage-Effekt
e
r
h
ö
h
t
Shareholder Value
KREDITLEVERAGE 15
16. Prozyklische Anreize zur Spekulation 2
DER LEVERAGE-EFFEKT
Um sicherzustellen, dass diese Maximierung der
Eigenkapitalrentabilität (ROE) nicht zu Lasten extrem
knapper Eigenmittel und zu hoher Fremdmittel-Hebel geht,
haben sich Mindest-Eigenkapitalquoten herausgebildet.
Diese Mindestquoten mussten in Relation zu den jeweiligen
Fremdmitteln jedenfalls gehalten werden.
Vor dem Hintergrund der Mark-To-Market-Methode -
Vermögensbestände jederzeit mit dem aktuellen Marktwert
zu bewerten - konnte diese Konstanthaltung der
Kernkapitalquote jedoch nur wenig wirkliche Sicherheit
bieten, denn
... auch der Leverage wirkt sehr stark prozyklisch im
Zusammenspiel mit Fair-Value, Mark-To-Market etc.
KREDITLEVERAGE 16
17. Prozyklische Anreize zur Spekulation 2
DER LEVERAGE-EFFEKT
BEISPIEL ZUR PROZYKLISCHEN WIRKUNG
Beispiel
Ausgangslage
Aktiva Passiva Eigenkapitalquote = 10%
Assets Liabilities Leverage = 10
100 EK 10
FK 90
⟶ die Marktbewertung der Assets ändert sich um 1% auf 101.
Aktiva Passiva Eigenkapitalquote = 10,18%
Assets Liabilities Leverage = 9,18
101 EK 11
FK 90
KREDITLEVERAGE 17
18. Prozyklische Anreize zur Spekulation 2
DER LEVERAGE-EFFEKT
BEISPIEL ZUR PROZYKLISCHEN WIRKUNG
Um die Mindest-Eigenkapitalquote von 10% bzw den
Leverage von 10 zu halten ergibt sich nun eine Möglichkeit
zur Bilanzerweiterung durch Kauf von zusätzlichen Assets in
Höhe von 9 bei gleichzeitiger Verschuldung in Höhe von 9!
Aktiva Passiva Eigenkapitalquote = 10%
Assets Liabilities Leverage = 10
110 EK 11
FK 99
Damit ist die Mindest-Eigenkapitalquote von 10%
wiederhergestellt.
Ein Anstieg der Marktbewertung um 1% hat dabei
ausgereicht, die Bilanzsumme um 10% steigern zu können -
ohne die Eigenmittel tatsächlich erhöht zu haben!
KREDITLEVERAGE 18
19. Prozyklische Anreize zur Spekulation 2
DER LEVERAGE-EFFEKT
BEISPIEL ZUR PROZYKLISCHEN WIRKUNG
Dieser Effekt funktioniert auch in die entgegengesetzte
Richtung:
Angenommen die Assets fallen aufgrund eines Marktschocks
auf 109.
Aktiva Passiva Eigenkapitalquote = 9,17%
Assets Liabilities Leverage = 10,9
109 EK 10
FK 99
Auf der Passivseite geht die Anpassung zulasten des
Eigenkapitals, die Fremdmittel bleiben unverändert.
KREDITLEVERAGE 19
20. Prozyklische Anreize zur Spekulation 2
DER LEVERAGE-EFFEKT
BEISPIEL ZUR PROZYKLISCHEN WIRKUNG
Der Leverage ist nun höher als die angepeilten 10!
Die Bank kann den Leverage wieder an 10 anpassen, in dem
sie 9 Einheiten Assets verkauft und 9 Einheiten Fremdkapital
zurückzahlt.
Die neue Bilanz sieht folgendermaßen aus:
Aktiva Passiva Eigenkapitalquote = 10%
Assets Liabilities Leverage = 10
100 EK 10
FK 90
Die Bilanz entspricht nun wieder unserer Ausgangsbilanz,
und der Leverage ist auf dem angepeilten Niveau von 10!
KREDITLEVERAGE 20
21. Prozyklische Anreize zur Spekulation 2
DER LEVERAGE-EFFEKT
Durch die verstärkte Nachfrage nach Assets werden deren
Preise im Aufschwung nach oben getrieben, und somit die
Markterwartungen prozyklisch verstärkt!
Zusätzlich zu dieser Ausweitung der Bilanzen erhöht sich im
Aufschwung die Buchgeldmenge.
Marktwerte steigen ⟶ Investitions- und
Verschuldungskapazität nehmen zu ⟶ massive Zunahme der
Buchgeldmenge!
Leverageanpassung im Aufschwung Leverageanpassung im Abschwung
KREDITLEVERAGE 21
22. D i e R i s i ko g e w i c h t u n g n a c h B a s e l I I 3
DIE RISIKOGEWICHTUNG
DER EIGENMITTEL NACH BASEL II
Zum Problem der marktwertbezogenen Bilanzierungsregeln
gesellt sich die ebenfalls sehr stark prozyklisch wirkende
Risikogewichtung der Eigenmittel nach Basel II.
Bis zu dessen Einführung 2007 sah Basel I im wesentlichen
eine einheitliche EK-Unterlegung von 8% für alle
Ausleihungen vor.
Mit Basel II wurde es Banken ermöglicht, Ihre Risiken je
nach Rating mit unterschiedlichen, teils weitaus niedrigeren
Prozenzsätzen zu gewichten.
Die Möglichkeit der Risikogewichtung verringert das echte
Eigenkapital weiter ⟶ immer höhere Verschuldungen der
Banken und extreme Vermehrung von Buchgeld!
KREDITLEVERAGE 22
23. D i e R i s i ko g e w i c h t u n g n a c h B a s e l I I 3
DIE RISIKOGEWICHTUNG
DER EIGENMITTEL NACH BASEL II
Bei der Risikogewichtung nach Basel II werden die Aktiva der
Bank gemäß ihren Ratingeinstufungen verschiedenen
Risikoklassen zugeordnet.
Jede dieser Klassen erhält sodann ein entsprechendes
Risikogewicht. Das höchste Rating (AAA) entspricht dabei
dem geringsten Risikogewicht ⟶ Je besser das Rating, desto
weniger Eigenmittelunterlegung ist erforderlich.
Beispiel: Kredit an Unternehmen in Höhe von € 100.000
Bisher Standardansatz nach Basel II
Internationale Risiko- Eigenmittel Eigenmittel
Ratingeinstufung gewichtung in % in €
AAA bis AA- 20% 1,6% 1.600
A+ bis A- 50% 4,0% 4.000
8%
BBB+ bis BB- 100% 8,0% 8.000
€ 8.000
unter BB- 150% 12,0% 12.000
Ohne Rating 100% 8,0% 8.000
KREDITLEVERAGE 23
24. RATINGKLASSEN UND
RISIKOGEWICHTUNG RATING)
IM STANDARDANSATZ (EXTERNES
IN %
Staaten Kreditinstitute/Banken Retail
Hypothekar-
und (Private und
Rating Nichtbanken ABS kredite
Zentralban Option 2 Option 3 kleine
Option 1 Wohnungen
ken (kurzfristig) (langfristig) Firmen)
AAA bis AA- 0 20 20 20 20
20
A+ bis A- 20 50 50 50
40
50
BBB+ bis BBB- 50 100
100
75
BB+ bis BB- 100 150
100 50 100 (bzw.
gewerbl.
B+ bis B- max. 50)
150
unter B- 150 150 150 15o 1.250
ohne Rating 100 100 20 50 100
25. D i e R i s i ko g e w i c h t u n g n a c h B a s e l I I 3
DIE RISIKOGEWICHTUNG
DER EIGENMITTEL NACH BASEL II
Interessant in diesem Zusammenhang erscheint die Tatsache,
dass im Falle des externen Ratings die Anforderungen zur
Eigenmittelunterlegung bei Kunden ohne Rating niedriger
sind als bei Kunden, welche mit sehr schlechtem Rating
bewertet sind!
Bei vielen internationalen Banken hat diese Risikogewichtung
dazu geführt, dass die Veranlagung in Wertpapiere (oft
solcher minderer Qualität) die Unternehmensfinanzierung
sehr in den Hintergrund gerückt hat.
Ein Vorteil der Risikogewichtung ist der klare Überblick über
den Risikostatus all ihrer Ausleihungen, welchen die Bank
dadurch bekommt.
Durch den Einsatz von internen Ratingansätzen können
überdies sehr genau Analysen zur Bepreisung des Risikos
gegenüber Kunden angestellt werden.
KREDITLEVERAGE 25
26. D i e R i s i ko g e w i c h t u n g n a c h B a s e l I I 3
RATING
EXTERN
“[...] Meinungen über die wirtschaftliche Fähigkeit,
rechtliche Bindung und Willigkeit eines Unternehmens,
seinen zwingend fälligen Zahlungsverpflichtungen stets
vollständig und rechtzeitig nachzukommen.”
2 Ansätze des Ratings für die Risikogewichtung nach Basel II:
Externes Rating (Standardansatz)
Im Standardansatz ist es Kreditinstituten erlaubt, die
Kreditbeurteilung von externen Ratingagenturen (zB
Moody’s, Standard & Poor’s, Fitch, ...) zu verwenden um ihre
Ausleihungen in die entsprechenden Risikoklassen
einzuteilen und diese dann entsprechend zu gewichten.
Auch Ratingsysteme anderer Ratinggesellschaften, von
Exportversicherungen oder von Gläubigerschutzverbänden
können als qualifizierte Verfahren zum externen Rating
anerkannt werden.
KREDITLEVERAGE 26
27. D i e R i s i ko g e w i c h t u n g n a c h B a s e l I I 3
VOR- UND NACHTEILE
EXTERNES RATING
Vorteile Nachteile
- Ratings von großen - die Ratingeinschätzungen
internationalen Agenturen sind externe Agenturen können nicht
international anerkannt. immer einfach und problemlos
in das bankinterne
- Die angewandten Verfahren Risikomanagement
gehen über eine reine miteinbezogen werden. (⟶
Jahresabschlussanalyse hinaus. Aufeinandertreffen
- Ratingagenturen verfügen über unterschiedlicher
langjährige Erfahrungen ⟶ Messverfahren, Skalen oder
hohes Maß an Glaubwürdigkeit Kategorisierungen)
und Verlässlichkeit - Mittel-, Klein- und
- Für Banken relativ einfach und Kleinstbetriebe kümmern sich
günstig zu beschaffen (Kosten selbst nicht um externes Rating,
tragen die gerateten weshalb deren
Unternehmen selbst) Risikoeinschätzung auf die
finanzierenden Kreditinstitute
übergewälzt wird.
KREDITLEVERAGE 27
28. D i e R i s i ko g e w i c h t u n g n a c h B a s e l I I 3
RATING
INTERN
Internes Rating (IRB-Ansatz)
Große Banken haben grundsätzlich die Möglichkeit, aus ihren
eigenen Kreditbeständen Risiko einzuschätzen, ohne auf
externe Ratings zurückgreifen zu müssen.
Somit wurde als Alternative zum Standardansatz der IRB-
Ansatz (Internal Rating Based Approach) zur Berechnung
der Kreditrisiken ermöglicht.
Die Bestimmung der Risikogewichte nach dem internen
Ansatz setzt voraus, dass die Bank ihre Schuldner in
regelmäßigen Abständen neu bewerten muss und den
entsprechenden Risikokategorien gegebenenfalls neu
zuordnen muss. Diese müssen mit den Risikogewichten
multipliziert werden und zur Summe der Risikopositionen
zusammengefasst werden.
KREDITLEVERAGE 28
29. D i e R i s i ko g e w i c h t u n g n a c h B a s e l I I 3
RATING
INTERN
Ein ähnliches prozyklisches Problem wie bei der Anwendung
der IFRS-Regeln bzw. der Mark-To-Market-Methode ergibt
sich:
Im Aufschwung steigen die Gewinne der Kunden (dh ihre
Bonität steigt) ⟶ die Bank muss pro Kredit weniger
Eigenmittel unterlegen und kann somit mehr neue Kredite
vergeben ⟶ weiteres Anheizen des Aufschwunges!
Im Abschwung fahren immer mehr Kreditnehmer Verluste
ein (dh ihre Bonität sinkt) ⟶ die Bank muss pro Kredit
mehr Eigenmittel unterlegen ⟶ Eigenkapitalverlust der
Banken! ⟶ Auslaufende Kredite werden nur mehr selten
erneuert, neue Kredite kaum vergeben! ⟶ Verringerung der
Investitionen in der Realwirtschaft ⟶ Verstärkung des
Abschwunges!
KREDITLEVERAGE 29
30. Bilanzielle 3
Kernkapitalquote
Eigenkapitalquote
(%)
(%)
US-Banken
Citigroup 5,2 7,1 BILANZIELLE
Wachovia 9,8
3,4
7,4
-
EIGENKAPITALQUOTEN
Freddie Mac
Fannie Mae 5,0 - UND
Merrill Lynch 3,1 - KERNKAPITALQUOTEN
Washington Mutual 7,5
8,6
6,8
6,9
2007
Bank of America
Wells Fargo 8,3 7,6
US-Bankensystem 8,7
Bilanzielle EK-Quote = Eigenkapital
Bilanzsumme
Deutsche Banken
BayernLB 3,1 7,4
Kernkapitalquote = Kernkapital
Deutsche Bank 1,9 8,6
Summe der Risikopositionen
Commerzbank 2,6 7,0
Hypo Vereinsbank (UniCredit) 5,7 17,9
Hypo Real Estate 1,5 7,0
IKB Deutsche Industriebank 0,4 5,9
LB Baden-Württemberg 2,3 8,3
Deutsches Bankensystem 4,0
Europäische Banken
Santander 5,7 7,7
UniCredit Group 5,6 6,6
BNP Paribas 3,2 7,3
Credit Agricole 3,3 8,1
KBC 5,2 9,0
Dexia 2,7 9,1
ING Group 3,0 7,4
Fortis 8,0 30,7
Bankensystem des Euro-Währungsgebietes 6,7
31. D i e R i s i ko g e w i c h t u n g n a c h B a s e l I I 3
KERNKAPITALQUOTE VS
BILANZIELLE EK-QUOTE
PROBLEME DER RISIKOGEWICHTUNG
? Warum nimmt die Kernkapitalquote so viel größere
Werte an als die Bilanzielle Eigenkapitalquote?
1. Teilung des Eigenkapitals nicht durch Summe aller Aktiva,
sonder durch die Summe der risikogewichteten Aktiva.
Gleichzeitig mit der Differenzierung der Gewichte sinkt das
durchschnittliche Gewicht der Aktiva dramatisch, da
Gewichte über 100 praktisch kaum vorkommen, niedrige
Gewichte jedoch relativ häufig vorkommen.
Bei einer Gewichtung von 20 für Ausleihungen an andere
Banken sowie einem Gewicht von 0 - also keiner
Eigenmittelunterlegungspflicht - für isländische oder
ungarische Staatsanleihen (welche als sicher eingestuft
waren) machte die Summe der risikogewichteten Aktiva
nur einen Bruchteil der tatsächlichen Aktiva aus ...
KREDITLEVERAGE 31
32. D i e R i s i ko g e w i c h t u n g n a c h B a s e l I I 3
KERNKAPITALQUOTE VS
BILANZIELLE EK-QUOTE
PROBLEME DER RISIKOGEWICHTUNG
? Warum nimmt die Kernkapitalquote so viel größere
Werte an als die Bilanzielle Eigenkapitalquote?
2. Verwendung des internen Ansatzes zur Berechnung von
Anlagerisiken.
Mit der Erlaubnis neben dem externen Ratingansatz auch
einen internen Ratingansatz zu verwenden, gewannen
Kreditinstitute zusätzlichen Gestaltungsspielraum, welche
sie öfter zu Varianten greifen ließ, bei denen ein eher
höhere Kernkapitalquote herauskam - und sie somit ihr
Geschäftsvolumen vergrößern konnten. (Mark-To-Model-
Bewertung)
KREDITLEVERAGE 32
33. D i e R i s i ko g e w i c h t u n g n a c h B a s e l I I 3
KERNKAPITALQUOTE VS
BILANZIELLE EK-QUOTE
PROBLEME DER RISIKOGEWICHTUNG
? Warum nimmt die Kernkapitalquote so viel größere
Werte an als die Bilanzielle Eigenkapitalquote?
3. Starke Zunahme der durch die Eigenmittelentlastung
immer attraktiver werdenden synthetischen Wertpapiere.
⟶ in Wertpapieren gebündelte Risiken einer Vielzahl von
Einzelrisiken (ABS - Asset Backed Securities)
Diese Wertpapiere wurden in gedankliche Risikoschichten
aufgeteilt, woraus sich die Möglichkeit ergab, nur in die
bestbesichtertsten und damit bestgerateten Teile der
Wertpapiere zu investieren - um so wieder möglichst wenig
Eigenmittel einsetzen zu müssen.
KREDITLEVERAGE 33
34. D i e R i s i ko g e w i c h t u n g n a c h B a s e l I I 3
KERNKAPITALQUOTE VS
BILANZIELLE EK-QUOTE
PROBLEME DER RISIKOGEWICHTUNG
? Warum nimmt die Kernkapitalquote so viel größere
Werte an als die Bilanzielle Eigenkapitalquote?
4. Kreditversicherung gegen Ausfall von Schuldnern.
Banken können gegen den Ausfall von Schuldnern
Garantiepapiere - sogenannte Credit Default Swaps (CDS) -
erwerben.
Hat einen Bank ihre Kredtiforderung damit versichert, so
kann sie das Risikogewicht des Schuldner (welches zB bei 100
liegt) durch jenes des Versicherers ersetzen.
Als Versicherer treten meist andere Banken auf (mit sehr
guten Ratings) - weshalb das Risikogewicht für die Forderung
auf 20 reduziert werden kann.
Solche Garantien wurden - weil sie nicht mit Liquidität
unterlegt waren - ausserhalb der Bilanz geführt und mussten
gleichzeitig nicht mit Eigenmitteln unterlegt werden.
KREDITLEVERAGE 34
35. D i e R i s i ko g e w i c h t u n g n a c h B a s e l I I 3
KERNKAPITALQUOTE VS
BILANZIELLE EK-QUOTE
PROBLEME DER RISIKOGEWICHTUNG
? Warum nimmt die Kernkapitalquote so viel größere
Werte an als die Bilanzielle Eigenkapitalquote?
4. Kreditversicherung gegen Ausfall von Schuldnern.
Beispiel American International Group (AIG)
die AIG als weltgrößter Kreditversicherer wurde bei der
Vergabe von CDS von niemandem überwacht. Sie konnte ihre
Absicherungsgeschäfte ohne jegliche Eigenkapitalregulierung
betreiben und wurde dennoch von den Ratingagenturen als
AAA geratet!
Europäische Kunden der AIG konnten ob dieser tollen
Bewertung selbst ihre dubiosesten Ausleihungen mit
einem Risikogewicht von 20 ausweisen!
Sie konnten somit ihr Geschäftsvolumen im Verhältnis zum
eingesetzten Eigenkapital um das fünffache vergrößern!
KREDITLEVERAGE 35
36. D i e R i s i ko g e w i c h t u n g n a c h B a s e l I I 3
SCHWÄCHEN DER EK-
REGULIERUNG
NACH BASEL II
1. Quantität und Qualität der Eigenmittel
Einige Bestandteile des Kernkapitals haben sich in der
Krise als nicht hochwertig genug herausgestellt, um
Verluste sicher auffangen zu können:
Hybridkapital
hierbei handelt es sich um Fremdkapital mit
eigenkapitalähnlichen Eigenschaften (zB nachrangige
Anleihen oder Genussscheine), welches ab einer Laufzeit
von 5 Jahren zu den Eigenmittel gezählt wird.
Durch die Finanzkrise hat sich gezeigt, dass dieses Kapital
nur sehr begrenzt dazu in der Lage ist, Verluste
aufzufangen und dessen Anteil am Kernkapital deshalb zu
hoch war.
KREDITLEVERAGE 36
37. D i e R i s i ko g e w i c h t u n g n a c h B a s e l I I 3
SCHWÄCHEN DER EK-
REGULIERUNG
NACH BASEL II
2. Unterschätzung der realitätsnahen Risiken
während der Krise wurde ersichtlich, dass
ernstzunehmende Risiken teilweiße viel zu niedrig bzw. gar
nicht bei der Eigenkapitalunterlegung berücksichtigt
wurden. ⟶ immer komplexer werdende Verbriefungen!
3. Prozyklische Wirkung der Eigenkapitalregulierung
wie bereits im Beispiel gezeigt werden sowohl Aufschwung
als auch Abschwung durch die Eigenkapitalanforderungen
verstärkt.
4. Unterschiedliche nationale Umsetzungen
es fehlt an einem einheitlichen Kapitalbegriff.
Um höhere Kapitalanforderungen im Heimatland zu
umgehen wurden Geschäfte ins Ausland verlagert ⟶
“regulatorische Arbitrage”.
⟶ Problem der Vergleichbarkeit, Wettbewerbsgleichheit
und Finanzstabilität.
KREDITLEVERAGE 37
38. D i e R i s i ko g e w i c h t u n g n a c h B a s e l I I 3
SCHWÄCHEN DER EK-
REGULIERUNG
NACH BASEL II
5. A u s n a h m e v o n Z w e c k g e s e l l s c h a f t e n u n d
Hedgefonds
Zweckgesellschaften (Special Purpose Vehicles)
= Tochtergesellschaften von Banken, welche zu klar
definierten und eingegrenzten Zwecken errichtet werden.
E X K U R S
Meist an Börsenplätzen mit geringem Steueraufkommen
und niedrigerer Aufsicht, sollen sie Risikogeschäfte für die
Bank tätigen, welche eigentlich nicht zu ihrem
Geschäftsbereich gehören.
Die in diesen Zweckgesellschaften getätigten - meist sehr
risikoreichen - Portfoliogeschäfte müssen bei der Zentrale
nicht bilanziert werden und daher auch von dieser nicht
mit Eigenkapital unterlegt werden! ⟶ nach Aussen hin
entsteht dabei für Marktteilnehmer der Eindruck, die Bank
sei so hohe Risiken niemals eingegangen.
KREDITLEVERAGE 38
39. D i e R i s i ko g e w i c h t u n g n a c h B a s e l I I 3
SCHWÄCHEN DER EK-
REGULIERUNG
NACH BASEL II
ABER ⟶ die Muttergesellschaft muss sich zur
Übernahme aller bzw. eines Teils der Risiken der
Zweckgesellschaft verpflichten, um der Zweckgesellschaft
die notwendige Bonität für die Risikogeschäfte zu
verleihen.
Die Bank kann somit sie erhöhte Eigenkapitalunterlegung
umgehen, und muss keine weiteren Eigenmittel
hinterlegen, kann aber trotzdem “im Verborgenen”
erhebliche Gewinnmargen mit hoch riskanten
Schuldverschreibungen, CDO- und ABS-Papieren erzielen.
Diese Risikoauslagerung widerspricht zudem dem
Grundgedanken der drei verbreiteten
Bilanzierungssystemen UGB, IFRS und US-GAAP, welche
davon ausgehen, dass das gesamte Vermögen eines
Unternehmens in seiner Bilanz dargestellt werden muss!
KREDITLEVERAGE 39
40. D i e R i s i ko g e w i c h t u n g n a c h B a s e l I I 3
SCHWÄCHEN DER EK-
REGULIERUNG
NACH BASEL II
Hedgefonds
= spezielle Art von Investmentfonds, welche urspünglich
Banken und andere Finanzinstitutionen vor
Unternehmensrisiken absichern sollten.
Im Laufe der Zeit blieb es jedoch nicht bei dieser
E X K U R S
Risikoabsicherung, sondern immer riskantere Geschäfte
wurden abgeschlossen.
Spezialität ⟶ Leerverkäufe
Fond leiht sich Wertpapier aus, verspricht es nach nach
gewisser Zeit inkl. Leihgebühr wieder zurückzugeben. Er
verkauft das Papier auf dem Markt und hofft, es vor Ablauf
der Rückgabefrist wieder billiger zurück kaufen zu können.
⟶ mächtige Hebelwirkung ⟶ Wertpapierkurs sinkt ⟶ Herdeneffekt
⟶ Panik, in dessen Höhepunkt der Hedgefond das Papier billig
zurückkauft und wieder zurückgibt! ⟶ Rückkaufkurs mehr als
Leihgebühr unter Verkaufskurs ⟶ Gewinn für Hedgefond!
KREDITLEVERAGE 40
41. D i e R i s i ko g e w i c h t u n g n a c h B a s e l I I 3
SCHWÄCHEN DER EK-
REGULIERUNG
NACH BASEL II
Da das Geschäft von Hedegfonds in manchen Punkten
dem Geschäft einer Bank nicht unähnlich erscheint, wäre
auch deren Unterwerfung der Eigenkapitalregulierung
nach Basel II wichtig gewesen, um die
Finanzmarktstabilität nicht in diesem Ausmaß zu
gefährden.
KREDITLEVERAGE 41
42. D i e R i s i ko g e w i c h t u n g n a c h B a s e l I I 3
SCHWÄCHEN DER EK-
REGULIERUNG
NACH BASEL II
6. Ausnahme von Ausleihungen an Staaten von der
Eigenmittelunterlegung
Ausleihungen an die meisten Staaten wurden mit 0
gewichtet, was bedeutet, dass keine Eigenmittel für solche
Kredite von der Bank hinterlegt werden mussten.
Nach heutigem Wissensstand kann man sagen, dass
Länderrisiken - durchaus auch solche europäischer Staaten
(zB Griechenland, Irland) - nicht automatisch als komplett
risikolos angesehen werden dürfen und können!
KREDITLEVERAGE 42
43. A us blic k 4
NOTWENDIGE
VERÄNDERUNGEN
ZUM WOHLE DER REALWIRTSCHAFT
Um Die Finanzmärkte in Zukunft stabiler gegen
Systemschocks zu machen und solche wenn möglich von
vornherein verhindern zu können bedarf es einer Reihe von
Teils grundlegenden Änderungen und eines Umdenkens im
Hinblick auf die zukünftigen Regelwerke der
Finanzmarktarchitektur:
Anwendung des neuen Regelwerkes Basel III
weltweit
Die Grundvoraussetzung für eine weltweite (auch in den
USA) Anwendung von Basel III ist eine Harmonisierung
der Bilanzierungsregeln. IFRS hat sich - trotz gleicher
Grundannahmen - in manchen Bereichen stark vom in den
USA verwendeten US-GAAP wegbewegt.
Eine Abschwächung der durch Fair-Value und Mark-To-
Market-Methoden erzeugten Prozyklizität ist von
entscheidender Bedeutung!
KREDITLEVERAGE 43
44. A us blic k 4
NOTWENDIGE
VERÄNDERUNGEN
ZUM WOHLE DER REALWIRTSCHAFT
Zurücknahme der Risikogewichtung in Basel III
Es kommt zwar zu strengeren Regelungen bei der
Gewichtung einiger - bisher komplett vernachlässigter
Produkte - es bleibt jedoch weiterhin dabei, dass in guten
Zeiten zu wenig Eigenmittel gehalten werden müssen,
welche dann in schlechten Zeiten fehlen werden.
Den Ratingagenturen obliegt es weiterhin, die
Eigenkapitalerfordernisse von Banken mit ihrem Rating zu
beeinflussen bzw. zu steuern
KREDITLEVERAGE 44
45. A us blic k 4
NOTWENDIGE
VERÄNDERUNGEN
ZUM WOHLE DER REALWIRTSCHAFT
Einführung einer Verschuldungs-Obergrenze
Mit Basel III wird die sogenannte Leverage-Ratio auf ein
Mindestmaß von 3% festgelegt! Dies bedeutet, dass der
Fremdkapitalhebel gegenüber den Eigenmitteln bei 33,3
liegen wird.
Nach Meinung vieler Experten dürfte diese Obergrenze
jedoch viel zu hoch sein, um in Zukunft kreditgetriebene
und spekulative Blasen wie jene der vergangenen
Finanzmarktkrise verhindern zu können.
Einbeziehung von Zweckgesellschaften und
Hedgefonds in die Finanzmarktregulierung
Wie bereits im Zusammenhang mit den Schwächen der
EK-Regelungen nach Basel II erwähnt, bedarf es dringend
der Miteinbeziehung von Zweckgesellschaften und
Hedgefonds in die Regulierung der Finanzmärkte - dh
konkret in die Berechnung der notwendigen EK-Basis!
KREDITLEVERAGE 45