Ringvorlesung "Medien und Bildung", Univ. Hamburg, 7.4.2009
Abstract:
«Subjektivität lässt sich, spätestens seit Heideggers Subjektkritik, nicht mehr als ursprüngliche, vorgängige „Selbstmächtigkeit“ verstehen. Die Macht des Subjekts verdankt sich vielmehr dem, was es als „subiectum“ schon wörtlich ist, nämlich Akten der Unterwerfung. Michel Foucaults Analyse des „Panopticons“ als Disziplinartechnologie, die als visuelle (architektonische) Konstellation, als „Seh-Maschine“, funktioniert, führt diesen Gedanken weiter und konkretisiert ihn.
Subjektivierung erscheint damit als ein Effekt einer gesellschaftlichen Praxis, die wesentlich auf der Internalisierung des fremden Blicks beruht. Das Subjekt steht oder entsteht in einem Feld der Sichtbarkeit, das wir heute als performativ bezeichnen. Visualität, Macht und Reflexivität erscheinen darin als untrennbar miteinander verbunden.
Insofern existiert eine verzweigte (mediale) Geschichte der „Ordnung der Blicke“, des Sehen-Wollens, Gesehen-werden-Wollens und des Sich-zu-sehen-Gebens, von der ausgehend sich die Frage nach medialen Bildungsarchitekturen als Frage nach den von ihnen implizierten Subjektivierungsweisen, und im Anschluss daran, nach den implizierten Bildungspotenzialen, stellen lässt. Dies wird an einigen Beispielen aus dem Bereich des „Social Web“ dargestellt und diskutiert.»
Betriebswirtschaftslehre (B.Sc.) an der Universität Duisburg Essen
Bildung, Visualität, Subjektivierung - Sichtbarkeiten und Selbstverhältnisse im partizipativen Web.
1. (Medien-) Bildung,
Visualität, Subjektivierung
Sichtbarkeiten und Selbstverhältnisse
im partizipativen Web
Ringvorlesung „Medien und Bildung“
Universtät Hamburg, 7. April 2009
Abstract und Vortragsvideo: http://tinyurl.com/joerissen-v2009d
8. „Die Sorge um sich
im Hyperrealen“
Mark Poster
Prof. of History
Univ. of California in Irvine
Bild: orlan.net
Poster, Mark (2008): Die Sorge um sich im Hyperrealen.
In: Paragrana 17 (2008) 1, S. 201-227. http://tinyurl.com/poster2008
9. Poster, Mark (2008): Die Sorge um sich im Hyperrealen.
In: Paragrana 17 (2008) 1, S. 201-227. http://tinyurl.com/poster2008
10. Quelle: mtv.com
Poster, Mark (2008): Die Sorge um sich im Hyperrealen.
In: Paragrana 17 (2008) 1, S. 201-227. http://tinyurl.com/poster2008
21. Kritik der Massenmedien
Kritik der Fixierung auf Schönheitsnormen
Kritik der
Oberflächlichkeit
Körper wird zum
Spektakel degradiert
„Weg des geringsten Widerstandes“
Doing Gender
„Kalifornischer“ Körper- und
Selbstverwirklichungskult/wahn
25. Quelle: orlan.net
A question of mirrors : Sight of an eye, 1993
G.E.U Emergency : Camera view prior to anesthesia, 1979
Nineth surgery-performance:New York 1993
26. „Ihre Operationen waren als
grenzüberschreitende politische
Statements intendiert, und auch als
Kunstwerke. *…+ ihre Performances sind
auch Proteste gegen den maskulinen
Blick heterosexueller Normativität und
allgemeiner die Warenkultur mit ihren
repressiven Zumutungen für alle
Geschlechter.“ (Poster 2008, 205)
„Die Reinkarnation der Hl. Orlan“ – Orlan und Botticellis „Venus“
Quelle: Mark Poster (2008)
27. Michel Foucault (1926-1984)
Professor für „Geschichte der
Denksysteme“ am
Collège de France, Paris
Exkurs:
Panoptismus / Selbstsorge
38. Logik der „Sorge um sich“
Praktiken der Freiheit als
„Einwirkung des Subjekts auf
sich selbst,
durch die man versucht,
sich selbst zu bearbeiten,
sich selbst zu transformieren ….“
Michel Foucault: Analytik der Macht. Ff/M.: Suhrkamp 2005, S. 275.
39. Logik der „Sorge um sich“
Macht impliziert Freiheit:
„..., dass es Machtbeziehungen nur
in dem Maße geben kann, in dem
die Subjekte frei sind. .… Das heißt,
dass es in Machtbeziehungen
notwendigerweise Möglichkeiten
des Widerstands gibt … .“
Michel Foucault: Analytik der Macht. Ff/M.: Suhrkamp 2005, S. 288.
40. „Dies ist die entscheidende Wende *…+:
Indem sie sich selbst in den
öffentlichen Blick einbringen *…+,
bringen sie auch den Modus der Sorge
um sich direkt in die medienvermittelte
Situation der gegenwärtigen Kultur.
Informationsmaschinen, hier
Fernseher und bildaufzeichnende
Geräte, treten zentral in das
Gleichgewicht der Sorge um sich ein.“
(Poster 2008, 224)
41. Mediale Transition
Mark Posters These:
Die Ordnung der Sichtbarkeit des
medialen Panoptikums wird von
einer Struktur der medialisierten
Selbstsorge überlagert.
42.
43. (aber:)
Orlan beherrscht
die Situation
sixth surgery-performance:posing with the operating lamp
1993
Quelle: orlan.net
45. „Strukturale
Bildungstheorie“
Winfried Marotzki
Prof. für Allgemeine Pädagogik
Otto-v.-Guericke-Univ.Magdeburg
Marotzki, Winfried: Entwurf einer strukturalen Bildungstheorie.
Weinheim: Deutscher Studien-Verlag, 1990
46. Bildungsbegriff
„struktural“?
Strukturmuster der Weltaufordnung;
Komplexität und Orientierungswert
dieser Muster
Marotzki, Winfried: Entwurf einer strukturalen Bildungstheorie.
Weinheim: Deutscher Studien-Verlag, 1990
47. Orientierung Umgang
mit Kontingenz
Flexibilisierung
Umorientierung,
Reframing, Reflexivität
Tentativität Exploration,
Kreativität , Als-ob-Handeln
Offenheit für Fremdheit/
Andersheit
Alterität
Marotzki, Winfried: Entwurf einer strukturalen Bildungstheorie.
Weinheim: Deutscher Studien-Verlag, 1990
48. Strukturale Bildungstheorie
Bildung als Prozess
versus Lernen
versus „Gebildetheit“ (Kanon)
Marotzki, Winfried: Entwurf einer strukturalen Bildungstheorie.
Weinheim: Deutscher Studien-Verlag, 1990
49. Strukturale Bildungstheorie
Bildung als Prozess der
Herstellung von Bestimmtheit
und Ermöglichung von
Unbestimmtheit
Marotzki, Winfried: Entwurf einer strukturalen Bildungstheorie.
Weinheim: Deutscher Studien-Verlag, 1990
50. Strukturale Bildungstheorie
Bildung als Prozess der
Transformation von
Selbst- und Weltverhältnissen
Marotzki, Winfried: Entwurf einer strukturalen Bildungstheorie.
Weinheim: Deutscher Studien-Verlag, 1990
58. Zusammenfassung
Man sollte den Gedanken aufgeben, dass eine
klare Trennung von emanzipatorischen vs.
affirmativen Praxen (zumindest außerhalb
künstlerischer Diskurse) zu finden ist.
Es geht eher um so etwas wie Steigerung des
Selbstbezugs als um Befreiungsschläge.
Neue Medien sind neue Bühnen dafür, denn diese
Praxen brauchen den Blick (Anerkennung).
60. fotografische
Selbst-
Thematisierungen
siehe auch:
• http://www.slideshare.net/joerissen/die-gemeinsame-arbeit-am-blick
• http://www.slideshare.net/joerissen/visuelle-bildungskulturen-in-den-neuen-
medien
• Wulf, Christoph e.a.(2007). Lernkulturen im Umbruch. Rituelle Praktiken in
Schule, Jugend, Medien und Familie. Wiesbaden: VS Verlag. Darin: Jörissen,
Benjamin: Informelle Lernkulturen in Online-Communities. Mediale Rahmungen
und rituelle Gestaltungsweisen (S. 184-219). PDF bei SpringerLink:
http://springerlink.com/content/l56085771v42u827/?p=cdcd063ff05f40e7867
9d5ef4e9379cb&pi=1
63. Beispiel für eine visuelle Inszenierung von Selbstfremdheit:
„Dass sie ich bin“
http://www.fotocommunity.de/pc/pc/cat/1810/display/16336122
„warum hat sie sich nicht unter kontrolle
sie ist eine tickende zeitbombe
von einer sekunde auf die andere ist sie wer anders
wer hälts da lange aus?
und sie spricht seht oft in der dritten person singular
damit sie nicht damit konfrontiert wird
dass sie ich bin“
[Text unter Foto]
64. Beispiel für Ironisierung/Ästhetisierung:
„Goldlöckchen“ Beispiel für Ironisierung/Verfremdungg:
http://www.fotocommunity.de/pc/pc/cat/1810/d „Shake it!“
isplay/16333572 http://www.fotocommunity.de/pc/pc/cat/1810/
display/16341844
Beispiel für „destruktive“ Körperverfremdung:
„Rauchen tötet“
http://www.fotocommunity.de/pc/pc/cat/1810/dis
play/16331509
65. Avatare
(nicht in der Web-Version dieser
Präsentationsfolien enthalten. Siehe:
http://www.slideshare.net/joerissen/avatare-
ringvorlesung , Folie 26 ff.)
Beispiel 1:
Avatar Expression
Beispiel 2:
13 most beautiful
Avatars
Constable, Giff/Svarog, Forseti (Ed.) (2007): Avatar Expression. (Selbstverlag)