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Folien der Vorlesung "Ergonomie für Informatiker" an der FH Oldenburg Wilhelmshaven (2003 bis 2007). Es wurden Grundlagen der Software-Ergonomie vermittelt.
Tag 1:
- Überblick und Grundlagen
- Zentrale Fragestellungen
4. Folie: 4
Das Thema im Kontext:
Kernfragen
1. Welche Leute muss man kennen?
2. Warum ist die Thematik interessant?
3. In welchem Spannungsfeld bewegt sich das Thema?
4. Aus welchen Disziplinen ist der Bereich zusammengesetzt?
5. Was sind die zentralen Prozesse?
6. Mit Wem hat man es tun?
7. Was ist neu?
6. Folie: 6
Welche Leute sollte man kennen?
Luigi Colani
• Arbeiten für Alfa Romeo, Lancia,
VW, BMW.
• Spitzenposition über Jahre in der
Möbelindustrie.
• Seit 1991 ist Colani inspirierender
Ideengeber für die NASA
7. Folie: 7
Welche Leute sollte man kennen?
... Ist in der ISO 9241 referenziert
University of Maryland
Founding Director (1983-2000) of the Human-
Computer Interaction Laboratory
Autor des Buches „User Interface Design“
„Alle teilen den Wunsch, die komplexe
Interaktion von Mensch und Maschine
zu verstehen.“
http://www.aw.com/DTUI
http://www.cs.umd.edu/~ben/
Ben Shneiderman
8. Folie: 8
Welche Leute sollte man kennen?
http://www.useit.com„You always have to design a great default.
There's no excuse for not having a good
Design“
"usability lead" für design und redesign bei SUN
Technical University of Denmark
IBM User Interface Institute
at the T.J. Watson Research Center
Autor des Buches „Designing Web Usability“
Jacob Nielsen
9. Folie: 9
Welche Leute sollte man kennen?
Autor des Buches „Don‘t make me think!“
- Praktischer Leitfaden für
Usabilitytests
- Wie User mit Sites umgehen
-Navigation und Layout
Steve Krug
"Die Leute mögen es nicht, darüber
nachzugrübeln, wie man etwas macht."
10. Folie: 10
:: 2 / 6 :: Warum ist die Thematik
interessant?
11. Folie: 11
Narrensicheres Design:
A common mistake that People made when trying to design
something completely foolproof is to underestimate the
ingenuity of complete fools.
Douglas Adams
12. Folie: 12
Design mit fatalen Folgen:
Beispiel: Milliarden, nur ein Anschlag?
Ein [...] Vorfall hatte sich am 23. Juli 1998 in Frankreich
ereignet. Ein Händler kam aus Versehen an die F8-Taste
seines Keyboards und löste damit den Verkauf von 1 Milliarde
französischer Staatsanleihen aus. F8 wurde damit zu einem
Schlagwort für versehentliche Verkäufe an elektronischen
Börsen weltweit.
Quelle:G. E. Thaller
13. Folie: 13
Die Bedeutung von Benutzerschnittstellen:
Folgen fehlender Software-Ergonomie
Verschiebung von Relevanz von
Arbeitsvorgängen
Aufteilen von Tätigkeiten in für sich
Sinnlose Teile
Herausbildung geistiger
Fließbandarbeit
Verschwendung menschlicher
Denkfähigkeit und Flexibilität
Quelle:M. Herczeg
Physische und psychische
Beeinträchtigung der Nutzer
hoher Einarbeitungsaufwand
Herausbildung „unentbehrlicher
Experten“
die Systeme arbeiten gegen die
gewohnte oder gewünschte
Arbeitsweise
14. Folie: 14
Erreichen der erforderlichen Performance durch Anwender, Kontroll-
und Wartungspersonal
Minimierung von Kenntnissen und persönlichen Voraussetzungen
und Zeit für Training
Erreichen der erforderlichen Zuverlässigkeit der Kombination von
Personal und Ausstattung
Pflege der Standardisierung des Designs innerhalb des Systems und
mit anderen Systemen
Anpassung der Eigenschaften eines Dialogsystems an die
psychischen Eigenschaften der damit arbeitenden Menschen.
Ziele von Softwareergonomie:
15. Folie: 15
:: 3 / 6 :: In welchem Spannungsfeld
bewegt sich das Thema?
17. Folie: 17
Beteiligte Gruppen – Das Projektteam:
Die ideale Website, wie sie von Menschen mit folgenden Jobs gesehen wird:
Quelle: S. Krug
Manager
Entwickler
Designer
Businessentwicklung
23. Folie: 23
:: 4 / 6 :: Aus welchen Disziplinen ist der
Bereich zusammengesetzt?
24. Folie: 24
Beteiligte Gruppen:
Softwaredesigner
erforschen, wie man Informationen grafisch am besten organisiert
Hardware-Entwickler
und Systemeinrichter bieten neuartige Tastatur-Designs und Eingabegeräte
sowie große hochauflösende Farbdisplays
Entwickler mit Interesse an Lernpsychologie,
Design von instruktionen und technischem Schreiben schaffen einnehmende
Online-Tutorials, Trainings,
Soziologen, Anthropologen, Philosophen, Politiker
und Manager behandeln die Auswirkungen auf Organisationen, Ängste
vor Computern, Veränderungen in der Arbeitswelt, neuerliche Ausbildung,
verteilte Teamarbeit
26. Folie: 26
Soziale Wahrnehmung
Aufgabe ist es, die neun Punkte mit vier Graden zu verbinden, die
ohne abzusetzen gezogen werden müssen
Quelle: P. Watzlawik
29. Folie: 29
Reaktionszeiten am Computer:
Zeitdauer Tätigkeit
0,2 s Eine Taste an der Tastatur drücken.
1,1 s Die Zeit, um mit dem Mauszeiger auf ein Objekt auf dem
Bildschirm zu deuten.
0,4 s Homing: Die Zeit, die ein Anwender benötigt, um mit der
rechten Hand von der Tastatur zur Maus zu kommen und
umgekehrt.
1,35 s Die Zeit, die ein Mensch braucht, um sich geistig auf den
nächsten Schritt bei einer Tätigkeit oder Aufgabe einzustellen.
38. Folie: 38
Die acht goldenen Regeln des Schnittstellendesigns
1. Streben Sie nach Konsistenz
2. Ermöglichen Sie regelmäßigen Benutzern die Verwendung von
Shortcuts
3. Bieten Sie informatives Feedback
4. Entwerfen Sie in sich geschlossene Dialoge
5. Bieten Sie Fehlervermeidung und einfaches umgehen mit Fehlern
6. Erlauben Sie leichte Umkehr von Aktionen
7. Unterstützen Sie das interne Kontrollbedürfnis
8. Reduzieren Sie die Belastung für das Kurzzeitgedächtnis
Quelle: B. Sniderman
43. Folie: 43
Benutzerprofile / Anwender
Typ Eigenschaft Als Autofahrer
würde er
Verhalten
Neuling Hat Angst vor
Überraschungen
Immer nur bei Grün
fahren
Surft vorsichtig, trifft
nur ungern
Entscheidungen
Erfahrener Neuling Ist neugierig, aber
nicht sehr geschickt
Auch mal bei Gelb
fahren
Verläuft sich schnell
und verschwendet
viel unnötige Energie
Routinierter
Benutzer
Hat konkrete
Erwartungen
Wie ein Gott fahren Ärgert sich über
Ladezeiten
Kein Verständnis für
Fehler
Optimierender
Benutzer
Sucht das besondere
Extra
Muttis Opel
tieferlegen
Toleranter, aber hasst
Zeitverschwendung
Experte Konfiguriert und
Optimiert
In der Formel 1
fahren
Weiß genau ob er
wiederkommt oder
nicht
Quelle: Die Argonauten
50. Folie: 50
1 3 4
5 7 8
9 11 12
13 15 16
2
6
10
14
17 19 2018
Erwartungskonformität:
Studie zur Platzierung von Websiteelementen:
Der grau hinterlegte Bereich
beschreibt den sofort sichtbaren
Teil der Website.
Die Zellen 13-20 sind nur durch
Scrollen einsehbar.
Quelle: e Result
51. Folie: 51
1 3 23,1%
11,5% 7 8
17,3% 11 12
13,5% 15 16
2
6
10
14
17 19 2018
Erwartungskonformität:
Platzierungserwartung eines Hilfe-Links:
Hinweis: bei vielen MS-Produkten wird die
Hilfe ebenfalls oben rechts angeboten.
Quelle: e Result
52. Folie: 52
Erwartungskonformität:
Home
Link zu anders-
sprachigen Site
Log In
Wir über uns
Produktkatalog
Suchfunktion
Site-Map
FAQ
Gästebuch/ Forum
Impressum
Hilfe-Link
Warenkorb
Quelle: e Result
54. Folie: 54
Benutzerprofile / Anwender III:
Information Seeker:
… Information - so schnell wie möglich
… übersichtliche Navigation
… klare, logische Struktur der Seite
… zu viele Schmuckelemente,
Animationen lenken eher ab
55. Folie: 55
Benutzerprofile / Anwender IV:
Web Surfer:
… Internet als Unterhaltung
… Details und Spielereien
… innovatives und originelles Design
… schnell gelangweilt, Überraschungen
sind gerne gesehen
56. Folie: 56
Benutzerprofile / Anwender V:
MISCHFORM: Information Surfer
Information Seeker:
… Information - so schnell wie möglich
… übersichtliche Navigation
… klare, logische Struktur der Seite
… zu viele Schmuckelemente,
... Animationen lenken eher ab
Web Surfer:
… Internet als Unterhaltung
… Details und Spielereien
… innovatives und originelles Design
… schnell gelangweilt, Überraschungen
... sind gerne gesehen
58. Folie: 58
Motivation:
Selbstverwirklichung
Ich will meine
Grenzen erforschen
Prestigebedürfnisse
Ich will eine Rolle in der
Gruppe einnehmen
Soziale Bedürfnisse
Ich will einer Gruppe
angehören
Sicherheitsbedürfnisse
Ich will Sicherheit
Grundbedürfnisse
Ich will überleben
Bedürfnishierarchie nach Masslow
Quelle: Die Argonatuen
59. Folie: 59
Motivation:
Bedürfnishierarchie nach Masslow
Selbstverwirklichung
Prestigebedürfnisse
Soziale Bedürfnisse
Sicherheitsbedürfnisse
Grundbedürfnisse
Quelle: Die Argonauten
Qualitätsargument
Soziales Argument
Sicherheitsargument
Erforschen Sie das spezifische Know-how
und die individuellen Ansprüche ihrer Zielgruppe
Erforschen Sie die sozialen
Wertvorstellungen ihrer Zielgruppe
Erforschen Sie die grundlegenden Wünsche
und Ängste ihrer Zielgruppe
Kaufen Sie dieses Modem,
denn es hat eine Übertragungsrate
von 56.000 bps, Flash-Bios und eine
Infrarot-Schnittstelle.
Kaufen Sie dieses Modem,
denn als meistgekauftes Produkt
dieser Art hat es sich durch seine
Qualität das Vertrauen der Benutzer
Gesichert.
Steve Case hat auch so eins!
Kaufen Sie dieses Modem,
denn es ist nur eine Frage der Zeit,
bis ihre Wettbewerber ihren jetzigen
Standard erreicht haben. Wollen Sie
die Kommunikationsfähigkeit Ihrer
Firma wirklich aufs Spiel setzen?
60. Folie: 60
Benutzerprofile / Anwender VI:
Typ Eigenschaft Als Autofahrer
würde er
Verhalten
Neuling Hat Angst vor
Überraschungen
Immer nur bei Grün
fahren
Surft vorsichtig, trifft
nur ungern
Entscheidungen
Erfahrener Neuling Ist neugierig, aber
nicht sehr geschickt
Auch mal bei Gelb
fahren
Verläuft sich schnell
und verschwendet
viel unnötige Energie
Routinierter
Benutzer
Hat konkrete
Erwartungen
Wie ein Gott fahren Ärgert sich über
Ladezeiten
Kein Verständnis für
Fehler
Optimierender
Benutzer
Sucht das besondere
Extra
Muttis Opel
tieferlegen
Toleranter, aber hasst
Zeitverschwendung
Experte Konfiguriert und
Optimiert
In der Formel 1
fahren
Weiß genau ob er
wiederkommt oder
nicht
Quelle: Die Argonauten
87. Folie: 87
Im BROCKHAUS wird Ergonomie definiert als:
„Disziplin, die sich mit der Anpassung der Arbeit(sbedingungen) an die
Eigenschaften des menschl. Organismus beschäftigt.
Mithilfe der [Ergonomie] sollen techn. Prozesse aufgrund von
Messungen (der oft einseitigen Beanspruchungen) und Erkenntnissen
der Arbeitsmedizin, physiologie und psychologie sowohl humanitärer‑ ‑
wie auch ökonom. Ziele optimal gestaltet werden.
Die körpergerechte Konstruktion und Anordnung von
Arbeitsmitteln" ... „sowie die Gestaltung von Arbeitsabläufen und
Umwelteinflüssen zur Begrenzung von phys. und psych. Gefährdungen
dienen einerseits der Gesundheit des Arbeitenden, andererseits der
Entfaltung der Leistungsfähigkeit und der dauerhaften Erhaltung der
Leistungsbereitschaft."
88. Folie: 88
Definition Ergonomie / Softwareergonomie:
„[...] die Anpassung der Arbeitsmittel und der Arbeitsumgebung an die
Bedürfnisse und Eigenschaften des arbeitenden Menschen."
ANSORGE / HAUPT 1997
Softwareergonomie ist „die benutzerfreundliche Ausrichtung von
Programmen. Da Software, die die besonderen
Benutzeranforderungen nicht ausreichend berücksichtigt, zu
Belastungen bis hin zu Gesundheitsschädigungen führen kann, wurden
Kriterien der [Softwareergonomie] entwickelt;" ...
„Die [Softwareergonomie] soll auch gewährleisten, dass die
Anforderungen und Fertigkeiten der Nutzer in die Softwareerstellung
einfließen, indem sie bei der Einführung neuer Technologien
einbezogen werden."
BROCKHAUS 1997, Bd.20
89. Folie: 89
Definition Softwareergonomie:
„Die Software-Ergonomie hat das Ziel, die Software eines Computers,
mit der der Benutzer arbeitet, an die Eigenschaften und Bedürfnisse
dieser Benutzer anzupassen, um ihnen einen hohen Nutzen möglichst
vieler relevanter Fähigkeiten und Fertigkeiten zu ermöglichen.“
BALZERT 1999
Usability-Engineering ergänzt das Software-Engineering um zentrale
Aspekte der Software-Ergonomie.
Ziel ist die Bereitstellung von Methoden, Modellen, Prinzipien und
Werkzeugen eines benutzerzentrierten Entwicklungsprozesses, aus
dem sich ergonomische Produktqualität ergibt.
90. Folie: 90
Definition Dialog und Benutzer (nach ISO 9241):
Dialog
• Eine Interaktion zwischen einem Benutzer und einem Dialogsystem,
um ein bestimmtes Ziel zu erreichen.
Benutzer
• Ein Mensch, der mit dem Dialogsystem arbeitet.
91. Folie: 91
Definition Benutzbarkeit und Gebrauchtauglichkeit:
Benutzbarkeit
Benutzbarkeit umfasst Merkmale (Verständlichkeit, Erlernbarkeit,
Bedienbarkeit), die sich auf den Aufwand, der zur Benutzung eines
Systems erforderlich ist, sowie auf die individuelle Bewertung einer
solchen Benutzung durch eine festgelegte oder angenommene Gruppe
von Benutzern bezieht.
Gebrauchstauglichkeit
Gebrauchstauglichkeit beschreibt das Ausmaß, in dem ein Produkt
durch den Benutzer im Nutzungskontext genutzt werden kann, um
bestimmte Ziele effektiv, effizient und zufrieden stellend zu erreichen.
92. Folie: 92
Abkürzungen:
GUI – Graphical User Interface
HCI – Human Computer Interface
MMS – Mensch Maschine Schnittstelle
DIN – Deutsches Institut für Normung
IFIP - International Federation for Information Processing
93. Folie: 93
Zielkriterien
Die Anforderungen der Softwareergonomie lassen sich in vier
grundsätzliche Zielkriterien zusammenfassen:
Stark ansteigende Nutzung von Softwareprodukten durch bestenfalls
oberflächlich geschultes Personal [...]
Effizienz durch an realen Arbeitsprozessen orientierte Softwareentwicklung
Humanisierung, also die an den Wünschen und Bedürfnissen des Menschen
ausgerichtete Gestaltung im Rahmen einer nutzerzentrierten Programm und‑
Bedienungsoberflächenentwicklung
Rechtssicherheit durch Erfüllung der durch verschiedene Normierungen
vorgegebenen Qualitätsanforderungen an Softwareprodukte
Editor's Notes
Jeder Lernt nur das was er lernen kann
-> Wir haben nur auf einen sehr kleinen Ausschnitt überhaupt einen Einfluss
Wir können Personen Ausbilden mit einer Software umzugehen
Wir können Personen Personen dazu bringen sich eine andere (in unserem effizienterem Sinne) Arbeitweise anzunehmen.
Das Problem der Objekt-Wahrnehmung: Einige Leute haben Probleme zur ursprünglich (ersten) Wahrnehmung zurüchzukehren.
Welches ist die Bevorzugte Figur?
Lösung ist: B
Da diese die einfachste ist!
Meine Freundin sieht die Linien nach unten, statt zur Seite.
Durch die Gleichförmigkeit des Magazinstiels wird die optischen Linien an den Seiten deutlich
Stark ansteigende Nutzung von Softwareprodukten durch bestenfalls oberflächlich geschultes Personal [...]
---- Dies bezieht sich darauf, dass die Software so einfach sein muss, dass möglichst viele Sie benutzen können.