1. Cassius stand stramm vor dem Kommandeur der
Militärkohorte von Jerusalem. “Zenturio”, schimpfte der
Offizier, “kannst du mir das erklären? Eine deiner
Truppen war beauftragt, ein Grab zu bewachen, einen
Toten. Was war daran so schwer? Jetzt sind mir
Gerüchte zu Ohren gekommen, dass der Körper
verschwunden ist! Sag mir, dass das nicht wahr ist!”
“Herr, darf ich offen sein, von Soldat zu Soldat?”, fragte
der Zenturio. Er kannte den Tribun schon länger,
obwohl der Tribun aus der berittenen Truppe stammte
und er nur ein gewöhnlicher Soldat war.
“Bitte, Cassius”, antwortete der Offizier etwas
freundlicher und gab dem Zenturio ein Zeichen, sich zu
setzen.
“Ich muß Sie um Geduld bitten”, begann Cassius. “Die
Geschichte fing eigentlich schon vor Wochen an.”
“Nimm dir Zeit”, antwortete der Tribun etwas gelöster.
2. “Seit dieser Jesus – derjenige, dessen Körper
wir am Grab bewachten – anfing, in der
Umgebung von Jerusalem zu predigen,
dachten wir, er könnte eine Art Revolutionär
sein, der die Bevölkerung mit seinem Gerede
über das Reich Gottes aufwiegelt. Aber ich
ging hin und hörte ihn an, Herr. Er war keine
Bedrohung. Tausende saßen mit ungeteilter
Aufmerksamkeit da, als er über seinen Vater
sprach und darüber, seinen Nächsten zu
lieben, über die Vergebung vergangener
Sünden und über ein neues Leben. Es war
faszinierend, Herr. Er gab einem das Gefühl,
als ob Er sich persönlich um einen sorgt.”
Der Tribun stützte sein Kinn auf seine Hand:
“Sprich weiter, Soldat.”
“Das nächste mal als ich ihn sah, hatten wir
den Befehl, vor der Residenz des Landpflegers
Wache zu stehen. Die Menge wurde wütend.
Pontius Pilatus saß dort oben auf dem
Richterstuhl und Jesus stand vor ihm. Jemand
hatte Ihn ziemlich zugerichtet, Herr.”
“Was hast du erwartet, Zenturio?”
3. “Schließlich”, fuhr Cassius fort, “gab Pilatus ein Zeichen zu schweigen. ‚Ich finde keine Schuld an diesem
Mann‘, rief er aus. Dann machte er den Versuch, Jesus frei zu lassen. Pilatus bat sie, zwischen Barabbas
– einem bekannten Mörder und Rebell – und Jesus zu wählen. Juden aus dem herrschenden Sanhedrin
riefen Pilatus zu, Jesus töten zu lassen. Sie riefen: ‚Kreuzige ihn, kreuzige ihn!‘ Der Pöbel stimmte mit
ein. Eine Minute lang stand alles auf des Messers Schneide. Dann verlangte Pilatus ein Waschbecken
und fing an, seine weichlichen, kleinen Hände zu waschen...”
“Zenturio, ich erlaube keine Respektlosigkeit”, sagte der Tribun scharf.
“Jawohl Herr, aber wissen Sie, Jesus war unschuldig, schlicht und ergreifend. Er hatte nur einige
mächtige Priester verärgert. Aber als Pilatus sah, aus welcher Richtung der Wind wehte, machte er mit.
Ich dachte, in Rom geht es um Recht und Ordnung, nicht um Zweckmäßigkeit.
“Regieren ist manchmal ein schmutziges Geschäft, Zenturio”, wandte der Tribun ein.
4. “So ist auch Soldat sein, Tribun. Auf ihren Befehl hin wurde einer von meiner Truppe ausgewählt, um
den Mann zu Geiseln.”
“Oh, sie hatten eine Menge Spaß dabei”, sagte der Tribun. “Der große Soldat... war es nicht Publius? Er
peitschte wie ein Verrückter, wie ich mich erinnere, und die Metallspitzen der Peitsche bohrten sich in
den Rücken von Jesus, bis die Haut in Fetzen lag und das Blut nur so strömte.”
“Nur wenige male wurde ich in meiner Laufbahn von Blut angeekelt”, kommentierte Cassius, “aber
einen Unschuldigen mit solcher Brutalität behandelt zu sehen...”
“Ich kann mich nicht erinnern, dass du sie aufgehalten hast, als sie ihm einen Purpurmantel anzogen,
mit einem Schilfrohr als Zepter und einer Krone aus Dornen. O ja, sie hatten ihren Spaß.”
“Ich habe in meiner Laufbahn schon Hunderte gekreuzigt”, erwiderte Cassius, “aber dieser Mann war
anders. Er hatte nicht geflucht, er hatte nicht gewimmert. Er war von der Auspeitschung, die Publius
ihm verpasste, schon halb tot, und er stürzte auf dem Weg nach Golgatha. Er war schon zu schwach,
um das Kreuz zu tragen, darum haben wir einen starken Kyrenier verpflichtet, es zu tragen. Dann
kreuzigten wir Jesus.”
“Alle Menschen sterben gleich.”
“Nicht Er”, erwiderte Cassius. “Wir nagelten ihn an den Kreuzbalken und richteten es auf, aber ich
werde nie Sein Gebet vergessen: ‚Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.‘ Herr, ich war
für Seine Tötung verantwortlich und Er vergab mir.”
“Bist du nicht lange genug Soldat gewesen, um nicht mehr von einem schlechten Gewissen geplagt zu
werden, Cassius?”
5. “Dann bat der Dieb, der neben ihm gekreuzigt wurde, dass Jesus seiner gedenken solle, wenn Er in
Sein Königreich käme.”
“Sein Königreich!”, spottete der Tribun.
“Aber höre seine Antwort: ‚Heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein!‘ Erstaunlich! Gegen Mittag,
Tribun, verfinsterte sich der Himmel. Jeder sah es, und bekam eine Gänsehaut, als Er rief: ‘Mein Gott,
warum hast du mich verlassen?‘ Er hörte sich an, als sei Er der einsamste Mensch in der Welt, der da in
der Finsternis hängt. Er sprach bis um drei Uhr nachmittags kaum ein Wort, dann rief er fast
triumphierend: ‚Es ist vollbracht!‘ Und wenn man genau zuhörte, konnte man ihn flüstern hören: ‚In
deine Hände befehle ich meinen Geist!‘”
“Im selben Moment fing der Boden an zu zittern und zu rollen”, erzählte Cassius. “Für einen Moment
wurde ich zu Boden geworfen. Dann ließ die Dunkelheit nach. Ich sag ihnen eins, Tribun, das war kein
gewöhnlicher Mann, der gekreuzigt wurde, es war der Sohn Gottes.”
6. “Ein paar ungewöhnliche Zufälle und schon hältst du Ihn für göttlich? Er ist genauso tot wie jeder
andere auch.”
“Nein, Tribun, ist Er nicht.”
“Er ist es nicht?”
“Der Hohepriester und die Pharisäer bestanden darauf, dass das Grab bewacht würde, so dass die
Jünger von Jesus den Körper nicht stehlen könnten.”
“Ich weiß, der Befehl kam von mir.”
“Wir postierten drei Männer rund um die Uhr, die alle acht Stunden abgelöst wurden, wie es die
Vorschrift verlangt. Ich versiegelte die Gruft, bevor sie mit der Wache anfingen, sie war abgesichert.”
“Also, woher stammen dann die Gerüchte, dass der Körper verschwunden ist?”
“Er ist weg, Herr.”
“Ich ziehe dir das Fell über die Ohren, Zenturio!”, schrie der Tribun und sprang auf.
Cassius stand auch auf, aber er fuhr fort: “Ungefähr um sieben Uhr heute Morgen, Herr, kamen die
drei Wachsoldaten in die Kaserne gerannt, als ob sie einen Geist gesehen hätten. ‚Zenturio!
Zenturio!‘ riefen sie, ‚Er lebt!‘ Ich beruhigte sie und ließ mir jedes Detail schildern.
7. “Ihre Schicht hatte um Mitternacht
begonnen”, erzählte er. “Sie waren die ganze
Nacht hellwach gewesen – und erzählten die
meiste Zeit Geschichten über ihre
Freundinnen zu Hause – wurde mir gesagt.
Dann, gerade bevor der Morgen dämmerte,
erhellte sich das Grab im Garten, als ob es
Mittag wäre, und ein Engel mit einem
Gewand wie ein Blitz kam und rollte den
Stein von dem Grab weg. Sie saßen einfach
da und zitterten. Dann stand einer von ihnen
auf – Publius sagten sie, denke ich – und
schaute ins Grab. Der Körper war weg und
die Grabbekleidung lag auf dem
Kalksteinsockel, noch gewickelt, aber kein
Körper drin.”
“Erwartest du, dass ich das glaube?”,
antwortete der Tribun geringschätzig.
“Ich befragte sie eingehend. Jeder von ihnen
sah nach, jeder sah das Gleiche. Der Körper
war weg.”
“Sie müssen eingeschlafen sein und erzählen
jetzt eine Geschichte, um sich selber zu
rechtfertigen.”
8. Das sind schlachterprobte Veteranen, Tribun, keine Anfänger. Ich kenne diese Männer. Außerdem,
Herr, man kann vermuten, dass das Geräusch von Leuten, die einen riesigen Stein weg rollen,
schlafende Soldaten wecken würde. Nein, sie haben wirklich die Wahrheit gesagt.”
“Was erwartest du, Zenturio, dass ich den Leuten sage? Dass Er von den Toten auferstanden ist?”
Ich weiß nicht, was sie ihnen sagen werden, Tribun, aber das ist, was geschehen ist. Er lebt. Ich sage
ihnen, Er lebt!”
“Nun, vielleicht können wir den Hohenpriestern von diesem kleinen Zwischenfall erzählen – sie
werden Interesse daran haben, es zu verschweigen. Vielleicht fahren sie sogar eine anständige
Summe rüber, um die Geschichte zu begraben... Ich werde mich von jetzt ab darum kümmern,
Zenturio. Du hast nichts gesehen. Du weißt von nichts! Kapiert?”
“Aber ich weiß es und ich habe es gesehen, Tribun. Ich kann nicht ändern, was passiert ist. Jesus ist
da draußen, lebendig. Mehr als das.”
“Vergiss, dass das je passiert ist, Cassius.”
“Vergessen Sie es, wenn Sie können, Herr. Aber bei allem Respekt, Jesus lebt, und das ändert alles.”
Ja, Jesus lebt und weil Er das tut, kannst du Ihn treffen, kennen lernen und eine lebensverändernde
persönliche Beziehung mit Ihm haben. Als Antwort auf dein Gebet kann Er dein Freund werden, dir
bei deinen Problemen helfen, deine Verletzungen heilen, deine Sünden vergeben, dir einen neuen
Start geben und noch vieles mehr. Er lebt, Er wartet auf dich und Er liebt dich.
9. Image credits
Page 1 – Beatrice Murch via Flickr
Page 2 – Movie “The Life of Jesus Christ”. Used under Fair Use guidelines
Page 3 – Beatrice Murch via Flickr
Page 5 – Beatrice Murch via Flickr
Page 7 – Donut Diva via Flickr
www.freekidstories.org
Adapted from a story by Dr. Ralph F. Wilson