21. Fachtagung des Forums Medienpädagogik der BLM am 12.11.2015
Anregungen für die pädagogische Arbeit von Niels Brüggen Wissenschaftlicher Mitarbeiter am JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis, München.
Vergangenes Jahr eroberte eine Lebensmittelkette ihre junge Zielgruppe mit einem ungewöhnlichen Musik-Clip. Mit mehr als 1,2 Millionen Klicks mutierte der Song zum viralen Video-Wunder. Nicht das erste Mal, dass ein Video-Spot einen solchen Hype auslöste. Während Kinder und Jugendliche früher zwischen den Mainzelmännchen Reklamefilme mit Klementine oder Lurchi sahen, sind sie heute mit komplexeren Werbeformen konfrontiert. Diese erreichen sie häufig über Smartphone, Tablet oder Computer, nicht mehr nur über den klassischen TV-Bildschirm.
Gerade Jugendliche nutzen Medien intensiv und meist ohne Begleitung. Dabei nehmen sie neue Werbeformen wie Social-Media-Marketing oder In-App-Werbung oft gar nicht als solche wahr, da sie sie nur schwer von Inhalten trennen können. Auch im Hinblick auf Aspekte wie Datenschutz oder Kostenfallen bestehen vermehrt Risiken. Jugendliche sollten daher – als ökonomisch durchaus potente Konsumenten und wichtige Zielgruppe für die Werbeindustrie – aufgeklärt und kritisch mit Werbung umgehen.
Grund genug für die diesjährige Fachtagung, nicht nur neue Werbeformen und ihre Mechanismen vorzustellen, sondern auch auf aktuelle Problemfelder hinzuweisen. Darüber hinaus geben unsere Experten konkrete Tipps und praktische Anregungen für den reflektierten Umgang damit an die Hand. Eine Ideenbörse und verschiedene Informationsstände bieten die Möglichkeit zur Vertiefung und zum Austausch.
Angewandte Philosophie an der Universität Duisburg-Essen.
Online-Werbung zum Thema machen - Niels Brüggen
1. Medienpädagogik in Forschung und Praxis WWW.JFF.DE
Anregungen für die pädagogische Arbeit
21. Fachtagung des Forums Medienpädagogik der BLM
NIELS BRÜGGEN
Online-Werbung zum Thema
machen
2. Medienpädagogik in Forschung und Praxis WWW.JFF.DE 2
Hintergrund: Richtlinie zur Ökonomischen Verbraucherbildung Bayern
Marktkompetenz
Kinder und Jugendliche besitzen Marktkompetenz, wenn sie die
Strategien, Abläufe und Zusammenhänge, d. h. die 'Spielregeln' am
Markt sowie ihre Rechte kennen und ihre Rolle als Marktpartner
verantwortungsbewusst wahrnehmen.
Die Schüler
kennen Abläufe und Zusammenhänge auf Märkten und können diese für sich
sinnvoll nutzen und gestalten,
sind in der Lage eine reflektierte Kaufentscheidung zu treffen,
kennen ihre Rechte als Verbraucher und können diese durchsetzen,
kennen verschiedene Einkaufswege und Zahlungsmöglichkeiten mit ihren
Vor- und Nachteilen und können diese verantwortungsbewusst nutzen,
können Risiken und rechtliche Konsequenzen ihrer Marktteilnahme
abschätzen,
sind sich der verhaltensbeeinflussenden Wirkung von Werbung bewusst,
reflektieren den Umgang mit eigenen Konsumgewohnheiten und
Konsumwünschen.
http://www.verbraucherbildung.bayern.de/schule/schulprojekt/index.htm/
3. Medienpädagogik in Forschung und Praxis WWW.JFF.DE 3
Daten- und Informationskompetenz
Sie beschreibt die Gesamtheit der Fähigkeiten, die für einen
sachgerechten und produktiven Umgang mit Informationen und
Daten notwendig sind.
Hintergrund: Richtlinie zur Ökonomischen Verbraucherbildung Bayern
Die Schüler
sind sich der Notwendigkeit der Informationsbeschaffung bewusst,
verwenden geeignete Informationsquellen und treffen passende
individuelle Entscheidungen,
gehen mit persönlichen Daten, z. B. bei der Einstellung ins Netz,
vorsichtig um,
sind in der Lage, den Missbrauch ihrer Daten zu erkennen und zu
vermeiden.
http://www.verbraucherbildung.bayern.de/schule/schulprojekt/index.htm/
4. Medienpädagogik in Forschung und Praxis WWW.JFF.DE 4
Befähigung zur souveränen Lebensführung in einer mediatisierten Gesellschaft
Medienkompetenz nach Schorb/Wagner (2013)
Wissen über Angebotsstrukturen
(Werbeformen, Datenauswertung,
Geschäftsmodelle, etc.)
Reflexion von Folgen der
Mediennutzung
Kritische Haltung gegenüber
Angeboten und Anbietern
Selbstbestimmte
und informierte
Entscheidungen
Kreativer
Umgang mit
den Medien und
gesell. Teilhabe
...erkennen nicht alle Werbeformen,
haben nur vage Vorstellungen von
Geschäftsmodellen & Verbraucherrechten
...individuelle wie gesellschaftliche
Folgen sind schwer abzuschätzen
... kritische Haltung spiegelt
sich oft nicht im Handeln
(Privacy Paradoxon).
Mehr Information hilft nicht
unbedingt (bzw. reicht nicht).
...verfügen über großen
Erfahrungsschatz im
Umgang mit den
Angeboten
5. Medienpädagogik in Forschung und Praxis WWW.JFF.DE 5
Befähigung zur souveränen Lebensführung in einer mediatisierten Gesellschaft
Wissen über Angebotsstrukturen
(Werbeformen, Datenauswertung,
Geschäftsmodelle, etc.)
Reflexion von Folgen der
Mediennutzung
Kritische Haltung gegenüber
Angeboten und Anbietern
Selbstbestimmte
und informierte
Entscheidungen
Kreativer
Umgang mit
den Medien und
gesell. Teilhabe
Methoden zur Vermittlung von
Kenntnissen über Werbeformen, Daten-
auswertung und Geschäftsmodelle
...zur Thematisierung von
individuellen und gesell. Folgen
... zur Entwicklung einer
Haltung gegenüber dem
Themenbereich und
entsprechender
Handlungsfähigkeit
..., die Erfahrungen der
Zielgruppe produktiv und
adäquat einbeziehen
6. Medienpädagogik in Forschung und Praxis WWW.JFF.DE 6
Verbindung von Medienkompetenz mit Zielen der Verbraucherbildung
2014 www.verbraucherbildung.socialweb.bayern.de
7. Medienpädagogik in Forschung und Praxis WWW.JFF.DE 7
Methoden zur Vermittlung von
Kenntnissen über Werbeformen, Daten-
auswertung und Geschäftsmodelle
...zur Thematisierung von
individuellen und gesell. Folgen
... zur Entwicklung einer
Haltung gegenüber dem
Themenbereich und
entsprechender
Handlungsfähigkeit
..., die Erfahrungen der
Zielgruppe produktiv und
adäquat einbeziehen
8. Medienpädagogik in Forschung und Praxis WWW.JFF.DE 8
Methode „Sprechblase“
Erfahrungen der Jugendlichen einbeziehen
Methode „Kartografie“
Medienführerschein „Produkt sucht Käufer“
Werbung im Alltag: Abfrage von Kriterien, die ein Produkt erfüllen sollte
(z. B. Mobiltelefon)
klicksafe „Privatsphäre und Big Data“
Privatsphäre – wozu?: Abfrage von Werthaltungen (was wird als privat
angesehen), um im Prozess Wertkonflikte thematisieren zu können
9. Medienpädagogik in Forschung und Praxis WWW.JFF.DE 9
Medienethische Roadmap zu "Privatsphäre und Big Data"
2015 www.klicksafe.de/themen/medienethik/privatsphaere-und-big-data/
10. Medienpädagogik in Forschung und Praxis WWW.JFF.DE 10
Methoden zu Werbeformen, Datenauswertung und Geschäftsmodellen
11. Medienpädagogik in Forschung und Praxis WWW.JFF.DE 11
Recherche in von Jugendlichen präferierten Angeboten
http://www.kinder-onlinewerbung.de/methoden/methodenbaukasten.html
12. Medienpädagogik in Forschung und Praxis WWW.JFF.DE 12
Recherche in von Jugendlichen präferierten Angeboten
‚Jugend erforscht die digitale Gesellschaft‘ http://www.jff.de/digitalegesellschaft/tagung/
13. Medienpädagogik in Forschung und Praxis WWW.JFF.DE 13
Recherche in von Jugendlichen präferierten Angeboten
‚Jugend erforscht die digitale Gesellschaft‘ http://www.jff.de/digitalegesellschaft/tagung/
14. Medienpädagogik in Forschung und Praxis WWW.JFF.DE 14
Fragen von Jugendlichen zu Geschäftsmodellen aufgreifen und nachverfolgen
https://youtu.be/uL5XhoTOPo4?t=16s
Playlist als Ressource für die pädagogische Arbeit:
https://www.youtube.com/playlist?list=PLR5Uyv0OIHD6OBmu1vW2ozFWAA2HUZZWR
15. Medienpädagogik in Forschung und Praxis WWW.JFF.DE 15
Methoden zu Datenauswertung in Verbindung zu Geschäftsmodellen
„Die Plakatwerbung, da sind ja nur die Leute,
die die vor Ort sind und bei facebook kann
es jeder sehen“ (Realschüler 1)
„[…] ähm, die verkaufen ja auch
Nutzerdaten an die, an alles Mögliche, an
Firmen, damit die besser Werbung machen
können und effizienter.“ (Realschüler 2)
„Und bei anderen Apps, also solang ich meine
Daten nicht angeben muss, interessiert es [wie
die Angebote Geld verdienen] mich eigentlich
nicht.“ (Gymnasiastin)
19. Medienpädagogik in Forschung und Praxis WWW.JFF.DE 19
Methoden zur Thematisierung von individuellen und gesell. Folgen
„[...] es wird sich sowieso nichts ändern,
es ist alles schon gespeichert“
(Reflexionsblatt, Mittelschule)
20. Medienpädagogik in Forschung und Praxis WWW.JFF.DE 20
Individuelle und gesell. Folgen von Überwachung sichtbar machen
Rollenverteilung
Du bist Schüler/Schülerin hier an der Schule. Weder im Klassenzimmer
noch auf dem Schulgelände seid ihr unter Aufsicht.
Du bist Schüler/Schülerin hier an der Schule. Im Klassenzimmer und
auf dem Schulgelände gibt es Lehrkräfte zur Aufsicht.
Du bist Schüler/Schülerin hier an der Schule. Seit neuestem gibt es in
den Klassenzimmern und auf dem Schulgelände Kameras, die Bild und
Ton aufzeichnen.
Spiel: Wer die Fragen mit „Ja“ beantwortet, geht einen Schritt nach vorne.
Würdest du noch schnell vor der Stunde die Hausaufgaben
abschreiben?
Würdest du dir in der Nase popeln?
Würdest du Nachrichten übers Handy schreiben, obwohl du dich nicht
in der Handyzone befindest?
…
Zusatz-Arbeitsblatt „Überwachung“
21. Medienpädagogik in Forschung und Praxis WWW.JFF.DE 21
Methoden zur Entwicklung einer Haltung und Handlungsfähigkeit
Methodische Vorschläge für vier Bereiche
Digitale Selbstverteidigung – Selbstdatenschutz
Politisches Engagement
Big-Data Kodex
Privacy by Design
22. Medienpädagogik in Forschung und Praxis WWW.JFF.DE 22
Methoden zur Entwicklung einer Haltung und Handlungsfähigkeit
23. Medienpädagogik in Forschung und Praxis WWW.JFF.DE 23
Oh man, schon wieder Werbung.
NEIN, ich will die App NICHT
installieren! Ich dachte wirklich
das kam diesmal von Lisa…
Voll viele Neuigkeiten.
Hier ist was von Lisa –
was ist das? Ich schau
mal…
Wir fordern von Facebook:
Die sollen uns fragen, ob wir solche
Werbung wollen
Man soll die Werbung
abschalten/abbestellen können
Methoden zur Entwicklung einer Haltung und Handlungsfähigkeit
24. Medienpädagogik in Forschung und Praxis WWW.JFF.DE
Studie & Materialien
www.verbraucherbildung.socialweb.bayern.de
Vortragsfolien www.jff.de
NIELS BRÜGGEN
Fragen gerne am Stand
in der Pause