Good Stuff Happens in 1:1 Meetings: Why you need them and how to do them well
Hilfreiches Netzwerk: Eine virtuelle Heimat für freie Korrespondenten
1. TITEL | Auslandskorrespondenten
Foto: privat
Hilfreiches
Netzwerk
Als Freie in New York schätzt Christine Mattauch den
Eine virtuelle Heimat für freie Korrespondenten Austausch unter den Weltreportern.
E s war eine Meldung im Branchendienst Gor-
kana, in der ich zum ersten Mal über den
Namen stolperte. Ein Netzwerk namens Welt-
einer anstrengenden Radioschicht gerade ins
Bett gelegt, als das Telefon klingelte. „Ich war
so müde, dass ich überlegte, ob ich träume“,
Am wertvollsten aber ist der Mail-Austausch mit
den Kollegen. Was ist das beste rundfunktaug-
liche Mikrofon? Hat schon mal jemand einen
reporter? Das klang spannend. Ich arbeitete e
rinnert er sich, „aber ich war sofort begeistert.“ Vortrag für die öffentliche Hand gehalten und
damals seit knapp drei Jahren als freie Korres- Er wurde Mitglied Nummer sechs – damals lief weiß, was man da verlangen kann? Wer kennt
pondentin in New York und vermisste manches das noch ohne Aufnahmeverfahren. Heute sind e
inen Ansprechpartner in der Redaktion XY?
Mal den Austausch mit Kolleginnen und Kol- die Weltreporter ein Verein, Jürgen ist der Vor- Egal, welche Frage man in die Welt ruft, binnen
legen. Sicher, ich bin nicht die einzige deutsche sitzende, und Neumitglieder müssen sich mit Stunden, oft sogar Minuten kommen Antwor-
Journalistin im Big Apple. Doch Festangestellte Anschreiben, Lebenslauf und Arbeitsproben ten, auf die man sich verlassen kann. Die Kol-
haben einen anderen Blickwinkel, und die Freien
ordentlich bewerben. legen können Sparrings-Partner sein, wenn ich
vor Ort sind, auch wenn noch so nett, doch auch Über die Jahre wurde Weltreporter.net zu einer mir eine Idee in den Kopf gesetzt habe, und trös-
immer Wettbewerber, denen man nicht jedes Marke. Es gibt eine Website und einen Face- ten, wenn etwas schief gelaufen ist.
Problem anvertrauen möchte. book-Auftritt, einen täglichen Blog und einen Wie weit die Solidarität im Ernstfall geht, zeig-
Da kam mir Weltreporter.net gerade recht: ein monatlichen Newsletter. Geschäftsführerin Bar- te sich, als Irak-Korrespondent Martin Ebbing
Netzwerk von Auslandskorrespondenten, die bara Heine weist die Neulinge ein, koordiniert im November 2008 einen Herzinfarkt erlitt. Per
für deutschsprachige Medien berichten und die Gemeinschaftsprojekte und lädt zur jährlichen Rettungsflug wurde er ins Herzzentrum nach
sich gegenseitig unterstützen. Dass die rund 40 Mitgliederversammlung. Als Konkurrenz zu Berlin transportiert und starb kurz darauf. Weil
Mitglieder unterschiedliche Regionen abdecken, Berufsverbänden sehen wir uns nicht – viele er keine Krankenversicherung in Deutschland
ist gewollt – damit untereinander keine direkte Weltreporter sind zusätzlich im DJV, bei ver.di hatte, saß die Familie auf einem Schuldenberg.
Konkurrenz entsteht. Jeder arbeitet auf eigene oder bei den Freischreibern. Weltreporter.net startete eine Spendenaktion
Rechnung. und sammelte fast 85 000 Euro, mit denen ein
In den USA sind wir zu dritt: Kerstin Zilm Etablierter Partner Großteil der Kosten für Transport und Behand-
berichtet aus Los Angeles über Oscar-Verleihun- Bei vielen Redaktionen, insbesondere denen lung beglichen werden konnte. ||
gen und Kaliforniens Haushaltsprobleme, Ren- ohne eigene Korrespondenten, ist das Netz-
zo Ruf aus Washington über Obamas Gesund- werk als Partner etabliert. Zwar werde ich, seit
heitsreform und Bushs zweiten Frühling, und ich Mitglied bin, nicht gerade mit zusätzlichen
ich aus New York über Lehman-Mitarbeiter und Aufträgen überhäuft, aber zwei, drei Anfragen
Madoff-Opfer. Damit sind die USA vergleichs- sind schon darunter, die ich als Einzelkämpfe- A Christine Mattauch
weise dicht besetzt. In den meisten anderen Län- rin nicht bekommen hätte. So gesehen, finan- ist freie Journalistin. Seit 2007 lebt und
dern gibt es nur einen Weltreporter-Kollegen. ziert sich der monatliche Mitgliedsbeitrag von arbeitet sie in New York.
Gründer der Plattform ist Janis Vougioukas, 35 Euro von selbst. Und: Das Recherchieren ist
der als Freier in Shanghai arbeitet. Er begann leichter geworden – offenbar weckt eine Mail mattauch@weltreporter.net
im Herbst 2004, Kollegen anzusprechen, die mit der Kennung weltreporter.net bei potenziel- www.mattauch-online.de
er kannte oder von denen er Gutes gehört len Interviewpartnern mehr Vertrauen als eine
hatte. Jürgen Stryjak in Kairo hatte sich nach schnöde AOL-Adresse. www.weltreporter.net
16 | DJV NRW Journal 01 | 11