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Impressum:
Herausgeber: Verein für Heimatkunde Lisdorf e. V. (VHL)
Am Ginsterberg 13, 66740 Saarlouis–Lisdorf
Tel.u.Fax: 06831/41694
Redaktion: Heiner Groß (verantwortlich), Georg Groß, Günter Mang, Wolfgang Mang, Werner Naumann,
Druck: Druckerei und Verlag Heinz Klein GmbH, Auf der Wies 7, 66740 Saarlouis–Lisdorf
Bankverbindungen: Kreissparkasse Saarlouis (BLZ 593 501 10), Kto.Nr.: 74–30088–0
Volksbank Saarlouis (BLZ 593 901 00), Kto.Nr.: 1401217629
Bezugspreis: 5,00 DM je Heft, Vereinsmitglieder erhalten es kostenlos
Mitgliedsbeitrag: 36,00 DM/ Jahr bei Einzelmitgliedschaft, 60,00 DM bei Familienmitgliedschaft
Namentlich gekennzeichnete Artikel geben die Meinung des Verfassers, nicht unbedingt der Redaktion wieder
Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Herausgebers
Titelfoto: Gerhard Destruelle
Fotos auf letzter Seite: Agnes Groß
2
Inhalt
Vorwort 3
Wie alt ist Lisdorf? 4
Aus dem Arbeitskreis Mundart und Brauchtum 6
Kindesaussetzung in Lisdorf 8
Bereits 1933 existierte ein Verein für Heimatkunde 8
Lisdorfer Frauenrevolte im Jahre 1838 9
Bilder der Ausstellungseröffnung mit Robert Eisenbarth 10
Bilder von der Einweihung des Feldkreuzes 11
Das Kreuz auf dem Lisdorfer Berg 12
Eine gute Idee in die Tat umgesetzt 14
Heimatstube in Lisdorf eröffnet 15
Vorsätze eines Geistlichen 16
Johann Anton Josef Hansen 17
Veranstaltungen des Heimatkundevereins 18
Neue Bücher über Lisdorf 19
Vorwort
Als wir im November des vergangenen Jahres die 1. Ausgabe des »Lisdorfer
Heimatblattes« herausgebracht hatten, sollte dieser im Frühjahr 2000 die 2.
Ausgabe folgen. Leider konnte diese zeitliche Vorgabe nicht eingehalten wer-
den. Der Hauptgrund für die Verzögerung waren die umfangreichen Arbeiten für
unser inzwischen fast fertiggestelltes Buch »Letzte Zufluchtstätte: Der Felsenstollen
Rosenthal«, in dem die Geschehnisse im Kriegswinter 1944/45 in Lisdorf aus-
führlich behandelt werden. Mehrere Stolleninsassen, die damals noch im Kin-
des– oder Jugendalter waren, schildern in dieser Schrift ihre mehr oder weniger
schrecklichen Erlebnisse aus dieser Zeit.
Für diese Ausgabe haben wir überwiegend zeitgenössische und auch aktuelle Themen ausgewählt.
Die Wahl des Titelbildes für diese Ausgabe hat ebenfalls einen besonderen aktuellen Bezug. Die dort
abgebildete Lisdorfer Aue ist mal wieder durch ein Vorhaben in ihrer jahrhundertlangen Funktion als Gemüse-
kammer des Saarlandes gefährdet.
Die VSE als Betreiberin des auf dem Titelbild hinten links erkennbaren Kraftwerkes beabsichtigt, in nächster
Zeit dort neben Kohle auch Tiermehl, Tierfette (Talg), Klärschlämme und weitere Abfallprodukte einzuset-
zen. Dagegen gäbe es nichts einzuwenden, wenn keine schädlichen Auswirkungen, wie das die VSE be-
hauptet, zu erwarten wären. Das ist jedoch sehr fraglich.
Ob der entsprechende Antrag der VSE von der Genehmigungsbehörde, dem Ministerium für Umwelt,
tatsächlich genehmigt wird, ist derzeit noch offen. Jedenfalls haben inzwischen viele besorgte Bürgerinnen
und Bürger in Ensdorf und in den angrenzenden Orten bei verschiedenen Anlässen ihren Unmut über das
Verhalten der VSE geäußert. Auch der Stadtrat von Saarlouis hat sich wegen der unmittelbaren Nähe des
Kraftwerkes Ensdorf zum Stadtteil Lisdorf und dem Gemüseanbaugebiet gegen die Mitverbrennung von
Tiermehl und Klärschlämmen im Kraftwerk Ensdorf ausgesprochen. Neben dem vorrangigen Schutz der
Bevölkerung spielte dabei die Überlegung eine Rolle, dass der Lisdorfer Gemüsebau durch tatsächliche
verstärkte Immissionen oder emotional bedingtes geändertes Käuferverhalten unabsehbaren Schaden er-
leiden könnte.
Vielleicht sagt sich jetzt mancher Leser, was hat das Ganze mit Heimatkunde zu tun. Sehr viel! Denn das
geschilderte Vorhaben kann, wenn es in die Tat umgesetzt werden sollte, unserer Heimat auf vielfältige Art
und Weise nachhaltig verändern. Wir als Heimatkundler sind in besonderem Maße dazu verpflichtet, unse-
re Heimat für die jetzt Lebenden und die nachfolgenden Generationen in einem lebenswerten Zustand zu
erhalten. Wenn Geschichte als Geschehen zu verstehen ist, so gehört dazu selbstverständlich auch das
aktuelle Geschehen, wie das VSE–Vorhaben.
Es ist erfreulich festzustellen, dass in dieser Ausgabe über lobenswerte Initiativen für Natur, Umwelt und
Kultur und auch über Engagement innerhalb unseres Vereins für Heimatkunde berichtet werden kann.
Als Vereinsvorsitzender bin ich und der gesamte Vorstand mit dem nun zur Neige gehenden Jahr 2000 mehr
als zufrieden. Eine Vielzahl von unterschiedlichen Veranstaltungen, Besichtigungen, Exkursionen und auch
Vergnügungsfahrten konnten mit jeweils gute Beteiligung durchgeführt werden. Als besonders erfreulich ist zu
vermelden, dass sich die Mitgliederzahl in diesem Jahr um fast 100 neue Mitglieder auf rund 350 erhöht hat.
Allen Kolleginnen und Kollegen im Vorstand danke ich herzlich für ihre Mitarbeit. Den Mitgliedern danke ich
für ihre Treue und Verbundenheit und die neu Hinzugekommenen begrüße ich herzlich in unserem Verein.
Den Mitgliedern der Redaktion danke ich herzlich für ihre eifrige Mitarbeit. Besonders danken möchte ich
Georg Groß, der mit seiner PC–Anlage auch für diese 2. Ausgabe einen druckfertigen Entwurf gefertigt hat.
Den Abonnenten, Freunden und Gönnern sowie den Lesern danke ich ebenso herzlich für ihr Interesse und
ihre Unterstützung.
Allen wünsche ich namens des gesamten Vorstandes und der Redaktion ein gesegnetes Weihnachtsfest
und alles Gute für das Neue Jahr.
Heiner Groß
Vorsitzender des Vereins für Heimatkunde Lisdorf e. V.
3
Josef Rupp
Wie alt ist Lisdorf ?
Immer wieder tritt diese Frage auf. Nach allgemei-
ner Auffassung wird in alten Urkunden die Herr-
schaft »Villa Lestorpfen« um 902 im Besitz der frän-
kischen Könige genannt, umgeben von der unmit-
telbaren Nachbarschaft des ausgedehnten Warndt-
waldes. Hier konnten die Fränkischen Könige ihrer
Leidenschaft der Jagd huldigen. Das große Gefol-
ge, oft Hunderte von Begleitern, wurde von den
nahen Gutshöfen versorgt.
Leider gibt es nur sehr wenige Urkunden aus dieser
fränkischen Zeit, was zur weiteren Aufklärung bei-
tragen würde. Mein Nachbar und Verwandter Ulli
Mailänder verfügt über ein umfangreiches Archiv,
aus dem ich hoffe, noch fündig zu werden.
Sein Vater, der langjährige 1. Vorsitzende des Ver-
eins für Heimatkunde im Kreis Saarlouis, Studien-
rat Dr. A. Mailänder schreibt in einem seiner zahl-
reichen Beiträge zur Heimatgeschichte von Saar-
louis über die Herrschaft Lisdorf ausführlich. Im hei-
matkundlichen Jahrbuch des Kreises Saarlouis von
1960 erwähnte er eine der wichtigsten Urkunden,
ausgestellt am 19. September 900 für den Erzbi-
schof Radebold von Trier. Darin erhielt dieser eine
Reihe fiskalischer Rechte zurück, die seinen Vorgän-
gern entzogen wurden.
Dr. Mailänder geht aber auch auf die Zeit davor
näher ein. Dabei tritt zutage, daß die Herrschaft
Lisdorf, zu der auch Ensdorf und der Bann von Wall-
erfangen gehörte, sehr groß war. Es ist anzuneh-
men, daß die »Villa Lestorpfen« ursprünglich Fis-
kalgebiet war. Die Pfarrkirche von Lisdorf besitzt
heute noch das Patrozinium der Heiligen Crispinus
und Crispinianus. Dieses Patrozinium ging nicht von
der Diözese Trier aus, sondern von einem adeligen
bzw. königlichen Kirchengründer.
Bekanntlich starben unseren beiden Heiligen schon
in römischer Zeit. Aufgrund seiner intensiven Nach-
forschungen wagt es Dr. Mailänder, die Existenz von
Lisdorf mindestens um das Jahr 570 anzusetzen.
Somit wäre die Kirche von Lisdorf mit der von Wad-
gassen einer der ältesten Kirchen des Saarlandes.
Im oben genannten Jahrbuch schreibt Dr. Mailän-
der einen interessanten Bericht über das denkwürdige
Jahr 570, damit wäre also unsere Kirche noch älter
als die Stiftskirche St. Arnual, die nach einer Über-
lieferung auf die Gründung einer kirchlichen Ein-
richtung durch den namensgebenden Metzer Bischof
Amualdus, dem der König Theudebert des Aus-
trasischen um 600 den Hof »Merkingen« schenkt.
Ich erwähne die Stiftskirche St. Amual deshalb sehr
gerne, weil auch ich in die Restaurierung dieser Kir-
che mit eingebunden war. In meiner Herrn Prof. Dr.
Herrmann überlassenen Dokumentation wird mei-
ne Restaurierung des Stuckgrabmales des Johann
Friedrich von Beulewitz ausführlich beschrieben.
Aber auch mit dem Jahr 570 sollten wir uns als
Lisdorfer nicht abfinden, denn umfangreiche Nach-
forschungen, wie auch Funde, zeugen davon, daß
Lisdorf schon zu weit früherer Zeit besiedelt war.
So hat der Saarlouiser Studienrat Dr. Herrmann
Maisant in über mehr als zehnjähriger mühevoller
Kleinarbeit alle vorhandenen Quellen ausgeschöpft
und umfangreiches Material zusammengetragen.
Alte wie auch neu entdeckte Fundstellen überprüft,
mit wissenschaftlicher Methode erfaßt und auch dar-
gestellt. In seinen beiden Bänden »Der Kreis Saar-
louis in vor– und frühgeschichtlicher Zeit«, erschie-
nen im Jahr 1971, wird auch Lisdorf eingehend
beschrieben. Die zahlreichen Funde verbunden mit
Skizzen der jeweiligen Fundstellen sind erwähnt.
Über die römische Zeit berichtet der Autor: »Justiz-
rat Motte der Ältere, fand in den Gärten ein Stück
einer römischen Handmühle«.
Auf dem heute mir gehörendem Grundstück Gatter-
straße 16, auf dem sich mein Wohnhaus, die Werk-
statt und ein Lager befinden, betrieb der Landwirt
Johann Ecker 1902 eine Sand– und Kiesgrube. Hier
stieß er beim Abbau auf römische Tongefäße, die
er geborgen und später dem Heimatmuseum Saar-
louis geschenkt hatte. Diese Gefäße können dort
besichtigt werden.
Als ich dann 1960 dieses Grundstück bebaute,
habe ich mich beim Aushub gewundert über die
dort angetroffenen unterschiedlich gefärbten Bo-
densorten. Damals hielt ich diese für Versatz, wel-
cher für den ausgehobenen Kies eingebracht wur-
de. Zumal diese Erdmassen angereichert waren mit
»Donner Bräu« Bierflaschen, Steinhägerkrügen und
anderen Abfällen. Meine Vermutung stimmte jedoch
nur teilweise. Vereinzelt gefundene Tonscherben
hätten uns eigentlich Hinweis sein müssen auf frü-
here hier vorhandene Grabfelder.
Wahrscheinlich gingen der Nachwelt hier viele hi-
storische Zeugnisse verloren, genau wie 1953 an
nachstehend beschriebenem Standort. Etwas wei-
ter nördlich, auf der anderen Seite der Gatterstraße
Nr. 3 als im Zuge des Neubaus meines Elternhau-
ses ebenfalls Gräber entdeckt wurden. Damals
beauftragte mich mein Vater, für beabsichtigte Be-
4
tonarbeiten an seinem Hause den dazu benötigten
Kies zu schürfen. Als ich ihm diesen Kies brachte,
war er verärgert, weil dieser Kies stellenweise mit
schwarzem Mutterboden durchsetzt war. Er war der
Ansicht, dass ich nicht tief genug gegraben hätte
und begab sich selbst in die Grube. Bei weiterem
graben stießen wir dann auf mehrere Urnen, Krü-
ge, Schalen und einer großen Anzahl von Scher-
ben aus zerbrochenem Ton. Alle Gegenstände stan-
den in einer Tiefe von 0,8 m.
Sämtliche damaligen Funde teilten wir dann unse-
rem Nachbarn, Reg. Amtmann J. Leick mit, damit
dieser als Bediensteter der Unteren Bauaufsichts-
behörde weiter verfahren möge. Leider stieß seine
erfolgte Meldung beim Landeskonservator Dr. Kel-
ler auf wenig Interesse.
Die Bauarbeiten wurden dann weiter fortgesetzt. Der
bis ins Nachbargrundstück Rullang reichende Fund-
ort mit seinen über 43 aufgelisteten Funden fand
dann später doch noch reges Interesse. Viele Stük-
ke gelangten ins Saarlouiser Heimatmuseum bzw.
in das Museum für Vor– und Frühgeschichte in Saar-
brücken. Viele Lisdorfer konnten sich schon von die-
sen Ausstellungsstücken überzeugen. Einige dieser
Funde verblieben allerdings auch in privatem Be-
sitz. Reg. Rat Kremp, Herr Orth vom Heimatmuse-
um, Konrektor Paul Kremp, Oberamtsrat Focht, R.
J. Leick und ich nahmen Fundstücke in Besitz. Bleibt
zu hoffen, das irgendwann alle Funde ihren Stamm-
platz im Museum finden werden.
Eine Scherbe war mit der Aufschrift »L V C I V S« ver-
sehen. Außerdem wurden Knochenreste, Metallteile,
Lanzenspitzen, Messer und auch Nägel gefunden. Ich
selbst fand eine massive aus weißem Ton gefer-
tigteTaube. Diese war eine Spielzeuggabe für ein Kin-
dergrab. Zwischenzeitlich habe ich eine Gipsform
dieser Taube angefertigt und zahlreiche Replikate
gegossen, die ich an Mitglieder des Heimatvereins
und ans Museum weitergegeben habe. Zu bedauern
ist es, daß damals nicht wie bei anderen größeren
Ausgrabungen, wie Reinheim, Borg oder Schwarzen-
acker, mit mehr Sorgfalt vorgegangen wurde.
Alle Funde gehörten zu einem Gräberfeld, das über
mehrere Jahrhunderte belegt wurde. Zu diesem
Gräberfeld gehörte auch das alte Grab, das nach
dem Bericht Hansens 1832 aufgedeckt worden ist.
Münzen wurden in keinem dieser Gräber gefun-
den. Einige von mir gefundene Münzen sind weit
jüngeren Datums. Diese stammen aus einem Lis-
dorfer Umbau und sind französische Prägungen aus
dem Jahre 1792. 3 dieser 4 gefundenen Münzen
habe ich aufbewahrt. Die 4. Münze, die sich Claude
Ravigny mitnahm, trug dieser zu einem Münzsam-
mler in die Stadt und bekam 70, - DM für dieses
schöne Stück.
In nächster Zeit werden die bereits begonnenen Aus-
schachtarbeiten zum beabsichtigten Neubau eines
Verbrauchermarktes in der Verlängerung des An-
wesens Rupp auf der anderen Straßenseite der Pro-
vinzialstraße 1 weiter fortgesetzt. Ich werde hier mit
wachen Sinnen und weit mehr als früher darauf ach-
ten, ob nicht auch hier Spuren geschichtlicher Ver-
gangenheit zu entdecken sind.
Diese Fläche liegt nämlich im unmittelbaren Um-
feld der bisherigen Fundstellen. Bis jetzt jedenfalls
war nicht zu erkennen, daß hier Bodenveränder-
ungen erfolgt wären, die auf äußere Einflüsse zu-
rückzuführen sind. Das dort um ca. 60 cm vom
Mutterboden abgetragene Kiesfeld scheint total
geschlossen zu sein. Es bleibt abzuwarten, bis die
tiefergelegenen Bodenschichten berührt werden.
Lediglich im vorderen Teil, wo bereits die Baugrube
für ein ursprünglich höheres Gebäude ausgeho-
ben wurde, konnte ich eine Tonscherbe finden, über
deren Herkunft ich aber im Zweifel bin.
Auch über Funde aus der Steinzeit berichtet Herr Mai-
sant. Im November 1902 fand der Bauer Johannes
aus Lisdorf beim Pflügen eine Steinaxt aus
Grauwacke im Differter Loch. Diese Steinaxt wurde
von dem damaligen Kreisausschußsekretär Gotzen
als Leihgabe dem Heimatmuseum Saarlouis über-
geben, wo sie sich auch heute noch befindet. Bei
Feldarbeiten in der Lisdorfer Au, ca. 250 m westlich
der ehemaligen Ensdorfer Schleuse, fand der Bauer
Johann Berdin 1933 ebenfalls ein Steinbeil.
Der frühere Lisdorfer Pfarrer Hansen berichtet in sehr
aufschlußreichen Abhandlungen über die angebli-
chen Heilungen von Viehkrankheiten mit Steinbeilen
in seiner Pfarrfiliale Ensdorf. (wird fortgesetzt)
Quellennachweis :
Ludwig Karl Balzer, Saarlouis 1964
Hermann Maisant, »Der Kreis Saarlouis in vor– und frühgeschichtlicher Zeit«, 1971
Dr. Andreas Mailänder
5
Werner Naumann
Aus dem Arbeitskreis
Mundart und Brauchtum
Die Mitglieder dieses Arbeitskreises im Verein für
Heimatkunde Lisdorf befassen sich seit nunmehr 2
Jahren mit der Lisdorfer Mundart oder dem Le.isch-
trowwa Bladd. Dabei gilt das Motto: »Mia schwedd-
sen wie us da Schnawwell gewaas es«.
Aber nicht nur schweddsen wollen wir in der uns
eigenen Mundart, sondern auch eine umfangrei-
che Sammlung von Wörtern und Begriffen, Rede-
wendungen, Sprüchen und Texten im Lisdorfer Dia-
lekt anlegen.
Mittlerweile haben die Mitglieder des Arbeitskrei-
ses über 1200 Begriffe und Wörter zusammenge-
tragen. Auch die Sammlung von Texten und Rede-
wendungen hat bereits einen beträchtlichen Um-
fang erreicht.
Neben den monatlichen Treffen des Arbeitskreises,
zu denen regelmäßig 10 bis 20 Mundart–Liebha-
ber kommen, die sich der Pflege und Erforschung
unserer heimischen Mundart widmen, führt der Ar-
beitskreis zur Abrundung seines Programmes wei-
tere Veranstaltungen durch.
Hier eine kleine Schilderung einer Fahrt:
Geschichte und Mundart
Etwa vierzig Vereinsmitglieder trafen sich am Pfingst-
samstag bei strahlendem Sonnenschein zu einer Rei-
se in Geschichte und Mundart des grenznahen Loth-
ringens, einer Landschaft, deren Geschichte eng
mit der unseren verbunden ist.
Erstes Ziel der Fahrt war die Abteikirche in Bou-
zonville. Die Gründung dieser Kirche geht auf die
Jahre 1029/1030 zurück. Adalbert II. war ins Hl.
Land gezogen und brachte von dort einen Splitter
vom Kreuz Jesu mit. Damit diese Reliquie würdig
aufbewahrt und verehrt werden konnte, wurde die
Kirche in Bouzonville gebaut. Am 31. Januar 1033
wurde sie durch den Bischof von Metz geweiht.
Der Stifter der Kirche wurde später im Chor der
Kirche beigesetzt.
In den folgenden Jahrhunderten wurde die Kirche
wiederholt bei kriegerischen Auseinandersetzungen,
u.a. 1340 zwischen dem Herzog von Lothringen
und dem Bischof von Metz, zerstört. Sie wurde aber
immer wieder aufgebaut.
Während der französischen Revolution wurde die
Kirche in einen »Temple de la Raison« (Tempel der
Vernunft) verwandelt. Später war sie ein Heuspeicher
und eine Schmiede. Einige Jahre nach der Revolu-
tion wurde die Kirche wieder hergerichtet.
Die Geschichte der Reliquie, zu deren Aufbewah-
rung die Kirche erbaut wurde, kann durch die Jahr-
hunderte verfolgt werden bis zur französischen Re-
volution. Während der Revolution wurde sie ver-
brannt. Um diese Reliquie ranken sich viele Ge-
schichten und Legenden. Eine davon erzählt, dass
das Kreuzesholz aus der Kirche geraubt wurde. Auf
ihrer Flucht warfen die Räuber aus Angst vor Ent-
deckung das Holz ins Feuer. Aber immer wieder sei
das Kreuzesholz aus dem Feuer gesprungen. Dies
habe sich dreimal wiederholt. Im Jahre 1912 wur-
de der Pfarrei eine neue Reliquie geschenkt.
Heute ist die alte Abteikirche die Pfarrkirche von
»Busentroff«. Der in der Region bekannte Karfrei-
tagsmarkt von Bouzonville geht auf die Notwen-
digkeit zurück, die große Zahl von Pilgern, die die
Kreuzreliquie am Karfreitag verehrten, mit dem Not-
wendigen zu versorgen.
Im Anschluss an die Führung durch die Kirche traf
sich die Gruppe aus Lisdorf an dem unmittelbar an
der Abteikirche vorbeifliessenden ehemaligen Müh-
lenkanal mit Francois Summa, einem Erzähler aus
dem nahen Filstroff. Er erzählt seine Märchen und
Sagen in der Sprache der Region, der moselfränk-
ischen Mundart. Hier am Wasser der Nied erzählte
er einige Märchen und Sagen von der Niednixe.
Ein sich zusammenbrauendes Gewitter und die
grosse Hitze trieben die Lisdorfer etwas früher als
geplant in den Schatten und die Kühle des Bibich-
bacherhofes zwischen Bouzonville und Filstroff.
Im neu errichteten Gastraum des alten Bauernho-
fes und bei erfrischenden Getränken war es eine
Freude den Geschichten des »Musje Summa« zu
lauschen. Die Erzählungen vom Busentroffer Fochs,
vom Gold–Poul, dem Belcherholzer Kuckuck, der
Fahrt der Busentroffer Gemeinderäte nach Metz und
andere Geschichten mehr entlockten vielen Zuhö-
rern ein Schmunzeln und mit dem Hinweis auf man-
ches fast vergessenes Wort war oft der Satz zu hö-
ren: »So hann mia fre.ia aach gesaat!«
Alle, die dabei waren haben einen Mann erlebt,
dessen Vorträge getragen sind von seiner Liebe und
6
seinem Engagement für die Erhaltung der mosel-
fränkischen Mundart. Ein Mann, der seine Ge-
schichten nicht nur erzählt, sondern, der mit seinen
Erzählungen lebt. Seine Gesten und sein Umgang
mit Muttersprache und Stimme haben die Zuhörer
die Märchen im wahrsten Sinne des Wortes miter-
leben lassen.
Beim anschließenden gemeinsamen Abendessen
mit Lothringer Spezialitäten aus der Küche des
Bibicherhofes konnte nicht nur nach Herzenslust
geschlemmt sondern auch richtig schön »Mosel-
fränkisch geschwätzt genn.«
Im August lud der Vorsitzende des Arbeitskreises,
wie in den Vorjahren, zu einem »Sommerfest« in
sein Haus sein. Bei Bier, Wein und Essen gab es
viel zu erzählen, selbstverständlich in unserer ge-
liebten Mundart. Auch dabei wurden manche
mundartliche Redewendung wiederentdeckt und
sogleich zu Papier gebracht.
II. Lisdorfer Mundart–Abend
Eine besondere Veranstaltung war der II. Lisdorfer
Mundart–Abend am 1. Dezember 2000. Für diesen
Abend konnte der bekannte Mundartautor Heinz
Bernard aus Hülzweiler gewonnen werden. Er trug
gekonnt und fesselnd Geschichten und Erinnerun-
gen in der Mundart seines Heimatortes, dem
»Hellzwellera Bladd«, vor. Unnachahmlich wie er an
einigen Beispielen die Kürze und Knappheit der
Mundart verdeutlichte. Oft ist es nur eine andere
Betonung, die dem Wort oder Laut eine andere Be-
deutung gibt. Die Wiedergabe eines Gespräches,
das 2 Dorfretschen abgehalten haben, war ein
Genuss. Immer wieder wurde sein Vortrag von Ap-
plaus und spontanem Lachen unterbrochen. Das
zeigte, dass Heinz Bernard die Erwartungen seiner
Zuhörer voll und ganz getroffen hatte. Aber auch
einige verstohlene Tränen gab es zum Schluss der
zweiten Hälfte seines Vortrages, als er die Geschichte
eines sterbenskranken Mädchens erzählte, für das
Weihnachten bereits Anfang Dezember gefeiert wur-
de, weil es den 24. Dezember nicht erleben würde.
Auch die Mitglieder des Vereins für Heimatkunde,
die an diesem Abend mit auftraten, konnten die
Zuhörer überzeugen. Christine Hawner, die »van
dahemm« erzählte, begeisterte die Zuhörer. Ihre
Geschichte schilderte den Kauf eines alten Bau-
ernhauses und erzählt von den Löchern in Decken
und Wänden, die bei der anstehenden Renovie-
rung von ihrem Mann gebrochen wurden.
Einige lustige Erzählungen in »Le.ischtrowwa Bladd«
trug der Leiter des Arbeitskreises, Werner Naumann
vor. In einigen der Geschichtchen konnte man die
Personen erahnen, die diese erlebt oder zumindest
früher oft und gern erzählt haben.
Authentisch die »Ualaubsa.enarongen«. Erinnerun-
gen an den gemeinsamen Urlaub zweier Lisdorfer
Familien im Jahre 1958. Was von einer Zuhörerin,
die damals dabei war, bestätigt wurde.
Musikalisch umrahmt wurde der II. Lisdorfer Mund-
art–Abend von Helmut Amann am Klavier. Er spiel-
te jeweils den Vorträgen angepaßte Stücke, was zu
einer harmonischen Abrundung der Veranstaltung
führte.
Am 15. Dezember fand die Weihnachtsfeier des
Arbeitskreises mit einem gemeinsamen Abendes-
sen in der Hopfenblüte statt. Nach einem Rückblick
auf die Arbeit des ablaufenden Jahres und einem
Ausblick auf das Jahr 2001 wurde in gemütlicher
Runde Mundart und Brauchtum gepflegt.
Die Mitglieder des Arbeitskreises würden sich freu-
en, wenn sie im kommenden Jahr weitere Interes-
senten zu ihren Treffs begrüßen könnten.
Arbeitskreises Mundart und Brauchtum
Termine 2001
12. Januar Arbeitskreistreffen – Hopfenblüte
16. Februar Arbeitskreistreffen – Hopfenblüte
16. März Arbeitskreistreffen – Hopfenblüte
20. April Arbeitskreistreffen – Hopfenblüte
18. Mai Arbeitskreistreffen – Hopfenblüte
8. Juni Arbeitskreistreffen – Hopfenblüte
16. Juni Exkursion in den moselfränkischen
Sprachraum event. Lothringen
13. Juli Arbeitskreistreffen – Hopfenblüte
17. August Arbeitskreistreffen – Hopfenblüte
14. September Arbeitskreistreffen – Hopfenblüte
12. Oktober Arbeitskreistreffen – Hopfenblüte
16. November Arbeitskreistreffen – Hopfenblüte
7. Dezember III. Lisdorfer Mundart–Abend
14. Dezember Weihnachtsfeier des Arbeitskrei-
ses – Hopfenblüte
7
Kindesaussetzung in Lisdorf
Am Ende des 17. Jahrhunderts haben Pastöre be-
gonnen, wichtige Ereignisse in Büchern festzuhal-
ten. Geburten, Taufen, Hochzeiten und Sterbefälle
wurden aufgezeichnet. Als Randnotizen hielten sie
oft auch Unwetter, Hochwasser, Truppenbe -
wegungen, Brände, gute oder schlechte Ernten und
andere anscheinbare Nebensächlichkeiten fest.
Diese Bücher sind heute begehrte Quellen für Hei-
matforscher und Historiker. Die meist in lateinischer
und später in unserem Gebiet in französischer Spra-
che geführten Bücher spiegeln ein Stück Heimat-
geschichte wider. So wurde auch eine Kindes-
aussetzung in Lisdorf in den Kirchenbüchern
vermerkt.
Catherine Meiltgen, Magd bei dem Gärtnermeister
Mock bei der Steuerstelle St. Marien, hob ein Kind
auf, das Vorübergehende gefunden hatten. Dies
geschah am 11. März 1786 morgens um 6 Uhr.
Das Kind war etwa 2 Wochen alt und wurde am
12. März in der Pfarrkirche in Lisdorf getauft. Tauf-
pate war Pierre Mertersdorff und Patin wurde die
Catherine Meiltgen.
Die Gründe für diese Kindesaussetzung blieben
ungewiss. Wer immer das getan hatte, er befand
sich sicher in einer Zwangslage. Wollte sich eine
Magd der allgemeinen Schande entziehen? Damals
war offenbar unter stark klerikalem Einfluß ein un-
eheliches Kind eine Schande für die Mutter und
deren Familie. War eine junge Bürgerstochter aus
einer franzöischen Stadt die Mutter des ausgestzten
Kindes, die bei Verwandten in Lisdorf niedergekom-
men ist? Hat die Witwe eines Tagelöhners das Kind
ausgesetzt, aussetzen müssen, weil sie nicht wusste,
wie sie ihre übrigen Kinder ernähren sollte?
Kindesaussetzungen waren in unserer Gegend zwar
selten. Auch aussereheliche Kinder waren relativ
selten vorzufinden. Auffällig ist aber, wenn bei
ausserehelichen Kindern der Erzeuger genannt wur-
de, dies in der Regel ein in Saarlouis stationierter
Soldat war.
Wenn trotz strenger Kontrolle durch die Dorföffent-
lichkeit ein Kind unterwegs war, wurde offensicht-
lich geheiratet.
Quelle: SZ v. 08.08.1994
Werner Naumann
8
Bereits 1933 existierte ein Ver-
ein für Heimatkunde in Lisdorf
Bei der Durchsicht des von Günter Mang geführten
Archivs sind wir auf zwei Veröffentlichungen in der
Saar–Zeitung vom 31. 10 .1933 bzw. 6. 3. 1934
gestoßen, die belegen, dass bereits 1933 ein Ver-
ein für Heimatkunde in Lisdorf existierte. Die bei-
den Artikel sind schon stark geprägt von national-
sozialistischem Vokabular. 1934 nannte sich der
Verein schon nicht mehr »Verein für Heimatkunde«,
sondern »Deutscher Heimat– und Kulturverband«.
Nach der Rückgliederung des Saargebietes in das
Deutsche Reich im Jahre 1935 wurde auch dieser
Verein in die entsprechende NS–Organisation
zwangseingegliedert.
9
Lisdorfer Frauenrevolte
im Jahre 1838
Heute weitgehend in Vergessenheit geraten ist die
sogenannte Lisdorfer Frauenrevolte vom 16./17.
Mai 1838, als Frauen aus Lisdorf und Ensdorf (da-
mals gehörte Ensdorf zur Pfarrei Lisdorf) den Weg-
zug ihres Pastors Johann Anton Joseph Hansen
(1801–1875) nach Ottweiler mit Gewalt versucht
haben zu verhindern. Pastor Hansen war von 1832
bis 1838 Pastor in Lisdorf.
Nach der Überlieferung war er bei seinen Pfarran-
gehörigen in Lisdorf/Ensdorf sehr beliebt. Offen-
bar hatten ihn besonders die Frauen in der Pfarrei
in ihr Herz geschlossen, denn sie wollten sich nicht
damit abfinden, dass Pastor Hansen auf eigenen
Wunsch hin vom Trierer Bischof Hommer nach Ott-
weiler versetzt wurde. Mit Gewalt wollten sie ihn in
Lisdorf halten.
Zum 100. Jahrestag dieses Ereignisses veröffent-
lichte die Saar–Zeitung am 25. Mai 1938, also
vor nunmehr 62 Jahren einen Artikel unter der Über-
schrift »Lisdorfer Frauenrevolte vor 100 Jahren«.
Nachfolgend drucken wir diesen Artikel, den uns
Günter Mang vom Vorstand des Heimatkunde-
vereins Lisdorf aus seinem Archiv zur Verfügung stell-
te, wortgetreu ab. (hg)
10
Eröffnung der Ausstellung
von Ölgemälden
des Malers
Robert Eisenbarth
am 12. 11. 2000
im Gasthaus A. Breininger
Organisation: VHL
Fotos: Marie–Luise Groß
Begrüßung durch Heiner Groß
Robert Eisenbarth
Sabine Becker und der Maler
Gasthaus Breininger früher (R. Eisenbarth)
Laudator Ferdinand Kappenberg
Rudolf Lonsdorfer und der Maler
Einweihung des Feldkreuzes auf dem Lisdorfer Berg
am 13. November 2000
Oberbürgermeister Hans–Jo-
achim Fontaine bei der Über-
gabe des neugestalteten Feld-
kreuzbereichs.
v. l. n. r.: Pastor Anton Heidger,
Beigeordneter Hans Diwo, Ober-
bürgermeister Hans–Joachim
Fontaine, VHL–Vorsitzender Hei-
ner Groß, CDU–Fraktionsvorsit-
zender Klaus Pecina, VHL–Vor-
standsmitglied G. Mang, stellv.
VHL–Vorsitzende M. Scholly
Pastor Anton Heidger bei
der Einsegung des Kreuzes
v. l. n. r.: Georg Jungmann
MdL, 2 Meßdiener, Pastor An-
ton Heidger, Beigeordneter
Hans Diwo, Oberbürgermei-
ster Hans–Joachim Fontaine
VHL–Vorsitzender Heiner Groß
bei seinen Ausführungen zur Hi-
storie des Feldkreuzes
v. l. n. r.: Georg Jungmann MdL, 2
Meßdiener, Pastor Anton Heidger,
Beigeordneter Hans Diwo, Oberbür-
germeister Hans–Joachim Fontaine,
VHL–Vorsitzender Heiner Groß,
CDU–Fraktionsvorsitzender Klaus
Pecina, Feuerwehrmann Roland
Groß
11
Fotos: Agnes Groß
12
Heiner Groß
Das Kreuz auf dem
Lisdorfer Berg
Kreuz und Umfeld neu gestaltet
Am 13. November 2000 war es endlich soweit.
Das nach mehrjährigen Bemühungen des Lisdorfer
Stadtverordneten und Vorsitzenden des Vereins für
Heimatkunde, Heiner Groß, von der Stadt Saar-
louis neugestaltete Feldkreuz–Ensemble auf dem
Lisdorfer Berg, an der Gabelung der beiden Haupt-
feldwege, konnte an diesem Tag seiner Bestimmung
übergeben und eingesegnet werden.
Obwohl die Witterung alles andere als einladend
war, es regnete an diesem Tag unentwegt, waren
trotzdem erstaunlich viele Lisdorfer und Beteiligte
sowie Gäste zum Kreuz auf dem Lisdorfer Berg ge-
kommen, um an der schlichten Feier teilzunehmen.
Oberbürgermeister Hans–Joachim Fontaine be-
grüßte die Teilnehmer und dankte allen, die an der
Neugestaltung mitgewirkt hatten, insbesondere dem
Vorstand des Heimatkundevereins für seine Initiati-
ve und die Anregungen während der Planungs- und
Ausführungsphase. Mit der Übergabe dieses neu-
gestalteten Feldkreuzbereiches erhalte Lisdorf das
Wahrzeichen des Berges in ansprechender Form
wieder zurück. Er hoffe, dass dieses mehr als 110
Jahr alte Kreuz auch die nächsten 100 Jahre un-
beschadet überstehe.
Anschließend gab Heiner Groß einen historischen
Überblick über die wechselvolle Geschichte des
Feldkreuzes. Bei dieser Gelegenheit dankte er dem
Oberbürgermeister und dem Baudezernenten Hans
Diwo sowie den zuständigen Planungs- und Bau-
fachleuten bei der Stadtverwaltung, insbesondere
Grünflächenplaner Joachim Brys und Bautechni-
ker Wolfgang Wacker für die ansprechende Um-
feldgestaltung des Kreuzes. In den Dank bezog er
auch Klemens Port, Rudolf Lonsdorfer und Emma
Welsch mit ein, die einige Jahre vor der Neuge-
staltung das Kreuzumfeld gepflegt und mit Blumen
geschmückt hatten. Ebenso dankte er seinen Vor-
standskollegen Hans–Joachim Loris und Rudolf
Lonsdorfer sowie der Firma Peter für die Bepflan-
zung der Kreuz–Vorfläche im Rahmen der Neuge-
staltung. Heiner Groß erwähnte dabei auch, dass
die beiden Bänke, die auf der gepflasterten Fläche
hinter dem Kreuz stehen, von der Chorgemeinschaft
MGV 1859 Lisdorf und dem Heimatkundeverein
im Rahmen der von Hans-Joachim Loris initiierten
»Bank–Aktion« gestiftet wurden.
Den wichtigsten Teil der Feier übernahm dann Pa-
stor Anton Heidger mit der Einsegnung des Kreu-
zes. Schließlich handelt es sich bei dem Denkmal-
Ensemble mit Kreuz, 2 großen Bäumen und neu-
gestalteter Umringfläche um eine Gebets– und Ge-
denkstätte, die aus religiösen Motiven vor über
111 Jahren errichtet wurde. Pastor Heidger zitierte
anhand eines Zeitungsartikels vom 1. Februar 1949
den damaligen Lisdorfer Pastor, Dechant Josef
Spengler, der anlässlich einer Veranstaltung des
Lisdorfer Bauernvereins im Saale Breininger zugun-
sten des Kreuzes auf dem Lisdorfer Berg über den
Sinn und den hohen ideellen Wert eines Feldkreuzes
auf heimischer Flur gesprochen habe. Dechant
Spengler habe damals die Hoffnung ausgespro-
chen, dass »recht bald wieder an weithin sichtbarer
Stelle auf dem Lisdorfer Berg das Kreuz uns daran
erinnern möge, dass hier christliche Menschen wir-
ken und schaffen«.
Die Restaurierung des Kreuzes und die Neugestal-
tung des Umfeldes zeugten davon, so Pastor Heid-
ger, dass Glaube und Hoffnung bei den hier Wir-
kenden und Schaffenden tief verwurzelt sei. Für alle
erbat er Gottes Segen und Heil.
Mit einem gemeinsamen Gebet und Lied wurde die
Einsegnungsfeier beendet. Es folgte ein kleiner Um-
trunk, zu dem die Stadt und der Heimatkundeverein
geladen hatten. Wie bei der feuchtkalten Witterung
nicht anders zu erwarten, war der von Vorstands-
mitglied Josef Rupp gespendete Edelbrand dabei
besonders begehrt.
Zur Geschichte des Kreuzes
Es wurde im Frühjahr 1889 von zunächst Unbe-
kannten errichtet. Eines Morgens sahen vorbeifah-
rende Bauern das Kreuz. Am Vorabend war es noch
nicht da. Es muss also während der Nacht aufge-
stellt worden sein. Der oder die Errichter wollten
offenbar unbekannt bleiben. Da das Kreuz auf
Grundeigentum der Familie Schwarz aus Lisdorf
errichtet war, lag die Vermutung nahe, dass Ange-
hörige dieser Familie das Kreuz errichtet hatten. In
der Folge pflanzte die Familie Schwarz zur Einrah-
mung des Kreuzes zwei Akazien, von denen eine
nach ein paar Jahren einging, während sich die
andere zu einem prächtigen Baum entwickelte. Es
ist anzunehmen, dass das Kreuz kurze Zeit nach
seiner Errichtung von dem damaligen Lisdorfer Pa-
stor Karl Wehn, der von 1869 bis 1906 in Lisdorf
war, eingeweiht wurde. Aus der Überlieferung ist
bekannt, dass bereits vor 1900 zu dem Feldkreuz
13
Bittprozessionen durchgeführt wurden. Es entwickel-
te sich in der Folge zu einer Gebets– und Gedenk-
stätte und während der Sommermonate wegen des
Schattendaches der Akazie auch zu einer Raststätte.
Das Kreuz und die mächtige Akazie waren auf dem
sonst ziemlich baumlosen Lisdorfer Berg zu dessen
Wahrzeichen geworden, das von weithin sichtbar
war. Das wurde dem Denkmal–Ensemble kurz vor
Ausbruch des 2. Weltkrieges zum Verhängnis. Das
deutsche Militär hatte die Befürchtung, dass sich
feindliche Artillerie an dem Kreuz orientieren könnte.
Deshalb wurde Ende August 1939 das Kreuz um-
gelegt und die große Akazie gefällt. Zu gleicher
Zeit wurde in Berus der erst kurz vorher errichtete
Hindenburg–Turm gesprengt.
Nach dem Ende des 2. Weltkrieges bemühte sich
insbesondere der Lisdorfer Bauernverein um die
Wiedererrichtung eines Kreuzes an dieser Stelle. Er
führte am 25. Januar 1949 im Saale Breininger ei-
nen Familienabend durch, dessen Erlös für die Er-
stellung eines neuen Feldkreuzes auf dem Lisdorfer
Berg bestimmt war. Das 1939 niedergelegte Kreuz
war nach dem Krieg offenbar nicht mehr vorhanden.
Die Eheleute Nikolaus Klein stellten von einer ab-
geräumten Grabstelle den Sockel zur Verfügung.
Der Bauernverein finanzierte aus dem Erlös seines
Familienabends das Übrige. Das Kreuz mit der
Christusfigur sowie die Inschrift „O crux ave spes
unica“, die bereits auf dem früheren Kreuz war, fer-
tigte eine Firma Biehl aus Völklingen.
Ende März 1949 wurde das Kreuz unter Mithilfe
von Josef (Sepp) Breininger, Paul Morguet, Gott-
fried Schmitt und Gerhard Groß aufgestellt.
Am 15. Mai 1949 wurde es von dem Lisdorfer Pa-
stor, Dechant Josef Spengler, eingesegnet. Ende des
Jahres 1949 pflanzten die Vorerwähnten dort zwei
Pappeln, die von einer von Ortsvorsteher Weiler am
Lisdorfer Friedhof durchgeführten Pappelpflanzung
übrig waren. Die Pappeln haben sich zu mächtigen
Bäumen entwickelt, die heute das Kreuz säumen.
Die lateinische Inschrift: »O CRUX AVE SPES UNICA« heißt auf deutsch »O Kreuz sei gegrüßt
einzige Hoffnung«.
Foto: Harald Weiler
Die zehn Bänke wurden an folgenden Stand-
orten aufgestellt:
1. Marienbildnis im Obstgarten
Bank gestiftet von Kath. Frauengemeinschaft Lisdorf
2. Saarlauf in Höhe des Gemüsebaubetreibes Tho-
mas Lonsdorfer
Bank gestiftet von der Kreissparkasse Saarlouis
3. Saarlauf oberhalb der Schleuse
Bank gestiftet vom Spielmannszug und Berg– und
Hüttenarbeiterverein Lisdorf
4. Saarlauf unterhalb der Schleuse im Bereich
Kapellenmühle
Bank gestiftet von SPD–Lisdorf
Heiner Groß
Eine gute Idee in die Tat
umgesetzt
Seit Jahrzehnten wurde von Senioren, aber auch
von jungen Mitbürgern wiederholt gerügt, dass in
Lisdorf sowohl im Ort als auch in der Feldlage ent-
lang der Saar und der Wege Sitzbänke zum Ausru-
hen und Verweilen fehlen. Entsprechende Anträge
von Stadtverordneten aller Couleur wurden in der
Regel von den zuständigen Stellen bei der Stadt
einfach ignoriert oder sind nach anfänglicher Reali-
sierungszusage wohl in der Verwaltungsmühle ver-
modert.
Ein paar Monate vor seinem altersbedingten Aus-
scheiden aus dem aktiven Dienst als Chef der Lis-
dorfer Feuerwehr hatte Hans–Joachim Loris, zu-
gleich Organisationsleiter im Vorstand des Vereins
für Heimatkunde Lisdorf e. V., die lobenswerte Idee,
die Lisdorfer Vereine und Bankfilialen für die An-
schaffung von Sitzbänken zu gewinnen. Diese Idee
versuchte er nach Gesprächen mit den Lisdorfer
Stadtverordneten, dem Oberbürgermeister Hans–
Joachim Fontaine und dem Lisdorfer Hans Diwo,
Bau–Beigeordneter bei der Stadt und weiteren Stel-
len bei der Stadtverwaltung schnellstmöglich in die
Tat umzusetzen.
Am 16. August 1999 lud er alle Lisdorfer Vereins-
vorsitzende zu einer diesbezüglichen Besprechung
in das Lisdorfer Feuerwehrhaus ein. Die Idee von
Hans–Joachim Loris wurde fast einhellig für gut be-
funden. Acht Vereine und die Feuerwehr sowie die
KSK–Filiale Lisdorf erklärten sich spontan bereit, je
eine Bank im Wert von etwa 400 DM für diese Akti-
on zu stiften. Der KSK–Filialleiter Heinz Bauer stock-
14
5. Saarlauf in Höhe der Prof.–Ecker–Straße
Bank gestiftet vom Förderverein Klingende Kirche
6. Am Saaraltarm auf der Werth
Bank gestiftet von CDU–Lisdorf
7. Am Saaraltarm in der Lisdorfer Au
Bank gestiftet von Kreissparkasse Saarlouis
8. Auf der Holzmühle an der Linde
Bank gestiftet von der Feuerwehr Lisdorf
9. Hinter dem Feldkreuz auf dem Lisdorfer Berg
1 Bank gestiftet von der Chorgemeinschaft MGV
1859 Lisdorf
1 Bank gestiftet vom Verein für Heimatkunde Lis-
dorf e. V.
te sein Angebot auf zwei Bänke auf. Gesagt getan!
Hans–Joachim Loris beschaffte die Bänke bei einer
Spezialfirma zu einem günstigen Preis. Dann wur-
den die Standorte für die Bänke festgelegt und bei
den betreffenden privaten und öffentlichen Grund-
stückseigentümern Gestattungen für die Aufstellung
der Bänke auf deren Grund und Boden eingeholt.
Unmittelbar danach machte sich Hans Joachim
Loris mit Unterstützung seines Lisdorfer Löschbe-
zirkes daran, die Bänke nach und nach aufzustel-
len. Damit diese auch an den jetzigen Plätzen ver-
ankert werden konnten, mussten zunächst Beton-
fundamente gefertigt werden. Auf diese Fundamente
wurden die Bänke aufgestellt und darin auch fest
verankert. Die beiden letzten Bänke wurden im Ok-
tober dieses Jahres auf der gepflasterten Fläche im
neugestalteten Feldkreuzbereich auf dem Lisdorfer
Berg aufgestellt.
Mit der feierlichen Übergabe des von der Stadt im
Einvernehmen mit dem Heimatkundeverein Lisdorf
neugestalteten Feldkreuzbereichs durch Oberbür-
germeister Hans–Joachim Fontaine und der Ein-
segnung durch Pastor Anton Heidger am 13. No-
vember 2000, zu der trotz starken Regens annä-
hernd 100 Personen gekommen waren, fand die
von allen gelobte »Bank–Aktion« von Hans–Joa-
chim Loris einen würdigen Abschluss.
Ihm, wie auch der Lisdorfer Feuerwehr und hier
besonders Ludwig Freichel und Roland Groß, ist
herzlich zu danken für dieses Engagement im Sin-
ne des Gemeinwohls. Aber auch den Stiftern der
Bänke ist ein herzliches »Danke« zu sagen. Sie alle
haben damit einen lobenswerten Beitrag zur Hei-
mat geleistet. Es bleibt zu hoffen, dass die zehn
Bänke sich zu kleinen Stätten des Verweilens,
Entspannens und der Kommunikation entwickeln
und sie von Vandalismus verschont bleiben.
15
Heimatstube in Lisdorf eröffnet
So oder ähnlich berichteten mehrere Tages–und Wochenzeitungen über die Einweihung der Heimatstube
des Vereins für Heimatkunde Lisdorf e. V. im historischen Torbogengebäude (erbaut 1894) der Prof.–
Ecker–Schule am 12. Mai 2000. Vorerst ist die Heimatstube an jedem 1. Sonntag im Monat von 15.00
Uhr–18.00 Uhr und nach Vereinbarung geöffnet. Info–Tel.: 42631 (G. Mang), 40651 (A. Groß)
Den Bericht der »Saarlouiser Stadtrundschau« vom 31. Mai 2000 drucken wir nachfolgend ab.
Foto:
Heiner Groß
Im historischen Torbogengebäude der Professor-Ecker- Schule hat der Verein für Heimatkunde Lisdorf die
„Lisdorfer Heimatstube“ eingerichtet. Betagte Möbel, alte Fotos, wertvolle Dokumente, Landkarten, Bilder und
Zeichnungen sind dort dem Vergessen entrissen und für ein interessiertes Publikum untergebracht. Jetzt fand
die feierliche Einweihung statt.
Heiner Groß, der Vorsitzende des Vereins für Heimatkunde, begrüßte viele Ehrengäste. Er bedankte sich bei
Oberbürgermeister Hans-Joachim Fontaine für die Bereitstellung des Raumes in der Schule und bei seinen
Mitstreitern in Heimatangelegenheiten, die viele Stunden „gewerkelt“ hätten:„Ohne die tätige Hilfe der Kolle-
gen des Vorstandes wäre das nicht möglich gewesen.“
Oberbürgermeister Fontaine sparte auch nicht mit Worten, um das Engagement des im November 1997
gegründeten Vereins für Heimatkunde zu würdigen, „der mittlerweile auf dem Weg ist, der größte Lisdorfer
Verein zu werden“. Fontaine lobte: „Die Heimatstube ist bereits zu einem kleinen Heimatmuseum geworden.“
Hier habe der Verein eine „Heimstätte“, um die Heimat zu erkunden, die Geschichte zu erforschen und damit
„ein gutes Stück Identifikation mit dem eigenen Dorf “herzustellen.
Landrat Dr. Peter Winter sprach als Vorsitzender der Kreisvereinigung für Heimatkunde. Er räsonierte über
denBegriff Heimat. Das sei „dort, wo einen keiner fragt, wo man herkommt“.
Ein anderer (es war der Philosoph Ernst Bloch) habe Heimat definiert als „da, wo noch keiner gewesen ist“.
Und der Dichter und Staatsmann Vaclav Havel beschreibe Heimat als fester Ort, von dem aus man den
Himmel über sich sehen könne und als stabilen Boden, von dem aus man in die Fremde hinausgehe.
Pastor Karl Detemple segnete die Heimatstube ein, betete mit der recht großen versammelten Eröffnungs-
gesellschaft und ermunterte dazu, die Spuren des christlichen Glaubens in Lisdorf weiter zu verfolgen. Das
Silcher-Quartett unter Leitung von Hubert Schmitt umrahmte die Feierstunde mit Gesang. gal
Vorsätze eines Geistlichen aus dem 17. Jahrhundert
Anmerkung der Redaktion: Zur Nachahmung empfohlen
16
Johann Anton Josef Hansen
1801 - 1875
Lisdorfer Pfarrer von 1832–1836
Im Jahre 1976 verfaßte Heiner Groß eine Kurzbio-
graphie über den Lisdorfer Pfarrer Hansen, die in
der Reihe » Lebensbilder Lisdorfer Bürger« am
5.11.1976 in »Lisdorf aktuell« veröffentlicht wur-
de. Nachfolgend drucken wir diese unverändert ab.
Weitergehende Literatur über Hansen ist u. a. zu
finden in: »Saarländische Lebensbilder«, Band II S.
161 ff., Verlag SVD und Dillmann »Erinnerungen
an das ländliche Leben« S. 213 ff., Röhrig Verlag
J. A. J. Hansen
wurde am 10.
J u l i 1 8 0 1 i n
Q u i d d e l b a c h
bei Adenau in
der Eifel gebo-
ren. Er entstam-
mte einer alten
Försterfamilie.
Nach dem Be-
such des Gym-
nasiums studier-
te er Philosophie
und Theologie
an den Universi-
täten Köln und
Bonn. Die Chronisten berichten, daß er trotz seiner
hohen Intelligenz mit großem Fleiß seine Studien
betrieben habe und glänzende Examina abgelegt
habe. Als Vierundzwanzigjähriger wurde er am 19.
5. 1825 zum Priester geweiht. Wegen seiner au-
ßergewöhnlichen Begabung berief ihn Bischof
Hommer nach nur einjähriger Tätigkeit als Kaplan
in Mayen/Eifel nach Trier. Hier trat er bald mit fort-
schrittlichen Vorstellungen hervor und betätigte sich
aktiv in der kirchlichen Reformbewegung, was den
Unwillen der kirchlichen Behörden erregte.
Nach vierjähriger Tätigkeit am Bischofssitz kam er
1832 als Pastor nach Lisdorf. In Lisdorf entwickelte
Pastor Hansen eine vielseitige Tätigkeit. Neben der
seelsorgerischen Betreuung der Pfarrangehörigen
kümmerte er sich um deren persönlichen Proble-
me, die beruflichen Dinge wie auch um das kultu-
relle dörfliche Leben. Er trat als besorgter Gemein-
devater auf und wurde – obwohl erst wenig mehr
als 30 Jahre alt – als solcher geachtet. Da zu der
damaligen Zeit der Aberglauben noch sehr verbrei-
tet war, machte er sich zunächst daran, diesen durch
Aufklärung zu bekämpfen. Zu dieser Zeit wurden
bei der Bewirtschaftung der Felder und Gärten in
Lisdorf noch zahlreiche Steinwerkzeuge aus der er-
sten Besiedlungszeit unseres Raumes gefunden, die
von der Bevölkerung zum Aberglauben benutzt wur-
den. Um dem Aberglauben mit den jungsteinzeit-
lichen Steinwerkzeugen ein Ende zu setzen, gab er
die Schrift: Ȇber die bei Lisdorf gefundenen Stein-
keile« heraus. Seinen reformerischen Eifer hatte Pas-
tor Hansen nach der Versetzung nach Lisdorf nicht
verloren. Während er in Trier auf die Kirche gerich-
tet war, so galt er in Lisdorf in erster Linie der Land-
wirtschaft. Er legte u. a. Musterbewirtschaftungs-
pläne für die Ackerbestellung an und gründete im
Jahre 1835 in Lisdorf die erste landwirtschaftliche
Schule in Preußen. Die vielen in Lisdorf vorgefun-
denen althergebrachten Sitten und Gebräuche ver-
anlaßten Pastor Hansen, diese in der Schrift »Be-
merkungen über die Pfarrgemeinde Lisdorf« nie-
derzulegen. Interessant zu vermerken ist, daß er in
seinen historischen Notizen über Lisdorf sich über
viele Brandstiftungen, die sakramentale Anbetung
an Fastnachtssonntag, den Kleiderluxus und die
Auswanderungen nach Amerika beklagte.
Im Jahre 1836 verließ Pastor Hansen Lisdorf und
übernahm die Cantonal–Pfarrei Ottweiler–Neu-
münster, wo er später Dechant wurde. Hier blieb er
bis zu seinem Tod am 5. Mai 1875.
Die politischen Unruhen und sozialen Spannungen
dieser Zeit beschäftigten Pastor Hansen in beson-
derem Maße. Er schaltete sich aktiv ein in die Be-
strebungen nach menschenwürdigen Arbeitsbedin-
gungen für die Arbeiterschaft, nach mehr Freiheit
und sozialer Gerechtigkeit. Bei den Wahlen zur
preußischen Nationalversammlung im Jahre 1848
kam er als Vertreter des Wahlkreises Ottweiler in
dieses Gremium nach Frankfurt.
Die schlechten sozialen Verhältnisse der Bergleute
veranlaßten ihn, im Jahre 1855 die 1. Bergmanns-
bruderschaft »St. Barbara« an der Saar in Ottweiler
zu gründen. Die späteren Gründungen von St. Bar-
bara-Bruderschaften (Lisdorf 1859) standen alle zu
der Erz–Bruderschaft Ottweiler in einem Filialver-
hältnis. Im Jahre 1859 gründete Pastor Hansen das
erste katholische Wochenblatt für das Bistum Trier.
Außerdem gab er mehrere staatsbürgerliche und
heimatgeschichtliche Schriften sowie Pfarreige-
schichten von Mayen, Ottweiler u.a. heraus. Der
Staat belohnte sein Wirken durch die Verleihung
der »Großen Goldenen Medaille für Kunst und Wis-
senschaft«.
17
Heiner Groß
Veranstaltungen des Heimatkundevereins Lisdorf im 1. Halbjahr 2001
07. Januar Öffnung der Heimatstube
12. Januar Vortrag über Wappenkunde und Familienwappen
16. Januar Ausstellungseröffnung mit Bildern von Kurt Daub
17. Januar Fahrt zur Grünen Woche bis 21. Januar
02. Februar Weinprobe in Perl
03. Februar Öffnung der Heimatstube
09. Februar Mitgliederversammlung
04. März Öffnung der Heimatstube
24. März Besichtigung der Grube Ensdorf
01. April Öffnung der Heimatstube
28. April Führung durch historisches Saarlouis
05. Mai Fahrt nach Sierck-le-Bains und Rodemack
06. Mai Öffnung der Heimatstube
16. Mai Exkursion in den moselfränkischen Sprachraum
03. Juni Öffnung der Heimatstube
Außerdem finden kurzfristig terminierte Veranstaltungen statt, zu denen besonders eingeladen wird.
Die Heimatstube kann aus besonderen Gründen auch abweichend von den oben angegebenen
Terminen besucht werden. In diesem Fall ist mit Günther Mang, Tel. 06831/42631, oder Heiner
Groß 06831/41694 der gewünschte Termin zu vereinbaren.
In der 2. Jahreshälfte finden folgende Fahrten statt:
27.-30. Juli 2001 nach Thüringen
Im September 2001 nach Krakau und Breslau in Polen
Informationen unter 06831/41694
18
Neue Bücher über Lisdorf
Der Verein für Heimatkunde Lisdorf e.V. gibt Anfang des Jahres 2001 ein Buch heraus
unter dem Titel:
»Letzte Zufluchtsstätte: Der Felsenstollen Rosenthal«
Es handelt vom Kriegsende 1944/45 in Lisdorf, als etwa 800 Menschen aus Lisdorf und den Nach-
barorten vor der heranrückenden Kriegsfront in die Felsenstollen im Rosenthal geflüchtet sind, um
dort ihr Leib und Leben vor den erwarteten verheerenden Kämpfen am Westwall zu retten. Mehr als
sechs Wochen mussten die Menschen in den total überfüllten Stollen unter dramatischen Verhält-
nissen ausharren.
Eine Arbeitsgruppe des VHL hat fast drei Jahre lang an den Vorbereitungen gearbeitet. Es konnten
über 700 Stolleninsassen nachgewiesen werden, die in dem Buch namentlich aufgeführt sind;
außerdem die Insassen, die in den Stollen oder auf Grund von Erkrankungen, die sie sich im Stollen
zugezogen hatten, verstorben sind.
In dem Buch werden mehrere Beiträge von ehemaligen Stolleninsassen erscheinen, die dort Leid,
Schmerz und Hunger erfahren haben.
Das Buch wird ein Dokument sein über ein dunkles Kapitel in unserer jüngeren Geschichte und soll
auch ein Dokument sein gegen den Wahnsinn des Krieges.
Das Buch wird in ansprechender Form gestaltet sein und voraussichtlich etwa 35,- DM kosten.
Bestellungen können bereits jetzt unter Tel. 06831/41694 getätigt werden.
»Die Einwohner von Lisdorf vor 1900«
von Rudolf Zenner, Felsberg
mit einem kurzen geschichtlichen Teil von Lisdorf als Band 23 (3 Teilbände) der Reihe
»Quellen zur Genealogie im Landkreis Saarlouis und angrenzenden Gebieten«
Herausgeber: Gernot Karge im Auftrag der Vereinigung für die Heimatkunde im
Landkreis Saarlouis e.V.
Informationen: Kreisarchiv 06831/444-425
Gernot Karge 06831/2643
Rudolf Zenner 06837/818
Heiner Groß 06831/41694
19
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  • 1.
  • 2. Impressum: Herausgeber: Verein für Heimatkunde Lisdorf e. V. (VHL) Am Ginsterberg 13, 66740 Saarlouis–Lisdorf Tel.u.Fax: 06831/41694 Redaktion: Heiner Groß (verantwortlich), Georg Groß, Günter Mang, Wolfgang Mang, Werner Naumann, Druck: Druckerei und Verlag Heinz Klein GmbH, Auf der Wies 7, 66740 Saarlouis–Lisdorf Bankverbindungen: Kreissparkasse Saarlouis (BLZ 593 501 10), Kto.Nr.: 74–30088–0 Volksbank Saarlouis (BLZ 593 901 00), Kto.Nr.: 1401217629 Bezugspreis: 5,00 DM je Heft, Vereinsmitglieder erhalten es kostenlos Mitgliedsbeitrag: 36,00 DM/ Jahr bei Einzelmitgliedschaft, 60,00 DM bei Familienmitgliedschaft Namentlich gekennzeichnete Artikel geben die Meinung des Verfassers, nicht unbedingt der Redaktion wieder Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Herausgebers Titelfoto: Gerhard Destruelle Fotos auf letzter Seite: Agnes Groß 2 Inhalt Vorwort 3 Wie alt ist Lisdorf? 4 Aus dem Arbeitskreis Mundart und Brauchtum 6 Kindesaussetzung in Lisdorf 8 Bereits 1933 existierte ein Verein für Heimatkunde 8 Lisdorfer Frauenrevolte im Jahre 1838 9 Bilder der Ausstellungseröffnung mit Robert Eisenbarth 10 Bilder von der Einweihung des Feldkreuzes 11 Das Kreuz auf dem Lisdorfer Berg 12 Eine gute Idee in die Tat umgesetzt 14 Heimatstube in Lisdorf eröffnet 15 Vorsätze eines Geistlichen 16 Johann Anton Josef Hansen 17 Veranstaltungen des Heimatkundevereins 18 Neue Bücher über Lisdorf 19
  • 3. Vorwort Als wir im November des vergangenen Jahres die 1. Ausgabe des »Lisdorfer Heimatblattes« herausgebracht hatten, sollte dieser im Frühjahr 2000 die 2. Ausgabe folgen. Leider konnte diese zeitliche Vorgabe nicht eingehalten wer- den. Der Hauptgrund für die Verzögerung waren die umfangreichen Arbeiten für unser inzwischen fast fertiggestelltes Buch »Letzte Zufluchtstätte: Der Felsenstollen Rosenthal«, in dem die Geschehnisse im Kriegswinter 1944/45 in Lisdorf aus- führlich behandelt werden. Mehrere Stolleninsassen, die damals noch im Kin- des– oder Jugendalter waren, schildern in dieser Schrift ihre mehr oder weniger schrecklichen Erlebnisse aus dieser Zeit. Für diese Ausgabe haben wir überwiegend zeitgenössische und auch aktuelle Themen ausgewählt. Die Wahl des Titelbildes für diese Ausgabe hat ebenfalls einen besonderen aktuellen Bezug. Die dort abgebildete Lisdorfer Aue ist mal wieder durch ein Vorhaben in ihrer jahrhundertlangen Funktion als Gemüse- kammer des Saarlandes gefährdet. Die VSE als Betreiberin des auf dem Titelbild hinten links erkennbaren Kraftwerkes beabsichtigt, in nächster Zeit dort neben Kohle auch Tiermehl, Tierfette (Talg), Klärschlämme und weitere Abfallprodukte einzuset- zen. Dagegen gäbe es nichts einzuwenden, wenn keine schädlichen Auswirkungen, wie das die VSE be- hauptet, zu erwarten wären. Das ist jedoch sehr fraglich. Ob der entsprechende Antrag der VSE von der Genehmigungsbehörde, dem Ministerium für Umwelt, tatsächlich genehmigt wird, ist derzeit noch offen. Jedenfalls haben inzwischen viele besorgte Bürgerinnen und Bürger in Ensdorf und in den angrenzenden Orten bei verschiedenen Anlässen ihren Unmut über das Verhalten der VSE geäußert. Auch der Stadtrat von Saarlouis hat sich wegen der unmittelbaren Nähe des Kraftwerkes Ensdorf zum Stadtteil Lisdorf und dem Gemüseanbaugebiet gegen die Mitverbrennung von Tiermehl und Klärschlämmen im Kraftwerk Ensdorf ausgesprochen. Neben dem vorrangigen Schutz der Bevölkerung spielte dabei die Überlegung eine Rolle, dass der Lisdorfer Gemüsebau durch tatsächliche verstärkte Immissionen oder emotional bedingtes geändertes Käuferverhalten unabsehbaren Schaden er- leiden könnte. Vielleicht sagt sich jetzt mancher Leser, was hat das Ganze mit Heimatkunde zu tun. Sehr viel! Denn das geschilderte Vorhaben kann, wenn es in die Tat umgesetzt werden sollte, unserer Heimat auf vielfältige Art und Weise nachhaltig verändern. Wir als Heimatkundler sind in besonderem Maße dazu verpflichtet, unse- re Heimat für die jetzt Lebenden und die nachfolgenden Generationen in einem lebenswerten Zustand zu erhalten. Wenn Geschichte als Geschehen zu verstehen ist, so gehört dazu selbstverständlich auch das aktuelle Geschehen, wie das VSE–Vorhaben. Es ist erfreulich festzustellen, dass in dieser Ausgabe über lobenswerte Initiativen für Natur, Umwelt und Kultur und auch über Engagement innerhalb unseres Vereins für Heimatkunde berichtet werden kann. Als Vereinsvorsitzender bin ich und der gesamte Vorstand mit dem nun zur Neige gehenden Jahr 2000 mehr als zufrieden. Eine Vielzahl von unterschiedlichen Veranstaltungen, Besichtigungen, Exkursionen und auch Vergnügungsfahrten konnten mit jeweils gute Beteiligung durchgeführt werden. Als besonders erfreulich ist zu vermelden, dass sich die Mitgliederzahl in diesem Jahr um fast 100 neue Mitglieder auf rund 350 erhöht hat. Allen Kolleginnen und Kollegen im Vorstand danke ich herzlich für ihre Mitarbeit. Den Mitgliedern danke ich für ihre Treue und Verbundenheit und die neu Hinzugekommenen begrüße ich herzlich in unserem Verein. Den Mitgliedern der Redaktion danke ich herzlich für ihre eifrige Mitarbeit. Besonders danken möchte ich Georg Groß, der mit seiner PC–Anlage auch für diese 2. Ausgabe einen druckfertigen Entwurf gefertigt hat. Den Abonnenten, Freunden und Gönnern sowie den Lesern danke ich ebenso herzlich für ihr Interesse und ihre Unterstützung. Allen wünsche ich namens des gesamten Vorstandes und der Redaktion ein gesegnetes Weihnachtsfest und alles Gute für das Neue Jahr. Heiner Groß Vorsitzender des Vereins für Heimatkunde Lisdorf e. V. 3
  • 4. Josef Rupp Wie alt ist Lisdorf ? Immer wieder tritt diese Frage auf. Nach allgemei- ner Auffassung wird in alten Urkunden die Herr- schaft »Villa Lestorpfen« um 902 im Besitz der frän- kischen Könige genannt, umgeben von der unmit- telbaren Nachbarschaft des ausgedehnten Warndt- waldes. Hier konnten die Fränkischen Könige ihrer Leidenschaft der Jagd huldigen. Das große Gefol- ge, oft Hunderte von Begleitern, wurde von den nahen Gutshöfen versorgt. Leider gibt es nur sehr wenige Urkunden aus dieser fränkischen Zeit, was zur weiteren Aufklärung bei- tragen würde. Mein Nachbar und Verwandter Ulli Mailänder verfügt über ein umfangreiches Archiv, aus dem ich hoffe, noch fündig zu werden. Sein Vater, der langjährige 1. Vorsitzende des Ver- eins für Heimatkunde im Kreis Saarlouis, Studien- rat Dr. A. Mailänder schreibt in einem seiner zahl- reichen Beiträge zur Heimatgeschichte von Saar- louis über die Herrschaft Lisdorf ausführlich. Im hei- matkundlichen Jahrbuch des Kreises Saarlouis von 1960 erwähnte er eine der wichtigsten Urkunden, ausgestellt am 19. September 900 für den Erzbi- schof Radebold von Trier. Darin erhielt dieser eine Reihe fiskalischer Rechte zurück, die seinen Vorgän- gern entzogen wurden. Dr. Mailänder geht aber auch auf die Zeit davor näher ein. Dabei tritt zutage, daß die Herrschaft Lisdorf, zu der auch Ensdorf und der Bann von Wall- erfangen gehörte, sehr groß war. Es ist anzuneh- men, daß die »Villa Lestorpfen« ursprünglich Fis- kalgebiet war. Die Pfarrkirche von Lisdorf besitzt heute noch das Patrozinium der Heiligen Crispinus und Crispinianus. Dieses Patrozinium ging nicht von der Diözese Trier aus, sondern von einem adeligen bzw. königlichen Kirchengründer. Bekanntlich starben unseren beiden Heiligen schon in römischer Zeit. Aufgrund seiner intensiven Nach- forschungen wagt es Dr. Mailänder, die Existenz von Lisdorf mindestens um das Jahr 570 anzusetzen. Somit wäre die Kirche von Lisdorf mit der von Wad- gassen einer der ältesten Kirchen des Saarlandes. Im oben genannten Jahrbuch schreibt Dr. Mailän- der einen interessanten Bericht über das denkwürdige Jahr 570, damit wäre also unsere Kirche noch älter als die Stiftskirche St. Arnual, die nach einer Über- lieferung auf die Gründung einer kirchlichen Ein- richtung durch den namensgebenden Metzer Bischof Amualdus, dem der König Theudebert des Aus- trasischen um 600 den Hof »Merkingen« schenkt. Ich erwähne die Stiftskirche St. Amual deshalb sehr gerne, weil auch ich in die Restaurierung dieser Kir- che mit eingebunden war. In meiner Herrn Prof. Dr. Herrmann überlassenen Dokumentation wird mei- ne Restaurierung des Stuckgrabmales des Johann Friedrich von Beulewitz ausführlich beschrieben. Aber auch mit dem Jahr 570 sollten wir uns als Lisdorfer nicht abfinden, denn umfangreiche Nach- forschungen, wie auch Funde, zeugen davon, daß Lisdorf schon zu weit früherer Zeit besiedelt war. So hat der Saarlouiser Studienrat Dr. Herrmann Maisant in über mehr als zehnjähriger mühevoller Kleinarbeit alle vorhandenen Quellen ausgeschöpft und umfangreiches Material zusammengetragen. Alte wie auch neu entdeckte Fundstellen überprüft, mit wissenschaftlicher Methode erfaßt und auch dar- gestellt. In seinen beiden Bänden »Der Kreis Saar- louis in vor– und frühgeschichtlicher Zeit«, erschie- nen im Jahr 1971, wird auch Lisdorf eingehend beschrieben. Die zahlreichen Funde verbunden mit Skizzen der jeweiligen Fundstellen sind erwähnt. Über die römische Zeit berichtet der Autor: »Justiz- rat Motte der Ältere, fand in den Gärten ein Stück einer römischen Handmühle«. Auf dem heute mir gehörendem Grundstück Gatter- straße 16, auf dem sich mein Wohnhaus, die Werk- statt und ein Lager befinden, betrieb der Landwirt Johann Ecker 1902 eine Sand– und Kiesgrube. Hier stieß er beim Abbau auf römische Tongefäße, die er geborgen und später dem Heimatmuseum Saar- louis geschenkt hatte. Diese Gefäße können dort besichtigt werden. Als ich dann 1960 dieses Grundstück bebaute, habe ich mich beim Aushub gewundert über die dort angetroffenen unterschiedlich gefärbten Bo- densorten. Damals hielt ich diese für Versatz, wel- cher für den ausgehobenen Kies eingebracht wur- de. Zumal diese Erdmassen angereichert waren mit »Donner Bräu« Bierflaschen, Steinhägerkrügen und anderen Abfällen. Meine Vermutung stimmte jedoch nur teilweise. Vereinzelt gefundene Tonscherben hätten uns eigentlich Hinweis sein müssen auf frü- here hier vorhandene Grabfelder. Wahrscheinlich gingen der Nachwelt hier viele hi- storische Zeugnisse verloren, genau wie 1953 an nachstehend beschriebenem Standort. Etwas wei- ter nördlich, auf der anderen Seite der Gatterstraße Nr. 3 als im Zuge des Neubaus meines Elternhau- ses ebenfalls Gräber entdeckt wurden. Damals beauftragte mich mein Vater, für beabsichtigte Be- 4
  • 5. tonarbeiten an seinem Hause den dazu benötigten Kies zu schürfen. Als ich ihm diesen Kies brachte, war er verärgert, weil dieser Kies stellenweise mit schwarzem Mutterboden durchsetzt war. Er war der Ansicht, dass ich nicht tief genug gegraben hätte und begab sich selbst in die Grube. Bei weiterem graben stießen wir dann auf mehrere Urnen, Krü- ge, Schalen und einer großen Anzahl von Scher- ben aus zerbrochenem Ton. Alle Gegenstände stan- den in einer Tiefe von 0,8 m. Sämtliche damaligen Funde teilten wir dann unse- rem Nachbarn, Reg. Amtmann J. Leick mit, damit dieser als Bediensteter der Unteren Bauaufsichts- behörde weiter verfahren möge. Leider stieß seine erfolgte Meldung beim Landeskonservator Dr. Kel- ler auf wenig Interesse. Die Bauarbeiten wurden dann weiter fortgesetzt. Der bis ins Nachbargrundstück Rullang reichende Fund- ort mit seinen über 43 aufgelisteten Funden fand dann später doch noch reges Interesse. Viele Stük- ke gelangten ins Saarlouiser Heimatmuseum bzw. in das Museum für Vor– und Frühgeschichte in Saar- brücken. Viele Lisdorfer konnten sich schon von die- sen Ausstellungsstücken überzeugen. Einige dieser Funde verblieben allerdings auch in privatem Be- sitz. Reg. Rat Kremp, Herr Orth vom Heimatmuse- um, Konrektor Paul Kremp, Oberamtsrat Focht, R. J. Leick und ich nahmen Fundstücke in Besitz. Bleibt zu hoffen, das irgendwann alle Funde ihren Stamm- platz im Museum finden werden. Eine Scherbe war mit der Aufschrift »L V C I V S« ver- sehen. Außerdem wurden Knochenreste, Metallteile, Lanzenspitzen, Messer und auch Nägel gefunden. Ich selbst fand eine massive aus weißem Ton gefer- tigteTaube. Diese war eine Spielzeuggabe für ein Kin- dergrab. Zwischenzeitlich habe ich eine Gipsform dieser Taube angefertigt und zahlreiche Replikate gegossen, die ich an Mitglieder des Heimatvereins und ans Museum weitergegeben habe. Zu bedauern ist es, daß damals nicht wie bei anderen größeren Ausgrabungen, wie Reinheim, Borg oder Schwarzen- acker, mit mehr Sorgfalt vorgegangen wurde. Alle Funde gehörten zu einem Gräberfeld, das über mehrere Jahrhunderte belegt wurde. Zu diesem Gräberfeld gehörte auch das alte Grab, das nach dem Bericht Hansens 1832 aufgedeckt worden ist. Münzen wurden in keinem dieser Gräber gefun- den. Einige von mir gefundene Münzen sind weit jüngeren Datums. Diese stammen aus einem Lis- dorfer Umbau und sind französische Prägungen aus dem Jahre 1792. 3 dieser 4 gefundenen Münzen habe ich aufbewahrt. Die 4. Münze, die sich Claude Ravigny mitnahm, trug dieser zu einem Münzsam- mler in die Stadt und bekam 70, - DM für dieses schöne Stück. In nächster Zeit werden die bereits begonnenen Aus- schachtarbeiten zum beabsichtigten Neubau eines Verbrauchermarktes in der Verlängerung des An- wesens Rupp auf der anderen Straßenseite der Pro- vinzialstraße 1 weiter fortgesetzt. Ich werde hier mit wachen Sinnen und weit mehr als früher darauf ach- ten, ob nicht auch hier Spuren geschichtlicher Ver- gangenheit zu entdecken sind. Diese Fläche liegt nämlich im unmittelbaren Um- feld der bisherigen Fundstellen. Bis jetzt jedenfalls war nicht zu erkennen, daß hier Bodenveränder- ungen erfolgt wären, die auf äußere Einflüsse zu- rückzuführen sind. Das dort um ca. 60 cm vom Mutterboden abgetragene Kiesfeld scheint total geschlossen zu sein. Es bleibt abzuwarten, bis die tiefergelegenen Bodenschichten berührt werden. Lediglich im vorderen Teil, wo bereits die Baugrube für ein ursprünglich höheres Gebäude ausgeho- ben wurde, konnte ich eine Tonscherbe finden, über deren Herkunft ich aber im Zweifel bin. Auch über Funde aus der Steinzeit berichtet Herr Mai- sant. Im November 1902 fand der Bauer Johannes aus Lisdorf beim Pflügen eine Steinaxt aus Grauwacke im Differter Loch. Diese Steinaxt wurde von dem damaligen Kreisausschußsekretär Gotzen als Leihgabe dem Heimatmuseum Saarlouis über- geben, wo sie sich auch heute noch befindet. Bei Feldarbeiten in der Lisdorfer Au, ca. 250 m westlich der ehemaligen Ensdorfer Schleuse, fand der Bauer Johann Berdin 1933 ebenfalls ein Steinbeil. Der frühere Lisdorfer Pfarrer Hansen berichtet in sehr aufschlußreichen Abhandlungen über die angebli- chen Heilungen von Viehkrankheiten mit Steinbeilen in seiner Pfarrfiliale Ensdorf. (wird fortgesetzt) Quellennachweis : Ludwig Karl Balzer, Saarlouis 1964 Hermann Maisant, »Der Kreis Saarlouis in vor– und frühgeschichtlicher Zeit«, 1971 Dr. Andreas Mailänder 5
  • 6. Werner Naumann Aus dem Arbeitskreis Mundart und Brauchtum Die Mitglieder dieses Arbeitskreises im Verein für Heimatkunde Lisdorf befassen sich seit nunmehr 2 Jahren mit der Lisdorfer Mundart oder dem Le.isch- trowwa Bladd. Dabei gilt das Motto: »Mia schwedd- sen wie us da Schnawwell gewaas es«. Aber nicht nur schweddsen wollen wir in der uns eigenen Mundart, sondern auch eine umfangrei- che Sammlung von Wörtern und Begriffen, Rede- wendungen, Sprüchen und Texten im Lisdorfer Dia- lekt anlegen. Mittlerweile haben die Mitglieder des Arbeitskrei- ses über 1200 Begriffe und Wörter zusammenge- tragen. Auch die Sammlung von Texten und Rede- wendungen hat bereits einen beträchtlichen Um- fang erreicht. Neben den monatlichen Treffen des Arbeitskreises, zu denen regelmäßig 10 bis 20 Mundart–Liebha- ber kommen, die sich der Pflege und Erforschung unserer heimischen Mundart widmen, führt der Ar- beitskreis zur Abrundung seines Programmes wei- tere Veranstaltungen durch. Hier eine kleine Schilderung einer Fahrt: Geschichte und Mundart Etwa vierzig Vereinsmitglieder trafen sich am Pfingst- samstag bei strahlendem Sonnenschein zu einer Rei- se in Geschichte und Mundart des grenznahen Loth- ringens, einer Landschaft, deren Geschichte eng mit der unseren verbunden ist. Erstes Ziel der Fahrt war die Abteikirche in Bou- zonville. Die Gründung dieser Kirche geht auf die Jahre 1029/1030 zurück. Adalbert II. war ins Hl. Land gezogen und brachte von dort einen Splitter vom Kreuz Jesu mit. Damit diese Reliquie würdig aufbewahrt und verehrt werden konnte, wurde die Kirche in Bouzonville gebaut. Am 31. Januar 1033 wurde sie durch den Bischof von Metz geweiht. Der Stifter der Kirche wurde später im Chor der Kirche beigesetzt. In den folgenden Jahrhunderten wurde die Kirche wiederholt bei kriegerischen Auseinandersetzungen, u.a. 1340 zwischen dem Herzog von Lothringen und dem Bischof von Metz, zerstört. Sie wurde aber immer wieder aufgebaut. Während der französischen Revolution wurde die Kirche in einen »Temple de la Raison« (Tempel der Vernunft) verwandelt. Später war sie ein Heuspeicher und eine Schmiede. Einige Jahre nach der Revolu- tion wurde die Kirche wieder hergerichtet. Die Geschichte der Reliquie, zu deren Aufbewah- rung die Kirche erbaut wurde, kann durch die Jahr- hunderte verfolgt werden bis zur französischen Re- volution. Während der Revolution wurde sie ver- brannt. Um diese Reliquie ranken sich viele Ge- schichten und Legenden. Eine davon erzählt, dass das Kreuzesholz aus der Kirche geraubt wurde. Auf ihrer Flucht warfen die Räuber aus Angst vor Ent- deckung das Holz ins Feuer. Aber immer wieder sei das Kreuzesholz aus dem Feuer gesprungen. Dies habe sich dreimal wiederholt. Im Jahre 1912 wur- de der Pfarrei eine neue Reliquie geschenkt. Heute ist die alte Abteikirche die Pfarrkirche von »Busentroff«. Der in der Region bekannte Karfrei- tagsmarkt von Bouzonville geht auf die Notwen- digkeit zurück, die große Zahl von Pilgern, die die Kreuzreliquie am Karfreitag verehrten, mit dem Not- wendigen zu versorgen. Im Anschluss an die Führung durch die Kirche traf sich die Gruppe aus Lisdorf an dem unmittelbar an der Abteikirche vorbeifliessenden ehemaligen Müh- lenkanal mit Francois Summa, einem Erzähler aus dem nahen Filstroff. Er erzählt seine Märchen und Sagen in der Sprache der Region, der moselfränk- ischen Mundart. Hier am Wasser der Nied erzählte er einige Märchen und Sagen von der Niednixe. Ein sich zusammenbrauendes Gewitter und die grosse Hitze trieben die Lisdorfer etwas früher als geplant in den Schatten und die Kühle des Bibich- bacherhofes zwischen Bouzonville und Filstroff. Im neu errichteten Gastraum des alten Bauernho- fes und bei erfrischenden Getränken war es eine Freude den Geschichten des »Musje Summa« zu lauschen. Die Erzählungen vom Busentroffer Fochs, vom Gold–Poul, dem Belcherholzer Kuckuck, der Fahrt der Busentroffer Gemeinderäte nach Metz und andere Geschichten mehr entlockten vielen Zuhö- rern ein Schmunzeln und mit dem Hinweis auf man- ches fast vergessenes Wort war oft der Satz zu hö- ren: »So hann mia fre.ia aach gesaat!« Alle, die dabei waren haben einen Mann erlebt, dessen Vorträge getragen sind von seiner Liebe und 6
  • 7. seinem Engagement für die Erhaltung der mosel- fränkischen Mundart. Ein Mann, der seine Ge- schichten nicht nur erzählt, sondern, der mit seinen Erzählungen lebt. Seine Gesten und sein Umgang mit Muttersprache und Stimme haben die Zuhörer die Märchen im wahrsten Sinne des Wortes miter- leben lassen. Beim anschließenden gemeinsamen Abendessen mit Lothringer Spezialitäten aus der Küche des Bibicherhofes konnte nicht nur nach Herzenslust geschlemmt sondern auch richtig schön »Mosel- fränkisch geschwätzt genn.« Im August lud der Vorsitzende des Arbeitskreises, wie in den Vorjahren, zu einem »Sommerfest« in sein Haus sein. Bei Bier, Wein und Essen gab es viel zu erzählen, selbstverständlich in unserer ge- liebten Mundart. Auch dabei wurden manche mundartliche Redewendung wiederentdeckt und sogleich zu Papier gebracht. II. Lisdorfer Mundart–Abend Eine besondere Veranstaltung war der II. Lisdorfer Mundart–Abend am 1. Dezember 2000. Für diesen Abend konnte der bekannte Mundartautor Heinz Bernard aus Hülzweiler gewonnen werden. Er trug gekonnt und fesselnd Geschichten und Erinnerun- gen in der Mundart seines Heimatortes, dem »Hellzwellera Bladd«, vor. Unnachahmlich wie er an einigen Beispielen die Kürze und Knappheit der Mundart verdeutlichte. Oft ist es nur eine andere Betonung, die dem Wort oder Laut eine andere Be- deutung gibt. Die Wiedergabe eines Gespräches, das 2 Dorfretschen abgehalten haben, war ein Genuss. Immer wieder wurde sein Vortrag von Ap- plaus und spontanem Lachen unterbrochen. Das zeigte, dass Heinz Bernard die Erwartungen seiner Zuhörer voll und ganz getroffen hatte. Aber auch einige verstohlene Tränen gab es zum Schluss der zweiten Hälfte seines Vortrages, als er die Geschichte eines sterbenskranken Mädchens erzählte, für das Weihnachten bereits Anfang Dezember gefeiert wur- de, weil es den 24. Dezember nicht erleben würde. Auch die Mitglieder des Vereins für Heimatkunde, die an diesem Abend mit auftraten, konnten die Zuhörer überzeugen. Christine Hawner, die »van dahemm« erzählte, begeisterte die Zuhörer. Ihre Geschichte schilderte den Kauf eines alten Bau- ernhauses und erzählt von den Löchern in Decken und Wänden, die bei der anstehenden Renovie- rung von ihrem Mann gebrochen wurden. Einige lustige Erzählungen in »Le.ischtrowwa Bladd« trug der Leiter des Arbeitskreises, Werner Naumann vor. In einigen der Geschichtchen konnte man die Personen erahnen, die diese erlebt oder zumindest früher oft und gern erzählt haben. Authentisch die »Ualaubsa.enarongen«. Erinnerun- gen an den gemeinsamen Urlaub zweier Lisdorfer Familien im Jahre 1958. Was von einer Zuhörerin, die damals dabei war, bestätigt wurde. Musikalisch umrahmt wurde der II. Lisdorfer Mund- art–Abend von Helmut Amann am Klavier. Er spiel- te jeweils den Vorträgen angepaßte Stücke, was zu einer harmonischen Abrundung der Veranstaltung führte. Am 15. Dezember fand die Weihnachtsfeier des Arbeitskreises mit einem gemeinsamen Abendes- sen in der Hopfenblüte statt. Nach einem Rückblick auf die Arbeit des ablaufenden Jahres und einem Ausblick auf das Jahr 2001 wurde in gemütlicher Runde Mundart und Brauchtum gepflegt. Die Mitglieder des Arbeitskreises würden sich freu- en, wenn sie im kommenden Jahr weitere Interes- senten zu ihren Treffs begrüßen könnten. Arbeitskreises Mundart und Brauchtum Termine 2001 12. Januar Arbeitskreistreffen – Hopfenblüte 16. Februar Arbeitskreistreffen – Hopfenblüte 16. März Arbeitskreistreffen – Hopfenblüte 20. April Arbeitskreistreffen – Hopfenblüte 18. Mai Arbeitskreistreffen – Hopfenblüte 8. Juni Arbeitskreistreffen – Hopfenblüte 16. Juni Exkursion in den moselfränkischen Sprachraum event. Lothringen 13. Juli Arbeitskreistreffen – Hopfenblüte 17. August Arbeitskreistreffen – Hopfenblüte 14. September Arbeitskreistreffen – Hopfenblüte 12. Oktober Arbeitskreistreffen – Hopfenblüte 16. November Arbeitskreistreffen – Hopfenblüte 7. Dezember III. Lisdorfer Mundart–Abend 14. Dezember Weihnachtsfeier des Arbeitskrei- ses – Hopfenblüte 7
  • 8. Kindesaussetzung in Lisdorf Am Ende des 17. Jahrhunderts haben Pastöre be- gonnen, wichtige Ereignisse in Büchern festzuhal- ten. Geburten, Taufen, Hochzeiten und Sterbefälle wurden aufgezeichnet. Als Randnotizen hielten sie oft auch Unwetter, Hochwasser, Truppenbe - wegungen, Brände, gute oder schlechte Ernten und andere anscheinbare Nebensächlichkeiten fest. Diese Bücher sind heute begehrte Quellen für Hei- matforscher und Historiker. Die meist in lateinischer und später in unserem Gebiet in französischer Spra- che geführten Bücher spiegeln ein Stück Heimat- geschichte wider. So wurde auch eine Kindes- aussetzung in Lisdorf in den Kirchenbüchern vermerkt. Catherine Meiltgen, Magd bei dem Gärtnermeister Mock bei der Steuerstelle St. Marien, hob ein Kind auf, das Vorübergehende gefunden hatten. Dies geschah am 11. März 1786 morgens um 6 Uhr. Das Kind war etwa 2 Wochen alt und wurde am 12. März in der Pfarrkirche in Lisdorf getauft. Tauf- pate war Pierre Mertersdorff und Patin wurde die Catherine Meiltgen. Die Gründe für diese Kindesaussetzung blieben ungewiss. Wer immer das getan hatte, er befand sich sicher in einer Zwangslage. Wollte sich eine Magd der allgemeinen Schande entziehen? Damals war offenbar unter stark klerikalem Einfluß ein un- eheliches Kind eine Schande für die Mutter und deren Familie. War eine junge Bürgerstochter aus einer franzöischen Stadt die Mutter des ausgestzten Kindes, die bei Verwandten in Lisdorf niedergekom- men ist? Hat die Witwe eines Tagelöhners das Kind ausgesetzt, aussetzen müssen, weil sie nicht wusste, wie sie ihre übrigen Kinder ernähren sollte? Kindesaussetzungen waren in unserer Gegend zwar selten. Auch aussereheliche Kinder waren relativ selten vorzufinden. Auffällig ist aber, wenn bei ausserehelichen Kindern der Erzeuger genannt wur- de, dies in der Regel ein in Saarlouis stationierter Soldat war. Wenn trotz strenger Kontrolle durch die Dorföffent- lichkeit ein Kind unterwegs war, wurde offensicht- lich geheiratet. Quelle: SZ v. 08.08.1994 Werner Naumann 8 Bereits 1933 existierte ein Ver- ein für Heimatkunde in Lisdorf Bei der Durchsicht des von Günter Mang geführten Archivs sind wir auf zwei Veröffentlichungen in der Saar–Zeitung vom 31. 10 .1933 bzw. 6. 3. 1934 gestoßen, die belegen, dass bereits 1933 ein Ver- ein für Heimatkunde in Lisdorf existierte. Die bei- den Artikel sind schon stark geprägt von national- sozialistischem Vokabular. 1934 nannte sich der Verein schon nicht mehr »Verein für Heimatkunde«, sondern »Deutscher Heimat– und Kulturverband«. Nach der Rückgliederung des Saargebietes in das Deutsche Reich im Jahre 1935 wurde auch dieser Verein in die entsprechende NS–Organisation zwangseingegliedert.
  • 9. 9 Lisdorfer Frauenrevolte im Jahre 1838 Heute weitgehend in Vergessenheit geraten ist die sogenannte Lisdorfer Frauenrevolte vom 16./17. Mai 1838, als Frauen aus Lisdorf und Ensdorf (da- mals gehörte Ensdorf zur Pfarrei Lisdorf) den Weg- zug ihres Pastors Johann Anton Joseph Hansen (1801–1875) nach Ottweiler mit Gewalt versucht haben zu verhindern. Pastor Hansen war von 1832 bis 1838 Pastor in Lisdorf. Nach der Überlieferung war er bei seinen Pfarran- gehörigen in Lisdorf/Ensdorf sehr beliebt. Offen- bar hatten ihn besonders die Frauen in der Pfarrei in ihr Herz geschlossen, denn sie wollten sich nicht damit abfinden, dass Pastor Hansen auf eigenen Wunsch hin vom Trierer Bischof Hommer nach Ott- weiler versetzt wurde. Mit Gewalt wollten sie ihn in Lisdorf halten. Zum 100. Jahrestag dieses Ereignisses veröffent- lichte die Saar–Zeitung am 25. Mai 1938, also vor nunmehr 62 Jahren einen Artikel unter der Über- schrift »Lisdorfer Frauenrevolte vor 100 Jahren«. Nachfolgend drucken wir diesen Artikel, den uns Günter Mang vom Vorstand des Heimatkunde- vereins Lisdorf aus seinem Archiv zur Verfügung stell- te, wortgetreu ab. (hg)
  • 10. 10 Eröffnung der Ausstellung von Ölgemälden des Malers Robert Eisenbarth am 12. 11. 2000 im Gasthaus A. Breininger Organisation: VHL Fotos: Marie–Luise Groß Begrüßung durch Heiner Groß Robert Eisenbarth Sabine Becker und der Maler Gasthaus Breininger früher (R. Eisenbarth) Laudator Ferdinand Kappenberg Rudolf Lonsdorfer und der Maler
  • 11. Einweihung des Feldkreuzes auf dem Lisdorfer Berg am 13. November 2000 Oberbürgermeister Hans–Jo- achim Fontaine bei der Über- gabe des neugestalteten Feld- kreuzbereichs. v. l. n. r.: Pastor Anton Heidger, Beigeordneter Hans Diwo, Ober- bürgermeister Hans–Joachim Fontaine, VHL–Vorsitzender Hei- ner Groß, CDU–Fraktionsvorsit- zender Klaus Pecina, VHL–Vor- standsmitglied G. Mang, stellv. VHL–Vorsitzende M. Scholly Pastor Anton Heidger bei der Einsegung des Kreuzes v. l. n. r.: Georg Jungmann MdL, 2 Meßdiener, Pastor An- ton Heidger, Beigeordneter Hans Diwo, Oberbürgermei- ster Hans–Joachim Fontaine VHL–Vorsitzender Heiner Groß bei seinen Ausführungen zur Hi- storie des Feldkreuzes v. l. n. r.: Georg Jungmann MdL, 2 Meßdiener, Pastor Anton Heidger, Beigeordneter Hans Diwo, Oberbür- germeister Hans–Joachim Fontaine, VHL–Vorsitzender Heiner Groß, CDU–Fraktionsvorsitzender Klaus Pecina, Feuerwehrmann Roland Groß 11 Fotos: Agnes Groß
  • 12. 12 Heiner Groß Das Kreuz auf dem Lisdorfer Berg Kreuz und Umfeld neu gestaltet Am 13. November 2000 war es endlich soweit. Das nach mehrjährigen Bemühungen des Lisdorfer Stadtverordneten und Vorsitzenden des Vereins für Heimatkunde, Heiner Groß, von der Stadt Saar- louis neugestaltete Feldkreuz–Ensemble auf dem Lisdorfer Berg, an der Gabelung der beiden Haupt- feldwege, konnte an diesem Tag seiner Bestimmung übergeben und eingesegnet werden. Obwohl die Witterung alles andere als einladend war, es regnete an diesem Tag unentwegt, waren trotzdem erstaunlich viele Lisdorfer und Beteiligte sowie Gäste zum Kreuz auf dem Lisdorfer Berg ge- kommen, um an der schlichten Feier teilzunehmen. Oberbürgermeister Hans–Joachim Fontaine be- grüßte die Teilnehmer und dankte allen, die an der Neugestaltung mitgewirkt hatten, insbesondere dem Vorstand des Heimatkundevereins für seine Initiati- ve und die Anregungen während der Planungs- und Ausführungsphase. Mit der Übergabe dieses neu- gestalteten Feldkreuzbereiches erhalte Lisdorf das Wahrzeichen des Berges in ansprechender Form wieder zurück. Er hoffe, dass dieses mehr als 110 Jahr alte Kreuz auch die nächsten 100 Jahre un- beschadet überstehe. Anschließend gab Heiner Groß einen historischen Überblick über die wechselvolle Geschichte des Feldkreuzes. Bei dieser Gelegenheit dankte er dem Oberbürgermeister und dem Baudezernenten Hans Diwo sowie den zuständigen Planungs- und Bau- fachleuten bei der Stadtverwaltung, insbesondere Grünflächenplaner Joachim Brys und Bautechni- ker Wolfgang Wacker für die ansprechende Um- feldgestaltung des Kreuzes. In den Dank bezog er auch Klemens Port, Rudolf Lonsdorfer und Emma Welsch mit ein, die einige Jahre vor der Neuge- staltung das Kreuzumfeld gepflegt und mit Blumen geschmückt hatten. Ebenso dankte er seinen Vor- standskollegen Hans–Joachim Loris und Rudolf Lonsdorfer sowie der Firma Peter für die Bepflan- zung der Kreuz–Vorfläche im Rahmen der Neuge- staltung. Heiner Groß erwähnte dabei auch, dass die beiden Bänke, die auf der gepflasterten Fläche hinter dem Kreuz stehen, von der Chorgemeinschaft MGV 1859 Lisdorf und dem Heimatkundeverein im Rahmen der von Hans-Joachim Loris initiierten »Bank–Aktion« gestiftet wurden. Den wichtigsten Teil der Feier übernahm dann Pa- stor Anton Heidger mit der Einsegnung des Kreu- zes. Schließlich handelt es sich bei dem Denkmal- Ensemble mit Kreuz, 2 großen Bäumen und neu- gestalteter Umringfläche um eine Gebets– und Ge- denkstätte, die aus religiösen Motiven vor über 111 Jahren errichtet wurde. Pastor Heidger zitierte anhand eines Zeitungsartikels vom 1. Februar 1949 den damaligen Lisdorfer Pastor, Dechant Josef Spengler, der anlässlich einer Veranstaltung des Lisdorfer Bauernvereins im Saale Breininger zugun- sten des Kreuzes auf dem Lisdorfer Berg über den Sinn und den hohen ideellen Wert eines Feldkreuzes auf heimischer Flur gesprochen habe. Dechant Spengler habe damals die Hoffnung ausgespro- chen, dass »recht bald wieder an weithin sichtbarer Stelle auf dem Lisdorfer Berg das Kreuz uns daran erinnern möge, dass hier christliche Menschen wir- ken und schaffen«. Die Restaurierung des Kreuzes und die Neugestal- tung des Umfeldes zeugten davon, so Pastor Heid- ger, dass Glaube und Hoffnung bei den hier Wir- kenden und Schaffenden tief verwurzelt sei. Für alle erbat er Gottes Segen und Heil. Mit einem gemeinsamen Gebet und Lied wurde die Einsegnungsfeier beendet. Es folgte ein kleiner Um- trunk, zu dem die Stadt und der Heimatkundeverein geladen hatten. Wie bei der feuchtkalten Witterung nicht anders zu erwarten, war der von Vorstands- mitglied Josef Rupp gespendete Edelbrand dabei besonders begehrt. Zur Geschichte des Kreuzes Es wurde im Frühjahr 1889 von zunächst Unbe- kannten errichtet. Eines Morgens sahen vorbeifah- rende Bauern das Kreuz. Am Vorabend war es noch nicht da. Es muss also während der Nacht aufge- stellt worden sein. Der oder die Errichter wollten offenbar unbekannt bleiben. Da das Kreuz auf Grundeigentum der Familie Schwarz aus Lisdorf errichtet war, lag die Vermutung nahe, dass Ange- hörige dieser Familie das Kreuz errichtet hatten. In der Folge pflanzte die Familie Schwarz zur Einrah- mung des Kreuzes zwei Akazien, von denen eine nach ein paar Jahren einging, während sich die andere zu einem prächtigen Baum entwickelte. Es ist anzunehmen, dass das Kreuz kurze Zeit nach seiner Errichtung von dem damaligen Lisdorfer Pa- stor Karl Wehn, der von 1869 bis 1906 in Lisdorf war, eingeweiht wurde. Aus der Überlieferung ist bekannt, dass bereits vor 1900 zu dem Feldkreuz
  • 13. 13 Bittprozessionen durchgeführt wurden. Es entwickel- te sich in der Folge zu einer Gebets– und Gedenk- stätte und während der Sommermonate wegen des Schattendaches der Akazie auch zu einer Raststätte. Das Kreuz und die mächtige Akazie waren auf dem sonst ziemlich baumlosen Lisdorfer Berg zu dessen Wahrzeichen geworden, das von weithin sichtbar war. Das wurde dem Denkmal–Ensemble kurz vor Ausbruch des 2. Weltkrieges zum Verhängnis. Das deutsche Militär hatte die Befürchtung, dass sich feindliche Artillerie an dem Kreuz orientieren könnte. Deshalb wurde Ende August 1939 das Kreuz um- gelegt und die große Akazie gefällt. Zu gleicher Zeit wurde in Berus der erst kurz vorher errichtete Hindenburg–Turm gesprengt. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges bemühte sich insbesondere der Lisdorfer Bauernverein um die Wiedererrichtung eines Kreuzes an dieser Stelle. Er führte am 25. Januar 1949 im Saale Breininger ei- nen Familienabend durch, dessen Erlös für die Er- stellung eines neuen Feldkreuzes auf dem Lisdorfer Berg bestimmt war. Das 1939 niedergelegte Kreuz war nach dem Krieg offenbar nicht mehr vorhanden. Die Eheleute Nikolaus Klein stellten von einer ab- geräumten Grabstelle den Sockel zur Verfügung. Der Bauernverein finanzierte aus dem Erlös seines Familienabends das Übrige. Das Kreuz mit der Christusfigur sowie die Inschrift „O crux ave spes unica“, die bereits auf dem früheren Kreuz war, fer- tigte eine Firma Biehl aus Völklingen. Ende März 1949 wurde das Kreuz unter Mithilfe von Josef (Sepp) Breininger, Paul Morguet, Gott- fried Schmitt und Gerhard Groß aufgestellt. Am 15. Mai 1949 wurde es von dem Lisdorfer Pa- stor, Dechant Josef Spengler, eingesegnet. Ende des Jahres 1949 pflanzten die Vorerwähnten dort zwei Pappeln, die von einer von Ortsvorsteher Weiler am Lisdorfer Friedhof durchgeführten Pappelpflanzung übrig waren. Die Pappeln haben sich zu mächtigen Bäumen entwickelt, die heute das Kreuz säumen. Die lateinische Inschrift: »O CRUX AVE SPES UNICA« heißt auf deutsch »O Kreuz sei gegrüßt einzige Hoffnung«. Foto: Harald Weiler
  • 14. Die zehn Bänke wurden an folgenden Stand- orten aufgestellt: 1. Marienbildnis im Obstgarten Bank gestiftet von Kath. Frauengemeinschaft Lisdorf 2. Saarlauf in Höhe des Gemüsebaubetreibes Tho- mas Lonsdorfer Bank gestiftet von der Kreissparkasse Saarlouis 3. Saarlauf oberhalb der Schleuse Bank gestiftet vom Spielmannszug und Berg– und Hüttenarbeiterverein Lisdorf 4. Saarlauf unterhalb der Schleuse im Bereich Kapellenmühle Bank gestiftet von SPD–Lisdorf Heiner Groß Eine gute Idee in die Tat umgesetzt Seit Jahrzehnten wurde von Senioren, aber auch von jungen Mitbürgern wiederholt gerügt, dass in Lisdorf sowohl im Ort als auch in der Feldlage ent- lang der Saar und der Wege Sitzbänke zum Ausru- hen und Verweilen fehlen. Entsprechende Anträge von Stadtverordneten aller Couleur wurden in der Regel von den zuständigen Stellen bei der Stadt einfach ignoriert oder sind nach anfänglicher Reali- sierungszusage wohl in der Verwaltungsmühle ver- modert. Ein paar Monate vor seinem altersbedingten Aus- scheiden aus dem aktiven Dienst als Chef der Lis- dorfer Feuerwehr hatte Hans–Joachim Loris, zu- gleich Organisationsleiter im Vorstand des Vereins für Heimatkunde Lisdorf e. V., die lobenswerte Idee, die Lisdorfer Vereine und Bankfilialen für die An- schaffung von Sitzbänken zu gewinnen. Diese Idee versuchte er nach Gesprächen mit den Lisdorfer Stadtverordneten, dem Oberbürgermeister Hans– Joachim Fontaine und dem Lisdorfer Hans Diwo, Bau–Beigeordneter bei der Stadt und weiteren Stel- len bei der Stadtverwaltung schnellstmöglich in die Tat umzusetzen. Am 16. August 1999 lud er alle Lisdorfer Vereins- vorsitzende zu einer diesbezüglichen Besprechung in das Lisdorfer Feuerwehrhaus ein. Die Idee von Hans–Joachim Loris wurde fast einhellig für gut be- funden. Acht Vereine und die Feuerwehr sowie die KSK–Filiale Lisdorf erklärten sich spontan bereit, je eine Bank im Wert von etwa 400 DM für diese Akti- on zu stiften. Der KSK–Filialleiter Heinz Bauer stock- 14 5. Saarlauf in Höhe der Prof.–Ecker–Straße Bank gestiftet vom Förderverein Klingende Kirche 6. Am Saaraltarm auf der Werth Bank gestiftet von CDU–Lisdorf 7. Am Saaraltarm in der Lisdorfer Au Bank gestiftet von Kreissparkasse Saarlouis 8. Auf der Holzmühle an der Linde Bank gestiftet von der Feuerwehr Lisdorf 9. Hinter dem Feldkreuz auf dem Lisdorfer Berg 1 Bank gestiftet von der Chorgemeinschaft MGV 1859 Lisdorf 1 Bank gestiftet vom Verein für Heimatkunde Lis- dorf e. V. te sein Angebot auf zwei Bänke auf. Gesagt getan! Hans–Joachim Loris beschaffte die Bänke bei einer Spezialfirma zu einem günstigen Preis. Dann wur- den die Standorte für die Bänke festgelegt und bei den betreffenden privaten und öffentlichen Grund- stückseigentümern Gestattungen für die Aufstellung der Bänke auf deren Grund und Boden eingeholt. Unmittelbar danach machte sich Hans Joachim Loris mit Unterstützung seines Lisdorfer Löschbe- zirkes daran, die Bänke nach und nach aufzustel- len. Damit diese auch an den jetzigen Plätzen ver- ankert werden konnten, mussten zunächst Beton- fundamente gefertigt werden. Auf diese Fundamente wurden die Bänke aufgestellt und darin auch fest verankert. Die beiden letzten Bänke wurden im Ok- tober dieses Jahres auf der gepflasterten Fläche im neugestalteten Feldkreuzbereich auf dem Lisdorfer Berg aufgestellt. Mit der feierlichen Übergabe des von der Stadt im Einvernehmen mit dem Heimatkundeverein Lisdorf neugestalteten Feldkreuzbereichs durch Oberbür- germeister Hans–Joachim Fontaine und der Ein- segnung durch Pastor Anton Heidger am 13. No- vember 2000, zu der trotz starken Regens annä- hernd 100 Personen gekommen waren, fand die von allen gelobte »Bank–Aktion« von Hans–Joa- chim Loris einen würdigen Abschluss. Ihm, wie auch der Lisdorfer Feuerwehr und hier besonders Ludwig Freichel und Roland Groß, ist herzlich zu danken für dieses Engagement im Sin- ne des Gemeinwohls. Aber auch den Stiftern der Bänke ist ein herzliches »Danke« zu sagen. Sie alle haben damit einen lobenswerten Beitrag zur Hei- mat geleistet. Es bleibt zu hoffen, dass die zehn Bänke sich zu kleinen Stätten des Verweilens, Entspannens und der Kommunikation entwickeln und sie von Vandalismus verschont bleiben.
  • 15. 15 Heimatstube in Lisdorf eröffnet So oder ähnlich berichteten mehrere Tages–und Wochenzeitungen über die Einweihung der Heimatstube des Vereins für Heimatkunde Lisdorf e. V. im historischen Torbogengebäude (erbaut 1894) der Prof.– Ecker–Schule am 12. Mai 2000. Vorerst ist die Heimatstube an jedem 1. Sonntag im Monat von 15.00 Uhr–18.00 Uhr und nach Vereinbarung geöffnet. Info–Tel.: 42631 (G. Mang), 40651 (A. Groß) Den Bericht der »Saarlouiser Stadtrundschau« vom 31. Mai 2000 drucken wir nachfolgend ab. Foto: Heiner Groß Im historischen Torbogengebäude der Professor-Ecker- Schule hat der Verein für Heimatkunde Lisdorf die „Lisdorfer Heimatstube“ eingerichtet. Betagte Möbel, alte Fotos, wertvolle Dokumente, Landkarten, Bilder und Zeichnungen sind dort dem Vergessen entrissen und für ein interessiertes Publikum untergebracht. Jetzt fand die feierliche Einweihung statt. Heiner Groß, der Vorsitzende des Vereins für Heimatkunde, begrüßte viele Ehrengäste. Er bedankte sich bei Oberbürgermeister Hans-Joachim Fontaine für die Bereitstellung des Raumes in der Schule und bei seinen Mitstreitern in Heimatangelegenheiten, die viele Stunden „gewerkelt“ hätten:„Ohne die tätige Hilfe der Kolle- gen des Vorstandes wäre das nicht möglich gewesen.“ Oberbürgermeister Fontaine sparte auch nicht mit Worten, um das Engagement des im November 1997 gegründeten Vereins für Heimatkunde zu würdigen, „der mittlerweile auf dem Weg ist, der größte Lisdorfer Verein zu werden“. Fontaine lobte: „Die Heimatstube ist bereits zu einem kleinen Heimatmuseum geworden.“ Hier habe der Verein eine „Heimstätte“, um die Heimat zu erkunden, die Geschichte zu erforschen und damit „ein gutes Stück Identifikation mit dem eigenen Dorf “herzustellen. Landrat Dr. Peter Winter sprach als Vorsitzender der Kreisvereinigung für Heimatkunde. Er räsonierte über denBegriff Heimat. Das sei „dort, wo einen keiner fragt, wo man herkommt“. Ein anderer (es war der Philosoph Ernst Bloch) habe Heimat definiert als „da, wo noch keiner gewesen ist“. Und der Dichter und Staatsmann Vaclav Havel beschreibe Heimat als fester Ort, von dem aus man den Himmel über sich sehen könne und als stabilen Boden, von dem aus man in die Fremde hinausgehe. Pastor Karl Detemple segnete die Heimatstube ein, betete mit der recht großen versammelten Eröffnungs- gesellschaft und ermunterte dazu, die Spuren des christlichen Glaubens in Lisdorf weiter zu verfolgen. Das Silcher-Quartett unter Leitung von Hubert Schmitt umrahmte die Feierstunde mit Gesang. gal
  • 16. Vorsätze eines Geistlichen aus dem 17. Jahrhundert Anmerkung der Redaktion: Zur Nachahmung empfohlen 16
  • 17. Johann Anton Josef Hansen 1801 - 1875 Lisdorfer Pfarrer von 1832–1836 Im Jahre 1976 verfaßte Heiner Groß eine Kurzbio- graphie über den Lisdorfer Pfarrer Hansen, die in der Reihe » Lebensbilder Lisdorfer Bürger« am 5.11.1976 in »Lisdorf aktuell« veröffentlicht wur- de. Nachfolgend drucken wir diese unverändert ab. Weitergehende Literatur über Hansen ist u. a. zu finden in: »Saarländische Lebensbilder«, Band II S. 161 ff., Verlag SVD und Dillmann »Erinnerungen an das ländliche Leben« S. 213 ff., Röhrig Verlag J. A. J. Hansen wurde am 10. J u l i 1 8 0 1 i n Q u i d d e l b a c h bei Adenau in der Eifel gebo- ren. Er entstam- mte einer alten Försterfamilie. Nach dem Be- such des Gym- nasiums studier- te er Philosophie und Theologie an den Universi- täten Köln und Bonn. Die Chronisten berichten, daß er trotz seiner hohen Intelligenz mit großem Fleiß seine Studien betrieben habe und glänzende Examina abgelegt habe. Als Vierundzwanzigjähriger wurde er am 19. 5. 1825 zum Priester geweiht. Wegen seiner au- ßergewöhnlichen Begabung berief ihn Bischof Hommer nach nur einjähriger Tätigkeit als Kaplan in Mayen/Eifel nach Trier. Hier trat er bald mit fort- schrittlichen Vorstellungen hervor und betätigte sich aktiv in der kirchlichen Reformbewegung, was den Unwillen der kirchlichen Behörden erregte. Nach vierjähriger Tätigkeit am Bischofssitz kam er 1832 als Pastor nach Lisdorf. In Lisdorf entwickelte Pastor Hansen eine vielseitige Tätigkeit. Neben der seelsorgerischen Betreuung der Pfarrangehörigen kümmerte er sich um deren persönlichen Proble- me, die beruflichen Dinge wie auch um das kultu- relle dörfliche Leben. Er trat als besorgter Gemein- devater auf und wurde – obwohl erst wenig mehr als 30 Jahre alt – als solcher geachtet. Da zu der damaligen Zeit der Aberglauben noch sehr verbrei- tet war, machte er sich zunächst daran, diesen durch Aufklärung zu bekämpfen. Zu dieser Zeit wurden bei der Bewirtschaftung der Felder und Gärten in Lisdorf noch zahlreiche Steinwerkzeuge aus der er- sten Besiedlungszeit unseres Raumes gefunden, die von der Bevölkerung zum Aberglauben benutzt wur- den. Um dem Aberglauben mit den jungsteinzeit- lichen Steinwerkzeugen ein Ende zu setzen, gab er die Schrift: »Über die bei Lisdorf gefundenen Stein- keile« heraus. Seinen reformerischen Eifer hatte Pas- tor Hansen nach der Versetzung nach Lisdorf nicht verloren. Während er in Trier auf die Kirche gerich- tet war, so galt er in Lisdorf in erster Linie der Land- wirtschaft. Er legte u. a. Musterbewirtschaftungs- pläne für die Ackerbestellung an und gründete im Jahre 1835 in Lisdorf die erste landwirtschaftliche Schule in Preußen. Die vielen in Lisdorf vorgefun- denen althergebrachten Sitten und Gebräuche ver- anlaßten Pastor Hansen, diese in der Schrift »Be- merkungen über die Pfarrgemeinde Lisdorf« nie- derzulegen. Interessant zu vermerken ist, daß er in seinen historischen Notizen über Lisdorf sich über viele Brandstiftungen, die sakramentale Anbetung an Fastnachtssonntag, den Kleiderluxus und die Auswanderungen nach Amerika beklagte. Im Jahre 1836 verließ Pastor Hansen Lisdorf und übernahm die Cantonal–Pfarrei Ottweiler–Neu- münster, wo er später Dechant wurde. Hier blieb er bis zu seinem Tod am 5. Mai 1875. Die politischen Unruhen und sozialen Spannungen dieser Zeit beschäftigten Pastor Hansen in beson- derem Maße. Er schaltete sich aktiv ein in die Be- strebungen nach menschenwürdigen Arbeitsbedin- gungen für die Arbeiterschaft, nach mehr Freiheit und sozialer Gerechtigkeit. Bei den Wahlen zur preußischen Nationalversammlung im Jahre 1848 kam er als Vertreter des Wahlkreises Ottweiler in dieses Gremium nach Frankfurt. Die schlechten sozialen Verhältnisse der Bergleute veranlaßten ihn, im Jahre 1855 die 1. Bergmanns- bruderschaft »St. Barbara« an der Saar in Ottweiler zu gründen. Die späteren Gründungen von St. Bar- bara-Bruderschaften (Lisdorf 1859) standen alle zu der Erz–Bruderschaft Ottweiler in einem Filialver- hältnis. Im Jahre 1859 gründete Pastor Hansen das erste katholische Wochenblatt für das Bistum Trier. Außerdem gab er mehrere staatsbürgerliche und heimatgeschichtliche Schriften sowie Pfarreige- schichten von Mayen, Ottweiler u.a. heraus. Der Staat belohnte sein Wirken durch die Verleihung der »Großen Goldenen Medaille für Kunst und Wis- senschaft«. 17 Heiner Groß
  • 18. Veranstaltungen des Heimatkundevereins Lisdorf im 1. Halbjahr 2001 07. Januar Öffnung der Heimatstube 12. Januar Vortrag über Wappenkunde und Familienwappen 16. Januar Ausstellungseröffnung mit Bildern von Kurt Daub 17. Januar Fahrt zur Grünen Woche bis 21. Januar 02. Februar Weinprobe in Perl 03. Februar Öffnung der Heimatstube 09. Februar Mitgliederversammlung 04. März Öffnung der Heimatstube 24. März Besichtigung der Grube Ensdorf 01. April Öffnung der Heimatstube 28. April Führung durch historisches Saarlouis 05. Mai Fahrt nach Sierck-le-Bains und Rodemack 06. Mai Öffnung der Heimatstube 16. Mai Exkursion in den moselfränkischen Sprachraum 03. Juni Öffnung der Heimatstube Außerdem finden kurzfristig terminierte Veranstaltungen statt, zu denen besonders eingeladen wird. Die Heimatstube kann aus besonderen Gründen auch abweichend von den oben angegebenen Terminen besucht werden. In diesem Fall ist mit Günther Mang, Tel. 06831/42631, oder Heiner Groß 06831/41694 der gewünschte Termin zu vereinbaren. In der 2. Jahreshälfte finden folgende Fahrten statt: 27.-30. Juli 2001 nach Thüringen Im September 2001 nach Krakau und Breslau in Polen Informationen unter 06831/41694 18
  • 19. Neue Bücher über Lisdorf Der Verein für Heimatkunde Lisdorf e.V. gibt Anfang des Jahres 2001 ein Buch heraus unter dem Titel: »Letzte Zufluchtsstätte: Der Felsenstollen Rosenthal« Es handelt vom Kriegsende 1944/45 in Lisdorf, als etwa 800 Menschen aus Lisdorf und den Nach- barorten vor der heranrückenden Kriegsfront in die Felsenstollen im Rosenthal geflüchtet sind, um dort ihr Leib und Leben vor den erwarteten verheerenden Kämpfen am Westwall zu retten. Mehr als sechs Wochen mussten die Menschen in den total überfüllten Stollen unter dramatischen Verhält- nissen ausharren. Eine Arbeitsgruppe des VHL hat fast drei Jahre lang an den Vorbereitungen gearbeitet. Es konnten über 700 Stolleninsassen nachgewiesen werden, die in dem Buch namentlich aufgeführt sind; außerdem die Insassen, die in den Stollen oder auf Grund von Erkrankungen, die sie sich im Stollen zugezogen hatten, verstorben sind. In dem Buch werden mehrere Beiträge von ehemaligen Stolleninsassen erscheinen, die dort Leid, Schmerz und Hunger erfahren haben. Das Buch wird ein Dokument sein über ein dunkles Kapitel in unserer jüngeren Geschichte und soll auch ein Dokument sein gegen den Wahnsinn des Krieges. Das Buch wird in ansprechender Form gestaltet sein und voraussichtlich etwa 35,- DM kosten. Bestellungen können bereits jetzt unter Tel. 06831/41694 getätigt werden. »Die Einwohner von Lisdorf vor 1900« von Rudolf Zenner, Felsberg mit einem kurzen geschichtlichen Teil von Lisdorf als Band 23 (3 Teilbände) der Reihe »Quellen zur Genealogie im Landkreis Saarlouis und angrenzenden Gebieten« Herausgeber: Gernot Karge im Auftrag der Vereinigung für die Heimatkunde im Landkreis Saarlouis e.V. Informationen: Kreisarchiv 06831/444-425 Gernot Karge 06831/2643 Rudolf Zenner 06837/818 Heiner Groß 06831/41694 19