Vortrag in Berlin, veröffentlicht in: Jour fixe initiative Berlin (Hrsg.): „etwas fehlt“ - Utopie, Kritik und Glücksversprechen. Münster: edition assamblage 2013, S. 241-253.
3. 33
Worum geht’s?Worum geht’s?
• Herausforderung CrashtestHerausforderung Crashtest
• Umrisse einerUmrisse einer
konkreten Utopiekonkreten Utopie
• Kann sie den CrashtestKann sie den Crashtest
überstehen?überstehen?
4. 44
Das kleinere Problem...Das kleinere Problem...
Jede Utopie muss sich daran messen lassen,Jede Utopie muss sich daran messen lassen,
wie in ihr das Problem des Kloputzens gelöst ist...wie in ihr das Problem des Kloputzens gelöst ist...
9. 99
... und SF-Wirklichkeit... und SF-Wirklichkeit
"Es geht nicht darum, neue
Zivilisationen zu entdecken,
oder neue Lebensformen zu
suchen.
Es geht vielmehr darum,
eine zerstörte Welt zu beschützen und diese wieder Stück
für Stück aufzubauen."
R.H. Wolfe - ausführender Produzent von „StarTrek Andromeda“
27. 2727
Peer-GesellschaftPeer-Gesellschaft
• Freie SoftwareFreie Software
• Freie KulturFreie Kultur
von Bedürfnissen ausgehend, Bedürfnisse befriedigendvon Bedürfnissen ausgehend, Bedürfnisse befriedigend
selbstbestimmt, selbst organisiert /koordiniertselbstbestimmt, selbst organisiert /koordiniert
ökologisch auf Grund von Immaterialität undökologisch auf Grund von Immaterialität und
Bedürfnis- statt ProfitorientierungBedürfnis- statt Profitorientierung
28. 2828
Peer-GesellschaftPeer-Gesellschaft
• hochproduktiv, komplex, global – auch hier sind
Dezentralität und Selbstbestimmung möglich!
• Durchbrechen des kapitalistischen Eigentumprinzips
im immateriellen Bereich (Software, Kultur)
• Freie SoftwareFreie Software
• Freie KulturFreie Kultur
30. 3030
Peer-GesellschaftPeer-Gesellschaft
Von LINUX und WikipediaVon LINUX und Wikipedia
werde ich aber nichtwerde ich aber nicht
satt !!!satt !!!
Lässt sich dieLässt sich die Produktionsweise derProduktionsweise der
Freien SoftwareFreien Software und Freien Kulturund Freien Kultur auf dieauf die
materielle Produktion übertragen ???materielle Produktion übertragen ???
(www.oekonux.de, www.keimform.de)(www.oekonux.de, www.keimform.de)
31. 3131
Peer-GesellschaftPeer-Gesellschaft
Lässt sich die Produktionsweise der Freien Software undLässt sich die Produktionsweise der Freien Software und
Freien Kultur auf die materielle Produktion übertragen ???Freien Kultur auf die materielle Produktion übertragen ???
Umsonst-
„Laden“ +
Ressourcenpool
(keine Waren,
sondern
Commonsgüter)
Güter
BLEIBEN
Commons
(„Lizenz“ !)
?
32. 3232
Peer-GesellschaftPeer-Gesellschaft
Lässt sich die Produktionsweise der Freien Software undLässt sich die Produktionsweise der Freien Software und
Freien Kultur auf die materielle Produktion übertragen ???Freien Kultur auf die materielle Produktion übertragen ???
• dezentrale Arbeitsstationendezentrale Arbeitsstationen
(PC)(PC)
IMMATERIELLIMMATERIELL MATERIELLMATERIELL??
• dezentrale Arbeitsstationendezentrale Arbeitsstationen
• Grundlage:Grundlage:
MengenwachstumMengenwachstum
⇒⇒ PreissenkungPreissenkung
38. 3838
Peer-GesellschaftPeer-Gesellschaft
• Basiert aufBasiert auf Freier KooperationFreier Kooperation statt Zwangstatt Zwang
• Basiert aufBasiert auf CommonsCommons und Besitz statt auf Eigentumund Besitz statt auf Eigentum
Nicht „chaotisch“, sondern: Regeln werden jeweilsNicht „chaotisch“, sondern: Regeln werden jeweils
selbst festgelegtselbst festgelegt
• „„Wikinomics“ ->Wikinomics“ -> Wiki-&ÖkotopiaWiki-&Ökotopia
39. 3939
Peer-GesellschaftPeer-Gesellschaft
• Aufgabenverteilung
• Normalerweise durch Selbstauswahl und Stigmergie
sonst (ungewünschte Aufgaben):
• Automatisierung: die entsprechenden Tätigkeiten
wegautomatisieren
• Umorganisation: die Tätigkeiten angenehmer
(unterhaltsamer, interessanter, leichter) machen, so
dass sich Freiwillige finden.
• Faire Aufteilung.
40. 4040
Worst Case ... undWorst Case ... und
dann?dann?
Ein wenig Geschichte/Ethnologie:Ein wenig Geschichte/Ethnologie:
• Vergleich Melanesien – (Ost-)Polynesien (50er Jahre)Vergleich Melanesien – (Ost-)Polynesien (50er Jahre)
41. 4141
Worst Case ... undWorst Case ... und
dann?dann?
Ein wenig Geschichte/Ethnologie:Ein wenig Geschichte/Ethnologie:
• Vergleich Melanesien – Polynesien (50er Jahre)Vergleich Melanesien – Polynesien (50er Jahre)
• Beide: Ackerbaukulturen mit „steinzeitlichen“Beide: Ackerbaukulturen mit „steinzeitlichen“
ProduktionsmittelnProduktionsmitteln
• Ähnliche Verfahren für ähnliche Produkte: Jams,Ähnliche Verfahren für ähnliche Produkte: Jams,
Taro, Brotfrucht, Bananen, Kokosnüsse, FischfangTaro, Brotfrucht, Bananen, Kokosnüsse, Fischfang
42. 4242
Worst Case ... undWorst Case ... und
dann?dann?
MelanesienMelanesien
• SchwereSchwere
LebensbedingungenLebensbedingungen
PolynesienPolynesien
• Geringere ProblemeGeringere Probleme
egalitär,
offen
hierarchisch,
geschlossen
? ?
43. 4343
Worst Case ... undWorst Case ... und
dann?dann?
MelanesienMelanesien
• SchwereSchwere
LebensbedingungenLebensbedingungen
PolynesienPolynesien
• Geringere ProblemeGeringere Probleme
egalitär,
offen
hierarchisch,
geschlossen
44. 4444
Worst Case ... undWorst Case ... und
dann?dann?
MelanesienMelanesien
• SchwereSchwere
LebensbedingungenLebensbedingungen
egalitär,
offen
„„Die offene Schichtungsstruktur ermöglichte [...] dieDie offene Schichtungsstruktur ermöglichte [...] die
Mobilisierung aller individuellen Fähigkeiten mit demMobilisierung aller individuellen Fähigkeiten mit dem
Ergebnis einer erfolgreichen und endgültigenErgebnis einer erfolgreichen und endgültigen
Problembewältigung.“Problembewältigung.“
45. 4545
Worst Case ... undWorst Case ... und
dann?dann?
PolynesienPolynesien
• Geringere ProblemeGeringere Probleme
hierarchisch,
geschlossen
Erst nach erfolgreicher Bewältigung bedrohlicherErst nach erfolgreicher Bewältigung bedrohlicher
Situationen verfestigen sich die Differenzierungen inSituationen verfestigen sich die Differenzierungen in
Ansehen, Macht und Reichtum.Ansehen, Macht und Reichtum.
47. 4747
Survival UtopiaSurvival Utopia
• UUnsere Utopie muss gerade im worst case die bessere
Option sein!
• Gerade in Krisensituation „hilft“ Dezentralisierung,Gerade in Krisensituation „hilft“ Dezentralisierung,
Enthierarchisierung, Flexibilisierung derEnthierarchisierung, Flexibilisierung der
EntscheidungsfindungEntscheidungsfindung
• Vgl. MelanesienVgl. Melanesien
• WSF...:WSF...: Eine Welt für viele Welten !Eine Welt für viele Welten !
48. 4848
Survival UtopiaSurvival Utopia
• UUnsere Utopie muss gerade im worst case die bessere
Option sein!
• Ökologische Lebensbedingungen erhalten undÖkologische Lebensbedingungen erhalten und
wiederherstellenwiederherstellen
• Regionalisierung, Lokalisierung bei globalerRegionalisierung, Lokalisierung bei globaler
Vernetzung (ökologisch optimierteVernetzung (ökologisch optimierte
Wechselbeziehungen)Wechselbeziehungen)
49. 4949
Survival UtopiaSurvival Utopia
• UUnsere Utopie muss gerade im worst case die bessere
Option sein!
Belastbarkeit abhängigBelastbarkeit abhängig
von Flexibilitätvon Flexibilität
• ResilienzResilienz == Spannkraft und Widerstandsfähigkeit bei
Katastrophen oder anderen extremen
Belastungssituationen
54. 5454
Zukunft selber machenZukunft selber machen
„„Die Zukunft ist noch nicht geschrieben.Die Zukunft ist noch nicht geschrieben.
Die Zukunft ist immer das, was ihr daraus machtDie Zukunft ist immer das, was ihr daraus macht
Also gebt euch ein bißchen Mühe!“Also gebt euch ein bißchen Mühe!“
(Doc Emmet Brown in „Zurück in die Zukunft“ III)(Doc Emmet Brown in „Zurück in die Zukunft“ III)
Editor's Notes
Die Zukunft ist nicht mehr das, was sie früher mal war...
Die Zukunft ist nicht mehr das, was sie früher mal war...
Best Case Utopien Schönwetter- Utopien
Best Case Utopien Schönwetter- Utopien
Bisherige Schätzungen: bis 60 cm Anstieg Inzwischen werden bis 2100 0,9 bis 1,6 m erwartet Zu „Klima-Katastrophe“ (siehe Material zur Ausstellung „Katastrophenalarm“ der NGBK in Berlin 2998) Katastrophe: kata: nach unten, streiphen: wenden Tragödie: Aufbau der Handlung, Katastrophe, Schluss
http://www.archispass.org/?p=2677
http://www.fablab-hamburg.org/
Hans-Dieter Seibel (1978): Die Entstehung von Macht und Reichtum Vgl. auch Wikipedia: (http://de.wikipedia.org/wiki/Polynesien#Soziokulturelle_Entwicklung_der_Bev.C3.B6lkerung) Die Kulturen West-Polynesiens waren besonders an höhere Bevölkerungszahlen angepasst. Sie besaßen ein hochentwickeltes Rechtssystem und pflegten eine fortgeschrittene Handelstradition. Die gesellschaftlichen Strukturen waren starr und wurden durch ein rigides Heiratsrecht zementiert. Die ost-polynesischen Kulturen hingegen hatten sich vor allem an die schwierigen Bedingungen auf kleineren Inseln und Inselgruppen eingestellt. Obgleich von Natur aus konservativ, besaßen sie eine hohe Flexibilität, wenn es darum ging, die Opfer eventueller Naturkatastrophen auszugleichen. Melanesien: 70...300, max. 1000 Gruppenmitglieder Vielzahl autonomer Verwandtengruppen in gleichberechtigten kleinen Weilern Flexible Regulierungen, wechselnde Führungspersonen, keine starren Privilegien Überschusserwirtschaftung wird als „charismatische Leistung“ betrachtet Polynesien Gemeinwesen mit 2000-3000, max. 10 000 Menschen Schichtenspezifisch differenziert, viele Häuptlingsränge, dauerhaft besetzt Überschussproduktion ist im Rahmen regelmäßiger Abgaben routinisierte Pflicht Entwicklung vom „melanesischen“ zum „polynesischen“ Zustand, Z.B. von Mythen in Tahiti bestätigt...
Hans-Dieter Seibel (1978(: Die Entstehung von Macht und Reichtum
Hans-Dieter Seibel (1978(: Die Entstehung von Macht und Reichtum
Normannisch-Grönland und die Inuit : Während die Wikinger-Siedlungen in Grönland letztendlich untergingen, konnten die Inuit zur selben Zeit trotz der lebensfeindlichen Umgebung überleben. Diamond zeigt, dass hier insbesondere das Festhalten an mittelalterlich-europäischen Verhaltensweisen - die vorher jahrhundertelang sehr gut funktioniert hatten - den Wikingern eine Anpassung an veränderte Rahmenbedingungen erschwerten . Entscheidend ist also die gewählte Reaktion auf Veränderungen.
Suarez: Die Initiative muss daher vielmehr aus dem Volk kommen – und dabei denke ich nicht an Proteste und Demonstrationen, sondern an den Aufbau und die Erprobung neuer Wirtschaftsformen [...] und vermaschte Open-Source-Netzwerke, die eine neue Ökonomie und damit ein soziales Geflecht schaffen, das die etablierten Mächte samt ihren selbsternannten Torwächtern und Lobbyisten eher umginge als stürzte. Solch ein System würde zunächst nur in embryonaler Form geschaffen. Es zöge immer mehr Anhänger an, die aus der bestehenden Ökonomie herausgefallen sind, und setzte sich schließlich durch, wenn eine kritische Masse sich dem neuen System angeschlossen hätte. Man könnte sich auch eine Übergangsphase vorstellen, in der die Menschen mit einem Bein in der alten und mit dem anderen in der neuen Ökonomie stünden, so dass der Übergang nicht so abrupt ausfiele. Man stelle sich nur einmal vor, wie viele gut ausgebildete Menschen es gibt, die gerne einen Neuanfang in einer Welt wagten, in der ihre Schulden – die Erbsünde der freien Märkte – getilgt wären. Entscheidend ist, dass die Verantwortung für Aufbau und Erhaltung der Netzwerkknoten bei einzelnen Gemeinschaften liegt. Für die vernünftige Regulierung sorgt dann eine Gesellschaft, deren Bürger die physische Kontrolle über ihre Infrastrukturnetze ausüben.