Gesundversichert - Es lohnt sich, bereits jetzt ein Beitrittsgesuch für eine neue
Krankenversicherung zu stellen, vor allem bei den Zusätzen. BILANZ zeigt, worauf es ankommt. Zwar wissen es die wenigsten, doch rund jede vierte Person in der Schweiz hat bei den Zusätzen im Krankenversicherungsbereich eine Kündigungsfrist von sechs
Monaten. Für einen Wechsel auf Anfang 2016 gilt es also, bereits jetzt schnell zu handeln. Selbst für Versicherte mit drei Monaten Kündigungsfrist ist es hinsichtlich der Zusatzversicherungen ratsam, schon bald ein Beitrittsgesuch bei einer neuen Gesellschaft einzureichen, weil das Aufnahmeverfahren, etwa das Einholen von Arztberichten durch die Krankenkassen, oft vier bis sechs Wochen in Anspruch nehmen kann und die Sommerferien vor der Türe stehen. Empfehlungen von Stephan Wirz:
2. Versicherungssituation:
• Grundversicherung im Hausarztmodell mit 300 Franken Franchise:
4536 Franken pro Jahr bei der KPT.
• Nicht-kassenpflichtige Medikamente, Hauskrankenhilfe, Reiseversicherung,
gynäkologische Untersuchungen, Psychotherapie, Brille, Fitnesscenter:
501 Franken pro Jahr bei der Visana (Ambulant 3).
• Komplementärmedizin bis 4000 Franken pro Jahr, keine Franchise:
380 Franken pro Jahr bei der Visana (Komplementär 2).
• Spitalversicherung Privatabteilung: 1738 Franken pro Jahr bei der Visana.
Kosten total: 7155 Franken pro Jahr.
Empfehlung von Stephan Wirz:
• Grundversicherung im Hausarztmodell mit einer Franchise von 300 Franken:
4590 Franken pro Jahr bei Groupe Mutuel (SanaTel).
• Alternativmedizin unlimitiert mit Jahresfranchise von 150 Franken. Nicht-kas-
senpflichtige Medikamente, Brille 150 Franken alle drei Jahre, Fitnesscenter 200
Franken jedes Jahr: 456 Franken pro Jahr bei der Groupe Mutuel (SB Bonus).
• Pflege- und Spitalkosten im Ausland: 60 Franken pro Jahr bei der Groupe
Mutuel (MU Mundo).
• Spitalzusatzversicherung ohne Franchise, dafür eine Beteiligung an den
Kosten für Spitalaufenthalt: pro Tag 10 Franken in der allgemeinen Abteilung,
75 Franken für halbprivat und 200 Franken für die Privatabteilung: 713 Fran-
ken pro Jahr bei der Innova (Activa Switch).
• Taggeldversicherung, die 200 Franken pro Tag im Spital zahlt, womit die
Beteiligung der Spitalzusatzversicherung in der privaten Abteilung bei der
Innova gedeckt ist: 264 Franken bei der Groupe Mutuel.
Kosten total: 6083 Franken pro Jahr.
Ersparnis: 1072 Franken.
Fabia Vogt*, 43 Jahre alt, Wohnkanton Bern. Gesundheit: Linsenträgerin, Raucherin, leidet an einer Insuffizienz des Lymph
gefässsystems, geht deswegen regelmässig in die Physiotherapie. Sport und Hobbys: Yoga, fährt bei schönem Wetter mit dem Velo zur Arbeit,
Wandern, Lesen und Kino. Krankenkosten in der Grundversicherung: Öfter über 1700 Franken pro Jahr.
11/2015 BILANZ 85
Gesund
versichertEs lohnt sich, bereits jetzt ein Beitrittsgesuch für eine neue
Krankenversicherung zu stellen, vor allem bei den Zusätzen.
BILANZ zeigt, worauf es ankommt.
harry büsser Text / bianca litscher Illustrationen
Z
war wissen es die wenigsten, doch rund
jede vierte Person in der Schweiz hat bei
den Zusätzen im Krankenversicherungs
bereich eine Kündigungsfrist von sechs
Monaten. Für einen Wechsel auf Anfang
2016 gilt es also, bereits jetzt schnell zu
handeln. Selbst für Versicherte mit drei Mo
naten Kündigungsfrist ist es hinsichtlich
der Zusatzversicherungen ratsam, schon bald ein Beitritts
gesuch bei einer neuen Gesellschaft einzureichen, weil das
Aufnahmeverfahren, etwa das Einholen von Arztberichten
durch die Krankenkassen, oft vier bis sechs Wochen in Anspruch
nehmen kann und die Sommerferien vor der Türe stehen.
Wer bei Groupe Mutuel, Assura, Supra oder Helsana – dort
nur diejenigen mit einem Fünfjahresvertrag – versichert ist, hat
eine Kündigungsfrist von sechs Monaten, muss also schon bis
Ende Juni neuen Unterschlupf gefunden haben. Vorher muss
die passende Kasse mit dem zweckmässigsten Versicherungs
modell, den sinnvollsten Deckungen und der richtigen Fran
chise gefunden werden. Keine leichte Aufgabe im Kassen
dschungel und im Wirrwarr der Produkte. BILANZ hat mit
einem ausgewiesenen Experten fünf reale Beratungen durch
geführt. Daran konkretisiert sich, wo Einsparungen möglich
sind und wie Versicherungsdeckungen optimiert werden.
Erster Fall: Fabia Vogt (siehe unten). Die 43-jährige Bernerin
ist umfassend versichert, bezahlt dafür insgesamt 7155 Fran •
* Alle Namen aus Datenschutzgründen geändert
3. 86 BILANZ 11/2015
Invest Krankenversicherungen
ken pro Jahr. Ihre Grundversicherung hat sie bei der KPT.
«Die Versicherung ist in Ordnung», kommentiert Stephan Wirz,
Mitglied der Geschäftsleitung beim Maklerzentrum Schweiz,
einer Firma mit rund 140 Angestellten, die sich auf die Vermitt
lung von Krankenversicherungen spezialisiert hat.
Vogt hat in der Grundversicherung die minimale Franchise
von 300 Franken gewählt. Das passt, denn ihre Krankenkosten
liegen meist bei über 1700 Franken pro Jahr (siehe «Guter Rat»
auf Seite 90). In der Grundversicherung hat sie kein Standard-,
sondern ein Hausarztmodell gewählt. Das vergünstigt die Prä
mie enorm. Wenn Vogt damit zufrieden sei, solle sie unbedingt
Hakan Bohlen, 45 Jahre alt. Gesundheit: Linsenträger, Raucher, zwei Knieoperationen am Meniskus nach Unfällen (10 und 20
Jahre her). Schultergelenksprengung bei einem Skiunfall vor zwei Jahren, Meniskus am Handgelenk gerissen bei einem Fahrradunfall vor sechs
Monaten, Leistenbruch. Geht in Massagen, zum Osteopathen, zu Sportärzten und in die Physiotherapie. Sport und Hobbys: Tennis, Rollerbladen,
Velofahren, Joggen, Schwimmen, Skifahren, Wellenreiten, Surfen, Fitnesscenter. Krankenkosten in der Grundversicherung: 700 Franken pro Jahr.
beim Hausarztmodell bleiben, meint Wirz. Die Zusatzversiche
rung Visana Ambulant 3 habe sehr gute Leistungen, sei aber
auch teuer, so Wirz. Visana Komplementär 2 für Behandlungen
aus der Alternativmedizin habe ebenfalls gute Leistungen.
«Allerdings sind diese auf 4000 Franken pro Kalenderjahr be
grenzt.» Das sei zwar ein recht hoher Betrag, aber es gebe
Alternativen, zum Beispiel das Produkt SB Bonus von der Groupe
Mutuel, bei dem der Betrag für Alternativmedizin unbegrenzt
sei. SB Bonus decke auch die wichtigsten Leistungen der Visana
Ambulant 3 ab. Mit einem Umstieg auf SB Bonus könnte Vogt
also rund 425 Franken pro Jahr sparen und büsste kaum Leis
Versicherungssituation:
• Grundversicherung im Standardmodell mit 300 Franken Franchise:
4766 Franken pro Jahr bei der Aquilana.
• Nicht-kassenpflichtige Medikamente, Haushaltshilfe, Psychotherapie,
Brille und Fitnesscenter: 333 Franken pro Jahr bei der Visana (Ambulant 2).
• Komplementärmedizin bis 4000 Franken pro Jahr, keine Franchise:
265 Franken pro Jahr bei der Visana (Komplementär 2).
• Spitalpflegeversicherung in der Privatabteilung in der ganzen Schweiz mit
einer Franchise von 2000 Franken: 1507 Franken pro Jahr bei der Aquilana.
Kosten total: 6872 Franken pro Jahr.
Empfehlung von Stephan Wirz:
• Grundversicherung mit Telefonmodell und einer Franchise von 2500
Franken: 2742 Franken pro Jahr bei Groupe Mutuel (SanaTel).
• Alternativmedizin unlimitiert mit Jahresfranchise von 150 Franken. Nicht-
kassenpflichtige Medikamente, Brille 150 Franken alle drei Jahre, Fitness-
center 200 Franken jedes Jahr: 300 Franken pro Jahr bei der Groupe Mutuel
(SB Bonus).
• Pflege- und Spitalkosten im Ausland: 60 Franken pro Jahr bei der Groupe
Mutuel (MU Mundo).
• Spitalversicherung ohne Franchise, dafür eine Beteiligung an den Kosten
für Spitalaufenthalt: pro Tag 10 Franken in der allgemeinen Abteilung,
75 Franken für halbprivat und 200 Franken für die Privatabteilung:
864 Franken pro Jahr bei der Innova (Activa Switch).
Kosten total: 4166 Franken pro Jahr.
Ersparnis: 2706 Franken.
•
4. 11/2015 BILANZ 87
tungen ein. Wirz empfiehlt, Zusatz- und Grundversicherung
bei derselben Kasse abzuschliessen, damit Rechnungen immer
nur an eine Kasse eingereicht werden müssen. Deshalb rät er
Fabia Vogt auch bei der Grundversicherung zum Wechsel zur
Groupe Mutuel. Für den Schutz auf Reisen empfiehlt er das Pro
dukt MU Mundo der Groupe Mutuel. Für 60 Franken pro Jahr
sind damit Spital- und Reisekosten im Ausland gedeckt.
Flex-Lösung bevorzugt. Was Spitalversicherungen betrifft, ist
Wirz der Ansicht, dass diese nicht bei derselben Kasse wie die
Grundversicherung abgeschlossen werden müssen. «In diesem
Bereich übernimmt meist das Spital direkt die Administration
mit den Kassen.» Vogt hat eine Spitalpflegeversicherung für die
Privatabteilung bei Visana. «Diese ist mit 1738 Franken pro Jahr
schon heute teuer. Wenn Fabia Vogt einmal 60 sein wird, dürfte
sie über 5000 Franken pro Jahr kosten», so Wirz. Er schlägt eine
Flex-Lösung vor, wie sie viele Kassen anbieten. Bei den Flex-Pro
dukten können die Patienten vor Spitaleintritt wählen, ob sie in
die allgemeine, die halbprivate oder die private Abteilung über
wiesen werden wollen, müssen dafür aber Aufpreise zahlen.
Wirz gefallen die Flex-Policen der Innova: Activa Switch für
Raucher und das leicht günstigere Produkt Sanvita Switch
Versicherungssituation:
• Grundversicherung im Telefonmodell mit 1500 Franken
Franchise: 4219 Franken pro Jahr bei der Helsana (Premed24).
• Zusatz für Spitalabteilung allgemein ganze Schweiz:
32 Franken bei der Helsana (Hospital Eco).
• Alternativmedizin unlimitiert ambulant (Kasse übernimmt
75 Prozent): 246 Franken bei der Helsana (Sana).
• Kapitalversicherung bei Unfall: im Todesfall 10 000
Franken, bei Invalidität 100 000 Franken: 120 Franken bei
der Helsana (Prevea).
Kosten total: 4617 Franken pro Jahr.
Empfehlung von Stephan Wirz:
• Grundversicherung im Telefonmodell mit einer Franchise
von 2500 Franken: 2742 Franken bei der Groupe Mutuel
(AH Standard).
• Alternativmedizin unlimitiert mit Jahresfranchise von 150
Franken, nicht-kassenpflichtige Medikamente, Brille 150
Franken alle drei Jahre, Fitnesscenter 200 Franken jedes
Jahr: 408 Franken bei der Groupe Mutuel (SB Bonus).
• Pflege- und Spitalkosten im Ausland: 60 Franken bei der
Groupe Mutuel (MU Mundo).
• Spitalzusatzversicherung ohne Franchise, dafür eine
Beteiligung an den Spitalkosten: pro Tag 10 Franken in
der allgemeinen Abteilung, 75 Franken für halbprivat und
200 Franken für die Privatabteilung: 572 Franken bei
der Innova (Activa Switch).
• Taggeldversicherung, die 75 Franken pro Tag im Spital zahlt,
womit die Beteiligung für die halbprivate Abteilung gedeckt
ist: 90 Franken bei der Groupe Mutuel (BH Taggeld).
Kosten total: 3872 Franken pro Jahr.
Ersparnis: 745 Franken. Zudem neu mit Spitalversicherung
halbprivat.
Beatrice Buckaus Zürich, 34 Jahre
alt. Gesundheit: Schwanger im fünften Monat, Allergi
kerin (Neurodermitis und Heuschnupfen), Nichtrauche
rin seit sechs Monaten. Nutzt lieber Alternativ- als
Schulmedizin. Sport und Hobbys: Fährt mit dem Velo
zur Arbeit, macht Sportübungsprogramm zu Hause mit
YouTube und Gymnastikmatte, Snowboard und
Wandern, kein Fitnesscenter. Konzerte, Musik, Natur,
gemeinsame Essen mit Freunden, fährt VW-Bus.
Krankenkosten in der Grundversicherung: Immer etwas
über 1200 Franken.
•
5. 88 BILANZ 11/2015
Invest Krankenversicherungen
für Nichtraucher, wobei man nachweislich seit mindestens
fünf Jahren nicht mehr rauchen darf. Bei diesen Spitalversiche
rungsmodellen müssen je nach Abteilung Aufpreise zwischen
10 und 200 Franken pro Tag bezahlt werden. «Weil die durch
schnittliche Aufenthaltsdauer im Spital heute bei nur noch drei
bis fünf Tagen liegt, wird das auch in der Privatabteilung nicht
allzu teuer», sagt Wirz. Dafür ist die Prämie über 1000 Franken
tiefer. Um Fabia Vogt gleichzustellen mit der Situation vor dem
Wechsel, als sie keine Aufpreise bezahlen musste, empfiehlt er
eine Taggeldversicherung bei der Groupe Mutuel. Diese bezahlt
200 Franken pro Tag im Spital, was die Kostenbeteiligung bei
der Innova neutralisiert. Die Police kostet 264 Franken pro Jahr,
was immer noch eine Einsparung von über 700 Franken gegen
über vorher ergibt. Total kann Vogt mit den Empfehlungen von
Wirz 1072 Franken pro Jahr sparen.
Zweiter Fall: Der 45-jährige Hakan Bohlen kann bei Umset
zung der Expertentipps sogar 2706 Franken einsparen (siehe
Seite 86). Da seine Krankenkosten immer unter 1000 Franken
lagen, kann er die Franchise von 300 auf 2500 Franken erhöhen.
Zudem steigt er auf ein Telefonmodell um, muss also künftig
vor einer Erstkonsultation ein Ärztezentrum anrufen. «Die
sagen einem dort aber kaum, man dürfe nicht zum Arzt gehen»,
Versicherungssituation:
• Grundversicherung im Hausarztmodell mit 2500 Franken
Franchise: 2684 Franken bei der Concordia (Centramed).
• Spitalabteilung allgemein ganze Schweiz: 80 Franken bei
der Concordia (Hospital Eco).
• Transport- und Rettungskosten, Brille, Fitnesscenter,
nicht-kassenpflichtige Medikamente: 133 Franken bei der
Concordia (Diversa).
Kosten total: 2897 Franken pro Jahr.
Empfehlung von Stephan Wirz:
• Grundversicherung im Hausarztmodell, Franchise
von 2500 Franken: 1975 Franken bei der Groupe Mutuel
(RA Basic Plus).
• Pflege- und Spitalkosten im Ausland: 60 Franken bei der
Groupe Mutuel (MU Mundo).
• Alternativmedizin unlimitiert mit Jahresfranchise von 150
Franken, nicht-kassenpflichtige Medikamente, Brille 150
Franken alle drei Jahre: 228 Franken bei der Groupe Mutuel
(SB Bonus).
• Spitalversicherung mit Beteiligung an den Kosten für Spi-
talaufenthalt: pro Tag 10 Franken in der allgemeinen Abtei-
lung, 75 Franken für halbprivat und 200 Franken für die Pri-
vatabteilung: 486 Franken bei der Innova (Sanvita Switch).
• Taggeldversicherung, die 75 Franken pro Tag im Spital zahlt,
womit Beteiligung für die halbprivate Abteilung gedeckt ist:
90 Franken bei der Groupe Mutuel (BH Taggeld).
Kosten total: 2839 Franken pro Jahr.
Mehrkosten: 58 Franken, dafür mit Spitalversicherung
halbprivat und Alternativmedizin.
•
Urs König, 35 Jahre alt. Gesundheit: Bril
lenträger, Nichtraucher. Besucht ab und zu einen Os
teopathen (Alternativmedizin). Schwere Bänderrisse an
beiden Fussgelenken, zum Teil mit Operation behandelt
(8 und 15 Jahre her). Zudem Zerrungen und Bänderan
risse an Oberschenkel, Wade, Schulter. Sieben Jahre
Vaskulitis (Hautausschlag) an den Fussgelenken, verur
sacht durch zu viel Kaffeekonsum – heute komplett ver
heilt. Trägt orthopädische Einlagen. Sport und Hobbys:
Sehr sportlich, fährt täglich 16 Kilometer mit dem Fahr
rad zu Arbeit, Joggen, Hallenfussball, Ski. Kein Fitness
center. Krankenkosten in der Grundversicherung: Rund
1000 Franken pro Jahr.
6. 11/2015 BILANZ 89
sagt Wirz. «Das wäre viel zu risikoreich», ergänzt er. Wenn da
etwas passieren würde – unvorstellbar. Die Möglichkeit, dort
anzurufen, hat sogar Vorteile: Wiederkehrende und auch neue
Medikamentenrezepte können per Telefon bestellt werden. Das
spart Zeit und Geld, vor allem bei einer hohen Franchise.
Weniger Kosten, mehr Leistung. Dritter Fall: Die schwangere Be
atrice Buck kann 745 Franken sparen und zugleich die Leistun
gen erhöhen (siehe Seite 87). Neu hat sie eine Spitalversiche
rung auf halbprivatem Niveau. Einzig die Franchise für die
Grundversicherung wurde von 1500 auf 2500 Franken erhöht,
was sich aber für Buck auszahlt, solange ihre jährlichen Krank
heitskosten weiterhin nicht viel mehr als 1200 Franken betragen.
Im Fall des sportlichen Urs König kann für 58 Franken
Mehrkosten pro Jahr nicht nur die Spitalversicherung auf halb
privatem Niveau finanziert werden, sondern auch eine Deckung
für alternativmedizinische Leistungen (siehe Seite 88). Der
Osteopath, den König ab und zu in Anspruch nimmt, würde
neu von der Groupe Mutuel bezahlt.
Im Fall des 52-jährigen Walter Bandowski bemerkt Stephan
Wirz schnell, dass die Police noch uralte Produkte der CSS
umfasst (siehe oben). «Von der Kasse gibt es neue Produkte,
Versicherungssituation:
• Grundversicherung im Standardmodell mit 300 Franken
Franchise: 5260 Franken pro Jahr bei der CSS.
• Spitalabteilung allgemein ganze Schweiz plus nicht-kassen-
pflichtige Medikamente, Brillen, Fitnesscenter etc.:
342 Franken pro Jahr bei der CSS (AVB-Version 1997).
• Alternativmedizin mit 300 Franken Franchise, maximal
10 000 Franken pro Kalenderjahr und Selbstbehalt von 20
Prozent: 239 Franken bei der CSS (AVB-Version 2001).
• Transport- und Rettungskosten: 18 Franken bei der CSS
(Notfallversicherung AVB-Version 1997).
• Kur- und Pflegeversicherung mit Tagesbeitrag von höchs-
tens 80 Franken, maximal 800 Franken pro Jahr: 24 Franken
bei der CSS (AVB-Version 1997).
Kosten total: 5883 Franken pro Jahr.
Empfehlung von Stephan Wirz:
• Grundversicherung im Standardmodell mit einer Franchise
von 300 Franken: 4559 Franken bei der Groupe Mutuel
(AH Standard).
• Alternativmedizin unlimitiert mit Jahresfranchise von 150
Franken, nicht-kassenpflichtige Medikamente, Brille 150
Franken alle drei Jahre, Fitnesscenter 200 Franken jedes
Jahr: 312 Franken bei der Groupe Mutuel (SB Bonus).
• Pflege- und Spitalkosten im Ausland: 60 Franken bei der
Groupe Mutuel (MU Mundo).
• Spitalversicherung mit Beteiligung an den Kosten für Spi-
talaufenthalt: pro Tag 10 Franken in der allgemeinen Abtei-
lung, 75 Franken für halbprivat und 200 Franken für die Pri-
vatabteilung: 853 Franken bei der Innova (Sanvita Switch).
• Taggeldversicherung, die 75 Franken pro Tag im Spital zahlt,
womit die Beteiligung für die halbprivate Abteilung gedeckt
ist: 108 Franken bei der Groupe Mutuel (BH Taggeld).
Kosten total: 5892 Franken pro Jahr.
Mehrkosten: 9 Franken. Mit Spitalversicherung halbprivat.
Walter Bandowskiaus Zürich, 52
Jahre alt. Gesundheit: Brillenträger, seit sieben Jahren
Nichtraucher, leidet an chronischen Kopfschmerzen,
deswegen in Behandlung bei einer Ärztin für Naturheil
verfahren. Geplatzter Blinddarm vor sieben Jahren.
Sport und Hobbys: Fährt mit dem Velo zur Arbeit. Alte
Motorräder fahren und Kontrabass spielen. Kranken
kosten in der Grundversicherung: Über 1700 Franken.
•
7. 90 BILANZ 11/2015
Invest Krankenversicherungen
die deutlich besser sind, aber der Stammkundschaft nicht
automatisch angeboten werden», sagt Wirz. Nur schon durch
einen Umstieg auf die neuen Produkte derselben Krankenkasse
könnte einiges eingespart werden. Ausserdem missfällt dem
Experten die Kur- und Pflegeversicherung der CSS gänzlich.
Die 80 Franken pro Tag und maximal 800 Franken pro Kalen
derjahr seien bei einer Kur ein sehr magerer Beitrag. In der
Empfehlung von Wirz muss Bandowski nur neun Franken pro
Jahr mehr bezahlen, ist dafür aber im Spital neu in der halbpri
vaten Abteilung versichert. Wäre er bereit, vom Standardmo
dell auf ein Telefonmodell in der Grundversicherung umzustei
gen, könnte Bandowski einige hundert Franken einsparen.
Der Trick mit der Ehefrau. Da dieser über 50 Jahre alt ist und an
chronischen Kopfschmerzen leidet, könnte es allerdings
schwierig werden, in der Halbprivatversicherung angenommen
zu werden. Zum Alter sagt Wirz, dass es ab etwa 45 Jahren
schwieriger wird, eine Spitalzusatzversicherung abzuschlies
sen – vor allem dann, wenn einzelne Leiden schon bekannt
sind. Wer aber eine Operation schon vor mehr als fünf Jahren
hinter sich hat, müsse sich deswegen keine grossen Sorgen
machen. «Die Krankenkassen fragen nur fünf Jahre zurück.»
Die sieben häufigsten Fehler bei
Grund- und Zusatzversicherung
1. Teure Anbieter in der Grund-
versicherung (Beispiele: Bandow-
ski und Buck).
2. Teures Standardmodell in der
Grundversicherung bzw. kein
alternatives Modell wie Telmed
(Bohlen, Bandowski).
3. Falsche Franchise – meist zu
tief (Bohlen, Bandowski).
4. Fehlende Deckungen, etwa für
Alternativmedizin (König) und
für Heilungskosten-Zusatz
(Buck).
5. Falsche bzw. teure Spitalde-
ckung – nur allgemein versichert,
wenn über eine Flexdeckung
auch Privatversicherung
erschwinglich wäre (Bohlen,
Bandowski).
6. Zahnkorrekturen bei Kindern
nicht versichert.
7. Unfallrisiko bei Zusatzver
sicherungen ausgeschlossen.
Die besten Tipps
für Kinder
1. Zahnversicherungen rechtzei-
tig einschliessen: je früher, desto
besser. Bei einzelnen Kassen ist
bereits ab dem vierten Geburts-
tag kein Abschluss mehr möglich,
bei einer diagnostizierten Zahn-
fehlstellung sowieso nicht mehr.
2. Versicherung einer Invalidität
für Kinder einschliessen. Dies,
weil sie keine Invaliditätsversi-
cherung aus der Pensionskasse
besitzen – Kinder haben ja noch
gar keine Pensionskasse.
3. Private Spitalversicherung ist
für Kinder oftmals nur zwei bis
drei Franken teurer. Sie ermög-
licht dem Kind im Erwachsenen-
alter unabhängig vom Gesund-
heitszustand das Wahlrecht, die
hohe Deckung fortzuführen.
Die besten Tipps
für Frauen und Männer
1. Bei einer Mutterschaft ist eine
gute Spitaldeckung wichtig,
halbprivat oder privat. Es sind
jedoch Karenzfristen zu beachten
(in der Regel zwölf Monate nach
Versicherungsbeginn).
2. Eine Versicherung, die zwi-
schen Männer- und Frauentari-
fen unterscheidet, ist oftmals für
Männer viel günstiger, für
Frauen ist hingegen eine Versi-
cherung günstiger, die keine
Unterscheidung vorsieht, da die
Männer die Kosten für Schwan-
gerschaft mittragen.
Die besten Tipps
für Erwachsene
1. Zahnversicherungen sind für
Erwachsene kaum sinnvoll, also
ausschliessen.
2. Eine gute Auslanddeckung ist
wichtig, da oftmals keine Reise-
versicherung abgeschlossen wird
– wie zum Beispiel bei Einkaufs
trips ins angrenzende Ausland.
Häufig wiegen sich die Leute in
falscher Sicherheit, weil sie Rega-
Gönner sind. Transporte und
Rettungen im Ausland sind
jedoch nicht inklusive. Beim
ETI-Schutzbrief sind zudem
Behandlungskosten nur bevor-
schusst, müssten also zurück
erstattet werden.
3. Wer Arztkosten von weniger
als 1200 Franken pro Jahr hat,
sollte die Franchise in der Grund-
versicherung auf das Maximum
setzen – wenn künftig nicht deut-
lich höhere Kosten absehbar
sind. Erst wer Kosten über 1700
Franken hat, sollte die tiefste
Franchise wählen.
4. Darauf schauen, wie die Prä-
mien bei den halbprivaten und
privaten Deckungen im Alter
steigen. Sind die Prämien im
Alter noch bezahlbar?
Guter Rat
Die häufigsten
Fehler in der
Krankenver
sicherung –
und die besten
Tipps vom
Experten.
Wirz empfiehlt Bandowski, zusammen mit der Ehefrau zur
neuen Kasse für die Spitalversicherung zu wechseln. «Das
erhöht die Chancen für eine Aufnahme.» Natürlich sollen beide
– wie die Protagonisten fast aller untersuchten Fälle – ebenfalls
zur Groupe Mutuel und zur Innova. Darauf angesprochen, be
gründet Stephan Wirz, dass die beiden Gesellschaften eben
gute Produkte anböten, die sich passend kombinieren liessen.
Was Verkaufsprovisionen betrifft, meint er, diese seien bei
allen Krankenkassen etwa gleich hoch. Das wird von anderen
Marktteilnehmern bestätigt, wenn auch mit der Einschrän
kung, dass kleine Unterschiede bei der Provisionierung über
eine hohe Verkaufsmenge eben auch mehr Einnahmen
ergäben. Eine Umfrage unter anderen Versicherungsvermitt
lern und Marktteilnehmern ergibt auf jeden Fall, dass die Leis
tungen der Produkte von Groupe Mutuel und Innova gut seien
und sicher mit den anderen Kassen mithalten könnten.
Bei der Groupe Mutuel könne nur bemängelt werden, dass
ihre Produkte zum Teil etwas aggressiv verkauft würden, was
bei Kunden zu hohe Erwartungen wecke und wiederum zu Ent
täuschungen führen könne. Deswegen seien möglicherweise die
Kundenbewertungen zur Groupe Mutel bei Vergleichsportalen
wie Comparis nicht ganz so gut wie bei anderen Anbietern.
Stephan Wirz ist
Mitglied der Ge-
schäftsleitung beim
Maklerzentrum
Schweiz in Basel.
Die Firma mit 140
Mitarbeitern ist auf
die Vermittlung
von Krankenkassen
spezialisiert.
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