1. Prof. Dr. Benjamin Jörissen
Lehrstuhl für Pädagogik mit dem Schwerpunkt
Kultur, ästhetische Bildung und Erziehung
http://joerissen.name
benjamin@joerissen.name
Diskurs.Medien.Bildung
Friedrich-Ebert-Stiftung, 25. Sept. 2017
„Medienkri)k“ in der
(post-) digitalen Kultur
2. Das digitale Netz ist ein Myzel.Was uns gegenständlich – z.B. als pädagogisches
Problem oder pädagogischer Gegenstand – begegnet, sind nur seine
Manifestationen. Die Infrastruktur selbst bleibt unsichtbar.
h9ps://commons.wikimedia.org/wiki/File:Heksenkring.jpg
4. I
Digitalisierung ist nicht nur technologischer,
sondern ein kultureller Prozess.
Sie basiert und verweist in maßgeblichen
Aspekten auf kulturhistorische
Transformationsprozesse.
8. Herstellung von Identitäten
durch Datenmodelle (18. Jh)
„Das hierarchische Datenmodell wurde entwickelt, um die vielen hierarchischen
Organisationen der realen Welt zu modellieren. Das berühmteste Beispiel ist
das Klassifikationsschema von Linné.“
Gebhardt, Karl Friedrich (2017): Datenbanken.
http://wwwlehre.dhbw-stuttgart.de/~kfg/db/db.pdf [1.6.2017]
9. Protokollierung undVerdatung
von Individualität (18. Jh)
http://www.derosign.de/franz2017/de/katalog/sektion-i/i-7-meritentafel-des-dessauer-philanthropins/
Meritentafel im Dessauer
Philanthropin, 1777
10. Organisation von
Sichtbarkeiten
als individualisierende
Machtpraktik (18./19. Jh)
Foucault, M. (1977). Überwachen und Strafen:
Die Geburt des Gefngnisses.
Frankfurt/M.: Suhrkamp.
Foucault, M. (1977). Überwachen und Strafen: Die Geburt des Gefngnisses. Frankfurt/M.: Suhrkamp.
11. Foucault, M. (1977). Überwachen und Strafen: Die Geburt des Gefngnisses. Frankfurt/M.: Suhrkamp.
Moralisierende, erzieherisch wirkende materielle
und architektonische Designs markieren den
Beginn der modernen bürgerlichen Gesellschaften
12. II
Design ist eine Form des
praktischen Wissens,
der seit Beginn des 20. Jh. eine
Schlüsselrolle imVerhältnis von
Subjekt und Welt zukommt.
Mareis, C. (2011). Design als Wissenskultur: Interferenzen zwischen
Design- und Wissensdiskursen seit 1960.
Bielefeld: Transcript.
15. Hörning, Karl H. (2012). Praxis und Ästhetik. Das Ding im Fadenkreuz sozialer und
kultureller Praktiken. In S. Moebius & S. Prinz (Hrsg.), Das Design der Gesellschaft: zur
Kultursoziologie des Designs (S. 29–47). Bielefeld: Transcript.
16. Blume, T. (2009). Schule der Moderne: Das Bauhausgebäude in Dessau. In J. Böhme
(Hrsg.), Schularchitektur im interdisziplinären Diskurs: Territorialisierungskrise und
Gestaltungsperspektiven des schulischen Bildungsraums. Wiesbaden: VS Verlag.
18. Mareis, C., Held, M., & Joost, G. (Hrsg.). (2013). Wer gestaltet die Gestaltung?
Praxis, Theorie und Geschichte des partizipatorischen Designs.
Bielefeld: Transcript Verlag.
Design stellt in diesem Sinne nicht „Dinge“
oder „Designobjekte“ her, sondern es
konzipiert auf einer unsichtbaren Ebene
Bezugsweisen oder
Möglichkeiten der Relationierung zwischen
Dingen, materiellen Umwelten und
Lebewesen.
21. Mareis, C., Held, M., & Joost, G. (Hrsg.). (2013). Wer gestaltet die Gestaltung?
Praxis, Theorie und Geschichte des partizipatorischen Designs.
Bielefeld: Transcript Verlag.
Wer gestaltet die Gestaltung?
Wer gestaltet die Gestaltung?
Wer gestaltet die Gestaltung?
23. „code“ als
absolutes Gesetz
Wendy Hui Kyong Chun: Programmed Visions: Software and Memory.
MIT Press 2011.
„What is surprising is the fact that software is code; that
code is – has been made to be – executable, and this
executability makes code not law, but rather every
lawyer’s dream of what law should be:
automatically enabling and disabling certain
actions, functioning at the level of everyday practice.“
24. „computationalism“
David Golumbia: The Cultural Logic of Computation.
Harvard Univ. Press 2009.
„the computer encourages a Hobbesian conception
of this political relation: one is either the
person who makes and gives orders (the
sovereign), or one follows orders.There is no
room in this picture for exactly the kind of
distributed sovereignty on which democracy itself
would seem to be predicated“
25. Environmentalität
Hörl, E., & Parisi, L. (2013). Was heißt Medienästhetik?
Zeitschrift für Medienwissenschaft, 8(2), S. 41.
„Andererseits verweist die fremdartige Handlungs- und
Wirkmacht kybernetischer Maschinen auf ein
automatisches, aber doch nicht-reflexives Denken, das
eine bestimmte Betriebsart der Kalkulation, Klassifikation
und Organisation von Daten bezeichnet und dabei
funktionieren lässt […]. Das Environmental-Werden von
Macht […] geht mit der Versenkung der Macht in
die räumliche Matrix von Infrastrukturen
einher “
26. Smart Agriculture
Smart Environments
Monitoring/Controlling Energy Use
Sustainable Behavioral Change toward Healthy Lifestyle
Body Sensor Networks in Clinical Settings/Elder Healthcare …
Social Sensor Networks for Transportation Management
RFID for Next Gen Automotive Services
etc.
Ilyas, M., Alwakeel, S. S., Alwakeel, M. M., & Aggoune, el-H. M. (2014).
Sensor Networks for Sustainable Development. CRC Press.
27. „Solutionismus“:
die Mittel definieren die Zwecke
Morozov, Evgeny (2013): To Save Everything, Click Here:
The Folly of Technological Solutionism, Philadelphia: Public Affairs.
„It’s also that what many solutionists presume
to be ‚problems‘ in need of solving are not
problems at all […] „these vices are often
virtues in disguise.“
29. Digitalisierung ist von kulturgeschichtlichen
Prozessen nicht zu trennen.
Es gibt keine „Medienkritik“,
die nicht Kultur- und Gesellschaftskritik wäre.
30. „Mündigkeit“ unter postdigitalen Bedingungen,
als kritische Urteilsfähigkeit,
versteht technologischeVeränderungen und
Disruptionen in ihren kulturellen und
geschichtlichen Logiken.
Identität und datafication;
Code/Gesetz und Hegemonie;
Körper und Interface;
Netzwerk und Glokalität, etc.
31. Sie setzt Kenntnisse und Fähigkeiten über
Digitalität als kulturtechnologisches
Phänomen – mindestens ebenso wie über
andere Aspekte von Kultur – voraus.
Wesentlich ist jedoch v.a. ihre Verbindung mit
diesen anderen Aspekten Politik, Ökonomie,
Technologie,Anthropologie, Medialität etc.
insofern sie diese maßgeblich verändert.
32. „Mündigkeit“ unter postdigitalen Bedingungen,
als kritische Handlungsfähigkeit,
bedeutet, in der Lage zu sein, die Bedingungen,
Mittel, Zwecke und Regeln innerhalb designter
Lebenswelten und ihrer Identitätsangebote
eigenständig und auch abweichend zu
gestalten, umzugestalten, neuzugestalten – und
zwar unabhängig von ihren materiellen,
medialen oder technologischen Aspekten.
33. „Mündigkeit“ unter postdigitalen Bedingungen,
als Praxis der Selbstkritik
bedeutet, in der Lage zu sein, die
Grenzverschiebungen abschätzen und
reflektieren zu können, die sich aus
technologischen Quasi-Singularitäten ergeben.
Dazu gehören Formen hybrider und vernetzter
„Subjektivität“, Symmetrisierungen von
materiellen und menschlichen Akteuren,
„posthumane“ oder auch in-humane Formen
von Wissen und Erkenntnis.