Vortrag im Rahmen der 1. Arbeitstagung des Promotionskollegs "Gestalten und Erkennen".
Der komplette Vortragstext wurde als Folienkommentare eingefügt.
Dr. Benjamin Jörissen
http://joerissen.name
benjamin@joerissen.name
Identität vs. Bildung?
Tagung des Promotionskollegs
„Gestalten und Erkennen“
Bildungszentrum Wildbad-Kreuth, 13. Juli 2011
Vortragsskript unter:
http://www.slideshare.net/joerissen/jrissen-identitt-vs-bildung
„Problemwolke mit
Nebelbildung“
Fragen
Unterschiede
Verdeckte
Normativität
Historizität
?
Fiktionalität
Bsp: Balance-Identität
Identitätslogik vs. •
Differenzlogik
Bildung und Identität -
identitätslogisch
Differenztheoretische
Identitätskritik(en)
Bildung und Identität
Bsp:
Biographieforschung
Phänemenologien der
Idenitität
„Problemwolke mit
Nebelbildung“
Fragen
Unterschiede
Verdeckte
Normativität
Historizität
Fiktionalität
Bsp: Balance-Identität
Identitätslogik vs. •
Differenzlogik
Bildung und Identität -
identitätslogisch
Differenztheoretische
Identitätskritik(en)
Bildung und Identität
Bsp:
Biographieforschung
Phänemenologien der
Idenitität
„Problemwolke mit
Nebelbildung“
Fragen
Unterschiede
Verdeckte
Normativität
Historizität
Fiktionalität
Bsp: Balance-Identität
Identitätslogik vs. •⇢•⇢•⇢•
Differenzlogik
Bildung und Identität -
identitätslogisch
Differenztheoretische
Identitätskritik(en)
Bildung und Identität
Bsp:
Biographieforschung
Phänemenologien der
Idenitität
„Problemwolke mit
Nebelbildung“
Fragen
Unterschiede
Verdeckte
Normativität
Historizität
Fiktionalität
Bsp: Balance-Identität
Identitätslogik vs.
Differenzlogik
A =A
Bildung und Identität -
identitätslogisch
Differenztheoretische
Identitätskritik(en)
Bildung und Identität
Bsp:
Biographieforschung
Phänemenologien der
Idenitität
„Problemwolke mit
Nebelbildung“
Fragen
Unterschiede
Verdeckte
Normativität
Historizität
Fiktionalität
Bsp: Balance-Identität
Identitätslogik vs.
Differenzlogik
At1 = At2 = At3
Bildung und Identität -
identitätslogisch
Differenztheoretische
Identitätskritik(en)
Bildung und Identität
Bsp:
Biographieforschung
Phänemenologien der
Idenitität
„Problemwolke mit
Nebelbildung“
Fragen
Unterschiede
Verdeckte
Normativität
Historizität
Fiktionalität
Bsp: Balance-Identität
Identitätslogik vs.
Differenzlogik
At1 = At2 = At3
´ ´ ´
Bildung und Identität -
identitätslogisch
Differenztheoretische
Identitätskritik(en)
Bildung und Identität
Bsp:
Biographieforschung
Phänemenologien der
Idenitität
„Problemwolke mit
Nebelbildung“
Fragen
Unterschiede
Verdeckte
Normativität
Historizität
Fiktionalität
Bsp: Balance-Identität
Identitätslogik vs.
Differenzlogik
Ainnen = Aaußen
Bildung und Identität -
identitätslogisch
Differenztheoretische
Identitätskritik(en)
Bildung und Identität
Bsp:
Biographieforschung
Phänemenologien der
Idenitität
„Problemwolke mit
Nebelbildung“
Fragen
Unterschiede
Verdeckte
Normativität
Historizität
Fiktionalität
Bsp: Balance-Identität
Identitätslogik vs.
Differenzlogik
• A !!
Bildung und Identität -
identitätslogisch
Differenztheoretische
Identitätskritik(en)
Bildung und Identität
Bsp:
Biographieforschung
Phänemenologien der
Idenitität
„Problemwolke mit
Nebelbildung“
Fragen
Unterschiede
Verdeckte
Normativität
Historizität
Fiktionalität
Bsp: Balance-Identität
Identitätslogik vs.
Differenzlogik
• (B, C, D, E)
Bildung und Identität -
identitätslogisch
Differenztheoretische
Identitätskritik(en)
Bildung und Identität
Bsp:
Biographieforschung
Phänemenologien der
Idenitität
„Problemwolke mit
Nebelbildung“
Fragen
Unterschiede
Verdeckte
Normativität
Historizität
Fiktionalität
Bsp: Balance-Identität
Identitätslogik vs.
Differenzlogik
A (B, C, D, E)
Bildung und Identität -
identitätslogisch
Differenztheoretische
Identitätskritik(en)
Bildung und Identität
Bsp:
Biographieforschung
Phänemenologien der
Idenitität
„Problemwolke mit
Nebelbildung“
Fragen
Unterschiede
Verdeckte
Normativität
Historizität
Fiktionalität
A
⇓
Bsp: Balance-Identität
Identitätslogik vs.
Differenzlogik
A1, A2, A3
Bildung und Identität -
identitätslogisch
Differenztheoretische
Identitätskritik(en)
Bildung und Identität
Bsp:
Biographieforschung
Phänemenologien der
Idenitität
„Problemwolke mit
Nebelbildung“
Fragen
Unterschiede
Verdeckte
Normativität
Historizität
Fiktionalität
Bsp: Balance-Identität
Identitätslogik vs. • A (B, C, D, E)
Differenzlogik
Bildung und Identität -
identitätslogisch
Differenztheoretische
Identitätskritik(en)
Bildung und Identität
Bsp:
Biographieforschung
Phänemenologien der
Idenitität
„Problemwolke mit
Nebelbildung“
Fragen
Unterschiede
Verdeckte
Normativität
Historizität
Fiktionalität
Bsp: Balance-Identität
(A) ⇢ /
Identitätslogik vs.
Differenzlogik
Bildung und Identität -
/ ⇢A
identitätslogisch
Differenztheoretische
Identitätskritik(en)
Bildung und Identität
Bsp:
Biographieforschung
Phänemenologien der
Idenitität
„Problemwolke mit
Nebelbildung“
Fragen
Unterschiede
Identitäts...
Verdeckte
Normativität
- ...bildung?
Historizität
Fiktionalität
Bsp: Balance-Identität
Identitätslogik vs. - ...konstruktion?
- ...entwicklung?
Differenzlogik
Bildung und Identität -
identitätslogisch
- ...entfaltung?
Differenztheoretische
Identitätskritik(en)
Bildung und Identität
Bsp:
Biographieforschung
- ...
Phänemenologien der
Idenitität
„Problemwolke mit
Nebelbildung“
Fragen
Unterschiede
Verdeckte
Normativität
Historizität
Fiktionalität
Bsp: Balance-Identität
Identitätslogik vs.
Differenzlogik
Bildung und Identität -
identitätslogisch
tiv
Differenztheoretische
Identitätskritik(en)
jek
ob
Bildung und Identität
k tiv
Bsp:
Biographieforschung su bje
Phänemenologien der
Idenitität
„Problemwolke mit
Nebelbildung“
Fragen
Unterschiede
Verdeckte
Normativität
Historizität
Fiktionalität
numerisch
Bsp: Balance-Identität
Identitätslogik vs.
Differenzlogik
Bildung und Identität -
qualitativ
identitätslogisch
tiv
Differenztheoretische
Identitätskritik(en)
jek
ob
Bildung und Identität
k tiv
Bsp:
Biographieforschung su bje
Phänemenologien der
Idenitität
„Problemwolke mit
Nebelbildung“
Fragen
Unterschiede
Verdeckte
Normativität
Historizität
Fiktionalität
numerisch
Bsp: Balance-Identität
Identitätslogik vs.
Differenzlogik
Bildung und Identität -
qualitativ
identitätslogisch
tiv
Differenztheoretische
Identitätskritik(en)
jek
o b
Bildung und Identität
tiv
jek
ub
Bsp:
Biographieforschung s synchron diachron
Phänemenologien der
Idenitität
synchron diachron
numerisch
qualitativ
tiv
j ek
ob
tiv
j ek
b
su
„Problemwolke mit
Nebelbildung“
Fragen
Unterschiede
Verdeckte
Normativität
Historizität
Fiktionalität Hermann Veith (2001):
Bsp: Balance-Identität
Das Selbstverständnis des modernen Menschen.
Identitätslogik vs.
Differenzlogik Theorien des vergesellschafteten Individuum im 20. Jahrhundert.
Bildung und Identität - Frankfurt/M.: Campus.
identitätslogisch
Differenztheoretische
Identitätskritik(en)
Bildung und Identität
Bsp:
Biographieforschung
Phänemenologien der
Idenitität
„Problemwolke mit
Nebelbildung“
Fragen
Unterschiede
Verdeckte
Normativität
Historizität
Fiktionalität
Bsp: Balance-Identität synchron diachron
numerisch
Identitätslogik vs.
Differenzlogik
Bildung und Identität -
qualitativ
identitätslogisch
Differenztheoretische
Identitätskritik(en)
tiv
j ek
b
su
Bildung und Identität
Bsp:
Biographieforschung
Phänemenologien der
Idenitität
„Problemwolke mit
Nebelbildung“
Fragen
Unterschiede
Verdeckte
Normativität
Historizität
Fiktionalität Klaus Mollenhauer (1983):
Bsp: Balance-Identität
Vergessene Zusammenhänge.
Identitätslogik vs.
Differenzlogik Über Kultur und Erziehung.
Bildung und Identität - Weinheim: Juventa.
identitätslogisch
Differenztheoretische
Identitätskritik(en)
Bildung und Identität
Bsp:
Biographieforschung
Phänemenologien der
Idenitität
„Problemwolke mit
Nebelbildung“
Fragen
Unterschiede
Verdeckte
Normativität
Historizität
Fiktionalität Annette Stroß(1991):
Bsp: Balance-Identität
Ich-Identität.
Identitätslogik vs.
Differenzlogik Zwischen Fiktion und Konstruktion.
Bildung und Identität - Berlin: Reimer.
identitätslogisch
Differenztheoretische
Identitätskritik(en)
Bildung und Identität
Bsp:
Biographieforschung
Phänemenologien der
Idenitität
„Problemwolke mit
Nebelbildung“
Fragen
Unterschiede
Verdeckte
Normativität
Historizität
Fiktionalität
Bsp: Balance-Identität
Identitätslogik vs.
„Balance-Identität“
Differenzlogik
Bildung und Identität -
identitätslogisch
Differenztheoretische
Identitätskritik(en)
Bildung und Identität
Bsp:
Biographieforschung
Phänemenologien der
Idenitität
„Problemwolke mit
Nebelbildung“
Fragen
Unterschiede
Verdeckte
Normativität
„Balance-Identität“
Historizität
Fiktionalität
Bsp: Balance-Identität
Jürgen Habermas (1968): Stichworte zur Theorie der Sozialisation. In: ders., Kultur
und Kritik. Verstreute Aufsätze. Frankfurt/M.: Suhrkamp 21977
Identitätslogik vs.
Differenzlogik Lothar Krappmann (1969): Soziologische Dimensionen der Identität. Strukturelle
Bildung und Identität - Bedingungen für die Teilnahme an Interaktionsprozessen. Stuttgart: Klett-Cotta 112010
identitätslogisch
Differenztheoretische
Identitätskritik(en) Dieter Geulen (1977): Das vergesellschaftete Subjekt. Zur Grundlegung der
Sozialisationstheorie. Frankfurt/M.: Suhrkamp 1977/1989
Bildung und Identität
Bsp:
Biographieforschung
Phänemenologien der
Idenitität
„Problemwolke mit
Nebelbildung“
Fragen
,,Will der Einzelne dennoch Identität gegen den
Unterschiede
Erwartungsdruck aus den verschiedenen
Verdeckte Interaktionssystemen behaupten, so muß er in der Lage
Normativität sein, deutlich zu machen, daß er je nach Interaktion
Historizität
verschieden auftreten kann und daß seine Identität
Fiktionalität
Bsp: Balance-Identität widersprüchliche, logisch oft nicht miteinander zu
vereinbarende Elemente enthält. Diese Leistung, die die
Identitätslogik vs. Struktur des Systems sozialer Beziehungen dem
Differenzlogik
Bildung und Identität -
Individuum aufbürdet, bedeutet gleichzeitig die Chance,
identitätslogisch
mit Hilfe der Diskrepanz zwischen Anforderungen und
Differenztheoretische
Identitätskritik(en) Selbstinterpretationen die Einmaligkeit und
Unwiederholbarkeit seiner Identität zu manifestieren."
Bildung und Identität
Krappmann 1969, S. 48
Bsp:
Biographieforschung
Phänemenologien der
Idenitität
„Problemwolke mit
Nebelbildung“
Fragen
Unterschiede
,,Die Mitwirkung in Interaktionen verlangt, daß
Verdeckte Identität in dieser komplexen, innere
Normativität
Historizität
Widersprüche tolerierenden Weise dargeboten
Fiktionalität wird. Ein Individuum, daß seine eigene
Bsp: Balance-Identität
Perspektive nicht in Interaktionen einbringen
Identitätslogik vs. kann und sich nur an den Erwartungen der
Differenzlogik
Bildung und Identität - anderen orientiert, fällt als Partner für seine
identitätslogisch
Differenztheoretische
Gegenüber aus. [...] Das Individuum ist als
Identitätskritik(en)
Interaktionspartner [...] nicht attraktiv"
Bildung und Identität Krappmann 1969, S. 57
Bsp:
Biographieforschung
Phänemenologien der
Idenitität
„Problemwolke mit
Nebelbildung“
Fragen
Unterschiede
Verdeckte
Normativität
Historizität
Fiktionalität
Bsp: Balance-Identität
sozial-kommunikativ
rational-kognitiv
Identitätslogik vs.
Differenzlogik emotional-voluntativ
Bildung und Identität -
identitätslogisch
Differenztheoretische
Identitätskritik(en)
Bildung und Identität
Bsp:
Biographieforschung
Phänemenologien der
Idenitität
„Problemwolke mit
Nebelbildung“
[ ]
Fragen
Unterschiede
Verdeckte
Normativität
Historizität Konstanz
Fiktionalität
Bsp: Balance-Identität
Kontinuität
Kohärenz
Identitätslogik vs. Substrat
Differenzlogik
Bildung und Identität -
Selbstigkeit
identitätslogisch
Differenztheoretische
Unverwechselbarkeit
Identitätskritik(en)
Bildung und Identität
Bsp:
Biographieforschung
Phänemenologien der
Idenitität
„Problemwolke mit
Nebelbildung“
Fragen
Unterschiede
Verdeckte
Normativität
Historizität
Fiktionalität
Bildung ✢ Identität
Bsp: Balance-Identität
Menschwerdung ✢ Mündigkeit
Identitätslogik vs.
Differenzlogik Individualität × Allgemeinheit ✢ Balance
Bildung und Identität -
identitätslogisch Kultivierung ✢ Sozialisation
Differenztheoretische
Identitätskritik(en)
Bildung und Identität
Bsp:
Biographieforschung
Phänemenologien der
Idenitität
„Problemwolke mit
Nebelbildung“
Fragen
Unterschiede
Verdeckte
Normativität
Historizität
Fiktionalität
Bsp: Balance-Identität Identität
vs.
Identitätslogik vs.
Differenzlogik Differenz
Bildung und Identität -
identitätslogisch
Differenztheoretische
Identitätskritik(en)
Bildung und Identität
Bsp:
Biographieforschung
Phänemenologien der
Idenitität
„Problemwolke mit
Nebelbildung“
Fragen
Unterschiede
Verdeckte
Normativität
Historizität
Fiktionalität
Bsp: Balance-Identität Identität
vs.
Identitätslogik vs.
Differenzlogik Differenz
Bildung und Identität -
identitätslogisch
Differenztheoretische
Identitätskritik(en)
Bildung und Identität
Bsp:
Biographieforschung
Phänemenologien der
Idenitität
„Problemwolke mit
Nebelbildung“
Fragen
Unterschiede
Verdeckte
Normativität
Historizität
Fiktionalität Identitätslogische vs. differenzlogische
Bsp: Balance-Identität
Bildungsforschung
Identitätslogik vs.
Differenzlogik
Bildung und Identität - Bsp.: Biographieforschung
identitätslogisch
Differenztheoretische
Identitätskritik(en)
Bildung und Identität
Bsp:
Biographieforschung
Phänemenologien der
Idenitität
„Problemwolke mit
Nebelbildung“
Fragen
Unterschiede
Verdeckte
Normativität
Historizität
Fiktionalität Hans-Christoph Koller (1999):
Bsp: Balance-Identität
Bildung und Widerstreit.
Identitätslogik vs.
Differenzlogik Zur Struktur biographischer Prozesse in der (Post-) Moderne.
Bildung und Identität - München: Fink.
identitätslogisch
Differenztheoretische
Identitätskritik(en)
Bildung und Identität
Bsp:
Biographieforschung
Phänemenologien der
Idenitität
„Problemwolke mit
Nebelbildung“
Fragen
Unterschiede
Verdeckte
Normativität
Historizität
Fiktionalität
Bsp: Balance-Identität
„Phänomenologien der Identität“
Identitätslogik vs.
Differenzlogik
Bildung und Identität -
identitätslogisch
Differenztheoretische
Identitätskritik(en)
Bildung und Identität
Bsp:
Biographieforschung
Phänemenologien der
Idenitität
Ich
Gehirn Körper
Biographie Geschlecht
Transkulturalität Sexualität
Hybridität Entwicklung
Phänomenologien Anerkennung
Diffusion der
Fragment Identität
Bildung
Negativität Mimesis
Existenzialität Bild
Unsagbarkeit Medialität
Selbstfremdheit Virtualität
Performanz
Dr. Benjamin Jörissen
http://joerissen.name
benjamin@joerissen.name
Vielen Dank für Ihre
Aufmerksamkeit!
Editor's Notes
\n
0. Einleitung\n\nLeitfrage: Womit haben wir es zu tun beim Identitätsbegriff, und wie gestaltet sich das Spannungsfeld zwischen Identität und Bildung? \n\nEher historisch-pädagogisch argumentiert zur selben Fragestellung Zirfas in Zirfas/Jörissen: Phänomenologien der Identität, der diese Problematik im Ausgang von bildungstheoretischen Klassikern - Rousseau vs. Humboldt - entfaltet und aufzeigt, wie hier die Bruchlinie von Identitätslogik versus Differenzlogik eine tragende Rolle spielt. Diese Bruchlinie motiviert auch meinen Vortrag, wobei ich jedoch in der Gegenwart, und bei gegenwärtigen Bildungskonzeptionen, ansetzen möchte.\n\nIm folgenden Vortrag wird eine eher metatheoretische stark gemacht Perspektive, also eine Reflexion auf das, was wir (wissenschaftlich, oder auch: diskurspolitisch) tun, wenn wir im Kontext von Bildung von "Identität", oder etwa sogar in einem ähnlichen Sinne von "Identitätsbildung" sprechen.\n\n
„Problemwolke mit Nebelbildung“\n\nWas bedeutet die Annahme oder Behauptung, jemand habe eine Identität?\n
„Problemwolke mit Nebelbildung“\n\nDass jemand ein einheitliches "Ich" besitzt oder vielmehr: ist? (Ich -> . , oder ?, der Punkt unter dem Fragezeichen)\n\n
„Problemwolke mit Nebelbildung“\n\nDass ein solches formal bestimmtes Ich in der Zeit mit ich identisch bleibt?\n
„Problemwolke mit Nebelbildung“\n\nDass jemand diese Einheit von Eigenschaften, und nicht anderer, ist? (A=A)\n
„Problemwolke mit Nebelbildung“\n\nDass jemand in diesem Sinne immer derselbe ist? (A (t1) = A (t2) = A (t3) = … = A)\n
„Problemwolke mit Nebelbildung“\n\nDass jemand in einer Entwicklungslinie oder -logik derselbe bleibt? (Hier angedeutet durch die „1. Ableitung“, also die Konstanz in der Veränderung)\n
„Problemwolke mit Nebelbildung“\n\nDass jemand nicht „entfremdet“ ist, sondern sich mit etwas oder jemandem identifizieren kann? Dass jemand einen festen Platz in der Welt innehat und mit sich "eins" ist? A (innen) = A (außen)\n
„Problemwolke mit Nebelbildung“\n\nDass derjenige weiß, wer er ist? (Und was bedeutet dieses "Wissen", wer ruft es hervor, auf welche Frage genau ist es eine Antwort?) . -> A !!\n
&#x201E;Problemwolke mit Nebelbildung&#x201C;\n\nDass jemand eine (durch &#xE4;u&#xDF;ere Beobachter) identifizierbare Person ist (etwa im forensichen Sinn)? . <- B, C, D, E\n
&#x201E;Problemwolke mit Nebelbildung&#x201C;\n\nDass jemand eine von anderen anerkannte - also mit einem bestimmten Status, dem eine soziale Rang- oder Wertordnung entspricht, anerkannte - Person ist? A <- B, C, D, E\n\n
&#x201E;Problemwolke mit Nebelbildung&#x201C;\n\nDass jemand eine Meta-Position zu seinen sozialen Rollen einnehmen kann, und in dieser Meta-Position sich immer gleich bleibt? (Wer bleibt gleich, worin besteht diese Gleichheit, wenn nicht ein blo&#xDF; formal gedachtes Ich?)\n\n
&#x201E;Problemwolke mit Nebelbildung&#x201C;\n\nDass es jemandem "gelungen" ist, eigene Vorstellungen (von sich) mit gesellschaftlichen Vorstellung auszubalancieren? (Und w&#xE4;re das nicht eher eine prozessuale und auch prek&#xE4;re Form von Integration, &#xC4;quilibration oder Systembildung als eine, die als Selbstgleichheit, gelten kann?\n\n
&#x201E;Problemwolke mit Nebelbildung&#x201C;\n\nOder aber ist Identit&#xE4;t das Ergebnis einer Krise, die uns erlaubte, uns im Rahmen einer Geschichte des Sich-verlierens und Wieder-gewinnens zu "finden"? Was aber w&#xE4;re die Identit&#xE4;t gewesen, die ich vor einer Krise hatte, in welchem Sinne genau bin ich nach der Krise noch derselbe? \n\n&#x2014; Und wie k&#xF6;nnte man dies bzw. eines davon, empirisch feststellen? &#x2014;\n
&#x201E;Problemwolke mit Nebelbildung&#x201C;\n\nOder wir nehmen an, Identit&#xE4;t (in einem reichhaltigeren Sinn als der blo&#xDF;en zeitlichen Gleichheit eines Ichs oder der raumzeitlichen Selbigkeit eines K&#xF6;rpers, der von einem fiktionalen Beobachter als Person beobachtet wird) sei gar keine empirisch-deskriptive Kategorie, sondern ein eher oder sogar rein normativer Begriff, der einen m&#xF6;glicherweise idealen, wenn auch wahrscheinlich unerreichbaren Zustand beschreibt. Normative Bestimmungen bed&#xFC;rfen - als Grundlage sozialen, insbesondere institutionellen Handelns - besonderer Rechtfertigung: man darf erwarten, dass die involvierten Modelle und die an ihrer Durchsetzung beteiligten Institutionen genau wissen, worauf sie abzielen. Ist Identit&#xE4;t also etwas, das "gebildet" werden kann und soll? Oder eher "konstruiert"? Oder "entwickelt"? Muss sie aus einem "Selbst", um einen nicht minder schillernden Begriff einzuf&#xFC;hren, - aus einem irgendwie eingefalteten, eingekapselten Selbst irgendwie herausentwickelt oder ausgewickelt werden (und nach welchen Ma&#xDF;st&#xE4;ben, und was h&#xE4;tte es mit "Identit&#xE4;t" im Wortsinn zu tun, diese von au&#xDF;en gesetzte Entwicklung zu Normen hin? Muss dieses merkw&#xFC;rdige Innere nach Ma&#xDF;gabe der je spezifischen Deutungsmuster einer jeweiligen kulturell-historischen Situation verstanden und geformt werden - und wenn ja, wieso ausgerechnet dieser Kultur und nicht einer anderen?\nW&#xE4;re "Identit&#xE4;t" also eine normative Kategorie, so stellt sich die Frage: Was wollen wir denn eigentlich genau von denen, die Identit&#xE4;t herausbilden sollen, und wie k&#xF6;nnen wir dies rechtfertigen?\n&#x2014; Wer &#xFC;ber Identit&#xE4;t spricht, scheint viele Entscheidungen treffen zu m&#xFC;ssen. \n\n
Ein dreidimensionales analytisches Schema als Ordnungsangebot\n\n1. Dimension: subjektive vs. objektive Identit&#xE4;t. Differenzieren zwischen subjektiver, im individuellen Bewu&#xDF;tsein &#x2018;lokalisierter&#x2019; Identit&#xE4;t und objektiver, gesellschaftlicher, qua sozialer Position oder Lebenslage verorteter Identit&#xE4;t. An zentraler Stelle (der Individualisierungsdebatte) wurde diese Unterscheidung von U. Beck geltend gemacht.\n Erstere erschlie&#xDF;t sich allein aus dem Handeln des Individuums; letztere besteht im wesentlichen in Form &#x201A;institutionalisierter&#x2018; Informationen &#xFC;ber ein Individuum, die man zwar aus seinem Handeln abzuleiten bestrebt sein mag, jedoch damit nicht verifizieren kann, weil es sich um objektive (oder intersubjektive) gesellschaftliche Tatsachen handelt. Als subjektive Identit&#xE4;tsbegriffe in unserem Sinn k&#xF6;nnen beispielweise sozialpsychologische (&#x2018;Selbstkonzept&#x2019;) betrachtet werden. Historischer Bezug:\n Bereits Locke hatte implizit zwischen inneren Aspekten (Selbstbewu&#xDF;tsein und Person i.S.v. &#x2018;Individualit&#xE4;t&#x2019;) und &#xE4;u&#xDF;eren Aspekten (Identit&#xE4;t des K&#xF6;rpers) unterschieden; auch Leibniz&#x2018; Monadenlehre sah die Individualit&#xE4;t der Monade (innere, subjektive Identit&#xE4;t) als Reflex ihrer Stellung im Kosmos (&#xE4;u&#xDF;ere, objektive Identit&#xE4;t).\n\n
2. Dimension: numerische vs. qualitative Identit&#xE4;t. Die Einheit des Selbstbewu&#xDF;tseins, das sich im Ich ausspricht, weist keine Qualit&#xE4;ten auf, sondern ist eine rein formale. Sie ist quantitativ-numerisch, insofern sie darauf abstellt, etwas als Eines (Descartes&#x2019; res cogitans, Lockes Self, Leibniz&#x2019; Monade; bzw. im Falle des Ausbleibens der Einheit eben als Diffuses, in die Vielheit zerstreutes wie Kants &#x2018;vielf&#xE4;rbiges Selbst&#x2019;) zu charakterisieren. Hingegen sind Eigenschaften, die Individuen zugesprochen werden (die &#x201A;denominations intrensiques&#x2018; bei Leibniz, die eigene individuelle &#x2018;Natur&#x2019; bei Rousseau) oder die es sich selbst zusprechen kann, per se qualitativer Natur. Dieses wie von Tugendhat verwendete Kriterium geht auf Strawsons Diskussion von qualitativer vs. numerischer Identit&#xE4;t zur&#xFC;ck.\n\n
3. Dimension: synchrone vs. diachrone Identit&#xE4;t. Identit&#xE4;t wird sehr h&#xE4;ufig als synchron (also prim&#xE4;r unzeitlich) gedachter Begriff angetroffen; am diachronen Pol entspricht diese Dimension der oben vorgestellten &#x2018;Selbigkeit&#x2019; i.S. Angehrns (1985).\n
Die acht Kombinationen (welche also elementare Identit&#xE4;tskategorien definieren) lauten im einzelnen:\n1) subjektive numerische synchrone Identit&#xE4;t\n2) subjektive numerische diachrone Identit&#xE4;t\n3) subjektive qualitative synchrone Identit&#xE4;t\n4) subjektive qualitative diachrone Identit&#xE4;t\n5) objektive numerische synchrone Identit&#xE4;t\n6) objektive numerische diachrone Identit&#xE4;t\n7) objektive qualitative synchrone Identit&#xE4;t\n8) objektive qualitative diachrone Identit&#xE4;t\n\n\n&#x2018;Subjektive numerische Identit&#xE4;t&#x2018; ist das (formale, inhaltslose) Selbstbewu&#xDF;tsein, wie etwa das Ich bei Leibniz, Kant oder Fichte, welches sich durch zwei formende Prinzipien, n&#xE4;mlich innere Einheit bzw. Synthesis und Abgrenzung nach au&#xDF;en, auszeichnet, so da&#xDF; eine numerisch einheitliche Struktur resultiert, die sich &#xFC;berdies durch Selbstbez&#xFC;glichkeit und Widerspruchsfreiheit auszeichnet. Dieser Identit&#xE4;tsbegriff versteht sich als diametraler Gegensatz zu subjektiver Diffusion, Grenzverwischung und Vielheit. \nIn den zeitgen&#xF6;ssischen Identit&#xE4;tsbegriffen findet sich diese elementare Identit&#xE4;tskategorie sehr h&#xE4;ufig, zumindest als Moment. Dies gilt offensichtlich f&#xFC;r die in der Tradition der klassischen Bewu&#xDF;tseinsphilosophie stehenden Philosophen (etwa D. Henrich 1970, U. Pothast 1971, M. Frank 1991) sowie in Teilaspekten f&#xFC;r die psychoanalytischen oder nachfolgenden Begriffe der &#x2018;Ich-Identit&#xE4;t&#x2019; (beispielsweise E.H. Erikson 1973 und Habermas 1976).\n\nAls exemplarische historische Variante dieser Kategorie mag wiederum Kants transzendentales Ich genannt werden, diesmal in seiner Eigenschaft als diachron synthetisierendes, selber invariables Prinzip.\n K&#xF6;nnte man bei der synchronen Variante vielleicht von subjektiver Koh&#xE4;renz sprechen, so lie&#xDF;e sich die diachrone Variante als subjektive Konstanz oder Kontinuit&#xE4;t umschreiben.\n Hierunter kann demnach auch der zeitlich-biographische &#x201A;psychodynamische&#x2018; Koh&#xE4;renzaspekt verstanden werden, so dass der Eriksonsche Begriff der pers&#xF6;nlichen bzw. Ich-Identit&#xE4;t v.a. auch hier verortet werden sollte. Der Ausdruck &#x2018;personale Identit&#xE4;t&#x2019; wird auch von G. B&#xF6;hme (1996) im Sinne der zeitlichen Koh&#xE4;renz verwendet, was in (kategorialer) &#xDC;bereinstimmung st&#xFC;nde mit den gleicherma&#xDF;en hier einzuordnenden diversen psychopathologischen, psychophysiologischen und biologischen Theorien &#xFC;ber Selbstbewu&#xDF;tsein und &#x2018;Ich&#x2019; (P&#xF6;ppel 1993, Kuhlmann 1996, Hildt 1996).\n\n&#x201A;Subjektive qualitative synchrone Identit&#xE4;t&#x2018; bezeichnet die subjektiv erfahrbare &#x201A;Innenwelt&#x2018;. Vergleichbar den d&#xE9;nominations intrensiques bei Leibniz, kann man hier ein Eigenschaftsb&#xFC;ndel im Sinne eines subjektiven Begriffs von Individualit&#xE4;t ansetzen. Sozialpsychologische Identit&#xE4;tstheorien werden, wo sie nicht formalen Koh&#xE4;renzaspekten den Vorzug geben, vorrangig diese Inhalte unter dem Titel &#x201A;Identit&#xE4;t&#x2018; ansprechen, wie z.&#xA0;B. G.H. Meads Konzept der verschiedenen &#x201A;me&#x2019;s, die die Identit&#xE4;t (&#x201A;Self&#x2018;) einer Person inhaltlich ausmachen. Die Einheit des &#x201A;Self&#x2018; besteht aus den vom &#x201A;Self&#x2018; umfa&#xDF;ten Qualit&#xE4;ten (&#x2018;mes&#x2019;). Als Nachfolger des &#x201A;me&#x2018; bzw. &#x201A;Self&#x2018; ist hier auch der Begriff der &#x2018;Rollenidentit&#xE4;t&#x2019; zu nennen (z.&#xA0;B. Habermas 1976). Von soziologischer Seite w&#xE4;re hier au&#xDF;erdem der Titel &#x2018;personale&#x2019; oder &#x2018;pers&#xF6;nliche&#x2019; Identit&#xE4;t&#x2019; zu verorten (z.&#xA0;B. Dreitzel 1968, Habermas 1973, D&#xF6;bert/Nunner-Winkler 1975, Geulen 1989, zuerst 1977) &#x2013; man achte auf die v&#xF6;llig andere Bedeutung des Begriffs bei G. B&#xF6;hme (Kategorie 2) &#x2013; sowie die kategorial sehr &#xE4;hnliche Verwendung des Wortes &#x2018;Individualit&#xE4;t&#x2019; bei Habermas (1992) oder auch bei Schimank (1985). Eine ebenso qualitative Dimension bieten schlie&#xDF;lich der psychoanalytische Begriff des &#x2018;Selbst&#x2019; und die psychologische Kategorie des &#x2018;Selbstkonzepts&#x2019; (vgl. Filipp (Hrsg.) 1979).\n\nDie Thematisierung der qualitativen zeitlichen Dimension folgt h&#xE4;ufig dem Motiv der &#x2018;Einheit in der Ver&#xE4;nderung&#x2019;, oftmals in Verbindung mit Identit&#xE4;tskonzepten der Kategorie 2). Identit&#xE4;tsbildung hat also, wie Erikson bereits anmerkte, einen zeitlichen subjektiv-synthetischen (insofern formalen) &#x2018;Ich&#x2019;-Aspekt als auch einen zeitlichen objektiv-inhaltlichen &#x2018;Selbst&#x2019;-Aspekt. \nEine begrifflich klare Formulierung qualitativ konstituierter temporaler Identit&#xE4;t findet sich bei Geulen (1989): \n&#x201E;[...] ein Subjekt ist mit sich in der Zeit identisch, wenn es im Ziel [der intentionalen Handlung, B.J.] einen zuk&#xFC;nftigen und f&#xFC;r es selbst relevanten Zustand als zuk&#xFC;nftigen und f&#xFC;r es selbst relevanten intendiert bzw. wenn es in einem erreichten Zustand noch das Ziel wiedererkennt, das es fr&#xFC;her intendiert hatte.&#x201C;\nIn dieser Perspektive kann eine kognitive zeitliche Ich-Identit&#xE4;t (Kategorie 2) allenfalls als notwendige, aber nicht mehr als hinreichende Identit&#xE4;ts-Bedingung verstanden werden. Man k&#xF6;nnte diese Kategorie mit dem Leibnizschen Titel der &#x2018;moralischen Identit&#xE4;t&#x2019; kennzeichnen.\n\nDie &#x201A;objektive numerische Identit&#xE4;t&#x2018; bezeichnet den Einheitsaspekt der topischen (qualitativ verorteten) Identit&#xE4;ten, z.&#xA0;B. die Einheit (r&#xE4;umlich) und den Fortbestand (temporal) als derselbe K&#xF6;rper oder die (synthetisierte) Einheit der sozialen Position. Wie beim Begriff der subjektiven numerischen Identit&#xE4;t stellt sein objektives Pendant Koh&#xE4;renz nach innen und Abgrenzung nach au&#xDF;en sicher. Habermas (1992) grenzt diese objektiv-numerische Kategorie unter dem Titel der &#x2018;Singularit&#xE4;t&#x2019; gegen seinen (qualitativen) Begriff der Individualit&#xE4;t ab, um dem Mi&#xDF;verst&#xE4;ndnis der Verwechslung mit dem &#x2013; in der Tat in diese Kategorie 5) geh&#xF6;renden &#x2013; Individualit&#xE4;tsbegriffs der analytischen Philosophie (Strawson 1972, Tugendhat 1979) abzuhelfen.\nEbenfalls fallen hierunter die Identit&#xE4;tsbegriffe mit deiktisch-identifikativer Funktion. Bei Goffman ist beispielsweise ein numerisch verstandener Individualit&#xE4;tsbegriff zu finden, der nicht mit den qualitativen verwechselt werden darf. Irritierenderweise betitelt Goffman diesen als &#x201E;pers&#xF6;nliche Identit&#xE4;t&#x201C;, was Assoziationen an &#x2018;Pers&#xF6;nlichkeitsfindung&#x2019; i.S.v. Selbstverwirklichung ausl&#xF6;sen mag. Jedoch zielt Goffman mit diesem Begriff lediglich auf die feststellbare Einmaligkeit i.S. der exakten (forensischen) Identifizierbarkeit, etwa durch Fingerabdr&#xFC;cke: &#x201E;Pers&#xF6;nliche Identit&#xE4;t hat folglich mit der Annahme zu tun, da&#xDF; das Individuum von allen anderen differenziert werden kann und da&#xDF; rings um dies Mittel der Differenzierung eine einzige kontinuierliche Liste sozialer Fakten festgemacht werden kann [...]&#x201C; (ebd.).\n\nDie diachrone Variante dieses Identit&#xE4;tsbegriffs spielt v.a. in der analytisch-philosophischen Diskussion von Identit&#xE4;t eine Rolle, n&#xE4;mlich dem von Strawson entfalteten und Tugenhat aufgenommenen Gedanken, da&#xDF; die (numerische) Identit&#xE4;t eines Individuums bzw. irgendeines Gegenstandes allein durch Sicherung der raumzeitlichen Kontinuit&#xE4;t desselben festzustellen sei &#x2013; dieser Identit&#xE4;tsbegriff entspricht der klassischen Fassung bei Locke.\n M&#xF6;glicherweise ist hierunter auch Habermas&#x2019; (1976) Verst&#xE4;ndnis von &#x2018;nat&#xFC;rlicher Identit&#xE4;t&#x2019; einzuordnen.\n\n&#x2018;Objektive qualitative synchrone Identit&#xE4;t&#x2018; bezeichnet die Position innerhalb eines objektiven (&#xFC;blicherweise sozialen, kulturellen oder &#xF6;konomischen) Bezugssystems, weswegen man diese Kategorie als soziale Identit&#xE4;t betiteln k&#xF6;nnte. Hierunter f&#xE4;llt der sich von Durkheim herleitende Gedanke einer objektiven Individualisierung qua Teilname an verschiedenen Gesellschaftsbereichen, der ganz &#xE4;hnlich auch bei Simmel (1983) auftaucht. Der Begriff der &#x201A;sozialen Identit&#xE4;t&#x2018; findet sich zun&#xE4;chst bei Goffman wieder und in der Folge bei Habermas (1973) und Geulen (1989, zuerst 1977).\nDer Individualit&#xE4;tsbegriff, mit U. Beck als &#x201E;historisch-soziologische, als gesellschaftsgeschichtliche Kategorie verstanden, als Kategorie, die in der Tradition der Lebenslagen- und Lebenslaufsforschung steht&#x201C;, ist in Abgrenzung zum subjektiven Identit&#xE4;tsbegriff (ebd.) hier zu verorten.\n\n&#x2018;Objektive qualitative diachrone Identit&#xE4;t&#x2019; kann als objektive Variante der &#x2018;moralischen Identit&#xE4;t&#x2019; (Kategorie 4) verstanden werden. Hier konstituiert sich nicht ein Subjekt als Kontinuierliches, indem es seine zuk&#xFC;nftigen bzw. vergangenen Handlungsintentionen als seine identifiziert, sondern es konstituiert sich die Identit&#xE4;t einer Person des &#xF6;ffentlichen Austauschs (z.&#xA0;B. des Handels), die ihre ge&#xE4;u&#xDF;erten Willensbekundungen und Vereinbarungen (Vertr&#xE4;ge) durch die Zeit hindurch aufrecht erh&#xE4;lt. Dabei ist der Aspekt bewu&#xDF;tseinsm&#xE4;&#xDF;iger, pers&#xF6;nlicher oder moralisch-intentionaler Identit&#xE4;t unerheblich; es handelt sich somit um den zeitlichen Aspekt der Identit&#xE4;t der Person im juristischen (vertragsrechtlichen) Sinn.\n\nAuf der Basis der hier vorgenommenen exemplarischen Zuordnungen (und nur im Rahmen der hier getroffenen Auswahl) lassen sich die abstrakten Kategorien gebr&#xE4;uchlicheren Topoi zuordnen (quasi &#x2018;r&#xFC;ck&#xFC;bersetzen&#x2019;). Diese k&#xF6;nnten wie folgt gekennzeichnet werden:\n\nIch-Identit&#xE4;t i.S. der Einheit des Ichs\nIch-Identit&#xE4;t i.S. der zeitlichen Selbigkeit des Ichs\npersonale Identit&#xE4;t i.S.v. subjektiver Individualit&#xE4;t\n&#x2018;moralische&#x2019; Identit&#xE4;t\n&#x2018;forensische&#x2019; Identit&#xE4;t (Produkt objektiver Identifizierung)\nraumzeitliche Identit&#xE4;t\nsoziale Identit&#xE4;t\n&#x2018;juristische&#x2019; Identit&#xE4;t\n\n
2. Normativit&#xE4;t\n\nDiese enorme Vielfalt von Vorstellungen &#xFC;ber das Individuum hat ist nat&#xFC;rlich kein "Unfall der Geistesgeschichte", sondern hat seine guten Gr&#xFC;nde. Wissenschaftliche Modelle &#xFC;ber die "Form von" Individuen sind als Diskursph&#xE4;nomen nichts Beliebiges; in ihnen kommt ein Doppeltes zum Ausdruck. Sie verweisen einerseits auf ihre diskursiven M&#xF6;glichkeitsbedingungen &#x2013; also die anerkannten Erkl&#xE4;rungsmuster &#xFC;ber das, was ein Individuum ist, derer sie sich bedienen und die sie wiederum weitergeben und dabei auch transformieren. Die klassischen Konzepte zur Beschreibung von Identit&#xE4;tsentwicklung sind aus &#x2013; jeweils unterschiedlichen &#x2013; historischen und sozialen Kontexten hervorgegangen. Sie antworten, wie Hermann Veith in seiner historisch und zugleich metatheoretisch angelegten Studie &#xFC;ber das &#x201E;Selbstverst&#xE4;ndnis des modernen Menschen&#x201C; des 20. Jahrhunderts im Detail dargelegt hat, in je spezifischer Weise auf die Problemlagen, Bed&#xFC;rfnisse und Erkenntnisinteressen ihrer Zeit (Veith 2001). \n&#x2014;&#x2014; ggf. &#xDC;bersicht Veith &#x2014;&#x2014; \nAndererseits kondensieren sich in ihnen die individuellen und zeitgeschichtlich typischen Entwicklungsgeschichten, in welchen sich Selbstverh&#xE4;ltnisse jeweils auspr&#xE4;gen, zu Modellen und Typiken.\n\nTheorien der Pers&#xF6;nlichkeit und der Identit&#xE4;t unterliegen somit einer doppelten Historizit&#xE4;t, die sich einerseits der soziohistorischen Lage und andererseits den jeweiligen kulturellen Entw&#xFC;rfen von Kindheit, Entwicklung etc. verdankt. Je &#x201E;ad&#xE4;quater&#x201C; solche Modelle die sie interessierenden Ph&#xE4;nomene beschreiben, desto mehr k&#xF6;nnen sie im R&#xFC;ckblick einen dokumentarischen Charakter gewinnen, der die jeweiligen Geschichten im Kontext ihrer soziohistorischen Bedingungen rekonstruierbar werden l&#xE4;sst. Freuds These der infantilen Sexualit&#xE4;t l&#xE4;sst sich auf diese Weise vor dem Hintergrund der viktorianischen Gesellschaft lesen; G.&#xA0;H. Meads universalistisches Identit&#xE4;tsmodell entstand im Kontext der sozialen Problemlagen der multikulturellen Einwandererstadt Chicago im sp&#xE4;ten 19. Jahrhundert; E.&#xA0;H. Eriksons gestuftes Krisenmodell l&#xE4;sst sich in seiner Normativit&#xE4;t vor dem Hintergrund eines nachkriegsbedingten Stabilisierungs- und Konsolidierungsdrucks, der sich in einem &#x201E;Verlangen nach Normalit&#xE4;t&#x201C; (ebd., S. 207) niederschlug, betrachten.\n\nIch will mit dieser Feststellung nicht etwa auf eine rigide historisierende Relativierung von Identit&#xE4;tskonzeptionen hinaus. Sicherlich sind R&#xFC;ckgriffe auf klassische Theoriemodelle legitim, zumal sie die Chance der Neuinterpretation und Revision, also gleichsam um die Bearbeitung der (historischen) Differenz zur Vorlage und mithin der Selbstverortung, bieten. Jedoch bestand zumindest lange Zeit eine vorherrschende Praxis, klassische Modelle jenseits ihres Zeitkerns als &#x201E;g&#xFC;ltige&#x201C; Beschreibungsmodelle von Identit&#xE4;t bzw. Identit&#xE4;tskonstitutionsprozessen zu sehen. Wir w&#xFC;rden demgegen&#xFC;ber daf&#xFC;r pl&#xE4;dieren, klassische Identit&#xE4;tstheorien zun&#xE4;chst einmal im Sinne Veiths als Ausdruck gesellschaftlicher Praxen der Selbstbeobachtung und Selbstthematisierung zu betrachten und sie in diesem Sinne &#x201E;einzuklammern&#x201C;. L&#xF6;st man sie aus diesem Kontext, so l&#xE4;uft man Gefahr, ihre normativen Grundlagen als Hypothek zu &#xFC;bernehmen. \n\nGeht man noch einen Schritt weiter und verwendet solche Theorien lediglich aufgrund ihrer Erkl&#xE4;rungsmacht dazu, ein dekontextualisiertes positives Wissen, ein p&#xE4;dagogisch oder politisch umsetzbares Handlungswissen &#xFC;ber Individuen zu erzeugen, besteht eine potenzierte Gefahr normativer oder sogar sozialtechnologisch orientierter Theoriebildung &#x2013; einer &#x201E;gro&#xDF;en (psychosozialen) Erz&#xE4;hlung&#x201C; mit normierenden Folgen. Denn solche Erz&#xE4;hlungen entfalten ihre gesellschaftliche Wirkung &#xFC;ber das ihnen implizite Versprechen der Erreichbarkeit von Identit&#xE4;t: Entwicklungsgeschichten sind Narrationen &#xFC;ber das Gelingen oder Misslingen von Identit&#xE4;t, und ihre impliziten Anthropologien legen die Bedingungen, die Kriterien oder Regeln daf&#xFC;r fest, was als Gelingen oder als Scheitern gelten kann. Auf diese Weise wird die Identit&#xE4;tstheorie selbst &#x2013; &#xFC;ber den Weg gesellschaftlicher Diskurse und (p&#xE4;dagogischer und anderer) Institutionen &#x2013; ein wichtiger Faktor von Prozessen der Identit&#xE4;tskonstitution.\n
Bildungstheoretisch ergiebig sind unter den genannten nur solche Identit&#xE4;tskonzeptionen, die ein Subjekt mit einbeziehen - weder ist die juristische Personalit&#xE4;t, noch die philosophische Frage der zeitlichen Gleichheit von Individuen, noch etwa die Frage nach der Identit&#xE4;t Verstorbener sonderlich anschlussf&#xE4;hig. Gerade diese aus der Subjektperspektive argumentierenden Modelle sind jedoch empirisch nicht beobachtbar (sondern allenfalls rekonstruktiv erfassbar, wobei sowohl Vorstellungen einer Koh&#xE4;renz und Kontinuit&#xE4;t in einem strengen Sinne in qualitativ-empirischer Forschung kaum "nachweisbar" sein d&#xFC;rften. Eher w&#xFC;rde man unterschiedliche Grade von Fragmentierung und Diskontinuit&#xE4;ten finden, die mit verschiedenen, heterogenen Strategien in einen Zusammenhang gebracht werden - oder auch nicht).\n
Wenn aber Identit&#xE4;t in diesem Sinne empirisch nicht aufweisbar ist, so Klaus Mollenhauer, so kann es sie nur als Fiktion geben (1983, S. 158). Allerdings handelt es sich nicht um "blo&#xDF;e" Fiktion, sondern sozusagen um eine funktionale. Mollenhauer schreibt ihr zwei bildungstheoretisch bedeutsame Eigenschaften zu:\n\nErstens sei die Fiktion der Identit&#xE4;t eine notwendige Bedingung des Bildungsprozesses, &#x201E;denn nur durch sie bleibt er in Gang. Identit&#xE4;t ist eine Fiktion, weil mein Verh&#xE4;ltnis zu meinem Selbstbild in die Zukunft hinein offen, weil das Selbstbild ein riskanter Entwurf meiner Selbst ist&#x201C; (ebd.). Aus der Sicht des Individuums bezeichne Identit&#xE4;t das Verh&#xE4;ltnis zum eigenen Selbstbild und als solches etwas, an dem &#x201E;Zweifel immer angebracht&#x201C; seien (ebd., S. 159). Solcherma&#xDF;en ist Identit&#xE4;t eine notwendige Fiktion, weil sie in Form ihrer Infragestellung &#x2013; in Form von Identit&#xE4;tsproblemen &#x2013; bildungswirksam ist. \n\nAls zweiten fiktionalen Aspekt an der Identit&#xE4;t hebt Mollenhauer die Konstrukthaftigkeit von Identit&#xE4;t als wissenschaftlichem Beobachtungsmodell hervor. Tats&#xE4;chlich, so Mollenhauer, lasse sich das Selbstverh&#xE4;ltnis von Kindern ja nicht unmittelbar beobachten; &#x201E;es kann nur aus den Spuren, die es hinterl&#xE4;&#xDF;t, erschlossen werden. Und die Regeln, denen wir dabei folgen, k&#xF6;nnen wir nirgend andersher gewinnen, als aus uns selbst und den Analogien. Deshalb ist hier das Irrtumsrisiko au&#xDF;erordentlich gro&#xDF;&#x201C; (ebd., S. 160). Die Frage ist allerdings, ob sich tats&#xE4;chlich &#x201E;Irrt&#xFC;mer&#x201C;, also wissenschaftliche Unf&#xE4;lle, in die Beobachtungen einschreiben, oder nicht vielmehr blinde Flecke mit systematischem Stellenwert: kulturelle Imaginationen &#xFC;ber Entwicklung und Entfaltung, gesellschaftliche Diskurse, Ideologien und Weltsichten.\n\n
Annette Stro&#xDF; (1991; 1992) hat dieser Argumentation noch einen wichtigen Aspekt hinzugef&#xFC;gt, indem sie Identit&#xE4;t ebenfalls als fiktionale Kategorie ansieht, deren Relevanz allerdings nicht zuletzt aus ihrer Wirkungsm&#xE4;chtigkeit als (etwa p&#xE4;dagogische) Leitkategorie resultiert: Identit&#xE4;t ist mithin nicht eine dem Individuum immanente, bildungswirksame Fiktion und nicht nur ein theoretisches Konstrukt akademischer Diskurse. Sie ist ein Konstrukt, das (erst) durch gesellschaftliche und p&#xE4;dagogische Praxen seine Relevanz f&#xFC;r Individuen erh&#xE4;lt. Identit&#xE4;t wird aus solcher Perspektive als Zumutung erkennbar (B&#xF6;hme 1996), als etwas an uns Herangetragenes, zu dem wir uns so oder so verhalten m&#xFC;ssen (Treuh&#xE4;nder-Identit&#xE4;t, Marquard 1979). Identit&#xE4;tsdiskurs und Identit&#xE4;tspolitik erweisen sich als untrennbar miteinander verflochten. Der (nunmehr erkannte) real wirkungsm&#xE4;chtige, jedoch fiktive Status der Identit&#xE4;t und weiterer p&#xE4;dagogischer Begriffe m&#xFC;sste auf seine Konsequenzen hin untersucht werden (Analyse der Diskurse und p&#xE4;dagogischen Praxen um Identit&#xE4;t).\n
Wie man sieht, stellt das Konzept der Identit&#xE4;t nicht nur ein Erkl&#xE4;rungsschema dar, also eine &#x201E;neutrale&#x201C; Reflexionsgrundlage zur Analyse von Entwicklungsprozessen. Als kulturelle in Sozialisations-, Erziehungs- und Bildungsprozessen wirksame Leitidee erf&#xE4;hrt das Individuum insofern Identit&#xE4;t nicht (oder zumindest nicht nur) als eine irgendwie &#x201E;innere&#x201C; Entwicklungsnotwendigkeit, sondern nicht zuletzt als Entwicklungs- oder Bildungsaufgabe. Die Ausblendung dieses konstruktiven Charakters bewirkt, dass Identit&#xE4;tsbegrifflichkeiten der theoretischen Ebene implizit normativ, und auf der praktischen bzw. identit&#xE4;tspolitischen Ebene normierend und normalisierend wirkt.\nDies l&#xE4;sst sich am Beispiel des Konzepts ausbalancierter Identit&#xE4;t, das in den 1970 Jahren zu den avanciertesten Modellen geh&#xF6;rte, nachzeichnen. Den Kern des Balance-Modells bildet der Gedanke, dass das Individuum im Idealfall seine eigene (kognitive, emotionale etc.) Perspektive im sozialen Raum kommunikativ geltend macht. Die damit gegebenen Geltungsanspr&#xFC;che m&#xFC;ssen argumentativ validiert werden, und dazu m&#xFC;ssen sie universalen Charakter aufweisen (der "zwanglose Zwang des besseres Arguments"). Anders gesprochen: sie m&#xFC;ssen sich "allgemein machen". Dieses Allgemein-machen geschieht in einem doppelten Prozess: Erstens wird die subjektive Perspektive auf intersubjektive Begriffe gebracht und dabei entsprechend zu etwas anderem, als sie vorher war. Zweitens wird das somit auf einen universalen Nenner gebrachte Eigene sozial anschlussf&#xE4;hig und somit potenzieller Gegenstand sozialer Anerkennung, also der externenen Validierung und Regulation, die das Individuum wiederum aus seiner Perspektive interpretiert und zu dem es sich wiederum im Interaktionsprozess verh&#xE4;lt.\n\n\n
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\nMan k&#xF6;nnte Theorien der Balance-Identit&#xE4;t als Kompositmodelle bezeichnen, weil ihr hervorstechendes Charakteristikum die Integration von Theorien unterschiedlichster Provenienz und Ausrichtung in ein, wie man sagen k&#xF6;nnte, sozial-anthropologisches Hybridmodell darstellt &#x2013; das zugleich insgesamt als anthropologisches &#x201E;Normalmodell&#x201C; fungiert. Das Individuum wird darin als 1. sozial-kommunikatives, 2. rational-kognitives und 3. emotional-voluntatives Gebilde verstanden. Die auf diese Weise analytisch sauber voneinander getrennten Bereiche lassen sich dann auf der Basis von Theorien getrennt behandeln, die in ihrem eigenen Bereich (allerdings nur dort) ausgesprochen m&#xE4;chtig sind. F&#xFC;r die soziale Komponente der Identit&#xE4;t etwa rekurriert man auf George Herbert Mead und Erving Goffman; f&#xFC;r den voluntativen Teil auf (Sigmund oder Anna) Freud und f&#xFC;r den kognitiven Part auf die kognitive Entwicklungstheorie Jean Piagets und die moralkognitive Theorie Lawrence Kohlbergs. \n\nDiese Bezugstheorien wurden nun prim&#xE4;r unter dem Blickwinkel ihrer emanzipatorischen Potentiale rezipiert und dabei, so der Bildungsphilosoph Alfred Sch&#xE4;fer, zu &#x201E;moralisch aufgeladene[n] und daher anstrebenswerten[n] Prinzipien des Sich-Verhaltens&#x201C; umgeformt (Sch&#xE4;fer 1999, S. 109): &#x201E;Aus der Rollendistanz, die Goffman als eine praktische Notwendigkeit jenseits einer Prinzipienreflexion einf&#xFC;hrte [&#x2026;], wurde sehr schnell die gesellschaftskritische Distanz des souver&#xE4;nen Individuums. Aus dem analytischen Modell der Rollen&#xFC;bernahme Meads wurde so die normativ gewendete Empathie des sozialen Subjekts romantischer Provenienz. Und aus der Differenz zwischen Erwartung und Interpretation, die als solche nicht aufhebbar scheint, wurde die Notwendigkeit der Ambiguit&#xE4;tstoleranz [&#x2026;].&#x201C; Entsprechend wurde aus dem zwischen den Triebanspr&#xFC;chen des ES und den Gesetzen der &#xDC;BER-ICH eingekeilten, stets prek&#xE4;ren ICH der Freudschen Psychoanalyse das prinzipiell zur Kompetenz entwickelbare starke, quasi emanzipationstaugliche ICH der Ich-Psychologie Anna Freuds.\n\nDie analytische Aufteilung der Bezugstheorien im Modell gestatten somit eine Regulation nicht nur innerhalb der nun als getrennt konzipierten Sph&#xE4;ren, sondern auch der Bereiche untereinander. Diese lassen sich durch Gewichtung einer Komponente bestimmten Theorieinteressen anpassen (Habermas vs. Geulen).\n
3. Identit&#xE4;tslogik vs. Differenzlogik\n\nKlassische Identit&#xE4;tsmodelle, von denen das Balance-Identit&#xE4;t eines der Fortgeschrittensten und Differenziertesten darstellt, folgen, wie man sagen k&#xF6;nnte, einer Identit&#xE4;tslogik. Sie zielen auf ein Feld familien&#xE4;hnlicher Vorstellungen wie Konstanz, Kontinuit&#xE4;t, Koh&#xE4;renz, Substrathaftigkeit (das allen Ver&#xE4;nderungen Zugrundeliegende), Selbigkeit und Unverwechselbarkeit.\n\n
In der Geschichte der Erziehungswissenschaft sind Bildung und Identit&#xE4;t lange Zeit konkurrente Begrifflichkeiten gewesen: im Rahmen der "realistischen Wende" (Roth) l&#xF6;ste der Identit&#xE4;tsbegriff den als elit&#xE4;r und demokratietheoretisch nicht unbelastet empfundenen Bildungsbegriff faktisch ab; die Wiederentdeckung des BIldungsbegriffs Ende der 1980er Jahre wies den Identit&#xE4;tsbegriff in sozialisationstheoretische Schranken.\nDabei bestanden durchaus Struktur&#xE4;hnlichkeiten. Vielleicht konnte der Identit&#xE4;tsbegriff gerade deswegen beanspruchen, die als &#xFC;berkommen wahrgenommenen Bildungsbegriffe der geisteswissenschaftlichen P&#xE4;dagogik zu ersetzen (oder zu beerben), weil er beanspruchen konnte, einige ihrer zentralen Versprechen in eine zeitgem&#xE4;&#xDF;e Form zu bringen: \nBildung -> Identit&#xE4;t:\nMenschwerdung -> M&#xFC;ndigkeit, Kommunikationskompetenz, Sozialkompetenz, Partizipationsf&#xE4;higkeit\nVerschr&#xE4;nkung von Individualit&#xE4;t + Teilhabe am Allgemeinen -> Gesellschaftliche Integration durch Balance von Ich und Gesellschaft im Individuum\ngelingende Kultivierung -> gelingende Sozialisation (eines aktiv gedachten Subjekts in "Auseinandersetzung mit seiner sozialen, kulturellen und materiellen Umwelt")\n\nWas beide damals konkurrenten Modelle damit - bei aller Verschiedenheit - in formaler Hinsicht gemeinsam hatten, ist \na) Ein weltorientierter Entwicklungsgedanke (der als Grundlage dient)\nb) Ein dynamisches Gleichgewicht zwischen Einzelnem und Welt, an deren Herstellung das Individuum wesentlich beteiligt ist,\nc) Stabilit&#xE4;t und zugleich Fortschritt der subjektiven und objektiven Verh&#xE4;ltnisse (Kontinuit&#xE4;tsmodell).\n\nDas b&#xFC;rgerliche Programm der Aufkl&#xE4;rung scheint, sei es in den fr&#xFC;hen, noch nicht zum kanonisierten Distinktionsinstrument heruntergekommenen Bildungskonzepten oder in der antielit&#xE4;ren Form der emanzipativen Identit&#xE4;tsmodelle, die M&#xF6;glichkeit von Identit&#xE4;t voraussetzen zu m&#xFC;ssen (oder dies jedenfalls zu glauben). Kaum ein Zufall, dass die unterschiedlichen Identit&#xE4;tskritiken s&#xE4;mtlich zugleich Aufkl&#xE4;rungskritiken sind.\n\nIch betone vor diesem Hintergrund deshalb das Gemeinsame, n&#xE4;mlich die dominante Identit&#xE4;tslogik sowohl des aufkl&#xE4;rischen Bildungsgedankens als auch des emanzipativen Identit&#xE4;tsgedankens, weil m.E. beide Begriffe in seit den 1990er Jahren eine bis heute anhaltende differenztheoretische Wende durchlaufen haben, die sie zugleich in ein erheblich dynamischeres und fruchtbares Verh&#xE4;ltnis zueinander setzt.\n
Wie sehr die Identit&#xE4;tskonzeptionen der 70er und der 80er Jahre - mit Auswirkungen bis heute - eigentlich bereits entwickelte differenztheoretische Gedanken ausblendeten, wird am Modell der Balance-Identit&#xE4;t gut sichtbar.\n\nZun&#xE4;chst muss man sehen, dass auch identit&#xE4;tslogische Modelle vom Individuum - wie das Modell der Balanceidentit&#xE4;t - Aspekte der Differenz nicht ignorieren (k&#xF6;nnen). Im Gegenteil fungiert in ihnen Differenz als Movens einer Bewegung hin zur Identit&#xE4;t; der Differenzgedanke wird jedoch letztlich unter den Einheitsgedanken subsumiert (in empirisch fragw&#xFC;rdiger Weise, wie Mollenhauer aufzeigte): Identit&#xE4;t wird quasi als Identit&#xE4;t von Differenzen verstanden.\n\nDas Balance-Identit&#xE4;tsmodell fokussiert beispielsweise - als kritisch-gesellschaftsorientiertes Theorieprojekt - prim&#xE4;r auf (kommunikative, soziale, partizipative &#x2026;) Kompetenzen: die Zielbestimmung ist dabei ein in gewisser Hinsicht "fertiges", mit allem Notwendigen ausgestattetes, reflexives, kritisches, ambiguit&#xE4;tstolerantes und insofern stabiles Individuum. \n\nDifferenzaspekte werden in dieser Subsumption unter Koh&#xE4;renzaspekte erheblich gegl&#xE4;ttet: \n\n\n
Was etwa bei Freud noch als unstillbarer Triebanspruch, im Instanzenmodell als das Es einen wesentlichen Aspekt des Pers&#xF6;nlichkeitsmodells ausmachte, wird nun zum blo&#xDF;en Gegenstand kommunikativer, genauer: expressiver Sprechakte im Rahmen einer universalistischen Verst&#xE4;ndigungstheorie abgeflacht (vgl. Habermas 1983). Das Freudsche ICH, eingekeilt zwischen den ungez&#xFC;gelten Impulsen des ES, den rigiden Gesetzen der &#xDC;BER-ICH und den Anforderungen der Au&#xDF;enwelt, weicht dem starken, entwickelbaren, kompetenten Ich der Ich-Psychologie Anna Freuds.\n\nWo bei Mead die Einheit des self unmittelbar von der Einheit des gesellschaflichen Ganzen abh&#xE4;ngig war - mit der Folge, dass gesellschaftliche Widerspr&#xFC;che und Antagonismen aus Meadscher Sicht ein einheitliches self unm&#xF6;glich machten, wurde diese bei Mead explizit de facto differente Figur als Norm gelesen, die sich jenseits aller Widerspr&#xFC;che &#xFC;ber die Einheit des intersubjektiven sprachlichen Symbols und die synthetisierende Kraft eines entwickelten Ichs herstellen lasse.\n\nDie ausgreifende Kritik der &#xE4;lteren Frankfurter Schule an der Kategorie der Identit&#xE4;t - von Horkheimer/Adorno in der Dialektik der Aufkl&#xE4;rung auf das moderne Individuum bezogen, in Adornos Negativer Dialektik zu einer fundamentalen Erkenntniskritik ausgeweitet - spielt in den emanzipatorischen Modelle der neueren Frankfurter Schule praktisch keine Rolle. \n\nGleichfalls findet zun&#xE4;chst keine Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen differenztheoretischen Ans&#xE4;tzen der franz&#xF6;sischen Postmoderne, insbesondere Foucault und Derrida, statt; die sp&#xE4;tere Diskussion zwischen Habermas und Foucault hinterl&#xE4;sst identit&#xE4;tstheoretisch keine Spuren in der Theorie des kommunikativen Handelns.\n\nSomit ergibt sich hierzulande die Situation, dass der Identit&#xE4;tsbegriff zumindest im wissenschaftlichen Mainstream bis in die 1980er Jahre keine tiefergehende differenztheoretische Weiterentwicklung erfuhr, so wie dies in der franz&#xF6;sischen Postmoderne und im angels&#xE4;chsischen Raum in den Gender- und sp&#xE4;ter den Postcolonial-Studies der Fall war.\n\nErst im Zuge der modernisierungstheoretischen Zeitdiagnosen der 80er und 90er Jahre (Beck; Giddens) wurde Identit&#xE4;t zunehmend als paradoxales lebensweltliches Problem erkannt. Die &#xDC;berlastung der Einzelnen in den enttraditionalisierten und un&#xFC;bersichtlichen Verh&#xE4;ltnissen hochkomplexer Gesellschaften, so deren Diagnose, f&#xFC;hre zu Fragmentierungen, als deren Gegenmittel narrative und andere Strategien der Wiederherstellung von Koh&#xE4;renz und Kontinuit&#xE4;t in den Mittelpunkt gestellt wurden. Identit&#xE4;t wurde zu einer reaktiven Kategorie, die deutliche Spuren ihrer Bruchlinien aufweist: Bastelexistenzen (Hitzler/Honer) und Patchwork-Identit&#xE4;ten (Keupp). \n\nDie verloren gegangene Einheit der Identit&#xE4;t wird dabei nicht unbedingt begrifflich-theoretisch ratifiziert, sondern eher empirisch festgestellt. Die Feststellung, dass Identit&#xE4;t unter Bedingungen der Moderne nicht mehr konsistent herstellbar sei, ist jedenfalls etwas anderes als eine grundlagentheoretische Dekonstruktion von Identit&#xE4;t selbst, wie sie "off-mainstream" (avant la lettre) von Nietzsche und Freud, explizit von Heidegger, Adorno, Derrida, Foucault, Butler und vielen anderen AutorInnen betrieben wurde.\n
4. Bildung und Identit&#xE4;t\n\nDieses paradigmatische Spannungsverh&#xE4;ltnis zwischen identit&#xE4;ts- und differenzorientiertem Denken l&#xE4;sst sich nun auch in der neueren Bildungstheorie verfolgen; so etwa anhand des Themas der biographisch-narrativen Identit&#xE4;t; der Identit&#xE4;t also als reflexives Projekt unter Bedingungen in Modernisierungsdynamiken.\n\n
4. Bildung und Identit&#xE4;t\n\nDer moderne, formale Bildungsbegriff der Hamburger Biographieforschung um Rainer Kokemohr (zu dessen Sch&#xFC;lern Winfried Marotzki und Hans-Christoph Koller z&#xE4;hlen), beobachtet Bildung gerade in solchen Transformationsprozessen, in denen es Individuen gelingt, den &#xFC;berkomplexen objektiven Lebensverh&#xE4;ltnissen komplexere (flexiblere, angemessenere, viablere) Wahrnehmungsmuster entgegenzusetzen. In biographischen Narrationen spielen Identit&#xE4;tsvorstellungen zwar immer noch eine Rolle - so etwa als Koh&#xE4;renz der biographischen Erz&#xE4;hlung -, jedoch werden diese immerhin stark verzeitlicht, prozessorientiert und vor allem als hochgradig individuell gedacht. Dennoch bleibt eine normative Identit&#xE4;tslogik bestehen, insofern Bildung im Gelingen der Transformationen der Welt- und Selbstwahrnehmung erkannt wird, also wiederum in einem, wenn auch individualisierten und risikotheoretisch gewendeten, Balance-Modell. \n\nErst Ende der 1990er Jahre legt Koller eine (ebenfalls vor dem Hintergrund der empirischen Biographieforschung begr&#xFC;ndete) Bildungstheorie vor, die im Anschluss an J-F Lyotard nicht mehr auf Koh&#xE4;renz und Konsistenz, sondern auf subversive Differenzstrategien in der biographischen Erz&#xE4;hlung schaut. Koller kritisiert einen - wenn nicht den - zentralen methodischen Grundsatz der "alten" Biographieforschung der 1980er Jahre, namentlich die Annahme eines repr&#xE4;sentativen Verh&#xE4;ltnisses von (objektivem) Lebenlauf und (narrativ konstruierter) Biographie, die Fritz Sch&#xFC;tze als "Erz&#xE4;hlzw&#xE4;nge" bezeichnet hatte. Koller hingegen geht es nicht um den authentischen, wahren, unverschleierten Lebenslauf, sondern um ein zugleich wahrhaftiges und transformatives Verh&#xE4;ltnis - um Strategien eines "anderen Erz&#xE4;hlens", in dessen Zentrum die komplexen Differenzen stehen, die in der biographischen Narration durch rhetorische Figuren wie Metapher, Metonymie, Synekdoche, Ironie etc. werden. Damit liegt in der hier beobachteten (und theoretisierten) Erz&#xE4;hlhaltung eine grunds&#xE4;tzliche Offenheit, die sich nicht auf die Fest-Stellung einer authentischen, "wahren" und am Lebenslauf "objektiv &#xFC;berpr&#xFC;fbaren" Identit&#xE4;t verpflichten l&#xE4;sst, und die im &#xDC;brigen auch nicht der Identit&#xE4;ts-Zumutung einer vom Individuum herzustellenden Balance folgt. Dem subjektivierenden Machtaspekt des biographischen Sprechens in seinem Bekenntnischarakter (Hahn/Kapp 1987) wird damit eine narrative &#xD6;ffnungsstrategie entgegengehalten, die entsprechend mit einer Form von Identit&#xE4;t einhergeht, die ebenso unabgeschlossen ist.\n\nDas biographische Selbstverh&#xE4;ltnis wird mithin auf der Basis offenerer Formen von Identit&#xE4;t konzipiert, auf Formen der "Repr&#xE4;sentation im Zeichen des Analogen" (wie Koller im Anschluss an Ricoeur formuliert). Es geht dabei eher um Selbst-Analogien als um Verpflichtungen zur Selbst-Gleichheit; mithin um Formen von Identit&#xE4;t, die im Zeichen des Tentativen, Subversiven, Experimentellen und &#xC4;sthetischen stehen.\n
Kollers biographietheoretischer Ansatz steht exemplarisch f&#xFC;r die Art und Weise, in der differenztheoretische Modelle von Bildung und Identit&#xE4;t fruchtbar aufeinander bezogen werden k&#xF6;nnen. \nDie identit&#xE4;tstheoretischen Beitr&#xE4;ge der letzten 10, 20 Jahre haben eine enorme, und durchaus heterogene Vielfalt an Ph&#xE4;nomenen aufgezeigt und diskutiert, die durchweg aus bildungstheoretischer Sicht hochgradig relevant sind. Identit&#xE4;t wird zur multiplen Chiffre der Thematisierung lebensweltlicher Differenzerfahrungen, die begrifflich zwar nicht auf einheitliche Prinzipien reduziert werden k&#xF6;nnen, die jedoch untereinander Familien&#xE4;hnlichkeiten aufweisen. \n\n
Damit ist Identit&#xE4;t de facto zu einem Begriff geworden, der es erlaubt, die Heterogenit&#xE4;t lebendiger Erfahrung im Bezug auf die sie vollziehenden Individuen unter Bedingungen der globalisierten Moderne zu b&#xFC;ndeln. Identit&#xE4;t selbst ist dabei nicht mehr (fruchtbar) als begrifflich identisch, zu fassen, sondern auch begrifflich zu einem selbst&#xE4;hnlichen Ph&#xE4;nomen geworden, so wie sie das Selbstverh&#xE4;ltnis von Menschen eher als Kontagion mit sich denn als Koh&#xE4;renz und Kontinuit&#xE4;t fasst. Und vielleicht liegt gerade hierin ein Bildungsprogramm, das mein Kollege J&#xF6;rg Zirfas wie folgt zum Ausdruck bringt: \n"Identit&#xE4;t als &#xC4;hnlichkeit zu verstehen, hei&#xDF;t das Selbst als Metapher zu begreifen: Identit&#xE4;t ist mehr ein Bild, denn ein Begriff. Im: 'Das sieht mir &#xE4;hnlich' klingt auch das &#xC4;hnlichwerden, das An&#xE4;hneln an. Traditionell verstanden als g&#xF6;ttliche An&#xE4;hnlichung, als imago dei, sollte der Mensch zu dem werden, was er immer schon war: Ebenbild Gottes. Modern ist man ein imago sui, ein individuelles Bild, dem man versucht, mehr oder weniger gerecht zu werden. W&#xE4;hrend Gleichheit streng &#xFC;ber Ein- und Ausschl&#xFC;sse geregelt wird, ist die &#xC4;hnlichkeit st&#xE4;rker an Anschl&#xFC;ssen und Zusammenh&#xE4;ngen interessiert." (250)\n