1. Foto: Uhlsport Gmbh
Depression
unD burnouT
Dezember 09
UM ZU WISSEn, WAS
SIE SCHon IMMER
WISSEn SoLLTEn
unD burnouT
4SCHRITTE
prof. Dr. med. böker
Wenn sich die freude
verabschiedet
roland bart
gefangen
im Dunkeln
Dr.med.hochstrasser
burnout ist keine
modeerscheinung
Dr. med. martin keck
von Ängsten
beherrscht
eine ThemenzeiTung von meDiaplaneT
EIN MANN DER TAUSEND
SCHICKSALE VERKÖRPERT
Robert EnkesbewegendesSchicksalregtzumNachdenkenanund
schaffteinBewusstseinindenKöpfenderMenschen.
anzeige
competence in CNS
www.lundbeck.ch
2. 2 · Dezember Eine Themenzeitung von Mediaplanet
T
abuisierung und Un-
kenntnisderKrankheits-
symptomeführenzuUn-
ter- und Fehlversorgung.
Nebendemindividuellen
Leid verursachen sie un-
nötige volkswirtschaftli-
che Folgekosten.
Die Bedeutung von
psychischer Gesundheit wird
unterschätzt
Seit Bund und Kantone im Jahr 2000
die gesundheitspolitische und volks-
wirtschaftliche Bedeutung der
psychischen Gesundheit erkannt ha-
ben,werden in diesem Bereich laufend
FortschritteaufverschiedenenEbenen
erzielt:
Das Schweizerische Gesundheits-■■
observatorium Obsan beobach-
tet und analysiert die wichtigsten
Fakten zu Situation und Entwick-
lung der psychischen Gesundheit, der
psychischen Erkrankungen und deren
Behandlung durch das Versorgungs-
system in der Schweiz zuhanden der
Kantone und der Fachorganisationen.
Am 30.September 2009 hat der Bun-■■
desrat das neue Präventionsgesetz zur
Beratung ans Parlament überwiesen.
Damit erhalten die Prävention weit
verbreiteter psychischer Krankheiten
unddieFörderungderpsychischenGe-
sundheit in belastenden Situationen
eine gesetzliche Grundlage.
Die Schweizerische Konferenz der■■
kantonalenGesundheitsdirektorinnen
und–direktoren(GDK)hatEmpfehlun-
gen für die psychiatrische Planung er-
arbeitet. Damit sollen psychisch er-
krankte Menschen mehr Wahlmög-
lichkeiten zur Behandlung erhalten.
Immer häufiger treten
körperliche und psychische
Krankheiten gemeinsam auf
Gemäss der WHO ist der Suizid ein
mögliches Ergebnis von psychischen
und schweren körperlichen Krankhei-
ten (z.B. Depression, Krebs oder Aids).
Suizid ist aufgrund der grossen gesell-
schaftlichen Folgekosten immer mehr
auch ein gesellschaftliches Problem.
Das Erwachsen- oder Älterwerden,
aber auch Trennungen und Verlus-
te können die psychische Stabilität
eines Menschen erschüttern. Unan-
gemessene Bewältigungsstrategien
(z.B. übermässiger Konsum von psy-
chotropen Substanzen) können zu
sogenannten suizidalen Kurzschluss-
handlungen führen.Dieses impulsive
Verhalten ist besonders stark von den
unmittelbaren Bedingungen abhän-
gig,wobei die Nichtverfügbarkeit von
tödlichen Mitteln und Gelegenheiten
sowie die Zugänglichkeit zu tragfähi-
gen sozialen Netzwerken oder Bera-
tungsangeboten und medizinischen
Leistungen entscheidend und le-
bensrettend sein können. Kann die
Krise bewältigt werden, nimmt das
suizidale Verhalten in vielen Fällen
wieder ab. Nachgewiesenermassen
fördern zunehmende soziale Isolati-
on, gesellschaftlicher Druck zum ge-
lingenden Lebensplan, existenziel-
«Es gibt nicht die eine
Depression, sondern
nur den depressiven
Menschen.»
Prof. Dr. med.
Heinz Böker
leitender Chefarzt an
der Psychiatrischen
Uniklinik Zürich
Wir empfehlen
Challenge
Dr. med. Stephan Trier S. 10
Ihre Work-Life-Balance sollte ausgeglichen
sein.
PD Dr. med. Martin E. Keck S. 14
Körperlich und seelisch zurückfinden.
S. 6
ObwohlsichdieMehrheitderBevölkerungpsychischgesund
fühlt,nehmenDepressionen,Angst-undPanikstörungen
oderErschöpfungszuständezu.RunddieHälfteder
BevölkerungerkrankteinmalimLaufeihresLebensan
behandlungsbedürftigenpsychischenKrankheiten.
Die psychische Gesundheit
wird unterschätzt le Verunsicherungen in einem be-
schleunigten sozialen Wandel sowie
neue Informationsmöglichkeiten in
einer globalisierten Welt etc. das su-
izidale Verhalten.
Gerade auch in der Schweiz werden
bei einer unheilbaren Krankheit oft
Überlegungen zu einer aktiven Rolle
im eigenen Sterbeprozess erwogen.Su-
izidgedanken sind ein wichtiges Sym-
ptom von Depressionen.Immer häufi-
ger treten körperliche und psychische
Krankheiten gemeinsam auf.Je weni-
gerdieGesellschaftaufdieBedürfnisse
von kranken Menschen eingeht,desto
grösser wird die Beschwerdelast. Sui-
zidale Gedanken können aufgrund von
Hoffnungslosigkeit,Angst vor Autono-
mieverlustoderauchsozialerNotstark
zunehmen.
Für die Sicherstellung von geziel-
ten Hilfsangeboten sind die Kantone
zuständig. Zur Früherkennung und
Behandlungsoptimierung von De-
pression und Suizid führen immer
mehr Kantone das weit verbreitete
Programm «Bündnis gegen Depres-
sion» ein. Das BAG bietet ihnen da-
bei Unterstützung. Im Rahmen des
BAG-Programms «Migration und Ge-
sundheit» werden migrationsspezi-
fische Informatio-nen zur Krankheit
bereitgestellt. In Zusammenarbeit
mit den Fachorganisationen aktuali-
siert das BAG die Schulungsmateria-
lien für Fortbildungen.Die aufgeführ-
ten Massnahmen werden deshalb
auch mittelfristig die Suizidrate in der
Schweiz senken.
«Depressionen sind
eine gesellschaft-
liche und wirtschaft-
liche Zeitbombe.»
Verantwortung
Stefan Spycher
Leiter Direktionsbereich
Gesundheitspolitik, BAG
Mit freundlichem Dank für die unterstützung:
Depression und Burnout,
erste ausgabe, dezember 2009
Managing Director: Fredrik Colfach
Editorial Director: Corinne Meier
Business Developper: Anna Pollinger
Production Manager: Corinne Meier
Sub-editor: Natascha Künzi
Project Manager:
Christoph Niemann
Telefon: 043 888 73 17
E-Mail:
christoph.niemann@mediaplanet.com
Distributed with: Tagesanzeiger,
Dezember 2009
Print: Ringier Print Adligenswil
Kontakt bei Mediaplanet: Anna Pollinger
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We make our readers succeed!
Das Ziel von Mediaplanet ist, unseren Lesern
qualitativ hochstehende redaktionelle Inhalte
zu bieten und sie zum Handeln zu motivieren,
somit schaffen wir für unsere Inserenten eine
Plattform um Kunden zu pflegen und neue zu
gewinnen.
Stefan Spycher
Leiter Direktionsbereich
Gesundheitspolitik, BAG
3. Dezember · 3Eine Themenzeitung von Mediaplanet
publireportage
Edith Holsboer-Trachsler ist stellvertretende Chefärztin der
Erwachsenenpsychiatrie sowie Bereichsleiterin der Abteilung für
Depressionsforschung, Schlafmedizin und Neurophysiologie an
den Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel. Johannes Beck
ist Oberarzt am Zentrum für Affektive Krankheiten Depression
(ZAD) der UPK Basel.Sie beschreiben die Merkmale und Eigenhei-
ten von Depressionen und zeigen auf, wie Betroffene reagieren
können.
schlechte Konzentration, Müdigkeit, Reizbarkeit, Appetit-
mangel und Gewichtsverlust sowie Hoffnungslosigkeit
und die Unfähigkeit, sich an Ereignissen in der Umgebung
emotional zu beteiligen. Das Interesse an normalerweise
geliebten Dingen ist wie abgestorben. In schweren Fäl-
len ist die Hoffnungslosigkeit so stark ausgeprägt, dass
der Lebenswille erlischt und Selbsttötungsgedanken auf-
treten bis hin zur Planung und Durchführung von Suizid-
versuchen. Eine Depression kann schleichend beginnen
oder aber auch ganz plötzlich auftreten wie ein Blitz aus
heiterem Himmel. Depressionen sind in der Bevölkerung
weit verbreitet. Studien zeigen, dass ungefähr 15 Prozent
der Bevölkerung im Laufe des Lebens an einer Depression
erkranken. Das Bekenntnis des Fussballspielers Ivan Ergic,
der auf dem Höhepunkt seiner Karriere an einer schweren
Depression erkrankte und dies öffentlich machte, ist nur
ein Beispiel, dass Depressionen auch Erfolgreiche treffen
können.
Gründliche Diagnostik
Die diagnostische Abklärung bei Verdacht auf eine Depres-
sion muss unter sorgfältiger Berücksichtigung von psychi-
schen und körperlichen Faktoren erfolgen, da auch eine
Vielzahl von körperlichen Erkrankungen wie etwa hormo-
nelle Störungen, hirnorganische Erkrankungen oder auch
ein Schlafapnoe-Syndrom eine ähnliche klinische Sympto-
matik haben kann. Die Universitären Psychiatrischen Klini-
ken Basel bieten daher eine gründliche und umfassende
Abklärung mit der ganzen Kompetenz einer modernen
Universitätsklinik an.
Behandlung der Depression
Eine Depression kann viele Gesichter haben. Da ist es gut
zu wissen, dass inzwischen eine breite Palette von gut
wirksamenTherapieangeboten existiert.Neben wirksamen
Psychotherapieverfahren stehen gut verträgliche medika-
mentöse Therapieformen zur Verfügung, sodass die Thera-
pieplanung auf die individuelle Person massgeschneidert
werden kann. Dazu gehören auch künstlerisch-gestalten-
de Therapien, Sport- und Physiotherapie sowie Entspan-
nungsverfahren, Stressmanagement und Lichttherapie.
Der Weg zurück ins Leben
Ein wichtiges Ziel jeder Therapie ist die erfolgreiche Wie-
dereingliederung in den Alltag. Wir legen grossen Wert
darauf, den Wiedereinstieg ins Leben ausserhalb der Klinik
gut vorzubereiten. Dies kann sozialdienstliche Unterstüt-
zung zu den Themen Wohnen, Arbeit und Finanzen sowie
auch die Organisation einer weiterführenden therapeuti-
schen Begleitung ausserhalb der Klinik sein. Auf Wunsch
der Patientin, des Patienten sind dabei der Einbezug von
Angehörigen sowie Gespräche mit Arbeitgebern möglich.
Zentrum für Affektive Krankheiten
Depression (ZAD) Basel der Universitären
Psychiatrischen Kliniken Basel
Stationäres Angebot:
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel
Wilhelm Klein-Strasse 27,CH- 4025 Basel
Tel.061 325 50 97,E-Mail:christine.haselbach@upkbs.ch,
www.upkbs.ch
Ambulantes Angebot:
Psychiatrische Universitätspoliklinik der UPK Basel
Petersgraben 4,CH-4031 Basel
Tel.061 265 50 40,E-Mail:zad@upkbs.ch
www.upkbs.ch
Depression
kann jeden
treffen!
Gut zu wissen, dass es
wirksame Therapien gibt.
Stress, Burnout, Depression
Stressbelastungen sind ein natürlicher Teil des Lebens. Jede
Konfrontation mit einer Belastung löst eine normale kör-
perliche und psychische Stressreaktion aus, die uns in die
Lage versetzt, die jeweilige Herausforderung zu meistern.
Solange eine Stressbelastung nur von kurzer Dauer ist, kann
sie aufgrund ihrer aktivierenden Wirkung durchaus als posi-
tive Herausforderung erlebt werden. Die Stressreaktion wird
im Normalfall nach Überwinden der auslösenden Situation
rasch beendet.Chronischer Stress hingegen kann die Anpas-
sungsreserven überfordern, wodurch eine Burnout-Sympto-
matik bis hin zu einer schweren Depression entstehen kann.
Burnout ist ein Sammelbegriff für einen Zustand körper-
licher, emotionaler und geistiger Erschöpfung im Zusam-
menhang mit langfristiger emotionaler Überbelastung am
Arbeitsplatz. Schwere Burnout-Zustände erfüllen häufig die
Kriterien einer depressiven Erkrankung.
Was ist eine Depression?
Eine Depression ist eine schwerwiegende seelische Erkran-
kung, die sich von vorübergehenden Verstimmungszustän-
den oder von Phasen vonTrauer,etwa nach demVerlust einer
geliebten Person,unterscheidet.Die typischen Symptome ei-
ner Depression sind traurige Verstimmung, Schlafstörungen,
news
Die Verpflichtungen reihen sich im
Terminkalender eng aneinander. Die
Unterlagen stapeln sich auf dem Ar-
beitstisch und schreien nach Bear-
beitung. Das Telefon klingelt unauf-
hörlich.Und die Sitzungenverheissen
nichts Gutes: noch mehr Arbeit,noch
mehr Termine. Das kann phasenwei-
se durchaus interessant und heraus-
fordernd für den Menschen sein.Aber
irgendwann droht der Kollaps, der
Herz-Infarkt oder das Burnout.
Stress im Überfluss
DieZahlendesInternationalenArbeits-
amtesBITmaleneinklaresBild:75Pro-
zent derArbeitnehmer geben an,unter
Stress zu leiden.Die Forschung hat zu-
dem bewiesen, dass der menschliche
Körper etwa sieben Stressoren pro Wo-
che verarbeiten kann.In der heutigen
Zeit muss er aber mit über 50 Stresso-
ren fertig werden.Im Schweizerischen
Zentrum für Stressforschung SZS defi-
niert man Stress wie folgt: «Stress ist
das Missverhältnis zwischen den An-
forderungen und denverfügbaren Res-
sourcen, aus dem eine ernsthafte Be-
drohungentsteht,diedieAlarmzentra-
le im Gehirn überfordert,blockiert und
zu schädlichen Herz-/Hirnfrequenzen
führt.»
Druck am Arbeitsplatz
Es gibt verschiedene Gründe, die zu
solchen Missverhältnissen führen.
Heutzutage weit verbreitet sind Exis-
tenzängste, Probleme am Arbeits-
platz, Mobbing, Schwierigkeiten in
der Partnerschaft oder Probleme in
der Schule. Und gerade in Krisenzei-
ten ist die Arbeitswelt noch mehr ge-
fordert. Der Druck steigt, man igno-
riert Überbelastung oder Überforde-
rung,aus Angst,seine Stelle zu verlie-
ren.Oft übersieht man dann wichtige
Warnsignale.
Schwerwiegende Folgen
Bleiben diese Warnsignale über ei-
nen längeren Zeitraum unbeachtet,
fallen die körperlichen und psychi-
schen Systeme aus dem Gleichge-
wicht – und der Mensch wird krank.
Dem einen schlägt der Stress auf
den Magen, ein anderer bekommt
Schweissausbrüche. Die körperli-
chen Folgen können sich aber auch
weit dramatischer auswirken: Ge-
fässkrankheiten, Stoffwechselstö-
rungen, Organkrankheiten oder
Herzinfarkt. Stress geht sogar noch
weiter: Ignoriert man ihn, wuchert
er, bildet Myome, Zysten, Tumo-
re. Das kann bis hin zu bösartigem
Krebs führen. «Forschungen haben
bewiesen, dass Stress die meist-
verbreitete Ursache für Krebs ist»,
sagt Kilian Schmid, Forschungslei-
ter beim SZS. Lernt man den Stress
nicht zu bändigen,kann er auch psy-
chische Folgen haben: Schlafstörun-
gen, Unzufriedenheit, Müdigkeit.
Solche Symptome können zu einer
schwerwiegenden Depression oder
gar zu Suizid führen.
Mit Bewegung vorbeugen
Stress lässt sich heute dank wissen-
schaftlichen Methoden messen.Damit
die Situation gar nicht erst eskaliert,
gilt es vorzubeugen. Vor allem ausrei-
chend Bewegung und Entspannung
helfen,aber auch eine gesunde Ernäh-
rung.DieSexualitätistdasHauptmoti-
vationsprinzip der Natur und birgt ein
grossesEnergiepotenzial,dassichposi-
tiv auf die Gesundheit und das psychi-
sche Wohlbefinden auswirken kann.
AberallesinallemgilteinegoldeneRe-
gel: die Balance zwischen Körper,Geist
und Seele aufrecht zu halten.
Stress macht krank Bewegung – und
nochmalsBewegung
Nathalie Schoch
redaktion.ch@mediaplanet.com
Immer mehr steigt der Druck
in der Arbeitswelt. Immer
dramatischer wirkt sich das auf
die Gesundheit der Menschen
aus. Denn nicht jedem gelingt
es gleichermassen, trotz hohen
Anforderungen seinen Körper
und Geist in Balance zu halten.
Stress bekämpfen
Um Stress zu reduzieren■■ und in
den Griff zu bekommen, unterschei-
det man heute vier Wege.
Das Zeitmanagement:■■
die Arbeit in passende Zeitintervalle
legen - inklusive Ruhepausen.
Das Reizmanagement:■■
Störreize versuchen zu reduzieren
oder zu kanalisieren.
Das Erregungsmanagement:■■
versuchen, vegetative Reaktionen auf
Stressoren zu vermindern.
Das Belästigungsmanage-■■
ment: damit kann man die subjekti-
ve Bewertung von Stressoren verän-
dern .
Facts
Die Mehrheit der Arbeitneh-■■
mer gibt an, unter Stress zu
leiden. Woran liegt das?
Gerade in Krisenzeiten macht sich der
Stress deutlich bemerkbar, vor allem
durcherhöhtenDruckundArbeitsplatz
unsicherheit.Es sind aber nicht nur die
Arbeitnehmer,diedarunterleiden,son-
dern auch dieArbeitgeber.
Ist Stress gefährlich?■■
Stress ist grundsätzlich nicht gefähr-
lich. Im Gegenteil, Stress braucht der
Mensch. Erst wenn er über einen län-
geren Zeitraum in massivem Ausmass
anhält, kommen die psychologischen
und physiologischen Systeme aus dem
Gleichgewicht und der Mensch wird
krank. Die Folgen sind oft Herz-Kreis-
lauf-Erkrankungen, Magen-Darm-Be-
schwerden, das kann bis hin zu Krebs
führen.
Ist Stress messbar?■■
Ja, durchaus. Es gibt wissenschaftliche
Messtechniken,die es ermöglichen,phy-
siologisch und psychologisch relevante
Daten des persönlichen Stresslevels und
deren Auswirkungen auf den Körper zu
erhalten,respektive den Stress des Men-
schenzumessen.WirnutzendreiMetho-
den: die Herzratenvariabilitätsmessung
HRV,denOxidationstestundetascan.
Gibt es ein Patentrezept, den■■
eigenen Stress in den Griff zu
bekommen?
MorgenszehnKniebeugen,zehnMalArm
und Ellbogen schwingen – und der gröss-
te Stress ist bereits abgebaut.Bewegung
ist dasAund O,um Stress zuvermindern.
So erstaunt es nicht,dass vor allem Men-
schen in Dienstleistungsberufen gefähr-
detsind.
Immer mehr Menschen erleiden■■
ein Burnout. Ist der Druck von au-
ssen gestiegen oder ist die Gesell-
schaft heute weniger belastbar?
DerDruckvonaussenisteindeutiggestie-
gen.DieForschunghatbewiesen,dassun-
serKörperetwasiebenStressorenproWo-
che verarbeiten kann.Heute werden wir
mitbiszu50Stressorenkonfrontiert.
Kanyama Butz
redaktion.ch@mediaplanet.com
Der Stress ist allgegenwärtig.
Und Stress kann böse Folgen
haben. Damit es nicht so weit
kommt, bedarf es wichtiger
Erkenntnisse. Kilian Schmid,
Leiter des Schweizerischen
Zentrums für Stressforschung,
setzt sich täglich damit
auseinander.
Kilian Schmid
Leiter des Schweize-
rischen Zentrums für
Stressforschung
4. 4 · Dezember Eine Themenzeitung von Mediaplanet
personal insight
Profil
Robert Enke
(*24. August 1977
† 10. November
2009)
Privat:■■
Verheiratet mit
Teresa Enke
Leibliche Tochter
2006 an Geburts-
fehler verstorben
Seit Mai 2009 ei-
ne knapp sie-
ben Monate alte
Adoptivtochter
Sportkarriere:■■
1995 Einstieg in
den Profifussball
(auswärts gegen
Hannover)
1999–2002
Benfica Lissabon
2002–2004
FC Barcelona
2004–2009
Hannover 96
2007–2009
Deutsche National-
mannschaft
Frage:WarumbegehteinMenschSuizid,wennerdochalleshat?
Antwort:DepressionisteineernstzunehmendeKrankheit.In
KombinationmitanderenAspektensiehtmandurchsieirgendwann
keinenanderenAuswegmehr.
Der Selbstmord des Deutschen National-
torwarts Robert Enke hat hohe Wellen ge-
schlagen. Das Thema Depression ist seit
dem tragischen Tod des jungen Sportlers
aktueller denn je. Der Tormann der Deut-
schen Nationalmannschaft zerbrach an
einer Depression. Die Krankheit trieb ihn
am 10. November 2009 in den Selbstmord.
In der Fussballwelt als Held gefeiert,verlor
Enke schliesslich sein ganz persönliches
Spiel des Lebens.
Der 32-Jährige war anders als viele sei-
ner Fussballer-Kollegen.Er stand nicht ger-
ne im Rampenlicht.Journalisten erhielten
selten spektakuläre Interviews.Im Gegen-
teil, der Hannover-96-Spieler wählte stets
die passenden Worte; schlug nicht ein-
fach nur mit Worthülsen um sich. Robert
Enke war kein Redner, er war ein Macher
– Mit seinem Klub Hannover 96 kämpfte er
zuerst gegen den Abstieg und danach im
grauen Mittelfeld.Anders als andere Sport-
ler seines Kalibers nutzte er seine Passion –
den Fussball – nicht als mediale Plattform,
um sich selbst zu vermarkten. Das über-
liess er lieber anderen. Stattdessen bril-
lierte Enke im Tor und war bereits auf dem
besten Weg an die Weltmeisterschaft in
Südafrika. Diese hätte die Krönung seiner
Karriere werden können.
Depression – eine Volkskrankheit
«Fussball ist nicht alles», erklärte Theo
Zwanziger,Präsident des Deutschen Fuss-
ballbundes, kurz nach Enkes Tod und er-
langdamitdieZustimmungallerAnwesen-
den.Die Zeit sei reif «das Kartell der Tabui-
sierung zu brechen».Offen redete Zwanzi-
ger über die Tabu-Krankheit und die Angst
davor, über eine Depression zu sprechen.
Auch in der Schweiz leiden rund 20 Pro-
zent aller Erwachsenen mindestens ein-
mal im Leben an einer Depression. Nicht
selten endet diese Volkskrankheit gar töd-
lich.Dennochwird diesesThema gerne un-
ter denTeppich gekehrt.
Der Tod des 32-jährigen Nationaltor-
warts löste nicht nur in der Fussballwelt
Betroffenheit aus. Warum sollte sich ein
so junger Mann mit derart schillernden
Zukunftsaussichten freiwillig das Leben
nehmen? Berufliche Rückschläge,gesund-
heitliche Probleme,insbesondere aber die
Trauer um den Tod seiner zweijährigen
Tochter Laura vor drei Jahren, sind nahe-
liegende Motive für den traurigen Ent-
scheid des verzweifelten Torwarts, Ehe-
mannes und Vaters. Psychiater vermuten
dahinter allerdings etwas, was über nor-
male Trauer weit hinausgeht: eine schwe-
re Depression. Dies ist leider kein Einzel-
schicksal, denn psychische Krankheiten
sind gemäss Experten in rund 90 Prozent
aller Fälle Ursache für einen Suizid.
«Dieses Gefühl ist beängstigend. Man
traut es sich als Fussballer nicht auszu-
sprechen,weil es andere viel härter trifft,
aber das Gefühl, arbeitslos zu sein, ist für
einen Profi nicht weniger schlimm als für
einen Elektriker», erklärte Robert Enke
vor fünf Jahren in einem Interview. Be-
reits damals litt Hannovers Nationaltor-
wart an einer Depression. Dieses Schick-
sal teilte er allerdings weder mit der
Öffentlichkeit noch mit seinem Fussball-
verein.Zu gross war die Angst vor den Re-
aktionen.
So präsent die Krankheit ist, so unver-
ständlich scheint sie noch immer zu sein.
Es gibt sie in diversen Varianten, sie ist
schwer zu messen und nicht wirklich
fassbar. Wenn die Öffentlichkeit durch
den Freitod des Fussballprofis eine Er-
kenntnis gewinnen kann, dann wohl am
ehesten jene,wie wichtig es ist,offen über
die Krankheit Depression zu sprechen.
Antrieb und Hoffnung fehlte
Gefeit ist vor Depressionen niemand. Ge-
rade für die Angehörigen ist wohl aber be-
sonders belastend,dass depressive Perso-
nen häufig nicht über ihre Probleme re-
den. Diese Ahnungslosigkeit dürfte auch
für Robert Enkes Frau Teresa neben dem
eigentlichen Tod ihres Mannes mit das
Schlimmste gewesen sein. In einer be-
wegenden Pressekonferenz, in der sie
und Enkes Therapeut Valentin Markser
nur einen Tag nach dem tragischen Frei-
tod über den Seelenzustand des Torhü-
ters sprachen,kam dies deutlich zum Vor-
schein. «Wenn er akut depressiv war,war
das schon eine schwere Zeit.» Dann ha-
ben ihrem Mann derAntrieb und die Hoff-
nung gefehlt. «Dazu kam die Angst, sei-
nen Sport und sein Privatleben zu verlie-
ren», sagte die 33-Jährige. «Wir dachten,
wir schaffen alles. Wir dachten, mit Lie-
be geht das.Aber manchmal schafft man
doch nicht alles!»
Abschiedsworte eines Fans
Heute noch geht es mir nahe, was mit
Robert geschehen ist, und meine Betrof-
fenheit zeigt sich selbst beim Verfas-
sen dieser Zeilen.Als mich die Nachricht
seines Todes erreichte, war ich ebenso
fassungslos wie der Grossteil der Bevöl-
kerung. Gleichzeitig habe ich umden-
ken müssen und sehe den Freitod und die
Krankheit Depression,seit November die-
ses Jahres,aus einem ganz anderen Blick-
winkel.Einem Freund, der ebenfalls kei-
nen anderen Ausweg sah, habe ich des-
halb heute verziehen. Ruhe in Frieden
«Gott brauchte einen Torwart. Er hat den
besten bekommen!»
Sein Freitod erschüttert
die (Fussball-)Welt
Nicole Kettler
redaktion.ch@mediaplanet.com
Ausweglosigkeit
Deutschland
Kurznachrichten
schicksal 1
Dimitri De Fauw
schicksal 2
Gianluigi Buffon
Der belgische Radrennfahrer■■
Dimitri De Fauw beging nur wenige
Tage vor dem deutschen Nationaltor-
wart ebenfalls Selbstmord.De Fauws
Karrierebegann2003beimFarmteam
von Quick-Step-Davitamon, wo er
nochimselbenJahrvierTitelgewann.
Ab Mitte 2004 fuhr der Radrennfahrer
dannfürProfi-Mannschaften.
Der 26. November 2006 brachte al-
lerdingsdieWende.DeFauwsollnach
einem schrecklichen Unfall bei ei-
nem Heimrennen, den Sixdays von
Gent im Jahr 2006, unter Depressio-
nen gelitten haben.Damals kollidier-
teermitdemSpanierIsaacGalvez,der
in eine Bande stürzte und schliess-
lich seinen Verletzungen erlag.Auch
wenn de Fauw keine Schuld getroffen
hat,nahmihndiesesGeschehenstark
mit.Ob sich der 28-Jährige am 6.No-
vember aus diesem Grund das Leben
nahm, ist allerdings nicht eindeutig
bekannt.
Der Juventus-Torhüter Gianluigi Buf-■■
fon gestand in seiner Autobiographie
«Nummer 1», dass er an Depressionen
gelitten hat. «Ich war nicht zufrieden
mit meinem Leben, dem Fussball und
meinerArbeit»,schrieb er.ItaliensWelt-
meister-Torwart litt von Dezember 2003
bisJuni2004anschwerenDepressionen.
In dieser Zeit habe er sich in psycholo-
gische Behandlung begebenen,erklärte
der 30-Jährige. Auch Symptome haben
sichbeiBuffonklarbemerkbargemacht.
So hätten seine Beine plötzlich angefan-
gen zu zittern, beschrieb er in seinem
Buch. Die Angst vor der Teilnahme an
der Europameisterschaft 2004 habe ihn
schliesslich dazu bewogen,seinen Kopf
aus der Schlinge zu ziehen und psycho-
logische Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Auch wenn man reich und berühmt sei,
gebe es Tausende Gründe, depressiv zu
werden. Dank psychiatrischer Unter-
stützung konnte Buffon seine Depressi-
onenallerdingsüberwinden.
schicksal 3
Sven Hannawald
SvenHannawaldnahmbereitsimAl-■■
tervonsiebenJahraneinemSkisprung-
lehrgang teil.Vor elf Jahren gewann er
bei der Skiflug-WM in Oberstdorf so-
wie den Olympischen Spielen in Naga-
no schliesslich erstmals Silber.Im Jahr
2000wurdeerinNorwegenSkiflugwelt-
meister und bei der Ski-WM 2001 gab es
für Hannawald sogar die Goldmedaille.
Es folgten zahlreiche Siege und Medail-
len.Als erster und bisher einziger Ski-
springer gelang es Hannawald,alle vier
Teilwettbewerbe derVierschanzentour-
neeineinerSaisonzugewinnen.ImJahr
2002wurdenseineLeistungensogarmit
derAuszeichnungSportlerdesJahresge-
kürt. Dutzende Siege später wurde vor
fünf Jahren bekannt, dass Hannawald
andemsogenanntenBurnout-Syndrom
gelittenhatteundsichdafürineineSpe-
zialklinik begab. Der damals 31-Jähri-
ge teilte 2005 schliesslich mit, dass er
sichnacherfolgreicherBehandlungdes
BurnoutsnichtmehrdenStrapazendes
Profisports aussetzen wolle,weshalb er
seineKarrierehiermitbeende.
Sport und Depression
Leiden Spitzensport
Kein Platz für Schwächen.
Foto: Dreamstime.com
Robert Enkes tragisches Schicksal■■
ist leider kein Einzelfall. Unter Sport-
lern kommt es trotz Ruhm,Ehre,Anse-
hen und Geld oftmals zu Burnouts,De-
pressionen oder gar Suizid. Sebastian
Deisler von Bayern München machte
seine Krankheit zwar publik, beendete
aber dennoch seine Karriere. Skisprin-
ger Sven Hannawald stieg nach einem
Burnout-SyndromausdemSpitzensport
aus.Dimtri De Fauw nahm sich mit nur
28 Jahren das Leben.Experten glauben,
dass im Spitzensport einfach kein Platz
ist, um Schwäche zu zeigen. Wer diese
zeigt, hat automatisch schon verloren.
Vor dem fürchten sich selbstverständ-
lich viele,halten ihre Probleme geheim
undzerbrechensukzessivedaran.
5. Dezember · 5Eine Themenzeitung von Mediaplanet
Kein Ausweg
Robert Enke fehlten
Antrieb und Hoffnung.
Dazu die Angst alles zu
verlieren.
Foto: Uhlsport GMbH
Als am Abend des 10. November die
NachrichtvomToddesdeutschenTor-
wartsRobertEnkepublikwurde,fuhr
eine Schockwelle durch Deutschland
und die gesamte Fussballwelt. Nur
wenigeStundendanachhatderspani-
scheMeisterundChampions-League-
Sieger FC Barcelona im Camp-Nou-
Stadion eine Schweigeminute für ihr
ehemaligesKlubmitgliedeingelegt.
Nicht nur seine Fans und treuen
Anhänger,nein,auch die Menschen,
welche Enkes erfolgreiche Karrie-
re nur am Rande mitverfolgten,fühl-
ten plötzlich tiefe Betroffenheit. So
verwundert es nicht, dass sich rund
40 000MenscheninderAWD-Arenain
Hannoverversammelthaben,umdem
bewegenden Abschied des erfolgrei-
chenTorwarts beizuwohnen.Tausen-
de Hannover-96-Fans und Hunderte
vonWeggefährtenwarengekommen,
um Robert Enke die letzte Ehre zu er-
weisen.DieAufbahrung des Fussball-
helden wurde schliesslich zur gröss-
tenTrauerfeierDeutschlandsseitdem
TodvonKonradAdenauer,demersten
Bundeskanzler Deutschlands nach
demZweitenWeltkrieg.
Überwältigende Anteilnahme
Fast alle Bundesligisten und zahlrei-
che ausländische Klubs hatten Dele-
gationen nach Hannover geschickt.
Mit Lichtermeeren am Unglücksort
undvordemHannover-Stadionsowie
einem Trauermarsch mit mehr als
35 000 Menschen wurde der Fussbal-
ler geehrt.Auch dem Pastor Heinrich
Plochg ist es zu verdanken, dass die
Gedenkfeier zu einer der bewegends-
tenMomentederDeutschenFussball-
geschichte wurde. Aus der Todesan-
zeige Enkes zitierte er: «Hoffnung ist
nichtdieÜberzeugung,dassetwasgut
ausgeht,sonderndieGewissheit,dass
etwasSinnhat,egalwieesausgeht.»
Kondolenz
Was bleibt, ist
die Trauer
Nicole Kettler
redaktion.ch@mediaplanet.com
Robert Enkes Freitod hat das
Volk bewegt. Rund 40 000
Menschen waren dabei, als
Enkes Sarg in der AWD-Arena
in Hannover aufgebart wurde.
Oft geschieht ein Suizid aus einer
plötzlichen Lebenskrise heraus und
ist keine überlegte Entscheidung.
Deshalb hält PD Dr. med. Urs
Hepp, Chefarzt des Externen
Psychiatrischen Dienstes der Psy-
chiatrischen Dienste Aargau, viel
von einer starken Präventionsstra-
tegie.
Die Schweiz hat eine eher■■
hohe Suizidrate. Warum ist das
so?
!
Wir liegen mit rund 1300 Suizi-
den jährlich im europäischen
Vergleich im oberen Drittel. Seit An-
fang der 80er-Jahre erleben wir aber
einen Rückgang der Suizidzahlen.
Man weiss nicht genau warum,doch
vermutlich sind eine bessere Bera-
tung und Behandlung und weiter-
entwickelte und besser wirkende
Medikamente eine Erklärung.
Ist denn die allgemeine■■
Hemmschwelle für den
Gang zu einer Beratung
gesunken?
!
In den Medien sind psychische
Störungen vermehrt präsent.
Dies erleichtert es Betroffenen, bei
psychischen Problemen Hilfe eher in
Anspruch zu nehmen.
Wo gibt es heute noch■■
Handlungsbedarf?
!
Die Schweiz hat einen liberalen
Umgang mit Schusswaffen.
Schusswaffensuizide sind daher
hier viel häufiger als anderswo in
Europa.
Es braucht also doch■■
strengere Gesetze?
!
Der Zugang zu Schusswaffen
müsste aus unserer Sicht ge-
setzgeberisch erschwert werden.Bei
gefährlichen Medikamenten wurden
beispielsweise die Packungsgrössen
verkleinert – das führte zu einer Re-
duktion von Suiziden durch Vergif-
tungen.
Wird denn insgesamt■■
genug für die Suizidprävention
getan?
!
Ein Beispiel: In die Prävention
vonVerkehrsunfällenwurde auf
verschiedenen Ebenen viel inves-
tiert: Gurten- und Helmtragepflicht,
Geschwindigkeitsreduktion, stra-
ssenbauliche Massnahmen, Schu-
lung der Autofahrer und technisch
sicherere Autos. Das hat die Zahl der
Verkehrstoten massiv gesenkt.Dank
dem Katalysator gibt es übrigens
auch kaum noch Suizide mittels Au-
toabgasen. In der Suizidprävention
bräuchte man ebenfalls wesentlich
mehr Aktivitäten auf verschiedenen
Ebenen.
An welche Massnahmen den-■■
ken Sie konkret?
!
Zunächst die Schaffung nieder-
schwelligerAngebote für psych-
iatrisch-psychotherapeutische Bera-
tung. Es geht darum, psychische Er-
krankungen zu entstigmatisieren.
Mit technischen Massnahmen könn-
ten Hotspots wie Brücken gesichert
werden. Man hat das auch bei der
Münsterplattform in Bern mit einfa-
chen Mitteln erfolgreich geschafft.
Im klinischenAlltag bräuchte es ein-
fache Kontaktangebote für Men-
schen nach Suizidversuchen.Wer ei-
nen Suizid einmal versucht hat, hat
ein massiv höheres Rückfallrisiko.
Warum versuchen Menschen■■
einen Suizid?
!
Oftmals leiden die Betroffenen
an psychischen Erkrankungen,
insbesondere Depressionen. Andere
Menschen entwickeln suizidales
Verhalten als Reaktion auf eine aku-
te Lebenskrise,die sie als auswegslos
erleben.Gerade bei emotional impul-
siven Krisen kann ein erschwerter
Zugang zu Waffen lebensrettend
sein, denn die suizidale Krise geht
meistens rasch vorbei.
Und wie sieht das Leben■■
nach der Krise aus?
!
Die grosse Mehrheit derjenigen,
die ihren Suizidversuch über-
lebt haben, ist froh und überlebt
langfristig. Entscheidend ist, dass
Depressionen und andere psychische
Störungen erkannt und richtig be-
handelt werden und den Betroffenen
entsprechende Hilfe angeboten
wird.
Eine umfangreiche Liste schweiz-
weiter Hilfsangebote findet man auf
der Website www.ipsilon.ch.Als ers-
te Anlaufstelle in einer Krise ist der
eigene Hausarzt jederzeit ansprech-
bar und man kann ihm seine Proble-
me erzählen.
interview
PD Dr. med. Urs Hepp
Chefarzt des Externen Psychiatrischen
Dienstes der Psychiatrischen Dienste Aargau
Alexander Saheb
redaktion.ch@mediaplanet.com
6. 6 · Dezember eine ThemenzeiTung von meDiaplaneT
news
In Mitteleuropa ist jeder achte Mensch
wegen depressiver Erkrankung in Be-
handlung. Die Dunkelziffer dürfte viel
höher sein.Depressionen beeinträchti-
gen nicht nur den Kranken selbst,sein
ganzes Umfeld ist davon betroffen.«Es
gibt nicht die eine Depression,sondern
nur den depressiven Menschen», sagt
Heinz Böker,leitender Arzt für Depres-
sions- und Angstbehandlung an der
Psychiatrischen Uniklinik Zürich. De-
pressionen treten in unterschiedlichen
Formen auf und sie können sich durch
seelische und körperliche Anzeichen
zeigen.DiesereichenvonVerstimmung,
Freud- und Antriebslosigkeit über Kon-
zentrationsschwierigkeiten bis zu
Schlafstörungen und Appetitlosigkeit.
Allen depressiven Erkrankungen gleich
ist,dasskeinAuswegmehrgesehenund
starkansichselbstgezweifeltwird.
Es gibt keinen Schuldigen
Die Ursachen für eine Depression sind
vielfältig. Die «Schuld» kann nicht nur
den Genen gegeben werden: Genetische
Faktoren spielen zwar eine Rolle, be-
günstigen jedoch lediglich die Erkran-
kung unter dem Einfluss von äusseren
Faktoren.Das kann der Tod einer nahe-
stehenden Person genauso wie plötzli-
che Arbeitslosigkeit sein.Zudem gibt es
eine Palette an biologischen Ursachen,
wie Veränderungen des Schlaf-Wach-
Rhythmus oder der Schilddrüsenfunkti-
on.Meist besteht eine Wechselwirkung
zwischen inneren und äusseren Fakto-
ren. Und Depressionen gehen in vielen
Fällen mit anderen psychischen Erkran-
kungen wie Angst- oder Zwangsstörun-
gen einher.Solche können bereits in der
PubertätundimjungenErwachsenenal-
ter entstehen.Deshalb sollte neben den
körperlichenUrsachenauchimmereine
mögliche psychische Erkrankung in der
Vergangenheitbetrachtetwerden.
Hilfe holen
Niemandistdepressiv,nurweilermanch-
malandepressiveVerstimmungenleidet.
Das sind meist nur Warnsignale für Er-
schöpfung oder Überforderung und hier
kann der Betroffene leicht gegensteu-
ern.Jeschwererundlanganhaltenderei-
neDepressionverläuft,destoschwieriger
ist es,alleinwieder hinauszufinden.«De-
pressive Menschen neigen dazu, ihren
Zustand zu verbergen.Sie sind oft über-
aus pflichtbewusst und leiden darunter,
keine Energie aufbringen zu können»,
sagtHeinzBöker.Oftsprechensiemona-
telangnichtüberihreBelastung.
Die Depression ist jedoch nie ein Pro-
blem eines einzelnen, sondern berührt
sein ganzes Umfeld.Familie und Freun-
dereagierenmitzunehmenderSorgeund
kümmern sich vermehrt um den Betrof-
fenen.GutgemeinteRatschlägeerreichen
denDepressivenaberkaumnochundein
GefühlderHilflosigkeitstelltsichein.Die
OhnmachtderNahestehendenkannden
innerenLeidensdruckzusätzlichverstär-
ken. Das Leben in Familie und Partner-
schaft ist mit der Zeit komplett von der
Krankheit geprägt. Um diesen Teufels-
kreis aus Erschöpfung und Machtlosig-
keit zu durchbrechen, ist professionelle
Hilfemeistunerlässlich.
Depression ist menschlich
Depressionen treten in allen Län-
dern, Kulturen und sozialen Schich-
ten gleich häufig auf.Der Umgang mit
der Krankheit ist jedoch kulturell sehr
unterschiedlich. In sogenannten Ent-
wicklungsländern, wo die Alltagsdy-
namik weniger ausgeprägt ist, stehen
die Menschen demThema sehr viel un-
verkrampfter gegenüber. In Industrie-
ländern hingegen steht die Depression
konträr zum kulturell normativen Ver-
halten.Oftwird sie tabuisiert und nicht
zuletzt auchvon den Betroffenen selbst
als Scheitern, Versagen und Unfähig-
keit verstanden. «Deshalb hat Aufklä-
rung eine zentrale Bedeutung», betont
Heinz Böker.«Es gehört zu den Heraus-
forderungen einer Gesellschaft, sich
mit Depressionen auseinanderzuset-
zen und dafür zu sorgen, dass sich de-
pressive Mitmenschen nicht verbergen
müssen.»
wenn sich die
freudeverabschiedet
KaNyama Butz
redaktion.ch@mediaplanet.com
Frage:■■ Wie viele menschen
sind tatsächlich von einer Depres-
sion und depressionsähnlichen
stimmungen betroffen?
Antwort:■■ mehrere hunderttau-
send menschen in der schweiz lei-
den unter Depressionen. inklusi-
ve des umfelds der erkrankten ist
wahrscheinlich wohl mehr als die
hälfte der bevölkerung betroffen.
Mehrere Hundertausend■■
Menschen in der schweiz leiden unter
Depressionen. Wahrscheinlich ist mehr
als die hälfte der Bevölkerung betrof-
fen, inkludiert man das Umfeld der
erkrankten. informationen, ratschläge
und anlaufstellen finden Betroffene auf
internetseiten.
faCts
!
Lesen Sie mehr
im Internet:
www.depression.ch
www.depression.uzh.ch
www.depressionen.ch
Was ist Depression genau■■
und welche Krankheitsstufen und
Symptome gibt es?
Depressionen sind schwerwiegende psy-
chische oder seelische Erkrankungen,
welche sich von vorübergehenden Ver-
stimmungszuständen oder von Phasen
von Trauer,etwa nach dem Verlust einer
geliebten Person,unterscheiden.Die Un-
terscheidungvon solchen normalenVer-
änderungenderGemütslageundDepres-
sionen ist oft nicht einfach,da der Über-
gang fliessend sein kann.Die wichtigen
Symptome einer Depression sind eine
gedrückteGrundstimmung,Antriebsstö-
rungen, Schwierigkeiten, Entscheidun-
genzutreffen,VerlustderFähigkeit,Freu-
de zu empfinden,Konzentrationsstörun-
gen, Schuld- und Minderwertigkeitsge-
fühle sowie oft Angstzustände. Häufige
Zusatzsymptome sind körperliche Miss-
empfindungenwie Schmerzen,Unwohl-
seinsowieStörungendesSchlafsunddes
Appetits.Es gibt wenige Krankheiten in
der Medizin,welche subjektiv für die be-
troffene Person sowie deren Angehörige
so schwerwiegend und häufig so lebens-
bedrohlich sind wie Depressionen. De-
pressionensindmiteineraussergewöhn-
lich hohen Rate an Suizidalität verbun-
den,welche während der Krankheitsepi-
sodeakutistundnachAbklingenderaku-
tenDepressionwiederverschwindet.
Behandlungsmöglichkeiten■■
heute?
Depressionen werden mit psychologi-
schen,biologischen und sozialen Metho-
den behandelt.ModerneTherapien beste-
hen aus einer auf den Patienten oder die
Patientinindividuellmassgeschneiderten
KombinationausPsychotherapie,medika-
mentöserTherapie und sozialer Beratung
und Unterstützung.Wir haben heutzuta-
ge verschiedene wirksame Psycho- und
PharmakotherapieformenzurVerfügung,
welche es uns erlauben,die möglichst für
dieindividuellePersonbesteFormauszu-
wählen.
Wer ist betroffen…■■
Risikogruppe?
DepressionenkönnenjedenMenschentref-
fen,unabhängigvonAlter,sozialemundkul-
turellen Hintergrund,Geschlecht etc.Wir
gehenheutevomsogenanntenbio-psycho-
sozialenEntstehungsmodellaus.Depressi-
onen sind das Resultat einer Wechselwir-
kungzwischenVeranlagungundUmwelt-
einflüssen.Dasbedeutet,dassbeiPersonen
mit einer ausgeprägten Veranlagung für
DepressionenrelativgeringenegativeUm-
welteinflüsseoderLebensereignissegenü-
gen,umeineDepressionauszulösen.
eine ernste krankheit
mp
redaktion.ch@mediaplanet.com
Prof. Dr. med.
Erich Seifritz
Direktor, Klinik für
affektive erkrankun-
gen und allgemein-
psychiatrie Zürich ost;
Psychiatrische Univer-
sitätsklinik Zürich
Depressionen sind mit einer
aussergewöhnlich hohen Rate
an Suizidalität verbunden,
welche während der Krankheits-
episode akut sein kann und
nach Abklingen der Depression
wieder verschwindet.
Prof. Dr. Heinz Böker
leitender Chefarzt an der Psychiatrischen
Uniklinik Zürich
«Depressive
menschen neigen
dazu, ihren
zustand zu
verbergen.»
DEPRESSIon IST
MEnSCHLICH
eine ThemenzeiTung von meDiaplaneT
DEPRESSIon IST
1
SCHRITT
IchwurdeimNovember1994vonderschweren
Krankheit depression,imAltervon49Jahren,überfal-
len.WährendeinerRekonvaleszenz,nacheinerMeniskus-
operation,überfielmicheineinnereUnruhe.Einvorher
niegekanntesGefühl.
Mein leben mit
der Depression
n
achdem dies nicht
nachliess und ich im-
mer mehr Mühe be-
kundete, zur Arbeit zu
gehen, suchte ich am
10.Dezember einen mir
bereits bekannten Psy-
chiater auf.Dieser diagonstizierte sehr
rascheineDepression.
Ichstandplötzlichvoreinermirvöllig
neuen Situation,ich hatte nun den Be-
fund bekommen und natürlich kannte
ich die Krankheit Depression dem Na-
men nach.Aber diese völlig wirren Ge-
fühle von Mutlosigkeit,Ängsten,plötz-
licherTrauerundWeinenstelltenmich,
wie auch meine Familie,vor grosse Pro-
bleme.Besonders für die jüngere Toch-
ter imAlter von 15 Jahren war dies eine
sehrschwereZeit.
Da ich früher ein Morgenmenschwar
und mich nun plötzlich mit dem Prob-
lem des Aufstehens konfrontiert sah,
warderStartindenneuenTageinewah-
reQual!MeineBefindlichkeitverbesser-
te sich stets gegen den Nachmittag hin
undamAbendging’smirmeistensrecht
gut.Doch die Angst,am Morgen wieder
mit den gleichen Problemen konfron-
tiert zu werden, machte das Einschla-
fen auch nicht leichter. In den ersten
paar Monaten konnte ich meistens bis
um zwei oder drei Uhr in der Früh kei-
nen Schlaf finden, und wenn dann der
Wecker sich um 6.00 Uhr meldete,war
ich natürlich dementsprechend müde
und mit diffusen Ängsten konfrontiert.
Der Gang zur Arbeit war stets eine Tor-
tur,Für mich waren die Morgentiefs et-
was sehr bedrückendes.Da auch ich an
mich recht hoheAnsprüche stellte,war
diese Krankheit, welche auch teilwei-
se Hirnstörungen hervorrufen konnte,
ein sehr grosses Problem.Als Buchhal-
ter gilt gegenüber Zahlen die Nulltol-
leranz!Glücklicherweisehatteicheinen
sehr toleranten und auch verständnis-
vollen Arbeitgeber und ich fühlte mich
nicht im Regen stehen gelassen. Mein
Arzt hatte mich 100% krankgeschrie-
ben, aber ich arbeitete meistens voll
durch. Ich traf mit meiner Chefin eine
Vereinbarung,dass,wenn der Druck zu
gross wurde,ich zeitweise frei nehmen
konnte.Da ich nicht in einemTeam ein-
gebunden war,also selbständig arbeite-
te,war diese Lösung optimal.Ich kann
mich erinnern,dass ich mitten im Vor-
mittagdasBüroverliess,nachdemmich
plötzlich eine riesige,innere Unruhe er-
fasste,und soversuchte ich mich im na-
hen Wald etwas zu entspannen.Es war
eine sehr arbeitsintensive Zeit und da
die Einführung der EDV in vollem Gang
war,war der Druck auch entsprechend
hoch.So trat die Depression im dümms-
ten Moment in mein Leben,da ich mit
rund 50 Jahren generell schon mehr
Mühe bekundete mit Neuerungen.Und
auch die internen Schulungen waren
für mich die reinsten Qualen,denn ich
wollte, trotz der Krankheit, möglichst
gleich alles können und setzte mich so-
mitnochbesondersunterDruck.
Ebenso wurde durch die Verantwort-
lichen der Finanzdirektion sehr viel
Druckaufgebaut,indemunsjeweilsbei
den Budgetsitzungen die Zukunft der
StadtLuzerninmöglichstdüsterenPro-
gnosen aufgezeigt wurde. So hiess die
Devisesparen,sparenwoesgeht.
Da ich in meiner Direktion eine
Scharnierfunktion zwischen der FD
und unserer VD innehatte, sollte die-
ser Spardruck auch in den Budgets zum
Ausdruck kommen,und so hatte ich ei-
neneigentlichenZweifrontenkriegaus-
zutragen.Daesmir,imGegensatzzuvie-
lenBetroffenen,nochmöglichwar,mei-
nen geliebten Sport auszuüben,konnte
ich mir eine gewisse Erleichterung ver-
schaffen.Als sehr hilfreich stellten sich
auch die Besuche der Selbsthilfegrup-
pen des Vereins Equilibrium, zuerst in
ZugunddanachinLuzern(wurdedurch
michgegründet),heraus.Esfolgtenzwei
Klinikaufenthalte 1996 und 2003, eine
3-monatige Reha in derTagesklinik des
KantonsspitalsLuzernundzumSchluss
eine50%-IV-Rente.
Dazwischenlageneinabgebrochener
Suizidversuch,ein Herzinfarkt,das Im-
plantieren eines Herzschrittmachers
und sechs Stents.Nach 14 Jahren in der
Depression fühle ich mich seit 4 Mona-
ten von der Krankheit geheilt und bin
ohne Psychopharmaka, etwas Schöne-
resgibteskaum!
«meine befindlich-
keit verbesserte
sich stets gegen
den nachmittag
hin und am abend
ging’s mir meistens
recht gut.»
ansiChten
Personal insight
Forschungsprojekt der
Universität Zürich
Im Rahmen einer Studie■■ des
schweizerischen nationalfonds (snf)
führen wir eine studie zum Vergleich
zweier Varianten von kognitiver Verhal-
tenstherapie gegen Depression durch.
Wir suchen deshalb menschen, wel-
che unter depressiven symptomen
leiden und sich in therapie begeben
wollen.
QUELLE: WWW.DEPRESSIon-PSYCHoTHERAPIE.CH
informationen
Heinz Hunkeler
nach 14 Jahren in der Depression fühle ich
mich seit 4 monaten von der krankheit geheilt.
7. Dezember · 7eine ThemenzeiTung von meDiaplaneT
news
Depressionsexpertin Edith Holsboer-
Trachsler weist auf das Risiko der Al-
tersdepression hin. Denn körperliche
Gebrechen und Depression bedingen
sich gegenseitig.Und die Suizidrate bei
den über 75-Jährigen sei weltweit die
höchste.
Wo liegt der Unterschied■■
zwischen Depression im Alter
und in jungen Jahren?
Bei älteren Menschen stehen körperli-
cheBeschwerdenundkognitiveBeein-
trächtigungen im Vordergrund, des-
halb werden Altersdepressionen oft
verkannt.Angehörige,Ärzte und Pfle-
gepersonen schätzen die bedrückte
Stimmung des Betroffenen oft als «ver-
ständlich» ein.Diesverhindert eine ge-
zielte Behandlung. Die Depression ist
die häufigste psychische Erkrankung
im höheren Lebensalter und stellt den
wichtigsten Risikofaktor für Suizidali-
tät imAlter dar.Weltweit ist die Selbst-
tötungsrate bei den über 75-Jährigen
am höchsten.
Wie stark sind Alters-■■
depressionen verbreitet?
Die frühere Annahme,dass die Häufig-
keit von Depressionen mit zunehmen-
dem Alter abnimmt,wird durch neue-
re Studien nicht gestützt.Sie zeigen mit
zunehmendem Lebensalter eher eine
steigende Diagnosestellung.Zugenom-
men haben vor allem leichtere Depres-
sionen, die die Lebensqualität jedoch
sehrstarkbeeinträchtigen.
Was können die Ursachen■■
sein?
Wichtigste Faktoren sind neu auf-
tretende körperliche Erkrankungen,
Schlafstörungen sowie der Verlust des
Lebenspartners. Hinzu kommt, dass
eine Depression in der Vorgeschich-
te das Demenz-Risiko verdoppelt.Eine
Demenz wiederum ist ein Risikofaktor
fürDepressionen.Ebenfallsbekanntist,
dass jeder zweite Patient nach einem
Schlaganfall und jeder dritte Patient
nach einem Herzinfarkt eine Depressi-
on entwickelt,die dann auch die Prog-
nose der körperlichen Erkrankung be-
einflusst.
Wer ist am stärksten■■
gefährdet?
Am stärksten gefährdet sind Patienten,
bei denen mehrere Faktoren zusam-
mentreffen,insbesondere,wenn sie be-
reitsfrüherunterDepressionengelitten
habenodereinefamiliäreBelastungfür
depressiveErkrankungenbesteht.
Kann Aktivität vorbeugen■■
helfen?
Zahlreiche Studien zeigen, dass geis-
tige und körperliche Aktivität einen
sehr günstigen Einfluss sowohl auf die
Prävention sowie auch auf die Thera-
pie depressiver Erkrankungen im Alter
haben.
Wie bemerken Aussen-■■
stehende, dass ein Mensch an
Depressionen leidet?
Ältere Menschen klagen häufig über
körperliche Beschwerden und Beein-
trächtigungen. Wenn jemand aber
während längerer Zeit bedrückter oder
gereizter Stimmung ist, sich zurück-
zieht,unterSchlafstörungenoderAppe-
titmangel leidet und das Interesse und
die Freude an früher geschätzten Akti-
vitäten verliert, sind das deutliche An-
zeichen.
Wie gut sind die Diagnose-■■
möglichkeiten?
Bei der Diagnose müssen psychische
und körperliche Faktoren berücksich-
tigtwerden,wiezumBeispieldasWech-
selspiel zwischen Depression und De-
menz.AnlaufstellekönnendabeifürBe-
troffene und Angehörige der Hausarzt
sowieauchspezialisierteZentrensein.
Und wie lässt sich die■■
Altersdepression behandeln
und heilen?
Ältere Menschen profitieren besonders
von den Innovationen der letzten Jahre
im psychiatrisch-therapeutischen Be-
reich.Die Einführung besser verträgli-
cher Medikamente ermöglicht bei jün-
geren und älteren Patienten vergleich-
bar gute Behandlungserfolge.Auch Psy-
chotherapieistimhöherenLebensalter
genauso wirksam wie in anderen Le-
bensabschnitten.
Besteht nicht doch ein■■
Unterschied der Heilung-
chance im Vergleich zu
jüngeren Personen?
GrundsätzlichsinddieTherapiengleich
gut wirksam. Im Alter besteht aber ei-
ne grössere Gefahr,dass die Depression
chronisch verläuft. Schuld daran sind
der meist spätere Behandlungsbeginn
und die oft auch unzureichende Be-
handlung.Weiter bestehende Restsym-
ptome–besondersSchlafstörungen–er-
höhen das Risiko für ein Wiederauftre-
ten der Depression.Das Zusammenwir-
kenmitanderenErkrankungensteigert
die Gefahr der Chronifizierung zusätz-
lichundverschlechtertdiePrognose.
Weshalb ist Altersdepression■■
noch immer ein Tabuthema?
Das Wissen über psychische Erkrankun-
genundDepressionimBesonderenistin
den letzten Jahren gestiegen.Trotzdem
erleben Betroffene und Angehörige teil-
weisenochimmereineAngstvorStigma-
tisierung.Viele Menschen erwähnen aus
SchamoftnurdiekörperlichenBeschwer-
den,wasdiefrühzeitigeErkennungeiner
Depressionerschwerenkann.
alter schützt nicht vor Depression
KaNyama Butz
redaktion.ch@mediaplanet.com
Frage:■■ ist eine getrübte
stimmung im alter normal?
Antwort:■■ nein, sie wird nur als
verständlicher hingenommen,
weshalb eine Depression im alter
oft nicht erkannt wird.
publireporTage
Sensibilisieren und aufklären
hilft BetroffenenDie dänische Firma Lundbeck ist spezialisiert auf die Entwicklung von Medikamenten gegen Depressionen und ähnliche
Krankheiten. Rico Nil von Lundbeck Schweiz über die Stigmatisierung der Betroffenen und die Skepsis gegenüber seiner
Branche.
Herr Nil, Sie arbeiten seit über 20 Jahren in der
Entwicklung und Herstellung von Medikamen-
ten zur Behandlung von Depressionen und
anderen psychischen Erkrankungen.Was hat
sich in dieser Zeit verändert?
Unsere Arbeit ist aufwändiger geworden, aber
auch sicherer. Früher konnte man sich die
Wirksamkeit eines Medikamentes relativ einfach
von einem Forscher bescheinigen lassen, der
Tests an einigen wenigen Patienten durchführte.
Heute sind die Zulassungsverfahren zu Recht
sehr streng.
Lundbeck bezeichnet sich als forschungsorien-
tiertes Unternehmen.Was heisst das?
Wir entwickeln neue, eigene Präparate und
betreiben dazu intensive Forschung. Uns geht es
darum, die Therapiemöglichkeiten zu verbes-
sern und Substanzen mit neuen und besseren
Wirkungen auf den Markt zu bringen.
Wo sitzt denn die Ursache einer Depression?
Vereinfacht gesagt: Depressionen sind Stoffwech-
selkrankheiten im Gehirn, die auf das Gemüt
schlagen.
Kann es jeden treffen?
Es gibt gewisse genetische Veranlagungen, die
im Zusammenspiel mit Ereignissen im Leben
zur Erkrankung führen können. Die Frage nach
den Ursachen ist um einiges komplexer, als man
lange Zeit dachte, und bedarf noch intensiver
Forschung. Wir leisten einen kleinen Beitrag
mit unserem Preis, den wir für herausragende
klinische Forschung auf dem Gebiet der Erkran-
kungen des zentralen Nervensystems verleihen.
Die letzte Preisträgerin hat Unterschiede in den
Hirnfunktionen von Depressiven und gesunden
Menschen untersucht.
Was macht die Krankheit für Betroffene so
schwierig?
Depressionen werden oft nicht als Krankheit
begriffen. Im Gegensatz zu jemandem mit einem
gebrochenen Bein sieht man einer depressiven
Person von aussen nicht an, dass sie krank ist.
Und während man nach einem Herzinfarkt viel-
leicht sogar als heldenhaftes Arbeitstier dasteht,
haftet Depressionskranken noch immer der
Nimbus des Versagers an. Dieser Stigmatisierung
wollen wir entgegenwirken.
Was können Sie da tun?
Zwei Mal im Jahr geben wir das Magazin «Wen-
depunkt» heraus. Es richtet sich an Patienten
sowie deren Angehörige und liegt in Arztpraxen
und psychiatrischen Kliniken auf. Im «Wen-
depunkt» äussern sich Betroffene und medizi-
nische Fachspezialisten zu Erkrankungen des
zentralen Nervensystems im weiteren Sinne.
Stehen dahinter auch wirtschaftliche Interessen?
Sehen Sie, wir hätten den besseren Effekt, wenn
wir das Geld für den «Wendepunkt» in direkte
Werbung investieren würden. Aber wir wollen
mehr sein als blosse Pillenverkäufer. So füh-
ren wir zum Beispiel Weiterbildungsseminare
für Hausärzte und Psychiater durch, in denen
Forschungserkenntnisse mit Erfahrungen aus
der Praxis zusammengebracht werden. Mit
einer Zürcher Klinik organisieren wir Vorberei-
tungsseminare für junge Ärzte, die sich auf die
Psychiatrie spezialisieren wollen.
Was ist wichtiger bei der Behandlung einer
Depression: Medikamente oder eine Psychothe-
rapie?
Die Frage ist falsch gestellt. Das ist eine Ergän-
zung, kein Konflikt. Es kommt auch auf den
Grad der Erkrankung an. Schwer depressive
Patienten sind oft gar nicht ansprechbar, dort
kann die Medikation eine Voraussetzung sein
für die Psychotherapie. Grundsätzlich geht es
darum, die Patienten so schnell wie möglich aus
ihrer Depression herauszuholen. Dabei ist das
Medikament ein wichtiges Instrument unter
vielen, die dem Arzt zur Verfügung stehen.
Mit Information zur Entstigmatisierung
Das Pharmaunternehmen Lundbeck ist spezialisiert auf die
Entwicklung und Herstellung von Medikamenten gegen
Depressionen und andere Erkrankungen des zentralen
Nervensystems. Lundbeck kümmert sich aber nicht nur
um Innovationen im medizinischen Bereich. «Uns ist es
wichtig, der gesellschaftlichen Stigmatisierung von De-
pressionen entgegenzuwirken», sagt Rico Nil, medizinisch-
wissenschaftlicher Leiter bei Lundbeck Schweiz.
Um Betroffene zu informieren und die Öffentlichkeit zu
sensibilisieren, gibt Lundbeck zwei Mal pro Jahr das Patien-
tenmagazin «Wendepunkt» heraus. Darin werden Erkran-
kungen des zentralen Nervensystems im weiteren Sinne
behandelt. Neben medizinischen Fachpersonen berichten
häufig auch Betroffene von ihren Erfahrungen mit Depres-
sionen, Burnout, Angst oder Suizid in der Familie. Auch al-
ternative Therapien werden vorgestellt, etwa die Lichtthe-
rapie oder die heilsame Wirkung künstlerischer Betätigung
nach der Bewältigung einer Depression.
In der aktuellen Ausgabe thematisiert «Wendepunkt» zum
einen das erhöhte Risiko von Betroffenen, auch körperlich
zu erkranken. Zum anderen geht sie auf dasThema Burnout
ein, gerade in Zeiten vonWirtschaftskrise und Stellenabbau
aktuell.
«Wendepunkt» liegt kostenfrei in Arztpraxen auf oder kann
unter www.depression.ch gratis bezogen oder abonniert
werden.
Amir Ali
Es richtet sich an Patienten sowie deren Angehörige und liegt in
Arztpraxen und psychiatrischen Kliniken auf. Im «Wendepunkt»
äussern sich Betroffene und medizinische Fachspezialisten zu Er-
krankungen des zentralen Nervensystems im weiteren Sinne.
c o m p e t e n c e i n c n s
Zur Person:
Der Neurobiologe Rico Nil ist medizinisch-wissenschaft-
licher Leiter von Lundbeck Schweiz und Privatdozent an
der ETH Zürich.
Edith Holsboer-
Trachsler
stellvertretende chef-
ärztin der erwachse-
nenpsychiatrie so-
wie bereichsleiterin
der abteilung für De-
pressionsforschung,
schlafmedizin und
neurophysiologie
an den universitären
psychiatrischen klini-
ken basel.
Johannes Beck
oberarzt am
zentrum für affek-
tive krankheiten
Depression der upk
basel.
Risikofaktoren
Erkrankungen■■ die als biologische
Veränderungen ursächlich wirken
können.
Spannungen■■ mit angehörigen, die
unter sozialem aspekt Belastungsfak-
toren darstellen.
Aus psychologischer Hinsicht■■
erhöhen selbstunsicherheit und Ver-
letzbarkeit das Depressionsrisiko.
Tod des Lebenspartners,■■ Verzicht
auf frühere Beschäftigungsmöglichkei-
ten und andere Verlustsituationen sind
als weitere auslöser auszumachen.
faCts
8. 8 · Dezember eine ThemenzeiTung von meDiaplaneT
news
sanatoriumKILCHBERG
PRIVATKLINIK FÜR PSYCHIATRIE
UND PSYCHOTHERAPIE
Burnout
DIE TOTALE ERSCHÖPFUNG
Das Sanatorium Kilchberg bietet Ihnen Ruhe, Kompetenz und persönliche
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Wenn Sie aus Begeisterung und Pflichtbewusstsein über Ihre Grenzen gehen, macht sich
irgendwann körperliche und seelische Erschöpfung breit. Es wird immer schwerer sich zu
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Inserat-TA-Burnout-Sonderbeilage.qxd:AD-SK-Burnout 10.12.2009 16:51 Uhr Seite 1
Wer eine Nacht durchgearbeitet hat,
brüstet sich dessen nicht selten. An-
erkennendes Kopfnicken belohnt die
besondere Einsatzbereitschaft. Doch
die Schattenseite der Leistungsfä-
higkeit ist nicht weit: Immer mehr
fühlen sich ausgebrannt und erkran-
ken an Burnout.In einer Umfrage des
Schweizer Staatssekretariats fürWirt-
schaft SECO im Jahr 2003 gaben noch
26.6 Prozent der Befragten an, sich
häufig bis sehr häufig gestresst zu
fühlen,2009 sind es bereits 41 Prozent.
Zu diesem Zeitpunkt sprachen sogar
schon 21 Prozentvon Erschöpfung.Au-
sser Acht gelassen werden darf auch
bei der Sensibilität des Themas kei-
neswegs, dass für die Wirtschaft Fol-
gekosten entstehen. Die Konsequenz
soll dem Arbeitnehmer zugutekom-
men: FlexiblereArbeitszeiten,Jobsha-
ring,Teleworking oder institutionali-
sierte Weiterbildungsmassnahmen
sind keine Seltenheit mehr.
Krankheit mit vielen
Gesichtern
Ein Burnout ist nicht durch ein be-
stimmtes Symptom zu definieren.
Vielmehr ist es ein Erschöpfungs-
syndrom, das sich über längere Zeit
schleichend entwickelt und viele Ge-
sichter trägt. Die Betroffenen ver-
nachlässigen immer mehr ihre eige-
nen Bedürfnisse und schränken ihren
sozialen Kontakt ein.Zu wenig Schlaf
und unregelmässiges Ernährungsver-
halten signalisieren manchmal schon
einen Eintritt in den Teufelskreis.
Barbara Hochstrasser, Chefärztin der
psychiatrischen Privatklinik Meirin-
gen,formuliert eine einfache und zu-
gleich schwierige Regel: «Wichtig ist,
dass Phasen hoher Belastung stets im
Gleichgewicht mit Entspannung ste-
hen.» Eine schlechte Work-Life-Ba-
lance gefährdet die Gesundheit. Wer
nicht mehr in der Lage ist,sich zu er-
holen, könnte in die Burnout-Falle
rutschen. Und dann hat der Betroffe-
ne mit einem Bündel von Symptomen
zu kämpfen: von Nervosität, Nieder-
geschlagenheit, Erschöpfung, Schlaf-
und Konzentrationsstörungen über
Selbstzweifel, Motivationsverlust
oder Aggressivität bis hin zu Schwin-
del, Kopfschmerzen, Herzrasen und
Bluthochdruck.
Veränderung ansprechen
Selbst die Lage zu erkennen,ist meist
schwierig. Umso entscheidender ist
es,dass Aussenstehende die Verände-
rung ansprechen. «Häufig eckt man
dabei zwar an, trotzdem ist es wich-
tig.Man muss nur aufpassen,die Per-
son nicht in eine Ecke zu drängen,
sondern zu erklären, weshalb man
sich sorgt und Hilfe anbietet», sagt
Hochstrasser.
Manchmal hilft es schon,wenn der
Betroffene mitVertrauten einfach nur
über seine Belastung sprechen kann.
Auch, wenn die Ansprechperson kei-
ne Ratschläge hat, kann sie doch ei-
ne andere Sicht auf die Dinge vermit-
teln. Auf lange Sicht sind Angehöri-
ge aber nicht selten mit der Situation
überfordert.Es ist auch nicht ihreAuf-
gabe, die Probleme zu lösen. Sie leis-
ten schon allein ihren Beitrag,indem
sie den Ausgebrannten begleiten und
ihm das Gefühl geben,da zu sein.
Professionelle Hilfe
Professionelle Hilfe ist ab einem be-
stimmten Punkt auch deshalb so
wichtig, weil für Ungeschulte die Li-
nie zwischen Burnout und Depres-
sion kaum erkennbar ist. Zahlreiche
Symptome überschneiden sich und
die Betroffenen fühlen sich gleicher-
massen antriebslos.Während sich der
Begriff Burnout mehr auf Ursachen
wie übermässige Stressbelastung be-
zieht, beschreibt Depression jedoch
einen veränderten Gemütszustand.
Was dieTrennung noch erschwert,ist,
dass schweres Burnout mit einer De-
pression verknüpft sein kann.
Leidet der Betroffene unter sehr
starken Symptomen, ist der Gang zu
einem psychologisch geschulten Be-
rater jedoch unausweichlich.Körper-
liche Symptome wie Herzrasen oder
Bluthochdruck bedürfen zudem oft
medizinischer Behandlung. Es emp-
fiehlt sich, zuerst den Hausarzt zu
kontaktieren und ihm die Symptome
zu schildern.Er kann eine erste Hilfe-
stellung bieten und die Überweisung
an einen Spezialisten veranlassen.
KaNyama Butz
redaktion.ch@mediaplanet.com
BURnoUT –
HAT VIELE
GESICHTER
eine ThemenzeiTung von meDiaplaneT
BURnoUT –
2
SCHRITT
BURNOUTIST
KEINE MODE-
ERSCHEINUNGFrage:■■ Wo liegt eigentlich der
gravierendste unterschied zwi-
schen Depression und burnout?
Antwort:■■ sehr stark vereinfacht
könnte man sagen: ein lottogewinn
von 10 millionen Dollar könnte ei-
nem menschen normalerweise aus
einem burnout-prozess heraushel-
fen — einem Depressiven (im klini-
schen sinne) dagegen nicht.
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Stress uns nie-
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9. Dezember · 9Eine Themenzeitung von Mediaplanet
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Wie kann zwischen einer■■
vorübergehenden Phase von
Müdigkeit und einem nahenden
Burnout unterschieden werden?
Der Unterschied ist schwer erkennbar.Ei-
ne gewisse Stressbelastung gehört zum
Leben.InlängerenStressphasenkommen
körperliche Symptome wie Kopfschmer-
zen,VerspannungenoderSchlafstörungen
dazu.Wenn die Befindlichkeit jedoch von
Stress-Symptomen komplett beherrscht
wird,sprichtmanvonBurnout.
Aber so weit muss es nicht■■
kommen …
Stimmt.Wichtig ist,Körper und Geist ge-
nug Zeit zur Regeneration und Entspan-
nung zuzugestehen. Spätestens, wenn
sichjemandüberNachtoderwährenddes
Wochenendes nicht mehr von der Belas-
tungdesAlltagserholenkann,sollteetwas
unternommenwerden.Betroffenekönnen
sich oftmals nicht einmal mehr während
der Ferien regenerieren. Manchmal ver-
schlimmertsichihrZustanddannsogar.
Phasen von Stress sind kaum■■
zu vermeiden. Worauf sollte in
besonders anspruchsvollen
Lebenslagen geachtet werden?
Je grösser die Belastung,umso wichtiger
ist es,eine gute Work-Life-Balance zu fin-
den. Das heisst beispielsweise, für genug
Schlaf zu sorgen,Raum für Entspannung
zuschaffenodersichmitetwaszubeschäf-
tigen,dasKraftgibt.DassozialeUmfeldund
die Unterstützung in Familie und Freun-
deskreis spielen eine nicht zu unterschät-
zendeRolle.WerRückhaltspürtundWert-
schätzungerfährt,erträgtStressundhohe
Anforderungenvielbesser.
Wie reagiert man richtig auf ein■■
Burnout?
Hochstrasser:ZuerstmusssofortderStress
reduziert werden.Bei einem Zusammen-
bruchsolltederBetroffenesogarfüreinige
Zeit ganz aus demArbeitsprozess ausstei-
gen.Es ist jedochwichtig,nicht gar nichts
mehrzutun,sondernnachundnacheinen
AusgleichzwischenAktivitätundEntspan-
nungzuschaffen.Zudemistesratsam,psy-
chologischeBeratunginAnspruchzuneh-
men und sich mit der Situation auseinan-
derzusetzen. Es sollte ergründet werden,
weshalb es zum Zusammenbruch gekom-
men ist und was imAlltag verändert wer-
den kann,um zukünftig die Belastung zu
reduzierenoderandersdamitumzugehen.
In schweren Fällen muss unbedingt auch
einemedizinischeAbklärungundBehand-
lungstattfinden.
Wie lange dauert die Heilung■■
eines Burnouts und besteht die
Gefahr eines Rückfalls?
Das ist unterschiedlich je nach Schwere-
grad.BeieinemleichterenBurnoutdauert
die Regeneration etwa ein halbes Jahr.In
schwerenFällenkannesbiszuzweiJahre
dauern,bis jemand wieder voll zurück ist.
Die Rückfallgefahr hängt stark davon ab,
wie jemand reagiert.Wichtig ist,dass der
BetroffeneeinfürsichstimmigesRessour-
cenmanagement entwickeln kann und
fürAusgleichsorgt.Werjedochwiedervoll
einsteigt und nichts verändert,wird sich
schnellwiederausgebranntunderschöpft
fühlen.
Bei mehr Stress
für mehr
Ausgleich sorgen
Kanyama Butz
redaktion.ch@mediaplanet.com
Ein Burnout-Syndrom, das
Gefühl des Ausgebrannt-Seins,
kann jeden treffen. Barbara
Hochstrasser, Chefärztin der
psychiatrischen Privatklinik
Meiringen, erklärt, wie es da-
zu kommen kann und welche
Gegenmassnahmen wirkungs-
voll sind.
Barbara Hochstrasser
ChefärztinderPrivatklinikMeirin-
genundanmehrerenInstitutio-
neninderWeiterbildungtätig.Sie
hatinderPrivatklinikMeiringen
einintegriertesBehandlungspro-
grammfürPatientinundPatienten
miteinemErschöpfungssyndrom
(Burnout)entwickelt.
Work Life Balance
Wichtig ist, dass Phasen
hoher Belastung im
Ausgleich mit
Entspannung stehen.
Foto: BArbara Hochstrasser
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«Personen, die in der Öffentlichkeit
stehen,erlebeneinengrossenDruck»,
sagt Expertin Barbara Hochstrasser.
«Es werden sehr hohe Erwartungen
an sie gestellt. Das braucht enorme
mentale Kraft.» Nicht jeder in Show-
business,Sport und Politik fühlt sich
den hohen Anforderungen stets ge-
wachsen.
Robbie Williams musste 2007 we-■■
gen Burnout und Depression eine
ganzeTourneeabsagen.
ÄhnlichergingesMariahCarey,die■■
sichwegengrenzenloserErschöpfung
selbstineineKlinikeinweisenliess.
VoreinigenJahrenlittauchTrainer■■
Ottmar Hitzfeld am Burnout-Syn-
drom und kehrte erst nach einer gut
zweijährigenAuszeitzurück.
Fernsehkoch Tim Mälzer litt 2006■■
an Burnout und hat seitdem sein
Lebenkomplettumgekrempelt.
Berufsrisiko Burnout?
Ob Angehörige bestimmter Berufs-
gruppenöftervomBurnout-Syndrom
betroffen sind als andere,ist nicht er-
wiesen. «Es gibt jedoch tendenziell
Berufsgruppen, deren Risiko weni-
ger hoch ist»,weiss Expertin Barbara
Hochstrasser.VorallemPersonen,die
inhandwerklichenBerufentätigsind,
seien grundsätzlich weniger betrof-
fen. Die grösste Anzahl an Burnout-
Betroffenen findet sich im mittleren
Management- und Kaderbereich so-
wie bei Inhabern oder Geschäftsfüh-
rern von KMU-Betrieben. Dies liegt
vorallemdaran,dassindiesenBerufs-
gruppen die Anforderungen an Ent-
scheidungskraftundDurchsetzungs-
vermögen sehr hoch sind.Von Perso-
nen in leitender Positionwird erwar-
tet,dass sie ihre Mitarbeiter motivie-
ren.Soerfahrensieselbermeistwenig
Anerkennung.Doch auch im Sozial-
bereichistBurnoutkeineSeltenheit.
Burnout-Promis/Berufe
Prominent und
ausgebrannt
Kanyama Butz
redaktion.ch@mediaplanet.com
Auch Prominente sind vor
einem Burnout nicht ge-
feit. Im Gegenteil, ein Leben
im Rampenlicht macht für
Burnout besonders anfällig.
10. 10 · Dezember Eine Themenzeitung von Mediaplanet
Das leben im Griff
Wissen, wie mit der Angst
umgehen.
Foto: Istockphoto.com
DasGefühlderMüdigkeitoderErschöpfungkennenalle.AberwenndieseMüdigkeitin
Hilflosigkeit,Frustration,Angstzuständemündetodergarzurvölligen Zerrüttung
der Seeleführt,bekommtderZustandplötzlicheinenNamen:Burnout.RolandBart
kenntdieseSituation,dochfanderglücklicherweisezurückinsLeben.
personal insight
Gefangen im Dunkeln
S
teigende Unfähigkeit,
negative Emotionen wie
Unlust, Angst, Enttäu-
schung, Scham oder Är-
gersinddieständigenBe-
gleitervon Burnout-Pati-
enten.Auch Roland Bart
kämpfte mit diesen Gefühlen. Freude,
Stolz und Power koppelten sich immer
mehr ab.Ein Zustand innerer Leere und
dieAngst,zu versagen,machten sich bei
ihm breit.Es gab für ihn nur noch einen
Ausweg:eineTherapie.
Totale Überbelastung
Angefangenhatteallesvorzirka13Jahren.
RolandBarthattealsstudierterElektroin-
genieur beruflich enormen Stress,fühlte
sichabundzuüberfordert,dieProjektlei-
tung und die damit verbundene Verant-
wortung machten ihm zu schaffen. Da-
zukamdieWeiterbildung.Nebstderhun-
dertprozentigenTätigkeitgingerzweibis
dreiMalproWocheindieSchule.DieDop-
pelbelastung hinterliess ihre Spuren.Da-
zu kamen private Probleme und das Prä-
sidentenamt in einem Sportverein. An-
fangswiesihnseineFraudaraufhin,dass
mitihmetwasnichtmehrstimme.Dann
kamdervölligeZusammenbruch.
Die Folge: Arbeitsunfähigkeit
Drei Wochen verbrachte Roland Bart in
einer Klinik. «Aber ich fühlte mich dort
nichtwohl»,erzählt der heute 53-Jährige.
Erstaunlicherweisegingerdanachsofort
wiederzurArbeit,allerdingsnurnochmit
einem50-Prozent-Pensum.SeinArbeitge-
ber zeigte grosses Verständnis,besprach
mit ihm Möglichkeiten anderer Aufga-
ben.DochnachweiterendreibisvierAus-
fällen, die ihn zu längerer Arbeitsunfä-
higkeit zwangen,handelten seineVorge-
setztendoch.BartmachtesichaufdieSu-
chenacheinemanderenJob,docherwies
sichdasalsunmöglich.«IchhatteVorstel-
lungsgespräche – und ging einfach nicht
hin»,soBart.Erkonntesicheinfachnicht
aufraffenundTerminewahrnehmen.
Flucht in die Dunkelheit
Roland Bartwar nicht mehr fähig,die ei-
genen Leistungsquellen in kurzer Zeit
wieder aufzutanken.Die Batterien blie-
ben leer.«Ich entwickelte gegen alle ein
Misstrauen. Ja sogar gegenüber meiner
Familie und meinen Angehörigen», er-
zählt Bart. Er sah alles nur noch nega-
tiv,hatte Schamgefühle,war oft wie ge-
lähmt.Er verbarrikadierte sich im dunk-
len Zimmer, fühlte sich niedergeschla-
gen,kämpfte mit der Angst vorm Versa-
gen.Und der Angst,ausgegrenzt zu wer-
den. «Auch mit Schwächezeigen, hatte
ich grosse Mühe.Oder nein zu sagen».Es
waren alles typische Anzeichen,die auf
einBurnouthinwiesen.
Einziger Ausweg:
die Gesprächstherapie
Und so gab es für Bart nur noch einen
Ausweg: eine Therapie. Bart entschied
sich für die Gesprächstherapie.«Anfangs
haben wir mein Geschäftsleben analy-
siert,dannkamenprivateAngelegenhei-
tendazu»,erzählter.Allesseiinganzklei-
nen Schritten vorwärts gegangen.Auch
dasAusprobierenvonMedikamentensei
ein langer Prozess gewesen.Irgendwann
konnteRolandBartseineArbeitstätigkeit
wieder aufnehmen. Schritt für Schritt
fand er ins gesellschaftliche Leben zu-
rück,leitete sogar während fünf Jahren
eine Selbsthilfegruppe. Die Wiederein-
gliederung in ein geregeltes System be-
zeichnet Bart als schwer.«Ich hatte ein
schlechtes Gewissen gegenüber den Ar-
beitskollegen.»Dochdiesezeigtenglück-
licherweise grosses Verständnis. «Die
Leute kamen auf mich zu,fragten nach
und erzählten von eigenen Erfahrungen
ausihremFamilienkreis.»
Das Leben wieder im Griff
Seit 2000 arbeitet Roland Bart wieder
hundert Prozent.Bei seinem bisherigen
Arbeitgeber.Allerdingsineinemanderen
Aufgabenbereich, mit weniger Verant-
wortung.«Ich erledige Arbeiten,die teil-
weise nicht meinem Ausbildungsstand
entsprechen,doch sehe ich das mittler-
weile locker»,so Bart.Ab und zu spürt er
wiederdieAngst.HeuteabermehrinBe-
zug auf die Arbeitsplatzsicherheit.Denn
auch seine Firma blieb vor einem Abbau
nichtverschont.Dochweisserheutemit
derAngst besser umzugehen.Überhaupt
kennterheutekeinegrösserenProbleme
mehr.Nur ab und zu beschleicht ihn ein
kleines Tief,das er aber gut im Griff hat.
Die medikamentösen Stimmungsstabi-
lisatoren helfen ihm dabei. Hinter ihm
liegen wahrlich schwere Zeiten, nebst
Burnout auch die Trennung von seiner
Frau.DochBartblicktoptimistischindie
Zukunft: «Meine Arbeit wird geschätzt,
unddasistwichtigfürmich.»
«Ich entwickelte
gegen alle ein
Misstrauen. Ja
sogar gegenüber
meiner Familie
und meinen
Angehörigen»
Information
Dr. med. Stephan N. Trier
studierte in Zürich und Wien Medizin und ist
Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Er
ist ärztlicher Direktor der Privatklinik Aadorf.
Wie erkennt man■■
ein Burnout?
!
Es gibt drei zentrale Merkma-
le, die das Krankheitsbild
kennzeichnen: anhaltende emoti-
onale Erschöpfung, das Gefühl,
dass die eigene Arbeit ineffektiv
und sinnlos geworden ist, sowie
oft der Widerwille gegen die Men-
schen, die einem am Arbeitsplatz
begegnen.In der Folge entwickeln
sich meist depressive Symptome
und Angstsymptome. Diese kön-
nen sich als körperliche Sympto-
me manifestieren wie Schlafstö-
rungen, Kopfschmerzen, Schwin-
del, Magen-Darm-Beschwerden,
häufige Erkältungen oder grippale
Infekte.
Was raten Sie■■
Betroffenen?
!
Ein grosses Problem ist, dass
Betroffene oft zu lange war-
ten, bis sie professionelle Hilfe in
Anspruch nehmen, oder sogar
ganz darauf verzichten. Das birgt
die Gefahr langer Krankheitspha-
sen mit damit verbundener Ar-
beitsunfähigkeit. Die Klärung der
spezifischen Schwierigkeiten soll-
te in einem Gespräch mit einem
professionellen Partner erfolgen.
Ziel ist die individualpsychologi-
sche und sozialpsychologische
Konfliktbewältigung. Auch eine
Paar- oder Familientherapie kann
sinnvoll sein. Bei einem ausge-
prägten Burnout-Syndrom mit
lang andauernder Arbeitsunfähig-
keit ist meist eine stationäre Be-
handlung in einer spezialisierten
Klinik nötig.
Was kann der Betroffene■■
gegen einen Rückfall tun?
!
Die Work-Life-Balance sollte
ausgeglichen sein. Essenziell
dabei ist, keinen negativen Stress
zu erleben. Auch ein gesunder Le-
bensstil, die Sensibilität gegen-
über den eigenen Bedürfnissen,
ein optimiertes Stress- und Zeit-
management helfen.Wichtig sind
die Stärkung der fachlichen und
sozialen Kompetenzen und das
Ausarbeiten von Konfliktlösungs-
strategien. Letzteres erfolgt meist
im Rahmen einer Psychotherapie.
Wie können Familie und■■
Freunde helfen?
!
Nahe Bezugspersonen sind
bei Menschen mit psychi-
schen Problemen eine wichtige
Ressource. Die Unterstützung in
Krisen ist zentral. Es besteht aber
die Gefahr, dass Angehörige und
Freunde therapeutische Funktio-
nen übernehmen, was für beide
Seiten kontraproduktiv ist. Der
frühe Einbezug professioneller
Hilfe ist prioritär.
Frage Antwort
Nathalie Schoch
redaktion.ch@mediaplanet.com
Annekatrin Kaps
redaktion.ch@mediaplanet.com
Roland Bart
blickt optimistisch in die Zukunft: «Meine Arbeit
wird geschätzt, und das ist wichtig für mich.»
11. Dezember · 11Eine Themenzeitung von Mediaplanet
publireportage
news
Klinik Schützen Rheinfelden
Stationäre Therapie für Burnout-Patienten
M
anchmal brennen Menschen
ausundbrauchenHilfe.Beiei-
nem fortgeschrittenen Burn-
out ist eine stationäre medizi-
nische und soziale Unterstüt-
zung notwendig. Die Klinik Schützen Rhein-
felden, spezialisiert auf Psychosomatik und
Medizinische Psychotherapie, bietet Burnout-
Patienten eine intensive, vielseitige und indivi-
duell abgestimmte Therapie.
Burnout ist ein seelischer und körperlicher
Erschöpfungszustand mit Krankheitswert,
hervorgerufen durch eine grosse äussere Be-
lastung, meist bei der Arbeit. Die Betroffenen
haben immer weniger Energie, können sich
nur mit Willenskraft motivieren und kaum
mehr erholen. In der Folge fehlt es an Tat-
kraft, Kreativität und Freude. Aufmerksam-
keit, Konzentration und Leistungsfähigkeit
nehmen ab, die Betroffenen sind nicht mehr
arbeitsfähig. Aus medizinischer Sicht liegt
häufig eine Depression vor.
Reicht es bei einem leichten Burnout, die
Belastungssituationen zu reduzieren und
Erholung und Ausgleich zu ermöglichen, so
hilft bei einem fortgeschrittenen Burnout
nur noch eine sachgerechte stationäre Thera-
pie, in der Regel von vier bis sechs Wochen
Dauer.
In der Klinik Schützen in Rheinfelden küm-
mern sich Ärzte, Psychologen, Ausdrucks-
und Körpertherapeuten sowie Pflegefachleute
um die Patientinnen und Patienten. Sie bie-
ten eine intensive, vielseitige und individuell
abgestimmte Diagnostik und Behandlung:
Einzel- und Gruppengespräche, Entspan-
nungstechniken, Methoden für Körper- und
Selbstausdruck sowie Trainings für neue Ver-
haltensmuster.
Ein weiterer wichtiger Erfolgsfaktor und ide-
ale Voraussetzung für Behandlung, Genesung
und Auftanken ist die Einbettung der Klinik
Schützen in ein Drei- respektive Vier-Sterne
Hotel mit wunderschönen Parkanlagen.
In einer ersten Therapiephase wird die Ent-
lastung von der Arbeit zur Erholung und Re-
generation genutzt. Die körperlichen Symp-
tome werden mit stützenden Psychotherapien
sowie nötigenfalls mit Medikamenten behan-
delt. Körperorientierte Behandlungen wie
Physiotherapie, Bewegungstherapie und Fit-
nessaufbau, Kunst- und Musiktherapie sowie
Entspannungstrainings sind ebenfalls wich-
tige Elemente des Therapiekonzepts.
In einer nächsten Therapiephase geht es
darum, belastende Situationen am Arbeits-
platz und eigene innere Burnout-fördernde
Haltungen abzubauen. Mit Hilfe der Thera-
peuten lernen die Patientinnen und Patienten,
sowohl während des stationären Aufenthalts
als auch in der nachfolgenden ambulanten
Behandlung, Belastungssituationen zu erken-
nen und zu verändern, neue Verhaltensmus-
ter einzuüben und erzielte Fortschritte zu si-
chern und auszubauen. Auch der Lebensstil
und das Freizeitverhalten werden neu ausge-
richtet. Diese Neuorientierung wird langfris-
tig als grosser Gewinn erlebt.
So hilft ein Aufenthalt in der Klinik Schüt-
zen in Rheinfelden dabei, gesund zu werden
und auch langfristig im Gleichgewicht zu
bleiben.
Dr. med. Hanspeter Flury, FMH für Psychiatrie/Psychotherapie,
Chefarzt und Ärztlicher Klinikleiter Klinik Schützen Rheinfelden
Weitere Informationen
Klinik Schützen Rheinfelden
Bahnhofstrasse 19
CH-4130 Rheinfelden
Telefon +41 (0) 61 836 26 26
Telefax +41 (0) 61 836 26 20
info@klinikschuetzen.ch
www.klinikschuetzen.ch
Burnout ist zu einer der häufigs-
ten psychischen Erkrankungen ge-
worden. Jeder zehnte Arbeitnehmer
zeigt entsprechende Symptome.
Zahlreiche Kliniken in der Schweiz
bieten deshalb Therapien bei Burn-
outs an.
In der Privatklinik Hohenegg in
Meilen am Zürichsee werden rund
20 Prozent der Patienten wegen
Burnouts behandelt. «Wir haben ei-
ne grosse Nachfrage von Burnout-
Patienten,» bestätigt Toni Brühl-
mann,Ärztlicher Direktor und Chef-
arzt der Privatklinik Hohenegg. Die
Klinik behandelt ihre Patienten
hauptsächlich stationär. Denn be-
sonders bei fortgeschrittenen Burn-
out-Zuständen ist es wichtig, Dis-
tanz zum Stress am Arbeitsplatz zu
schaffen. «Die Burnout-Behandlung
wird bei uns individuell auf den je-
weiligen Patienten zugeschnitten.
Häufig ergibt sich die Therapie aus
einer Kombination von Psychothe-
rapie, Gruppentherapie, Körperthe-
rapie,Sportaktivitäten und Entspan-
nungsmethoden», so Brühlmann. In
vielen Kliniken werden aber auch
ambulante Therapien angeboten.
«Bei uns wohnen die Patienten in
Ferienwohnungen oder Hotels und
kommen für die Behandlungen in
unsere Klinik», erklärt Elisabeth
Neumeier, Leiterin des Medizini-
schen Zentrums im Kurpark in Vul-
pera. Die Klinik setzt speziell auf al-
ternative Behandlungsmethoden
wie Akupunktur, Magnetfeldthe-
rapie, Chi-Therapie, Phytotherapie
oder Homöopathie. «Die alternative
Behandlung bewährt sich sehr bei
Burnout-Patienten. Und die Nach-
frage ist gross», bestätigt auch Neu-
meier.Aber auch der Aspekt der Ru-
he und Natur steht bei der Genesung
von Burnout-Patienten im Vorder-
grund.
«Für die Patienten ist es wichtig,
im Zustand der körperlichen und
seelischen Erschöpfung durch Ru-
he auftanken zu können. Dazu zäh-
len auch Aufenthalte und Aktivitä-
ten in der Natur», erklärt Elisabeth
Neumeier.
Vorteil: Gezielter vorgehen
Einen Schritt weiter geht die reine
Burnout Klinik im Engadin, die im
Juli 2010 eröffnen wird. Sie wird die
erste seiner Art in der Schweiz sein.
«Das Bedürfnis für eine solche Kli-
nik ist vorhanden», zeigt sich Mat-
tias Bulfoni,Mehrheitsaktionär und
Verwaltungsratspräsident der Clini-
ca Holistica Engiadina, überzeugt.
Betont wird dabei, dass es sich bei
dem Angebot in Susch nicht um ei-
ne allgemeim psychiatrische Klinik,
sondern um die erste reine Burnout-
klinik handelt. Denn für viele Burn-
out Betroffene senkt dies die Hemm-
schwelle für einen Klinikeintritt.Ob
eine ambulante oder stationäre Be-
handlung sinnvoller ist, hängt am
Schluss vom psychischen Zustand
des Patienten ab. Nach der entspre-
chenden Behandlung sollen die Pa-
tienten möglichst rasch und behut-
sam in den Arbeitsprozess zurück-
geführt werden. Dies geschieht mit
einem multimodalen Konzept, das
untern anderem Psychotherapie,
Körper,-Bewegungstherapien , Ent-
spannungsverfahren und arbeits-
platzbezogene Massnahmen bein-
halten wird.Die verschiedenen The-
rapien werden auf den einzelnen
Patienten ausgerichtet, um diesen
in der Gesamtheit zu erfassen. Ein
wichtiger Aspekt ist dabei auch die
Bewegung in der Natur. «Die Pati-
enten werden aktiv sein, damit sie
Energie tanken können, um wie-
der mit der Freude zu leben, die es
braucht», sagte Aktionär und Ver-
waltungsrat Mario Candreia.
Leere Batterien auftanken
Anna Birkenmeier
redaktion.ch@mediaplanet.com
Immer mehr Leute leiden
an Burnout-Symptomen.
Immer mehr Kliniken
spezialisieren sich auf
Burnout-Patienten.
Selbsttest auf
Swissburnout.ch
Manchmal denke ich,■■ dass die
Belastungen zu viel für mich sind.
Ich empfinde gelegentlich■■
einen starken Widerwillen gegen
meine Arbeit.
Viele Menschen,■■ denen ich
nahe stehe, sind mir ziemlich
gleichgültig.
Die höchsten Anforderungen■■
stelle ich selbst an mich.
Manchmal denke ich,■■ das ich
gar nicht mehr richtig lebendig bin
Facts
Hemmschwellen
Weshalb braucht es eine■■
spezielle Burnout-Klinik?
Uns ist es ein Anliegen,mit der Spezi-
alisierung unserer Klinik auf eine ho-
mogene Patientengruppe einzugehen
und somit ein hochspezialisiertesAn-
gebot zu schaffen. Gerade Burnout-
Betroffene begeben sich lange oder
gar nicht in Behandlung, aus Angst
vor negativen gesellschaftlichen und
beruflichen Folgen. Mit einer spezia-
lisierten Fachklinik soll diese Hemm-
schwelle gesenkt werden. Zudem
steht bei uns auch der medizinische
Fortschritt im Bereich Burnout-The-
rapie im Vordergrund.
Worin sehen Sie den■■
Unterschied zu Fachkliniken?
Durch die homogene Patientengrup-
pe können wir sehr flexibel auf die
Bedürfnisse des Patienten eingehen.
Für den Patienten wiederum kann es
wichtig sein, dass er in einer Gruppe
behandelt wird, die einen ähnlichen
Hintergrund hat.
Was war die Idee, die hinter■■
der Gründung der Burnout-
Klinik steckt?
Der langjährige Unternehmer und
Gründer der Burnout-Klinik, Mat-
thias Bulfoni, hatte in seinem beruf-
lichen Umfeld mit vielen Leuten zu
tun,die aufgrund hoher Arbeitsbelas-
tung an den Symptomen eines Burn-
outs litten. Aus Angst vor Stigmati-
sierung wollten diese aber auf keinen
Fall eine psychiatrische Einrichtung
aufsuchen. Mit der Burnout-Klinik
soll dieses Tabu gebrochen werden.
Wie läuft eine Therapie gegen■■
Burnout in Ihrer Klinik ab?
Vor jeder Aufnahme wird abgeklärt,
ob tatsächlich ein stationär behand-
lungsbedürftiges Burnout-Syndrom
vorliegt.Danach werden gemeinsam
mit dem Patienten die Therapieziele
erarbeitet. Die Therapie erfolgt sehr
individuell, wobei es Grundpfeiler,
wie die Psychotherapie in Einzel-
und Gruppentherapien, das Erler-
nen von Bewältigungsstrategien im
Umgang mit Stresssituationen, Ent-
spannungsverfahren oder körperbe-
zogene Therapien gibt. Ganz wich-
tig ist auch die arbeitsplatzbezogene
Analyse.
Ist ein Aufenthalt in der■■
Clinica Holistica Engiadina nur
Privatpatienten vorbehalten?
Das Ziel ist es, allen Betroffenen ei-
nen Aufenthalt in unserer Klinik zu
ermöglichen.
Anna Birkenmeier
redaktion.ch@mediaplanet.com
In Unterengadin entsteht die
erste reine Burnout-Klinik der
Schweiz. Die Clinica Holistica
positioniert sich klar als nicht
psychiatrische Einrichtung.
Dr. med.
Doris Strauss
Chefärztin,
Fachärztin für Psy-
chotherapeutische
Medizin, Fachärztin
für Psychiatrie und
Psychotherapie
12. 12 · Dezember eine ThemenzeiTung von meDiaplaneT
news
Laborchemiehilftnicht,nurdierichtigen
Fragen.Die bipolare Störung wird durch
eine eingehende Befragung von Patient
undUmfelddiagnostiziert.
Gab es einmal einen Zeitabschnitt in
Ihrem Leben,in dem sie anders fühlten
undhandeltenalssonstundindem…Sie
sichsehrvielselbstbewussterfühltenals
gewöhnlich?Oderindem…Siesichsoge-
reizt fühlten,dass Sie Mitmenschen an-
schrieen, in Streitigkeiten oder Hand-
greiflichkeitenverwickeltwurden?
DassindnurzweivondreizehnFragen
auseinemFragebogenderDeutschenGe-
sellschaft für bipolare Störungen (DGBS),
mitdenenmaneineersteSelbsteinschät-
zung durchführen kann. Eine bipolare
Störung (die auch als manisch-depressi-
veErkrankungbekanntist)stellteineEr-
krankung des Zentralnervensystems dar.
SieistgeprägtvonextremenStimmungs-
schwankungen und verläuft in Phasen.
Fachleute sprechen von manischen und
depressiven Episoden.Typisch sind aus-
gedehnte depressive Phasen,eine anhal-
tende unausgeglichene oder auch geho-
beneStimmung.Manchmalwirdesauch
todernst.Im Vergleich zur Normalbevöl-
kerungbringtdieKrankheiteinzwanzig-
fachhöheresSuizidrisikomitsich.
Öffentliches Bewusstsein ist
Mangelware
Während sich Ärzte schon seit mehr als
2000 Jahren mit den Erscheinungsfor-
men der bipolaren Störung beschäftigen,
istdieAufklärungderÖffentlichkeitnoch
nichtweit gediehen.Dabei ist das Krank-
heitsbild verbreitet. Nach Angaben der
WHOgehörenbipolareStörungenzuden
zehn Krankheitsbildern,dieweltweitam
häufigsten zu einer dauernden Behinde-
rung führen.Im Schnitt dauert es dabei
fünf bis zehn Jahre vomAuftreten erster
Symptome bis zu einer klaren Diagnose-
stellung. Die Einteilung einer bipolaren
StörungerfolgtgemässdenvonderWHO
inderICD-10-SystematikfestgelegtenKa-
tegorien,die sich anhand verschiedener
Merkmalevoneinanderunterscheiden.
KennzeicheneinermanischenEpisode
sindeinemindestenseineWochelangan-
dauerndebesondersgehobeneStimmung
oder Gereiztheit.LautAngaben der DGBS
wirddieLebensführungdadurchdeutlich
beeinträchtigt. Es müssen mindestens
drei der folgenden zahlreichen Merkma-
le vorliegen: gesteigerte Aktivität,Ruhe-
losigkeit,Rededrang,Ideenflucht,Gedan-
kenrasen,Verlust sozialer Hemmungen,
vermindertesSchlafbedürfnis,überhöhte
Selbsteinschätzung,Ablenkbarkeit,stän-
digerWechselvonAktivitäten,tollkühnes
oderrücksichtslosesVerhalten,gesteiger-
teLibido.
DiesogenanntehypomaneEpisodeist
eine abgeschwächte Form und erfüllt die
KriterieneinerManienicht.Beiihrbeob-
achtetmananmindestensvieraufeinan-
der folgenden Tagen eine deutlich geho-
bene,möglicherweiseauchgereizteStim-
mung.Die Lebensführung nicht hierbei
beeinträchtigt. «Hypomanien sind nur
mitHilfevonAngehörigenzuexplorieren,
dasichdieBetroffenensogutfühlen,dass
sie dies nicht berichten können»,meint
Professor Waldemar Greil.In der depres-
siven Episode schliesslich kommt es zu
Hauptsymptomen wie depressive Stim-
mung,Verlust von Interesse und Freude
sowie allgemeiner Antriebsmangel. Zu-
satzsymptomesindderVerlustdesSelbst-
wertgefühls, Selbstvorwürfe, Schuldge-
fühle,Todes- und Suizidgedanken,suizi-
dalesVerhalten,vermindertes Denk- und
Konzentrationsvermögen oder auch
Schlaf-undAppetitstörungen.
Lebenslange Behandlung
notwendig
Das Vorliegen einer bipolaren Störung
wird durch die intensive Befragung
des Erkrankten und möglichst seiner
nächsten Angehörigen ermittelt, man
schaut auch auf die Lebensgeschichte.
Die Behandlung erfolgt auf verschie-
dene Weise. Bei der Akutbehandlung
möchte man den Patienten aus der mo-
mentanen Krankheitsphase herausho-
len und seinen direkten Leidensdruck
reduzieren. Das gelingt vor allem mit
Medikamenten.Haben sich die akuten
Symptome gebessert, soll der Zustand
gefestigt und ein Rückfall verhindert
werden. Eventuell beginnt eine unter-
stützendePsychotherapie.DieRückfall-
vorbeugung zielt auf dieWiedereinglie-
derung ins soziale und berufliche Le-
ben.Die Medikamentengabewird mög-
lichstreduziert.LautAngabenderDGBS
musseinebipolareStörungimRegelfall
aber das ganze Leben lang behandelt
werden.Die Intensität der Behandlung
kann wohl variieren, doch ohne Be-
handlung wird keine dauerhafte Stim-
mungsstabilisierungerzielt.
Die bipolare störung:
Verbreitet, aber unbekannt
alexaNder SaheB
redaktion.ch@mediaplanet.com
Frage:■■ gibt es eine verbindung
zwischen bipolaren störungen und
Depression?
Antwort:■■ bipolare störungen
sind manische Depressionen und
werden auch die krankheit der
erfolgreichen genannt.
HEILBARE KRAnKHEIT. Eine Vielzahl von Möglichkeiten erlauben einen stabilen
Lebensstil. Foto: Dreamstime.com
manisCh-DePressiV
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Eine Sammlung
weiterführender Links zum
Thema bipolare Störung
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Webseite eines Betroffenen, der
umfangreiche allgemeine informati-
onen zum thema bereitstellt.
www.bipolarclub.org:■■ hier ist
eine umfangreiche liste von Per-
sönlichkeiten mit einer bekannten
bipolaren störung zusammenge-
stellt worden. Derzeit sind es 231
Personen.
www.bipolar-forum.de:■■ Das
forum dient dem austausch zu
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mente zu Krisen notfällen, aber
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renen.
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sie fördert ausserdem die selbst-
hilfe von Depressionskranken und
die entstigmatisierung psychisch
kranker menschen.
www.kosch.ch:■■ Das ist die sei-
te der stiftung Kosch, eine Dachor-
ganisation schweizerischer selbst-
hilfegruppen. sie listet zu zahl-
reichen Krankheiten schweizweit
existente selbsthilfegruppen auf.
lesen sie mehr!
Prof. Dr. med. Waldemar Greil
psychiatrische privatklinik sanatorium kilchberg
Eine bipolare Störung,■■
bekommt man die einfach so?
!
Für die Betroffenen sieht es oft so
aus,alsseidieErkrankungaushei-
teremHimmelgekommen.Auswissen-
schaftlicher Sicht besteht jedoch eine
Veranlagung zu einer erhöhten soge-
nannten «Verletzbarkeit». Kommen
psychische Belastungen hinzu, kann
dies zum Ausbruch der Erkrankung
führen.
Wie sieht die Risikogruppe■■
aus?
!
EindeutlicherhöhtesRisikohaben
Menschen,bei denen solche Stö-
rungenbereitsbeiBlutsverwandtenauf-
getretensind. Essindoftsehrerfolgrei-
cheMenschenmiteinemeherunsteten
Lebenswandel.
Was sind zuverlässige Indizien,■■
die man abklären lassen sollte?
!
ScheinbargrundloseüberWochen
andauerndePeriodenmitgedrück-
ter oder gehobener Stimmung.Gut in-
formierte Angehörige können helfen,
depressiveund(hypo)manischeZustän-
defrühzeitigzuerkennen.
Wohin sollte man sich im■■
Verdachtsfall wenden?
!
Betroffene können sich an ihren
Hausarzt oder einen Facharzt für
Psychiatrie und Psychotherapie bzw.
einepsychiatrischeKlinikwenden.
Welche Behandlung schlägt■■
an?
!
Medikamente, die ausgleichend
auf die Stimmung wirken, sowie
eineergänzendePsychotherapie.Wenn
psychische Stabilität erreicht wird, ist
wiedereinerfülltesLebenmöglich.
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fühle? Verzweiflung und Mutlosig-
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FolgenderFragebogenkannIhnenHinweiseüberdasmöglicheVorliegeneinerDepressi-
ongeben.FallsSieeineodermehrerederuntenstehendenFragenmitJabeantworten,
empfehlenwirIhnen,diesmitIhremArztoderIhrerÄrztinzubesprechen.
LeidenSieseitmehrals2Wochenunter
1GedrückterStimmung
2Interesselosigkeitund/oderFreudlosigkeit,auchbeisonstangenehmenEreignissen
3Schwunglosigkeitund/oderbleiernerMüdigkeitund/oderinnererUnruhe
4FehlendemSelbstvertrauenund/oderfehlendemSelbstwertgefühl
5Verminderter Konzentrationsfähigkeit und/oder starker Grübelneigung und/oder Unsicher-
heitbeimTreffenvonEntscheidungen
6StarkenSchuldgefühlenund/odervermehrterSelbstkritik
7NegativenZukunftsperspektivenund/oderHoffnungslosigkeit
8HartnäckigenSchlafstörungen
9VermindertemAppetit
10TieferVerzweiflungund/oderTodesgedanken
(Nach U. heGerl, WWW.kompeteNZNetZ-DepressioN.De)
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wie kann ich selbst
feststellen, ob ich an einer
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13. Dezember · 13eine ThemenzeiTung von meDiaplaneT
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21
SeineGemäldesindweltberühmt
und erzielen Spitzenpreise bei
Auktionen, doch das Leben des
Malers Vincent van Gogh verlief
mit wenig Glück. Im Alter von 37
Jahren starb er an den Folgen ei-
nerSchussverletzung,dieersich
selbstzugefügthatte.Schonfrüh
in seinem Leben zeigten sich An-
zeichen psychischer Probleme,
und seine Krankheitsgeschichte
ist von vielen Spekulationen ge-
zeichnet. Auch die bipolare Stö-
rung könnte eine Erklärung für
sein Leiden liefern.
VincentvanGoghwurdeam30.März1853
im niederländischen Groot-Zundert ge-
boren. Im mütterlichen Stammbaum
sind bereits Epilepsieerkrankungen er-
wähnt, berichtet Rene Renggli, Facharzt
FMH für Psychiatrie und Psychotherapie,
in seinem Beitrag über Van Gogh für die
SchweizerischeÄrztezeitung.Väterlicher-
seitsgibteskeineüberliefertekrankheits-
relevanteVorgeschichte.EinefreudigeJu-
gendscheintVanGoghnichterlebtzuha-
ben.«MeineJugendistdüster,kaltundun-
fruchtbar gewesen»,schreibt er in einem
späterenBriefanseinenBruder Theo.1860
im Alter von sieben Jahren beginnt van
Gogh mit dem Besuch der Dorfschule in
Zundert.Mit 13 Jahren kann er die Volks-
schule abschliessen und wechselt 1866
aufdiestaatlicheOberschulenachTilburg.
Dieseistsofortschrittlich,dassbereitvier
StundenproWochedemKunstunterricht
gewidmetsind.DochimzweitenSchuljahr
brichtvan Gogh den Schulbesuch aus un-
geklärtenGründenab.
Schulabbruch aus ungeklärten
Gründen
DiefolgendenfünfzehnMonateverbringt
er zu Hause. Eine erste grosse untätige,
vielleicht depressive Phase im Leben des
Künstlers? Diese Interpretation nehmen
jedenfalls einige Biografen,beispielswei-
se David Sweetman,auf,berichtet Reng-
gli.Damit wird eine manisch-depressive
StörungerstmalsmitVanGoghinVerbin-
dunggebracht.OffenbarwolltederKünst-
lerseinemLebeneinenhöherenSinnge-
ben. Doch nach der Geburt des dritten
Sohnes seiner Eltern,Cornelius,muss et-
was passieren.Das Haus ist zu klein.Vin-
cent geht zu seinem Onkel Vincent nach
Den Haag, wo er eine Lehre als Kunst-
händlerbeginnt.1872,nacheinemBesuch
seinesBrudersTheoinDenHaag,beginnt
derintensiveBriefwechselbeiderBrüder,
der in den kommenden 18 Jahren mehr
als600Briefeumfasst.
In den kommenden Jahren, die sehr
wechselvoll verlaufen und Van Gogh als
haltlosen und verarmten Menschen zei-
gen,beginnt die Hinwendung zur Male-
rei.ImJahr1879nimmtVanGogheinein-
tensive Zeichentätigkeit auf.Sein Bruder
TheolässtihmnunfinanzielleUnterstüt-
zung zukommen, weil er die Bilder au-
sserordentlich ausdrucksstark findet.Im
Herbst1880beschliesstVincentvanGogh,
damals27Jahrealt,Malerzuwerden.Sei-
ne Bilder zeigen jetzt zunehmend leuch-
tende Farben.Es kommt zu eindruckvol-
lenProduktivitätsschüben.Somalterlaut
Renggliin20Monatengar200Bilder.Auf
Rat von Toulouse Lautrec reist van Gogh
1888indieProvence.SeinWunschprojekt
einer Künstlergemeinschaft scheitert je-
doch.NacheinemheftigenStreitmitPaul
GauguinschneidetersichsogareinenTeil
einesOhresab.ZudieserZeitwerdenauch
deutlich manische und depressive Pha-
senerkennbar.
Klinikaufenthalt aus freien
Stücken
Van Goghs typischer Malstil ist nun voll
ausgeprägt.Er malt in kleinen Strichen,
setztdieFarbennebeneinanderundlässt
sie wellenartig oder rhythmisch abfol-
gen.«Dabei ging es ihm weniger um die
Wiedergabe der Wirklichkeit,als darum,
das Charakteristische seine Motive und
die durch sie ausgelösten Gefühle zum
Ausdruck zu bringen», schreibt Sabine
SchuchartineinemBeitragüberdenMa-
ler im DeutschenÄrzteblatt.Nach seiner
SelbstverstümmelunglässtsichVanGogh
indieNervenklinikinSaint-Rémyeinwei-
sen.Phasen von reger Malerei wechseln
mit Zeiten,in denen Angstattacken und
Wahnvorstellungen jede Tätigkeit ver-
hindern.DochindiesenJahrenentstehen
die bekanntesten Werke wie «Die Ster-
nennacht» oder das «Weizenfeld mit Zy-
pressen».Im Mai 1890 zieht Van Gogh zu
seinemArztPaulGachetnachAuvers-sur-
Oise bei Paris. Sein Zustand verschlech-
tert sich dort jedoch und die Depressio-
nenwerdenstärker.Am29.Juli1890stirbt
er,zweiTage,nachdem er sich mit einem
RevolverindenBauchgeschossenhat.
alexaNder SaheB
redaktion.ch@mediaplanet.com
SEELEnBILDER
1. Briefmarke mit Selbst-
protrait von Van Gogh
2. Kreativität ist nicht un-
bedingt ein Indikator, ver-
grössert aber die Wahr-
scheinlichkeit einer Er-
krankung an bipolaren
Störungen.
Foto: istockphoto.com
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Ein illustrer Club
Bei kreativen Menschen,■■ Künst-
lern, schriftstellern und Philosophen,
ist eine bipolare erkrankung zehn mal
häufiger vertreten als bei der allge-
meinbevölkerung. Beispielsweise der
schriftsteller ernest hemingway, der
maler edvard munch oder der erfinder
thomas alva edison. laut angaben
der Werner alfred selo stiftung gehört
auch sting zu diesem Kreis. sting gab
gemäss angaben der stiftung sogar in
einem interview eine manisch-depres-
sive erkrankung zu.
faCts