Während der ersten Schweizerischen Schülerinnen- und Schülerkonferenz fand ein 2-stündiger Workshop zum Thema Demokratische Bildung statt. Es ging dabei nicht nur darum, dass Prinzip demokratischer Schulen kennenzulernen, sondern auch darum im eigenen Bildungssystem diejenigen Bereiche zu erkennen, welche demokratischer gestaltet werden könnten.
2. Kein Mensch ist klug genug,
Dass er anderen vorschreiben kann,
Wie sie zu leben haben.
Alexander S. Neill
Im Leben lernt der Mensch
Zuerst das Gehen und Sprechen.
Später lernt er dann, still zu sitzen
und den Mund zu halten.
Marcel Pageol
3. «Demokratische Bildung ist Bildung, bei der Lehrer und Lerner als
Gleichberechtigte zusammenarbeiten.»
David Gribble
WAS IST DEMOKRATISCHE
BILDUNG?
4. Resolution der IDEC 2005
The 2005 International Democratic An der Internationalen Konferenz über
Education Conference, held in Berlin Demokratische Bildung, die vom 31. Juli
from 31 July to 6 August, attracted 200 bis zum 6. August 2005 in Berlin
participants from 28 different countries. stattfand, nahmen 200 Menschen aus 28
These participants agreed upon the Ländern teil. Diese Teilnehmer
following statement: verständigten sich auf die folgende
Erklärung:
We believe that, in any educational Wir glauben, daß - wo immer es um
setting, young people have the Bildung geht - junge Menschen das
right Recht haben,
• to decide individually how, • individuell zu entscheiden, was,
when, what, where and with wie, wo, wann und mit wem sie
whom they learn, lernen,
• to have an equal share in the • gleichberechtigt an
decision-making as to how their Entscheidungen darüber
organisations - in particular beteiligt zu sein, wie ihre
their schools - are run, and Organisationen - insbesondere
which rules and sanctions, if ihre Schulen - geführt werden,
any, are necessary. ob Regeln und Sanktionen nötig
sind und gegebenenfalls welche.
5. Demokratische Schulen
• Älteste und bekannteste: Summerhill School
• Grösste: Schule der Selbstbestimmung, Moskau
(600 Schülerinnen und Schüler)
• Im Konzept am weitgehendsten: Sudbury Valley
School
6. Gemeinsame Merkmale
• Respekt gegenüber allen Personen an der
Schule, insbesondere unabhängig vom Alter
• Freiwilligkeit des Unterrichts und der
Leistungsbeurteilung
• Regelung des Zusammenlebens durch die
Schulversammlung, in welcher jeder und jede
genau EINE Stimme hat
• Lernen kann auch ohne Einbezug von
Lehrpersonen geschehen
7. Unterscheidungsmerkmale I
• Kurse nach klassischem Verständnis (auf
freiwilliger Basis) oder nur auf Wunsch von
Schülerinnen und Schülern
• Mehrheits- vs. Konsensprinzip
• Formfreie vs. formalisierte Schulversammlungen
• Mitspracherechte der Eltern
8. Unterscheidungsmerkmale II
• Strafen: Mediationsverfahren vs. Justizkomitee,
ABER: grundsätzlich keine Möglichkeit der
Sanktion durch Lehrpersonen
• Internat oder nicht
9. Organigramm demokratischer
Schulen
Die demokratische Rechtsordnung basiert auf der Struktur von Sudbury-Schulen
10. Selbstbestimmung
kein Lehrplan
was
keine festgelegten Fächer
kein fixer Stundenplan
wann
keine «Lektionen»
Selbstbestimmtes freie Lernformen
wie
Lernen kein fixer Unterricht
kein fixes Schulzimmer
wo
Lernräume
keine Einschränkungen
mit/von wem
Lehrperson als Helfer
Selbstbestimmtes Lernen an einer demokratischen Schule
14. Kantonsschulrat
Antrags- und
Aufsichtsfunktion Beratungsrecht
Elternrat
wählt SCHULEBENE
Präsident/Präsidentin
setzt ein Einsitz
- leitet die Schulversammlung
leitet Komitees
- hat keine Entscheidungskompetenz
- beruft Schulversammlungen ein
Evaluationskomitee
EDV-Komitee
erlässt
Reglemente und
Verordnungen Finanzkomitee
Schulversammlung
Justizkommitee
Personalabteilung
Koordinationskomitee
Stimm- und Wahlrecht
Stimm- und Wahlrecht
Stimm- und Wahlrecht
Klassenkonvente Weiterbildungskomitee
Lehrmittelkomitee
Absenzenkomitee
Medienkomitee
Schülerinnen und Schüler Lehrerinnen und Lehrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Mitarbeiterinnen und
Schülerinnen- und Lehrerinnen- und
Mitarbeiter-
Schüler-Versammlung Lehrer-Versammlung
Versammlung
wählen Delegation
wählen Delegation wählen Delegation
Delegiertenversammlung
Rechtsberatung für
setzt ein wählt
Schülerinnen und Schüler
bildet
Arbeitsgruppen Beratungsteam
SCHULEBENE
Demokratisierte Kantonsschule Glarus
16. Freiräume
Organisatorisch Methodisch
• Unterricht auf weitere Räume ausweiten • Vermehrt selbständiges Lernen ermöglichen
– Freiarbeit
• Sitzordnung im Klassenzimmer durch Lernende – Projektunterricht
festlegen lassen – Wochenplan
– SOL (Selbstorganisiertes Lernen)
– Offener Unterricht
• Regelmässige Durchführung der Klassenstunde
• Altersdurchmischtes Lernen
• Mitgestaltung des Unterrichts durch Lernende • Gruppenarbeiten
– Übernehmen einzelner Elemente
– Planung und Organisation aufteilen
• weniger Frontalunterricht
• Vermehrte Arbeit mit persönlichen Zeitplänen;
regelmässiger Austausch und Lernkontrollen • mehr Experimente und Praxisbezug
• Einführung einer Hausaufgabenlektion, bei der • mehr Projekttage und individuelle Projekte
Lernende von Lernenden profitieren können
• Laptops und andere technische Geräte im
Unterricht erlauben und integrieren
• weniger abschreiben
• Mitentscheidung bei Lehrmitteln
17. Freiräume
Inhaltlich Beurteilung
• Auswahlmöglichkeiten bieten, soweit dies der • Gewichtung der mündlichen Note selber
Lehrplan zulässt festlegen
• Berücksichtigung und Integration von • eine Streichnote pro Semester
ausserschulischen Interessen
• Wahl der Lektüre / Individuelle Lektüre • freiwillige Lerntests und Prüfungen
• Interdisziplinarität • Noten mit schriftlichen Kommentaren ergänzen
• Behandlung relevanter Themengebiete • regelmässiges, gegenseitiges mündliches
bezüglich Studium Feedback
• mehr Freifächer
• Selbsteinschätzung der Schülerinnen und
Schüler ermöglichen und fördern
• Mitspracherecht bei Freifächern
• freiwillige Kurse (bspw.: Word, Excel, • vergleichende Leistungstests
Photoshop, Kochen etc.)
• Weitere Beurteilungsformen berücksichtigen
– Portfolio
– Kompetenzraster
– Einführung Sprachenportfolio und Lingua-Level
18. Weiterführende Informationen
Democratic Education: Schule und Lernen:
• „Ein klarer Blick. Neue Erkenntnisse aus • „Schülerjahre – Wie Kinder besser
30 Jahren Sudbury Valley School“ Daniel lernen“, Remo H. Largo, Martin Beglinger,
Greenberg, Leipzig 2006 München 2009
• „Demokratische Grundschule – Leistungsbeurteilungen
Mitbestimmung von Kindern über ihr
Leben und Lernen“, Hans Brügelmann
(Hrsg.), Siegen 2007 • „Noten, was denn sonst?! –
Leistungsbeurteilung und –bewertung“,
• „Die Sudbury Valley School – Eine neue Fischer D., Strittmatter A., Vögeli-
Sicht auf das Lernen“ The Sudbury Valley Mantovani U. (Hrsg.), Verlag LCH 2009
School Press, tologo verlag 2005
• „Die Fragwürdigkeit der Zensurengebung.
• European democratic education Texte und Untersuchungsberichte“
community: http://www.eudec.org Karlheinz Ingenkamp (Hrsg.): Weinheim
1972.
• Schweizerisches Netzwerk
demokratischer Schulen:
http://www.eudec-schweiz.ch