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Erwachsenenbildungs-Magazin des Salzburger Bildungswerkes   02/2011




Einmal Ehrenamt –
Immer Ehrenamt



Perfekte Eltern?!



Pacha Mama feiert
Watunakuy




                                                            salzburger
                                                              bildungswerk
Das Team des Salzburger Bildungswerkes

Direktion                                 Barbara HoLZNER                            Gemeindeentwicklung
Günther SIGNITZER                         Institut für Seniorenbildung               Salzburg
Geschäftsführung                          Örtliche Bildungswerke                     Alexander GLAS
Tel: 0 662-87 26 91-14                    Tel: 0 662-872691-17                       Tel: 0 662-87 26 91-13
g.signitzer@sbw.salzburg.at               barbara.holzner@sbw.salzburg.at            alexander.glas@sbw.salzburg.at
Richard BRESCHAR                          Karin MARESCH                              Anita MoSER
Örtliche Bildungswerke                    Sekretariat                                Tel: 0 662-87 26 91-18
Tel: 0 662-87 26 91-19                    Tel: 0 662-87 26 91-12                     anita.moser@sbw.salzburg.at
richard.breschar@sbw.salzburg.at          karin.maresch@sbw.salzburg.at              Sarah REITHER
Sonja CHRIST                              Isolde MRWA                                Tel: 0 662-87 26 91-27
Sekretariat                               Organisation                               gemeindeentwicklung@sbw.salzburg.at
Tel: 0 662-87 26 91-11                    Tel: 0 6277-77 94
sonja.christ@sbw.salzburg.at              isolde.mrwa@sbw.salzburg.at                Forum Familie
Hans EDER                                 Manuela PLENINGER                          Barbara BRANDNER und
Institut für Internationale Solidarität   Öffentlichkeitsarbeit                      Andrea-Maria GRUBER
Tel: 0 662-87 26 91-20                    Tel: 0 662-87 26 91-16                     Pongau, Tel: 0664-8284180
hans.eder@sbw.salzburg.at                 manuela.pleninger@sbw.salzburg.at          forumfamilie-pongau@salzburg.gv.at
Wolfgang FoRTHoFER                        Brigitte SINGER                            Wolfgang MAyR
Institut für Europa                       Institut für Elternbildung                 Flachgau, Tel: 0664-8284238
Tel: 0 662-87 26 91-21                    Tel: 0 662-87 26 91-15                     forumfamilie-flachgau@salzburg.gv.at
w.forthofer@sbw.salzburg.at               brigitte.singer@sbw.salzburg.at            Corona RETTENBACHER
Ulrike FREIDL                                                                        Tennengau, Tel: 0664-8565527
Sekretariat                               Institut für Medienbildung                 forumfamilie-tennengau@salzburg.gv.at
Tel: 0 662-87 26 91-22                    Martin SEIBT                               Christine SCHLäFFER
ulrike.freidl@sbw.salzburg.at             Geschäftsführung                           Pinzgau, Tel: 0664-8284179
Michaela HABETSEDER                       Tel: 0 662-82 20 23-12                     forumfamilie-pinzgau@salzburg.gv.at
Öffentlichkeitsarbeit                     seibt@imb-salzburg.at                      Monika WEILHARTER
m.habetseder@sbw.salzburg.at              Monika HoHENLoHE                           Lungau, Tel: 0664-8284237
                                          Tel: 0 662-82 20 23                        forumfamilie-lungau@salzburg.gv.at
                                          office@imb-salzburg.at



                Qualitätssiegel
                Salzburger
                Bildungswerk

                Qualitätstestiert
                bis 02.07. 2012




  Veranstaltungstipps
                                                                   Bildungswochen
                                                                   Thalgau, 15. Mai bis 19. November 2011
                                                                   St. Margarethen, 25. September bis 2. Oktober 2011
 Herbstfahrt des Salzburger Bildungswerkes nach Linz               Piesendorf, 25. bis 30. September 2011
 23. bis 24. September 2011                                        Goldegg, 17. September bis 25. September 2011
                                                                   50 Jahre Bildungswochen: Festakt am 18. 9. um 10 Uhr.
 Grenzenlos Kochen in Parsch
                                                                   Strobl, 24. Oktober bis 6. November 2011
 17. November 2011, 18 Uhr, Pfarrsaal
                                                                   St. Martin bei Lofer, 6. bis 13. November 2011
Editorial                                                                                Impressum

                                                                                         Herausgeber und Verleger:
                                                                                         Salzburger Bildungswerk (Dr. Günther Signitzer)
                                                                                         Redaktion: Manuela Pleninger (MP)
                                                                                         Imbergstraße 2/2, 5020 Salzburg
                                                                                         Tel. 0662-87 26 91-0 Fax 0662-87 26 91-3
                                                                                         E-Mail: office@sbw.salzburg.at
                                                                                         www.salzburgerbildungswerk.at
                                                                                         ZVR 200 288 147

                                                                                         Grafik: Werbeagentur Gerhard Gürtler
Wie können wir den Erfolg im Bildungsbereich messen? Es wird mit PISA probiert,          Coverfoto: © Fotolia
nun soll PIAAC (auf Deutsch: Studie über die Kompetenzen Erwachsener und die An-         Fotos: Salzburger Bildungswerk
                                                                                         (falls nicht anders angegeben)
forderungen im Informationszeitalter) für die Erwachsenenbildung kommen. Viele           Druck: Schönleitner, Kuchl
Einrichtungen, so wie wir, veröffentlichen u.a. Veranstaltungs- und TeilnehmerIn-        Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier.
nenzahlen, wiederum andere versuchen es mit Standardvorgaben, und dann gibt es           Auflage: 2.200

noch Medienpräsenz, Qualitätsmanagementsysteme und Testierungen, Umfragen                MitarbeiterInnen Redaktion:
                                                                                         Dipl.-Ing. Richard Breschar (RiB)
zur Kundenzufriedenheit u.v.m. – alles nur einzelne Mosaiksteine, die differenziert zu
                                                                                         Dr. Hans Eder (HE)
betrachten und zu analysieren sind. Aber das geht in unserer Zeit von Schlagwörtern      Dr. Wolfgang Forthofer (FT)
und Schlagzahlen vielfach unter. Wir sind stolz, hervorragende Statistiken vorzeigen     Alexander Glas (AG)
                                                                                         Mag. Michaela Habetseder (MiHa)
zu können, die auch die erfolgreichen Aktivitäten in schwierigen Bildungsbereichen
                                                                                         Mag. Barbara Holzner (bh)
wie z.B. der politischen Bildung deutlich machen, Evaluierungen, die u.a. ein über-      Dr. Anita Moser (AM)
aus positives Zeugnis für unsere örtlichen, ehrenamtlichen BildungswerkleiterInnen       Isolde Mrwa (IM)
                                                                                         Martin Seibt (MS)
geben.
                                                                                         Dr. Günther Signitzer (GS)
Aber was ist das alles im Vergleich zur Freude einer örtlichen Bildungswerkleitung       DSA Mag. Brigitte Singer (BS)
über eine gelungene Veranstaltung, dem erfolgreichen Abschluss eines schwierigen         Blattlinie: Darstellung und Auseinandersetzung mit
Projektes, bei dem wichtige Themen der Gesellschaft bearbeitet wurden oder auch          aktuellen bildungs- und gesellschaftspolitischen
nur einfach die harmonische Stimmung an einem Abend mit Bildung und Kultur,              Themen, Mitteilungs- und Serviceblatt über Veran-
                                                                                         staltungen des Salzburger Bildungswerkes.
welcher Interesse weckt, sich weiter zu entwickeln? Das ist der wirkliche Erfolg un-     Das „dreieck“ richtet sich an MitarbeiterInnen in
serer Bildungs- und Kulturarbeit, der uns immer wieder stärkt und der uns immer          der Erwachsenenbildung, MultiplikatorInnen,
wieder antreibt!                                                                         PolitikerInnen sowie Medien.

                                                                                         Namentlich gekennzeichnete Beiträge drücken die
Bildungsangebote mit Mehr-Wert                                                           Meinungen der AutorInnen aus. Sie müssen sich
                                                                                         nicht immer mit der Auffassung von Redaktion und
Bei der Kuratoriumssitzung wurde der Tätigkeitsbericht 2010 einhellig positiv be-        Herausgeber decken.
wertet. Mit beinahe 1.300 Veranstaltungen und über 83.000 TeilnehmerInnen kann
                                                                                         Offenlegung nach dem Pressegesetz: Aktuelle
das Salzburger Bildungswerk eine hervorragende Leistungsbilanz im Veranstal-             Berichte, Informationen und Stellungnahmen,
tungsbereich vorlegen. Hervorzuheben sind die anwachsenden Bereiche Gesund-              die im Zusammenhang mit der Tätigkeit des über-
                                                                                         parteilichen und konfessionell nicht gebundenen
heit, Weiterbildung und Regionalentwicklung sowie Politische Bildung. LHF Gabi
                                                                                         Salzburger Bildungswerkes stehen.
Burgstaller, Präsidentin des Bildungswerkes, bedankte sich bei allen, die zu diesem
                                                                                         Wir danken für die Zusammenarbeit und
Erfolg beigetragen haben und zeigte sich beeindruckt von dem hohen Engagement            Unterstützung dem bm:ukk.
der BildungswerkleiterInnen. Sie sieht diese Bildungsarbeit als die Beste für einen
                                                                                         dreieck-Leserservice:
demokratischen Prozess und für unsere BürgerInnen.                                       Fragen an die Redaktion: Tel. 0662-872691-0 oder
Im Mittelpunkt unserer Bemühungen stehen die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen.            E-Mail: office@sbw.salzburg.at
Neben einem breiten Service für die örtlichen Bildungswerke haben wir heuer im           Erscheinungsweise: 2-3mal jährlich
                                                                                         Abonnement- und Einzelbestellung:
Europäischen Jahr der Freiwilligentätigkeit zusammen mit der ARGE Salzburger Er-         Einzelheft € 4,- (exkl. Versand)
wachsenenbildung und der Unterstützung durch das Land Salzburg elf Weiterbil-            Jahresabonnement € 11,-
dungsangebote unter dem Titel „Anpacken“ zusammengestellt. Nähere Informati-             Einzahlungen: RVS Salzburg Kto-Nr. 00047993,
                                                                                         BLZ 35 000
onen erhalten Sie unter www.weiterbildung.salzburg.at                                    Wenn bis 31. Dezember keine Abbestellung erfolgt,
Ich wünsche unterhaltsame Stunden mit dem neuen „dreieck“, eine interessante             verlängert sich das Abo jeweils um ein weiteres Jahr.
Lektüre zum Sommerausklang mit vielen Berichten über unsere Veranstaltungen              Vorstand des Salzburger Bildungswerkes
und Projekte. Lassen Sie sich motivieren, dabei zu sein, wenn es um die aktive Ge-       Rektor Dr. Josef Sampl, HR Dr. Alfred Berghammer,
                                                                                         HR Dipl. Ing. Günter Daghofer, Dr. Andrea Gitsch-
staltung unseres Lebensraumes und der Gemeinschaft geht. Wir machen Bildung
                                                                                         thaler, BSI Josef Irnberger, HR Dr. Andreas Kiefer,
lebendig!                                                                                Senatsrat Dr. Heinz Klier, Dr. Lucia Luidold,
                                                                                         Dr. Ursula Maier-Rabler, HR Dr. Eduard Paulus,
                                                                                         HR Prof. Dr. Wilhelm Pölzl, Prim. Dr. Josef Rücker,
Dr. Günther Signitzer
                                                                                         OStR Prof. Felix Strohbichler, Prof. Dr. Martin
Direktor
                                                                                         Wiedemair

                                                                                         Präsidentin des Salzburger Bildungswerkes
                                                                                         LH Mag. Gabi Burgstaller
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                                                                                                                             Inhalt
                                                                                             Neues Leben in
                                                                                             alten Mauern
                                                                                             Werte „alter“ und
                                  Foto: Fotolia




                                                                                             „neuer“ Bauten und
                                                                                             Anbauten



07                                                14
                                                                                             Mehr dazu auf
                                                                                             Seite 14.
        Erwachsenenbildung                             Gemeindeentwicklung




       Blickpunkte                                                      Gemeindeentwicklung
       06 Einmal Ehrenamt – Immer Ehrenamt                              14   Neues Leben in alten Mauern
                                                                        15   J.A! Jung trifft Alt
                                                                        16   Parsch: Generationen verbinden
       Erwachsenenbildung                                               17   Mattsee nimmt Holz unter die Lupe
       07 Ist doch EHRENsache!                                          18   Aktivitäten im Generationendorf Hallein-Rif
       09 Zeitspuren: Entdecken Sie Rom und Berlin

                                                                        Europa und Politische Bildung
       Eltern-, Frauen- und Seniorenbildung                             19   Europatag im Europark
       10 Perfekte Eltern?!                                             19   Medien und Politik – Politik und Medien
       13 Schalala und Tellala                                          20   Den Südosten unseres Kontinents „entdecken“!
       13 Elternschule der SALK unter neuer Leitung                     21   Herbst und Winter sind nicht mehr fern ...
                                                                        22   Dokumentation Obersalzberg und Besuch im „östlichen
                                                                             Drittel“ Tschechiens



                                                                        Internationale Solidarität
                                                                        23   Pacha Mama feiert Watunakuy
                                                                        24   Biolandbau – Ein Plädoyer für Regionalität
                                                                        25   Lokal handeln, global bewegen
                                                                        26   „Mal de mina“: Was sich in der höchstgelegenen Stadt der
                                                                             Welt abspielt.




                                                          Ideen wachsen lassen
                                                          Salzburger Netzwerk „Bildung für Nachhaltige Entwicklung
                                                          und globales Lernen“
                                                          Mehr dazu auf Seite 27.

 01/2011 dreieck
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23   Internationale Solidarität          27        Aus der Direktion                 30         Aus Gemeinde und Bezirk




       Aus der Direktion                                               IMB – Institut für Medienbildung
       27   Ideen wachsen lassen                                       39 Medien-Hochburg Mauterndorf
       28   Bildungsangebote mit MEHR-WERT
       29   Starke Salzburger Vertretung
       29   Wir sagen Danke!                                           Arbeitskreise
                                                                       39 MundART – Eine Kunst wird ausgezeichnet
                                                                       40 Arbeitskreis „Geschichte und Kultur“
       Aus Gemeinde und Bezirk
       30   Zeit zum Wachsen
       32   frauen.einklang in Mattsee                                 Personalia
       32   Lachen geht durch den Magen ...                            41   Das Salzburger Bildungswerk gratuliert
       33   Über den Tellerrand schauen                                41   Bildung ein Leben lang
       33   Der Tennengau macht’s vor ...                              41   Ende und Anfang
       34   Apropos Gesundheit ...                                     41   Das Salzburger Bildungswerk begrüßt
       34   Hintersee hinterlässt Spuren                               42   Haus- und Hofchroniken St. Koloman
       35   Erotik und „Dancing Stars“                                 42   Für ein aktives Miteinander
       35   Kunstausstellung ist „Bellissimo“                          42   Bildung, die bewegt und die Umwelt schont
       36   Gemeinschaft leben                                         42   Zum Gedenken: Cilli Pichler
       37   Regionale Stärken stärken
       38   Generationenplausch „Mei erste Liab“
       38   Demokratischer Wüstenwind                                  Veranstaltungs- und Buchtipps
                                                                       02 Veranstaltungstipps
                                                                       43 Buchtipps




                                                                                                                  dreieck   02/2011
6 |   B lic k p u n k te




Einmal Ehrenamt – Immer Ehrenamt
Sieglinde Rettenbacher und Manuela Pleninger im Gespräch



S
     ieglinde Rettenbacher hat sich nach ihrer Zeit als Bildungs-                                        Sie kommen also mit StraftäterInnen in direkten Kontakt, wie
     werkleiterin von Bad Vigaun weiterhin für ein Ehrenamt ent-                                         sieht dieser aus? Und kann man sich darauf vorbereiten?
     schieden. Sie engagiert sich seit fast neun Jahren im Bereich                                       Der persönliche Kontakt mit den Tätern ist in meiner Arbeit vorran-
der Jugend- und Freizeitgestaltung in der Justizanstalt Salzburg.                                        gig. Dabei ist eine ständige Bewachung durch einen Justizwache-
Wir haben uns mit unserer ehemaligen Bildungswerkleiterin getrof-                                        beamten gegeben. Außerdem habe ich zu Beginn meiner Tätigkeit
fen und Sie zu Ihren neuen Aufgaben interviewt.                                                          einen Selbstverteidigungskurs absolviert.
                                                                                                         Aber es gab für mich noch nie eine Situation, in der ich Angst ge-
Frau Rettenbacher, Sie engagieren sich im Häftlingsfürsorge-                                             habt hätte. Das Gegenteil ist der Fall: Alle Insassen verhalten sich
verein Salzburg. Was genau macht der Verein?                                                             mir gegenüber ausgesprochen höflich. Der Umgangston ist normal,
Zweck des Vereines ist es, Insassen der Justizanstalt Salzburg wäh-                                      ich lege allerdings sehr viel Wert auf gute Umgangsformen, wie
rend ihrer Haft und/oder anlässlich ihrer Entlassung durch Geld und                                      grüßen, bitte, danke usw.
Kleidung oder sonstige Gebrauchsgegenstände zu unterstützen.                                             Auf der Basis von gegenseitigem Respekt, Höflichkeit, aber auch
Während der Haft sollen die Insassen zu einer sinnvollen Freizeit-                                       viel Spaß und Entspannung habe ich einen guten Weg gefunden,
gestaltung motiviert werden. Insbesondere im Jugend- und Frau-                                           mit den Jugendlichen umzugehen. Unterstützt werde ich dabei
envollzug werden regelmäßig Workshops, Veranstaltungen und                                               vom Leiter der Jugendabteilung. Er ist für die „Jungs“ ein väterlicher
Aktivitäten eingesetzt, die ihnen eine sinnvolle Nutzung ihrer ar-                                       Freund, den sie voll respektieren. Auch wäre ohne die Hilfe des An-
beitsfreien Zeit vor Augen führen soll.                                                                               staltsleiters Oberst Dietmar Knebel bzw. der Werkstät-
                                                                                                                      ten in der Justizanstalt diese Tätigkeit nicht möglich.
Welche Motivation steckt hinter Ihrer Arbeit?
                                                               Mein Motto
Durch einen Zufall kam ich vor ungefähr zehn Jahren in der  dabei lautet: Wie sehen die Jugendlichen diese gelungene Ab-
Toskana mit einer kirchlichen Einrichtung zur Betreuung          Hart,          wechslung, und was passiert mit den in den Work-
straffällig gewordener Jugendlicher in Kontakt. Ein Pater  aber herzlich! shops und Aktionen hergestellten Produkten?
erklärte mir die Arbeitsweise und zeigte mir die Produkte,                      Die Arbeit mit den Jugendlichen hat sich inzwischen
die von den Jugendlichen gefertigt und auch verkauft werden. Ich   zu einem festen Bestandteil in der Justizanstalt Salzburg etabliert.
war davon sehr fasziniert und nachhaltig beeindruckt.              Für meine „Jungs“ ist es eine Bestätigung, dass ihre Arbeit geschätzt
Kurz darauf bekam ich von der damaligen Leiterin der Salzburger    wird – für viele das erste Mal in ihrem Leben. Mit viel Geduld, Ein-
Justizanstalt, Oberst Karin Göll, das Angebot, mit jugendlichen    fühlungsvermögen, aber auch Strenge und Konsequenz erfahren
Straftätern kreativ zu arbeiten. Ich nahm das Angebot an, wusste   sie, welche Fähigkeiten in ihnen stecken. Die Produkte dieser Arbeit
allerdings nicht, was mich erwartete.                              werden auf Adventmärkten und privat verkauft. Die Einnahmen da-
                                                                   raus kommen den Jugendlichen und dem Häftlingsfürsorgeverein
                                                                   zugute.
                                                                   In unregelmäßigen Abständen finden auch „Kochnachmittage“
                                                                   statt, in denen die Jugendlichen neben Kochen auch Tischkultur,
                                                                   Benehmen bei Tisch und Vor- und Nacharbeiten lernen und an-
                                                                   wenden. Zwischenzeitlich hat sich mein Engagement auch ausge-
                                                                   weitet. So findet heuer zum dritten Mal ein Sommerworkshop mit
                                                                   erwachsenen Insassen statt. Weiters stehen Kekse backen in der
                                                                   Adventszeit sowie ein Osterworkshop mit der Frauenabteilung auf
                                                                Foto: Häftlingsfürsorgeverein Salzburg




                                                                   dem Programm.

                                                                                                         Vielen Dank für das interessante Gespräch Frau Rettenbacher, wir
                                                                                                         wünschen weiterhin viel Erfolg bei Ihrer Arbeit!
                                                                                                         Danke. ich habe endlich das Betätigungsfeld gefunden, das mich
                                                                                                         persönlich ausfüllt und mir vor allem großen Spaß macht! (MP)




01/2011 dreieck
Er wa ch s en e nb ild u ng   | 7
Foto: fotolia




                Ist doch EHRENsache!
Ehrenamt und Bürgerschaftliches Engagement




E
       hrenamt, Freiwilligenarbeit und bür-    ge Zeit auf die Stimmabgabe bei Wahlen.        zentrale Motiv für Ehrenamt, so wollen die
       gerschaftliches Engagement liegen       Erst im 18. und 19. Jahrhundert begann         heute freiwillig Tätigen am öffentlichen
       im Trend. Für das Salzburger Bil-       sich das Vereinswesen als völlig neue sozi-    Leben teilhaben, soziale Sachverhalte reali-
dungswerk stellen diese Begriffe jedoch        ale Organisationsform zu etablieren, wobei     sieren, Verantwortung übernehmen, etwas
kein Neuland dar. Seine Struktur beruht        die Mitgliedschaft in Vereinen dem Bürger-     bewegen und sich nützlich machen. Hinzu
seit Jahrzehnten auf ehrenamtlicher Tätig-     tum vorbehalten war. Auch der Begriff des      kommen Motive wie Anerkennung, Selbst-
keit, sein Anliegen ist seit seiner Gründung   „Ehrenamtes“ stammt aus dieser Zeit. Im        bestimmung und -verwirklichung sowie
die gemeinwesenorientierte Arbeit. Wie es      frühen 19. Jahrhundert verteilte der Staat     das Erleben von Gemeinschaft. Freiwillig tä-
dazu kam und was heute darunter verstan-       Ämter an aufstrebende männliche Bürger,        tige Personen verpflichten sich nicht mehr
den wird, ist Inhalt der folgenden Ausfüh-     um diese symbolisch an der Macht zu betei-     lebenslänglich einer Organisation, sondern
rungen.                                        ligen (Enquete-Kommission, 2002). Frauen       engagieren sich spontan, flexibel, projekt-
                                               engagierten sich damals ausschließlich im      förmig und in flachen Hierarchien (Stricker,
Wie alles begann:                              kirchlich-sozialen Kontext der Wohlfahrt. Im   2007).
Geschichtlicher Abriss                         20. Jahrhundert wurden die Bürgerrechte
Der individuelle Beitrag zum Allgemein-        auf alle gesellschaftlichen Gruppen, auch      Im Mittelpunkt stehen die
wohl war in der gesamten abendländischen       Frauen, ausgedehnt. Der Nationalsozialis-      BürgerInnen - Begriffsklärung
Tradition unverzichtbarer Teil eines sinner-   mus bedeutete dann das sukzessive Ende         Freiwilliges Engagement wird oftmals
füllten Lebens. So gab es schon in der An-     der Selbstverwaltung, die erst nach dem        mit sehr unterschiedlichen Begriffen wie
tike die Idee der aktiven Bürgerschaft, auch   Krieg langsam wieder zum Leben erwachte.       Freiwilligenarbeit, Ehrenamt, freiwilliges
im römischen Reich galt die Übernahme          Seitdem hat sich gemeinwesenorientiertes       Engagement oder bürgerschaftliches En-
politischer Aufgaben als besonders tugend-     Engagement sowohl aus der Sicht des Indi-      gagement betitelt. Allgemein gültige De-
haft. Politik und Wissenschaft reduzierten     viduums als auch aus struktureller Hinsicht    finitionen wurden bislang nicht gefunden
die Mitbestimmung des Volkes jedoch lan-       gewandelt. War früher Wohltätigkeit das        (Anheiner, 2009). Im Mittelpunkt stehen



                                                                                                                              dreieck   02/2011
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jedoch immer Bürgerinnen und Bürger,             knapp 14,7 Millionen Arbeitsstunden. Dies                werden wie für berufliche Tätigkeiten.
die sich im Sinne des Allgemeinwohles            entspricht einer Arbeitsleistung von 373.860             Personen, die sich nicht freiwillig engagie-
engagieren. Ehrenamt bezeichnet im ur-           Erwerbstätigen mit einer Arbeitszeit von je              ren, tun dies deshalb nicht, weil sie durch
sprünglichen Sinn die Übernahme eines            39,3 Stunden.                                            familiäre Aufgaben ausgefüllt sind (68,6 %),
öffentlichen Amtes beziehungsweise die           Hinsichtlich der Altersstruktur zeigt sich,              nie um Mitarbeit gebeten wurden (58,4 %),
Mitwirkung in Wohlfahrtsorganisationen.          dass die meisten Freiwilligen zwischen 40                nie über freiwilliges Engagement nachge-
Diese Aktivitäten waren freiwillig und nicht     und 49 Jahren alt sind (22 %), dicht gefolgt             dacht haben (45,5 %) und freiwilliges Enga-
auf monetäre Verdienste ausgerichtet.            von Personen im Alter zwischen 30 und 39                 gement zeitlich nicht mit dem Berufsleben
Heute ist Ehrenamt eine Form des bürger-         Jahren (19,1 %) (Statistik Austria, 2008, S.             vereinbaren können (45,1 %) (BMASK, 2009,
schaftlichen Engagements und stellt nur          18).                                                     S. 54).
einen Teilaspekt dessen dar. Es bezeich-         Die ehrenamtliche Beteiligung in Österreich
net die Arbeit Freiwilliger in strukturierten    hat einen starken regionalen Bezug, wobei                Diskussion und Ausblick
Organisationsformen, die mit einer Mit-          das freiwillige Engagement mit zuneh-                    Bürgerschaftliches Engagement schafft In-
gliedschaft verbunden ist. Ehrenamtliche         mender Bevölkerungsdichte sinkt (ebd., S.                novationen, es überwindet alte Denk- und
Tätigkeit kann daher als eine stärker forma-     16).                                                     Verhaltensmuster, ermöglicht eine eigen-
lisierte, in Regeln eingebundene und dau-        Ehrenamt hängt neben Alter und regio-                    verantwortliche Gestaltung der Lebensbe-
erhafte Form des Engagements bezeichnet          nalen Faktoren stark von Herkunft und                    dingungen, stärkt die Demokratie, fördert
werden (Enquete-Kommission, 2002). Bür-          Bildungsstand ab. Für Österreich bedeutet                Partizipation und Integration. Es darf daher
gerschaftliches Engagement versteht sich         das, dass sich 33 Prozent der Personen mit               nicht exkludieren, sondern muss versuchen,
als eine nicht erwerbsmäßig ausgeübte            Pflichtschulabschluss, aber 54 Prozent der               möglichst viele Menschen aller soziokultu-
Tätigkeit außerhalb des eigenen Haushalts        Personen mit universitären Abschlüssen                   rellen Hintergründe zu erreichen. Denn:
und familiären Umfeldes. Es bezeichnet           freiwillig engagieren (ebd., S. 15).                     Bürgerschaftliches Engagement ist die
Engagement für Andere und/oder das ge-           Einen weiteren Einflussfaktor auf freiwilliges           Grundlage für sozialen Zusammenhalt, es
meinsame Lebensumfeld, das freiwillig,           Engagement stellt die soziale Integration                kann als Demokratisierungsstrategie gese-
eigeninitiativ, ohne persönlichen materi-        dar. Menschen übernehmen dann ehren-                     hen und genutzt werden.
ellen Gewinn, unabhängig von staatlichen         amtliche Aufgaben, wenn sie sich beteili-                Ehrenamtlich Tätige schaffen Sozialkapital,
Strukturen, regelmäßig, in Anbindung an          gen können, aber auch beteiligt werden,                  sie erhöhen das Verständnis zwischen den
eine Organisation stattfindet und mit der        sich zugehörig fühlen und ein Klima des                  verschiedensten Mitgliedern einer Gesell-
Übernahme von Aufgaben verbunden ist.            Vertrauens herrscht. Hier schließt sich der              schaft, sie erhalten die Verlässlichkeit ge-
Diese Tätigkeit kann zeitlich begrenzt und       Kreis zu arbeitslosen Personen, Personen                 meinsamer Regeln, Normen und Werte (Bun-
projektbezogen sein.                             mit Migrationshintergrund oder geringer                  desverband Deutscher Stiftungen, 2009).
Bürgerschaftliches Engagement meint, dass        gebildeten Menschen. Sie sind beim frei-                 Diskutiert werden muss daher auch weiter-
sich Bürgerinnen und Bürger nach demo-           willigen Engagement unterrepräsentiert,                  hin, wie Ehrenamt gestärkt und aufgewertet
kratischen Regeln organisieren und auf das       was einerseits auf den fehlenden Anschluss               werden kann und welche Möglichkeiten der
Gemeinwesen Einfluss nehmen. Der Begriff         durch Erwerbsarbeit oder auf die kulturelle              nicht-monetären Vergütung denkbar sind.
„Bürgerschaftliches Engagement“ ist mit          Identität zurückgeführt werden kann, an-                 Freiwillig Tätigen gebührt von Seiten aller
„freiwilligem Engagement“ gleichzusetzen.        dererseits auch auf die mangelnde „Rekru-                beteiligten Institutionen, der Politik und
                                                 tierung“ durch die Organisationen. Es ist zu             der Gesellschaft große Anerkennung, sie
Aktuelle Bezüge zu Österreich                    beobachten, dass für freiwilliges Engage-                benötigen aber auch Unterstützung und
Eine österreichische Studie zeigt, dass sich     ment ähnliche Voraussetzungen gefordert                  zukunftsweisende Visionen.               (bh)
im Jahr 2006 43,8 Prozent aller Personen ab
15 Jahren ehrenamtlich engagierten, das            Literatur: Anheiner, H. K. (2009). Zivilgesellschaft und freiwilliges Engagement in Europa. In Landes-
sind drei Millionen Österreicherinnen und          zentrale für politische Bildung Baden-Württemberg (Hrsg.), Grenzen-Los! Freiwilliges Engagement in
                                                   Deutschland, Österreich und der Schweiz. Dokumentation der internationalen Vernetzungskonferenz (S.
Österreicher. 47,1 Prozent der Engagierten         108-111). Stuttgart: Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg.
sind männlich und 40,7 Prozent weiblich.           BMASK - Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz (2009). Freiwilliges Engage-
Frauen engagieren sich fast ausschließlich         ment in Österreich. 1. Freiwilligenbericht. Wien: BMASK.
                                                   Bundesverband Deutscher Stiftungen (2009). Dokumentation des 1. Zukunftssymposiums Bürgeren-
im sozialen, kirchlichen und kulturellen           gagement und gesellschaftlicher Wandel. Berlin: Bundesverband Deutscher Stiftungen.
Bereich, Männer in den Bereichen „Sport“,          Enquete-Kommission „Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements“ des Deutschen Bundestages
„Hilfsdienste“, „Politik“ und „Kultur“ (BMASK,     (2002). Bürgerschaftliches Engagement: auf dem Weg in eine zukunftsfähige Bürgergesellschaft.
                                                   Schriftenreihe, Bd. 4. Opladen: Leske + Budrich.
2009, S. 10). Männer besetzen ehrenamt-            Statistik Austria (2008). Struktur und Volumen der Freiwilligenarbeit in Österreich. Aktualisierte Ausgabe.
liche Führungspositionen, Frauen die un-           Wien: Statistik Austria.
teren Ränge. Die Arbeitsleistung freiwillig        Stricker, M. (2007). Ehrenamt als soziales Kapital. Partizipation und Professionalität in der Bürgergesell-
                                                   schaft. Karlsruher Forschungsstudien Deutschland und Europa. Berlin: Dr. Köster.
Tätiger in Österreich beträgt wöchentlich



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                                                                                                                                                     Foto: Diliff
Zeitspuren: Entdecken Sie Rom und Berlin
                                                                                                                             VON ANDREAS DEUSCH



Rom, 2. bis 10. November 2011                                        Berlin, 1. bis 4. März 2012
Wir werden in einem äußerst zentral und verkehrsgünstig gele-
genen Hotel zwischen Piazza Venezia und dem Campo dei Fiori
wohnen. Das Besichtigungsprogramm, das großteils zu Fuß vom
Hotel aus erfolgt, ist auf sieben Tage verteilt. Der Einsatz eines
                                                                     Foto: Uwe Wattenberg/Pixelio.de




Funkmikrofons trägt zum Verstehen und zum Komfort der Reise
bei.

                            Rom liegt in der Region Latium am
                            Ufer des Flusses Tiber und zählt
                            im Stadtgebiet zirka 2,8 Millionen
                            Einwohner. Die von Romulus und
                            Remus um 753 v. Chr. gegründete          Die Metropole verändert ihr Gesicht in einem geradezu atem-
                            und nicht zuletzt wegen ihrer Rolle      beraubenden Tempo. In den vergangenen Jahren wurden nach
                            in der Antike als Hauptstadt des rö-     langen Restaurierungsarbeiten eine Reihe neuer Museen eröff-
                            mischen Reiches als „Ewige Stadt“        net: auf der Museumsinsel sind es Schinkels Altes-Museum, die
                            bezeichnete Metropole ist seit           Alte Nationalgalerie, das Bodemuseum, zuletzt im Herbst 2009
                            1871 die Hauptstadt des im Risorgi-      das Neue Museum (mit der ägyptischen Sammlung), dazu das
                            mento vereinigten Italiens und Sitz      Historische Museum im Zeughaus und der imponierende Bau des
                            des Malteser-Ritterordens. Innerhalb     Jüdischen Museums von Liebknecht. Neben den Museumsbe-
                            der Stadt bildet der unabhängige         suchen ist eine Stadtrundfahrt zu den Highlights der modernen
Vatikanstaat eine Enklave. Rom ist außerordentlich reich an be-      Architektur in Berlin vorgesehen. Neben den Bauten der internati-
deutenden Baudenkmälern und Museen. Die Altstadt von Rom,            onalen Avantgarde-Architektur wird uns auch die städtebauliche
der Petersdom und die Vatikanstadt wurden von der UNESCO             Problematik der lange zweigeteilten Stadt vorgeführt.
im Jahre 1980 zum Weltkulturerbe erklärt. Wie in keiner anderen      Mag. Andreas Deusch ist Projektleiter von Zeitspuren.
Stadt sind hier neue sowie antike Bauwerke miteinander vereint
und bilden eine einmalige Symbiose wie sie nirgendwo auf der         Infos zu den beiden Reisen: Andreas Deusch, Tel: 0699-10905138,
Welt zu finden ist.                                                  zeitspuren@sbg.at oder unter www.zeitspuren.at




                                                                                                                                     dreieck   02/2011
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                                                                                                                                                     Foto: Fotolia
Die heutige Eltern-Kind-Beziehung




S
       eit Jahren gibt es im Salzburger Bil-            nen, dann ist eine Eltern-Kind-Beziehung         Müssen Eltern perfekt sein?
       dungswerk im Institut für Elternbil-             gelungen.                                        Natürlich nicht. Perfektionismus ist eine
       dung das Elterntraining „Selbstma-                                                                Erwartungshaltung, die unweigerlich zur
nagement in der Erziehung“ mit Dr. Manfred              Welche Erfahrung haben Sie in den letzten        Frustration führen muss. Aber es schadet
Wünsche. Das Elterntraining basiert auf                 Jahren bei den Elterntrainings gemacht?          nicht, gut zu sein, zu wissen, wann man
einem Konzept, das Eltern in Seminarform                Bei den Eltern, die zu mir kommen, ist bereits   Fehler macht und zu wissen, wie man diese
bei ihrer Erziehungskompetenz unterstützt.              etwas Entscheidendes vorhanden: Sie inte-        revidiert. Anzuerkennen, dass man auch nur
Es ist ein guter Zeitpunkt für eine Innensicht          ressieren sich für ihre Beziehung zum Kind.      ein Mensch ist (das Kind im Übrigen auch!)
und um Erfahrungen mit diesem Angebot                   Sie wollen wissen, wie sie ihrem Kind zu ei-     und Fehler begeht, das ist viel realistischer.
zu diskutieren. Was sind heute Themen in                ner positiven Entwicklung verhelfen können.      Es hilft auch, wenn Eltern herausfinden,
der Erziehung und welche Erfahrungen                    Damit ist von den Eltern ein erster Schritt      über welche Ressourcen und Stärken sie
macht der Psychotherapeut bei dieser Ar-                gemacht. Ich helfe dann, wenn notwendig,         verfügen und wie sie diese nutzen können.
beit? Brigitte Singer stellte Manfred Wün-              Schritte zu Veränderungen einzuleiten.
sche diese und andere spannende Fragen.                 Die meisten Eltern wollen das Beste für ihr      Was sind die „hot spots“ in Ihrer Arbeit
                                                        Kind und benötigen oftmals nur wenige            mit Eltern – mit welchen Problemen sind
Herr Dr. Wünsche, was sind Grundpfeiler                 Impulse, oft auch nur Bekräftigungen ihres       die meisten Eltern konfrontiert?
gelungener Eltern-Kind-Beziehung?                       Handelns, damit sie sich als Eltern wieder       Es geht in meinen Trainings weniger um
Wenn es mir als Eltern gelungen ist, dem                besser fühlen. Viel unnötiges Leid, verur-       rein theoretische Diskussionen, ob Kinder
Kind zu vermitteln, dass es OK ist, so wie es           sacht durch Missverständnisse, wird und          Grenzen brauchen (à la Jan Uwe Rogge)
ist und wenn Eltern sich als wirksame, zu-              wurde durch die Trainings verringert bzw.        oder ob Lob dem Kind nun schadet oder
friedene und gute Eltern empfinden kön-                 verhindert.                                      nicht (à la Jesper Juul). Wir diskutieren na-



02/2011 dreieck
El ter n -, Fra uen - un d S en i oren b ild u ng    | 11


türlich auch. Manchmal benötigen Kinder         solch plakative Formulierungen geführt,
Grenzen, manchmal geht es darum, die            die leider letztlich den Eltern mehr schaden
Grenzen nicht zu ziehen. Mir geht es darum,     und sie verunsichern als nützen. Was nun
dass Eltern situativ entscheiden können         wieder? Sollen Eltern jetzt wieder nicht lo-      Manfred Wünsche
und sich bewusst sind, welchen Einfluss ihr     ben? Ich gehe davon aus, dass Juul das an-        ist Klinischer
Handeln oder Nicht-Handeln auf das Kind         ders meint als es durch diese Formulierung        Psychologe, Gesund-
hat. Sie erhalten Unterstützung, im Training    transportiert wird. Ich kann ja gar nicht         heitspsychologe und
Gelerntes in der jeweiligen Familie umzu-       nicht belohnen oder nicht bestrafen. Wenn         Psychotherapeut
setzen. Wenn Sie so wollen, werden Eltern       ein Kind mir etwas erzählt und ich höre ihm
durch meine Trainings „mündigere“ Eltern.       zu, belohne ich es. Höre ich nicht zu, bestra-
                                                fe ich es. Das hat ja nichts mit Autorität ja
Woher kommt die Überforderung der               oder nein zu tun. Das ist ein allgemeines        oder Konsequenzen tendieren dazu, das
Eltern?                                         Lernprinzip. Spreche ich aber von Beloh-         Kind zu verletzen und erreichen meist das
Rein materiell und was unsere Lebens-           nung und Bestrafung im Sinne von „ja, su-        Gegenteil beim Kind. Wir sollten zudem si-
bedingungen betrifft, geht es uns wahr-         per toll hast du das gemacht“ (Belohnung)        cher sein, dass unser Kind auch weiß, was
scheinlich so gut wie noch nie. Trotzdem        oder ich schimpfe aus allen Rohren (Bestra-      wir von ihm wollen. Oft können uns die Kin-
oder vielleicht gerade deshalb wird uns         fung), dann meinetwegen ja. Das wird aber        der mit unseren Ansprüchen und Formulie-
suggeriert, dass wir ständig Leistung er-       schließlich auch nur dann zum Problem für        rungen gar nicht verstehen (wir reden dann
bringen müssen, um auch bestehen zu             das Kind, wenn dies regelhaft, nicht echt        zuviel). Am Häufigsten reden die Eltern nur
können. Gerade das verunsichert Eltern. Sie     oder unangemessen passiert. Eltern müs-          über Konsequenzen, handeln aber nicht da-
wollen oft, dass es ihre Kinder besser haben    sen selbst interpretieren und verlieren da-      nach oder aber viel zu spät. Für die Kinder
als sie das selbst als Kind erlebt haben und    durch leicht ihre Orientierung.                  zählen die Handlungen der Eltern sowie die
wissen nicht, wie und wann sie ihr Kind nun                                                      Unmittelbarkeit der Konsequenzen – das
fördern oder auch einmal frustrieren sollen.    Ist es wichtig, dass Vater und Mutter in         erleichtert das Verständnis der Kinder und
Die Flut an gut gemeinten, aber sich oft wi-    der Erziehung immer die selbe Meinung            gibt am meisten Orientierung. Außerdem
dersprechenden Erziehungsratgebern trägt        haben?                                           wird bei vielen in der Regel viel zu spät
ein Übriges dazu bei.                           Vater und Mutter gehen in der Regel unter-       und dann viel zu hart gestraft. Noch dazu
                                                schiedlich an die Sache heran, und das ist       mit Konsequenzen (Handy weg, TV-Verbot,
Müssen Eltern konsequent und Vorbild            gut so. Väter tun sich oft leichter, Entschei-   PC-Sperre etc.), die mit dem Fehlverhalten
sein?                                           dungen zu treffen und gehen recht direktiv       des Kindes nichts zu tun haben. Damit errei-
Eine zentrale Entwicklungsaufgabe für           mit dem Kind um. Mütter sind meist emoti-        che ich allerdings sehr wenig Einsicht und
Kinder ist es, Orientierung in ihrer Welt zu    onaler, fühlen sich gut in das Kind ein und      erzeuge vielmehr die Tendenz, dass sich
finden. Demnach ist es von Bedeutung,           tragen besonders zur sozialen Entwicklung        Kinder gegen diese Konsequenzen immu-
dass Eltern verlässliche Partner und Ver-       des Kindes bei. Idealerweise ergänzen sich       nisieren und die Eltern damit strafen – im
mittler dieser Orientierung sind. Dazu ist      Mutter und Vater und nutzen damit die-           Sinne von „Jetzt weiß ich nicht mehr, was
es notwendig, diese Welt konsequent und         se Ressourcen. Hebeln sich die Elternteile       ich dem Kind noch wegnehmen soll, es hilft
verlässlich zu vermitteln. Inkonsequenz ver-    häufig vor dem Kind gegenseitig aus, kriti-      alles nichts mehr“.
mittelt meist eine Desorientierung, die das     sieren und gering achten sie sich, ist das be-
Kind verunsichert. Kinder lernen am Besten,     sonders störend für das Kind, verunsichert       Spätestens dann hat sich eine Beziehungs-
wenn sie verlässlich erfahren, welche Kon-      und erzeugt Desorientierung. Verschiedene        kultur etabliert, die nur noch als Teufels-
sequenz ihr Verhalten hat. Das tun sie leider   Meinungen zu haben ist also noch kein Pro-       kreise funktionieren. Und, damit stimme ich
auch, wenn Eltern inkonsequent sind (ist        blem, entscheidend ist vielmehr, wie das         mit Juul überein, bei allem Interesse, Kinder-
eben auch eine Orientierung!), aber damit       gegenüber dem Kind vermittelt oder aus-          erziehung richtig zu machen, versuchen wir
entstehen meist die Probleme, unter denen       getragen wird.                                   oft zuviel Einfluss auf das Kind zu nehmen
sowohl Eltern als auch Kinder leiden. Das-                                                       und stören seine Entwicklung damit nur.
selbe gilt für die Notwendigkeit, ein gutes     Was sind die klassischen Erziehungsfallen        Wir sollten dem Potential unserer Kinder
Vorbild zu sein. Kinder lernen durch Beo-       in die wir tappen?                               auch vertrauen und sie unterstützen, ihren
bachtung und Nachahmung.                        Kinder lernen und entwickeln sich. Dazu          Weg autonomer zu finden und uns weniger
                                                müssen sie auch Fehler machen dürfen. Es         einmischen.
Jesper Juul meint, dass Belohnen und            ist deshalb wichtig, dass wir Eltern nicht
Bestrafen die natürliche Autorität der          persönlich gekränkt sind, wenn Fehler oder       Immer weniger Kinder (in Städten wie
Eltern zerstört – wie sehen Sie das?            Konflikte entstehen. Aus der Kränkung oder       München gibt es aktuell noch in 11 % der
Die Erziehungsdebatten werden meist über        Emotionalität getroffene Entscheidungen          Haushalte Kinder!) und dennoch immer



                                                                                                                                       dreieck       02/2011
12 |   E lte rn -, Fra u e n - u n d Senio renbildung




größere Probleme für Eltern – was sind die              ist es auch schade und traurig, dass Kinder     habe ich noch nie erlebt. Jede Erziehung
Gründe?                                                 quasi als Behinderungen in den Lebenspla-       ist eine große Verantwortung und auch
Ich vermute, dass es an den Lebensvollzü-               nungen erlebt werden und dass sich immer        Herausforderung. Jeder macht Fehler, das
gen der Menschen und ihren Erwartungen                  weniger Menschen für ein Leben in und mit       ist auch gar nicht so schlimm. Regelhaft
an das Leben liegen wird. Menschen wollen               Familie entscheiden. Ich glaube allerdings,     problematische Beziehungsmuster sollten
über sich selbst bestimmen, Karriere ma-                dass sich die offensichtliche Entwicklung       aber hinterfragt und auf ihre Bedingungen
chen, frei sein und den Luxus ihrer Karrieren           zu immer mehr Erfolg, Leistung und per-         untersucht werden. Genau das können El-
erleben. Kinder sind eine weit reichende                sönlicher Freiheit auch wieder umkehren         tern lernen, zum Beispiel in einem Eltern-
Entscheidung und verändern das Leben                    wird. Dann, wenn Menschen merken, dass          training. Denn Veränderungen sind gar
von Menschen nachhaltig. Die persönliche                das Leben mit Kindern und in einer Fami-        nicht so schwer zu erzielen. Und es ist nie
Freiheit, die viele kinderlose Menschen                 lie bereichernder, sinngebender und be-         zu spät, damit zu beginnen. Eltern können
suchen, wird durch Kinder natürlich stark               friedigender ist als das Leben ohne Kinder.     also neue Erlebens- und Verhaltensweisen
eingeschränkt bzw. verändert. Vielleicht ist            Vermutlich wird es hierbei zumindest zwei       für das Leben mit ihrem Kind lernen. Kinder
es auch gut so, dass Menschen keine Kin-                Entwicklungen geben: Menschen, die be-          sind prädestiniert dazu, schnell und auch
der zeugen, wenn es mit ihren Lebenspla-                wusst darauf verzichten und Menschen, die       gerne zu lernen, d.h. auch Problematisches
nungen nicht übereinstimmt. Das würde                   bewusst das Leben mit Kindern wählen.           umzulernen.
die berichtete Zunahme an Problemen er-
klären – denn Kinder stören damit die Le-               Wie würden Sie Eltern ermutigen?                Danke für das interessante Gespräch!
bensplanungen der Menschen. Andererseits                Eltern machen sicher nicht alles falsch – das   (BS)



  Wenn Sie dieses Angebot für Ihre Gemeinde buchen oder wissen möchten, wo und wann Elterntrainings stattfinden, wenden Sie sich
  an Mag. Brigitte Singer im Institut für Elternbildung, Tel: 0662-872691-15, b.singer@sbw.salzburg.at




                                                            Gesundheit & Wertvoll



                                                         Wohlfühlen und Fit bleiben, oder
                                                         rasch wieder gesund werden –
                                                         Wir helfen Ihnen dabei!

01/2011 dreieck
                                                                                                                www.salzburger.biz
El ter n -, Fra uen - un d S en i oren b ild u ng    | 13




Schalala und Tellala
Eine Initiative zur Entwicklung und Förderung von
Sprachkompetenz
                                                                  VON MONIKA WEILHARTER




E
      in außerordentlich hoher Anteil der        schließenden drei Informationsabenden
      Kinder zeigt beim Eintritt in die Schule   mit dem Thema „Sprachförderung für zu
      Sprachauffälligkeiten („Sprachfehler“).    Hause“ nahmen rund 80 interessierte Eltern
Es ist wissenschaftlich belegt, dass sich die    teil.
Sprache eines Kindes im vorschulischen
Alter noch in der Entwicklung befindet.          Das Projektteam, bestehend aus zwei Lo-
Speziell in diesem Alter braucht es daher        gopädinnen, Bezirksschulinspektor, Kin-
die entsprechende Unterstützung, gezielte        dergartenpädagogin, Bildungswerkleiterin,
Förderung und Therapiemöglichkeiten.             Bibliothekarin und Forum Familie Lungau,
Dies bietet eine ganz wesentliche Grundla-       wird auch weiterhin am Thema „Sprachför-
ge, um allen Kindern die Chance auf erfolg-      derung für Kinder“ arbeiten und hoffentlich
reiches Lernen zu ermöglichen.                   weitere Unterstützer finden!
                                                 Monika Weilharter ist Ansprechpartnerin im
Speziell die Therapiemöglichkeiten im Lun-       FORUM FAMILIE LUNGAU.
gau sind nicht ausreichend, und Eltern müs-
sen lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Das
Sozialfestival „Tu was, dann tut sich was“         Hinter „Tu was, dann tut sich was“, Österreichs erstem Sozialfestival, steht ein
hat sich diesem Problem angenommen und             ganz einfacher Gedanke: Überall gibt es Ideen für ein besseres Zusammenleben.
das Projekt „Schalala und Tellala“ finanziell
                                                   „Tu was, dann tut sich was“ schafft eine Gelegenheit, diese Ideen selbst umzu-
unterstützt. So konnten im Zeitraum Mai/
                                                   setzen. Das Festival bietet nicht nur einen organisatorischen Rahmen, sondern
Juni 2011 insgesamt 221 Kinder in Betreu-
ungseinrichtungen mit zwei Logopädinnen            stellt auch das zur Verfügung, woran idealistische Initiativen so oft scheitern:
ihre Sprache spielerisch testen. An den an-        Geld für die Verwirklichung.




   Kurz angemerkt


  Elternschule der SALK unter
  neuer Leitung
  R
         osemarie Huber leitet seit 1. April 2011 die Elternschule am Landeskrankenhaus Salzburg. Die diplo-
         mierte Kinderkrankenschwester und ausgebildete Schülerbetreuerin arbeitete bisher an der Neo-
         natologie und zwei Jahre lang an der Gesundheits- und Krankenpflegeschule Salzburg. Frau Huber
  wird sich künftig gemeinsam mit ihrem Team um Angebote zur Prävention und Gesundheitsförderung für
  Familien kümmern.




                                                                                                                                     dreieck       02/2011
14 |   Geme i n d e e nt w i c k l u ng




                                                                                           Foto: Katharina Wieland Müller/pixelio.de
Neues Leben in alten Mauern!
Themenschwerpunkt der Gemeindeentwicklung ab Herbst 2011



    N
           eues Leben in alten Mauern •
                                              Jahresschwerpunkte der Gemeindeentwicklung
„
           Lebensraum. Lebenstraum. Ge-
           meinde“: Die Gemeindeent-
wicklung Salzburg widmet sich jedes Jahr
einem für Gemeinden und BürgerInnen in-
teressanten Thema – ab Herbst dem für die
Menschen, die Gesellschaft, die Wirtschaft,
den Tourismus, das Handwerk und die Ge-
meinden so wichtigen und daher oft dis-
kutierten Themenbereich der Nutzung von
öffentlichen und privaten Räumen.
Eine bewusstseinsbildende Veranstaltungs-
serie wurde gestaltet und in vier Themen-
bereiche gegliedert: Gemeinden, Ortskerne,
Landwirtschaft und das zeitgenössische
Bauen. Durch Impulsveranstaltungen, Se-
minare, Exkursion, Schulprojekte und Aus-
stellungen soll den Menschen der Wert
historischer Bauten, die Verbindung „alter“
und „neuer“ Bauten und Anbauten, die Be-
deutung des Orts- und Landschaftsbildes
sowie die Verantwortung für die Erhaltung
von Bauten und Räumen nähergebracht
werden.

Die Auftaktveranstaltung sowie die Eröff-
nung der Ausstellung zum Themenbereich
Gemeinden finden am 26. September 2011
um 18 Uhr in der Rotunde der Salzburg AG
statt. Das Programm ist demnächst auf un-
serer Homepage gemeindeentwicklung.at
als Download verfügbar.              (MP)




02/2011 dreieck
G emei n deentw ick lu ng    | 15




  Jung trifft Alt

S
       eniorenheime bieten viele Vorteile,
       haben aber zuweilen auch Nachteile:
       Ältere Menschen sind oft nur unter
ihres gleichen, der Kontakt zu jüngeren
Generationen – vor allem zu Jugendlichen
– lässt nach. Um dies zu ändern, hat die Ge-                                                           Von Seniorenturnen bis zu
meindeentwicklung Salzburg 2010 in Koo-             Foto: youngCaritas Salzburg                        Beziehungstipps
peration mit den Salzburger Landeskliniken                                                             Die Besuche haben sich gut entwickelt, eini-
und der youngCaritas Salzburg die Initiative                                                           ge wollen „ihre“ SeniorInnen auch weiterhin
„J.A! Jung trifft Alt“ gestartet. Als Pilotschu-                                                       besuchen, und im Lauf der Zeit sind Freund-
le hat im vergangenen Schuljahr das Bun-                                                               schaften entstanden. Manche „Pärchen“ ha-
desgymnasium Zaunergasse in der Stadt                                                                  ben miteinander gebastelt, manche waren
                                                   Ein „Pärchen“ im Seniorenheim Taxham: Cornelia
Salzburg daran teilgenommen. Alle 19 Teil-         Schaberreiter (re.) und Margarethe Fuchs (li.).     beim Seniorenturnen, im Restaurant, ande-
nehmerInnen haben das Projekt vor kurzem                                                               re wieder haben „Mensch ärgere dich nicht“
abgeschlossen. Sie wurden mit einem Ab-                                                                gespielt oder einander zugehört ...: Der Kre-
schlussfest, organisiert und gesponsert von        Freundschaften wurden                               ativität waren keine Grenzen gesetzt. Ein
SPAR Österreichische Warenhandels AG, für          geschlossen                                         „Paar“ hat sein großes gemeinsames Thema
ihr Engagement belohnt und erhalten zu-            Welches Resumee ziehen die Jugendlichen             im Bereich Beziehungen gefunden, und
dem den „Sozialzeitausweis“ der Gemein-            nach diesem Jahr?                                   sie haben über Monate hinweg ihre (ver-
deentwicklung Salzburg. Diese Urkunde                                                                  gangenen) Partnerschaften analysiert.
über die geleistete Arbeit dokumentiert die        Die Rückmeldungen sind durchwegs po-
soziale Kompetenz und kann bei einer Be-           sitiv: Die Einschulungsphase und die kon-           Das Konzept ging auf: Die Generationen
werbung um eine Arbeitsstelle oder eine            tinuierliche Erreichbarkeit der Begleitung          sind einander näher gekommen.
Praktikumsstelle hilfreich sein.                   waren für die Jugendlichen besonders hilf-          Im September startet die nächste Staffel in
                                                   reich. „Das hat mir viel Druck genommen“,           der Stadt Salzburg. In den kommenden Mo-
„J.A! Jung trifft Alt“ ist ein weiteres Projekt    bringt es eine der Jugendlichen auf den             naten werden sich Jugendliche aus St. Josef,
der sozialen Gemeindeentwicklung in Salz-          Punkt. Das Schönste sei gewesen, dass die           dem Borromäum und aus dem BG Zauner-
burg – nach dem Generationendorf, den              meisten SeniorInnen schon bei der Ankunft           gasse um PatientInnen in der Geriatrie und
„Bonusmodellen für freiwilliges soziales En-       ihrer BesucherInnen gestrahlt haben und             um BewohnerInnen in der Seniorenpension
gagement“ und dem Projekt „Altern in guter         sich auf die gemeinsame Zeit sehr gefreut           am Schlossberg, im Albertus Magnus-Haus
Gesellschaft“. Es wurde gemeinsam mit              haben.                                              und in der ÖJAB-Seniorenwohnanlage Ai-
Praktikern aus der Arbeit mit Senioren ent-                                                            gen kümmern.                     (AM/MiHa)
wickelt: Nach der Schule treffen sich Jugend-
liche mit älteren Menschen, machen Ausflü-
ge, lesen ein Buch vor oder spielen ein Spiel
– kurzum, sie verbringen Zeit mit ihnen. Die
Jugendlichen werden dafür durch Fachkräf-
te ausgebildet und erhalten somit die not-
wendigen sozialen, kommunikativen und
organisatorischen Kompetenzen. Während
des Einsatzes in den Senioreneinrichtungen
nehmen die Jugendlichen an Supervisionen
teil, wo sie sich über ihre Erfahrungen mit
den Senioren und den Einrichtungen aus-
tauschen können.
„J.A! Jung trifft Alt“ wird vom Referat für Familienangelegenheiten und Generationen, der Erzdiözese Salzburg und von SPAR Österreichische Warenhandels
AG unterstützt. Ein Projekt in Zusammenarbeit mit der Stadt Salzburg (Magistrat Seniorenheime).




                                                                                                                                       dreieck     02/2011
16 |   Geme i n d e e nt w i c k l u ng




Parsch: Generationen verbinden
Parsch ist ein besonders engagierter Stadtteil im Programm der sozialen Gemeindeentwicklung. Zwei aktu-
elle Initiativen im Rahmen des Generationendorfprojektes stellen wir im folgenden Artikel vor: „Grenzenlos
kochen“ und „ParschERkunden – Spürnasen unterwegs“.


Grenzenlos kochen: Multikulti
auf den Kochplatten
Selchfleischknödel aus Österreich köcheln neben einem ungarischen
Pörkölt, ein Apfelstrudel entsteht neben einer Nachspeise aus Gam-
bia. Wenn in Parsch grenzenlos gekocht wird, wird zusammenge-
rückt, nicht nur am Herd. Rund 16 verschiedene Kulturen fanden im
Rahmen der Initiative „Grenzenlos kochen“ bereits zum zweiten Mal
ganz zwanglos zueinander und lernten sich so (besser) kennen.
Integration – ein großes Wort, das seit geraumer Zeit auch von
Spitzen der Politik in den Mund genommen wird. Gerne wird an-
geführt, dass Integration eine Aktivität der Nichtintegrierten zu sein
hat. Ist dies nicht auch eine Bringschuld der Alteingesessenen? Die
ParscherInnen sehen es jedenfalls so und ihr Engagement und ihr
Angebot gilt für jene, die dabei sind, hier in ihrem Stadtteil Fuß zu
fassen.


    „Gemeinsam kochen, essen und trinken –
    das liegt so tief im Menschen, wie Feuer                               Selchfleischknödel, Pörkölt und Süßes aus Gambia: Die ParscherInnen
    machen oder säen und ernten.                                           fanden es köstlich.
    Es bedeutet Freundschaft, Gastfreundschaft
    und Frieden.“
                                                                         ParschERkunden –
                                                   Beim grenzen-
                                                   losen Kochen
                                                                         Spürnasen unterwegs
                                                   rück(t)en die         Älter werden ist eine Erfahrung, die uns allen gemeinsam ist.
                                                   Parscherinnen
                                                                         Der Dialog mit anderen Generationen bietet die Möglichkeit, sich
                                                   und Parscher
                                                   zusammen.             selbst und das Leben besser kennen zu lernen. Durch persönliche
                                                                         Begegnung ohne feste Vorgaben entsteht ein gleichwertiger Aus-
                                                                         tausch von Erfahrungen. Man lernt praktische Dinge des Alltags
                                                                         voneinander. Klischees und Vorurteile werden abgebaut, junge und
                                                                         alte Leidenschaften ergänzen und beruhigen einander. Daher star-
                                                                         tet der Stadtteil Parsch ab Herbst ein neues Generationenprojekt:
                                                                         ParschERkunden – Spürnasen unterwegs.

                                                                         Bei der gemeinsamen Spurensuche bilden Jung und Alt ein Team,
                                                                         lernen sich und den Stadtteil besser kennen und lösen gemeinsam
 Das nächste grenzenlose Kochen findet am 17. Nov. 2011,
                                                                         die verzwickten Fragen und Aufgaben. Die Spurensuche beginnt
 ab 18 Uhr, wieder im Pfarrsaal Parsch statt.
                                                                         am 3. Oktober und dauert bis 17. Oktober 2011. Wer mitmachen



02/2011 dreieck
G emei n deentw ick lu ng    | 17




will, erhält die Unterlagen im Stadtteilbüro in der Anton-Graf-Straße 4, bei
der Raika in Parsch und in den Volksschulen Parsch und Abfalter. Die voll-
ständig ausgefüllten Unterlagen sollen bis 25. Oktober im Postkasten des
Stadtteilbüros oder wieder in der Raika Parsch abgegeben werden. Auf die
erfolgreichsten Spürnasen warten attraktive Preise. Die Preisverleihung wird
am 4. November 2011 um 18.30 Uhr im Heffterhof in Parsch, im Rahmen der
Präsentation der Klein- und Flurdenkmälererhebung Parsch, Aigen und Gais-
berg, stattfinden.                                                      (AM)




  Mattsee nimmt Holz
  unter die Lupe
  Wissenschaft im Seniorenheim



                   Erwin Treml vom Holztechnikum       Mit Begeisterung da-
                   Kuchl wusste die Senioren mit       bei: Eine Seniorin bei
                   seinem Wissen über Holz zu          der Arbeit mit dem
                   fesseln.                            Mikroskop.

  „Wissenschaft im Seniorenheim“
  ist abgeleitet vom Projekt

                                                       M
  „Wissenschaft im Wirtshaus“ –                                  attsee ist gemeinsam mit Seeham, St. Georgen und Lamprechtshau-
                                                                 sen im Programm der sozialen Gemeindeentwicklung Salzburg. Im
  einer Idee, bei der Laien in einer
                                                                 Rahmen des Projektes „Altern in guter Gesellschaft“ fanden und fin-
  angenehmen Atmosphäre mit                            den zahlreiche interessante Veranstaltungen statt.
  Naturwissenschaft in Berührung                       Kürzlich begeisterte 18 Seniorinnen und Senioren eine Aktion von „Wissen-
  gebracht werden. Dafür treffen                       schaft im Seniorenheim“: Holz unter der Lupe war dieses Mal das Thema. DI
  sich engagierte ProfessorInnen                       Erwin Treml vom Holztechnikum Kuchl verstand es großartig, die älteren Teil-
  mit Interessierten in einem Lokal                    nehmerInnen mit dieser Thematik zu fesseln. Bei dieser Veranstaltung ging es
                                                       darum, nicht ganz alltägliche Dinge über Holz – Wie, wodurch kommen die Jah-
  oder im Seniorenheim, um am
                                                       resringe zustande?, Wie wächst ein Baum? oder Welche Eigenschaft hat Holz
  gemeinsamen Kaffeetisch mit ver-                     und woraus besteht es? – zu erfahren. Die Seniorinnen und Senioren waren mit
  blüffenden Experimenten (zumin-                      Begeisterung dabei, die verschiedenen Holzarten durch das Mikroskop zu be-
  dest einige) Geheimnisse der                         trachten und zu erraten. Mit vielen neuen Erkenntnissen gingen die interessier-
  Naturwissenschaften zu lüften.                       ten Teilnehmer an diesem Tag zu Bett.                                     (AM)




                                                                                                                            dreieck     02/2011
18 |                        Geme i n d e e nt w i c k l u ng




               Aktivitäten im Generationendorf Hallein-Rif
                                                                                                                                             VON MARTIN STALLMAIER



                                                                                            „Rifer Tortenstopp“
                                                                                            Naschen für den guten Zweck
                                                                                            Anfang Juni startete der
                                                                                            TREFFPUNKT-RIF         erfolg-
                                                                                            reich das Projekt „Torten-
                                                                                            stopp“, eine Bausteinaktion
                                                                                            für das Gemeindezentrum
                                                                                            mit Kirche. Jeden Samstag
                                                                                            wird von 9 bis 12 Uhr zum
                                                                                            gemeinsamen Kuchen- und
                                                                                            Tortenessen in das Pfarrzen-
                                                                                            trum eingeladen. Zahlreiche Privatpersonen, Rifer Vereine
                                                                                            und Institutionen, wie der Theaterverein die Archetypen,
                                                                                            Seniorentanz, der Sozialausschuss, aber auch die Volksschu-
                                                                                            le Rif/Rehhof sowie der Elternverein, nehmen am „Torten-
                                                                                            stopp“ teil. „Wir wollen mit Selbstgebackenem einen Beitrag
                                                                                            zum Gemeinschaftsprojekt Gemeindezentrum und Kirche
Fotos: TREFFPUNKT-RIF




                                                                                            leisten“, so die KuchenbäckerInnen. Ein Törtchen für den
                                                                                            guten Zweck konnte noch keiner verwehren, und so hoffen
                                                                                            Initiatorin Brigitte Schmidt und der Verein TREFFPUNKT-RIF
                                                                                            auf weitere zahlreiche Naschkatzen, damit ihr Gemeinde-
                                                                                            zentrum mit Kirche bald fertig wird.

                        Maibaumfest                                                         Martin Stallmaier ist Mitglied des Vereins TREFFPUNKT-RIF.


                        In nur drei Jahren entwickelte sich das Rifer
                        Maibaumfest zu einer Kultveranstaltung.

                        Gemeinsam mit 109 Freiwilligen hat der Verein TREFFPUNKT-
                        RIF, der überparteiliche Verein für Stadtteilentwicklung, dieses
                        Jahr ein ganz besonderes Maifest durchgeführt. Mit einem al-
                        ten Traktor, begleitet von 30 Kindern, den Böllerschützen und
                        Maibaum-Moar Fredl Luega sowie der Anifer Trachtenmusikka-
                        pelle, zog der 28 Meter lange Maibaum auf den Rifer Dorfplatz
                        ein. Bald darauf war der Maibaum aufgestellt und Jung und Alt
                        versuchten sich am Aufstieg, am frühen Abend unterhielten
                        der Salsaclub Salzburg mit Tanzstunden und die Musikgruppe
                        „Come2gether“ die Gäste. 1.200 Besucher feierten so 10 Stun-
                        den lang ihren Maibaum. Selbst die Abbauarbeiten des Festge-
                        ländes, am darauffolgenden Muttertag, waren noch von dieser
                        freundschaftlichen Stimmung getragen. Ein herzliches Danke an
                        die großartigen freiwilligen Helfer und Gäste.
                                                                                           Jeden Samstag lädt der „Tortenstopp“ zu Kaffee, Prosecco und Kuchen.
                                                                                           Der Erlös wird für das Gemeindezentrum und die Kirche verwendet.




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Europa un d Pol i ti s ch e B ild u ng    | 19




  Europatag im Europark


  D
          er Europatag erinnert daran, dass Europa als Gemein-
          schaft am 9. Mai 1950 „geboren“ wurde. Heuer stand
          der Europatag, der in Salzburg auf dem Theaterplatz im
  Europark gefeiert wurde, im Zeichen des Europäischen Jahrs




                                                                         Foto: Landespressebüro
  zur Freiwilligentätigkeit und von Währungsfragen rund um den
  Euro. Expertinnen und Experten verschiedener Einrichtungen
  im Land Salzburg und in der EuRegio Salzburg-Berchtesgadener
  Land-Traunstein, darunter das Institut für Europa im Salzburger
  Bildungswerk, gaben gemeinsam Auskunft zu allen Fragen rund
  um die Europäische Union. Landeshauptfrau Mag. Gabi Burgstal-          uns verbindenden Heimatkontinent zu machen. Möglichkeiten
  ler: „Wir haben es selber in der Hand, Europa und die EU zu dem        dazu gibt es jede Menge“.                             (FT)




Medien und Politik – Politik und Medien
Lehrgang des Instituts für Europa widmete sich diesem Spannungsfeld



W
          ie entsteht eine Zeitung, wie
          kommt eine Sendung im Radio
          oder Fernsehen zustande? Wer
bestimmt die Inhalte? Wie schaut der öster-
reichische Medienmarkt aus, und welchen
gegenseitigen Einfluss üben Politik und
Medien aufeinander aus?

Diese Fragen waren gestellt und wurden
beim Lehrgang „Medien und Politik“ tref-
                                                   2                                               3
fend beantwortet. Dafür bedanken wir uns
bei Dr. Karin Pühringer (Bild 1, re.), Dozentin   Parlamentsklubs der Grünen, Dieter Brosz        burger Nachrichten (Bild 4). Udo Bachmair
für Medien an der Fachhochschule St. Pöl-         (Bild 2, li.), bei Mag. Bernhard Schausber-     Bakk. phil. hatte den Lehrgang angeregt
ten, bei Chefredakteurin Mag. Gerlinde Hin-       ger (Bild 3) im ORF-Landesstudio Salzburg       und der Gruppe auch einen Diskussionster-
terleitner (li.) von der Onlineredaktion von      und bei Dr. Martin Stricker für interessante    min im ORF-Funkhaus in Wien ermöglicht
„derStandard.at“, beim Pressesprecher des         Erläuterungen und den Besuch bei den Salz-      (Bild 5)                              (FT)




 1                                                 4                                               5


                                                                                                                                    dreieck      02/2011
20 |                                   E u ro p a u n d Po l i t i s che B ildung




                                                                                                                                                        Sv. Jovan Kaneo
                                                                                                                                                        am Ohridsee
Fotos: Klaus Römer und Martin Kilgus




                               Den Südosten unseres Kontinents „entdecken“!
Die diesjährige Studienreise führte nach Mazedonien und in den Kosovo


D
        ie politische, wirtschaftliche und so-                                      Korruption sowie die Abwanderung der jun-   Kosovo zu seinem Nachbarn Serbien, von
        ziale Situation in Mazedonien und                                           gen Menschen. Auch über den Namensstreit    dem sich das Land erst 2008 unabhängig
        dem Kosovo stand im Mittelpunkt                                             Mazedoniens mit Griechenland und über das   erklärt hat, wurde berichtet. Dass dieses Pro-
des Bildungsprogramms, das vom Institut für                                         schwierige Verhältnis der jungen Republik   gramm so stattfinden konnte, verdanken wir
Europa in Zusammenarbeit mit dem Europa
Zentrum Baden-Württemberg sowie dem
Deutsch-Makedonischen Kulturforum „KOR-
ZO“ ausgearbeitet worden war. Kompetente
und engagierte Gesprächspartnerinnen und
-partner standen uns im mazedonischen und
kosovarischen Außenministerium, in den
deutschen und österreichischen Botschaften
in Prishtinë und Skopje sowie in Bitola im Sü-
den Mazedoniens zur Verfügung. Wir lernten
viel über die (noch schlechten) Chancen auf
einen EU-Beitritt der beiden Länder. Themen
waren unter anderem die gravierenden Pro-
                                                                                     Vor dem Regierungsgebäude in Skopje.
bleme wie extrem hohe Arbeitslosigkeit und



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Europa un d Pol i ti s ch e B ild u ng    | 21




In Prishtinë                                   Filip Nedelkovski führte bravourös durch beide Länder.               Im Botschaftsviertel von Prishtinë.


vielen Menschen, die uns vor Ort unterstützt
und so diesen Ablauf ermöglicht haben.

Wir haben Mazedonien und einen kleinen
Teil des Kosovos aber auch touristisch „er-
fahren“, römische Ausgrabungsstätten,
Moscheen, orthodoxe Kirchen und Klöster,
unberührte Natur, eindrucksvolle Gebirge,
tiefe Schluchten, große Seen, blühende
Wiesen, interessante Städte und idyllische
Dörfer vorgefunden, die darauf warten,
auch von Ihnen entdeckt zu werden.     (FT)    Staatssekretär Fitim Gllareva und sein Team erläutern die Lage der Republik Kosovo.




Herbst und Winter sind nicht mehr fern …
Veranstaltungstipps: Das Institut für Europa lädt ein

Politik in Österreich und in der               ropa noch einen Landtag? Was passiert im
Europäischen Union                             Gemeinderat? Welche Auswirkungen hat
Wer hat politische Macht in Österreich, wer    die Politik der EU auf Österreich? Und wel-
in Europa? Welche Institutionen spielen        chen Einfluss haben wir Bürgerinnen und
welche Rolle? Wozu brauchen wir in EU-Eu-      Bürger auf die Politik?
                                               Diesen und anderen Fragen wird sich der
                                               Lehrgang „Politik in Österreich und in der
                                               Europäischen Union“ widmen, der gemein-
                                               sam mit dem Katholischen Bildungswerk
                                               Salzburg vom Institut für Europa von Novem-
                                               ber 2011 bis Februar 2012 angeboten wird.
                                               Der Lehrgang umfasst zwei „theoretische“
                                               Module in Glasenbach/Elsbethen und eine
                                               praxisnahe Exkursion nach Wien, wo wir ein
                                               Besuchs- und Diskussionsprogramm im Par-             Union Studies, und Dr. Franz Fallend – beide
                                               lament, im Haus der Europäischen Union und           vom Fachbereich Politikwissenschaft und
                                               beim ORF vereinbart haben. Für die Module in         Soziologie der Universität Salzburg – sowie
 Das Parlamentsgebäude an der Wiener
 Ringstraße                                    Salzburg konnten wir bis Redaktionsschluss           Vizekanzler a. D. Dr. Erhard Busek als Vortra-
                                               Dr. Doris Wydra, Salzburg Centre of European         gende gewinnen.



                                                                                                                                        dreieck      02/2011
22 |    E u ro p a u n d Po l i t i s che B ildung




                                                                                                                                          Fotos: Institut für Zeitgeschichte München-Berlin / Fotos: Max Köstler
   Dokumentation Obersalzberg
   Besuch mit Führung am 25. November 2011
                                                                                                 Besuch im
                                                                                                 „östlichen Drittel“
                                                                                                 Tschechiens
  I
       n Zusammenarbeit mit dem Renner-Institut Salzburg bieten wir am 25. November 2011
       einen Besuch mit Führung durch die Ausstellung „Dokumentation Obersalzberg“ an.
                                                                                                 Für die Studienreise von 1. bis 5. ok-
  Diese Ausstellung ist eine Dauerausstellung des Instituts für Zeitgeschichte München-          tober nach Mähren sind noch einige
  Berlin auf dem Obersalzberg bei Berchtesgaden. Während des Nationalsozialismus war             Plätze frei.
  der einstige Erholungsort die zweite Schaltstelle der Macht neben Berlin, wo wichtige po-
  litische Entscheidungen, auch über Krieg und Frieden und den Holocaust, geplant und            Begleiten wird diese PhDr. Oldr ich ̌
  getroffen wurden. Erst 1996 erhielt der Freistaat Bayern die volle Verfügungsgewalt über       Br enek, der neben seiner Tätigkeit als
                                                                                                   ̌
                                                                 dieses Gebiet und errichte-     Reiseleiter in Olmütz Deutsch unter-
                                                                 te 1999 diese Dauerausstel-     richtet. Er wird die TeilnehmerInnen
                                                                 lung. Die Dokumentation         mit seinem Land vertraut machen, aber
                                                                 verbindet die Geschichte        immer wieder auch Themen aufgreifen,
                                                                 des Obersalzbergs mit den       die die politische, wirtschaftliche und
                                                                 zentralen Erscheinungs-         soziale Lage Tschechiens verständlicher
                                                                 formen der nationalsozia-       machen werden. Geplant sind auch ein
                                                                 listischen Diktatur. Bis heu-   Treffen mit einem tschechischen Kom-
                                                                 te ist die Dokumentation        munalpolitiker sowie der Besuch einer
                                                                 Obersalzberg die weltweit       Aufführung in der Mährischen Philhar-
                                                                 einzige Dauerausstellung,       monie Olmütz.
                                                                 die sich mit allen wesent-      www.salzburgerbildungswerk.at/
                                                                 lichen Themen der NS-Zeit       de/news
                                                                 beschäftigt.

   Weitere Infos erhalten Sie bei Wolfgang Forthofer im Institut für Europa, Tel: 0662-872691-21 bzw. w.forthofer@sbw.salzburg.at



02/2011 dreieck
Inter n ati on a l e S ol id a rit ät    | 23


                                                                                                                     wurde mehr nonverbal als textlich vermit-
                                                                                               Über 100 Maissor-
                                                                                               ten werden von        telt. Es ist ein Fest des Lebens und der Arten-
                                                                                               den Indígenas des     vielfalt, bei der gemeinsam die Saat auf den
                                                                                               andinen Hochlands     gemeinschaftlich genutzten Watunakuy-
                                                                                               kultiviert. Kultur-   Feldern ausgebracht wird. Herausragend ist
                                                                                               und Artenvielfalt
                                                                                                                     die Vielfalt der agrar-kulturellen Aktivitäten,
                                                                                               gehören für sie
                                                                                               zusammen.             die immer einen praktischen und spiritu-
                                                                                                                     ellen Sinn zugleich haben. Bezeichnend ist
                                                                                                                     bereits die Organisation: Es gibt verschie-
                                                                                                                     dene Zuständigkeiten z.B. für die Ochsen-
                                                                                                                     gespanne mit Pflug, die Zubereitung des
                                                                                                                     Essens und Trinkens, die Bereitstellung der
                                                                                                                     Saatgüter, die Beschmückung der Örtlich-
                                                                                                                     keiten, Tiere und Menschen und die Musik-
                                                                                                                     begleitung. Jeder ist nützlich und kann sich
Fotos: INTERSOL




                   Pacha Mama feiert Watunakuy                                                                       mit seinen Fähigkeiten und Talenten ein-
                                                                                                                     bringen, auch beeinträchtigte Menschen.
                                                                                                                     So wird dann gemeinsam die Pacha Mama
                                                                                                                     vorbereitet, ihr werden Blumen und Coca-
                  Ein Fest des Lebens und der Artenvielfalt                                                          Blätter geopfert, und gemeinsam wird die
                                                                                                                     Aussaat vorgenommen – ein Prozess der



                  S
                        chauplatz: Queromarca, ein perua-          steht vor dem Nehmen. Die Reziprozität der        Reproduktion der Vielfalt, mit dem Ziel,
                        nisches Dorf 130 km südlich von Cuz-       Schenkung ist im Zentrum. Konkret ist die         auch Außenstehende am Fest der Ernte teil-
                        co, auf der Höhe von Raqchi, einem         Logik der Schenkung, Solidarität und Rezi-        haben zu lassen.
                  weltberühmten Ort mit den Inka-Ruinen            prozität bezogen auf das gesamte Univer-
                  und Bauwerken im Rang von Weltkultur-            sum: das (liebevolle) Miteinander zwischen        Reichtum und Effizienz, aber auch
                  erbschaften. Ein Treffen von tausenden Ket-      Menschen und Kulturpflanzen; der Mit- und         Bedrohungen
                  chuas (Indigenas der Andentäler) aus Quer-       Überwelt; der Pacha Mama („Mutter Erde“ –         Siehe da: Was einem theoretisch-rational
                  omarca, Sur Andino, aber auch Angehörige         unpräzise umschrieben) und der Apus (der          denkenden Westler als „irrational“, ineffizi-
                  anderer Ethnien, sozialer Gruppen und Na-        umliegenden Berge). Dieses Jahrhundert            ent, rückständig und „entwicklungsbedürf-
                  tionen des Abya Yala (= Lateinamerika). Mit      alte praxisorientierte Ritual, getragen von       tig“ erscheint, bringt reiche Frucht hervor. So
                  dabei: einige „Weiße”. Auch ich hatte eine       einer „praktischen Rationalität“, die uns         gibt es im Sur Andigo ca. 100 Mais- und über
                  Einladung dazu – als offizielles Mitglied der    WestlerInnen nie wirklich eigen war und bei       150 Kartoffelsorten. Diese Qualität der Agri-
                  Gemeinde Queromarca.                             dem der Dienstcharakter am Anderen prä-           Kultur entspricht dann auch der Quantität
                                                                   gend ist, hat in dieser Version keine Entspre-    der Ernte: Es kann niemand so richtig erklä-
                  Watunakuy hat Fiesta-Charakter                   chung in der abendländischen Tradition.           ren, warum z.B. auf den Watunakuy-Feldern
                  Was an anderen Kulturen essentiell ist, ist                                                        im Normalfall reichhaltiger geerntet wird,
                  gleichzeitig oft sprachlich nicht verfügbar.                                                       als auf den mit Mineraldünger, chemischen
                  Es lässt sich keine adäquate Übersetzung                                                           Pestiziden und Hybridsorten bebauten kon-
                  dafür finden, was „das“ Watunakuy ist. Las-                                                        ventionellen Feldern. Doch es ist Fakt.
                  sen Sie es mich als eine intensive „Erlebnis-                                                      Die Gefahren sind freilich auch Faktum und
                  Initiative“ beschreiben, bei der Biodiversität                                                     wirken bereits massiv herein: durch die
                  und Artenvielfalt einerseits und kulturelle                                                        Intensivierung der konventionellen Land-
                  Vielfalt und Bejahung der Kulturen ande-                                                           wirtschaft - mit wenigen Sorten und viel
                  rerseits im Mittelpunkt stehen. Das Eine be-                                                       „Kunst“dünger und vielen abhängig ma-
                  dingt und bildet eine Einheit mit dem und                                                          chenden chemischen Pflanzenschutzmit-
                  den Anderen.                                                                                       teln. Im Miteinander der örtlichen Organisa-
                                                                   Ritual für die Pacha Mama (Mutter Erde) vor der
                  Das Ereignis mit Fiesta-Charakter hat keinen                                                       tionen mit CEPROSI, INTERSOL und anderen
                                                                   Aussaat.
                  Selbstzweck und die Vielfalt der Arten und                                                         solidarischen Organisationen versuchen wir
                  Sorten (Mais, Kartoffel u.a.) ist kein Markt-                                                      dieses Erbe der Menschheit zu stärken und
                  oder Preis-/Wert-Spekulationsobjekt. Der         Kulturelle Vielfalt - Artenvielfalt               weiter zu kultivieren. Auch als Impulse für
                  Markt spielt bei diesem kollektiven Mitei-       Was nun wirklich passiert bei einem Watu-         die hiesige Agrar-Kultur, die v.a. nur mehr
                  nander überhaupt keine Rolle. Das Geben          nakuy ist nicht einfach zu beschreiben – es       Land-Wirtschaft ist.                       (he)




                                                                                                                                                          dreieck        02/2011
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  • 1. Erwachsenenbildungs-Magazin des Salzburger Bildungswerkes 02/2011 Einmal Ehrenamt – Immer Ehrenamt Perfekte Eltern?! Pacha Mama feiert Watunakuy salzburger bildungswerk
  • 2. Das Team des Salzburger Bildungswerkes Direktion Barbara HoLZNER Gemeindeentwicklung Günther SIGNITZER Institut für Seniorenbildung Salzburg Geschäftsführung Örtliche Bildungswerke Alexander GLAS Tel: 0 662-87 26 91-14 Tel: 0 662-872691-17 Tel: 0 662-87 26 91-13 g.signitzer@sbw.salzburg.at barbara.holzner@sbw.salzburg.at alexander.glas@sbw.salzburg.at Richard BRESCHAR Karin MARESCH Anita MoSER Örtliche Bildungswerke Sekretariat Tel: 0 662-87 26 91-18 Tel: 0 662-87 26 91-19 Tel: 0 662-87 26 91-12 anita.moser@sbw.salzburg.at richard.breschar@sbw.salzburg.at karin.maresch@sbw.salzburg.at Sarah REITHER Sonja CHRIST Isolde MRWA Tel: 0 662-87 26 91-27 Sekretariat Organisation gemeindeentwicklung@sbw.salzburg.at Tel: 0 662-87 26 91-11 Tel: 0 6277-77 94 sonja.christ@sbw.salzburg.at isolde.mrwa@sbw.salzburg.at Forum Familie Hans EDER Manuela PLENINGER Barbara BRANDNER und Institut für Internationale Solidarität Öffentlichkeitsarbeit Andrea-Maria GRUBER Tel: 0 662-87 26 91-20 Tel: 0 662-87 26 91-16 Pongau, Tel: 0664-8284180 hans.eder@sbw.salzburg.at manuela.pleninger@sbw.salzburg.at forumfamilie-pongau@salzburg.gv.at Wolfgang FoRTHoFER Brigitte SINGER Wolfgang MAyR Institut für Europa Institut für Elternbildung Flachgau, Tel: 0664-8284238 Tel: 0 662-87 26 91-21 Tel: 0 662-87 26 91-15 forumfamilie-flachgau@salzburg.gv.at w.forthofer@sbw.salzburg.at brigitte.singer@sbw.salzburg.at Corona RETTENBACHER Ulrike FREIDL Tennengau, Tel: 0664-8565527 Sekretariat Institut für Medienbildung forumfamilie-tennengau@salzburg.gv.at Tel: 0 662-87 26 91-22 Martin SEIBT Christine SCHLäFFER ulrike.freidl@sbw.salzburg.at Geschäftsführung Pinzgau, Tel: 0664-8284179 Michaela HABETSEDER Tel: 0 662-82 20 23-12 forumfamilie-pinzgau@salzburg.gv.at Öffentlichkeitsarbeit seibt@imb-salzburg.at Monika WEILHARTER m.habetseder@sbw.salzburg.at Monika HoHENLoHE Lungau, Tel: 0664-8284237 Tel: 0 662-82 20 23 forumfamilie-lungau@salzburg.gv.at office@imb-salzburg.at Qualitätssiegel Salzburger Bildungswerk Qualitätstestiert bis 02.07. 2012 Veranstaltungstipps Bildungswochen Thalgau, 15. Mai bis 19. November 2011 St. Margarethen, 25. September bis 2. Oktober 2011 Herbstfahrt des Salzburger Bildungswerkes nach Linz Piesendorf, 25. bis 30. September 2011 23. bis 24. September 2011 Goldegg, 17. September bis 25. September 2011 50 Jahre Bildungswochen: Festakt am 18. 9. um 10 Uhr. Grenzenlos Kochen in Parsch Strobl, 24. Oktober bis 6. November 2011 17. November 2011, 18 Uhr, Pfarrsaal St. Martin bei Lofer, 6. bis 13. November 2011
  • 3. Editorial Impressum Herausgeber und Verleger: Salzburger Bildungswerk (Dr. Günther Signitzer) Redaktion: Manuela Pleninger (MP) Imbergstraße 2/2, 5020 Salzburg Tel. 0662-87 26 91-0 Fax 0662-87 26 91-3 E-Mail: office@sbw.salzburg.at www.salzburgerbildungswerk.at ZVR 200 288 147 Grafik: Werbeagentur Gerhard Gürtler Wie können wir den Erfolg im Bildungsbereich messen? Es wird mit PISA probiert, Coverfoto: © Fotolia nun soll PIAAC (auf Deutsch: Studie über die Kompetenzen Erwachsener und die An- Fotos: Salzburger Bildungswerk (falls nicht anders angegeben) forderungen im Informationszeitalter) für die Erwachsenenbildung kommen. Viele Druck: Schönleitner, Kuchl Einrichtungen, so wie wir, veröffentlichen u.a. Veranstaltungs- und TeilnehmerIn- Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier. nenzahlen, wiederum andere versuchen es mit Standardvorgaben, und dann gibt es Auflage: 2.200 noch Medienpräsenz, Qualitätsmanagementsysteme und Testierungen, Umfragen MitarbeiterInnen Redaktion: Dipl.-Ing. Richard Breschar (RiB) zur Kundenzufriedenheit u.v.m. – alles nur einzelne Mosaiksteine, die differenziert zu Dr. Hans Eder (HE) betrachten und zu analysieren sind. Aber das geht in unserer Zeit von Schlagwörtern Dr. Wolfgang Forthofer (FT) und Schlagzahlen vielfach unter. Wir sind stolz, hervorragende Statistiken vorzeigen Alexander Glas (AG) Mag. Michaela Habetseder (MiHa) zu können, die auch die erfolgreichen Aktivitäten in schwierigen Bildungsbereichen Mag. Barbara Holzner (bh) wie z.B. der politischen Bildung deutlich machen, Evaluierungen, die u.a. ein über- Dr. Anita Moser (AM) aus positives Zeugnis für unsere örtlichen, ehrenamtlichen BildungswerkleiterInnen Isolde Mrwa (IM) Martin Seibt (MS) geben. Dr. Günther Signitzer (GS) Aber was ist das alles im Vergleich zur Freude einer örtlichen Bildungswerkleitung DSA Mag. Brigitte Singer (BS) über eine gelungene Veranstaltung, dem erfolgreichen Abschluss eines schwierigen Blattlinie: Darstellung und Auseinandersetzung mit Projektes, bei dem wichtige Themen der Gesellschaft bearbeitet wurden oder auch aktuellen bildungs- und gesellschaftspolitischen nur einfach die harmonische Stimmung an einem Abend mit Bildung und Kultur, Themen, Mitteilungs- und Serviceblatt über Veran- staltungen des Salzburger Bildungswerkes. welcher Interesse weckt, sich weiter zu entwickeln? Das ist der wirkliche Erfolg un- Das „dreieck“ richtet sich an MitarbeiterInnen in serer Bildungs- und Kulturarbeit, der uns immer wieder stärkt und der uns immer der Erwachsenenbildung, MultiplikatorInnen, wieder antreibt! PolitikerInnen sowie Medien. Namentlich gekennzeichnete Beiträge drücken die Bildungsangebote mit Mehr-Wert Meinungen der AutorInnen aus. Sie müssen sich nicht immer mit der Auffassung von Redaktion und Bei der Kuratoriumssitzung wurde der Tätigkeitsbericht 2010 einhellig positiv be- Herausgeber decken. wertet. Mit beinahe 1.300 Veranstaltungen und über 83.000 TeilnehmerInnen kann Offenlegung nach dem Pressegesetz: Aktuelle das Salzburger Bildungswerk eine hervorragende Leistungsbilanz im Veranstal- Berichte, Informationen und Stellungnahmen, tungsbereich vorlegen. Hervorzuheben sind die anwachsenden Bereiche Gesund- die im Zusammenhang mit der Tätigkeit des über- parteilichen und konfessionell nicht gebundenen heit, Weiterbildung und Regionalentwicklung sowie Politische Bildung. LHF Gabi Salzburger Bildungswerkes stehen. Burgstaller, Präsidentin des Bildungswerkes, bedankte sich bei allen, die zu diesem Wir danken für die Zusammenarbeit und Erfolg beigetragen haben und zeigte sich beeindruckt von dem hohen Engagement Unterstützung dem bm:ukk. der BildungswerkleiterInnen. Sie sieht diese Bildungsarbeit als die Beste für einen dreieck-Leserservice: demokratischen Prozess und für unsere BürgerInnen. Fragen an die Redaktion: Tel. 0662-872691-0 oder Im Mittelpunkt unserer Bemühungen stehen die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen. E-Mail: office@sbw.salzburg.at Neben einem breiten Service für die örtlichen Bildungswerke haben wir heuer im Erscheinungsweise: 2-3mal jährlich Abonnement- und Einzelbestellung: Europäischen Jahr der Freiwilligentätigkeit zusammen mit der ARGE Salzburger Er- Einzelheft € 4,- (exkl. Versand) wachsenenbildung und der Unterstützung durch das Land Salzburg elf Weiterbil- Jahresabonnement € 11,- dungsangebote unter dem Titel „Anpacken“ zusammengestellt. Nähere Informati- Einzahlungen: RVS Salzburg Kto-Nr. 00047993, BLZ 35 000 onen erhalten Sie unter www.weiterbildung.salzburg.at Wenn bis 31. Dezember keine Abbestellung erfolgt, Ich wünsche unterhaltsame Stunden mit dem neuen „dreieck“, eine interessante verlängert sich das Abo jeweils um ein weiteres Jahr. Lektüre zum Sommerausklang mit vielen Berichten über unsere Veranstaltungen Vorstand des Salzburger Bildungswerkes und Projekte. Lassen Sie sich motivieren, dabei zu sein, wenn es um die aktive Ge- Rektor Dr. Josef Sampl, HR Dr. Alfred Berghammer, HR Dipl. Ing. Günter Daghofer, Dr. Andrea Gitsch- staltung unseres Lebensraumes und der Gemeinschaft geht. Wir machen Bildung thaler, BSI Josef Irnberger, HR Dr. Andreas Kiefer, lebendig! Senatsrat Dr. Heinz Klier, Dr. Lucia Luidold, Dr. Ursula Maier-Rabler, HR Dr. Eduard Paulus, HR Prof. Dr. Wilhelm Pölzl, Prim. Dr. Josef Rücker, Dr. Günther Signitzer OStR Prof. Felix Strohbichler, Prof. Dr. Martin Direktor Wiedemair Präsidentin des Salzburger Bildungswerkes LH Mag. Gabi Burgstaller
  • 4. 4 | Inhalt Neues Leben in alten Mauern Werte „alter“ und Foto: Fotolia „neuer“ Bauten und Anbauten 07 14 Mehr dazu auf Seite 14. Erwachsenenbildung Gemeindeentwicklung Blickpunkte Gemeindeentwicklung 06 Einmal Ehrenamt – Immer Ehrenamt 14 Neues Leben in alten Mauern 15 J.A! Jung trifft Alt 16 Parsch: Generationen verbinden Erwachsenenbildung 17 Mattsee nimmt Holz unter die Lupe 07 Ist doch EHRENsache! 18 Aktivitäten im Generationendorf Hallein-Rif 09 Zeitspuren: Entdecken Sie Rom und Berlin Europa und Politische Bildung Eltern-, Frauen- und Seniorenbildung 19 Europatag im Europark 10 Perfekte Eltern?! 19 Medien und Politik – Politik und Medien 13 Schalala und Tellala 20 Den Südosten unseres Kontinents „entdecken“! 13 Elternschule der SALK unter neuer Leitung 21 Herbst und Winter sind nicht mehr fern ... 22 Dokumentation Obersalzberg und Besuch im „östlichen Drittel“ Tschechiens Internationale Solidarität 23 Pacha Mama feiert Watunakuy 24 Biolandbau – Ein Plädoyer für Regionalität 25 Lokal handeln, global bewegen 26 „Mal de mina“: Was sich in der höchstgelegenen Stadt der Welt abspielt. Ideen wachsen lassen Salzburger Netzwerk „Bildung für Nachhaltige Entwicklung und globales Lernen“ Mehr dazu auf Seite 27. 01/2011 dreieck
  • 5. | 5 23 Internationale Solidarität 27 Aus der Direktion 30 Aus Gemeinde und Bezirk Aus der Direktion IMB – Institut für Medienbildung 27 Ideen wachsen lassen 39 Medien-Hochburg Mauterndorf 28 Bildungsangebote mit MEHR-WERT 29 Starke Salzburger Vertretung 29 Wir sagen Danke! Arbeitskreise 39 MundART – Eine Kunst wird ausgezeichnet 40 Arbeitskreis „Geschichte und Kultur“ Aus Gemeinde und Bezirk 30 Zeit zum Wachsen 32 frauen.einklang in Mattsee Personalia 32 Lachen geht durch den Magen ... 41 Das Salzburger Bildungswerk gratuliert 33 Über den Tellerrand schauen 41 Bildung ein Leben lang 33 Der Tennengau macht’s vor ... 41 Ende und Anfang 34 Apropos Gesundheit ... 41 Das Salzburger Bildungswerk begrüßt 34 Hintersee hinterlässt Spuren 42 Haus- und Hofchroniken St. Koloman 35 Erotik und „Dancing Stars“ 42 Für ein aktives Miteinander 35 Kunstausstellung ist „Bellissimo“ 42 Bildung, die bewegt und die Umwelt schont 36 Gemeinschaft leben 42 Zum Gedenken: Cilli Pichler 37 Regionale Stärken stärken 38 Generationenplausch „Mei erste Liab“ 38 Demokratischer Wüstenwind Veranstaltungs- und Buchtipps 02 Veranstaltungstipps 43 Buchtipps dreieck 02/2011
  • 6. 6 | B lic k p u n k te Einmal Ehrenamt – Immer Ehrenamt Sieglinde Rettenbacher und Manuela Pleninger im Gespräch S ieglinde Rettenbacher hat sich nach ihrer Zeit als Bildungs- Sie kommen also mit StraftäterInnen in direkten Kontakt, wie werkleiterin von Bad Vigaun weiterhin für ein Ehrenamt ent- sieht dieser aus? Und kann man sich darauf vorbereiten? schieden. Sie engagiert sich seit fast neun Jahren im Bereich Der persönliche Kontakt mit den Tätern ist in meiner Arbeit vorran- der Jugend- und Freizeitgestaltung in der Justizanstalt Salzburg. gig. Dabei ist eine ständige Bewachung durch einen Justizwache- Wir haben uns mit unserer ehemaligen Bildungswerkleiterin getrof- beamten gegeben. Außerdem habe ich zu Beginn meiner Tätigkeit fen und Sie zu Ihren neuen Aufgaben interviewt. einen Selbstverteidigungskurs absolviert. Aber es gab für mich noch nie eine Situation, in der ich Angst ge- Frau Rettenbacher, Sie engagieren sich im Häftlingsfürsorge- habt hätte. Das Gegenteil ist der Fall: Alle Insassen verhalten sich verein Salzburg. Was genau macht der Verein? mir gegenüber ausgesprochen höflich. Der Umgangston ist normal, Zweck des Vereines ist es, Insassen der Justizanstalt Salzburg wäh- ich lege allerdings sehr viel Wert auf gute Umgangsformen, wie rend ihrer Haft und/oder anlässlich ihrer Entlassung durch Geld und grüßen, bitte, danke usw. Kleidung oder sonstige Gebrauchsgegenstände zu unterstützen. Auf der Basis von gegenseitigem Respekt, Höflichkeit, aber auch Während der Haft sollen die Insassen zu einer sinnvollen Freizeit- viel Spaß und Entspannung habe ich einen guten Weg gefunden, gestaltung motiviert werden. Insbesondere im Jugend- und Frau- mit den Jugendlichen umzugehen. Unterstützt werde ich dabei envollzug werden regelmäßig Workshops, Veranstaltungen und vom Leiter der Jugendabteilung. Er ist für die „Jungs“ ein väterlicher Aktivitäten eingesetzt, die ihnen eine sinnvolle Nutzung ihrer ar- Freund, den sie voll respektieren. Auch wäre ohne die Hilfe des An- beitsfreien Zeit vor Augen führen soll. staltsleiters Oberst Dietmar Knebel bzw. der Werkstät- ten in der Justizanstalt diese Tätigkeit nicht möglich. Welche Motivation steckt hinter Ihrer Arbeit? Mein Motto Durch einen Zufall kam ich vor ungefähr zehn Jahren in der dabei lautet: Wie sehen die Jugendlichen diese gelungene Ab- Toskana mit einer kirchlichen Einrichtung zur Betreuung Hart, wechslung, und was passiert mit den in den Work- straffällig gewordener Jugendlicher in Kontakt. Ein Pater aber herzlich! shops und Aktionen hergestellten Produkten? erklärte mir die Arbeitsweise und zeigte mir die Produkte, Die Arbeit mit den Jugendlichen hat sich inzwischen die von den Jugendlichen gefertigt und auch verkauft werden. Ich zu einem festen Bestandteil in der Justizanstalt Salzburg etabliert. war davon sehr fasziniert und nachhaltig beeindruckt. Für meine „Jungs“ ist es eine Bestätigung, dass ihre Arbeit geschätzt Kurz darauf bekam ich von der damaligen Leiterin der Salzburger wird – für viele das erste Mal in ihrem Leben. Mit viel Geduld, Ein- Justizanstalt, Oberst Karin Göll, das Angebot, mit jugendlichen fühlungsvermögen, aber auch Strenge und Konsequenz erfahren Straftätern kreativ zu arbeiten. Ich nahm das Angebot an, wusste sie, welche Fähigkeiten in ihnen stecken. Die Produkte dieser Arbeit allerdings nicht, was mich erwartete. werden auf Adventmärkten und privat verkauft. Die Einnahmen da- raus kommen den Jugendlichen und dem Häftlingsfürsorgeverein zugute. In unregelmäßigen Abständen finden auch „Kochnachmittage“ statt, in denen die Jugendlichen neben Kochen auch Tischkultur, Benehmen bei Tisch und Vor- und Nacharbeiten lernen und an- wenden. Zwischenzeitlich hat sich mein Engagement auch ausge- weitet. So findet heuer zum dritten Mal ein Sommerworkshop mit erwachsenen Insassen statt. Weiters stehen Kekse backen in der Adventszeit sowie ein Osterworkshop mit der Frauenabteilung auf Foto: Häftlingsfürsorgeverein Salzburg dem Programm. Vielen Dank für das interessante Gespräch Frau Rettenbacher, wir wünschen weiterhin viel Erfolg bei Ihrer Arbeit! Danke. ich habe endlich das Betätigungsfeld gefunden, das mich persönlich ausfüllt und mir vor allem großen Spaß macht! (MP) 01/2011 dreieck
  • 7. Er wa ch s en e nb ild u ng | 7 Foto: fotolia Ist doch EHRENsache! Ehrenamt und Bürgerschaftliches Engagement E hrenamt, Freiwilligenarbeit und bür- ge Zeit auf die Stimmabgabe bei Wahlen. zentrale Motiv für Ehrenamt, so wollen die gerschaftliches Engagement liegen Erst im 18. und 19. Jahrhundert begann heute freiwillig Tätigen am öffentlichen im Trend. Für das Salzburger Bil- sich das Vereinswesen als völlig neue sozi- Leben teilhaben, soziale Sachverhalte reali- dungswerk stellen diese Begriffe jedoch ale Organisationsform zu etablieren, wobei sieren, Verantwortung übernehmen, etwas kein Neuland dar. Seine Struktur beruht die Mitgliedschaft in Vereinen dem Bürger- bewegen und sich nützlich machen. Hinzu seit Jahrzehnten auf ehrenamtlicher Tätig- tum vorbehalten war. Auch der Begriff des kommen Motive wie Anerkennung, Selbst- keit, sein Anliegen ist seit seiner Gründung „Ehrenamtes“ stammt aus dieser Zeit. Im bestimmung und -verwirklichung sowie die gemeinwesenorientierte Arbeit. Wie es frühen 19. Jahrhundert verteilte der Staat das Erleben von Gemeinschaft. Freiwillig tä- dazu kam und was heute darunter verstan- Ämter an aufstrebende männliche Bürger, tige Personen verpflichten sich nicht mehr den wird, ist Inhalt der folgenden Ausfüh- um diese symbolisch an der Macht zu betei- lebenslänglich einer Organisation, sondern rungen. ligen (Enquete-Kommission, 2002). Frauen engagieren sich spontan, flexibel, projekt- engagierten sich damals ausschließlich im förmig und in flachen Hierarchien (Stricker, Wie alles begann: kirchlich-sozialen Kontext der Wohlfahrt. Im 2007). Geschichtlicher Abriss 20. Jahrhundert wurden die Bürgerrechte Der individuelle Beitrag zum Allgemein- auf alle gesellschaftlichen Gruppen, auch Im Mittelpunkt stehen die wohl war in der gesamten abendländischen Frauen, ausgedehnt. Der Nationalsozialis- BürgerInnen - Begriffsklärung Tradition unverzichtbarer Teil eines sinner- mus bedeutete dann das sukzessive Ende Freiwilliges Engagement wird oftmals füllten Lebens. So gab es schon in der An- der Selbstverwaltung, die erst nach dem mit sehr unterschiedlichen Begriffen wie tike die Idee der aktiven Bürgerschaft, auch Krieg langsam wieder zum Leben erwachte. Freiwilligenarbeit, Ehrenamt, freiwilliges im römischen Reich galt die Übernahme Seitdem hat sich gemeinwesenorientiertes Engagement oder bürgerschaftliches En- politischer Aufgaben als besonders tugend- Engagement sowohl aus der Sicht des Indi- gagement betitelt. Allgemein gültige De- haft. Politik und Wissenschaft reduzierten viduums als auch aus struktureller Hinsicht finitionen wurden bislang nicht gefunden die Mitbestimmung des Volkes jedoch lan- gewandelt. War früher Wohltätigkeit das (Anheiner, 2009). Im Mittelpunkt stehen dreieck 02/2011
  • 8. 8 | E r wa c h se n e n b i l d u n g jedoch immer Bürgerinnen und Bürger, knapp 14,7 Millionen Arbeitsstunden. Dies werden wie für berufliche Tätigkeiten. die sich im Sinne des Allgemeinwohles entspricht einer Arbeitsleistung von 373.860 Personen, die sich nicht freiwillig engagie- engagieren. Ehrenamt bezeichnet im ur- Erwerbstätigen mit einer Arbeitszeit von je ren, tun dies deshalb nicht, weil sie durch sprünglichen Sinn die Übernahme eines 39,3 Stunden. familiäre Aufgaben ausgefüllt sind (68,6 %), öffentlichen Amtes beziehungsweise die Hinsichtlich der Altersstruktur zeigt sich, nie um Mitarbeit gebeten wurden (58,4 %), Mitwirkung in Wohlfahrtsorganisationen. dass die meisten Freiwilligen zwischen 40 nie über freiwilliges Engagement nachge- Diese Aktivitäten waren freiwillig und nicht und 49 Jahren alt sind (22 %), dicht gefolgt dacht haben (45,5 %) und freiwilliges Enga- auf monetäre Verdienste ausgerichtet. von Personen im Alter zwischen 30 und 39 gement zeitlich nicht mit dem Berufsleben Heute ist Ehrenamt eine Form des bürger- Jahren (19,1 %) (Statistik Austria, 2008, S. vereinbaren können (45,1 %) (BMASK, 2009, schaftlichen Engagements und stellt nur 18). S. 54). einen Teilaspekt dessen dar. Es bezeich- Die ehrenamtliche Beteiligung in Österreich net die Arbeit Freiwilliger in strukturierten hat einen starken regionalen Bezug, wobei Diskussion und Ausblick Organisationsformen, die mit einer Mit- das freiwillige Engagement mit zuneh- Bürgerschaftliches Engagement schafft In- gliedschaft verbunden ist. Ehrenamtliche mender Bevölkerungsdichte sinkt (ebd., S. novationen, es überwindet alte Denk- und Tätigkeit kann daher als eine stärker forma- 16). Verhaltensmuster, ermöglicht eine eigen- lisierte, in Regeln eingebundene und dau- Ehrenamt hängt neben Alter und regio- verantwortliche Gestaltung der Lebensbe- erhafte Form des Engagements bezeichnet nalen Faktoren stark von Herkunft und dingungen, stärkt die Demokratie, fördert werden (Enquete-Kommission, 2002). Bür- Bildungsstand ab. Für Österreich bedeutet Partizipation und Integration. Es darf daher gerschaftliches Engagement versteht sich das, dass sich 33 Prozent der Personen mit nicht exkludieren, sondern muss versuchen, als eine nicht erwerbsmäßig ausgeübte Pflichtschulabschluss, aber 54 Prozent der möglichst viele Menschen aller soziokultu- Tätigkeit außerhalb des eigenen Haushalts Personen mit universitären Abschlüssen rellen Hintergründe zu erreichen. Denn: und familiären Umfeldes. Es bezeichnet freiwillig engagieren (ebd., S. 15). Bürgerschaftliches Engagement ist die Engagement für Andere und/oder das ge- Einen weiteren Einflussfaktor auf freiwilliges Grundlage für sozialen Zusammenhalt, es meinsame Lebensumfeld, das freiwillig, Engagement stellt die soziale Integration kann als Demokratisierungsstrategie gese- eigeninitiativ, ohne persönlichen materi- dar. Menschen übernehmen dann ehren- hen und genutzt werden. ellen Gewinn, unabhängig von staatlichen amtliche Aufgaben, wenn sie sich beteili- Ehrenamtlich Tätige schaffen Sozialkapital, Strukturen, regelmäßig, in Anbindung an gen können, aber auch beteiligt werden, sie erhöhen das Verständnis zwischen den eine Organisation stattfindet und mit der sich zugehörig fühlen und ein Klima des verschiedensten Mitgliedern einer Gesell- Übernahme von Aufgaben verbunden ist. Vertrauens herrscht. Hier schließt sich der schaft, sie erhalten die Verlässlichkeit ge- Diese Tätigkeit kann zeitlich begrenzt und Kreis zu arbeitslosen Personen, Personen meinsamer Regeln, Normen und Werte (Bun- projektbezogen sein. mit Migrationshintergrund oder geringer desverband Deutscher Stiftungen, 2009). Bürgerschaftliches Engagement meint, dass gebildeten Menschen. Sie sind beim frei- Diskutiert werden muss daher auch weiter- sich Bürgerinnen und Bürger nach demo- willigen Engagement unterrepräsentiert, hin, wie Ehrenamt gestärkt und aufgewertet kratischen Regeln organisieren und auf das was einerseits auf den fehlenden Anschluss werden kann und welche Möglichkeiten der Gemeinwesen Einfluss nehmen. Der Begriff durch Erwerbsarbeit oder auf die kulturelle nicht-monetären Vergütung denkbar sind. „Bürgerschaftliches Engagement“ ist mit Identität zurückgeführt werden kann, an- Freiwillig Tätigen gebührt von Seiten aller „freiwilligem Engagement“ gleichzusetzen. dererseits auch auf die mangelnde „Rekru- beteiligten Institutionen, der Politik und tierung“ durch die Organisationen. Es ist zu der Gesellschaft große Anerkennung, sie Aktuelle Bezüge zu Österreich beobachten, dass für freiwilliges Engage- benötigen aber auch Unterstützung und Eine österreichische Studie zeigt, dass sich ment ähnliche Voraussetzungen gefordert zukunftsweisende Visionen. (bh) im Jahr 2006 43,8 Prozent aller Personen ab 15 Jahren ehrenamtlich engagierten, das Literatur: Anheiner, H. K. (2009). Zivilgesellschaft und freiwilliges Engagement in Europa. In Landes- sind drei Millionen Österreicherinnen und zentrale für politische Bildung Baden-Württemberg (Hrsg.), Grenzen-Los! Freiwilliges Engagement in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Dokumentation der internationalen Vernetzungskonferenz (S. Österreicher. 47,1 Prozent der Engagierten 108-111). Stuttgart: Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg. sind männlich und 40,7 Prozent weiblich. BMASK - Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz (2009). Freiwilliges Engage- Frauen engagieren sich fast ausschließlich ment in Österreich. 1. Freiwilligenbericht. Wien: BMASK. Bundesverband Deutscher Stiftungen (2009). Dokumentation des 1. Zukunftssymposiums Bürgeren- im sozialen, kirchlichen und kulturellen gagement und gesellschaftlicher Wandel. Berlin: Bundesverband Deutscher Stiftungen. Bereich, Männer in den Bereichen „Sport“, Enquete-Kommission „Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements“ des Deutschen Bundestages „Hilfsdienste“, „Politik“ und „Kultur“ (BMASK, (2002). Bürgerschaftliches Engagement: auf dem Weg in eine zukunftsfähige Bürgergesellschaft. Schriftenreihe, Bd. 4. Opladen: Leske + Budrich. 2009, S. 10). Männer besetzen ehrenamt- Statistik Austria (2008). Struktur und Volumen der Freiwilligenarbeit in Österreich. Aktualisierte Ausgabe. liche Führungspositionen, Frauen die un- Wien: Statistik Austria. teren Ränge. Die Arbeitsleistung freiwillig Stricker, M. (2007). Ehrenamt als soziales Kapital. Partizipation und Professionalität in der Bürgergesell- schaft. Karlsruher Forschungsstudien Deutschland und Europa. Berlin: Dr. Köster. Tätiger in Österreich beträgt wöchentlich 02/2011 dreieck
  • 9. Er wa ch s en e nb ild u ng | 9 Foto: Diliff Zeitspuren: Entdecken Sie Rom und Berlin VON ANDREAS DEUSCH Rom, 2. bis 10. November 2011 Berlin, 1. bis 4. März 2012 Wir werden in einem äußerst zentral und verkehrsgünstig gele- genen Hotel zwischen Piazza Venezia und dem Campo dei Fiori wohnen. Das Besichtigungsprogramm, das großteils zu Fuß vom Hotel aus erfolgt, ist auf sieben Tage verteilt. Der Einsatz eines Foto: Uwe Wattenberg/Pixelio.de Funkmikrofons trägt zum Verstehen und zum Komfort der Reise bei. Rom liegt in der Region Latium am Ufer des Flusses Tiber und zählt im Stadtgebiet zirka 2,8 Millionen Einwohner. Die von Romulus und Remus um 753 v. Chr. gegründete Die Metropole verändert ihr Gesicht in einem geradezu atem- und nicht zuletzt wegen ihrer Rolle beraubenden Tempo. In den vergangenen Jahren wurden nach in der Antike als Hauptstadt des rö- langen Restaurierungsarbeiten eine Reihe neuer Museen eröff- mischen Reiches als „Ewige Stadt“ net: auf der Museumsinsel sind es Schinkels Altes-Museum, die bezeichnete Metropole ist seit Alte Nationalgalerie, das Bodemuseum, zuletzt im Herbst 2009 1871 die Hauptstadt des im Risorgi- das Neue Museum (mit der ägyptischen Sammlung), dazu das mento vereinigten Italiens und Sitz Historische Museum im Zeughaus und der imponierende Bau des des Malteser-Ritterordens. Innerhalb Jüdischen Museums von Liebknecht. Neben den Museumsbe- der Stadt bildet der unabhängige suchen ist eine Stadtrundfahrt zu den Highlights der modernen Vatikanstaat eine Enklave. Rom ist außerordentlich reich an be- Architektur in Berlin vorgesehen. Neben den Bauten der internati- deutenden Baudenkmälern und Museen. Die Altstadt von Rom, onalen Avantgarde-Architektur wird uns auch die städtebauliche der Petersdom und die Vatikanstadt wurden von der UNESCO Problematik der lange zweigeteilten Stadt vorgeführt. im Jahre 1980 zum Weltkulturerbe erklärt. Wie in keiner anderen Mag. Andreas Deusch ist Projektleiter von Zeitspuren. Stadt sind hier neue sowie antike Bauwerke miteinander vereint und bilden eine einmalige Symbiose wie sie nirgendwo auf der Infos zu den beiden Reisen: Andreas Deusch, Tel: 0699-10905138, Welt zu finden ist. zeitspuren@sbg.at oder unter www.zeitspuren.at dreieck 02/2011
  • 10. 10 | E lte rn -, Fra u e n - u n d Senio renbildung Perfekte Eltern?! Foto: Fotolia Die heutige Eltern-Kind-Beziehung S eit Jahren gibt es im Salzburger Bil- nen, dann ist eine Eltern-Kind-Beziehung Müssen Eltern perfekt sein? dungswerk im Institut für Elternbil- gelungen. Natürlich nicht. Perfektionismus ist eine dung das Elterntraining „Selbstma- Erwartungshaltung, die unweigerlich zur nagement in der Erziehung“ mit Dr. Manfred Welche Erfahrung haben Sie in den letzten Frustration führen muss. Aber es schadet Wünsche. Das Elterntraining basiert auf Jahren bei den Elterntrainings gemacht? nicht, gut zu sein, zu wissen, wann man einem Konzept, das Eltern in Seminarform Bei den Eltern, die zu mir kommen, ist bereits Fehler macht und zu wissen, wie man diese bei ihrer Erziehungskompetenz unterstützt. etwas Entscheidendes vorhanden: Sie inte- revidiert. Anzuerkennen, dass man auch nur Es ist ein guter Zeitpunkt für eine Innensicht ressieren sich für ihre Beziehung zum Kind. ein Mensch ist (das Kind im Übrigen auch!) und um Erfahrungen mit diesem Angebot Sie wollen wissen, wie sie ihrem Kind zu ei- und Fehler begeht, das ist viel realistischer. zu diskutieren. Was sind heute Themen in ner positiven Entwicklung verhelfen können. Es hilft auch, wenn Eltern herausfinden, der Erziehung und welche Erfahrungen Damit ist von den Eltern ein erster Schritt über welche Ressourcen und Stärken sie macht der Psychotherapeut bei dieser Ar- gemacht. Ich helfe dann, wenn notwendig, verfügen und wie sie diese nutzen können. beit? Brigitte Singer stellte Manfred Wün- Schritte zu Veränderungen einzuleiten. sche diese und andere spannende Fragen. Die meisten Eltern wollen das Beste für ihr Was sind die „hot spots“ in Ihrer Arbeit Kind und benötigen oftmals nur wenige mit Eltern – mit welchen Problemen sind Herr Dr. Wünsche, was sind Grundpfeiler Impulse, oft auch nur Bekräftigungen ihres die meisten Eltern konfrontiert? gelungener Eltern-Kind-Beziehung? Handelns, damit sie sich als Eltern wieder Es geht in meinen Trainings weniger um Wenn es mir als Eltern gelungen ist, dem besser fühlen. Viel unnötiges Leid, verur- rein theoretische Diskussionen, ob Kinder Kind zu vermitteln, dass es OK ist, so wie es sacht durch Missverständnisse, wird und Grenzen brauchen (à la Jan Uwe Rogge) ist und wenn Eltern sich als wirksame, zu- wurde durch die Trainings verringert bzw. oder ob Lob dem Kind nun schadet oder friedene und gute Eltern empfinden kön- verhindert. nicht (à la Jesper Juul). Wir diskutieren na- 02/2011 dreieck
  • 11. El ter n -, Fra uen - un d S en i oren b ild u ng | 11 türlich auch. Manchmal benötigen Kinder solch plakative Formulierungen geführt, Grenzen, manchmal geht es darum, die die leider letztlich den Eltern mehr schaden Grenzen nicht zu ziehen. Mir geht es darum, und sie verunsichern als nützen. Was nun dass Eltern situativ entscheiden können wieder? Sollen Eltern jetzt wieder nicht lo- Manfred Wünsche und sich bewusst sind, welchen Einfluss ihr ben? Ich gehe davon aus, dass Juul das an- ist Klinischer Handeln oder Nicht-Handeln auf das Kind ders meint als es durch diese Formulierung Psychologe, Gesund- hat. Sie erhalten Unterstützung, im Training transportiert wird. Ich kann ja gar nicht heitspsychologe und Gelerntes in der jeweiligen Familie umzu- nicht belohnen oder nicht bestrafen. Wenn Psychotherapeut setzen. Wenn Sie so wollen, werden Eltern ein Kind mir etwas erzählt und ich höre ihm durch meine Trainings „mündigere“ Eltern. zu, belohne ich es. Höre ich nicht zu, bestra- fe ich es. Das hat ja nichts mit Autorität ja Woher kommt die Überforderung der oder nein zu tun. Das ist ein allgemeines oder Konsequenzen tendieren dazu, das Eltern? Lernprinzip. Spreche ich aber von Beloh- Kind zu verletzen und erreichen meist das Rein materiell und was unsere Lebens- nung und Bestrafung im Sinne von „ja, su- Gegenteil beim Kind. Wir sollten zudem si- bedingungen betrifft, geht es uns wahr- per toll hast du das gemacht“ (Belohnung) cher sein, dass unser Kind auch weiß, was scheinlich so gut wie noch nie. Trotzdem oder ich schimpfe aus allen Rohren (Bestra- wir von ihm wollen. Oft können uns die Kin- oder vielleicht gerade deshalb wird uns fung), dann meinetwegen ja. Das wird aber der mit unseren Ansprüchen und Formulie- suggeriert, dass wir ständig Leistung er- schließlich auch nur dann zum Problem für rungen gar nicht verstehen (wir reden dann bringen müssen, um auch bestehen zu das Kind, wenn dies regelhaft, nicht echt zuviel). Am Häufigsten reden die Eltern nur können. Gerade das verunsichert Eltern. Sie oder unangemessen passiert. Eltern müs- über Konsequenzen, handeln aber nicht da- wollen oft, dass es ihre Kinder besser haben sen selbst interpretieren und verlieren da- nach oder aber viel zu spät. Für die Kinder als sie das selbst als Kind erlebt haben und durch leicht ihre Orientierung. zählen die Handlungen der Eltern sowie die wissen nicht, wie und wann sie ihr Kind nun Unmittelbarkeit der Konsequenzen – das fördern oder auch einmal frustrieren sollen. Ist es wichtig, dass Vater und Mutter in erleichtert das Verständnis der Kinder und Die Flut an gut gemeinten, aber sich oft wi- der Erziehung immer die selbe Meinung gibt am meisten Orientierung. Außerdem dersprechenden Erziehungsratgebern trägt haben? wird bei vielen in der Regel viel zu spät ein Übriges dazu bei. Vater und Mutter gehen in der Regel unter- und dann viel zu hart gestraft. Noch dazu schiedlich an die Sache heran, und das ist mit Konsequenzen (Handy weg, TV-Verbot, Müssen Eltern konsequent und Vorbild gut so. Väter tun sich oft leichter, Entschei- PC-Sperre etc.), die mit dem Fehlverhalten sein? dungen zu treffen und gehen recht direktiv des Kindes nichts zu tun haben. Damit errei- Eine zentrale Entwicklungsaufgabe für mit dem Kind um. Mütter sind meist emoti- che ich allerdings sehr wenig Einsicht und Kinder ist es, Orientierung in ihrer Welt zu onaler, fühlen sich gut in das Kind ein und erzeuge vielmehr die Tendenz, dass sich finden. Demnach ist es von Bedeutung, tragen besonders zur sozialen Entwicklung Kinder gegen diese Konsequenzen immu- dass Eltern verlässliche Partner und Ver- des Kindes bei. Idealerweise ergänzen sich nisieren und die Eltern damit strafen – im mittler dieser Orientierung sind. Dazu ist Mutter und Vater und nutzen damit die- Sinne von „Jetzt weiß ich nicht mehr, was es notwendig, diese Welt konsequent und se Ressourcen. Hebeln sich die Elternteile ich dem Kind noch wegnehmen soll, es hilft verlässlich zu vermitteln. Inkonsequenz ver- häufig vor dem Kind gegenseitig aus, kriti- alles nichts mehr“. mittelt meist eine Desorientierung, die das sieren und gering achten sie sich, ist das be- Kind verunsichert. Kinder lernen am Besten, sonders störend für das Kind, verunsichert Spätestens dann hat sich eine Beziehungs- wenn sie verlässlich erfahren, welche Kon- und erzeugt Desorientierung. Verschiedene kultur etabliert, die nur noch als Teufels- sequenz ihr Verhalten hat. Das tun sie leider Meinungen zu haben ist also noch kein Pro- kreise funktionieren. Und, damit stimme ich auch, wenn Eltern inkonsequent sind (ist blem, entscheidend ist vielmehr, wie das mit Juul überein, bei allem Interesse, Kinder- eben auch eine Orientierung!), aber damit gegenüber dem Kind vermittelt oder aus- erziehung richtig zu machen, versuchen wir entstehen meist die Probleme, unter denen getragen wird. oft zuviel Einfluss auf das Kind zu nehmen sowohl Eltern als auch Kinder leiden. Das- und stören seine Entwicklung damit nur. selbe gilt für die Notwendigkeit, ein gutes Was sind die klassischen Erziehungsfallen Wir sollten dem Potential unserer Kinder Vorbild zu sein. Kinder lernen durch Beo- in die wir tappen? auch vertrauen und sie unterstützen, ihren bachtung und Nachahmung. Kinder lernen und entwickeln sich. Dazu Weg autonomer zu finden und uns weniger müssen sie auch Fehler machen dürfen. Es einmischen. Jesper Juul meint, dass Belohnen und ist deshalb wichtig, dass wir Eltern nicht Bestrafen die natürliche Autorität der persönlich gekränkt sind, wenn Fehler oder Immer weniger Kinder (in Städten wie Eltern zerstört – wie sehen Sie das? Konflikte entstehen. Aus der Kränkung oder München gibt es aktuell noch in 11 % der Die Erziehungsdebatten werden meist über Emotionalität getroffene Entscheidungen Haushalte Kinder!) und dennoch immer dreieck 02/2011
  • 12. 12 | E lte rn -, Fra u e n - u n d Senio renbildung größere Probleme für Eltern – was sind die ist es auch schade und traurig, dass Kinder habe ich noch nie erlebt. Jede Erziehung Gründe? quasi als Behinderungen in den Lebenspla- ist eine große Verantwortung und auch Ich vermute, dass es an den Lebensvollzü- nungen erlebt werden und dass sich immer Herausforderung. Jeder macht Fehler, das gen der Menschen und ihren Erwartungen weniger Menschen für ein Leben in und mit ist auch gar nicht so schlimm. Regelhaft an das Leben liegen wird. Menschen wollen Familie entscheiden. Ich glaube allerdings, problematische Beziehungsmuster sollten über sich selbst bestimmen, Karriere ma- dass sich die offensichtliche Entwicklung aber hinterfragt und auf ihre Bedingungen chen, frei sein und den Luxus ihrer Karrieren zu immer mehr Erfolg, Leistung und per- untersucht werden. Genau das können El- erleben. Kinder sind eine weit reichende sönlicher Freiheit auch wieder umkehren tern lernen, zum Beispiel in einem Eltern- Entscheidung und verändern das Leben wird. Dann, wenn Menschen merken, dass training. Denn Veränderungen sind gar von Menschen nachhaltig. Die persönliche das Leben mit Kindern und in einer Fami- nicht so schwer zu erzielen. Und es ist nie Freiheit, die viele kinderlose Menschen lie bereichernder, sinngebender und be- zu spät, damit zu beginnen. Eltern können suchen, wird durch Kinder natürlich stark friedigender ist als das Leben ohne Kinder. also neue Erlebens- und Verhaltensweisen eingeschränkt bzw. verändert. Vielleicht ist Vermutlich wird es hierbei zumindest zwei für das Leben mit ihrem Kind lernen. Kinder es auch gut so, dass Menschen keine Kin- Entwicklungen geben: Menschen, die be- sind prädestiniert dazu, schnell und auch der zeugen, wenn es mit ihren Lebenspla- wusst darauf verzichten und Menschen, die gerne zu lernen, d.h. auch Problematisches nungen nicht übereinstimmt. Das würde bewusst das Leben mit Kindern wählen. umzulernen. die berichtete Zunahme an Problemen er- klären – denn Kinder stören damit die Le- Wie würden Sie Eltern ermutigen? Danke für das interessante Gespräch! bensplanungen der Menschen. Andererseits Eltern machen sicher nicht alles falsch – das (BS) Wenn Sie dieses Angebot für Ihre Gemeinde buchen oder wissen möchten, wo und wann Elterntrainings stattfinden, wenden Sie sich an Mag. Brigitte Singer im Institut für Elternbildung, Tel: 0662-872691-15, b.singer@sbw.salzburg.at Gesundheit & Wertvoll Wohlfühlen und Fit bleiben, oder rasch wieder gesund werden – Wir helfen Ihnen dabei! 01/2011 dreieck www.salzburger.biz
  • 13. El ter n -, Fra uen - un d S en i oren b ild u ng | 13 Schalala und Tellala Eine Initiative zur Entwicklung und Förderung von Sprachkompetenz VON MONIKA WEILHARTER E in außerordentlich hoher Anteil der schließenden drei Informationsabenden Kinder zeigt beim Eintritt in die Schule mit dem Thema „Sprachförderung für zu Sprachauffälligkeiten („Sprachfehler“). Hause“ nahmen rund 80 interessierte Eltern Es ist wissenschaftlich belegt, dass sich die teil. Sprache eines Kindes im vorschulischen Alter noch in der Entwicklung befindet. Das Projektteam, bestehend aus zwei Lo- Speziell in diesem Alter braucht es daher gopädinnen, Bezirksschulinspektor, Kin- die entsprechende Unterstützung, gezielte dergartenpädagogin, Bildungswerkleiterin, Förderung und Therapiemöglichkeiten. Bibliothekarin und Forum Familie Lungau, Dies bietet eine ganz wesentliche Grundla- wird auch weiterhin am Thema „Sprachför- ge, um allen Kindern die Chance auf erfolg- derung für Kinder“ arbeiten und hoffentlich reiches Lernen zu ermöglichen. weitere Unterstützer finden! Monika Weilharter ist Ansprechpartnerin im Speziell die Therapiemöglichkeiten im Lun- FORUM FAMILIE LUNGAU. gau sind nicht ausreichend, und Eltern müs- sen lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Das Sozialfestival „Tu was, dann tut sich was“ Hinter „Tu was, dann tut sich was“, Österreichs erstem Sozialfestival, steht ein hat sich diesem Problem angenommen und ganz einfacher Gedanke: Überall gibt es Ideen für ein besseres Zusammenleben. das Projekt „Schalala und Tellala“ finanziell „Tu was, dann tut sich was“ schafft eine Gelegenheit, diese Ideen selbst umzu- unterstützt. So konnten im Zeitraum Mai/ setzen. Das Festival bietet nicht nur einen organisatorischen Rahmen, sondern Juni 2011 insgesamt 221 Kinder in Betreu- ungseinrichtungen mit zwei Logopädinnen stellt auch das zur Verfügung, woran idealistische Initiativen so oft scheitern: ihre Sprache spielerisch testen. An den an- Geld für die Verwirklichung. Kurz angemerkt Elternschule der SALK unter neuer Leitung R osemarie Huber leitet seit 1. April 2011 die Elternschule am Landeskrankenhaus Salzburg. Die diplo- mierte Kinderkrankenschwester und ausgebildete Schülerbetreuerin arbeitete bisher an der Neo- natologie und zwei Jahre lang an der Gesundheits- und Krankenpflegeschule Salzburg. Frau Huber wird sich künftig gemeinsam mit ihrem Team um Angebote zur Prävention und Gesundheitsförderung für Familien kümmern. dreieck 02/2011
  • 14. 14 | Geme i n d e e nt w i c k l u ng Foto: Katharina Wieland Müller/pixelio.de Neues Leben in alten Mauern! Themenschwerpunkt der Gemeindeentwicklung ab Herbst 2011 N eues Leben in alten Mauern • Jahresschwerpunkte der Gemeindeentwicklung „ Lebensraum. Lebenstraum. Ge- meinde“: Die Gemeindeent- wicklung Salzburg widmet sich jedes Jahr einem für Gemeinden und BürgerInnen in- teressanten Thema – ab Herbst dem für die Menschen, die Gesellschaft, die Wirtschaft, den Tourismus, das Handwerk und die Ge- meinden so wichtigen und daher oft dis- kutierten Themenbereich der Nutzung von öffentlichen und privaten Räumen. Eine bewusstseinsbildende Veranstaltungs- serie wurde gestaltet und in vier Themen- bereiche gegliedert: Gemeinden, Ortskerne, Landwirtschaft und das zeitgenössische Bauen. Durch Impulsveranstaltungen, Se- minare, Exkursion, Schulprojekte und Aus- stellungen soll den Menschen der Wert historischer Bauten, die Verbindung „alter“ und „neuer“ Bauten und Anbauten, die Be- deutung des Orts- und Landschaftsbildes sowie die Verantwortung für die Erhaltung von Bauten und Räumen nähergebracht werden. Die Auftaktveranstaltung sowie die Eröff- nung der Ausstellung zum Themenbereich Gemeinden finden am 26. September 2011 um 18 Uhr in der Rotunde der Salzburg AG statt. Das Programm ist demnächst auf un- serer Homepage gemeindeentwicklung.at als Download verfügbar. (MP) 02/2011 dreieck
  • 15. G emei n deentw ick lu ng | 15 Jung trifft Alt S eniorenheime bieten viele Vorteile, haben aber zuweilen auch Nachteile: Ältere Menschen sind oft nur unter ihres gleichen, der Kontakt zu jüngeren Generationen – vor allem zu Jugendlichen – lässt nach. Um dies zu ändern, hat die Ge- Von Seniorenturnen bis zu meindeentwicklung Salzburg 2010 in Koo- Foto: youngCaritas Salzburg Beziehungstipps peration mit den Salzburger Landeskliniken Die Besuche haben sich gut entwickelt, eini- und der youngCaritas Salzburg die Initiative ge wollen „ihre“ SeniorInnen auch weiterhin „J.A! Jung trifft Alt“ gestartet. Als Pilotschu- besuchen, und im Lauf der Zeit sind Freund- le hat im vergangenen Schuljahr das Bun- schaften entstanden. Manche „Pärchen“ ha- desgymnasium Zaunergasse in der Stadt ben miteinander gebastelt, manche waren Ein „Pärchen“ im Seniorenheim Taxham: Cornelia Salzburg daran teilgenommen. Alle 19 Teil- Schaberreiter (re.) und Margarethe Fuchs (li.). beim Seniorenturnen, im Restaurant, ande- nehmerInnen haben das Projekt vor kurzem re wieder haben „Mensch ärgere dich nicht“ abgeschlossen. Sie wurden mit einem Ab- gespielt oder einander zugehört ...: Der Kre- schlussfest, organisiert und gesponsert von Freundschaften wurden ativität waren keine Grenzen gesetzt. Ein SPAR Österreichische Warenhandels AG, für geschlossen „Paar“ hat sein großes gemeinsames Thema ihr Engagement belohnt und erhalten zu- Welches Resumee ziehen die Jugendlichen im Bereich Beziehungen gefunden, und dem den „Sozialzeitausweis“ der Gemein- nach diesem Jahr? sie haben über Monate hinweg ihre (ver- deentwicklung Salzburg. Diese Urkunde gangenen) Partnerschaften analysiert. über die geleistete Arbeit dokumentiert die Die Rückmeldungen sind durchwegs po- soziale Kompetenz und kann bei einer Be- sitiv: Die Einschulungsphase und die kon- Das Konzept ging auf: Die Generationen werbung um eine Arbeitsstelle oder eine tinuierliche Erreichbarkeit der Begleitung sind einander näher gekommen. Praktikumsstelle hilfreich sein. waren für die Jugendlichen besonders hilf- Im September startet die nächste Staffel in reich. „Das hat mir viel Druck genommen“, der Stadt Salzburg. In den kommenden Mo- „J.A! Jung trifft Alt“ ist ein weiteres Projekt bringt es eine der Jugendlichen auf den naten werden sich Jugendliche aus St. Josef, der sozialen Gemeindeentwicklung in Salz- Punkt. Das Schönste sei gewesen, dass die dem Borromäum und aus dem BG Zauner- burg – nach dem Generationendorf, den meisten SeniorInnen schon bei der Ankunft gasse um PatientInnen in der Geriatrie und „Bonusmodellen für freiwilliges soziales En- ihrer BesucherInnen gestrahlt haben und um BewohnerInnen in der Seniorenpension gagement“ und dem Projekt „Altern in guter sich auf die gemeinsame Zeit sehr gefreut am Schlossberg, im Albertus Magnus-Haus Gesellschaft“. Es wurde gemeinsam mit haben. und in der ÖJAB-Seniorenwohnanlage Ai- Praktikern aus der Arbeit mit Senioren ent- gen kümmern. (AM/MiHa) wickelt: Nach der Schule treffen sich Jugend- liche mit älteren Menschen, machen Ausflü- ge, lesen ein Buch vor oder spielen ein Spiel – kurzum, sie verbringen Zeit mit ihnen. Die Jugendlichen werden dafür durch Fachkräf- te ausgebildet und erhalten somit die not- wendigen sozialen, kommunikativen und organisatorischen Kompetenzen. Während des Einsatzes in den Senioreneinrichtungen nehmen die Jugendlichen an Supervisionen teil, wo sie sich über ihre Erfahrungen mit den Senioren und den Einrichtungen aus- tauschen können. „J.A! Jung trifft Alt“ wird vom Referat für Familienangelegenheiten und Generationen, der Erzdiözese Salzburg und von SPAR Österreichische Warenhandels AG unterstützt. Ein Projekt in Zusammenarbeit mit der Stadt Salzburg (Magistrat Seniorenheime). dreieck 02/2011
  • 16. 16 | Geme i n d e e nt w i c k l u ng Parsch: Generationen verbinden Parsch ist ein besonders engagierter Stadtteil im Programm der sozialen Gemeindeentwicklung. Zwei aktu- elle Initiativen im Rahmen des Generationendorfprojektes stellen wir im folgenden Artikel vor: „Grenzenlos kochen“ und „ParschERkunden – Spürnasen unterwegs“. Grenzenlos kochen: Multikulti auf den Kochplatten Selchfleischknödel aus Österreich köcheln neben einem ungarischen Pörkölt, ein Apfelstrudel entsteht neben einer Nachspeise aus Gam- bia. Wenn in Parsch grenzenlos gekocht wird, wird zusammenge- rückt, nicht nur am Herd. Rund 16 verschiedene Kulturen fanden im Rahmen der Initiative „Grenzenlos kochen“ bereits zum zweiten Mal ganz zwanglos zueinander und lernten sich so (besser) kennen. Integration – ein großes Wort, das seit geraumer Zeit auch von Spitzen der Politik in den Mund genommen wird. Gerne wird an- geführt, dass Integration eine Aktivität der Nichtintegrierten zu sein hat. Ist dies nicht auch eine Bringschuld der Alteingesessenen? Die ParscherInnen sehen es jedenfalls so und ihr Engagement und ihr Angebot gilt für jene, die dabei sind, hier in ihrem Stadtteil Fuß zu fassen. „Gemeinsam kochen, essen und trinken – das liegt so tief im Menschen, wie Feuer Selchfleischknödel, Pörkölt und Süßes aus Gambia: Die ParscherInnen machen oder säen und ernten. fanden es köstlich. Es bedeutet Freundschaft, Gastfreundschaft und Frieden.“ ParschERkunden – Beim grenzen- losen Kochen Spürnasen unterwegs rück(t)en die Älter werden ist eine Erfahrung, die uns allen gemeinsam ist. Parscherinnen Der Dialog mit anderen Generationen bietet die Möglichkeit, sich und Parscher zusammen. selbst und das Leben besser kennen zu lernen. Durch persönliche Begegnung ohne feste Vorgaben entsteht ein gleichwertiger Aus- tausch von Erfahrungen. Man lernt praktische Dinge des Alltags voneinander. Klischees und Vorurteile werden abgebaut, junge und alte Leidenschaften ergänzen und beruhigen einander. Daher star- tet der Stadtteil Parsch ab Herbst ein neues Generationenprojekt: ParschERkunden – Spürnasen unterwegs. Bei der gemeinsamen Spurensuche bilden Jung und Alt ein Team, lernen sich und den Stadtteil besser kennen und lösen gemeinsam Das nächste grenzenlose Kochen findet am 17. Nov. 2011, die verzwickten Fragen und Aufgaben. Die Spurensuche beginnt ab 18 Uhr, wieder im Pfarrsaal Parsch statt. am 3. Oktober und dauert bis 17. Oktober 2011. Wer mitmachen 02/2011 dreieck
  • 17. G emei n deentw ick lu ng | 17 will, erhält die Unterlagen im Stadtteilbüro in der Anton-Graf-Straße 4, bei der Raika in Parsch und in den Volksschulen Parsch und Abfalter. Die voll- ständig ausgefüllten Unterlagen sollen bis 25. Oktober im Postkasten des Stadtteilbüros oder wieder in der Raika Parsch abgegeben werden. Auf die erfolgreichsten Spürnasen warten attraktive Preise. Die Preisverleihung wird am 4. November 2011 um 18.30 Uhr im Heffterhof in Parsch, im Rahmen der Präsentation der Klein- und Flurdenkmälererhebung Parsch, Aigen und Gais- berg, stattfinden. (AM) Mattsee nimmt Holz unter die Lupe Wissenschaft im Seniorenheim Erwin Treml vom Holztechnikum Mit Begeisterung da- Kuchl wusste die Senioren mit bei: Eine Seniorin bei seinem Wissen über Holz zu der Arbeit mit dem fesseln. Mikroskop. „Wissenschaft im Seniorenheim“ ist abgeleitet vom Projekt M „Wissenschaft im Wirtshaus“ – attsee ist gemeinsam mit Seeham, St. Georgen und Lamprechtshau- sen im Programm der sozialen Gemeindeentwicklung Salzburg. Im einer Idee, bei der Laien in einer Rahmen des Projektes „Altern in guter Gesellschaft“ fanden und fin- angenehmen Atmosphäre mit den zahlreiche interessante Veranstaltungen statt. Naturwissenschaft in Berührung Kürzlich begeisterte 18 Seniorinnen und Senioren eine Aktion von „Wissen- gebracht werden. Dafür treffen schaft im Seniorenheim“: Holz unter der Lupe war dieses Mal das Thema. DI sich engagierte ProfessorInnen Erwin Treml vom Holztechnikum Kuchl verstand es großartig, die älteren Teil- mit Interessierten in einem Lokal nehmerInnen mit dieser Thematik zu fesseln. Bei dieser Veranstaltung ging es darum, nicht ganz alltägliche Dinge über Holz – Wie, wodurch kommen die Jah- oder im Seniorenheim, um am resringe zustande?, Wie wächst ein Baum? oder Welche Eigenschaft hat Holz gemeinsamen Kaffeetisch mit ver- und woraus besteht es? – zu erfahren. Die Seniorinnen und Senioren waren mit blüffenden Experimenten (zumin- Begeisterung dabei, die verschiedenen Holzarten durch das Mikroskop zu be- dest einige) Geheimnisse der trachten und zu erraten. Mit vielen neuen Erkenntnissen gingen die interessier- Naturwissenschaften zu lüften. ten Teilnehmer an diesem Tag zu Bett. (AM) dreieck 02/2011
  • 18. 18 | Geme i n d e e nt w i c k l u ng Aktivitäten im Generationendorf Hallein-Rif VON MARTIN STALLMAIER „Rifer Tortenstopp“ Naschen für den guten Zweck Anfang Juni startete der TREFFPUNKT-RIF erfolg- reich das Projekt „Torten- stopp“, eine Bausteinaktion für das Gemeindezentrum mit Kirche. Jeden Samstag wird von 9 bis 12 Uhr zum gemeinsamen Kuchen- und Tortenessen in das Pfarrzen- trum eingeladen. Zahlreiche Privatpersonen, Rifer Vereine und Institutionen, wie der Theaterverein die Archetypen, Seniorentanz, der Sozialausschuss, aber auch die Volksschu- le Rif/Rehhof sowie der Elternverein, nehmen am „Torten- stopp“ teil. „Wir wollen mit Selbstgebackenem einen Beitrag zum Gemeinschaftsprojekt Gemeindezentrum und Kirche Fotos: TREFFPUNKT-RIF leisten“, so die KuchenbäckerInnen. Ein Törtchen für den guten Zweck konnte noch keiner verwehren, und so hoffen Initiatorin Brigitte Schmidt und der Verein TREFFPUNKT-RIF auf weitere zahlreiche Naschkatzen, damit ihr Gemeinde- zentrum mit Kirche bald fertig wird. Maibaumfest Martin Stallmaier ist Mitglied des Vereins TREFFPUNKT-RIF. In nur drei Jahren entwickelte sich das Rifer Maibaumfest zu einer Kultveranstaltung. Gemeinsam mit 109 Freiwilligen hat der Verein TREFFPUNKT- RIF, der überparteiliche Verein für Stadtteilentwicklung, dieses Jahr ein ganz besonderes Maifest durchgeführt. Mit einem al- ten Traktor, begleitet von 30 Kindern, den Böllerschützen und Maibaum-Moar Fredl Luega sowie der Anifer Trachtenmusikka- pelle, zog der 28 Meter lange Maibaum auf den Rifer Dorfplatz ein. Bald darauf war der Maibaum aufgestellt und Jung und Alt versuchten sich am Aufstieg, am frühen Abend unterhielten der Salsaclub Salzburg mit Tanzstunden und die Musikgruppe „Come2gether“ die Gäste. 1.200 Besucher feierten so 10 Stun- den lang ihren Maibaum. Selbst die Abbauarbeiten des Festge- ländes, am darauffolgenden Muttertag, waren noch von dieser freundschaftlichen Stimmung getragen. Ein herzliches Danke an die großartigen freiwilligen Helfer und Gäste. Jeden Samstag lädt der „Tortenstopp“ zu Kaffee, Prosecco und Kuchen. Der Erlös wird für das Gemeindezentrum und die Kirche verwendet. 02/2011 dreieck
  • 19. Europa un d Pol i ti s ch e B ild u ng | 19 Europatag im Europark D er Europatag erinnert daran, dass Europa als Gemein- schaft am 9. Mai 1950 „geboren“ wurde. Heuer stand der Europatag, der in Salzburg auf dem Theaterplatz im Europark gefeiert wurde, im Zeichen des Europäischen Jahrs Foto: Landespressebüro zur Freiwilligentätigkeit und von Währungsfragen rund um den Euro. Expertinnen und Experten verschiedener Einrichtungen im Land Salzburg und in der EuRegio Salzburg-Berchtesgadener Land-Traunstein, darunter das Institut für Europa im Salzburger Bildungswerk, gaben gemeinsam Auskunft zu allen Fragen rund um die Europäische Union. Landeshauptfrau Mag. Gabi Burgstal- uns verbindenden Heimatkontinent zu machen. Möglichkeiten ler: „Wir haben es selber in der Hand, Europa und die EU zu dem dazu gibt es jede Menge“. (FT) Medien und Politik – Politik und Medien Lehrgang des Instituts für Europa widmete sich diesem Spannungsfeld W ie entsteht eine Zeitung, wie kommt eine Sendung im Radio oder Fernsehen zustande? Wer bestimmt die Inhalte? Wie schaut der öster- reichische Medienmarkt aus, und welchen gegenseitigen Einfluss üben Politik und Medien aufeinander aus? Diese Fragen waren gestellt und wurden beim Lehrgang „Medien und Politik“ tref- 2 3 fend beantwortet. Dafür bedanken wir uns bei Dr. Karin Pühringer (Bild 1, re.), Dozentin Parlamentsklubs der Grünen, Dieter Brosz burger Nachrichten (Bild 4). Udo Bachmair für Medien an der Fachhochschule St. Pöl- (Bild 2, li.), bei Mag. Bernhard Schausber- Bakk. phil. hatte den Lehrgang angeregt ten, bei Chefredakteurin Mag. Gerlinde Hin- ger (Bild 3) im ORF-Landesstudio Salzburg und der Gruppe auch einen Diskussionster- terleitner (li.) von der Onlineredaktion von und bei Dr. Martin Stricker für interessante min im ORF-Funkhaus in Wien ermöglicht „derStandard.at“, beim Pressesprecher des Erläuterungen und den Besuch bei den Salz- (Bild 5) (FT) 1 4 5 dreieck 02/2011
  • 20. 20 | E u ro p a u n d Po l i t i s che B ildung Sv. Jovan Kaneo am Ohridsee Fotos: Klaus Römer und Martin Kilgus Den Südosten unseres Kontinents „entdecken“! Die diesjährige Studienreise führte nach Mazedonien und in den Kosovo D ie politische, wirtschaftliche und so- Korruption sowie die Abwanderung der jun- Kosovo zu seinem Nachbarn Serbien, von ziale Situation in Mazedonien und gen Menschen. Auch über den Namensstreit dem sich das Land erst 2008 unabhängig dem Kosovo stand im Mittelpunkt Mazedoniens mit Griechenland und über das erklärt hat, wurde berichtet. Dass dieses Pro- des Bildungsprogramms, das vom Institut für schwierige Verhältnis der jungen Republik gramm so stattfinden konnte, verdanken wir Europa in Zusammenarbeit mit dem Europa Zentrum Baden-Württemberg sowie dem Deutsch-Makedonischen Kulturforum „KOR- ZO“ ausgearbeitet worden war. Kompetente und engagierte Gesprächspartnerinnen und -partner standen uns im mazedonischen und kosovarischen Außenministerium, in den deutschen und österreichischen Botschaften in Prishtinë und Skopje sowie in Bitola im Sü- den Mazedoniens zur Verfügung. Wir lernten viel über die (noch schlechten) Chancen auf einen EU-Beitritt der beiden Länder. Themen waren unter anderem die gravierenden Pro- Vor dem Regierungsgebäude in Skopje. bleme wie extrem hohe Arbeitslosigkeit und 02/2011 dreieck
  • 21. Europa un d Pol i ti s ch e B ild u ng | 21 In Prishtinë Filip Nedelkovski führte bravourös durch beide Länder. Im Botschaftsviertel von Prishtinë. vielen Menschen, die uns vor Ort unterstützt und so diesen Ablauf ermöglicht haben. Wir haben Mazedonien und einen kleinen Teil des Kosovos aber auch touristisch „er- fahren“, römische Ausgrabungsstätten, Moscheen, orthodoxe Kirchen und Klöster, unberührte Natur, eindrucksvolle Gebirge, tiefe Schluchten, große Seen, blühende Wiesen, interessante Städte und idyllische Dörfer vorgefunden, die darauf warten, auch von Ihnen entdeckt zu werden. (FT) Staatssekretär Fitim Gllareva und sein Team erläutern die Lage der Republik Kosovo. Herbst und Winter sind nicht mehr fern … Veranstaltungstipps: Das Institut für Europa lädt ein Politik in Österreich und in der ropa noch einen Landtag? Was passiert im Europäischen Union Gemeinderat? Welche Auswirkungen hat Wer hat politische Macht in Österreich, wer die Politik der EU auf Österreich? Und wel- in Europa? Welche Institutionen spielen chen Einfluss haben wir Bürgerinnen und welche Rolle? Wozu brauchen wir in EU-Eu- Bürger auf die Politik? Diesen und anderen Fragen wird sich der Lehrgang „Politik in Österreich und in der Europäischen Union“ widmen, der gemein- sam mit dem Katholischen Bildungswerk Salzburg vom Institut für Europa von Novem- ber 2011 bis Februar 2012 angeboten wird. Der Lehrgang umfasst zwei „theoretische“ Module in Glasenbach/Elsbethen und eine praxisnahe Exkursion nach Wien, wo wir ein Besuchs- und Diskussionsprogramm im Par- Union Studies, und Dr. Franz Fallend – beide lament, im Haus der Europäischen Union und vom Fachbereich Politikwissenschaft und beim ORF vereinbart haben. Für die Module in Soziologie der Universität Salzburg – sowie Das Parlamentsgebäude an der Wiener Ringstraße Salzburg konnten wir bis Redaktionsschluss Vizekanzler a. D. Dr. Erhard Busek als Vortra- Dr. Doris Wydra, Salzburg Centre of European gende gewinnen. dreieck 02/2011
  • 22. 22 | E u ro p a u n d Po l i t i s che B ildung Fotos: Institut für Zeitgeschichte München-Berlin / Fotos: Max Köstler Dokumentation Obersalzberg Besuch mit Führung am 25. November 2011 Besuch im „östlichen Drittel“ Tschechiens I n Zusammenarbeit mit dem Renner-Institut Salzburg bieten wir am 25. November 2011 einen Besuch mit Führung durch die Ausstellung „Dokumentation Obersalzberg“ an. Für die Studienreise von 1. bis 5. ok- Diese Ausstellung ist eine Dauerausstellung des Instituts für Zeitgeschichte München- tober nach Mähren sind noch einige Berlin auf dem Obersalzberg bei Berchtesgaden. Während des Nationalsozialismus war Plätze frei. der einstige Erholungsort die zweite Schaltstelle der Macht neben Berlin, wo wichtige po- litische Entscheidungen, auch über Krieg und Frieden und den Holocaust, geplant und Begleiten wird diese PhDr. Oldr ich ̌ getroffen wurden. Erst 1996 erhielt der Freistaat Bayern die volle Verfügungsgewalt über Br enek, der neben seiner Tätigkeit als ̌ dieses Gebiet und errichte- Reiseleiter in Olmütz Deutsch unter- te 1999 diese Dauerausstel- richtet. Er wird die TeilnehmerInnen lung. Die Dokumentation mit seinem Land vertraut machen, aber verbindet die Geschichte immer wieder auch Themen aufgreifen, des Obersalzbergs mit den die die politische, wirtschaftliche und zentralen Erscheinungs- soziale Lage Tschechiens verständlicher formen der nationalsozia- machen werden. Geplant sind auch ein listischen Diktatur. Bis heu- Treffen mit einem tschechischen Kom- te ist die Dokumentation munalpolitiker sowie der Besuch einer Obersalzberg die weltweit Aufführung in der Mährischen Philhar- einzige Dauerausstellung, monie Olmütz. die sich mit allen wesent- www.salzburgerbildungswerk.at/ lichen Themen der NS-Zeit de/news beschäftigt. Weitere Infos erhalten Sie bei Wolfgang Forthofer im Institut für Europa, Tel: 0662-872691-21 bzw. w.forthofer@sbw.salzburg.at 02/2011 dreieck
  • 23. Inter n ati on a l e S ol id a rit ät | 23 wurde mehr nonverbal als textlich vermit- Über 100 Maissor- ten werden von telt. Es ist ein Fest des Lebens und der Arten- den Indígenas des vielfalt, bei der gemeinsam die Saat auf den andinen Hochlands gemeinschaftlich genutzten Watunakuy- kultiviert. Kultur- Feldern ausgebracht wird. Herausragend ist und Artenvielfalt die Vielfalt der agrar-kulturellen Aktivitäten, gehören für sie zusammen. die immer einen praktischen und spiritu- ellen Sinn zugleich haben. Bezeichnend ist bereits die Organisation: Es gibt verschie- dene Zuständigkeiten z.B. für die Ochsen- gespanne mit Pflug, die Zubereitung des Essens und Trinkens, die Bereitstellung der Saatgüter, die Beschmückung der Örtlich- keiten, Tiere und Menschen und die Musik- begleitung. Jeder ist nützlich und kann sich Fotos: INTERSOL Pacha Mama feiert Watunakuy mit seinen Fähigkeiten und Talenten ein- bringen, auch beeinträchtigte Menschen. So wird dann gemeinsam die Pacha Mama vorbereitet, ihr werden Blumen und Coca- Ein Fest des Lebens und der Artenvielfalt Blätter geopfert, und gemeinsam wird die Aussaat vorgenommen – ein Prozess der S chauplatz: Queromarca, ein perua- steht vor dem Nehmen. Die Reziprozität der Reproduktion der Vielfalt, mit dem Ziel, nisches Dorf 130 km südlich von Cuz- Schenkung ist im Zentrum. Konkret ist die auch Außenstehende am Fest der Ernte teil- co, auf der Höhe von Raqchi, einem Logik der Schenkung, Solidarität und Rezi- haben zu lassen. weltberühmten Ort mit den Inka-Ruinen prozität bezogen auf das gesamte Univer- und Bauwerken im Rang von Weltkultur- sum: das (liebevolle) Miteinander zwischen Reichtum und Effizienz, aber auch erbschaften. Ein Treffen von tausenden Ket- Menschen und Kulturpflanzen; der Mit- und Bedrohungen chuas (Indigenas der Andentäler) aus Quer- Überwelt; der Pacha Mama („Mutter Erde“ – Siehe da: Was einem theoretisch-rational omarca, Sur Andino, aber auch Angehörige unpräzise umschrieben) und der Apus (der denkenden Westler als „irrational“, ineffizi- anderer Ethnien, sozialer Gruppen und Na- umliegenden Berge). Dieses Jahrhundert ent, rückständig und „entwicklungsbedürf- tionen des Abya Yala (= Lateinamerika). Mit alte praxisorientierte Ritual, getragen von tig“ erscheint, bringt reiche Frucht hervor. So dabei: einige „Weiße”. Auch ich hatte eine einer „praktischen Rationalität“, die uns gibt es im Sur Andigo ca. 100 Mais- und über Einladung dazu – als offizielles Mitglied der WestlerInnen nie wirklich eigen war und bei 150 Kartoffelsorten. Diese Qualität der Agri- Gemeinde Queromarca. dem der Dienstcharakter am Anderen prä- Kultur entspricht dann auch der Quantität gend ist, hat in dieser Version keine Entspre- der Ernte: Es kann niemand so richtig erklä- Watunakuy hat Fiesta-Charakter chung in der abendländischen Tradition. ren, warum z.B. auf den Watunakuy-Feldern Was an anderen Kulturen essentiell ist, ist im Normalfall reichhaltiger geerntet wird, gleichzeitig oft sprachlich nicht verfügbar. als auf den mit Mineraldünger, chemischen Es lässt sich keine adäquate Übersetzung Pestiziden und Hybridsorten bebauten kon- dafür finden, was „das“ Watunakuy ist. Las- ventionellen Feldern. Doch es ist Fakt. sen Sie es mich als eine intensive „Erlebnis- Die Gefahren sind freilich auch Faktum und Initiative“ beschreiben, bei der Biodiversität wirken bereits massiv herein: durch die und Artenvielfalt einerseits und kulturelle Intensivierung der konventionellen Land- Vielfalt und Bejahung der Kulturen ande- wirtschaft - mit wenigen Sorten und viel rerseits im Mittelpunkt stehen. Das Eine be- „Kunst“dünger und vielen abhängig ma- dingt und bildet eine Einheit mit dem und chenden chemischen Pflanzenschutzmit- den Anderen. teln. Im Miteinander der örtlichen Organisa- Ritual für die Pacha Mama (Mutter Erde) vor der Das Ereignis mit Fiesta-Charakter hat keinen tionen mit CEPROSI, INTERSOL und anderen Aussaat. Selbstzweck und die Vielfalt der Arten und solidarischen Organisationen versuchen wir Sorten (Mais, Kartoffel u.a.) ist kein Markt- dieses Erbe der Menschheit zu stärken und oder Preis-/Wert-Spekulationsobjekt. Der Kulturelle Vielfalt - Artenvielfalt weiter zu kultivieren. Auch als Impulse für Markt spielt bei diesem kollektiven Mitei- Was nun wirklich passiert bei einem Watu- die hiesige Agrar-Kultur, die v.a. nur mehr nander überhaupt keine Rolle. Das Geben nakuy ist nicht einfach zu beschreiben – es Land-Wirtschaft ist. (he) dreieck 02/2011