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Experteninterview
Energie im Wandel - Olaf Jobmann zu Forderungsmanagement bei
Vattenfall
Olaf Jobmann ist als Leiter für Strategisches Forderungsmanagement bei der Vattenfall Europe Kun-
denserviceGmbHundwirfreuensunssehr,ihnalsReferentenaufder13.JahreskonferenzForderung-
smanagement EVU 2015 dabei zu haben! Vor der Veranstaltung hatten wir die Gelegenheit für ein
kurzes Interview mit Herrn Jobmann Über seine Einschätzung der Branche und die sich wandelnde
Bedeutung und Rolle von Forderungsmanagement. Lesen Sie hier exklusiv das komplette Interview!
IQPC: Wenn Sie auf Ihre Zeit bei Vattenfall zu-
rückblicken: Inwiefern hat sich das Forderung-
smanagement in den letzten Jahren ge-
wandelt, was erachten als die wichtigsten
Herausforderungen für die Zukunft?
Olaf Jobmann: Da ich mich schon einige Jahre
mit dem Forderungsmanagement in der Ener-
giebranche beschäftige, kenne ich noch die Mo-
nopolzeiten, in denen die Energieversorger sehr
freundlich mit Zahlungserinnerungen an die Kun-
den herangetreten sind und Working Capital bzw.
Cash Flow Inhalte aus einer anderen Welt waren.
Neben dem Bedarf aus betriebswirtschaftlichen
Gründen stringenter gegen Schuldner vorzuge-
hen, hat auch die Zahlungsbereitschaft und –
fähigkeit der Kunden deutlich abgenommen. Es
bestand und besteht immer hoher Bedarf, Mahn-
verfahren und Realisierungprozesse deutlich zu
straffen und diese kostengünstig zu gestalten. Die
Herausforderung besteht darin, neue und mod-
erne Mittel anzuwenden, alle Rahmenbeding-
ungen einzuhalten und gleichzeitig effizient und
effektiv das Forderungsmanagement zu gestal-
ten.
IQPC: Wie sieht die interne Organisation des
Forderungsmanagements beim EVU aus?
Welche Abteilungen arbeiten zusammen oder
sollten zusammenarbeiten?
Olaf Jobmann: Hier gibt es sicherlich viele Vari-
anten und hängt stark von der Größe des jewei-
ligen IKU ab. Vattenfall hat bei über 3 Millionen
Endkunden einen hohen Bedarf, ein integriertes
Forderungsmanagement zu betreiben. Die Fäden
zum Forderungsmanagement laufen zentral in
einem Bereich zusammen, dem „Strategischen
Forderungsmanagement“. Aus diesem Bereich
werden alle forderungsrelevanten Inhalte ge-
steuert und auf alle Teile der Wertschöpfungs-
kette Einfluss genommen, welche die Realisierung
der Forderungen beeinflussen können. Es wird
somit mit dem Vertrieb, dem Kundenservice, der
Abrechnung, dem Finanzbereich und vielen
weiteren Einheiten zusammengearbeitet.
IQPC: Wie könnte bzw. sollte ein zukünftig-
es Model für Forderungsmanagement in EVU
aussehen?
Olaf Jobmann: Wie bereits beschrieben wird das
Forderungsmanagement ein immer wichtigerer
Bestandteil im Unternehmen. Es ist wichtig, ein in-
tegratives Forderungsmanagement im Unterneh-
men zu haben und dass die Ziele verbindlich im
Unternehmen verankert sind. Wenn die Ziele des
Forderungsmanagements nicht immer im Ein-
klang mit weiteren Unternehmenszielen, wie z.B.
der Kundenzufriedenheit und der Serviceorien-
tierung, stehen, hilft die Trennung zwischen der
disziplinarischen Verantwortung für die Ziele.
Wichtig ist eine eindeutige und festgelegteVorge-
hensweise zur Umsetzung der Ziele. Dies, wenn
nötig, auch mit einem klar definierten Eskalations-
pfad.
IQPC: Dienstleister spielen eine immer größere
Rolle: Wo sehen Sie Möglichkeiten für eine Op-
timierung der Zusammenarbeit? Wo sehen Sie
Herausforderungen?
Olaf Jobmann: Optimierungen gibt es immer und
auf allen Ebenen. Neben der Art und dem Um-
fang der Beauftragung sind die Konditionen und
Kosten sicher ausschlaggebend für die Entschei-
dung „make or buy“. Es muss definitiv ein klares
und eindeutiges Steuerungsmodell geben. Der
www.forderungsmanagement-konferenz.de
Experteninterview
Ansatz„Best in class“ oder das„Champion-
challenger-Verfahren“ sind sicher hilfreich, um die
richtigen Dienstleister auszuwählen und die Per-
formance zu steigern.
IQPC: Wenden wir uns Themen zu, die auf un-
serer Konferenz eine Rolle spielen werden: Die
Einführung von intelligenten Zählern, im En-
glischen smart meters, und Vorauskassen als
Weg der Verhinderung von Zahlungsausfällen.
Inwiefern, glauben Sie, wird die Einführung
von smart meters Auswirkungen auf das
Forderungsmanagement in der Energie-
branche haben?
Olaf Jobmann: Sicher wird die zeitnahe Bereitstel-
lung von Zählerständen bzw. Verbräuchen eine
Optimierung der korrekten und schnellen Abrech-
nung bedeuten. Dies ist für einen konsequenten
Realisierungsprozess sehr hilfreich. Weitere Funk-
tionen, z.B. die Fernausschaltung, werden auf ab-
sehbare Zeit aber keinen gravierenden Einfluss
auf das Forderungsmanagement haben.
IQPC: Glauben Sie, dass Prepayment-Modelle
sich auf dem deutschen Markt durchsetzen
werden?
Olaf Jobmann: Für ein bestimmtes Kundenklien-
tel wird der Prepayment-Zähler sicher eine gute
Alternative zum herkömmlichen Zähler sein. Auf-
grund der aufwendigen Technik und der Notwen-
digkeit zurVorkasse kann und sollte dieseVariante
nur eine untergeordnete Rolle spielen.
IQPC: In diesem Jahr werden wir in einem
Roundtable, geleitet von Hr. Arndt Hoffmann,
RWE Vertrieb AG, die Chancen des data mining
für das Forderungsmanagement diskutieren.
Welche Potentiale sehen sie da? Welche Rolle
spielen datenschutzrechtliche Bedenken?
Olaf Jobmann: Laut Wikipedia bedeutet data
mining: Daten-Bergbau, eine Metapher für ein-
en scheinbar wertlosen Datenberg, in dem auf-
wendig nach neuem Wissen „gegraben“ werden
soll. Dies ist sicher eine große Chance für das
Forderungsmanagement. Es gibt sehr viele unge-
nutzte Daten im Bestand, die alleinstehend oder
in Kombination hilfreich für Entscheidungen im
Rahmen der Forderungsrealisierung sein können.
Eine deutlich kundenindividuellere Prozessgestal-
tung ist auf Grundlage von data mining möglich.
Das bedeutet aber auch, dass ein Steuerungs-
modell vorhanden ist, welches mit entsprechen-
den Daten„gefüttert“ werden kann.
Herr Jobmann, wir bedanken uns recht herzlich
für das Gespräch und freuen uns darauf, Sie im
September persönlich in Berlin zu treffen!
www.forderungsmanagement-konferenz.de

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Energie im Wandel - Forderungsmanagement bei Vattenfall

  • 1. Experteninterview Energie im Wandel - Olaf Jobmann zu Forderungsmanagement bei Vattenfall Olaf Jobmann ist als Leiter für Strategisches Forderungsmanagement bei der Vattenfall Europe Kun- denserviceGmbHundwirfreuensunssehr,ihnalsReferentenaufder13.JahreskonferenzForderung- smanagement EVU 2015 dabei zu haben! Vor der Veranstaltung hatten wir die Gelegenheit für ein kurzes Interview mit Herrn Jobmann Über seine Einschätzung der Branche und die sich wandelnde Bedeutung und Rolle von Forderungsmanagement. Lesen Sie hier exklusiv das komplette Interview! IQPC: Wenn Sie auf Ihre Zeit bei Vattenfall zu- rückblicken: Inwiefern hat sich das Forderung- smanagement in den letzten Jahren ge- wandelt, was erachten als die wichtigsten Herausforderungen für die Zukunft? Olaf Jobmann: Da ich mich schon einige Jahre mit dem Forderungsmanagement in der Ener- giebranche beschäftige, kenne ich noch die Mo- nopolzeiten, in denen die Energieversorger sehr freundlich mit Zahlungserinnerungen an die Kun- den herangetreten sind und Working Capital bzw. Cash Flow Inhalte aus einer anderen Welt waren. Neben dem Bedarf aus betriebswirtschaftlichen Gründen stringenter gegen Schuldner vorzuge- hen, hat auch die Zahlungsbereitschaft und – fähigkeit der Kunden deutlich abgenommen. Es bestand und besteht immer hoher Bedarf, Mahn- verfahren und Realisierungprozesse deutlich zu straffen und diese kostengünstig zu gestalten. Die Herausforderung besteht darin, neue und mod- erne Mittel anzuwenden, alle Rahmenbeding- ungen einzuhalten und gleichzeitig effizient und effektiv das Forderungsmanagement zu gestal- ten. IQPC: Wie sieht die interne Organisation des Forderungsmanagements beim EVU aus? Welche Abteilungen arbeiten zusammen oder sollten zusammenarbeiten? Olaf Jobmann: Hier gibt es sicherlich viele Vari- anten und hängt stark von der Größe des jewei- ligen IKU ab. Vattenfall hat bei über 3 Millionen Endkunden einen hohen Bedarf, ein integriertes Forderungsmanagement zu betreiben. Die Fäden zum Forderungsmanagement laufen zentral in einem Bereich zusammen, dem „Strategischen Forderungsmanagement“. Aus diesem Bereich werden alle forderungsrelevanten Inhalte ge- steuert und auf alle Teile der Wertschöpfungs- kette Einfluss genommen, welche die Realisierung der Forderungen beeinflussen können. Es wird somit mit dem Vertrieb, dem Kundenservice, der Abrechnung, dem Finanzbereich und vielen weiteren Einheiten zusammengearbeitet. IQPC: Wie könnte bzw. sollte ein zukünftig- es Model für Forderungsmanagement in EVU aussehen? Olaf Jobmann: Wie bereits beschrieben wird das Forderungsmanagement ein immer wichtigerer Bestandteil im Unternehmen. Es ist wichtig, ein in- tegratives Forderungsmanagement im Unterneh- men zu haben und dass die Ziele verbindlich im Unternehmen verankert sind. Wenn die Ziele des Forderungsmanagements nicht immer im Ein- klang mit weiteren Unternehmenszielen, wie z.B. der Kundenzufriedenheit und der Serviceorien- tierung, stehen, hilft die Trennung zwischen der disziplinarischen Verantwortung für die Ziele. Wichtig ist eine eindeutige und festgelegteVorge- hensweise zur Umsetzung der Ziele. Dies, wenn nötig, auch mit einem klar definierten Eskalations- pfad. IQPC: Dienstleister spielen eine immer größere Rolle: Wo sehen Sie Möglichkeiten für eine Op- timierung der Zusammenarbeit? Wo sehen Sie Herausforderungen? Olaf Jobmann: Optimierungen gibt es immer und auf allen Ebenen. Neben der Art und dem Um- fang der Beauftragung sind die Konditionen und Kosten sicher ausschlaggebend für die Entschei- dung „make or buy“. Es muss definitiv ein klares und eindeutiges Steuerungsmodell geben. Der www.forderungsmanagement-konferenz.de
  • 2. Experteninterview Ansatz„Best in class“ oder das„Champion- challenger-Verfahren“ sind sicher hilfreich, um die richtigen Dienstleister auszuwählen und die Per- formance zu steigern. IQPC: Wenden wir uns Themen zu, die auf un- serer Konferenz eine Rolle spielen werden: Die Einführung von intelligenten Zählern, im En- glischen smart meters, und Vorauskassen als Weg der Verhinderung von Zahlungsausfällen. Inwiefern, glauben Sie, wird die Einführung von smart meters Auswirkungen auf das Forderungsmanagement in der Energie- branche haben? Olaf Jobmann: Sicher wird die zeitnahe Bereitstel- lung von Zählerständen bzw. Verbräuchen eine Optimierung der korrekten und schnellen Abrech- nung bedeuten. Dies ist für einen konsequenten Realisierungsprozess sehr hilfreich. Weitere Funk- tionen, z.B. die Fernausschaltung, werden auf ab- sehbare Zeit aber keinen gravierenden Einfluss auf das Forderungsmanagement haben. IQPC: Glauben Sie, dass Prepayment-Modelle sich auf dem deutschen Markt durchsetzen werden? Olaf Jobmann: Für ein bestimmtes Kundenklien- tel wird der Prepayment-Zähler sicher eine gute Alternative zum herkömmlichen Zähler sein. Auf- grund der aufwendigen Technik und der Notwen- digkeit zurVorkasse kann und sollte dieseVariante nur eine untergeordnete Rolle spielen. IQPC: In diesem Jahr werden wir in einem Roundtable, geleitet von Hr. Arndt Hoffmann, RWE Vertrieb AG, die Chancen des data mining für das Forderungsmanagement diskutieren. Welche Potentiale sehen sie da? Welche Rolle spielen datenschutzrechtliche Bedenken? Olaf Jobmann: Laut Wikipedia bedeutet data mining: Daten-Bergbau, eine Metapher für ein- en scheinbar wertlosen Datenberg, in dem auf- wendig nach neuem Wissen „gegraben“ werden soll. Dies ist sicher eine große Chance für das Forderungsmanagement. Es gibt sehr viele unge- nutzte Daten im Bestand, die alleinstehend oder in Kombination hilfreich für Entscheidungen im Rahmen der Forderungsrealisierung sein können. Eine deutlich kundenindividuellere Prozessgestal- tung ist auf Grundlage von data mining möglich. Das bedeutet aber auch, dass ein Steuerungs- modell vorhanden ist, welches mit entsprechen- den Daten„gefüttert“ werden kann. Herr Jobmann, wir bedanken uns recht herzlich für das Gespräch und freuen uns darauf, Sie im September persönlich in Berlin zu treffen! www.forderungsmanagement-konferenz.de