1. Prof. Dr. Jürgen Moormann über die strategische
Entwicklung des Prozessmanagements in der deutschen
Finanzwirtschaft
In seinen Recherchen im Vorfeld unseres Fachkongresses PEX Process Excellence Finance D-A-CH, sprach
Produzent Dr. des. Jakub Deuretzbacher mit zahlreichen Experten für Prozessmanagenent in Banken, u.a.
mit Prof. Dr. Jürgen Moormann von der Frankfurt School of Finance & Management.
Prof. Dr. Moormann hat als ConCardis Professor of Bank and Process Management den in Deutschland
einzigen Lehrstuhl für Prozessmanagement in Finanzinstituten und forscht seit über 20 Jahren aktiv zu
dem Themenkomplex Prozessoptimierung und –steuerung in Banken. Prof. Moormann ist somit nicht
nur die führende akademische Autorität hierzulande, sondern auch der richtige Gesprächspartner um die
strategische Entwicklung des Prozessmanagement in der deutschen Finanzwirtschaft zu beleuchten.
Lesen Sie hier das komplette Interview mit Prof. Dr. Moormann!
Dr. des. Jakub Deuretzbacher: Sehr geehrter
Herr Prof. Moormann, Konzepte wie Process
Excellence und Operational Excellence sind
längst in aller Munde und nun endgültig
auch in den Vorstandsetagen der deutschen
Finanzwirtschaft angekommen. Wie erklären
Sie sich diese Erfolgsgeschichte und,
vielleicht noch wichtiger, was ist aus Ihrer
Sicht der inhaltliche Kern und tatsächliche
Nutzen, der Return on Investment dieser
Managementansätze für Finanzinstitute?
Prof. Dr. Moormann: Bei Operational Excellence
handelt es sich ja nicht um eine Erfolgsgeschichte
im eigentlichen Sinne. Es besteht in Unternehmen
einfach die Notwendigkeit, immer wieder für
eine hohe organisatorische Leistungsfähigkeit
zu sorgen. Der Druck entsteht im Markt. Und
gerade die Finanzbranche steht hier vor
großen Herausforderungen. Wir haben eine
Niedrigzinsphase, die für Versicherer, insbesondere
Lebensversicherer, richtig schwierig ist, ebenso
für das Zinsgeschäft der Banken und Sparkassen.
Wir haben aufgrund der Finanzmarkt- und
Staatsfinanzierungskrise enorme Anforderungen
aus der Regulatorik – also Anforderungen, die
nicht einen Euro zum Gewinn der Unternehmen
www.pex-finance.de
Experteninterview:
beitragen. Und wir haben als dritte Komponente
die Kunden, die sehr viel sensibler geworden sind.
Gleichzeitig sind hohe Kosten zu bewältigen,
insbesondere für Personal, Filialbetrieb und IT. Wer
damit zurechtkommen möchte, ist ganz schlicht
gezwungen, die Unternehmen permanent zu
durchforsten und zu verschlanken. Das ist der
Kern.
Es geht also darum, die organisatorische
Leistungsfähigkeit der Institute zu steigern, und
zwar indem man das gesamte Unternehmen
konsequent an den Geschäftsprozessen ausrichtet
und keinen Waste, also keine Verschwendung,
irgendwo in diesen Prozessen zulässt.
Dr. des. Jakub Deuretzbacher: Bei Prozess-optimierung
denkt man vielleicht zuerst an
Kennzahlen, Zeit-fresser und Durchlaufzeiten,
d. h. Aspekte, die eher mit der Verwaltung
und Dokumentation im Backoffice zu
tun haben. Für manche Mitarbeiter ist
Prozessoptimierung sicher auch mit der
Angst verbunden, wegrationalisiert zu
werden. Inwiefern kann Process Excellence
aber auch auf anspruchsvollere, schwerer
zu standardisierende und konstruktive