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Unser Standpunkt.
Finanzmarken im Umbruch.
Schweizer und Liechtensteiner Banken in
der Identitätskrise.
Steuerhinterziehung ist kein Kavaliersdelikt mehr – das dürfte spätestens seit dem
Fall Hoeneß jedem klar sein. Sukzessiv und mit großer Härte hat die
internationale Politik in den letzten Jahren den Kampf gegen Steuerhinterziehung
vorangetrieben: Von der Ausschöpfung aller verfügbaren juristischen Mittel im
Falle des Steuerstreits zwischen den USA und der Schweiz bis zum Ankauf von
Daten-CDs in Deutschland war den Ermittlern jedes Mittel recht.
Veränderungen der Finanzmarktregeln, Konsequenzen für die Markenführung
Nach langem Zögern haben sowohl Liechtenstein, als auch die Schweiz den
OECD-Standards zur Erhöhung der internationalen Steuertransparenz
zugestimmt und sich vom lang gehüteten Bankgeheimnis verabschiedet. Die
Folgen dieser Entscheidung sind vor allem für das Private-Banking-Geschäft
gravierend und haben entscheidende Konsequenzen für die Markenführung der
betroffenen Institute.
Aus ehemaligen Vertrauenspersonen werden vergleichbare Finanzanbieter
Über Jahrzehnte war die Tradition der Verschwiegenheit, der Steueroptimierung
und der idealen Geldanlage das zentrale Kundenversprechen vieler Finanzanbieter
in der Region Schweiz und Liechtenstein. Offensives Marketing und Werbung
galten als verpönt, wollte man doch möglichst wenig Aufmerksamkeit erregen.
Entsprechend gering fielen die Investitionen in die Marke aus. Wenn es eine
Kommunikationsbotschaft gab, dann die absoluter Diskretion.
Die Kunden wiederum, die ihr Geld teils seit der Kriegs- oder Nachkriegszeit bei
jenen Instituten angelegt hatten, blieben ihren Banken meist treu, wollten doch
auch sie jede Art der Auffälligkeit vermeiden.
Themen mit substantiellen
Reputationseffekten für die
Schweizer Bankbranche
(Absolutwerte;
n= 28 Schweizer Banken)
Publicom (www.publicom.ch), 2013Quelle
Grafik
Unser Standpunkt.
Finanzmarken im Umbruch: Schweizer und Liechtensteiner Banken in der
Identitätskrise.
2
Thema
Seite
Unangenehme Herausforderungen stehen an
Die Auflösung des Bankgeheimnisses stellt diese Banken nun vor
Herausforderungen, die man keinem Unternehmen wünschen möchte:
1. Sie müssen ein europaweit differenzierendes Service-Angebot aufgeben.
Der Wegfall ihres einzigartigen Wettbewerbsvorteils wird den betroffenen
Instituten teuer zu stehen kommen. Experten schätzen, dass bis 2016
Vermögenswerte zwischen 150 und 200 Milliarden Schweizer Franken
von Schweizer Banken abgezogen werden
1
.
Durch den Wegfall des Bankgeheimnisses sehen sich die betroffenen
Institute erstmals in ihrer Geschichte mit dem gleichen Problem
konfrontiert wie die meisten Marken: Sie werden in Zukunft
vergleichbare Anbieter auf einem internationalen Markt sein.
2. Sie müssen zahlungskräftige Kunden vor den Kopf stoßen.
Als wäre der Wegfall eines einzigartigen Wettbewerbsvorteils nicht
problematisch genug, sind die Finanzanbieter darüber gezwungen, sich
gegen ihre eigenen Kunden zu wenden, diese zu nötigen, das versteckte
Kapital zu “weißen”, und sich selbst anzuzeigen. Leisten die Kunden dem
nicht Folge, drohen die Banken, sie mitsamt einem Köfferchen voll Geld
vor die Tür zu setzen.
Wenn man davon ausgeht, dass es sich bei besagten Kunden nicht um
Lieschen Müller und ihren Sparstrumpf handelt, kann man sich den
Konflikt, dem diese Kunden aufgrund des drohenden Strafmaßes
ausgesetzt sind, leicht vorstellen.
3. Sie müssen zukunftsfähige Kundenversprechen entwickeln und erlebbar
machen.
Die Kommunikationsexperten von Schweizer Banken gehen davon aus,
dass die Steueroptimierungsproblematik bereits deutlich negative Effekte
auf das Image der Institute hatte und weiter haben wird
2
. Neben dem
oben genannten Vertrauensverlust sowie dem (z.T. daraus resultierenden)
Imageschaden, den es zu reparieren gilt, müssen die Institute vor allem
eine Antwort darauf finden, wie sie auf die veränderten
Marktbedingungen reagieren und für welche Versprechen sie in Zukunft
stehen wollen.
4. Sie müssen intern einen rapiden Kulturwandel vollziehen.
Das Bankgeheimnis und die Tradition der Verschwiegenheit prägten
nicht nur das Service-Angebot der Banken, sondern das gesamte Kultur-
und Werteset der betroffenen Institute. Über Jahrzehnte haben sich
bestimmte Denk- und Verhaltensweisen innerhalb der Unternehmen
etabliert. Besonders auf Mitarbeiterebene dürften die Veränderungen der
Unser Standpunkt.
Finanzmarken im Umbruch: Schweizer und Liechtensteiner Banken in der
Identitätskrise.
3
Thema
Seite
politischen Rahmenbedingungen daher großen Stress und
Orientierungslosigkeit zur Folge haben. Gleichzeitig stellen die
Mitarbeiter jedoch den zentralen Kontaktpunkt zum Kunden dar –
besonders im Falle der Privatbanken. Hier ist es von essentieller
Bedeutung, den Mitarbeitern die neue Ausrichtung des Unternehmens zu
kommunizieren und sie zu befähigen, diese im Alltag umzusetzen und an
die Kunden weiter zu geben.
Marke als ganzheitliches Tool begreifen und zur Neuausrichtung nutzen
Angesichts der immensen Herausforderungen vor denen die betroffenen Institute
in der Schweiz und Liechtenstein stehen, gehen Experten mittelfristig von einer
Konsolidierung des Marktes aus, welche vor allem kleine und mittlere
Privatbanken treffen wird
3
. Neben der Suche nach neuen, tragfähigen
Geschäftsmodellen sowie der damit verbundenen internen Neustrukturierung
und Kostenoptimierung, ist es für diese Unternehmen von zentraler Bedeutung
eine klare Markenstrategie zu entwickeln und sich deutlich und differenzierend
am internationalen Finanzmarkt zu positionieren. Markenführung kann und
muss in diesem Falle sehr viel mehr leisten als ein reines
Kommunikationswerkzeug zu sein. Die Marke muss die Leitplanken definieren,
anhand derer ein Unternehmen sein Angebot, sein (Mitarbeiter-)Verhalten, seine
kommunikativen Botschaften sowie sein Erscheinungsbild strategisch neu
ausrichten kann.
Was eine Marke leisten muss:
− Positionierung in Abgrenzung zum Wettbewerb
− Profilierung im Hinblick auf die individuellen Stärken
− Orientierung für die Neuentwicklung des Produktangebots
− Formulierung eines relevanten und zukunftsfähigen Kundenversprechens
− Definition von Werten als Hilfestellung für die tägliche Arbeit
Katrin Menne
… ist seit drei Jahren Consultant bei der GMK Markenberatung und begleitet als
Projektleiterin Kunden von der strategischen Positionierung ihrer Marke bis zur
Implementierung an allen internen und externen Kontaktpunkten.
k.menne@gmk-markenberatung.de
März 2014Datum
Autor
Unser Standpunkt.
Finanzmarken im Umbruch: Schweizer und Liechtensteiner Banken in der
Identitätskrise.
4
Thema
Seite
Über GMK Markenberatung
Die GMK Markenberatung ist der leistungsfähige Spezialist für Markenführung.
Mit über 20 Mitarbeitern an den Standorten Köln und München gehört sie zu den
führenden Markenberatungen in Deutschland. Seit 2006 berät sie große DAX-
Konzerne, etablierte Mittelständler sowie innovative Startups in Fragen der
Markenpositionierung und Markenführung.
Kunden der GMK Markenberatung sind unter anderem die BMW Group mit
ihren Marken sowie Kaldewei, Vaillant oder der Westdeutsche Rundfunk (WDR).
www.gmk-markenberatung.de
(Auszug)
1 zeb/rolfes.schierenbeck.asociates: Only the fittest will survive – Aktuelle zeb/-Studie zur Zukunft des Schweizer Private Banking, 2012
2 Publicom Media Knwoledge: Banken-Kommunikation in der Reputationsfalle, http://www.publicom.ch/, 2012
3 zeb/rolfes.schierenbeck.asociates: Only the fittest will survive – Aktuelle zeb/-Studie zur Zukunft des Schweizer Private Banking, 2012
Finanzmarken im Umbruch: Schweizer und Liechtensteiner Banken in der Identitätskrise von GMK Markenberatung ist
lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
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Quellen
Referenzen

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  • 1. Unser Standpunkt. Finanzmarken im Umbruch. Schweizer und Liechtensteiner Banken in der Identitätskrise. Steuerhinterziehung ist kein Kavaliersdelikt mehr – das dürfte spätestens seit dem Fall Hoeneß jedem klar sein. Sukzessiv und mit großer Härte hat die internationale Politik in den letzten Jahren den Kampf gegen Steuerhinterziehung vorangetrieben: Von der Ausschöpfung aller verfügbaren juristischen Mittel im Falle des Steuerstreits zwischen den USA und der Schweiz bis zum Ankauf von Daten-CDs in Deutschland war den Ermittlern jedes Mittel recht. Veränderungen der Finanzmarktregeln, Konsequenzen für die Markenführung Nach langem Zögern haben sowohl Liechtenstein, als auch die Schweiz den OECD-Standards zur Erhöhung der internationalen Steuertransparenz zugestimmt und sich vom lang gehüteten Bankgeheimnis verabschiedet. Die Folgen dieser Entscheidung sind vor allem für das Private-Banking-Geschäft gravierend und haben entscheidende Konsequenzen für die Markenführung der betroffenen Institute. Aus ehemaligen Vertrauenspersonen werden vergleichbare Finanzanbieter Über Jahrzehnte war die Tradition der Verschwiegenheit, der Steueroptimierung und der idealen Geldanlage das zentrale Kundenversprechen vieler Finanzanbieter in der Region Schweiz und Liechtenstein. Offensives Marketing und Werbung galten als verpönt, wollte man doch möglichst wenig Aufmerksamkeit erregen. Entsprechend gering fielen die Investitionen in die Marke aus. Wenn es eine Kommunikationsbotschaft gab, dann die absoluter Diskretion. Die Kunden wiederum, die ihr Geld teils seit der Kriegs- oder Nachkriegszeit bei jenen Instituten angelegt hatten, blieben ihren Banken meist treu, wollten doch auch sie jede Art der Auffälligkeit vermeiden. Themen mit substantiellen Reputationseffekten für die Schweizer Bankbranche (Absolutwerte; n= 28 Schweizer Banken) Publicom (www.publicom.ch), 2013Quelle Grafik
  • 2. Unser Standpunkt. Finanzmarken im Umbruch: Schweizer und Liechtensteiner Banken in der Identitätskrise. 2 Thema Seite Unangenehme Herausforderungen stehen an Die Auflösung des Bankgeheimnisses stellt diese Banken nun vor Herausforderungen, die man keinem Unternehmen wünschen möchte: 1. Sie müssen ein europaweit differenzierendes Service-Angebot aufgeben. Der Wegfall ihres einzigartigen Wettbewerbsvorteils wird den betroffenen Instituten teuer zu stehen kommen. Experten schätzen, dass bis 2016 Vermögenswerte zwischen 150 und 200 Milliarden Schweizer Franken von Schweizer Banken abgezogen werden 1 . Durch den Wegfall des Bankgeheimnisses sehen sich die betroffenen Institute erstmals in ihrer Geschichte mit dem gleichen Problem konfrontiert wie die meisten Marken: Sie werden in Zukunft vergleichbare Anbieter auf einem internationalen Markt sein. 2. Sie müssen zahlungskräftige Kunden vor den Kopf stoßen. Als wäre der Wegfall eines einzigartigen Wettbewerbsvorteils nicht problematisch genug, sind die Finanzanbieter darüber gezwungen, sich gegen ihre eigenen Kunden zu wenden, diese zu nötigen, das versteckte Kapital zu “weißen”, und sich selbst anzuzeigen. Leisten die Kunden dem nicht Folge, drohen die Banken, sie mitsamt einem Köfferchen voll Geld vor die Tür zu setzen. Wenn man davon ausgeht, dass es sich bei besagten Kunden nicht um Lieschen Müller und ihren Sparstrumpf handelt, kann man sich den Konflikt, dem diese Kunden aufgrund des drohenden Strafmaßes ausgesetzt sind, leicht vorstellen. 3. Sie müssen zukunftsfähige Kundenversprechen entwickeln und erlebbar machen. Die Kommunikationsexperten von Schweizer Banken gehen davon aus, dass die Steueroptimierungsproblematik bereits deutlich negative Effekte auf das Image der Institute hatte und weiter haben wird 2 . Neben dem oben genannten Vertrauensverlust sowie dem (z.T. daraus resultierenden) Imageschaden, den es zu reparieren gilt, müssen die Institute vor allem eine Antwort darauf finden, wie sie auf die veränderten Marktbedingungen reagieren und für welche Versprechen sie in Zukunft stehen wollen. 4. Sie müssen intern einen rapiden Kulturwandel vollziehen. Das Bankgeheimnis und die Tradition der Verschwiegenheit prägten nicht nur das Service-Angebot der Banken, sondern das gesamte Kultur- und Werteset der betroffenen Institute. Über Jahrzehnte haben sich bestimmte Denk- und Verhaltensweisen innerhalb der Unternehmen etabliert. Besonders auf Mitarbeiterebene dürften die Veränderungen der
  • 3. Unser Standpunkt. Finanzmarken im Umbruch: Schweizer und Liechtensteiner Banken in der Identitätskrise. 3 Thema Seite politischen Rahmenbedingungen daher großen Stress und Orientierungslosigkeit zur Folge haben. Gleichzeitig stellen die Mitarbeiter jedoch den zentralen Kontaktpunkt zum Kunden dar – besonders im Falle der Privatbanken. Hier ist es von essentieller Bedeutung, den Mitarbeitern die neue Ausrichtung des Unternehmens zu kommunizieren und sie zu befähigen, diese im Alltag umzusetzen und an die Kunden weiter zu geben. Marke als ganzheitliches Tool begreifen und zur Neuausrichtung nutzen Angesichts der immensen Herausforderungen vor denen die betroffenen Institute in der Schweiz und Liechtenstein stehen, gehen Experten mittelfristig von einer Konsolidierung des Marktes aus, welche vor allem kleine und mittlere Privatbanken treffen wird 3 . Neben der Suche nach neuen, tragfähigen Geschäftsmodellen sowie der damit verbundenen internen Neustrukturierung und Kostenoptimierung, ist es für diese Unternehmen von zentraler Bedeutung eine klare Markenstrategie zu entwickeln und sich deutlich und differenzierend am internationalen Finanzmarkt zu positionieren. Markenführung kann und muss in diesem Falle sehr viel mehr leisten als ein reines Kommunikationswerkzeug zu sein. Die Marke muss die Leitplanken definieren, anhand derer ein Unternehmen sein Angebot, sein (Mitarbeiter-)Verhalten, seine kommunikativen Botschaften sowie sein Erscheinungsbild strategisch neu ausrichten kann. Was eine Marke leisten muss: − Positionierung in Abgrenzung zum Wettbewerb − Profilierung im Hinblick auf die individuellen Stärken − Orientierung für die Neuentwicklung des Produktangebots − Formulierung eines relevanten und zukunftsfähigen Kundenversprechens − Definition von Werten als Hilfestellung für die tägliche Arbeit Katrin Menne … ist seit drei Jahren Consultant bei der GMK Markenberatung und begleitet als Projektleiterin Kunden von der strategischen Positionierung ihrer Marke bis zur Implementierung an allen internen und externen Kontaktpunkten. k.menne@gmk-markenberatung.de März 2014Datum Autor
  • 4. Unser Standpunkt. Finanzmarken im Umbruch: Schweizer und Liechtensteiner Banken in der Identitätskrise. 4 Thema Seite Über GMK Markenberatung Die GMK Markenberatung ist der leistungsfähige Spezialist für Markenführung. Mit über 20 Mitarbeitern an den Standorten Köln und München gehört sie zu den führenden Markenberatungen in Deutschland. Seit 2006 berät sie große DAX- Konzerne, etablierte Mittelständler sowie innovative Startups in Fragen der Markenpositionierung und Markenführung. Kunden der GMK Markenberatung sind unter anderem die BMW Group mit ihren Marken sowie Kaldewei, Vaillant oder der Westdeutsche Rundfunk (WDR). www.gmk-markenberatung.de (Auszug) 1 zeb/rolfes.schierenbeck.asociates: Only the fittest will survive – Aktuelle zeb/-Studie zur Zukunft des Schweizer Private Banking, 2012 2 Publicom Media Knwoledge: Banken-Kommunikation in der Reputationsfalle, http://www.publicom.ch/, 2012 3 zeb/rolfes.schierenbeck.asociates: Only the fittest will survive – Aktuelle zeb/-Studie zur Zukunft des Schweizer Private Banking, 2012 Finanzmarken im Umbruch: Schweizer und Liechtensteiner Banken in der Identitätskrise von GMK Markenberatung ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz. Quellen Referenzen