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Paten für Kinder in Esmeraldas/San Lorenzo e.V.
Mönchstr. 43, 33790 Halle IBAN: DE97 4805 1580 0000 0396 85
Tel.: 05201-9892 Swift-BIC: WELADED1HAW
e-mail: Paten-fuer-Kinder@web.de GläubigerIdent.-Nr.: DE33ZZZ00000073580
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Ecoclub San Lorenzo | Facebook https://www.bildungsspender.de/ecoclub
Inocente - YouTube
I – 2023
Am 21. Februar wurde unser Hausmeister Eduard zwei Blocks vom EcoClub entfernt auf offener Straße
ermordet. Wir waren und sind geschockt.
Fast sechs Jahre wohnte er im Holzhaus neben
dem EcoClub, erledigte kleine Instandhaltungen,
leitete die Tischlerwerkstatt, die wir 2018 im Eco-
Club für die Kinder und Jugendlichen durchführen
konnten und bei der auch dieses Foto entstand.
Seit mehr als 20 Jahren lebte er als kolumbiani-
scher Flüchtling in Ecuador.
Mit seiner freundlichen und zurückhaltenden Art
war er ein sehr angenehmer Zeitgenosse, mit dem
ich 2017 während meiner Zeit in San Lorenzo auch
einige Gespräche geführt habe. Er ist nur 55 Jahre
alt geworden.
Die Art und Weise seines Todes, erschossen von
einem Beifahrer auf dem Motorrad, ist in Ecuador
typisch für Auftragsmorde.
Die Rolle des Hausmeisters war zeitweise schwierig, beinhaltet sie doch hauptsächlich, auf dem Gelände
des EcoClubs kostenlos zu wohnen, Präsenz zu zeigen, gerade auch abends oder nachts, um Diebe und
andere Kriminelle fernzuhalten. Das hat nicht immer geklappt wie wir wissen, was jedoch nicht an seinen
Bemühungen lag. Er wurde nicht selten beschimpft und bedroht, wenn er versuchte das Hausrecht gegen-
über Unbefugten durchzusetzen. Dennoch sind wir sehr sicher, dass der Mord nicht vor diesem Hinter-
grund geschah, sondern möglicherweise mit seiner Vergangenheit in Kolumbien zu tun hatte.
Im Jahresbericht haben wir noch Pablo mit den Worten zitiert: „Die Unsicherheit im Land wird stetig
schlimmer“ und seine Einschätzung weitergegeben, dass der Drogenhandel und die damit einhergehende
brutale Kriminalität immer mehr Raum gewinnen, es viel mehr Überfälle, Raub und andere Straftaten gibt,
die Bandenkriege und Morde außer Kontrolle sind. Obwohl wir das im Januar geschrieben haben, haben
wir nicht vermutet, dass uns diese Situation so schnell so nahe kommt.
In den großen Schulferien, die am 22.02.23 begannen, war ab dem 24. Februar ein einwöchiger Theater-
workshop mit dem „Teatro puentes invisibles“ geplant. Alle anderen Segmente, Musik, Gestalttherapie etc.
sollten mit eingebunden werden und sich gegenseitig inspirieren und unterstützen. Dass es dazu nicht
mehr kam und der Theaterworkshop kurzfristig abgesagt wurde, wird niemanden überraschen. Da sich
aber auch in den darauffolgenden Wochen die Lage in San Lorenzo kaum beruhigte, immer wieder nächtli-
che Schießereien zu hören waren und Menschen zu Tode kamen, ließen uns alle nicht in San Lorenzo
ansässigen im EcoClub Tätigen, bis auf unseren Koordinator Andrés, wissen, dass sie nicht nach San Lo-
renzo reisen möchten.
Das betrifft nicht nur die TheaterpädagogInnen, sondern auch Malena und Diana bzw. ihre Vertretung Mo-
nika, die ursprünglich ihre Gestalttherapie Workshops bis Juli 2023 durchgeplant hatten.
In dieser schwierigen Situation hatte unsere ehemalige Mitarbeiterin Daniela Peña, die den Theater-
workshop initiiert hatte, die Idee, die Teilnehmenden reisen zu lassen und den Workshop in der Provinz
Manabi, ca. 500km entfernt von San Lorenzo, zu realisieren, wo sie Kontakte zu einer kostengünstigen
Begegnungsstätte hat. Was sich zunächst nach einem abwegigen realitätsfernen Gedanken anhört, hat sie
zu einem Plan ausgearbeitet. Da das Kindermissionswerk im Rahmen des PAC Projektes den Hauptteil der
Kosten trägt, hat sie ihren Vorschlag dort eingereicht und er wurde akzeptiert. Leider war der Vorlauf wohl
zu kurz, so dass sich die Mütter der potenziell Teilnehmenden zu besorgt zeigten, ihre Kinder zu so einem
langen Aufenthalt in so weiter Ferne fahren zu lassen. Schlussendlich haben sich in der Folge die Work-
shop-Leitenden dazu durchgerungen, für die künstlerisch kulturelle Begegnung trotz aller Sorgen doch
nach San Lorenzo zu reisen, damit die Kinder und Jugendlichen nicht die Leidtragenden der derzeitigen
Lage sind und eine mit Sicherheit wunderbare Erfahrung erleben können.
Die gemischten Gefühle und auch die Unsicherheit im Suchen und Finden von Möglichkeiten, mit der der-
zeitigen Situation umzugehen, sind unschwer aus dieser Geschichte herauszulesen.
EcoClub – Renovierung
Wie im Jahresbericht schon erwähnt, waren für die ersten zwei Januarwochen umfassende Renovierungs-
arbeiten im EcoClub geplant.
Gute zehn Jahre sind seit der Einweihung vergangen und das tropische Klima mit seiner hohen Luftfeuch-
tigkeit, der starken Sonneneinstrahlung und heftigen Regenfällen in der Regenzeit setzt nicht nur dem Holz
zu. Das ist oftmals schwer vorstellbar, wenn man an unser Klima hierzulande gewöhnt ist. Eigentlich hatten
wir gehofft, dass schon zwischen Weihnachten und Neujahr mit den Arbeiten begonnen werden kann, da-
mit wir nicht in die Regenzeit kommen, aber - das kennen wir ja selbst von hier – da waren keine Bauarbei-
ter zu bekommen.
Begonnen wurde also in der ersten Januarwoche. Andrés hatte das Sanitärgebäude als dringendste Bau-
stelle ausgemacht: Das Dach war in schlechtem Zustand, die Trockentoilette funktionierte nicht mehr ein-
wandfrei, so dass die Weiterverwendung der organischen Reste als Dünger sich zunehmend als problema-
tisch herausstellte.
Sanitäranlagen vor der Renovierung Sanitäranlagen nachher
Die zweite Großbaustelle war die Zisterne, in der wir immer das vom Dach gesammelte Wasser aufbewahrt
haben und die ein wesentlicher Bestandteil unseres Wassersystems war. Der Abfluss vom Dach, der das
Regenwasser zur Zisterne führen sollte, funktionierte nicht mehr richtig und hatte Korrosion am Zisternen-
deckel zur Folge, so dass der Metalldeckel nach und nach verrostet war. Das tat dem Inneren nicht gut, es
sammelte sich Schmutz und schließlich war es nicht mehr möglich, wirklich sauberes Wasser dort zu spei-
chern. Andrerseits hatten die letzten Sommer gezeigt, dass Regenwasser allein nicht mehr ausreicht. Die
Zisterne fiel einige Male auch länger trocken, da regelmäßiger Regen ausgeblieben war. Aus diesem
Grund beantragten wir im November einen Wasseranschluss, um nicht mehr nur vom Niederschlag abhän-
gig zu sein. Tatsächlich wurde auch ein Wasseranschluss gefordert, um Außenstelle des Filmfestivals
EQUIS zu werden können, was Ende November 2022 geklappt hatte.
Unter diesen neuen Voraussetzungen wurden die sanitären Anlagen nicht nur renoviert, sondern komplett
neu gemacht. Der EcoClub hat jetzt ein System mit Klärgrube, was die gängigste Methode in den ländli-
chen Gebieten Ecuadors ist. Laut Architekturbüro, das Andrés zu Rate gezogen hatte, ist es das am we-
nigsten verschmutzende bestehende System.
Die Zisterne wurde gründlich von innen gereinigt und ist nun komplett aus Beton mit einer kleinen Luke
oben. Wasserleitungen wurden verlegt und eine Pumpe angeschafft, die (soweit das möglich ist) diebstal-
sicher installiert wurde.
Zisterne vorher Zisterne nachher
Auch die Holzkonstruktionen für unser großes Dach bedurften der Aufbereitung bzw. einige Holzelemente
wurden komplett ausgetauscht. Da die Arbeiten in luftiger Höhe stattfanden, musste ein Gerüst geliehen
werden, was in San Lorenzo Mangelware ist.
In diesem Zuge wurden auch die Bäume geschnitten, die unserem Dach teilweise gefährlich nahe gekom-
men waren.
Unumgänglich waren auch die Rostschutzmaßnahmen an unserem Küchencontainer, was leider bedeute-
te, dass die Kunstwerke nicht erhalten werden konnten. An einigen Stellen, die bereits durchgerostet wa-
ren, musste geschweißt werden und der gesamte Container danach neu gestrichen. Das lässt aber auch
Raum offen für eine erneute künstlerische Gestaltung in der Zukunft.
Überarbeitet und erneuert wurden auch die Tische und Bänke, die für Mittagessen, Hausaufgaben, Baste-
leien, Nähwerkstatt usw. genutzt werden.
Investiert wurde ebenfalls in Türen und Fenster der oben liegenden Räume, in denen interne und externe
Mitarbeiter und Freiwillige übernachten, so dass sie und ihr Gepäck dort sicherer sind.
Geplant war die Renovierung ursprünglich für zwei Wochen. Da sich der Umfang aber im Verlauf der Arbei-
ten immer wieder erweiterte und neue, ungeplante Arbeitsschritte nach sich zog, konnten weder Zeit- noch
Kostenrahmen eingehalten werden.
Die Renovierung des Hausmeisterhauses, das dringend ein neues Betonfundament benötigt, da eine Ecke
beim Erdbeben am 26. März 2022 beschädigt worden war, so dass es in Schräglage geriet, haben wir nicht
mehr geschafft. Die Umsetzung ist schwierig und entsprechendes Gerät, um das Haus in der Luft zu hal-
ten, muss erst organisiert werden.
Ein längeres Video von den Renovierungsarbeiten kombiniert mit vielen Bildern und Eindrücken aus der
sich rasant verändernden und inzwischen chic und modern aussehenden Innenstadt San Lorenzos finden
Sie unter diesem Link: https://youtu.be/V5pJxlE1KmE
Dass die Innenstadt sich derart verändert hat, liegt insbesondere an der „boomenden“ Palmölindustrie, der
Grenznähe zu Kolumbien und aller Wahrscheinlichkeit nach auch an den vielen kriminellen Machenschaf-
ten, durch die viel Geld in die Region fließt. Was beim Blick auf die Innenstadt verborgen bleibt, sind die
Viertel, in denen die Familien unseres Projektes und nach wie vor ein Großteil der Menschen in San Loren-
zo leben. Mancherorts würde man diese sicherlich als Slums bezeichnen – glänzende Innenstadt und trau-
rige Lebensrealitäten in den Bezirken außerhalb.
Die übliche Minga, die gemeinsame Aufräum- und Putzaktion vor Beginn des neuen Schuljahres, hat be-
reits stattgefunden. Unter anderem wurde der Küchencontainer geschrubbt und neu eingerichtet. Die Mu-
sikinstrumente und Utensilien für die Marimba Präsentationen wurden in einem der oberen Zimmer unter-
gebracht, um in der Küche wieder mehr Platz zu haben. Dass wir jetzt schon für das neue Schuljahr gerüs-
tet sind, das Ende April startet, können Sie hier sehen:
https://youtu.be/tFDjDeZJSuM
Was gibt es positives zu berichten?
Die Kinder kommen auch in den Ferien gerne in den EcoClub und musizieren, tanzen sind fröhlich. Ihnen
merkt man im Moment noch am wenigsten an, wie sich die Stimmung in der Stadt verändert hat.
Wer die Möglichkeit hat, hat allerdings seine Kinder zu Verwandten aufs Land oder in andere Gegenden
geschickt.
Wir hoffen, dass sich bis zum Schulstart die Lage wieder etwas beruhigt und wir mit unserem Angebot an
die Kinder, Jugendlichen und Familien fortfahren können.
Neuigkeiten aus Deutschland
Sternsinger
Die Sternsingeraktionen der Gemeinden Herz Jesu in Halle und St. Johannes Evangelist in Stockkämpen
waren im Januar sehr erfolgreich. Kinder, erwachsene Begleiter und engagierte Helfer sammelten für den
EcoClub gut 5.000,- Euro. Nie hätten wir erwartet, dass in der Folge noch so viele großzügige Spenden auf
dem Konto eingehen oder im Pfarrbüro abgegeben werden, so dass eine Rekordsumme von fast 10.700,-
Euro zusammengekommen ist! Wir sind überwältigt von der unglaublichen Spendenbereitschaft und be-
danken uns im Namen der Kinder und Jugendlichen, der Familien, der Betreuerinnen und Mitarbeitenden in
San Lorenzo von ganzem Herzen!
Cafeteria beim Hörster Bummel
Am 7. und 8. Juni findet in Hörste wie jedes Jahr zu Fronleichnam der Hörster Bummel statt. Dieses Jahr
dürfen wir wieder zusammen mit den Plan Paten die Cafeteria ausrichten und den Erlös für gute Zwecke
teilen. Dabei brauchen wir Ihre Hilfe und suchen Kuchenbäcker und –verkäufer, Kaffeeköche, Kuchenesser
und Kaffeetrinker. Wir freuen uns über Unterstützung jeglicher Art! 
Viele Grüße
Marion Weeke und Anne Mette

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  • 1. Paten für Kinder in Esmeraldas/San Lorenzo e.V. Mönchstr. 43, 33790 Halle IBAN: DE97 4805 1580 0000 0396 85 Tel.: 05201-9892 Swift-BIC: WELADED1HAW e-mail: Paten-fuer-Kinder@web.de GläubigerIdent.-Nr.: DE33ZZZ00000073580 Links: EcoClub San Lorenzo’s slideshows on SlideShare https://sonidosdelpailon.com/es/ Ecoclub San Lorenzo | Facebook https://www.bildungsspender.de/ecoclub Inocente - YouTube I – 2023 Am 21. Februar wurde unser Hausmeister Eduard zwei Blocks vom EcoClub entfernt auf offener Straße ermordet. Wir waren und sind geschockt. Fast sechs Jahre wohnte er im Holzhaus neben dem EcoClub, erledigte kleine Instandhaltungen, leitete die Tischlerwerkstatt, die wir 2018 im Eco- Club für die Kinder und Jugendlichen durchführen konnten und bei der auch dieses Foto entstand. Seit mehr als 20 Jahren lebte er als kolumbiani- scher Flüchtling in Ecuador. Mit seiner freundlichen und zurückhaltenden Art war er ein sehr angenehmer Zeitgenosse, mit dem ich 2017 während meiner Zeit in San Lorenzo auch einige Gespräche geführt habe. Er ist nur 55 Jahre alt geworden. Die Art und Weise seines Todes, erschossen von einem Beifahrer auf dem Motorrad, ist in Ecuador typisch für Auftragsmorde. Die Rolle des Hausmeisters war zeitweise schwierig, beinhaltet sie doch hauptsächlich, auf dem Gelände des EcoClubs kostenlos zu wohnen, Präsenz zu zeigen, gerade auch abends oder nachts, um Diebe und andere Kriminelle fernzuhalten. Das hat nicht immer geklappt wie wir wissen, was jedoch nicht an seinen Bemühungen lag. Er wurde nicht selten beschimpft und bedroht, wenn er versuchte das Hausrecht gegen- über Unbefugten durchzusetzen. Dennoch sind wir sehr sicher, dass der Mord nicht vor diesem Hinter- grund geschah, sondern möglicherweise mit seiner Vergangenheit in Kolumbien zu tun hatte. Im Jahresbericht haben wir noch Pablo mit den Worten zitiert: „Die Unsicherheit im Land wird stetig schlimmer“ und seine Einschätzung weitergegeben, dass der Drogenhandel und die damit einhergehende brutale Kriminalität immer mehr Raum gewinnen, es viel mehr Überfälle, Raub und andere Straftaten gibt, die Bandenkriege und Morde außer Kontrolle sind. Obwohl wir das im Januar geschrieben haben, haben wir nicht vermutet, dass uns diese Situation so schnell so nahe kommt. In den großen Schulferien, die am 22.02.23 begannen, war ab dem 24. Februar ein einwöchiger Theater- workshop mit dem „Teatro puentes invisibles“ geplant. Alle anderen Segmente, Musik, Gestalttherapie etc. sollten mit eingebunden werden und sich gegenseitig inspirieren und unterstützen. Dass es dazu nicht mehr kam und der Theaterworkshop kurzfristig abgesagt wurde, wird niemanden überraschen. Da sich aber auch in den darauffolgenden Wochen die Lage in San Lorenzo kaum beruhigte, immer wieder nächtli- che Schießereien zu hören waren und Menschen zu Tode kamen, ließen uns alle nicht in San Lorenzo ansässigen im EcoClub Tätigen, bis auf unseren Koordinator Andrés, wissen, dass sie nicht nach San Lo- renzo reisen möchten. Das betrifft nicht nur die TheaterpädagogInnen, sondern auch Malena und Diana bzw. ihre Vertretung Mo- nika, die ursprünglich ihre Gestalttherapie Workshops bis Juli 2023 durchgeplant hatten.
  • 2. In dieser schwierigen Situation hatte unsere ehemalige Mitarbeiterin Daniela Peña, die den Theater- workshop initiiert hatte, die Idee, die Teilnehmenden reisen zu lassen und den Workshop in der Provinz Manabi, ca. 500km entfernt von San Lorenzo, zu realisieren, wo sie Kontakte zu einer kostengünstigen Begegnungsstätte hat. Was sich zunächst nach einem abwegigen realitätsfernen Gedanken anhört, hat sie zu einem Plan ausgearbeitet. Da das Kindermissionswerk im Rahmen des PAC Projektes den Hauptteil der Kosten trägt, hat sie ihren Vorschlag dort eingereicht und er wurde akzeptiert. Leider war der Vorlauf wohl zu kurz, so dass sich die Mütter der potenziell Teilnehmenden zu besorgt zeigten, ihre Kinder zu so einem langen Aufenthalt in so weiter Ferne fahren zu lassen. Schlussendlich haben sich in der Folge die Work- shop-Leitenden dazu durchgerungen, für die künstlerisch kulturelle Begegnung trotz aller Sorgen doch nach San Lorenzo zu reisen, damit die Kinder und Jugendlichen nicht die Leidtragenden der derzeitigen Lage sind und eine mit Sicherheit wunderbare Erfahrung erleben können. Die gemischten Gefühle und auch die Unsicherheit im Suchen und Finden von Möglichkeiten, mit der der- zeitigen Situation umzugehen, sind unschwer aus dieser Geschichte herauszulesen. EcoClub – Renovierung Wie im Jahresbericht schon erwähnt, waren für die ersten zwei Januarwochen umfassende Renovierungs- arbeiten im EcoClub geplant. Gute zehn Jahre sind seit der Einweihung vergangen und das tropische Klima mit seiner hohen Luftfeuch- tigkeit, der starken Sonneneinstrahlung und heftigen Regenfällen in der Regenzeit setzt nicht nur dem Holz zu. Das ist oftmals schwer vorstellbar, wenn man an unser Klima hierzulande gewöhnt ist. Eigentlich hatten wir gehofft, dass schon zwischen Weihnachten und Neujahr mit den Arbeiten begonnen werden kann, da- mit wir nicht in die Regenzeit kommen, aber - das kennen wir ja selbst von hier – da waren keine Bauarbei- ter zu bekommen. Begonnen wurde also in der ersten Januarwoche. Andrés hatte das Sanitärgebäude als dringendste Bau- stelle ausgemacht: Das Dach war in schlechtem Zustand, die Trockentoilette funktionierte nicht mehr ein- wandfrei, so dass die Weiterverwendung der organischen Reste als Dünger sich zunehmend als problema- tisch herausstellte. Sanitäranlagen vor der Renovierung Sanitäranlagen nachher Die zweite Großbaustelle war die Zisterne, in der wir immer das vom Dach gesammelte Wasser aufbewahrt haben und die ein wesentlicher Bestandteil unseres Wassersystems war. Der Abfluss vom Dach, der das Regenwasser zur Zisterne führen sollte, funktionierte nicht mehr richtig und hatte Korrosion am Zisternen- deckel zur Folge, so dass der Metalldeckel nach und nach verrostet war. Das tat dem Inneren nicht gut, es sammelte sich Schmutz und schließlich war es nicht mehr möglich, wirklich sauberes Wasser dort zu spei- chern. Andrerseits hatten die letzten Sommer gezeigt, dass Regenwasser allein nicht mehr ausreicht. Die Zisterne fiel einige Male auch länger trocken, da regelmäßiger Regen ausgeblieben war. Aus diesem Grund beantragten wir im November einen Wasseranschluss, um nicht mehr nur vom Niederschlag abhän- gig zu sein. Tatsächlich wurde auch ein Wasseranschluss gefordert, um Außenstelle des Filmfestivals EQUIS zu werden können, was Ende November 2022 geklappt hatte. Unter diesen neuen Voraussetzungen wurden die sanitären Anlagen nicht nur renoviert, sondern komplett neu gemacht. Der EcoClub hat jetzt ein System mit Klärgrube, was die gängigste Methode in den ländli- chen Gebieten Ecuadors ist. Laut Architekturbüro, das Andrés zu Rate gezogen hatte, ist es das am we- nigsten verschmutzende bestehende System.
  • 3. Die Zisterne wurde gründlich von innen gereinigt und ist nun komplett aus Beton mit einer kleinen Luke oben. Wasserleitungen wurden verlegt und eine Pumpe angeschafft, die (soweit das möglich ist) diebstal- sicher installiert wurde. Zisterne vorher Zisterne nachher Auch die Holzkonstruktionen für unser großes Dach bedurften der Aufbereitung bzw. einige Holzelemente wurden komplett ausgetauscht. Da die Arbeiten in luftiger Höhe stattfanden, musste ein Gerüst geliehen werden, was in San Lorenzo Mangelware ist. In diesem Zuge wurden auch die Bäume geschnitten, die unserem Dach teilweise gefährlich nahe gekom- men waren. Unumgänglich waren auch die Rostschutzmaßnahmen an unserem Küchencontainer, was leider bedeute- te, dass die Kunstwerke nicht erhalten werden konnten. An einigen Stellen, die bereits durchgerostet wa- ren, musste geschweißt werden und der gesamte Container danach neu gestrichen. Das lässt aber auch Raum offen für eine erneute künstlerische Gestaltung in der Zukunft. Überarbeitet und erneuert wurden auch die Tische und Bänke, die für Mittagessen, Hausaufgaben, Baste- leien, Nähwerkstatt usw. genutzt werden. Investiert wurde ebenfalls in Türen und Fenster der oben liegenden Räume, in denen interne und externe Mitarbeiter und Freiwillige übernachten, so dass sie und ihr Gepäck dort sicherer sind. Geplant war die Renovierung ursprünglich für zwei Wochen. Da sich der Umfang aber im Verlauf der Arbei- ten immer wieder erweiterte und neue, ungeplante Arbeitsschritte nach sich zog, konnten weder Zeit- noch Kostenrahmen eingehalten werden. Die Renovierung des Hausmeisterhauses, das dringend ein neues Betonfundament benötigt, da eine Ecke beim Erdbeben am 26. März 2022 beschädigt worden war, so dass es in Schräglage geriet, haben wir nicht mehr geschafft. Die Umsetzung ist schwierig und entsprechendes Gerät, um das Haus in der Luft zu hal- ten, muss erst organisiert werden. Ein längeres Video von den Renovierungsarbeiten kombiniert mit vielen Bildern und Eindrücken aus der sich rasant verändernden und inzwischen chic und modern aussehenden Innenstadt San Lorenzos finden Sie unter diesem Link: https://youtu.be/V5pJxlE1KmE Dass die Innenstadt sich derart verändert hat, liegt insbesondere an der „boomenden“ Palmölindustrie, der Grenznähe zu Kolumbien und aller Wahrscheinlichkeit nach auch an den vielen kriminellen Machenschaf- ten, durch die viel Geld in die Region fließt. Was beim Blick auf die Innenstadt verborgen bleibt, sind die Viertel, in denen die Familien unseres Projektes und nach wie vor ein Großteil der Menschen in San Loren- zo leben. Mancherorts würde man diese sicherlich als Slums bezeichnen – glänzende Innenstadt und trau- rige Lebensrealitäten in den Bezirken außerhalb. Die übliche Minga, die gemeinsame Aufräum- und Putzaktion vor Beginn des neuen Schuljahres, hat be- reits stattgefunden. Unter anderem wurde der Küchencontainer geschrubbt und neu eingerichtet. Die Mu- sikinstrumente und Utensilien für die Marimba Präsentationen wurden in einem der oberen Zimmer unter- gebracht, um in der Küche wieder mehr Platz zu haben. Dass wir jetzt schon für das neue Schuljahr gerüs- tet sind, das Ende April startet, können Sie hier sehen: https://youtu.be/tFDjDeZJSuM
  • 4. Was gibt es positives zu berichten? Die Kinder kommen auch in den Ferien gerne in den EcoClub und musizieren, tanzen sind fröhlich. Ihnen merkt man im Moment noch am wenigsten an, wie sich die Stimmung in der Stadt verändert hat. Wer die Möglichkeit hat, hat allerdings seine Kinder zu Verwandten aufs Land oder in andere Gegenden geschickt. Wir hoffen, dass sich bis zum Schulstart die Lage wieder etwas beruhigt und wir mit unserem Angebot an die Kinder, Jugendlichen und Familien fortfahren können. Neuigkeiten aus Deutschland Sternsinger Die Sternsingeraktionen der Gemeinden Herz Jesu in Halle und St. Johannes Evangelist in Stockkämpen waren im Januar sehr erfolgreich. Kinder, erwachsene Begleiter und engagierte Helfer sammelten für den EcoClub gut 5.000,- Euro. Nie hätten wir erwartet, dass in der Folge noch so viele großzügige Spenden auf dem Konto eingehen oder im Pfarrbüro abgegeben werden, so dass eine Rekordsumme von fast 10.700,- Euro zusammengekommen ist! Wir sind überwältigt von der unglaublichen Spendenbereitschaft und be- danken uns im Namen der Kinder und Jugendlichen, der Familien, der Betreuerinnen und Mitarbeitenden in San Lorenzo von ganzem Herzen! Cafeteria beim Hörster Bummel Am 7. und 8. Juni findet in Hörste wie jedes Jahr zu Fronleichnam der Hörster Bummel statt. Dieses Jahr dürfen wir wieder zusammen mit den Plan Paten die Cafeteria ausrichten und den Erlös für gute Zwecke teilen. Dabei brauchen wir Ihre Hilfe und suchen Kuchenbäcker und –verkäufer, Kaffeeköche, Kuchenesser und Kaffeetrinker. Wir freuen uns über Unterstützung jeglicher Art!  Viele Grüße Marion Weeke und Anne Mette