http://www.dialogzentrum-demenz.de. Zum fünften Mal veranstaltete das Dialog- und Transferzentrum Demenz (DZD) an der Universität Witten/Herdecke am 8. November 2017 den Newsletter-Day. Das Thema der Tagung: Angst und Demenz.
Zum PDF: Der Vortrag "Umgang mit Angst aus der Sicht der Ergotherapie" von Gudrun Schaade (Entwicklung von Konzepten und Behandlung von demenziell erkrankten Menschen, stationär und ambulant, Hamburg) war einer der Schwerpunkte des Nachmittagsprogramms im Rahmen der Fachtagung "Angst und Demenz".
Über das DZD: Zu den Schwerpunkten des Dialog- und Transferzentrum Demenz (DZD) gehört es, den Dialog zwischen Forschung und Praxis in der Versorgung Demenzerkrankter zu fördern. Das DZD wird seit 2005 von Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW und den Pflegekassen NRW gefördert und ist Teil der Landesinitiative Demenz-Service NRW. Es ist am Department Pflegewissenschaft (Fakultät für Gesundheit) der Universität Witten/Herdecke angesiedelt.
2. Was bedeutet Angst?
Evolutionsgeschichtlich hat die Angst eine
wichtige Funktion als ein die Sinne
schärfender Schutzmechanismus, der in
tatsächlichen oder auch nur vermeintlichen
Gefahrensituationen ein angemessenes
Verhalten (etwa Flucht) einleitet.
https://de.wikipedia.org/wiki/Angst(23.6.17)
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3. Körperliche Symptome der Angst
} Die körperlichen Symptome der Angst sind normale
(also nicht krankhafte) physische Reaktionen, die bei
(einer realen oder phantasierten) Gefahr die
körperliche oder seelische Unversehrtheit, im
Extremfall also das Überleben sichern sollen. Sie
sollen ein Lebewesen auf eine Kampf- oder Flucht-
Situation (fight or flight) vorbereiten:
} Erhöhte Aufmerksamkeit, Pupillen weiten sich, Seh-
und Hörnerven werden empfindlicher
} Erhöhte Muskelanspannung, erhöhte
Reaktionsgeschwindigkeit (Till Eulenspiegel!)
} Erhöhte Herzfrequenz, erhöhter Blutdruck
} Flachere und schnellere Atmung
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4. Körperliche Symptome der Angst 2
} Energiebereitstellung in Muskeln
} Körperliche Reaktionen wie zum Beispiel
Schwitzen, Zittern und Schwindelgefühl
} Blasen-, Darm- und Magentätigkeit werden
während des Zustands der Angst gehemmt.
(oder auch manchmal verstärkt)
} Übelkeit und Atemnot treten in manchen Fällen
ebenfalls auf.
} Absonderung von Molekülen im Schweiß, die
andere Menschen Angst riechen lassen und bei
diesen unterbewusst Alarmbereitschaft auslösen.
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5. Körperreaktionen bei Angst
} Neben diesen individuellen Reaktionen hat das
Zeigen von Angst etwa durch den
charakteristischen Gesichtsausdruck oder durch
Sprache gegenüber anderen den sozialen Sinn,
um Schutz zu bitten.
} Die körperlichen Ausdrucksformen der Angst
sind die gleichen, unabhängig davon, ob es sich
um eine reale Bedrohung oder um eine
Panikattacke handelt. Jeder vierte Patient mit
Angststörung klagt über chronische Schmerzen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Angst
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6. Allgemeiner Ansatz der Ergotherapie bei
der Behandlung demenziell erkrankter
Menschen
Es geht um Körperwahrnehmung!
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7. Was ist Wahrnehmung?
Die Aufnahme von Reizen über die Sinne,
deren Verarbeitung und die
Antwortreaktion des Menschen darauf.
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8. Welche Sinne und deren
Wahrnehmung besitzt der Mensch?
Fernsinne (Exterozeption) und deren
Wahrnehmung:
Auditiv – hören Lautstärke, Höhe, Lokalisation,
Zuordnung von Geräuschen
Visuell – sehen hell, dunkel, Farbe, Erkennung
Gustatorisch und oral – schmecken und spüren
Olfaktorisch - riechen
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10. Was ist das Körperschema?
Man kann die Lage der einzelnen
Körperteile einordnen ohne die
Augen zu benutzen.
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11. Das gestörte Körperschema
Es ist eine Löschung des Körperbildes.
Vorgegebene Bewegungen können nicht
mehr ausgeführt werden trotz intakter
Muskulatur und Nerven.
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12. Perception - Wahrnehmung
Percipere – erfassen
Die Frage nach Wahrnehmung ist schon viele 100te Jahre
alt:
Die Griechen durch die stoische Philosophie.
In der neueren Zeit:
der Neurologe und seine Frau Karel und Bertha Bobath,
Jean Ayres, eine amerikanische Ergotherapeutin,
Andreas Fröhlich, Basale Stimulation,
Felicitas Affolter, Führen bei Wahrnehmungsstörung
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13. Nahsinne (Interozeption) und deren
Wahrnehmung:
Ø Propriozeptoren – Propriozeption durch
Druck, Zug und schwere Dinge
(Tiefensensibilität)
Ø Vestibuläres System im Ohr
Ø Vibratorische Rezeptoren (Vater-Pacini-
Körperchen) in der Haut, in Muskeln und
Gelenken
Ø Taktil-kinästhetische Wahrnehmung über
Berühren und Bewegen 13
14. Möglichkeiten, die
Propriozeption zu unterstützen
Tauziehen, sie schieben Stühle und schieben
Schränke von den Wänden, Rollstühle
schieben, Hanteln oder mit Wasser gefüllte
Flaschen, schwere Löffel, schwere Decken,
schwere Kissen, Gartenarbeit: Gießkanne,
Schieben einer Schubkarre, Umgraben im
Garten, Kartoffelsäcke tragen lassen, Kästen mit
Flaschen, Blumenschale auf den Schoß geben
und Blumen einpflanzen lassen, Kästen mit
einem Seil zu sich herziehen, Zeitungen
zerreißen.
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15. Das vestibuläre System
Es ist das Gleichgewichtsorgan, das uns das
Sitzen, Gehen, Stehen usw. ermöglicht.
Es führt zur Haltungsanpassung und der
Möglichkeit, sich aufrecht im Raum zu halten
und zu bewegen.
Alle Bewegungen über die Körpermitte:
Schaukeln, Hollywoodschaukel, mit Luftballon
spielen, Schunkeln mit Anfassen der
Hände,Tanzen.
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16. Vibratorische Informationen
Elektrische Zahnbürsten, elektrische Rasierer,
Mixer, elektrische Rührgeräte,
Vibrationskissen, Instrumente (Gitarre), die
eigene Stimme, Bus- und Bahnfahren, Hände
der Therapeuten,
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17. Das taktil-kinästhetische
System
Ohne Bewegung spüren wir uns nicht, deshalb
ist die kleinste Bewegung notwendig, auch bei
bettlägerigen Bewohnern.
Bewegung heißt nicht nur von A nach B zu
gehen, sondern es ist eine Bewegung in jedem
Bereich des Körpers.
Wenn der Mensch sich nicht mehr von A nach
B durch die Beine bewegen kann, muss man
die Arme und Hände nutzen lassen.
Bei Immobilität muss man „von außen“
Bewegung ermöglichen.
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