Welche Erwartungen haben Patienten an die Telemedizin? Die Bertelsmann Stiftung hat 2015 in einer Studie zum Thema „Video-Sprechstunden“ unter anderem die Erwartungen von Patienten an die digitale Kommunikation mit ihrem Arzt analysiert. Die Präsentation fasst die Ergebnisse der Studie zusammen und zieht Schlussfolgerungen für notwendige Schritte zur Etablierung von Video-Sprechstunden als flächendeckendes Angebot. Die zentrale Aussage: Patienten wollen ihren Arzt auch kontaktieren, ohne in die Praxis zu müssen. Anlass der Präsentation war ein Telemedizin-Symposium im Rahmen der 25. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie am 29. Juli 2016 in München.
Welche Erwartung haben Patienten an die Telemedizin?
1. Welche Erwartung haben
Patienten an die Telemedizin?
Video-Sprechstunden als neuer Kanal in der Arzt-Patienten-Kommunikation
FOBI 2016 | Telemedizin-Symposium I 29.07.2016
Timo Thranberend, Senior Project Manager, Bertelsmann Stiftung
#FOBI2016
@PatientDigital
2. Eine einfache Antwort zu Beginn (I)
Patienten wollen ihren Arzt auch kontaktieren,
ohne in die Praxis zu müssen
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3. Eine einfache Antwort zu Beginn (II)
DAS IST SO, WEIL
es ihren Kommunikationsgewohnheiten entspricht
und / oder
es für sie schwierig ist, überhaupt in die Praxis zu kommen
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4. AGENDA
Ausgangslage: Wie der digitale Wandel die Kommunikationsgewohnheiten verändert
Befragung: Wie sich das auf die Erwartungen von Patienten auswirkt
Studienlage: Warum es für Ärzte möglich ist, auf diese Erwartungen einzugehen
Erklärungsansätze: Warum Ärzte das noch nicht tun
Schlussfolgerungen: Was passieren müsste, damit das passiert
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5. AGENDA
Ausgangslage: Wie der digitale Wandel die Kommunikationsgewohnheiten verändert
Befragung: Wie sich das auf die Erwartungen von Patienten auswirkt
Studienlage: Warum es für Ärzte möglich ist, auf diese Erwartungen einzugehen
Erklärungsansätze: Warum Ärzte das noch nicht tun
Schlussfolgerungen: Was passieren müsste, damit das passiert
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7. Menschen kommunizieren zunehmend online
Beispiel hier: Internet- und Video-Telefonie
15%
22%
27%
0,0%
5,0%
10,0%
15,0%
20,0%
25,0%
30,0%
2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
AnteilderInternet-bzw.Videotelefonie-Nutzer
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Eurostat 2016
8. Geschäftsprozesse werden immer häufiger virtuell erledigt
Beispiel hier: Online-Banking
13
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40
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0
5
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45
2004 2007 2009 2012 2014 2015 2016
Online-Banking-NutzerinMillionen
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Bitkom 2016 (via statista.com/online-banking)
9. 103.000 Gesundheits-Apps in den Stores
(research2guidance 2015)
53 Prozent der Onliner suchen im Web nach
Gesundheitsinformationen
(Gesundheitsmonitor 2015)
29 Prozent der Deutschen haben eine Gesundheits-
App auf ihrem Smartphone installiert
(Bertelsmann Stiftung 2015, unveröffentlicht) 10%
29%
0%
5%
10%
15%
20%
25%
30%
35%
2014 2015
Veränderungen machen vor dem Gesundheitswesen nicht halt
Digitalisierung wirkt auf das Gesundheitshandeln von Patienten
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+ 19 %
Verbreitung Gesundheits-Apps
10. Kulturelle Entwicklung ist bedeutender „Verstärker“
Korrespondierend mit technologischem Fortschritt
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Patient Empowerment
Social Media
Quantified Self
….
11. AGENDA
Ausgangslage: Wie der digitale Wandel die Kommunikationsgewohnheiten verändert
Befragung: Wie sich das auf die Erwartungen von Patienten auswirkt
Studienlage: Warum es für Ärzte möglich ist, auf diese Erwartungen einzugehen
Erklärungsansätze: Warum Ärzte das noch nicht tun
Schlussfolgerungen: Was passieren müsste, damit das passiert
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12. 45 Prozent der Deutschen würden Video-Sprechstunden nutzen
Nutzungsbereitschaft bei Haus- und Fachärzten
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14. Patienten wollen Wartezeiten und starre Zeiträume vermeiden
Zentrale Motive für die Nutzung von Video-Sprechstunden
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0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
Bequemlichkeit (Verbleiben in der Wohnung)
Arbeitsplatz muss nicht verlassen werden
Vermeidung längerer Anfahrtswege und -zeiten zur Arztpraxis
Kind oder Angehöriger muss nicht allein gelassen werden
Kein Verlassen des Hauses, wenn man sich unwohl fühlt
Vermeidung längerer Wartezeiten in der Arztpraxis
Vermeidung von Ansteckungen durch andere Patienten
Arztkontakt auch zu "unüblichen Uhrzeiten"
Vermeidung langer Wartezeiten auf einen Haus- oder Facharzttermin
Sehr wichtiger Grund Eher wichtiger Grund Eher unwichtiger Grund Völlig unwichtiger Grund
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Angaben in Prozent; n = 983-1.195
15. ABER: Auch die Grenzen werden erkannt
Zentrale Gründe gegen die Nutzung von Video-Sprechstunden
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6
1
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0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
Fühle mich technisch nicht in der Lage, Video zu nutzen
Ich würde mich in dieser Situation unwohl fühlen oder wäre aufgeregt
Ich habe Bedenken, dass die Datenverbindung unsicher ist
Befürchte, dass sich das Verhältnis zu meinem Arzt verändern wird
Per Video besteht kein unmittelbarer persönlicher Arzt-Kontakt
Eine direkte körperliche Untersuchung ist nicht möglich
Bei schweren Krankheiten möchte ich den Arzt persönlich sprechen
Sehr wichtiger Grund Eher wichtiger Grund Eher unwichtiger Grund Völlig unwichtiger Grund
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Angaben in Prozent; n = 1.258-1.484
16. Vor allem Hausärzte sind aus Patientensicht geeignet
Geeignete Arztgruppen für den Video-Kontakt
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17. Patienten sehen Video-Sprechstunde als Teil der Regelleistung
Zahlungsbereitschaft in der Bevölkerung
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6 5 5
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70
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90
0 Euro 1 bis 10 Euro 11 bis 20 Euro 21 Euro und mehr
Angaben in Prozent; n = 1.064
18. Zusammengefasst – die wichtigste Erkenntnis bis hierin
Patienten wollen online mit ihrem Arzt in Kontakt treten. Und sie sehen
zahlreichen Anlässe, bei denen das geht
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19. AGENDA
Ausgangslage: Wie der digitale Wandel die Kommunikationsgewohnheiten verändert
Befragung: Wie sich das auf die Erwartungen von Patienten auswirkt
Studienlage: Warum es für Ärzte möglich ist, auf diese Erwartungen einzugehen
Erklärungsansätze: Warum Ärzte das noch nicht tun
Schlussfolgerungen: Was passieren müsste, damit das passiert
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20. Empirie bestätigt: Video funktioniert und hat Vorteile
Internationale Studienlage und Expertenbefragung
Bei vielen Indikationen und Behandlungsanlässen
medizinisch gleichwertig
Gemeinsam vereinbarte Therapieziele
werden besser erreicht
Langfristige Begleitung von chronisch
Kranken einfacher möglich
Besonders für: Rückfragen, Beratungen,
Befundbesprechungen, Zweitmeinungen
Zeit für das Wesentliche sparen
„Vorfilterfunktion“
Hausbesuche & Anfahrtswege vermeiden
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22. AGENDA
Ausgangslage: Wie der digitale Wandel die Kommunikationsgewohnheiten verändert
Befragung: Wie sich das auf die Erwartungen von Patienten auswirkt
Studienlage: Warum es für Ärzte möglich ist, auf diese Erwartungen einzugehen
Erklärungsansätze: Warum Ärzte das noch nicht tun
Schlussfolgerungen: Was passieren müsste, damit das passiert
29.07.2016 |Welche Erwartungen haben Patienten an die Telemedizin? 22
23. Nutzen nicht ersichtlich
Rechtliche Bedenken
Fehlende spezifische Vergütung
Geringe Technikaffinität
Sorge um Arzt-Patienten-Verhältnis
Vertrauensverlust
Schichtspezifische Versorgung
Grundsätzlich: Angst vor Verlust der
Kontrolle über Kommunikations-Setting
(Experteninterviews, Bertelsmann Stiftung 2015)
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61,3%
33,6%
1,6%
3,5%
keine Nutzung bzw. nur bei
gesetzlicher Verpflichtung
Nutzung in Planung
Nutzung in Vorbereitung
wird bereits genutzt
Nutzung von Video-Sprechstunden durch Ärzte
(Ärztebefragung, Stiftung Gesundheit 2015)
Ärzte haben deutliche Vorbehalte
Rund 2/3 lehnen Video-Sprechstunden ab
24. AGENDA
Ausgangslage: Wie der digitale Wandel die Kommunikationsgewohnheiten verändert
Befragung: Wie sich das auf die Erwartungen von Patienten auswirkt
Studienlage: Warum es für Ärzte möglich ist, auf diese Erwartungen einzugehen
Erklärungsansätze: Warum Ärzte das noch nicht tun
Schlussfolgerungen: Was passieren müsste, damit das passiert
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25. Es braucht mehr Akzeptanz auf Seiten der Ärzte
Notwendige Schritte
Praxisnahe Versorgungsforschung
Beratung mit Fokus auf ärztlichen Nutzen
Rechtslage präzisieren
Investitionskosten abfangen
Medizinische Aus- und Weiterbildung ergänzen
UND: Wesentlich ist die HALTUNG zum Patienten und seinen Bedürfnissen
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26. Zurück zum Beginn
Wenn sich die Haltung ändert, könnte das schon Grund genug sein …
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Patienten wollen ihren Arzt auch kontaktieren,
ohne in die Praxis zu müssen