1. The Real Group | Pressespiegel, 18.07.11 Bergsträßer Anzeiger
Auerbacher Sommerfestspiel: The Real Group begeistert das Publikum im Fürstenlager
mit Vokal Jazz und A-cappella-Klassikern
Fünf Stimmen ersetzen ein Orchester
Auerbach. Einfach Klasse! Ein Riesenspaß und ein unvergesslicher, toller Abend
obendrein. Fünf coole Typen - vier Schweden (durchaus nicht alle blond und blauäugig)
und ein Däne - versetzten am Freitagabend die Zuhörer im Fürstenlager in einen
kollektiven Freudentaumel.
Kein Besucher verließ den Gesundbrunnen nach einer zweieinhalbstündigen,
musikalischen Fünf-Sterne-Reise von Emma Nilsdotter (Sopran), Katarina Henryson (Alt),
Anders Edenroth (Altus), Morten Vinther Soerensen (Bariton) und Anders Jalkeus (Bass)
ohne glühend heiß geklatschte Handinnenflächen.
Dass der x-te Auftritt des A-cappella-Quintetts The Real Group bei den Auerbacher
Sommerfestspielen restlos ausverkauft war, erstaunte nicht weiter. Diejenigen, die die
Stockholmer Gruppe schon einmal life gehört und erlebt hatten, waren ihnen sowieso
bereits restlos "verfallen". Die Neuen sind es ab sofort, denn: Die Suchtgefahr ist
beträchtlich.
Auch wenn der eine oder andere Newcomer anfangs partout nicht glauben wollte, dass
wirklich keine Instrumente mit im Spiel waren, beziehungsweise eingespielt wurden. So
wie der ungläubige, ältere Herr, der den Toningenieur eine ganze Weile über genau
beobachtete. Da war schon Überzeugungsarbeit gefragt.
Tatsache ist: Das schwedisch-dänische Vokalensemble ist "Selbstversorger" und pfeift auf
jede externe instrumentale Unterstützung. Die FAZ hat es einmal so formuliert: " -¦ da ist
dieses fulminante Orchester, das in ihren Kehlköpfen vergraben zu sein scheint".
Dass sich die, neben dem Schwedenexport ABBA erfolgreichste und bekannteste
Musikgruppe des Landes, in der Weltspitze des Genres A capella und Vokal Jazz einen
Top-Platz ersungen hat und diesen seit Jahren behauptet, ist kein Wunder. Die
sympathischen und vielfach ausgezeichneten Skandinavier haben mit den üblichen A
capella-Gruppen und steifen, in schwarze Anzüge gepresste Herren mit umgebundenen
"Fliegen", nicht das Geringste zu tun. Ihr Stil ist jung, frisch, modern, offenherzig und
von großer Leichtigkeit.
Und sie sind enorm vielseitig, sind Allround-Künstler, begnadete Sänger, begabte
Schauspieler, Tänzer - und Sympathieträger.
Ihr XXL-Repertoire reicht von Mozart bis zu den Beatles und Michael Jackson, von
Klassikern, Country-Musik a la Nashville/Tennesee, Swing- und Jazz-Standards bis hin zu
Millionenhits amerikanischer Popsternchen.
2. Und die Fünf interpretieren Originale und Oldies auf einzigartige, unverwechselbare
Weise, sparen nicht mit liebevollem Spott und begeistern immer wieder durch gefühlvolle
Eigenkompositionen und Soli.
Der Humor spielt dabei eine nicht zu unterschätzende Rolle (siehe Britney Spears und ihr
Schluckauf-Bestseller "Oops, I did it again").
Ein kleines Augenzwinkern und der Flirt mit dem Publikum gehören einfach dazu. Spaß
und Klasse haben sind schließlich keine Gegensätze.
Da scheint es schon fast an ein Wunder zu grenzen, dass die in der Musikszene hoch
gehandelten Vokalsänger, die selbst in Asien Riesenstadien füllen, immer wieder Zeit für
einen Abstecher zu den Auerbacher Sommerfestspielen finden. Ein Glücksfall für das
Publikum und Festspielleiter Klaus P. Becker, der die Gruppe 1996 zu ihrem
Deutschlanddebüt auf das Auerbacher Schloss holte. Warum die Weltstars zum Anfassen,
so gerne kommen, verriet Spaßvogel Anders Jalkeus (Bass):
Man liebt die Atmosphäre im Fürstenlager, und man mag und achtet Familie Becker, die
das Festival quasi im Alleingang managt.
Dass Musiker wie Kritiker die brillanten Arrangements, Perfektion, Ausstrahlung und
Harmonie der Gruppe und deren ureigenen Vokalsound zu Recht mit Lobeshymnen
überhäufen, zeigte das Quintett gewohnt souverän auch vor kleinerer Zuschauerkulisse
wie gewohnt.
The Real Group mit den beiden Neuen Emma Nilsdotter (Sopran) und dem Dänen Morten
Vinther Sorensen (Bariton), tischte im Fürstenlager ein First-Class-Menü mit virtuosen
Instrumental-Imitationen und -Parodien, Hip-Hop, Jazz, Big-Band-Sound a la Count Basie
und ein Medley erfolgreicher Hitparadenstürmer made in Schweden auf. Viele Songs
stammten aus ihrem neusten Album, das den schlichten Titel trägt "The Real".
Ach ja, als Anders Jalkeus mit samtigem Bass ein kleines Spottlied auf die "sehr
empfindlichen, oft kränklichen" Tenöre schmetterte und die Kollegen mit gezielten
Nadelstichen piesackte, als er mit verfremdeter Mickey-Maus-Computerstimme und wie
ein Roboter Zick-zack lief, kullerten bei den Fans dann auch noch die Lachtränen.
Zugaben mussten natürlich sein und wurden heftigst vom Publikum gefordert. Fazit nach
einem wunderbaren Sommerabend: Hoffentlich gibt es im nächsten Jahr ein Wiedersehen
mit The Real Group. gs
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Bergsträßer Anzeiger
18. Juli 2011
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