1. LICHTBLICKE
V Der
or zweitausend Jahren wurde Jesus Christus
an ein Kreuz gehängt, bis er tot war, dann
wurde er im Grab eines anderen Mannes beer-
digt. Doch nach drei Tagen stand er von den
Toten auf und wurde von vielen seiner Nachfol- Tag,
OSTERN, denn es
an dem
gern gesehen. Wir feiern
war, ...
als Jesus den Tod und das Grab überwand, es
ist die Erfüllung von Jesu Liebe für die Mensch-
Petrus
heit, es bedeutete nicht das Ende, sondern den
Anfang.
rannte von Dr. Ralph Wilson
Am Tag nagte es dauernd an ihm, aber die Stunden des geduldigen Lehrens. Er fühlte die Hand
Nächte waren noch schlimmer. Er hatte seinen seines Meisters nach einem langen Tag, an dem
besten Freund verraten. Nicht im Stillen, nicht im sie sich um die Volksmassen gekümmert hatten,
Geheimen, sondern offenkundig, vor aller Augen, auf seiner Schulter. Die Worte, die er dabei sprach,
so dass die ganze Welt es sehen konnte. Und nun kamen wieder und wieder in seine Gedanken:
war es zu spät, um »es tut mir leid« zu sagen, denn »Danke, Petrus, für deine Hilfe heute. Du bist ein
sein Freund war tot. treuer Freund ... ein treuer Freund ... treuer Freund.«
Petrus wälzte sich schlaflos hin und her, doch Tränen stiegen in Petrus Augen auf. Treu? Ich?
er fand keine Position, in der er sich bequem fühlte. Als die Soldaten des Hohepriesters versucht
Draußen konnte er den Lärm des erwachenden hatten, Jesus gefangen zu nehmen, hatte Petrus
Jerusalems hören. Einst hatte er diese Stadt gerne seinen Meister mit einem Schwert verteidigt. Doch
besucht, jetzt hasste er sie. Zu viele schmerzhafte später, als ein Dienstmädchen ihn herausgefordert
Erinnerungen, die er nicht aus seinem Gedächt- hatte mit: »Du bist einer seiner Jünger, oder nicht?«,
nis löschen konnte, verbanden sich mit ihr. Heute hatte er das unter einem Schwur verleugnet. Ein
würde er nach Galiläa zum Fischen aufbrechen, einfaches Dienstmädchen! Doch immer wieder
auch wenn sogar das Fischen nicht verlockend war. hatte er die feige Lüge wiederholt, bis der Hahn
Nichts war. krähte und Jesus ihm von der anderen Seite des
Wie konnte ich ihn nur so sehr beschämen? Gerichtshofes einen Blick zuwarf. Traurige, ent-
Wie konnte ich nur? Petrus, du ver... Feigling! Zum täuschte Augen waren es. Dann hatte Petrus sich
tausendsten Mal verfluchte er sich selbst. Er war weggerissen und war gerannt, weg von dem Haus
mein Freund! Wie konnte ich meinem besten Freund des Hohenpriesters, weg in die dunklen Straßen
das nur antun? hinaus. Er war gerannt, bis er nicht mehr konnte,
Er sah vor sich, wie Jesus unter dem Jubel bis er sich schluchzend auf die gepflasterte Straße
Tausender auf dem Esel den Hügel nach Jerusalem geworfen hatte.
herunter geritten kam. Er sah, wie er in heißer Wut Später am Morgen hatte er aus sicherer Distanz
mit Münzen beladene Tische im Tempel umwarf. zugesehen, wie sie seinen Freund verspotteten
»Ihr habt das Haus meines Vaters zu einer Räu- und quälten, schließlich seine Hände und Füße mit
berhöhle gemacht«, hatte ihnen der Meister in großen Nägeln durchschlugen und ihn an einem
vorsichtig abgewägten, jedoch beißenden Worten Kreuz aufhängten, bis sein Leben verwirkt war. Er
vorgeworfen. konnte diese Stadt keinen Tag länger ertragen!
Petrus erinnerte sich, wie Blinde plötzlich sehen, Das fahle Licht des Morgengrauens zeigte sich
Lahme plötzlich laufen konnten und wie die wider- unter der Tür. Die Nacht war endlich vorbei; heute
liche Haut eines Leprakranken einen Augenblick, würde er gehen. Heute würde er weglaufen, zurück
nachdem Jesus sie berührte hatte, babyzart wurde. zum einzigen Leben, das er kannte. Heute würde
Er sah das Lächeln Jesu, sein Mitgefühl, seine Petrus diese blutige Stadt hinter sich lassen.
R193 - German
2. LICHTBLICKE
Klopf! Klopf! Klopf! Die Tür neben ihm zitterte von Jetzt war Johannes nahe hinter ihm. Jünger
dem wiederholten Klopfen. Petrus griff nach seinem und schneller wie er war, lief Johannes bald einen
Schwert und stellte sich leise hinter der Tür auf. Vorsprung vor Petrus heraus. Als Petrus beim Grab
»Petrus, Johannes, es ist Maria! Lasst mich ankam, stand Johannes vor dem Grab und spähte
rein!« hinein. Der riesige Stein, der eine Entweihung des
Es war die Stimme einer Frau, Maria Magdalena, Grabes verhindern sollte, war weggerollt. Petrus
eine von Jesu engsten Vertrauten, die monatelang schob sich hinein. Seine Augen brauchten einen
mit ihnen herumgereist war. Petrus entsicherte die Moment, um sich an das Dämmerlicht in der dunklen
Tür und Maria schlüpfte hinein. Sie atmete mehr- Kalksteinhöhle zu gewöhnen.
mals tief durch, bevor sie sprechen konnte, dann Dort lag das leinene Grabtuch, das Schicht für
platzte die Botschaft aus ihr heraus: »Sie haben den Schicht um Jesu Körper gewickelt gewesen war.
Leichnam gestohlen! Jesu Leichnam ist weg und wir Es lag auf dem steingehauenen Lager, auf dem
wissen nicht, wo sie ihn hingebracht haben!« der Leichnam gelegen hatte. Doch jetzt, mit nichts
Johannes, der jetzt hellwach geworden war, mehr drin, lagen die Windungen zusammengefallen,
schaute Petrus an und warf dann seine Kleidung leer wie eine Puppe, nachdem der Schmetterling
über. Petrus rannte aus der Tür und die Straße hinun- entschlüpft ist. Separat dazu lag das Tuch, das um
ter, raste um Ecken, rannte zum Grab in dem Garten, Jesu Kopf gelegt war, gefaltet da.
wo Jesu Leichnam hineingelegt worden war. Petrus blickte sich nach Johannes um und
deutete ihm hineinzukommen. Wie seltsam! Wenn
Ostern: das Grab ausgeraubt und der Leichnam gestohlen
D
as ist das Wunder von worden wäre, hätte er erwartet, dass die Tücher
Weil Jesus nicht im Grab verblie- nicht zu finden gewesen wären. Oder vielleicht
hastig in dem engen, steinigen Raum hingeworfen.
ben ist, müssen wir es auch nicht. Wir Doch hier waren sie, ordentlich zusammengefaltet,
als ob sie als nicht länger gebraucht zur Seite gelegt
müssen den Tod, den Lohn unserer worden wären.
Sünde in der Hölle, die ewige Trennung Johannes schaute Petrus an, Petrus schaute
Johannes an. Petrus konnte das leichte Lächeln
von Gott, nicht erdulden, denn er hat sehen, das um Johannes‘ Mundwinkel spielte.
Was wenn...? Was wenn...er auferstanden ist?
für uns die Strafe auf sich genommen Petrus ging nach Jerusalem zurück, doch jeder
und ist in neuem Leben auferstanden. Schritt war ein bisschen schneller als der zuvor.
Was, wenn er auferstanden ist?
Sein neues Leben kann in uns sein, uns Als Petrus um die Ecke zur Straße kam, wo er
Hoffnung und Frieden geben, weil wir wohnte, sah er eine Person an der Tür, die auf ihn
wartete. Eine ihm sehr vertraute Gestalt – Jesus!
mit seiner Liebe gefüllt werden. Er ist Petrus rannte, um ihn zu begrüßen!
auferstanden! Und alle die glauben, sind Copyright by Ralph F. Wilson
pastor@joyfulheart.com
auch neu geboren worden, halleluja! – Alle Rechte vorbehalten.
Verwendet mit Genehmigung.
– David Brandt Berg
Ostern gibt uns
Hoffnung
Weil Jesus nicht vom Tod gefordert und nicht Träume unseres Herzens aufsteigen und das zur
in der Hölle gelassen wurde, können auch wir dem Realität machen, was manche Illusion nennen. Wir
Tod entkommen und damit dem schrecklichen können uns nach himmlischen Zielen ausstrecken
Gefühl, dass wir zu viele schlimme Dinge getan und, mit Gottes Hilfe, zu Höhen aufschwingen, die
haben, dass es keinen Weg gibt, wie es für uns wir nicht gekannt haben.
gut ausgehen kann. In einem Wort: Ostern gibt Wegen Ostern sind die Hoffnungen des Men-
uns Hoffnung. schen nicht mehr länger durch die Welt des Men-
Wir können wie ein anmutiger Adler oder eine schenmöglichen beschränkt. Jesus starb und stand
friedliche Taube fliegen, hoch hinaus über die dann von den Toten auf, damit alles, war er tun
Beschränkungen des Lebens und unserer Selbst. kann, uns jetzt auch möglich ist. Wir müssen nur
Wir können die Torturen unserer eigenen Fehler in seine Augen sehen und glauben, dann kann das
zurücklassen, unsere eigenen Unzulänglichkeiten, Wunder von Ostern auch unseres sein.
alles was uns innerlich zurückhält. Wir können in die – Karen Bradford
R194 - German