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Phasen der Social-Media-Einführung im Unternehmen: Empfehlungen aus Sicht einer Agentur.

Veit Mathauer, Geschäftsführer der Sympra GmbH (GPRA), Agentur für Public Relations, Stuttgart

1.      Zusammenfassung

Zurzeit kommen in vielen Unternehmen und Organisationen die Fragen auf: Müssen wir im Social Web aktiv
werden und wenn ja: wie? Meist kümmern sich die für Unternehmenskommunikation Verantwortlichen – freiwillig
oder gezwungenermaßen – um eine Social-Media-Strategie; oft fehlt ihnen das nötige Fachwissen, viele holen
sie sich daher Unterstützung von Beratungsunternehmen. Patentrezepte für den Start in Social Media gibt es
nicht – zu unterschiedlich sind Unternehmenskulturen, Produkte oder Dienstleistungen, Kunden und
Interessensgruppen (Stakeholder). Ganz grob jedoch lässt sich eine Einführung in folgende Stufen einteilen:
Erste Erfahrungen sammeln, Monitoring, Strategieentwicklung, Information der Mitarbeiter, Erstellen von Social
Media Guidelines, Auswahl geeigneter Plattformen, Generieren von Inhalten, Festlegen der Workflows, Aufbau
einer Community oder mehrerer Communities und schließlich: Doing.

Einführung von Web 2.0 im Unternehmen ist ein Projekt. Es ist aber darüber hinaus ein ganz grundlegender
Kulturwandel – und daher ein Change-Thema. Während klassischerweise Unternehmenskommunikation über
definierte Kanäle (z. B. über die Pressestelle) erfolgt, so gibt es im 2.0-Unternehmen dieses Informationsmonopol
nicht mehr. Hier gibt es zu viele Schnittstellen „nach außen“ und diese lassen sich nicht mehr kontrollieren.
Werden Mitarbeiter in die Lage versetzt, Social Media zum Wohle des Unternehmens zu nutzen, eröffnen sich
enorme neue Potenziale für die Unternehmenskommunikation, aber auch für das Wissensmanagement, für HR
und für die Steuerung der Prozesse und Workflows im Unternehmen.



2.      Zehn Schritte ins Social Web

Soziale Medien haben innerhalb von wenigen Jahren eine wahre Euphorie ausgelöst. Zunächst als
Kommunikations- und Informationsplattformen von Webinsidern, Geeks, IT-Fachleuten und der digitalen Elite
genutzt, sind sie spätestens mit der Erfolgsstory von Facebook zum virtuellen Aufenthaltsort für jedermann
geworden. Unabhängig von Alter, sozialer Herkunft, Ausbildung oder Beruf werden unterschiedlichste
Plattformen intensiv genutzt – geschäftlich und privat, im Büro, zu Hause und mobil. Das Web 2.0 hat das
Informations- und Kommunikationsverhalten und damit auch die Medienmärkte dramatisch verändert und wird
dies weiter tun. Kennzeichen sozialer Medien sind unter anderem, dass die Konsumenten von Informationen
gleichzeitig auch deren Produzenten sind und dass sich Mitglieder (Menschen, Unternehmen, Organisationen)
miteinander vernetzen und sich austauschen.

Für Unternehmen und Organisation können sich mit dem Web 2.0 viele neue Chancen ergeben, aber auch
Risiken, die interne und die externe Kommunikation dürften sich kurz-, mittel- oder langfristig in jedem Fall
ändern. Es besteht Handlungsbedarf. Geschäftsführung und die für Kommunikation Verantwortlichen müssen
prüfen, ob und wann und wie sie soziale Medien im Unternehmen einführen. Der Start partizipativer Plattformen
muss gut vorbereitet werden, denn davon hängt letztlich ihr Erfolg im Alltag ab.


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2.1.    Erste Erfahrungen sammeln
Wer das Projekt Social-Media-Einführung angehen will, findet zahlreiche Fachbücher und ausführliche Websites,
deren Lektüre empfohlen werden kann. Auch der Besuch von Seminaren und Workshops oder sogar
Einzelcoachings sind ein geeigneter Weg, um sich dem Thema zu nähern. Neben diesem theoretischen Ansatz
sollten erste praktische Erfahrung gesammelt werden. Dabei geht es zunächst um das Zuhören: Welche Art von
Informationen werden getwittert? Welche Kollegen oder Kunden haben ein Xing-Profil? Welche Wettbewerber
haben Videos auf YouTube eingestellt und welche Inhalte habe diese. So lässt sich ein erstes Gefühl für Tonalität
und Frequenz entwickeln. Mit dem Anlegen eines (privaten) Accounts bei Facebook oder auf einer anderen
Plattform können die Funktionsweisen sozialer Medien ausprobiert werden: Inhalte erzeugen, Vernetzen, Posten,
Empfehlen, Teilen, Kommentieren.

2.2.    Zuhören und Beobachten
Bevor mit Social-Media-Aktivitäen für ein Unternehmen oder eine Organisation gestartet wird, sollten die
Verantwortlichen monitoren, was in Blogs, auf den öffentlichen Plattformen und in Foren über das Unternehmen,
seine Produkte, seine Technologien etc. geschrieben wird. Kaum ein Unternehmen oder eine Organisation, über
die nicht schon irgendwo geschrieben oder diskutiert wurde. So hilft es beispielsweise, auf Twitter Tweets mit
einem bestimmten Stichwort zusammenstellen zu lassen (z. B. mithilfe von TweetDeck), um in Echtzeit zu
erfahren, was die Community denkt und veröffentlicht. Auch durch das Abonnieren der Beiträge von als relevant
identifizierten Blogs und Websites (z. B. über einen RSS-Reader) hilft, um über aktuelle Diskussionen auf dem
Laufenden zu bleiben. Schon die Anfrage in einer Suchmaschine dürfte zahlreiche Fundstellen in sozialen
Medien aufweisen.

2.3.    Strategieentwicklung
Social Media müssen im Unternehmen und für das Unternehmen einen konkreten Nutzen bringen – nur dann ist
ihr Einsatz und die damit verbundenen Investitionen gerechtfertigt. Geschäftsführung, Kommunikations-
verantwortliche, HR-Leiter und andere interne Stakeholder müssen sich über die Ziele im Klaren sein, die sie mit
Web-2.0-Aktivitäten verfolgen wollen. Grundsätzlich gibt es verschiedene Einsatzszenarien für Web-2.0-
Technologien, so zum Beispiel:

        Social Media in der externen Unternehmenskommunikation: Über verschiedene Plattformen werden
        Zielgruppen direkt, also ohne „Umweg“ über klassische Massenmedien angesprochen. Zielgruppen
        finden sich zu Communities zusammen, die über das Unternehmen und seien Produkte informiert
        werden und mit denen ein Dialog aufgebaut werden kann. Social Media unterstützen hier Marketing,
        Werbung, PR.

        Social Media in der internen Kommunikation: Über Blogs informiert die Geschäftsführung die
        Mitarbeiter oder informieren sich die Mitarbeiter untereinander und treten miteinander in Dialog. Die
        Mitarbeiter generieren Inhalte selbst, Blogpostings werden kommentiert, diskutiert und ergänzt. Über
        Instant-Messaging-Dienste halten sich die Mitarbeiter auf dem Laufenden, lassen sich Fragen
        beantworten.

        Social Media im Wissensmanagement: Operative Tätigkeiten und Managementaufgaben, die auf den
        bestmöglichen Umgang mit Wissen abzielen, individuell oder in einer Organisation sollen mit 2.0-
        Technologien optimiert werden. Plattformen wie Wikis und Blogs eigenen sich für das
        Wissensmanagement in einer Organisation, weil jeder Mitarbeiter sein Wissen einbringen und
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dokumentieren kann. Probleme können via Crowdsourcing gelöst werden. Kollaborative
            Wissensdatenbanken ergänzen oder ersetzen das Intranet

            Social Media im HR-Bereich: Soziale Medien tragen dazu bei, die Arbeitgebermarke zu stärken und
            potenzielle Mitarbeiter für das Unternehmen zu interessieren. Für HR-Aktivitäten bieten sich z. B. Blogs
            und Twitter, aber auch Plattformen wie xing oder LinkedIn an.

            Social Media im Kundendienst: Mithilfe von Plattformen wie Twitter lassen sich Kundenanfragen
            schnell und einfach bearbeiten1; soziale Medien werden zu Instrumenten des Customer Relationship
            Management.

Wichtig für die Strategieentwicklung ist daher zunächst die Definition der Zielgruppen. Dann sind die Themen und
Botschaften zu formulieren, die den Zielgruppen kommuniziert werden sollen. Und es ist Klarheit darüber zu
schaffen, in welchem Zeitraum die Ziele (realistisch) erreicht werden sollen. Nützlich ist es zudem zu schauen,
wie Wettbewerber, Kunden, Lieferanten im Web 2.0 auftreten.

In dieser frühen Phase der Einführung müssen Ressourcen (Zeit und/oder Budget) kalkuliert werden, denn
Social-Media-Relations sind auf jeden Fall mit (viel) Aufwand verbunden.

2.4.        Information der Mitarbeiter
Auch wenn soziale Medien omnipräsent zu sein scheinen, auch wenn Facebook in Deutschland Millionen von
Nutzern hat und fast jeder schon einmal ein YouTube-Video gesehen hat – die Erfahrung zeigt, dass nur ganz
wenige Mitarbeiter in einem Unternehmen tatsächlich wissen, wie Social Media funktionieren. Nur wenige sind
mit den Möglichkeiten für den Schutz persönlicher Daten vertraut, haben ihr xing-Profil sinnvoll aufgebaut.
Menschen, die in ihrer Freizeit aktive Blogger oder Facebook-Nutzer sind, bringen es nur selten fertig, ihr im
Privatbereich erlerntes Know-how auf den geschäftlichen Bereich zu übertragen.

2.0-Plattformen werden aber nur dann effektiv (und effizient) genutzt, wenn ihre Funktionsweisen bekannt sind,
wenn ihr Einsatz mit geringen Hemmschwellen und mit geringen Risiken verbunden ist. Fast immer gibt es in
Unternehmen und Organisationen Skeptiker, die die sozialen Medien mit Argwohn oder gar mit Angst betrachten.
Die Gründe hierfür sind mannigfaltig, oft sind es schlichtweg Unwissen oder Wissen, welches auf einseitigen
Medienberichten basiert. Dennoch müssen gerade auch diese kritischen Töne berücksichtigt und Ängste
abgebaut werden – meist gelingt dies durch umfangreiches Informieren über die einzelnen Plattformen. Komplett
lassen sich manche Risiken im Social Web (z. B. Datenmissbrauch, Schließen einer Plattform) nicht
ausschließen.

Informationsveranstaltungen wie Vorträge, Workshops, Gruppen- oder Einzelcoachings sind essentiell für den
nachhaltigen Erfolg sozialer Medien im Unternehmen. Mitarbeiter bauen so Vertrauen auf, sammeln Erfahrungen
und gewinnen zunehmend Spaß am Einsatz der Plattformen.




1
 vgl. „Telekom_hilft“, Salmen, Sonja; Bock, Andreas H.; Stalp, Oliver in: Salmen, Sonja; Beckmann, Helmut, Twitter-Marketing. Wer mitmacht, gewinnt!, Stuttgart,
2010
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2.5.    Social Media Guidelines
Richtlinien für den richtigen Umgang der Mitarbeiter mit Xing, Facebook und Twitter sind ein häufiges Thema in
Unternehmen. Social Media Guidelines sind Leitplanken für die Onlinekommunikation durch Mitarbeiter, sie legen
fest, was der Mitarbeiter im Web 2.0 darf und soll, geben dem Mitarbeiter und dem Unternehmen gleichermaßen
Sicherheit. Viele Sachverhalte sind bereits im Arbeitsvertrag geregelt (z. B. Umgang mit vertraulichen
Informationen und mit Informationen über das eigene Unternehmen, Partnerfirmen oder Kunden) und müssen in
den Guidelines erwähnt, aber nicht neu festgelegt werden.

Bevor Social Media Guidelines erstellt werden, muss im Unternehmen generell geregelt werden:

        ob/dass Social Media genutzt werden dürfen
        ob Social Media auch privat genutzt werden dürfen
        dass Social Media genutzt werden sollen

Social Media Guidelines werden auf die Bedürfnisse und die Strukturen des Unternehmens oder der Organisation
zugeschnitten und sehen daher von Unternehmen zu Unternehmen anders aus. Jedoch kristallisieren sich einige
Anforderungen an solche Richtlinien heraus, die auf jeden Fall erfüllt sein sollten, damit die Regeln ihrem Zweck
auch wirklich dienen können:

        Social Media Guidelines gelten für alle Mitarbeiter. Vom Pförtner bis zum Geschäftsführer. Sie lassen
        sich konkret im Alltag umsetzen und gelten innerhalb und, was Unternehmensbelange betrifft, durchaus
        auch außerhalb der Arbeitszeit. Sie warnen Mitarbeiter vor Gefahren, die sich aus unvorsichtiger
        Kommunikation über Unternehmensthemen im Social Web ergeben können und warnen vor den
        möglichen Folgen. Insofern ist erste Aufgabe von Social Media Guidelines das Verhindern von Fehlern.

        Social Media Guidelines schaffen Sicherheit. Ist die Nutzung von Twitter, Facebook, Xing und
        ähnlichen Plattformen während der Arbeitszeit erlaubt oder nicht? Die Publikation welcher Informationen
        ist tabu? Was muss ein nicht in der Öffentlichkeitsarbeit tätiger Mitarbeiter beachten, wenn in Blogs oder
        auf Twitter über sein Unternehmen und dessen Produkte diskutiert wird? Darf er sich an der Diskussion
        beteiligen und wie? Unter welchen Voraussetzungen darf ein Mitarbeiter einen Account oder eine
        Gruppe zu einer Marke oder einem Thema des Unternehmens eröffnen? Welche Verantwortlichkeiten
        gelten?

        Social Media Guidelines motivieren. Scharf motivierte Richtlinien mit Formulierungen wie „nur
        autorisierte Pressesprecher des Unternehmens dürfen sich äußern“ oder „Anfragen sind an die
        Unternehmenskommunikation weiterzuleiten“ sind nicht Ziel führend. Die Richtlinien sollen zur aktiven
        Nutzung von Web-2.0-Plattformen anregen.

        Social Media Guidelines sind informativ. Richtlinien zur Social-Media-Nutzung sollten leicht
        verständlich auch den weniger internetaffinen Mitarbeitern verdeutlichen, dass eine unbedachte
        Bemerkung im Web sehr viel leichter weite Kreise zieht als im Offline-Leben. Sie müssen weniger
        Vorschriften- als Ratgebercharakter haben und für den Leser einen konkreten Nutzen entfalten. Wichtig
        ist auch, dass Mitarbeiter in den Guidelines Kontaktdaten einer Person oder eines Teams vorfinden, das
        auch für kleinere Rückfragen zur Interpretation der Richtlinien erreichbar ist.

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Social Media Guidelines geben konkrete Hilfestellungen. Sie helfen den Mitarbeitern, sich darüber
        klar zu werden, warum und wie sie Social Media für ihr Unternehmen nutzen wollen und können. Sie
        weisen sie darauf hin, dass ihr Tun und Handeln im Web stets Rückschlüsse auf das Unternehmen
        zulassen. Sie stellen klar, dass die Mitarbeiter ihre persönliche Meinung publizieren und nicht die des
        Unternehmens (auch: unterschiedliche Anrede: „ich" und „wir".). Sie erklären, was in Sachen Copyright
        zu beachten ist und dass die Mitarbeiter tatsächliches und geistiges Eigentum (z. B. Stadtpläne, Fotos,
        Texte, Grafiken, Marken; Tags) respektieren müssen. Mitarbeiter sollen nur Dinge bloggen, die nicht
        schon vorher gebloggt wurden, und neue Inhalte erstellen statt Bekanntes wiederholen. Sie regeln, wie
        Mitarbeiter sich auf Businessplattformen à la Xing darstellen und wie sie ihre Profile in den
        verschiedenen Social Networks überprüfen, damit diese den Richtlinien des Unternehmens entsprechen
        (z. B. einheitliche Schreibweise des Firmennamens).

        Social Media Guidelines geben Freiräume vor: Don't Forget Your Day Job! Mitarbeiter dürfen nie
        vergessen, dass sie neben den Aktivitäten in sozialen Netzwerken noch andere (wichtigere) Aufgaben im
        Unternehmen zu erledigen haben.

2.6.    Auswahl geeigneter Plattformen
Nun geht es daran, die zum Unternehmen bzw. zur Strategie passenden Plattformen auszuwählen, um die
Zielgruppen möglichst gut zu erreichen. Dies können reichweitenstarke Plattformen wie Facebook sein, dies kann
aber auch ein Blog sein, der sich ausschließlich an die 15 Schlüsselkunden richtet. Für die Kommunikation in
einer Projektgruppe kann es auch ein Projekt-Wiki sein, in den die Gruppenmitglieder den aktuellen Stand ihrer
Arbeiten dokumentieren.

Die Webagentur ethority hat in Anlehnung an Brian Solis und JESS3’s „Conversation Prism: The Art of Listening,
Learning and Sharing“ eine Version speziell für den deutschen Markt entwickelt. Das Prisma zeigt die Landschaft
der Social Media in Deutschland mit allen relevanten Konversationskanälen.




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Abb. 1: Conversations in Social Media, Version 2.0; http://www.ethority.de/weblog/social-media-prisma/

Aus der Vielzahl von Plattformen sollten insbesondere bei der Einführung sozialer Medien nur wenige ausgewählt
und eingesetzt werden, weil jede Plattform auch Aufwand bedeutet: für ein Einarbeitung, für die Aufbereitung von
Inhalten, für den Aufbau einer Community und für die Social Media Relations, also den Dialog mit den jeweiligen
Zielgruppen.
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Stand heute (Frühjahr 2010) kann festgestellt werden, dass ein Unternehmen, insbesondere wenn es im B2C-
Bereich tätig ist und wenn es sich an eine größere Gruppe von Menschen richtet, um eine Facebook-Seite nicht
herum kommt. Für Unternehmen im B2B-Bereich bietet sich oftmals ein Blog an, in dem über Produkte,
Dienstleistungen und Projekte berichtet wird und der die klassische Pressearbeit ergänzt; der Blog kann bzw.
sollte über andere Plattformen (z. B. Twitter, Facebook) promotet werden, damit er Leser findet. Wer seine
Produkte mithilfe von Bewegtbild präsentieren möchte, kann die Videoplattform YouTube als soziales Netzwerk
nutzen. Unternehmen, die auf mehreren Plattformen aktiv sind, bündeln ihre Aktivitäten in einem Social Media
Newsroom2.

2.7.       Content generieren
Themen gibt es in Unternehmen meist genug. Die Kunst besteht darin, sie zu identifizieren und sie zielgruppen-
und mediengerecht aufzubereiten. Fast immer bietet es sich an, ein Redaktionsteam mit Vertretern
unterschiedlicher Unternehmensbereiche zusammenzustellen, das einen Redaktionsplan aufstellt, Themen für
Blogs oder Postings festlegt und Autoren dafür findet (bzw. die Texte selbst schreibt). Vor allem in der
Anfangsphase empfiehlt es sich, einen externen Berater zu den Redaktionstreffen hinzuzuziehen.




Abb. 2. Redaktionsplan für den Facebook-Auftritt einer Kommune

2.8.       Festlegung der Workflows
Soziale Medien sind schnell. Für manche Unternehmen brutal schnell. Anfrager wollen zügig eine Antwort, am
Liebsten in Echtzeit. Rasches Agieren und Reagieren verlangt eingeführte Prozesse, verteilte
Verantwortlichkeiten, willige und befähigte Zulieferer von Informationen. Spätestens an dieser Stelle wird deutlich,
dass Social Media erheblichen Einfluss auf die Organisationsstruktur im Unternehmen haben. Die Betreuung
einer Facebook-Präsenz oder eines Blogs darf nicht einem Praktikanten oder Werkstudenten überlassen werden;
zu transparent, zu öffentlich sind die Dialoge, die zwischen Unternehmen und Zielgruppen auf den Plattformen


2
 vgl. http://blog.sympra.de/2010/02/17/social-media-newsrooms-wer-braucht-eine-neue-wunderwaffe/ und http://blog.sympra.de/2010/01/14/pr-und-social-media-so-
setzen-sie-ihre-strategie-um/
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entstehen. Vielmehr ist ein Social-Media-Verantwortlicher oder ein Social-Media-Team zu installieren, das mit
allen relevanten Unternehmensbereichen gut vernetzt ist, sich formelle und informelle Netzwerke im
Unternehmen aufgebaut hat, die Zielgruppen und die Prinzipien der Informationsrezeption kennt und Themen
aufbereiten kann. Da dies auch die klassischen Anforderungen an die Unternehmenskommunikatoren sind, liegt
es nahe, die Verantwortung für Social Media ebenfalls in der Unternehmenskommunikation anzusiedeln –
allerdings mit umfangreicheren Befugnissen, als die, über die ein Pressesprecher in der Regel verfügt. Der
Social-Media-Verantwortliche steuert die gesamten Social Media Relations des Unternehmens, muss also auch
den Fachabteilungen (HR, Vertrieb, Marketing usw.) weisungsbefugt sein. Er bestimmt die Strategie und die
Leitlinien für die Web-2.0-Aktivitäten, die niemals partizipativ entstehen dürfen, wohl aber zur Partizipation in der
Umsetzung motivieren sollen. Die IT-Abteilung versteht seine Anliegen, er die der IT-Abteilung. In einigen
Unternehmen ist für diesen Aufgabenbereich die Stelle des Chief Social Media Officers (CSMO) geschaffen
worden3.

2.9.       Community-Aufbau
Wer empfängt die Unternehmensnachrichten eigentlich? Hier muss das Unternehmen sich erst einmal ein
Publikum verschaffen, indem es seinen Blog promotet, seine Twittergefolgschaft aufbaut und Freunde für seine
Facebook-Seite wirbt. Strategischer Aufbau ist angesagt: Hier geht es nicht um Masse, sondern um die Qualität
der Community-Mitglieder. Vor allem in der Anfangsphase ist dies mit viel „Handarbeit“ verbunden; von Tools für
den automatisierten Aufbau von Communities (z. B. zum Gewinnen von Twitter-Followern) ist eher abzuraten,
weil es hier um Quantität geht, nicht um den Aufbau einer relevanten Zielgruppe.

Der Aufbau einer Community verläuft parallel zur Generierung von Inhalten: Ein Blog findet nur Leser und
Abonnenten, wenn er interessante Postings enthält; einem Twitter-Account wird nur gefolgt, wenn relevante
Informationen darüber getwittert werden. Mathauer, Deckenbach, Ernst und Ulrich beschreiben am Beispiel des
Bildungskongresses 2010 der Know How! AG, wie ein solcher Community-Aufbau für einen Blog und für Twitter
vonstatten gehen kann4.

Festzuhalten bleibt, dass nach Erreichen einer kritischen Masse von Followern und Fans die Community „von
selbst“ wächst, indem die Community-Mitglieder die Seite oder den Account des Unternehmens wiederum ihrer
Community empfehlen – der für Social Media so typische Schnellballeffekt für die Multiplikation von Botschaften
setzt ein.

2.10.      Doing
Social-Media-Aktivitäten müssen langfristig angelegt sein. Das Vertrauen der Community muss man sich erst
einmal erarbeiten. Unbeantwortete Fragen aus der Community sind ein schlechtes Zeichen, ein verwaister Blog
wirkt verheerend.

Viele, sehr ambitionierte gestartete Social-Media-Projekte werden nach wenigen Monaten wieder eingestellt. Die
Gründe dafür sind unterschiedlich:

            Es wurden nicht ausreichend Ressourcen bereitgestellt
            Social-Media-Relations waren ein One-Man-Show und der Mitarbeiter hat das Unternehmen verlassen

3
 vgl. http://blog.sympra.de/2010/10/15/steuerung-statt-anarchie-moderne-unternehmen-brauchen-einen-chief-social-media-officer-csmo/
4
 vgl. Mathauer, Veit; Deckenbach, Bastian; Ernst, Heike; Ulrich, Katrin: Know How! Bildungskongress 2.0 in: Salmen, Sonja; Beckmann, Helmut, Twitter-Marketing.
Wer mitmacht, gewinnt!, Stuttgart, 2010
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Social-Media haben nicht (mehr) den Rückhalt der Geschäftsführung
              Das individuelle Kosten-Nutzen-Verhältnis wurde negativ bewertet (häufiger Grund für das Scheitern des
              Social-Media-Einsatzes im Wissensmanagement)
              Social Media haben keinen kurzfristigen Nutzen gebracht
              Man hat sich durch Aktivitäten auf zu vielen verschiedenen Plattformen „verzettelt“.
              ...

Die Liste ließe sich beinahe beliebig verlängern.

In der Praxis zeigt sich: Scheitern Social-Media-Projekte, so liegt dies fast immer daran, dass sie mit zu wenigen
Ressourcen ausgestattet wurden oder/und dass sie nicht zum Bestandteil der Workflows im Unternehmen
geworden sind.

3.            Zwei Praxisbeispiele

3.1.          Social-Media-Relations zur Marketingunterstützung


Anmerkung: Dieser Beitrag ist als Posting ist am 9. August 2010 im Sympra-Blog erschienen. Wenn gleich vom
Autor leicht sarkastisch beschrieben, so schildert die Geschichte doch einen konkreten Fall aus der
Beratungspraxis der Sympra GmbH (GPRA).5

Unternehmer und Geschäftsführer aufgepasst: Geld sparen – Social Media ersetzen Euch die PR-
Agentur! (Eine Geschichte aus dem wahren Leben.)

Die Ausgangssituation
Kommt der Geschäftsführer eines nicht ganz kleinen Unternehmens auf eine PR-Agentur zu und meint, er wolle
künftig Social Media für die Ansprache potenzieller Kunden einsetzen. Er habe in der Vergangenheit mit einem
PR-Büro zusammengearbeitet, die zwar einen guten Job in Sachen klassischer Pressearbeit gemacht habe, aber
nun brauche er die nicht mehr, denn nun solle die Pressearbeit durch Social Media Relations komplett ersetzt
werden. (Anmerkung: Wie toll Facebook & Co. ist, hat er durch seine studierende Tochter erfahren, die hier sehr
aktiv ist und eine nette Community aufgebaut hat.)

Und nach allem, was man so hört, scheint das ja auch der richtige Weg zu sein: Den PR-Dienstleister hatte er
damals insbesondere deswegen engagiert, weil dieser so gute Kontakte zu den Journalisten hat – und genau die
braucht man heute nicht mehr, denn über Twitter und Facebook und wer-kennt-wen erreicht man die Zielgruppen
ja nun direkt, also ohne Redakteure in den Kommunikationsweg zwischenschalten zu müssen. Das bringt mit
sich, dass die Texte auch ruhig einen Tick werblicher verfasst sein dürfen, denn der „Gatekeeper Journalist“ fällt
erfreulicherweise weg.

Weiterer Vorteil ist, dass die Texte für Facebook-Seiten nicht mehr sehr lang sein müssen, daher auch
aufwendige Recherchen und Textarbeiten weitgehend entfallen können. Diese Einsparung geht mit der Tatsache
einher, dass Social-Media-Plattformen generell kostenfrei sind.



5
    http://blog.sympra.de/2010/08/09/unternehmer-und-geschaeftsfuehrer-aufgepasst-geld-sparen-social-media-ersetzen-euch-die-pr-agentur/
                                                                                                                                           9
Im konkreten Fall sollte sich insbesondere der Marketingleiter, privat eifriger Twitterer, um Social Media
kümmern; einige xing-erprobte Vertriebsmitarbeiter erklärten sich bereit, ebenfalls aktiv mitzumachen. Das sei
gut, denn damit wären Akteure gefunden, die inhaltlich sehr nahe an den Unternehmensthemen sind.

Die Rechnung
Beratung für die Einführung müsse sein. Auch das Einrichten von Facebook-Seiten, eines Twitteraccounts etc.
sollte man einem spezialisierten Dienstleister überlassen. Das Operative wiederum ließe sich prima inhouse
erledigen. Durch den langfristigen Wegfall der Agentur wollte das Unternehmen nach 18 Monaten einen größeren
fünfstelligen Betrag einsparen.

Der Ansatz
Die Agentur erhielt also den Auftrag, das Unternehmen in Richtung Social Media zu beraten und die ersten
Aktivitäten aufzusetzen. Es folgten drei Workshops mit Geschäftsführer, Marketingleiter, Vertriebschef, sogar die
Web-2.0-averse Werbeagentur war mit eingebunden. Workshops, in denen gemeinsam Zielgruppen definiert und
Konzeptideen entwickelt wurden – und in denen die PR-Agentur regelmäßig darauf hingewiesen hat, dass es bei
Social Media vor allem um INHALTE geht, mit denen Interessenten angesprochen werden. Und es geht um
RELATIONS, also darum, mit dieser Community in Dialog zu treten. Die Kommunikationsprofis hatten zudem
empfohlen, einen Newsroom oder eine andere geeignete Plattform als Ausgangsbasis für die Social-Aktivitäten
aufzubauen und einen Themenplan für Postings aufzustellen. Es wurden Social-Web-Plattformen identifiziert, auf
denen das Unternehmen vertreten sein sollte.

Und die PR-Agentur hat vor allem versucht, deutlich zu machen, dass es nicht um Social Media oder
klassische PR geht, sondern um Social Media und klassische PR.

All dies wurde in einem umfassenden Kommunikationskonzept zusammengefasst und präsentiert. Die PR-
Agentur hat sogar ein Pflichtenheft für eine eigene Web-2.0-Plattform erstellt, die die Werbeagentur – so der
Wunsch des Kunden – programmieren sollte. Zudem wurde ein Entwurf für die Social Media Guidelines geliefert.

Die Wirklichkeit
Dass aus Sicht des Kunden das Konzept der PR-Agentur offenbar einige gute Tipps zum Selbermachen enthielt,
ahnten die Verfasser, weil partout kein Feedback darauf kam – außer der pünktlichen Bezahlung der Rechnung.
Inzwischen weiß die PR-Agentur auch warum. Der Marketingleiter twittert an seine binnen-zwei-Monaten-mehr-
als-2.000 Follower – insbesondere Termine und Links auf die (statische) Website. Die Gruppe bei wer-kennt-wen
wächst, dankenswerterweise auch dadurch, dass das komplette Vertriebsteam nebst Lebensgefährten Mitglied
wurden. Dass die xing-Gruppe erst 13 Mitglieder hat, mag daran liegen, dass noch keine Artikel geschrieben und
Diskussionen initiiert wurden. Der Newsroom geht, so war zu hören, in Kürze online; die Werbeagentur
programmiert derzeit noch an einem Wordpress-Blog. Die Guidelines waren dem Geschäftsführer zu
umfangreich („Das muss auf eine halbe Seite passen!“). Ein paar andere Hinweise, was im Web opportun ist und
was nicht, wurden schlicht ignoriert, was bei manchen sozialen Aktivitäten des Unternehmens auffällt.
Da die Pressearbeit eingestellt worden war und keine Pressemeldungen mehr verteilt werden, gingen nicht nur
die Veröffentlichungen in klassischen Printmedien, welche die Zielgruppe nach wie vor zur Entscheidungsfindung
heranzieht, dramatisch zurück. Vor allem fehlen damit den Social-Media-Aktionen die Inhalte! Auch das merkt
nicht nur der aufmerksame Beobachter.

Die Lehren
                                                                                                                 10
Social Media leben von den Inhalten. Ein Tweet ohne interessanten Inhalt interessiert niemanden.
           Social Media Relations erfordern Wissen über das Web 2.0, über Plattformen, Prozesse,
           Kommunikationsstrukturen.
           Social Media Relations beanspruchen Ressourcen – Zeit und/oder Budget.
           Social Media Relations sind nicht unbedingt preisgünstiger als klassische PR – aber in vielen Fällen
           effektiver und effizienter.
           Social Media Relations ergänzen Public Relations – sie sind Teil davon.
           Social Media Relations erfordern Professionalität.

3.2.      Praxisbeispiel: Social-Media-Einführung bei der Public-Relations-Agentur Sympra

Die Sympra GmbH (GPRA) ist eine 1992 gegründete Public-Relations-Agentur mit Sitz in Stuttgart und Büros in
München und Berlin. Sympra ist inhabergeführt, Mitglied im Verband der führenden PR-Agenturen GPRA und
nach Consultancy Management Standard II (CMS) zertifiziert, was den hohen Qualitätsanspruch der Agentur
unterstreicht. Zum Produktportfolio von Sympra gehört traditionell das gesamte Instrumentarium strategisch
fundierter Öffentlichkeitsarbeit. www.sympra.de

Den durch das Web 2.0 (Social Web) ausgelösten Medienwandel hat die Agentur Anfang 2008 zum Anlass
genommen, folgende Ziele zu verfolgen:

       1. Überprüfung der neuartigen Social-Media-Instrumente wie Blogs, Microblogging und Social Networks im
          Hinblick auf Ihre Eignung als Instrumente der internen und externen Unternehmenskommunikation
       2. Entwicklung eines Umsetzungsplans für die Unternehmenspraxis
       3. Integration von Social Media Relations in das unternehmenseigene Produktportfolio
       4. Etablierung eines unternehmensinternen Wissensmanagements zum Themenkomplex Social Media
       5. Aufbau einer Experten-Reputation für die Agentur insgesamt
       6. Aufbau des neuen Geschäftsfeldes Social Media Relations als Geschäftsfeld der Agentur

Strategie

Die Agentur ist strikt qualitätsorientiert und hat sich unter anderem im Rahmen ihrer Mitgliedschaft im Verband
führender PR-Agenturen GPRA verpflichtet, nach international anerkannten Codizes und moralischen Standards
zu handeln. Dies galt es zu beachten

          bei der Nutzung von Social Media durch die Agentur und deren Mitarbeiter
          bei der Beratung von Kunden rund um Social Media
          bei der Gestaltung von Social-Media-Produkten, die Sympra PR-Kunden anbietet

Kern der Strategie zu Reputationsaufbau und Markteinführung war demnach, sich durch einen besonders
qualitätsorientierten Ansatz vom Wettbewerb abzuheben. Als Devise und Grundsatz wurde festgelegt, dass die
Agentur Wert auf eine realistische Einschätzung legt. Demnach sind Social Media und Social Networking keine
schnell und günstig nutzbaren Marketingtools, sondern dialogorientierte und langfristig angelegte
Kommunikationsplattformen, die entsprechend budgetiert werden müssen. Social-Media-Instrumente müssen mit
klassischer Medienarbeit und klassischem Marketing in Einklang gebracht werden, um erfolgreiche
Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben.
                                                                                                                  11
Die unterschiedlichen Werkzeuge wurden im Rahmen einer Multi-Marken-Strategie eingesetzt, in deren
Mittelpunkt die Unternehmensmarke Sympra stand und steht. Darüber hinaus lancierte die Agentur die
Segmentmarke DemokratieZweiNull, eine Online- und Eventplattform für Politiker und politische Multiplikatoren.
Innerhalb weniger Wochen entstand mit DemokratieZweiNull eine Marke und Community, die ideal die
Positionierung der Agentur als Kompetenzzentrum in Sachen Social Media Agenda Setting ermöglichte.

Auswahl geeigneter Plattformen im Social Web

        Twitter als Reichweitenbringer: Twitter konnte Sympra im Rahmen des Maßnahmenpakets zur
        Positionierung der Agentur vor allem als Networking-Hebel und Reichweitenbringer nutzen. Der
        Charakter von Twitter, asymmetrisches Social Networking mit niedriger Hemmschwelle zu ermöglichen,
        brachte im Kontakt mit potenziellen Kunden und Kooperationspartnern mehrfach direkte Erfolge in der
        Kundengewinnung. Während über den Corporate Account @sympra ausschließlich Agenturrelevantes
        getwittert wird – in den ersten Wochen galt hier ein Vier-Augen-Prinzip – lassen es die Mitglieder des
        Social-Media-Teams in ihren persönlichen Twitter-Streams aber auch „menscheln“. Im Rahmen ihrer
        persönlichen Twitter-Aktivitäten haben die Mitglieder des Social-Media-Teams alle Seiten, Chancen und
        Risiken des Echtzeit-Microblogging ausführlich erlebt und konnten daraus wichtige Schlüsse für die
        Erstellung von Social Media Guidelines für Unternehmen ziehen, die heute zu den Leistungen der
        Agentur zählt.

        Blogs als Kompetenzbeweis: Im Oktober 2008 ging bei Sympra ein internes Blog an den Start. Diese
        Intranet-Site sollte fortan das interne Wiki ergänzen, welches das interne Wissensmanagement stützt
        und als interner Nachrichtenkanals zum Einsatz kam. Mit der Einführung des internen Blogs wollte die
        Sympra-Geschäftsführung zwei Ziele erreichen: zum einen die Verbesserung der internen
        Informationsweitergabe samt ungefiltertem und moderationsfreiem Meinungsaustausch über die
        Kommentarfunktion, zum anderen ein Trainingseffekt für das geplante externe Blog, das im Dezember
        2008 an den Start ging. Hier sollten Sympra-Mitarbeiter ihre unterschiedlichen Fachthemen in der
        Öffentlichkeit beleuchten und diskutieren: internationale Public Relations, Change- und
        Krisenkommunikation, Corporate Publishing und weitere Bereiche der Public Relations. Neben dem
        Agenturblog (http://blog.sympra.de) hat die Agentur im Rahmen ihrer Multi-Marken-Strategie im Frühjahr
        bis Herbst 2009 zudem auf http://demokratiezweinull.de ein Blog für die Zielgruppe von
        DemokratieZweiNull, also Politiker, politische Multiplikatoren und weitere öffentliche Meinungsbildner,
        gesetzt. Auf dieser Website wurden kritische Analysen rund um den Online-Wahlkampf und
        Microtargeting im Zeitalter des digitalen Politik-Marketing veröffentlicht, um die Zielgruppe Politiker und
        politische Multiplikatoren zu bedienen. Die Blogs der Agentur und ihrer Mitarbeiter dienen vor allem als
        Kompetenzbeweis.

        Interne Incentives und Workshops: Der Tatsache, dass Erfolg in Social Media und Social Networking
        stark vom Image beteiligter Einzelpersonen abhängig ist, trug die Agentur dadurch Rechnung, dass die
        Nutzung von Social Networking und Social Media durch Einzelpersonen ausdrücklich angeregt wurde,
        unter anderem durch agenturseitige Finanzierung von Premium-Accounts, mehrere Workshops und die
        Einführung eines Weblogs für die interne Kommunikation. Social Networking und Social Media ist in der
        Agentur innerhalb weniger Monate von einer exotischen Angelegenheit zu einem Teil der


                                                                                                                 12
Unternehmenskultur geworden.

        Social Networks: Social Networks spielen eine bei der Positionierung der Agentur wachsende Rolle.
        Die Präsenz von Sympra im in Deutschland wichtigsten Business-Netzwerk Xing beschränkt sich bislang
        auf die einzelnen Mitarbeiterprofile und ein von Xing automatisch generiertes Unternehmensprofil.
        Mitarbeitern wird die Jahresgebühr der Xing-Premiummitgliedschaft vom Unternehmen erstattet. Eine
        interne Schulung hat dazu beigetragen, dass die einzelnen Mitarbeiter sich der strategischen Bedeutung
        ihrer Xing-Profile bewusster sind als zuvor und die Chance haben, diese erfolgreich zu Akquisezwecken,
        zur Kundenbindung und zu Recherchezwecken zu nutzen. Eine Facebook-Fanpage für Sympra wurde
        Anfang 2010 eingeführt.

        Social Media Newsroom: Außenposten bei Twitter, Facebook & Co. reichen nicht aus, um erfolgreich
        im Social Web aktiv zu sein. Zudem benötigen Marken und Personen eine zentrale Website, die
        Aktivitäten gebündelt darstellt. Dieses Herzstück kann der sogenannte Social Media Newsroom sein:
        Eine Website, die relevante Inhalte automatisch und in Echtzeit aggregiert und sowohl Journalisten als
        auch andere Multiplikatoren wie Blogger und Twitter-Nutzer mit den Informationen versorgt, die sie
        benötigen. Inhalte im Social Media Newsroom lassen sich jederzeit mit wenigen Klicks weiterleiten, auf
        Twitter, Facebook und anderen Plattformen empfehlen oder auch in andere Websites, beispielsweise in
        Blogs, einbetten. Sympra bietet in Zusammenarbeit mit dem Technikpartner myON-ID, München, den
        Social Media Newsroom als Managed Service. Wie das Produkt funktioniert zeigt auch der
        agentureigene Social Media Newsroom unter http://newsroom.sympra.de

4.      Literatur

Salmen, Sonja; Beckmann, Helmut, Twitter-Marketing. Wer mitmacht, gewinnt! Stuttgart, 2010

Weinberg, Tamar: Social Media Marketing: Strategien für Twitter, Facebook & Co, Köln, 2010

http://blog.sympra.de/

Mündemann, Tobias et al.: Web 2.0. Neue Wege – alte Tugenden. Eine Publikation von ergo Kommunikation




                                                                                                             13

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MiPo'11: Phasen der Social-Media-Einführung im Unternehmen: Empfehlungen aus Sicht einer Agentur (Veit Mathauer)

  • 1. Phasen der Social-Media-Einführung im Unternehmen: Empfehlungen aus Sicht einer Agentur. Veit Mathauer, Geschäftsführer der Sympra GmbH (GPRA), Agentur für Public Relations, Stuttgart 1. Zusammenfassung Zurzeit kommen in vielen Unternehmen und Organisationen die Fragen auf: Müssen wir im Social Web aktiv werden und wenn ja: wie? Meist kümmern sich die für Unternehmenskommunikation Verantwortlichen – freiwillig oder gezwungenermaßen – um eine Social-Media-Strategie; oft fehlt ihnen das nötige Fachwissen, viele holen sie sich daher Unterstützung von Beratungsunternehmen. Patentrezepte für den Start in Social Media gibt es nicht – zu unterschiedlich sind Unternehmenskulturen, Produkte oder Dienstleistungen, Kunden und Interessensgruppen (Stakeholder). Ganz grob jedoch lässt sich eine Einführung in folgende Stufen einteilen: Erste Erfahrungen sammeln, Monitoring, Strategieentwicklung, Information der Mitarbeiter, Erstellen von Social Media Guidelines, Auswahl geeigneter Plattformen, Generieren von Inhalten, Festlegen der Workflows, Aufbau einer Community oder mehrerer Communities und schließlich: Doing. Einführung von Web 2.0 im Unternehmen ist ein Projekt. Es ist aber darüber hinaus ein ganz grundlegender Kulturwandel – und daher ein Change-Thema. Während klassischerweise Unternehmenskommunikation über definierte Kanäle (z. B. über die Pressestelle) erfolgt, so gibt es im 2.0-Unternehmen dieses Informationsmonopol nicht mehr. Hier gibt es zu viele Schnittstellen „nach außen“ und diese lassen sich nicht mehr kontrollieren. Werden Mitarbeiter in die Lage versetzt, Social Media zum Wohle des Unternehmens zu nutzen, eröffnen sich enorme neue Potenziale für die Unternehmenskommunikation, aber auch für das Wissensmanagement, für HR und für die Steuerung der Prozesse und Workflows im Unternehmen. 2. Zehn Schritte ins Social Web Soziale Medien haben innerhalb von wenigen Jahren eine wahre Euphorie ausgelöst. Zunächst als Kommunikations- und Informationsplattformen von Webinsidern, Geeks, IT-Fachleuten und der digitalen Elite genutzt, sind sie spätestens mit der Erfolgsstory von Facebook zum virtuellen Aufenthaltsort für jedermann geworden. Unabhängig von Alter, sozialer Herkunft, Ausbildung oder Beruf werden unterschiedlichste Plattformen intensiv genutzt – geschäftlich und privat, im Büro, zu Hause und mobil. Das Web 2.0 hat das Informations- und Kommunikationsverhalten und damit auch die Medienmärkte dramatisch verändert und wird dies weiter tun. Kennzeichen sozialer Medien sind unter anderem, dass die Konsumenten von Informationen gleichzeitig auch deren Produzenten sind und dass sich Mitglieder (Menschen, Unternehmen, Organisationen) miteinander vernetzen und sich austauschen. Für Unternehmen und Organisation können sich mit dem Web 2.0 viele neue Chancen ergeben, aber auch Risiken, die interne und die externe Kommunikation dürften sich kurz-, mittel- oder langfristig in jedem Fall ändern. Es besteht Handlungsbedarf. Geschäftsführung und die für Kommunikation Verantwortlichen müssen prüfen, ob und wann und wie sie soziale Medien im Unternehmen einführen. Der Start partizipativer Plattformen muss gut vorbereitet werden, denn davon hängt letztlich ihr Erfolg im Alltag ab. 1
  • 2. 2.1. Erste Erfahrungen sammeln Wer das Projekt Social-Media-Einführung angehen will, findet zahlreiche Fachbücher und ausführliche Websites, deren Lektüre empfohlen werden kann. Auch der Besuch von Seminaren und Workshops oder sogar Einzelcoachings sind ein geeigneter Weg, um sich dem Thema zu nähern. Neben diesem theoretischen Ansatz sollten erste praktische Erfahrung gesammelt werden. Dabei geht es zunächst um das Zuhören: Welche Art von Informationen werden getwittert? Welche Kollegen oder Kunden haben ein Xing-Profil? Welche Wettbewerber haben Videos auf YouTube eingestellt und welche Inhalte habe diese. So lässt sich ein erstes Gefühl für Tonalität und Frequenz entwickeln. Mit dem Anlegen eines (privaten) Accounts bei Facebook oder auf einer anderen Plattform können die Funktionsweisen sozialer Medien ausprobiert werden: Inhalte erzeugen, Vernetzen, Posten, Empfehlen, Teilen, Kommentieren. 2.2. Zuhören und Beobachten Bevor mit Social-Media-Aktivitäen für ein Unternehmen oder eine Organisation gestartet wird, sollten die Verantwortlichen monitoren, was in Blogs, auf den öffentlichen Plattformen und in Foren über das Unternehmen, seine Produkte, seine Technologien etc. geschrieben wird. Kaum ein Unternehmen oder eine Organisation, über die nicht schon irgendwo geschrieben oder diskutiert wurde. So hilft es beispielsweise, auf Twitter Tweets mit einem bestimmten Stichwort zusammenstellen zu lassen (z. B. mithilfe von TweetDeck), um in Echtzeit zu erfahren, was die Community denkt und veröffentlicht. Auch durch das Abonnieren der Beiträge von als relevant identifizierten Blogs und Websites (z. B. über einen RSS-Reader) hilft, um über aktuelle Diskussionen auf dem Laufenden zu bleiben. Schon die Anfrage in einer Suchmaschine dürfte zahlreiche Fundstellen in sozialen Medien aufweisen. 2.3. Strategieentwicklung Social Media müssen im Unternehmen und für das Unternehmen einen konkreten Nutzen bringen – nur dann ist ihr Einsatz und die damit verbundenen Investitionen gerechtfertigt. Geschäftsführung, Kommunikations- verantwortliche, HR-Leiter und andere interne Stakeholder müssen sich über die Ziele im Klaren sein, die sie mit Web-2.0-Aktivitäten verfolgen wollen. Grundsätzlich gibt es verschiedene Einsatzszenarien für Web-2.0- Technologien, so zum Beispiel: Social Media in der externen Unternehmenskommunikation: Über verschiedene Plattformen werden Zielgruppen direkt, also ohne „Umweg“ über klassische Massenmedien angesprochen. Zielgruppen finden sich zu Communities zusammen, die über das Unternehmen und seien Produkte informiert werden und mit denen ein Dialog aufgebaut werden kann. Social Media unterstützen hier Marketing, Werbung, PR. Social Media in der internen Kommunikation: Über Blogs informiert die Geschäftsführung die Mitarbeiter oder informieren sich die Mitarbeiter untereinander und treten miteinander in Dialog. Die Mitarbeiter generieren Inhalte selbst, Blogpostings werden kommentiert, diskutiert und ergänzt. Über Instant-Messaging-Dienste halten sich die Mitarbeiter auf dem Laufenden, lassen sich Fragen beantworten. Social Media im Wissensmanagement: Operative Tätigkeiten und Managementaufgaben, die auf den bestmöglichen Umgang mit Wissen abzielen, individuell oder in einer Organisation sollen mit 2.0- Technologien optimiert werden. Plattformen wie Wikis und Blogs eigenen sich für das Wissensmanagement in einer Organisation, weil jeder Mitarbeiter sein Wissen einbringen und 2
  • 3. dokumentieren kann. Probleme können via Crowdsourcing gelöst werden. Kollaborative Wissensdatenbanken ergänzen oder ersetzen das Intranet Social Media im HR-Bereich: Soziale Medien tragen dazu bei, die Arbeitgebermarke zu stärken und potenzielle Mitarbeiter für das Unternehmen zu interessieren. Für HR-Aktivitäten bieten sich z. B. Blogs und Twitter, aber auch Plattformen wie xing oder LinkedIn an. Social Media im Kundendienst: Mithilfe von Plattformen wie Twitter lassen sich Kundenanfragen schnell und einfach bearbeiten1; soziale Medien werden zu Instrumenten des Customer Relationship Management. Wichtig für die Strategieentwicklung ist daher zunächst die Definition der Zielgruppen. Dann sind die Themen und Botschaften zu formulieren, die den Zielgruppen kommuniziert werden sollen. Und es ist Klarheit darüber zu schaffen, in welchem Zeitraum die Ziele (realistisch) erreicht werden sollen. Nützlich ist es zudem zu schauen, wie Wettbewerber, Kunden, Lieferanten im Web 2.0 auftreten. In dieser frühen Phase der Einführung müssen Ressourcen (Zeit und/oder Budget) kalkuliert werden, denn Social-Media-Relations sind auf jeden Fall mit (viel) Aufwand verbunden. 2.4. Information der Mitarbeiter Auch wenn soziale Medien omnipräsent zu sein scheinen, auch wenn Facebook in Deutschland Millionen von Nutzern hat und fast jeder schon einmal ein YouTube-Video gesehen hat – die Erfahrung zeigt, dass nur ganz wenige Mitarbeiter in einem Unternehmen tatsächlich wissen, wie Social Media funktionieren. Nur wenige sind mit den Möglichkeiten für den Schutz persönlicher Daten vertraut, haben ihr xing-Profil sinnvoll aufgebaut. Menschen, die in ihrer Freizeit aktive Blogger oder Facebook-Nutzer sind, bringen es nur selten fertig, ihr im Privatbereich erlerntes Know-how auf den geschäftlichen Bereich zu übertragen. 2.0-Plattformen werden aber nur dann effektiv (und effizient) genutzt, wenn ihre Funktionsweisen bekannt sind, wenn ihr Einsatz mit geringen Hemmschwellen und mit geringen Risiken verbunden ist. Fast immer gibt es in Unternehmen und Organisationen Skeptiker, die die sozialen Medien mit Argwohn oder gar mit Angst betrachten. Die Gründe hierfür sind mannigfaltig, oft sind es schlichtweg Unwissen oder Wissen, welches auf einseitigen Medienberichten basiert. Dennoch müssen gerade auch diese kritischen Töne berücksichtigt und Ängste abgebaut werden – meist gelingt dies durch umfangreiches Informieren über die einzelnen Plattformen. Komplett lassen sich manche Risiken im Social Web (z. B. Datenmissbrauch, Schließen einer Plattform) nicht ausschließen. Informationsveranstaltungen wie Vorträge, Workshops, Gruppen- oder Einzelcoachings sind essentiell für den nachhaltigen Erfolg sozialer Medien im Unternehmen. Mitarbeiter bauen so Vertrauen auf, sammeln Erfahrungen und gewinnen zunehmend Spaß am Einsatz der Plattformen. 1 vgl. „Telekom_hilft“, Salmen, Sonja; Bock, Andreas H.; Stalp, Oliver in: Salmen, Sonja; Beckmann, Helmut, Twitter-Marketing. Wer mitmacht, gewinnt!, Stuttgart, 2010 3
  • 4. 2.5. Social Media Guidelines Richtlinien für den richtigen Umgang der Mitarbeiter mit Xing, Facebook und Twitter sind ein häufiges Thema in Unternehmen. Social Media Guidelines sind Leitplanken für die Onlinekommunikation durch Mitarbeiter, sie legen fest, was der Mitarbeiter im Web 2.0 darf und soll, geben dem Mitarbeiter und dem Unternehmen gleichermaßen Sicherheit. Viele Sachverhalte sind bereits im Arbeitsvertrag geregelt (z. B. Umgang mit vertraulichen Informationen und mit Informationen über das eigene Unternehmen, Partnerfirmen oder Kunden) und müssen in den Guidelines erwähnt, aber nicht neu festgelegt werden. Bevor Social Media Guidelines erstellt werden, muss im Unternehmen generell geregelt werden: ob/dass Social Media genutzt werden dürfen ob Social Media auch privat genutzt werden dürfen dass Social Media genutzt werden sollen Social Media Guidelines werden auf die Bedürfnisse und die Strukturen des Unternehmens oder der Organisation zugeschnitten und sehen daher von Unternehmen zu Unternehmen anders aus. Jedoch kristallisieren sich einige Anforderungen an solche Richtlinien heraus, die auf jeden Fall erfüllt sein sollten, damit die Regeln ihrem Zweck auch wirklich dienen können: Social Media Guidelines gelten für alle Mitarbeiter. Vom Pförtner bis zum Geschäftsführer. Sie lassen sich konkret im Alltag umsetzen und gelten innerhalb und, was Unternehmensbelange betrifft, durchaus auch außerhalb der Arbeitszeit. Sie warnen Mitarbeiter vor Gefahren, die sich aus unvorsichtiger Kommunikation über Unternehmensthemen im Social Web ergeben können und warnen vor den möglichen Folgen. Insofern ist erste Aufgabe von Social Media Guidelines das Verhindern von Fehlern. Social Media Guidelines schaffen Sicherheit. Ist die Nutzung von Twitter, Facebook, Xing und ähnlichen Plattformen während der Arbeitszeit erlaubt oder nicht? Die Publikation welcher Informationen ist tabu? Was muss ein nicht in der Öffentlichkeitsarbeit tätiger Mitarbeiter beachten, wenn in Blogs oder auf Twitter über sein Unternehmen und dessen Produkte diskutiert wird? Darf er sich an der Diskussion beteiligen und wie? Unter welchen Voraussetzungen darf ein Mitarbeiter einen Account oder eine Gruppe zu einer Marke oder einem Thema des Unternehmens eröffnen? Welche Verantwortlichkeiten gelten? Social Media Guidelines motivieren. Scharf motivierte Richtlinien mit Formulierungen wie „nur autorisierte Pressesprecher des Unternehmens dürfen sich äußern“ oder „Anfragen sind an die Unternehmenskommunikation weiterzuleiten“ sind nicht Ziel führend. Die Richtlinien sollen zur aktiven Nutzung von Web-2.0-Plattformen anregen. Social Media Guidelines sind informativ. Richtlinien zur Social-Media-Nutzung sollten leicht verständlich auch den weniger internetaffinen Mitarbeitern verdeutlichen, dass eine unbedachte Bemerkung im Web sehr viel leichter weite Kreise zieht als im Offline-Leben. Sie müssen weniger Vorschriften- als Ratgebercharakter haben und für den Leser einen konkreten Nutzen entfalten. Wichtig ist auch, dass Mitarbeiter in den Guidelines Kontaktdaten einer Person oder eines Teams vorfinden, das auch für kleinere Rückfragen zur Interpretation der Richtlinien erreichbar ist. 4
  • 5. Social Media Guidelines geben konkrete Hilfestellungen. Sie helfen den Mitarbeitern, sich darüber klar zu werden, warum und wie sie Social Media für ihr Unternehmen nutzen wollen und können. Sie weisen sie darauf hin, dass ihr Tun und Handeln im Web stets Rückschlüsse auf das Unternehmen zulassen. Sie stellen klar, dass die Mitarbeiter ihre persönliche Meinung publizieren und nicht die des Unternehmens (auch: unterschiedliche Anrede: „ich" und „wir".). Sie erklären, was in Sachen Copyright zu beachten ist und dass die Mitarbeiter tatsächliches und geistiges Eigentum (z. B. Stadtpläne, Fotos, Texte, Grafiken, Marken; Tags) respektieren müssen. Mitarbeiter sollen nur Dinge bloggen, die nicht schon vorher gebloggt wurden, und neue Inhalte erstellen statt Bekanntes wiederholen. Sie regeln, wie Mitarbeiter sich auf Businessplattformen à la Xing darstellen und wie sie ihre Profile in den verschiedenen Social Networks überprüfen, damit diese den Richtlinien des Unternehmens entsprechen (z. B. einheitliche Schreibweise des Firmennamens). Social Media Guidelines geben Freiräume vor: Don't Forget Your Day Job! Mitarbeiter dürfen nie vergessen, dass sie neben den Aktivitäten in sozialen Netzwerken noch andere (wichtigere) Aufgaben im Unternehmen zu erledigen haben. 2.6. Auswahl geeigneter Plattformen Nun geht es daran, die zum Unternehmen bzw. zur Strategie passenden Plattformen auszuwählen, um die Zielgruppen möglichst gut zu erreichen. Dies können reichweitenstarke Plattformen wie Facebook sein, dies kann aber auch ein Blog sein, der sich ausschließlich an die 15 Schlüsselkunden richtet. Für die Kommunikation in einer Projektgruppe kann es auch ein Projekt-Wiki sein, in den die Gruppenmitglieder den aktuellen Stand ihrer Arbeiten dokumentieren. Die Webagentur ethority hat in Anlehnung an Brian Solis und JESS3’s „Conversation Prism: The Art of Listening, Learning and Sharing“ eine Version speziell für den deutschen Markt entwickelt. Das Prisma zeigt die Landschaft der Social Media in Deutschland mit allen relevanten Konversationskanälen. 5
  • 6. Abb. 1: Conversations in Social Media, Version 2.0; http://www.ethority.de/weblog/social-media-prisma/ Aus der Vielzahl von Plattformen sollten insbesondere bei der Einführung sozialer Medien nur wenige ausgewählt und eingesetzt werden, weil jede Plattform auch Aufwand bedeutet: für ein Einarbeitung, für die Aufbereitung von Inhalten, für den Aufbau einer Community und für die Social Media Relations, also den Dialog mit den jeweiligen Zielgruppen. 6
  • 7. Stand heute (Frühjahr 2010) kann festgestellt werden, dass ein Unternehmen, insbesondere wenn es im B2C- Bereich tätig ist und wenn es sich an eine größere Gruppe von Menschen richtet, um eine Facebook-Seite nicht herum kommt. Für Unternehmen im B2B-Bereich bietet sich oftmals ein Blog an, in dem über Produkte, Dienstleistungen und Projekte berichtet wird und der die klassische Pressearbeit ergänzt; der Blog kann bzw. sollte über andere Plattformen (z. B. Twitter, Facebook) promotet werden, damit er Leser findet. Wer seine Produkte mithilfe von Bewegtbild präsentieren möchte, kann die Videoplattform YouTube als soziales Netzwerk nutzen. Unternehmen, die auf mehreren Plattformen aktiv sind, bündeln ihre Aktivitäten in einem Social Media Newsroom2. 2.7. Content generieren Themen gibt es in Unternehmen meist genug. Die Kunst besteht darin, sie zu identifizieren und sie zielgruppen- und mediengerecht aufzubereiten. Fast immer bietet es sich an, ein Redaktionsteam mit Vertretern unterschiedlicher Unternehmensbereiche zusammenzustellen, das einen Redaktionsplan aufstellt, Themen für Blogs oder Postings festlegt und Autoren dafür findet (bzw. die Texte selbst schreibt). Vor allem in der Anfangsphase empfiehlt es sich, einen externen Berater zu den Redaktionstreffen hinzuzuziehen. Abb. 2. Redaktionsplan für den Facebook-Auftritt einer Kommune 2.8. Festlegung der Workflows Soziale Medien sind schnell. Für manche Unternehmen brutal schnell. Anfrager wollen zügig eine Antwort, am Liebsten in Echtzeit. Rasches Agieren und Reagieren verlangt eingeführte Prozesse, verteilte Verantwortlichkeiten, willige und befähigte Zulieferer von Informationen. Spätestens an dieser Stelle wird deutlich, dass Social Media erheblichen Einfluss auf die Organisationsstruktur im Unternehmen haben. Die Betreuung einer Facebook-Präsenz oder eines Blogs darf nicht einem Praktikanten oder Werkstudenten überlassen werden; zu transparent, zu öffentlich sind die Dialoge, die zwischen Unternehmen und Zielgruppen auf den Plattformen 2 vgl. http://blog.sympra.de/2010/02/17/social-media-newsrooms-wer-braucht-eine-neue-wunderwaffe/ und http://blog.sympra.de/2010/01/14/pr-und-social-media-so- setzen-sie-ihre-strategie-um/ 7
  • 8. entstehen. Vielmehr ist ein Social-Media-Verantwortlicher oder ein Social-Media-Team zu installieren, das mit allen relevanten Unternehmensbereichen gut vernetzt ist, sich formelle und informelle Netzwerke im Unternehmen aufgebaut hat, die Zielgruppen und die Prinzipien der Informationsrezeption kennt und Themen aufbereiten kann. Da dies auch die klassischen Anforderungen an die Unternehmenskommunikatoren sind, liegt es nahe, die Verantwortung für Social Media ebenfalls in der Unternehmenskommunikation anzusiedeln – allerdings mit umfangreicheren Befugnissen, als die, über die ein Pressesprecher in der Regel verfügt. Der Social-Media-Verantwortliche steuert die gesamten Social Media Relations des Unternehmens, muss also auch den Fachabteilungen (HR, Vertrieb, Marketing usw.) weisungsbefugt sein. Er bestimmt die Strategie und die Leitlinien für die Web-2.0-Aktivitäten, die niemals partizipativ entstehen dürfen, wohl aber zur Partizipation in der Umsetzung motivieren sollen. Die IT-Abteilung versteht seine Anliegen, er die der IT-Abteilung. In einigen Unternehmen ist für diesen Aufgabenbereich die Stelle des Chief Social Media Officers (CSMO) geschaffen worden3. 2.9. Community-Aufbau Wer empfängt die Unternehmensnachrichten eigentlich? Hier muss das Unternehmen sich erst einmal ein Publikum verschaffen, indem es seinen Blog promotet, seine Twittergefolgschaft aufbaut und Freunde für seine Facebook-Seite wirbt. Strategischer Aufbau ist angesagt: Hier geht es nicht um Masse, sondern um die Qualität der Community-Mitglieder. Vor allem in der Anfangsphase ist dies mit viel „Handarbeit“ verbunden; von Tools für den automatisierten Aufbau von Communities (z. B. zum Gewinnen von Twitter-Followern) ist eher abzuraten, weil es hier um Quantität geht, nicht um den Aufbau einer relevanten Zielgruppe. Der Aufbau einer Community verläuft parallel zur Generierung von Inhalten: Ein Blog findet nur Leser und Abonnenten, wenn er interessante Postings enthält; einem Twitter-Account wird nur gefolgt, wenn relevante Informationen darüber getwittert werden. Mathauer, Deckenbach, Ernst und Ulrich beschreiben am Beispiel des Bildungskongresses 2010 der Know How! AG, wie ein solcher Community-Aufbau für einen Blog und für Twitter vonstatten gehen kann4. Festzuhalten bleibt, dass nach Erreichen einer kritischen Masse von Followern und Fans die Community „von selbst“ wächst, indem die Community-Mitglieder die Seite oder den Account des Unternehmens wiederum ihrer Community empfehlen – der für Social Media so typische Schnellballeffekt für die Multiplikation von Botschaften setzt ein. 2.10. Doing Social-Media-Aktivitäten müssen langfristig angelegt sein. Das Vertrauen der Community muss man sich erst einmal erarbeiten. Unbeantwortete Fragen aus der Community sind ein schlechtes Zeichen, ein verwaister Blog wirkt verheerend. Viele, sehr ambitionierte gestartete Social-Media-Projekte werden nach wenigen Monaten wieder eingestellt. Die Gründe dafür sind unterschiedlich: Es wurden nicht ausreichend Ressourcen bereitgestellt Social-Media-Relations waren ein One-Man-Show und der Mitarbeiter hat das Unternehmen verlassen 3 vgl. http://blog.sympra.de/2010/10/15/steuerung-statt-anarchie-moderne-unternehmen-brauchen-einen-chief-social-media-officer-csmo/ 4 vgl. Mathauer, Veit; Deckenbach, Bastian; Ernst, Heike; Ulrich, Katrin: Know How! Bildungskongress 2.0 in: Salmen, Sonja; Beckmann, Helmut, Twitter-Marketing. Wer mitmacht, gewinnt!, Stuttgart, 2010 8
  • 9. Social-Media haben nicht (mehr) den Rückhalt der Geschäftsführung Das individuelle Kosten-Nutzen-Verhältnis wurde negativ bewertet (häufiger Grund für das Scheitern des Social-Media-Einsatzes im Wissensmanagement) Social Media haben keinen kurzfristigen Nutzen gebracht Man hat sich durch Aktivitäten auf zu vielen verschiedenen Plattformen „verzettelt“. ... Die Liste ließe sich beinahe beliebig verlängern. In der Praxis zeigt sich: Scheitern Social-Media-Projekte, so liegt dies fast immer daran, dass sie mit zu wenigen Ressourcen ausgestattet wurden oder/und dass sie nicht zum Bestandteil der Workflows im Unternehmen geworden sind. 3. Zwei Praxisbeispiele 3.1. Social-Media-Relations zur Marketingunterstützung Anmerkung: Dieser Beitrag ist als Posting ist am 9. August 2010 im Sympra-Blog erschienen. Wenn gleich vom Autor leicht sarkastisch beschrieben, so schildert die Geschichte doch einen konkreten Fall aus der Beratungspraxis der Sympra GmbH (GPRA).5 Unternehmer und Geschäftsführer aufgepasst: Geld sparen – Social Media ersetzen Euch die PR- Agentur! (Eine Geschichte aus dem wahren Leben.) Die Ausgangssituation Kommt der Geschäftsführer eines nicht ganz kleinen Unternehmens auf eine PR-Agentur zu und meint, er wolle künftig Social Media für die Ansprache potenzieller Kunden einsetzen. Er habe in der Vergangenheit mit einem PR-Büro zusammengearbeitet, die zwar einen guten Job in Sachen klassischer Pressearbeit gemacht habe, aber nun brauche er die nicht mehr, denn nun solle die Pressearbeit durch Social Media Relations komplett ersetzt werden. (Anmerkung: Wie toll Facebook & Co. ist, hat er durch seine studierende Tochter erfahren, die hier sehr aktiv ist und eine nette Community aufgebaut hat.) Und nach allem, was man so hört, scheint das ja auch der richtige Weg zu sein: Den PR-Dienstleister hatte er damals insbesondere deswegen engagiert, weil dieser so gute Kontakte zu den Journalisten hat – und genau die braucht man heute nicht mehr, denn über Twitter und Facebook und wer-kennt-wen erreicht man die Zielgruppen ja nun direkt, also ohne Redakteure in den Kommunikationsweg zwischenschalten zu müssen. Das bringt mit sich, dass die Texte auch ruhig einen Tick werblicher verfasst sein dürfen, denn der „Gatekeeper Journalist“ fällt erfreulicherweise weg. Weiterer Vorteil ist, dass die Texte für Facebook-Seiten nicht mehr sehr lang sein müssen, daher auch aufwendige Recherchen und Textarbeiten weitgehend entfallen können. Diese Einsparung geht mit der Tatsache einher, dass Social-Media-Plattformen generell kostenfrei sind. 5 http://blog.sympra.de/2010/08/09/unternehmer-und-geschaeftsfuehrer-aufgepasst-geld-sparen-social-media-ersetzen-euch-die-pr-agentur/ 9
  • 10. Im konkreten Fall sollte sich insbesondere der Marketingleiter, privat eifriger Twitterer, um Social Media kümmern; einige xing-erprobte Vertriebsmitarbeiter erklärten sich bereit, ebenfalls aktiv mitzumachen. Das sei gut, denn damit wären Akteure gefunden, die inhaltlich sehr nahe an den Unternehmensthemen sind. Die Rechnung Beratung für die Einführung müsse sein. Auch das Einrichten von Facebook-Seiten, eines Twitteraccounts etc. sollte man einem spezialisierten Dienstleister überlassen. Das Operative wiederum ließe sich prima inhouse erledigen. Durch den langfristigen Wegfall der Agentur wollte das Unternehmen nach 18 Monaten einen größeren fünfstelligen Betrag einsparen. Der Ansatz Die Agentur erhielt also den Auftrag, das Unternehmen in Richtung Social Media zu beraten und die ersten Aktivitäten aufzusetzen. Es folgten drei Workshops mit Geschäftsführer, Marketingleiter, Vertriebschef, sogar die Web-2.0-averse Werbeagentur war mit eingebunden. Workshops, in denen gemeinsam Zielgruppen definiert und Konzeptideen entwickelt wurden – und in denen die PR-Agentur regelmäßig darauf hingewiesen hat, dass es bei Social Media vor allem um INHALTE geht, mit denen Interessenten angesprochen werden. Und es geht um RELATIONS, also darum, mit dieser Community in Dialog zu treten. Die Kommunikationsprofis hatten zudem empfohlen, einen Newsroom oder eine andere geeignete Plattform als Ausgangsbasis für die Social-Aktivitäten aufzubauen und einen Themenplan für Postings aufzustellen. Es wurden Social-Web-Plattformen identifiziert, auf denen das Unternehmen vertreten sein sollte. Und die PR-Agentur hat vor allem versucht, deutlich zu machen, dass es nicht um Social Media oder klassische PR geht, sondern um Social Media und klassische PR. All dies wurde in einem umfassenden Kommunikationskonzept zusammengefasst und präsentiert. Die PR- Agentur hat sogar ein Pflichtenheft für eine eigene Web-2.0-Plattform erstellt, die die Werbeagentur – so der Wunsch des Kunden – programmieren sollte. Zudem wurde ein Entwurf für die Social Media Guidelines geliefert. Die Wirklichkeit Dass aus Sicht des Kunden das Konzept der PR-Agentur offenbar einige gute Tipps zum Selbermachen enthielt, ahnten die Verfasser, weil partout kein Feedback darauf kam – außer der pünktlichen Bezahlung der Rechnung. Inzwischen weiß die PR-Agentur auch warum. Der Marketingleiter twittert an seine binnen-zwei-Monaten-mehr- als-2.000 Follower – insbesondere Termine und Links auf die (statische) Website. Die Gruppe bei wer-kennt-wen wächst, dankenswerterweise auch dadurch, dass das komplette Vertriebsteam nebst Lebensgefährten Mitglied wurden. Dass die xing-Gruppe erst 13 Mitglieder hat, mag daran liegen, dass noch keine Artikel geschrieben und Diskussionen initiiert wurden. Der Newsroom geht, so war zu hören, in Kürze online; die Werbeagentur programmiert derzeit noch an einem Wordpress-Blog. Die Guidelines waren dem Geschäftsführer zu umfangreich („Das muss auf eine halbe Seite passen!“). Ein paar andere Hinweise, was im Web opportun ist und was nicht, wurden schlicht ignoriert, was bei manchen sozialen Aktivitäten des Unternehmens auffällt. Da die Pressearbeit eingestellt worden war und keine Pressemeldungen mehr verteilt werden, gingen nicht nur die Veröffentlichungen in klassischen Printmedien, welche die Zielgruppe nach wie vor zur Entscheidungsfindung heranzieht, dramatisch zurück. Vor allem fehlen damit den Social-Media-Aktionen die Inhalte! Auch das merkt nicht nur der aufmerksame Beobachter. Die Lehren 10
  • 11. Social Media leben von den Inhalten. Ein Tweet ohne interessanten Inhalt interessiert niemanden. Social Media Relations erfordern Wissen über das Web 2.0, über Plattformen, Prozesse, Kommunikationsstrukturen. Social Media Relations beanspruchen Ressourcen – Zeit und/oder Budget. Social Media Relations sind nicht unbedingt preisgünstiger als klassische PR – aber in vielen Fällen effektiver und effizienter. Social Media Relations ergänzen Public Relations – sie sind Teil davon. Social Media Relations erfordern Professionalität. 3.2. Praxisbeispiel: Social-Media-Einführung bei der Public-Relations-Agentur Sympra Die Sympra GmbH (GPRA) ist eine 1992 gegründete Public-Relations-Agentur mit Sitz in Stuttgart und Büros in München und Berlin. Sympra ist inhabergeführt, Mitglied im Verband der führenden PR-Agenturen GPRA und nach Consultancy Management Standard II (CMS) zertifiziert, was den hohen Qualitätsanspruch der Agentur unterstreicht. Zum Produktportfolio von Sympra gehört traditionell das gesamte Instrumentarium strategisch fundierter Öffentlichkeitsarbeit. www.sympra.de Den durch das Web 2.0 (Social Web) ausgelösten Medienwandel hat die Agentur Anfang 2008 zum Anlass genommen, folgende Ziele zu verfolgen: 1. Überprüfung der neuartigen Social-Media-Instrumente wie Blogs, Microblogging und Social Networks im Hinblick auf Ihre Eignung als Instrumente der internen und externen Unternehmenskommunikation 2. Entwicklung eines Umsetzungsplans für die Unternehmenspraxis 3. Integration von Social Media Relations in das unternehmenseigene Produktportfolio 4. Etablierung eines unternehmensinternen Wissensmanagements zum Themenkomplex Social Media 5. Aufbau einer Experten-Reputation für die Agentur insgesamt 6. Aufbau des neuen Geschäftsfeldes Social Media Relations als Geschäftsfeld der Agentur Strategie Die Agentur ist strikt qualitätsorientiert und hat sich unter anderem im Rahmen ihrer Mitgliedschaft im Verband führender PR-Agenturen GPRA verpflichtet, nach international anerkannten Codizes und moralischen Standards zu handeln. Dies galt es zu beachten bei der Nutzung von Social Media durch die Agentur und deren Mitarbeiter bei der Beratung von Kunden rund um Social Media bei der Gestaltung von Social-Media-Produkten, die Sympra PR-Kunden anbietet Kern der Strategie zu Reputationsaufbau und Markteinführung war demnach, sich durch einen besonders qualitätsorientierten Ansatz vom Wettbewerb abzuheben. Als Devise und Grundsatz wurde festgelegt, dass die Agentur Wert auf eine realistische Einschätzung legt. Demnach sind Social Media und Social Networking keine schnell und günstig nutzbaren Marketingtools, sondern dialogorientierte und langfristig angelegte Kommunikationsplattformen, die entsprechend budgetiert werden müssen. Social-Media-Instrumente müssen mit klassischer Medienarbeit und klassischem Marketing in Einklang gebracht werden, um erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben. 11
  • 12. Die unterschiedlichen Werkzeuge wurden im Rahmen einer Multi-Marken-Strategie eingesetzt, in deren Mittelpunkt die Unternehmensmarke Sympra stand und steht. Darüber hinaus lancierte die Agentur die Segmentmarke DemokratieZweiNull, eine Online- und Eventplattform für Politiker und politische Multiplikatoren. Innerhalb weniger Wochen entstand mit DemokratieZweiNull eine Marke und Community, die ideal die Positionierung der Agentur als Kompetenzzentrum in Sachen Social Media Agenda Setting ermöglichte. Auswahl geeigneter Plattformen im Social Web Twitter als Reichweitenbringer: Twitter konnte Sympra im Rahmen des Maßnahmenpakets zur Positionierung der Agentur vor allem als Networking-Hebel und Reichweitenbringer nutzen. Der Charakter von Twitter, asymmetrisches Social Networking mit niedriger Hemmschwelle zu ermöglichen, brachte im Kontakt mit potenziellen Kunden und Kooperationspartnern mehrfach direkte Erfolge in der Kundengewinnung. Während über den Corporate Account @sympra ausschließlich Agenturrelevantes getwittert wird – in den ersten Wochen galt hier ein Vier-Augen-Prinzip – lassen es die Mitglieder des Social-Media-Teams in ihren persönlichen Twitter-Streams aber auch „menscheln“. Im Rahmen ihrer persönlichen Twitter-Aktivitäten haben die Mitglieder des Social-Media-Teams alle Seiten, Chancen und Risiken des Echtzeit-Microblogging ausführlich erlebt und konnten daraus wichtige Schlüsse für die Erstellung von Social Media Guidelines für Unternehmen ziehen, die heute zu den Leistungen der Agentur zählt. Blogs als Kompetenzbeweis: Im Oktober 2008 ging bei Sympra ein internes Blog an den Start. Diese Intranet-Site sollte fortan das interne Wiki ergänzen, welches das interne Wissensmanagement stützt und als interner Nachrichtenkanals zum Einsatz kam. Mit der Einführung des internen Blogs wollte die Sympra-Geschäftsführung zwei Ziele erreichen: zum einen die Verbesserung der internen Informationsweitergabe samt ungefiltertem und moderationsfreiem Meinungsaustausch über die Kommentarfunktion, zum anderen ein Trainingseffekt für das geplante externe Blog, das im Dezember 2008 an den Start ging. Hier sollten Sympra-Mitarbeiter ihre unterschiedlichen Fachthemen in der Öffentlichkeit beleuchten und diskutieren: internationale Public Relations, Change- und Krisenkommunikation, Corporate Publishing und weitere Bereiche der Public Relations. Neben dem Agenturblog (http://blog.sympra.de) hat die Agentur im Rahmen ihrer Multi-Marken-Strategie im Frühjahr bis Herbst 2009 zudem auf http://demokratiezweinull.de ein Blog für die Zielgruppe von DemokratieZweiNull, also Politiker, politische Multiplikatoren und weitere öffentliche Meinungsbildner, gesetzt. Auf dieser Website wurden kritische Analysen rund um den Online-Wahlkampf und Microtargeting im Zeitalter des digitalen Politik-Marketing veröffentlicht, um die Zielgruppe Politiker und politische Multiplikatoren zu bedienen. Die Blogs der Agentur und ihrer Mitarbeiter dienen vor allem als Kompetenzbeweis. Interne Incentives und Workshops: Der Tatsache, dass Erfolg in Social Media und Social Networking stark vom Image beteiligter Einzelpersonen abhängig ist, trug die Agentur dadurch Rechnung, dass die Nutzung von Social Networking und Social Media durch Einzelpersonen ausdrücklich angeregt wurde, unter anderem durch agenturseitige Finanzierung von Premium-Accounts, mehrere Workshops und die Einführung eines Weblogs für die interne Kommunikation. Social Networking und Social Media ist in der Agentur innerhalb weniger Monate von einer exotischen Angelegenheit zu einem Teil der 12
  • 13. Unternehmenskultur geworden. Social Networks: Social Networks spielen eine bei der Positionierung der Agentur wachsende Rolle. Die Präsenz von Sympra im in Deutschland wichtigsten Business-Netzwerk Xing beschränkt sich bislang auf die einzelnen Mitarbeiterprofile und ein von Xing automatisch generiertes Unternehmensprofil. Mitarbeitern wird die Jahresgebühr der Xing-Premiummitgliedschaft vom Unternehmen erstattet. Eine interne Schulung hat dazu beigetragen, dass die einzelnen Mitarbeiter sich der strategischen Bedeutung ihrer Xing-Profile bewusster sind als zuvor und die Chance haben, diese erfolgreich zu Akquisezwecken, zur Kundenbindung und zu Recherchezwecken zu nutzen. Eine Facebook-Fanpage für Sympra wurde Anfang 2010 eingeführt. Social Media Newsroom: Außenposten bei Twitter, Facebook & Co. reichen nicht aus, um erfolgreich im Social Web aktiv zu sein. Zudem benötigen Marken und Personen eine zentrale Website, die Aktivitäten gebündelt darstellt. Dieses Herzstück kann der sogenannte Social Media Newsroom sein: Eine Website, die relevante Inhalte automatisch und in Echtzeit aggregiert und sowohl Journalisten als auch andere Multiplikatoren wie Blogger und Twitter-Nutzer mit den Informationen versorgt, die sie benötigen. Inhalte im Social Media Newsroom lassen sich jederzeit mit wenigen Klicks weiterleiten, auf Twitter, Facebook und anderen Plattformen empfehlen oder auch in andere Websites, beispielsweise in Blogs, einbetten. Sympra bietet in Zusammenarbeit mit dem Technikpartner myON-ID, München, den Social Media Newsroom als Managed Service. Wie das Produkt funktioniert zeigt auch der agentureigene Social Media Newsroom unter http://newsroom.sympra.de 4. Literatur Salmen, Sonja; Beckmann, Helmut, Twitter-Marketing. Wer mitmacht, gewinnt! Stuttgart, 2010 Weinberg, Tamar: Social Media Marketing: Strategien für Twitter, Facebook & Co, Köln, 2010 http://blog.sympra.de/ Mündemann, Tobias et al.: Web 2.0. Neue Wege – alte Tugenden. Eine Publikation von ergo Kommunikation 13