[25.11.2010] Traditionsreiche Branchen wie die Versicherungswirtschaft haben bisweilen ihre Not mit dem Web: Einerseits profitieren Anbieter längst von den schier grenzenlosen Marketing- und Verkaufsmöglichkeiten, doch bremsen auf der anderen Seite alte Strukturen und Papierfraktionen eine konsequente Internetnutzung. Ein großer Versicherer setzt nun auf eine einheitliche Webstrategie, um Partner zügiger, effizienter und günstiger in die Unternehmensprozesse zu integrieren.
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Die Webvorteile voll erschließen
1. 14 STRATEGIE
Die Webvorteile voll erschließen
Webstrategie. Traditionsreiche Branchen wie die Versicherungswirtschaft haben bisweilen ihre
Not mit dem Web: Einerseits profitieren Anbieter längst von den schier grenzenlosen Marketing- und
Verkaufsmöglichkeiten, doch bremsen auf der anderen Seite alte Strukturen und Papierfraktionen eine
konsequente Internetnutzung. Ein großer Versicherer setzt nun auf eine einheitliche Webstrategie, um
Partner zügiger, effizienter und günstiger in die Unternehmensprozesse zu integrieren.
Für Dienstleistungsbranchen wie Web. Immerhin 91 Prozent stellen ihre Produkt- lauten die grundlegenden Anforderungen wie
Versicherungen bildet das Internet eine ideale informationen aus, 65 Prozent ermöglichen folgt:
Infrastruktur: Die Unternehmen erhalten darü- Schadensmeldungen über ein Browserformular, Ǟ Unterstützung des Geschäftsprozesses
ber endlich einen direkten Zugang zum Kunden 54 Prozent erstellen Angebote, 45 Prozent einen Ǟ Produktanpassungen bei Bedarf
und können neue Vertriebswege beschreiten. Vertragsabschluss und 43 Prozent bieten eine Ǟ Lieferung der Schnittstelle
Gleichzeitig profitieren auch die klassischen Tarifierung an. Ǟ Umsetzung der Software
Prozesse, indem beispielsweise Makler per Web Ǟ Partnerdokumentation
direkt auf Tarif-, Antrags- und Bestandsanwen- Die richtige Webstrategie Ǟ Erfüllung der Sicherheitsanforderungen
dungen zugreifen. Den Takt aber geben in der In der Vergangenheit setzte die IT die Punkte 3
traditionsreichen Branche immer noch Brief Um das Ziel einer schnelleren Partneranbin- bis 5 für jeden Kunden individuell um, was ne-
und Fax vor – Konflikte mit dem Echtzeitmedi- dung zu erreichen, empfiehlt sich ein strategi- ben dem hohen zeitlichen Aufwand auch immer
um Internet sind da vorprogrammiert. Regel- sches Vorgehen, das sowohl die fachlichen wie wieder enorme Kosten verursachte. Im Zuge ei-
mäßig sichtbar wird das, wenn Webunterneh- auch technischen Anforderungen berücksich- ner Webstrategie verringert sich der Aufwand
men oder Vertriebspartner um Kooperationen tigt. Im Folgenden wird ein erfolgversprechen- deutlich, weil die Schnittstellendefinition und
anfragen. Möchte beispielsweise ein Autoportal der Ansatz skizziert, der auf den Erfahrungen die Implementierung der Software lediglich ein-
den Verkauf von Kfz-Policen als Zusatzservice eines Kundenprojekts beruht. Kernziel war die mal pro Sparte beim ersten Kooperationspartner
anbieten, laufen solche Anfragen bei den großen Schaffung einer einheitlichen Vorgehensweise durchzuführen ist. Alle weiteren Partneranbin-
Versicherern sehr oft ins Leere, weil die IT für die bei Partneranbindungen. Zunächst gilt es dabei, dungen bedürfen keiner weiteren Programmie-
entsprechende Schnittstellenimplementierun- vorab die zu erreichenden Ziele zu definieren. rung, sondern lediglich eines minimalen Konfi-
gen Monate benötigt. Das ist zu lange für eine Aus Sicht der potenziellen Kooperationspartner gurationsaufwands. Die Software lässt sich
Branche, die in Tagen und Wochen denkt.
Woran es bei vielen Versicherern hapert ist eine
schlüssige Webstrategie, wie nun auch eine
aktuelle Studie des Münchner Software- und Alternativen: Anbindungsmöglichkeiten für Partner
Beratungsunternehmens metafinanz in Zusam- Partner können auf verschiedene Arten mit den Back-End-Systemen des VUs zusam-
menarbeit mit der Hochschule München belegt. menarbeiten. Je vielfältiger die gebotenen Möglichkeiten sind, desto mehr Partner
Die Untersuchung, an der sich 46 deutsche Asse- können eingebunden werden.
kuranzunternehmen beteiligten, liefert zudem
einen Überblick über die aktuellen Aktivitäten Partner A Partner B Partner C Partner D
(direkte WS-Anbindung) (indirekte WS-Anbindung) (Portleinbindung) (Zugriff über Portal)
der Branche im Internet.
Client Client Webportal Webbrowser
Studie: Versicherer bei Services
im Web noch zurückhaltendend
VU-Portal
Der Studie zufolge sind Onlineservices für Versi-
cherungspartner noch keine Selbstverständlich- BiPRO/GDV/...
Portlet
keit. So bieten etwa 30 Prozent der Versicherer Adapter
ihren Partnern noch gar keine Möglichkeit, um Standard-Webschnittstelle
online Versicherungsangebote einzuholen. Von
den 70 Prozent, die Dienste über das Web bereit- Webservice
stellen, realisieren das 45 Prozent in Form von
Webservice-Schnittstellen. Den Zugriff per Umsetzung zum Zielsystem
Webportal bieten 41 Prozent, während zwei
Prozent ein Portlet als wiederverwendbares A B C D ...
Oberflächenmodul für Webseiten einsetzen.
metafinanz
Mit einem recht unterschiedlichen Angebots- Quelle: metafinanz; Grafik: vb
portfolio präsentieren sich die Assekuranzen im
versicherungsbetriebe 4 2010
2. STRATEGIE 15
Konfiguration: Alle Dienste für alle Partner
Die Duplizierung von Code führt zu einem nicht kontrollierbaren Wildwuchs, der sehr
somit in jedem Projekt wiederverwenden und schwer wartbar ist. Dies soll im Rahmen der Webstrategie vermieden werden – statt-
die Dokumentation muss lediglich partner- dessen sollen alle Dienste konfigurierbar und somit für alle Partner verwendbar sein.
spezifisch angepasst werden.
Oberfläche
Portal Partner A (Farben, Texte, Grafiken)
Portal Partner B
Webschnittstellen Vorname Nachname Vorname Nachname
Attribute
Geburtsdatum
(ein-/ausblenden)
Im Rahmen des Beispielprojekts wurden Zahlungsperiode Zahlungsperiode
zunächst einige fachliche Anforderungen monatlich Wertausprägungen kurzfristig
vierteljährlich jährlich
definiert. „Wiederverwendbarkeit“ lässt sich jährlich (zulässige Werte für Partner)
etwa in Form von Portlets realisieren, die als 1 2 3 4 5
Ablauf 1 2 4 4b 6
Webseitenmodule vorgefertigt werden. Sie ste- (Masken ein-/ausblenden)
hen dann als Funktionselemente in einem Un-
ternehmensrepository zur Verfügung, lassen
sich mit wenig Aufwand anpassen und in belie-
bige Partnersites integrieren. Beispiele dafür Konfiguration Standard- Konfiguration
wären Portlets für Unfalltarifierung, Kfz-Tari- A Portlet B
fierung oder Haftpflichtantragsübernahme.
Als weiterer zentraler Punkt steht „Komplettab- Quelle: metafinanz; Grafik: vb
deckung“ für eine breite Schnittstellenimple-
mentierung, die alle potenziellen Partner – vom
Haftpflichtvergleichsportal bis zum Spezial- derungen fällt damit nur ein einmaliger Pro- dethemen spezialisierten Verlagsportal sowie in
makler für Unfallversicherung – gleichermaßen grammieraufwand an, weitere Anpassungen für leicht modifizierter Form auf der Anbieterweb-
adressiert. Vollständigkeit bezieht sich dabei jede neue Partneranbindung sind überflüssig. site integriert. Die Backendanbindung erfolgt
auch auf die Gesamtheit der Versicherungs- über den entsprechenden Tierkrankenversiche-
sparten wie Sach, Kraft, Kranken und Leben Praktischer Einsatz rungs-Webservice. Im zweiten Projekt integrier-
sowie die Gesamtheit aller Geschäftsvorfälle te eine Bank als Vertriebspartner einen Tarif-
wie Tarifierung, Antragsprüfung, Antrags- In zwei Projekten konnte metafinanz in Zusam- rechner für eine spezielle Unfallversicherung
übernahme und Vertragsanzeige. menarbeit mit einem großen Versicherer bereits mit garantierter Beitragsrückzahlung (UBR).
„Flexibilität“ gehört ebenfalls zu den fachlichen den Praxisnutzen der Webstrategie darlegen. Im Für die Erfassung aller Antragsdaten kommt
Anliegen der Partner, die damit insbesondere ersten Fall handelt es sich um ein Schnittstel- schließlich ein Portlet zum Einsatz, das die auf-
eine schnelle Reaktion der Versicherer meinen. lenprojekt für eine Tierkrankenversicherung. genommenen Daten über den UBR-Webservice
Um das zu erreichen, formulierte man das Prin- Das Portlet für die Tarifberechnung und An- in die Versicherungsbackends schickt. ½
zip „Konfigurieren statt implementieren“. Statt tragsdatenerfassung wurde in einem auf Hun-
alle partnerspezifischen Funktionen in den Pro-
grammcode zu implementieren, muss die Soft-
ware so weit wie möglich konfigurierbar erstellt Studie: Fragen zum Einsatz des Internets
werden. Auf diese Weise sind sogar fachliche
Anpassungen ohne Einbindung der IT-Ab- Frage: Welche Möglichkeiten bietet Ihr Unternehmen dem Kunden/Interessenten
teilung möglich. Dasselbe gilt auch für die über Ihre Webseite an? (Mehrfachnennungen möglich)
Backendsysteme, die im Sinne eines flexiblen
Änderungsprozesses ebenfalls gerüstet sein 46
sollten für geänderte Anforderungen. 42
Webservices oder Portlets 30
Der Zugriff auf die Versicherungssysteme findet 25
in der Praxis auf zwei Wegen statt: Entweder 20 21 19
über Webserviceschnittstellen oder über eine
Weboberfläche (Portlet). Fällt die Wahl auf Web-
12
services, sollte gemäß der Webstrategie eine
Schnittstelle nach dem gleichem Schema für alle 0
Sparten geschaffen werden. Sie sollte zudem er-
keit
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luss
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rung
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weiterbar sein, um jederzeit neue Sparten, Ge-
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schäftsvorfälle oder Produktneuentwicklungen
Tarif
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P
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zu unterstützen. Bei der Portletoption handelt
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Vertr
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es sich um bereits vorgefertigte Miniwebober-
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flächen, die sowohl in die Seiten des Versiche-
Prod
Besta
K
rungsanbieters selbst als auch in externe Part-
nerseiten (als Remote-Portlet) eingebunden
metafinanz
werden. Die Funktionalität dafür muss nur ein- Quelle: metafinanz. Grafik: vb
mal implementiert werden. Bei fachlichen Än-
4 2010 versicherungsbetriebe