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BÖRSENBAROMETER
                                                                                                                                  MAILAND
WIRTSCHAFTSKURIER –                                                                                                      15.222 15.128 15.780 16.110 16.092
WÖCHENTLICHE BEILAGE FÜR
GEWERBE, SOZIALES,
LANDWIRTSCHAFT UND RECHT                     Mittwoch, 12. September 2012 – Jahrgang 130 – seit 1882 – Nr. 33
                                                                                                                           DI       MI      DO      FR      MO
                                                                                                                          4.09.     5.09.   6.09.   7.09.   8.09.




                        SEITE 3                                SEITE 14                                  SEITEN 24 -25
KONSUM                                 RECHT                                   AUTO & MOTOR

Neue Strategien                        Regeln für stille                       VW Golf, die siebte
der TV-Sender                          Beteiligung                             Wiedergeburt




Tourismusfaktor
Mountainbike



Einer ungewöhnlichen Urlauber-Zielgruppe auf der Spur
ǠSeiten 4 bis 6


RAUCHbau AG I-39010 Nals Vilpianer Straße 30 Tel.+39 0471 678 899 Fax +39Fax +39 0471 678 128 www.rauchbau.com
           RAUCHbau AG I-39010 Nals Vilpianer Straße 30 Tel. +39 0471 678 899 0471 678 128 www.rauchbau.com
                                                                                                                            Holzpellets lose
                                                                                                                              und in Säcken
                 M2=EURO                                                                                                           Jetzt noch günstig für
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IMMOBILIEN         IMMOBILIEN            RECYCLING            ABBRUCH-       TIEFBAU-, AUSHUB- UND    KONTAINER-
                WERT - STEIGERUNG                             ARBEITEN       PLANIERUNGSARBEITEN        DIENST            oder 0473 / 490102
                                                                                                                     Bruneck/Stegen • Sand in Taufers • Lana
4   WIKU                                                   Titelgeschichte                                            Mittwoch, 12. September 2012




Ab in den Süden: Viele Mountainbiker schätzen das gute Wetter und die vielen Tourenmöglichkeiten in Südtirol. Die Bergradfahrer sind zu einem
wichtigen Tourismusfaktor geworden.                                                                                                  Shutterstock




Kleine Szene, große Wirkung
TOURISMUS: Mountainbiker sind wichtige Zielgruppe – Wer profitiert und wie Konflikte gelöst werden
                                     kaum auf ein anderes heimi-                                                Unterkunft erst an hinterer Stelle
S   ie sind eine kleine, verwe-
    gene, aber für manche Be-
herbergungsbetriebe, Hütten
                                     sches Tourismusgebiet übertra-
                                     gen lässt. Dennoch kann getrost
                                                                                                                bei den Auswahlkriterien steht.
                                                                                                                „Der MTB-Tourist schaut zuerst
                                     behauptet werden, dass die                                                 auf das Wetter, dann auf die
und Freizeitanbieter wichtige        Mountainbiker mittlerweile in                                              Bike-Möglichkeiten und erst
Zielgruppe: die Mountainbi-          ganz Südtirol zu einer ernstzu-                                            zum Schluss auf das Dach
ker. Der „WIKU“ hat die Spu-         nehmenden Gästeschicht her-                                                überm Kopf.“
ren der Bergradler in Südti-         angewachsen sind. Man trifft sie                                              Der Hotelier lernte und han-
rols Tourismus verfolgt.             auf Almen und in Schutzhütten,                                             delte. Er ließ sich zum Bike-Gui-
                                     auf Bauernhöfen und in Stadt-                                              de ausbilden und gründete zu-
Vor zwölf Jahren besaß Martin        hotels, auf Camping-Plätzen           „Wer als Hotelier nicht              sammen mit anderen Betrieben
Pirhofer ein Fahrrad. Dieses be-     und in Fünf-Sterne-Häusern. Es                                             unterschiedlichster Kategorien
nutzte er hin und wieder zum         sind fürwahr nicht nur „spinne-       selbst Feuer und Flamme              in der näheren Umgebung den
Einkaufen im Dorf. Heute besitzt     te“ Studenten, die im Gebirge         für diesen Sport ist, der            Beherbergungsverbund „Bike
der Latscher Hotelier ein Moun-      den Kick suchen und dabei Kopf        kann mit den Ansprüchen              Eldorado“ Mit strengen Kriteri-
                                                                                                                           .
tainbike, und aus den Dorfrun-       und Kragen riskieren. Da sind                                              en sollten die mitunter ausgefal-
                                                                           der Mountainbiker nicht
den sind knackige Bergradtou-        betuchte Unternehmer ebenso                                                lenen Ansprüche der neuen
ren geworden. Zusammen mit           dabei wie Hausfrauen, Beamte          mithalten.“                          Kundschaft garantiert werden.
seinen Gästen erkundet Pirhofer      und Rentner.                                            Martin Pirhofer       Danach, erzählt Pirhofer, wa-
– inzwischen geprüfter Bike-            Lockerer Charakter, ein hohes                                           ren es neben der Anstrengung
Guide – oft mehrmals in der Wo-      Maß an technischem Verständ-                                               der Mitstreiter vor allem Glück
che die Bikeregion Latsch Mar-       nis, anspruchsvoll bei Informa-      hatte er den Versuch gestartet,       und zufällige Kontakte, die den
tell, die es innerhalb von weni-     tionen und großzügig beim Geld       für sein Hotel neue Zielgruppen       Ort Latsch und seine Hotels in
gen Jahren in die Riege der be-      ausgeben – so charakterisieren       zu gewinnen. „Ich warb auf un-        die wichtigsten deutschen Sze-
kanntesten Mountainbike-Des-         die vom „WIKU“ befragten Tou-        serer Homepage für Mountain-          ne-Medien „Mountainbike“ und
tinationen      im     Alpenraum     ristiker den typischen Moun-         biker, ohne mir klar darüber zu       „Bike“ brachten. Die Bekannt-
geschafft hat. In Pirhofers Hotel    tainbike-Gast. Meistens kommt        sein, was auf mich zukommt.“          heit wuchs und mit ihr noch ein-
stellen die Mountainbiker mitt-      er mit dem eigenen Bergrad,          Schnell lernte Pirhofer, dass Ber-    mal das Engagement der Touris-
lerweile rund 30 Prozent der         dem neuesten GPS-Gerät und           grad-Touristen mehr wollen als        mustreibenden.
Gäste. Und das, obwohl das           schon vielen Internet-Informa-       eine Garage für ihr Bike und ein         Inzwischen wird Latsch auf
Haus mit vier Sternen und ei-        tionen im Gepäck. Kurzum: Wer        paar fetzige Trails – die es in der   der Bekanntheitsliste in alpinen
nem „S“ nicht gerade zur Billig-     dem Mountainbiker etwas bie-         Umgebung zuhauf gibt. „Wer als        Mountainbike-Szene ganz oben
kategorie gehört.                    ten will, der muss etwas drauf       Hotelier nicht selbst Feuer und       genannt. Es war fünfmal Austra-
   Geschätzte 80.000 Biker-          haben in Sachen Technik, Orts-       Flamme für diesen Sport ist, der      gungsort eines der wichtigsten
Nächtigungen dürften die Ge-         kunde und Sportlichkeit.             kann mit den Ansprüchen der           internationalen MTB-Festivals
meinden Latsch und Martell am           Hotelier Martin Pirhofer weiß     Mountainbiker nicht mithalten.“       und schickt sich nun an, mit ei-
Ende dieser Saison zählen. Eine      das aus eigener Erfahrung. Da-       Außerdem wurde ihm bewusst,           nem neuartigen Beschilde-
stolze Zahl, die sich derzeit wohl   mals, Ende der neunziger Jahre,      dass bei dieser Zielgruppe die        rungskonzept (siehe Seite 6) zu
Mittwoch, 12. September 2012                                Titelgeschichte                                                                  WIKU     5

einem Vorbild im gesamten Al-                                               also die Nebensaison. Kurt
penraum zu werden.                                                          Resch ist, wie Martin Pirhofer,
   Pirhofers Hotel ist inzwischen                                           überzeugt, dass für die Moun-
Mitglied der BikeHotels Südtirol,                                           tainbiker weniger die Unterkunft
einer Vereinigung, die schon                                                als eher das „Drumherum“ von
1995 gegründet, dann vorüber-                                               Bedeutung ist. Dazu gehört das –
gehend stillgelegt wurde und                                                zweifellos vorteilhafte – Wetter
nun seit 2001 wieder aktiv ist. 29                                          in Südtirol. Dazu gehört aber
Hotels und sieben Bike-Schulen                                              auch die Nähe einer Bike-Schu-
gehören der Gruppe mittlerwei-                                              le, das breite Kursangebot für al-
le an. Sie spricht neben Moun-        „Als wir mit den Angeboten            le Schwierigkeitsstufen und – in
tainbikern vor allem sogenannte                                             einem eher kleinen Ort wie
Genussradler,       Rennradfahrer     begonnen haben, kamen                 Steinegg – auch die Zusammen-
und seit kurzem sogar die E-Bi-       das ganze Jahr über so viele          arbeit mit den Nachbarorten.
ker an.                               Mountainbiker wie heute               „Wir laden immer wieder be-
   Kurt Resch, Hotelier in Stein-                                           kannte Bike-Guides ein, die Kur-
                                      an einem einzigen Tag.“
egg, war einer der Gründer der                                              se leiten, und das kommt bei
Vereinigung. Er gehört zu den                                               den Gästen sehr gut an“ erklärt
                                                                                                     ,
Pionieren im Südtiroler Bike-                               Kurt Resch      der Hotelier.
Tourismus. Für die Gäste seines                                                So wie in anderen „Szenen“
Hauses sind den Sommer über                                                 gibt es auch beim Mountainbi-
drei Bike-Guides unterwegs. Er       tion – die es heute zweifellos ist –   ken immer wieder neue Trends.
selber führt ebenfalls zahlreiche    durchzusetzen. „Als wir begon-         Zurzeit ist zum Beispiel das
Touren. „Wer mit den Moun-           nen haben, kamen das ganze             Freeriden groß im Kommen –
tainbikern wirklich wirtschaft-      Jahr über so viele Mountainbiker       kaum bergauf, aber knackig den
lich arbeiten will, der muss auch    wie heute an einem einzigen            Berg hinunter. Kurt Resch bietet
selber begeistert sein“ stimmt
                         ,           Tag“ erinnert sich Resch. Ohne
                                           ,                                deshalb eigene Freeride-Kurse
Resch seinem Vinschger Kolle-        die Bergradler hätte der Hotelier      an. „Das erfordert entsprechen-
gen Martin Pirhofer zu.              heute ein Problem: „Unser Haus         de Vorbereitung, das Organisie-           Mountainbiker sind in der Regel
   Auch in Steinegg war harte Ar-    ist im Frühling bis Juni fast aus-     ren von Bergfahrten mit Bus               Technik-Freaks. Das müssen auch
beit und Geduld notwendig, um        schließlich mit Rad-Gästen ge-         oder Bahn, und beim Material,             die Hoteliers berücksichtigen.
sich als Mountainbike-Destina-       füllt.“ Damit rettet der Hotelier                    (Fortsetzung auf Seite 6)                            Kurt Resch




„Biker merkt fehlende Kompetenz“
INTERVIEW: Wolfgang Töchterle über BikeHotels, den Charakter der Mountainbiker und die Aufgaben der SMG

W    IKU“: Herr Töchterle, Sie
     betreuen die Vereinigung
BikeHotels Südtirol und sind in-
                                     eines Bike-Hotels Ihrer Ansicht
                                     nach aus?
                                     Töchterle: Unsere Erfahrung hat
                                                                                                                      in Form von Shuttle-Services.
                                                                                                                      Oder im Angebotsbereich. So
                                                                                                                      könnte man gezielte Fahrtech-
nerhalb der SMG Ansprechpart-        gezeigt, dass den Erfolg eines                                                   nik-Trainings anbieten, die es
ner zum Thema Biketourismus.         Hotels der Hotelier selber garan-                                                sonst nirgends gibt – zum Bei-
Wie gut arbeiten diese Hotels?       tiert. Dort, wo der Hotelier selbst                                              spiel Style-Camps für „schönes“
Wolfgang Töchterle: Ein gutes        mit den Gästen Biketouren un-                                                    Fahren, oder Langstrecken-
Bike-Hotel arbeitet – auf das ge-    ternimmt, sich im Internet auf                                                   Camps als Rennvorbereitung.
samte Jahr berechnet – mit bis zu    entsprechenden Foren und in                                                      Produktentwicklung kann auch
30 Prozent Radfahrern, zum Teil      sozialen Netzwerken bewegt                                                       in der Zusammenarbeit mit Her-
sogar mehr. Diese Zielgruppe         und die Kommunikation somit            Wolfgang Töchterle                SMG     stellern erfolgen, zum Beispiel
konzentriert sich vorwiegend         aufrecht erhält, dort fühlen sich                                                ein Sicherheitskurs in Kooperati-
auf den Frühling und den             die Mountainbiker wohl. Jene                                                     on mit einem Helmproduzen-
Herbst, sodass man damit aus-        Hotels, deren Führung sich nicht       dass die Mitarbeiter Insider-Wis-         ten, um nur ein Beispiel zu nen-
lastungsschwache Zeiten durch-       hineinkniet, die schwimmen gut         sen haben, um mit den Fachbe-             nen.
aus sehr gut beleben kann.           mit, werden aber nie zu den Top-       griffen und den Fragen der
                                     Betrieben gehören. Wobei wir al-       Mountainbiker richtig umgehen             „WIKU“: Neben den Urlaubern
„WIKU“: Wie viele BikeHotels         lerdings auch ein Mitgliedshotel       zu können.                                gibt es unter den Mountainbi-
gehören der Gruppe an?               haben, in dem die Chefin zwar                                                    kern auch die sogenannten „Al-
Töchterle: Derzeit sind es 29 Ho-    selbst nicht Rad fährt, aber sich      „WIKU“: Welche Aufgaben                   pencrosser“, die auf ihrer Fahrt
tels, die nächstes Jahr voraus-      immer am Laufenden hält – und          übernimmt die SMG für die Bi-             in den Süden vielleicht nur ein-
sichtlich auf 32 anwachsen wer-      dadurch auch erfolgreich ist.          keHotels in Südtirol?                     mal in Südtirol übernachten.
den. Dazu kommen sieben Bike-                                               Töchterle: Wir sind für bestimm-          Wie wichtig ist diese Gruppe?
Schulen. Diese haben wir des-        „WIKU“: Wie würden Sie die             te Verwaltungsaufgaben, vor al-           Töchterle: Die „Alpencrosser“
halb mit im Boot, weil der Biker     Zielgruppe der Mountainbiker           lem aber für das Marketing und            übernachten auf Hütten, aber
ein vollständiges Programm           charakterisieren?                      die Produktentwicklung zustän-            auch in anderen Beherber-
sucht. Die Unterkunft allein         Töchterle: Biker sind Menschen,        dig.                                      gungsbetrieben      unterschied-
reicht nicht. Er braucht Struktu-    die – statistisch gesehen – tech-                                                lichster Kategorie. Ich denke
ren, in denen er Fahrtechnikkur-     nologisch sehr interessiert sind,      „WIKU“: Welche „Produkte“                 schon, dass sie wertvolle Gäste
se belegen, Touren buchen, Kar-      die ihr Rad immer tip-top halten,      werden entwickelt?                        sind, die – wenn sie gut aufge-
ten kaufen und GPS-Touren            die vorab meist Infos über ihren       Töchterle: Bei den BikeHotels             nommen werden – Südtirol als
uploaden kann. Diese Dienst-         Urlaubsort einholen und auch           stecken wir im Unterschied zu             Bike-Land schätzen lernen – und
leistungen ergänzen den Service      im Hotel sofort merken, wenn           den Familienhotels noch in den            dann auch wieder kommen, um
im Bike-Hotel.                       die Kompetenz beim Chef oder           Anfängen. Eckpfeiler einer Pro-           hier Urlaub zu machen.
                                     den Mitarbeitern fehlt. Deshalb        duktentwicklung könnten im lo-
„WIKU“: Was macht den Erfolg         ist es in den Hotels auch wichtig,     gistischen Bereich liegen, etwa                      INTERVIEW: EDITH RUNER
6   WIKU                                                    Titelgeschichte                                            Mittwoch, 12. September 2012


den Rädern und den Ersatztei-
len, muss man auch am Ball
bleiben.“
   Auch wenn die Mountain-
bike-Szene ordentlich Leben in
so manchen Südtiroler Touris-
musort bringt, wird sie immer
eine kleine Zielgruppe bleiben.
Das bestätigt Wolfgang Töchter-
le, der in der Südtirol Marketing
Gesellschaft (SMG) den Bike-
tourismus betreut. Studien besa-
gen demnach, dass die Zahl der
Genussradler – darunter vor al-
lem jene der E-Biker – in den
nächsten Jahren weiter extrem
wachsen wird, jene der Moun-
tainbiker jedoch nur noch ganz
langsam.
   Klein und verwegen – so wird
sie also bleiben, die Mountain-
bike-Szene in Südtirols Touris-
mus. Für manche Touristiker
wohl auch unverzichtbar.
                                      Ob Tagestouren oder Alpencross – die Mountainbiker gelten als „gute Gäste“ auf Alm- und Schutzhütten.
                       EDITH RUNER                                                                                                        Shutterstock




 Tausende radeln
 über die Alpen
                                      „Fair on trails“ in Latsch
                                      BESCHILDERUNG: Keine Konflikte mehr zwischen Wanderern und Bikern
 T   ourismusfaktor Mountain-
     bike – in diesem Zusam-
 menhang darf eine Zielgrup-          M     ountainbiker sind nicht nur
                                            gern gesehene Gäste, son-
                                                                                                                 nutzt werden, für Bergradler
                                                                                                                 freigegeben werden.
 pe nicht vergessen werden:           dern werden sehr oft auch we-                                                 „Was die Wanderwege anbe-
 die „Alpencrosser“ Geschätz-
                     .                gen ihres Verhaltens heftig kriti-                                         langt, sind bis auf den bereits für
 te 60.000 Menschen sollen es         siert. Von der Zerstörung von                                              Radfahrer gesperrten Latschan-
 sein, die jedes Jahr – vor-          Wegen ist die Rede, von der Ge-                                            der     Waalweg,      sogenannte
 nehmlich im Juli oder August         fährdung der Wanderer, von                                                 Mischwege entstanden. Dort
 – über die Alpen radeln. Ten-        machtlosen Grundbesitzern, die                                             dürfen sich Wanderer und Rad-
 denz steigend. Transalp oder         im Falle eines Unfalles dafür ver-                                         fahrer bewegen, wobei jedoch
 Alpencross nennt sich diese          antwortlich gemacht werden                                                 beide voneinander wissen. Zu-
 schweißtreibende Form des            könnten. Kurzum: Der Touris-                                               dem weiß der Mountainbiker:
 Urlaubs. Findige Unterneh-           musfaktor Mountainbike birgt                                               Wanderer haben Vorfahrt.“
 mer haben daraus längst ein          auch Konfliktpotenzial.                                                       Unter dem Motto „Fair on
 Riesengeschäft gemacht und              In den vergangenen Jahren                                               trail“ wurde ein Beschilderungs-
 organisieren die Alpenüber-          wurde viel gestritten, diskutiert                                          konzept ausgearbeitet. Vor kur-
 querungen samt Gepäck-               und experimentiert. Gelöst wor-                                            zem hat man mit der Beschilde-
 transport und Unterkunft.            den ist das Problem nicht. Nun                                             rung der Wege begonnen, und
                                      aber scheint Bewegung ins Spiel                                            die entsprechende Orientie-
 Bis zu 1000 Euro blättern die
                                      zu kommen. Die Ferienregion                                                rungskarte wird derzeit erstellt.
 Kunden hin, um von Gar-
                                      Latsch-Martell hat in Zusam-                                               „Das System baut auf dem Kon-
 misch zum Gardasee oder
                                      menarbeit mit dem Land, der                                                sens aller Akteure auf, und ich
 über ähnliche Routen zu
                                      Europäischen Akademie (Eurac)                                              gehe davon aus, dass es sich in
 strampeln. Je nach Komfort-
                                      und der Uni Innsbruck ein Leit-                                            der Praxis bewähren wird“ sagt
                                                                                                                                             ,
 status übernachten sie in Pen-
                                      system für Mountainbiker ent-                                              Landesrat Berger. „Grundsätz-
 sionen, Bauernhöfen, Hotels
                                      wickelt, das laut Tourismuslan-                                            lich wäre es dann denkbar, das
 oder auch auf Schutzhütten.
                                      desrat Hans Berger „Vorzeige-                                              System landesweit umzusetzen.“
 Einige Südtiroler Schutzhüt-
                                      charakter“ hat. Entstanden ist       Vorzeigecharakter: Mit dieser Be-        Die Haftungsfrage war in den
 ten profitieren sehr davon.
                                      das Projekt aus einer Notwen-        schilderung geht die Ferienregion     vergangenen Jahren übrigens
 Beispiel Sesvennahütte: Sie
                                      digkeit heraus, wie der Hotelier     Latsch-Martell einen neuen Weg.       immer wieder Reizthema zwi-
 liegt auf einer für Mountain-
                                      Martin Pirhofer erklärt. „Wande-                                           schen Bauern und Tourismust-
 biker ausgewiesenen Strecke                                                                         TV Latsch
                                      rer und Mountainbiker – das ist                                            reibenden. Vor kurzem ist hierzu
 und dient als Unterkunft
                                      nicht immer eine einfache Kom-                                             auch landesweit ein Rahmenab-
 ebenso wie als Etappen-Stütz-
                                      bination, vor allem, wenn beide      gesamten Wege von den Grund-          kommen unterzeichnet worden.
 punkt. „Im Hochsommer ver-
                                      wenig voneinander wissen.“           eigentümern übernommen, hat           Demnach sollen – wie in Latsch
 köstigen wir bis zu 40 Prozent
                                         In Latsch sei es gelungen, eine   sie versichert und die ordentli-      – die Tourismusorganisationen
 Mountainbiker“ sagt Hütten-
                   ,
                                      Zusammenkunft zwischen Ver-          che Instandhaltung übernom-           als Wegbetreiber die zivil- und
 wirt Andreas Pobitzer. Bis zu
                                      tretern von Gemeinde, Forstver-      men“ erklärt Martin Pirhofer.
                                                                                ,                                verwaltungsrechtliche Haftung
 35 Prozent würden die Über-
                                      waltung, Alpenverein, Jäger-         Dann sei in Übereinkunft mit          übernehmen. Über die Versi-
 nachtungen in dieser Zeit
                                      schaft, privaten Grundeigentü-       den Grundbesitzern vereinbart         cherung des Landesverbandes
 ausmachen. „Es sind in der
                                      mern, Tourismusverein und den        worden, welche Wege von               der Tourismusorganisationen
 Regel gute Gäste, die auch
                                      Fraktionen zu organisieren. Das      Mountainbikern nicht genutzt          (LTS) sind die Grundeigentümer
 konsumieren“ freut sich Po-
                 ,
                                      Ergebnis war erstaunlich gut.        werden dürfen, und welche We-         zudem haftpficht- und rechts-
 bitzer.                     (er) W
                                      „Der Tourismusverein hat die         ge, die von Wanderern nicht ge-       schutzversichert.            (er) W

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Hotel Jagdhoff****s Sommer 2014
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Aktiv- und Wellnesshotel Jagdhof****s Südtirol - Hotelprospekt
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Maxx Bike In Latsch Hotel Jagdhof
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Tourismusfaktor Mountainbiken

  • 1. BÖRSENBAROMETER MAILAND WIRTSCHAFTSKURIER – 15.222 15.128 15.780 16.110 16.092 WÖCHENTLICHE BEILAGE FÜR GEWERBE, SOZIALES, LANDWIRTSCHAFT UND RECHT Mittwoch, 12. September 2012 – Jahrgang 130 – seit 1882 – Nr. 33 DI MI DO FR MO 4.09. 5.09. 6.09. 7.09. 8.09. SEITE 3 SEITE 14 SEITEN 24 -25 KONSUM RECHT AUTO & MOTOR Neue Strategien Regeln für stille VW Golf, die siebte der TV-Sender Beteiligung Wiedergeburt Tourismusfaktor Mountainbike Einer ungewöhnlichen Urlauber-Zielgruppe auf der Spur ǠSeiten 4 bis 6 RAUCHbau AG I-39010 Nals Vilpianer Straße 30 Tel.+39 0471 678 899 Fax +39Fax +39 0471 678 128 www.rauchbau.com RAUCHbau AG I-39010 Nals Vilpianer Straße 30 Tel. +39 0471 678 899 0471 678 128 www.rauchbau.com Holzpellets lose und in Säcken M2=EURO Jetzt noch günstig für den Winter einlagern! Tel. 0474 / 376119 IMMOBILIEN IMMOBILIEN RECYCLING ABBRUCH- TIEFBAU-, AUSHUB- UND KONTAINER- WERT - STEIGERUNG ARBEITEN PLANIERUNGSARBEITEN DIENST oder 0473 / 490102 Bruneck/Stegen • Sand in Taufers • Lana
  • 2. 4 WIKU Titelgeschichte Mittwoch, 12. September 2012 Ab in den Süden: Viele Mountainbiker schätzen das gute Wetter und die vielen Tourenmöglichkeiten in Südtirol. Die Bergradfahrer sind zu einem wichtigen Tourismusfaktor geworden. Shutterstock Kleine Szene, große Wirkung TOURISMUS: Mountainbiker sind wichtige Zielgruppe – Wer profitiert und wie Konflikte gelöst werden kaum auf ein anderes heimi- Unterkunft erst an hinterer Stelle S ie sind eine kleine, verwe- gene, aber für manche Be- herbergungsbetriebe, Hütten sches Tourismusgebiet übertra- gen lässt. Dennoch kann getrost bei den Auswahlkriterien steht. „Der MTB-Tourist schaut zuerst behauptet werden, dass die auf das Wetter, dann auf die und Freizeitanbieter wichtige Mountainbiker mittlerweile in Bike-Möglichkeiten und erst Zielgruppe: die Mountainbi- ganz Südtirol zu einer ernstzu- zum Schluss auf das Dach ker. Der „WIKU“ hat die Spu- nehmenden Gästeschicht her- überm Kopf.“ ren der Bergradler in Südti- angewachsen sind. Man trifft sie Der Hotelier lernte und han- rols Tourismus verfolgt. auf Almen und in Schutzhütten, delte. Er ließ sich zum Bike-Gui- auf Bauernhöfen und in Stadt- de ausbilden und gründete zu- Vor zwölf Jahren besaß Martin hotels, auf Camping-Plätzen „Wer als Hotelier nicht sammen mit anderen Betrieben Pirhofer ein Fahrrad. Dieses be- und in Fünf-Sterne-Häusern. Es unterschiedlichster Kategorien nutzte er hin und wieder zum sind fürwahr nicht nur „spinne- selbst Feuer und Flamme in der näheren Umgebung den Einkaufen im Dorf. Heute besitzt te“ Studenten, die im Gebirge für diesen Sport ist, der Beherbergungsverbund „Bike der Latscher Hotelier ein Moun- den Kick suchen und dabei Kopf kann mit den Ansprüchen Eldorado“ Mit strengen Kriteri- . tainbike, und aus den Dorfrun- und Kragen riskieren. Da sind en sollten die mitunter ausgefal- der Mountainbiker nicht den sind knackige Bergradtou- betuchte Unternehmer ebenso lenen Ansprüche der neuen ren geworden. Zusammen mit dabei wie Hausfrauen, Beamte mithalten.“ Kundschaft garantiert werden. seinen Gästen erkundet Pirhofer und Rentner. Martin Pirhofer Danach, erzählt Pirhofer, wa- – inzwischen geprüfter Bike- Lockerer Charakter, ein hohes ren es neben der Anstrengung Guide – oft mehrmals in der Wo- Maß an technischem Verständ- der Mitstreiter vor allem Glück che die Bikeregion Latsch Mar- nis, anspruchsvoll bei Informa- hatte er den Versuch gestartet, und zufällige Kontakte, die den tell, die es innerhalb von weni- tionen und großzügig beim Geld für sein Hotel neue Zielgruppen Ort Latsch und seine Hotels in gen Jahren in die Riege der be- ausgeben – so charakterisieren zu gewinnen. „Ich warb auf un- die wichtigsten deutschen Sze- kanntesten Mountainbike-Des- die vom „WIKU“ befragten Tou- serer Homepage für Mountain- ne-Medien „Mountainbike“ und tinationen im Alpenraum ristiker den typischen Moun- biker, ohne mir klar darüber zu „Bike“ brachten. Die Bekannt- geschafft hat. In Pirhofers Hotel tainbike-Gast. Meistens kommt sein, was auf mich zukommt.“ heit wuchs und mit ihr noch ein- stellen die Mountainbiker mitt- er mit dem eigenen Bergrad, Schnell lernte Pirhofer, dass Ber- mal das Engagement der Touris- lerweile rund 30 Prozent der dem neuesten GPS-Gerät und grad-Touristen mehr wollen als mustreibenden. Gäste. Und das, obwohl das schon vielen Internet-Informa- eine Garage für ihr Bike und ein Inzwischen wird Latsch auf Haus mit vier Sternen und ei- tionen im Gepäck. Kurzum: Wer paar fetzige Trails – die es in der der Bekanntheitsliste in alpinen nem „S“ nicht gerade zur Billig- dem Mountainbiker etwas bie- Umgebung zuhauf gibt. „Wer als Mountainbike-Szene ganz oben kategorie gehört. ten will, der muss etwas drauf Hotelier nicht selbst Feuer und genannt. Es war fünfmal Austra- Geschätzte 80.000 Biker- haben in Sachen Technik, Orts- Flamme für diesen Sport ist, der gungsort eines der wichtigsten Nächtigungen dürften die Ge- kunde und Sportlichkeit. kann mit den Ansprüchen der internationalen MTB-Festivals meinden Latsch und Martell am Hotelier Martin Pirhofer weiß Mountainbiker nicht mithalten.“ und schickt sich nun an, mit ei- Ende dieser Saison zählen. Eine das aus eigener Erfahrung. Da- Außerdem wurde ihm bewusst, nem neuartigen Beschilde- stolze Zahl, die sich derzeit wohl mals, Ende der neunziger Jahre, dass bei dieser Zielgruppe die rungskonzept (siehe Seite 6) zu
  • 3. Mittwoch, 12. September 2012 Titelgeschichte WIKU 5 einem Vorbild im gesamten Al- also die Nebensaison. Kurt penraum zu werden. Resch ist, wie Martin Pirhofer, Pirhofers Hotel ist inzwischen überzeugt, dass für die Moun- Mitglied der BikeHotels Südtirol, tainbiker weniger die Unterkunft einer Vereinigung, die schon als eher das „Drumherum“ von 1995 gegründet, dann vorüber- Bedeutung ist. Dazu gehört das – gehend stillgelegt wurde und zweifellos vorteilhafte – Wetter nun seit 2001 wieder aktiv ist. 29 in Südtirol. Dazu gehört aber Hotels und sieben Bike-Schulen auch die Nähe einer Bike-Schu- gehören der Gruppe mittlerwei- le, das breite Kursangebot für al- le an. Sie spricht neben Moun- „Als wir mit den Angeboten le Schwierigkeitsstufen und – in tainbikern vor allem sogenannte einem eher kleinen Ort wie Genussradler, Rennradfahrer begonnen haben, kamen Steinegg – auch die Zusammen- und seit kurzem sogar die E-Bi- das ganze Jahr über so viele arbeit mit den Nachbarorten. ker an. Mountainbiker wie heute „Wir laden immer wieder be- Kurt Resch, Hotelier in Stein- kannte Bike-Guides ein, die Kur- an einem einzigen Tag.“ egg, war einer der Gründer der se leiten, und das kommt bei Vereinigung. Er gehört zu den den Gästen sehr gut an“ erklärt , Pionieren im Südtiroler Bike- Kurt Resch der Hotelier. Tourismus. Für die Gäste seines So wie in anderen „Szenen“ Hauses sind den Sommer über gibt es auch beim Mountainbi- drei Bike-Guides unterwegs. Er tion – die es heute zweifellos ist – ken immer wieder neue Trends. selber führt ebenfalls zahlreiche durchzusetzen. „Als wir begon- Zurzeit ist zum Beispiel das Touren. „Wer mit den Moun- nen haben, kamen das ganze Freeriden groß im Kommen – tainbikern wirklich wirtschaft- Jahr über so viele Mountainbiker kaum bergauf, aber knackig den lich arbeiten will, der muss auch wie heute an einem einzigen Berg hinunter. Kurt Resch bietet selber begeistert sein“ stimmt , Tag“ erinnert sich Resch. Ohne , deshalb eigene Freeride-Kurse Resch seinem Vinschger Kolle- die Bergradler hätte der Hotelier an. „Das erfordert entsprechen- gen Martin Pirhofer zu. heute ein Problem: „Unser Haus de Vorbereitung, das Organisie- Mountainbiker sind in der Regel Auch in Steinegg war harte Ar- ist im Frühling bis Juni fast aus- ren von Bergfahrten mit Bus Technik-Freaks. Das müssen auch beit und Geduld notwendig, um schließlich mit Rad-Gästen ge- oder Bahn, und beim Material, die Hoteliers berücksichtigen. sich als Mountainbike-Destina- füllt.“ Damit rettet der Hotelier (Fortsetzung auf Seite 6) Kurt Resch „Biker merkt fehlende Kompetenz“ INTERVIEW: Wolfgang Töchterle über BikeHotels, den Charakter der Mountainbiker und die Aufgaben der SMG W IKU“: Herr Töchterle, Sie betreuen die Vereinigung BikeHotels Südtirol und sind in- eines Bike-Hotels Ihrer Ansicht nach aus? Töchterle: Unsere Erfahrung hat in Form von Shuttle-Services. Oder im Angebotsbereich. So könnte man gezielte Fahrtech- nerhalb der SMG Ansprechpart- gezeigt, dass den Erfolg eines nik-Trainings anbieten, die es ner zum Thema Biketourismus. Hotels der Hotelier selber garan- sonst nirgends gibt – zum Bei- Wie gut arbeiten diese Hotels? tiert. Dort, wo der Hotelier selbst spiel Style-Camps für „schönes“ Wolfgang Töchterle: Ein gutes mit den Gästen Biketouren un- Fahren, oder Langstrecken- Bike-Hotel arbeitet – auf das ge- ternimmt, sich im Internet auf Camps als Rennvorbereitung. samte Jahr berechnet – mit bis zu entsprechenden Foren und in Produktentwicklung kann auch 30 Prozent Radfahrern, zum Teil sozialen Netzwerken bewegt in der Zusammenarbeit mit Her- sogar mehr. Diese Zielgruppe und die Kommunikation somit Wolfgang Töchterle SMG stellern erfolgen, zum Beispiel konzentriert sich vorwiegend aufrecht erhält, dort fühlen sich ein Sicherheitskurs in Kooperati- auf den Frühling und den die Mountainbiker wohl. Jene on mit einem Helmproduzen- Herbst, sodass man damit aus- Hotels, deren Führung sich nicht dass die Mitarbeiter Insider-Wis- ten, um nur ein Beispiel zu nen- lastungsschwache Zeiten durch- hineinkniet, die schwimmen gut sen haben, um mit den Fachbe- nen. aus sehr gut beleben kann. mit, werden aber nie zu den Top- griffen und den Fragen der Betrieben gehören. Wobei wir al- Mountainbiker richtig umgehen „WIKU“: Neben den Urlaubern „WIKU“: Wie viele BikeHotels lerdings auch ein Mitgliedshotel zu können. gibt es unter den Mountainbi- gehören der Gruppe an? haben, in dem die Chefin zwar kern auch die sogenannten „Al- Töchterle: Derzeit sind es 29 Ho- selbst nicht Rad fährt, aber sich „WIKU“: Welche Aufgaben pencrosser“, die auf ihrer Fahrt tels, die nächstes Jahr voraus- immer am Laufenden hält – und übernimmt die SMG für die Bi- in den Süden vielleicht nur ein- sichtlich auf 32 anwachsen wer- dadurch auch erfolgreich ist. keHotels in Südtirol? mal in Südtirol übernachten. den. Dazu kommen sieben Bike- Töchterle: Wir sind für bestimm- Wie wichtig ist diese Gruppe? Schulen. Diese haben wir des- „WIKU“: Wie würden Sie die te Verwaltungsaufgaben, vor al- Töchterle: Die „Alpencrosser“ halb mit im Boot, weil der Biker Zielgruppe der Mountainbiker lem aber für das Marketing und übernachten auf Hütten, aber ein vollständiges Programm charakterisieren? die Produktentwicklung zustän- auch in anderen Beherber- sucht. Die Unterkunft allein Töchterle: Biker sind Menschen, dig. gungsbetrieben unterschied- reicht nicht. Er braucht Struktu- die – statistisch gesehen – tech- lichster Kategorie. Ich denke ren, in denen er Fahrtechnikkur- nologisch sehr interessiert sind, „WIKU“: Welche „Produkte“ schon, dass sie wertvolle Gäste se belegen, Touren buchen, Kar- die ihr Rad immer tip-top halten, werden entwickelt? sind, die – wenn sie gut aufge- ten kaufen und GPS-Touren die vorab meist Infos über ihren Töchterle: Bei den BikeHotels nommen werden – Südtirol als uploaden kann. Diese Dienst- Urlaubsort einholen und auch stecken wir im Unterschied zu Bike-Land schätzen lernen – und leistungen ergänzen den Service im Hotel sofort merken, wenn den Familienhotels noch in den dann auch wieder kommen, um im Bike-Hotel. die Kompetenz beim Chef oder Anfängen. Eckpfeiler einer Pro- hier Urlaub zu machen. den Mitarbeitern fehlt. Deshalb duktentwicklung könnten im lo- „WIKU“: Was macht den Erfolg ist es in den Hotels auch wichtig, gistischen Bereich liegen, etwa INTERVIEW: EDITH RUNER
  • 4. 6 WIKU Titelgeschichte Mittwoch, 12. September 2012 den Rädern und den Ersatztei- len, muss man auch am Ball bleiben.“ Auch wenn die Mountain- bike-Szene ordentlich Leben in so manchen Südtiroler Touris- musort bringt, wird sie immer eine kleine Zielgruppe bleiben. Das bestätigt Wolfgang Töchter- le, der in der Südtirol Marketing Gesellschaft (SMG) den Bike- tourismus betreut. Studien besa- gen demnach, dass die Zahl der Genussradler – darunter vor al- lem jene der E-Biker – in den nächsten Jahren weiter extrem wachsen wird, jene der Moun- tainbiker jedoch nur noch ganz langsam. Klein und verwegen – so wird sie also bleiben, die Mountain- bike-Szene in Südtirols Touris- mus. Für manche Touristiker wohl auch unverzichtbar. Ob Tagestouren oder Alpencross – die Mountainbiker gelten als „gute Gäste“ auf Alm- und Schutzhütten. EDITH RUNER Shutterstock Tausende radeln über die Alpen „Fair on trails“ in Latsch BESCHILDERUNG: Keine Konflikte mehr zwischen Wanderern und Bikern T ourismusfaktor Mountain- bike – in diesem Zusam- menhang darf eine Zielgrup- M ountainbiker sind nicht nur gern gesehene Gäste, son- nutzt werden, für Bergradler freigegeben werden. pe nicht vergessen werden: dern werden sehr oft auch we- „Was die Wanderwege anbe- die „Alpencrosser“ Geschätz- . gen ihres Verhaltens heftig kriti- langt, sind bis auf den bereits für te 60.000 Menschen sollen es siert. Von der Zerstörung von Radfahrer gesperrten Latschan- sein, die jedes Jahr – vor- Wegen ist die Rede, von der Ge- der Waalweg, sogenannte nehmlich im Juli oder August fährdung der Wanderer, von Mischwege entstanden. Dort – über die Alpen radeln. Ten- machtlosen Grundbesitzern, die dürfen sich Wanderer und Rad- denz steigend. Transalp oder im Falle eines Unfalles dafür ver- fahrer bewegen, wobei jedoch Alpencross nennt sich diese antwortlich gemacht werden beide voneinander wissen. Zu- schweißtreibende Form des könnten. Kurzum: Der Touris- dem weiß der Mountainbiker: Urlaubs. Findige Unterneh- musfaktor Mountainbike birgt Wanderer haben Vorfahrt.“ mer haben daraus längst ein auch Konfliktpotenzial. Unter dem Motto „Fair on Riesengeschäft gemacht und In den vergangenen Jahren trail“ wurde ein Beschilderungs- organisieren die Alpenüber- wurde viel gestritten, diskutiert konzept ausgearbeitet. Vor kur- querungen samt Gepäck- und experimentiert. Gelöst wor- zem hat man mit der Beschilde- transport und Unterkunft. den ist das Problem nicht. Nun rung der Wege begonnen, und aber scheint Bewegung ins Spiel die entsprechende Orientie- Bis zu 1000 Euro blättern die zu kommen. Die Ferienregion rungskarte wird derzeit erstellt. Kunden hin, um von Gar- Latsch-Martell hat in Zusam- „Das System baut auf dem Kon- misch zum Gardasee oder menarbeit mit dem Land, der sens aller Akteure auf, und ich über ähnliche Routen zu Europäischen Akademie (Eurac) gehe davon aus, dass es sich in strampeln. Je nach Komfort- und der Uni Innsbruck ein Leit- der Praxis bewähren wird“ sagt , status übernachten sie in Pen- system für Mountainbiker ent- Landesrat Berger. „Grundsätz- sionen, Bauernhöfen, Hotels wickelt, das laut Tourismuslan- lich wäre es dann denkbar, das oder auch auf Schutzhütten. desrat Hans Berger „Vorzeige- System landesweit umzusetzen.“ Einige Südtiroler Schutzhüt- charakter“ hat. Entstanden ist Vorzeigecharakter: Mit dieser Be- Die Haftungsfrage war in den ten profitieren sehr davon. das Projekt aus einer Notwen- schilderung geht die Ferienregion vergangenen Jahren übrigens Beispiel Sesvennahütte: Sie digkeit heraus, wie der Hotelier Latsch-Martell einen neuen Weg. immer wieder Reizthema zwi- liegt auf einer für Mountain- Martin Pirhofer erklärt. „Wande- schen Bauern und Tourismust- biker ausgewiesenen Strecke TV Latsch rer und Mountainbiker – das ist reibenden. Vor kurzem ist hierzu und dient als Unterkunft nicht immer eine einfache Kom- auch landesweit ein Rahmenab- ebenso wie als Etappen-Stütz- bination, vor allem, wenn beide gesamten Wege von den Grund- kommen unterzeichnet worden. punkt. „Im Hochsommer ver- wenig voneinander wissen.“ eigentümern übernommen, hat Demnach sollen – wie in Latsch köstigen wir bis zu 40 Prozent In Latsch sei es gelungen, eine sie versichert und die ordentli- – die Tourismusorganisationen Mountainbiker“ sagt Hütten- , Zusammenkunft zwischen Ver- che Instandhaltung übernom- als Wegbetreiber die zivil- und wirt Andreas Pobitzer. Bis zu tretern von Gemeinde, Forstver- men“ erklärt Martin Pirhofer. , verwaltungsrechtliche Haftung 35 Prozent würden die Über- waltung, Alpenverein, Jäger- Dann sei in Übereinkunft mit übernehmen. Über die Versi- nachtungen in dieser Zeit schaft, privaten Grundeigentü- den Grundbesitzern vereinbart cherung des Landesverbandes ausmachen. „Es sind in der mern, Tourismusverein und den worden, welche Wege von der Tourismusorganisationen Regel gute Gäste, die auch Fraktionen zu organisieren. Das Mountainbikern nicht genutzt (LTS) sind die Grundeigentümer konsumieren“ freut sich Po- , Ergebnis war erstaunlich gut. werden dürfen, und welche We- zudem haftpficht- und rechts- bitzer. (er) W „Der Tourismusverein hat die ge, die von Wanderern nicht ge- schutzversichert. (er) W