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Wenn der börsenwert zum maß der dinge wird
- 1. SERVICE BWL-Begriffe
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Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern.
B E T R I E B S W I R T S C H A F T L I C H E B E G R I F F E F Ü R QUA L I T Ä T S M A N AG E R
Wenn der Börsenwert zum
Maß der Dinge wird
Immer dringlicher müssen Qualitätsmanager über die wirt- meinsamen Sprache. Betriebswirtschaftliche Schlüssel-
schaftlichen Aspekte ihres Tuns Rechenschaft ablegen. begriffe, denen Sie besonders häufig begegnen, stellen wir
Die Zusammenarbeit von Qualitätsmanagement und kauf- Ihnen in unserer Beitragsreihe vor. In Fortsetzung der letz-
männischem Bereich erfordert das Beherrschen einer ge- ten Ausgabe erläutern wir diesmal den:
Free Cash Flow
Als „Free Cash Flow“ (freier Geldstrom) wer- Flow spielt für beide Aspekte eine maßgeb- Millionen €, einem davon abzuziehenden Ka-
den die für Ausschüttungen und Kapital- liche Rolle. Im ersten Fall begrenzt er – ab- pitaldienst von 5 Millionen Euro und einer
dienst (Zinsen und Tilgung von Darlehen) zur züglich des erforderlichen Kapitaldienstes eingeschätzten risikoadäquaten Kapitalver-
Verfügung stehenden liquiden Mittel bezeich- – die ohne Aufnahme von Darlehen aus- zinsung von 10 Prozent ergibt sich ein Un-
net. Rechnerisch ergibt er sich aus der Dif- schüttbare Geldmenge. Im zweiten Fall bil- ternehmenswert von (15 – 5)/0,1 = 100 Mil-
ferenz des Cash Flow aus operativer Ge- det er die Berechnungsgrundlage für den lionen Euro. Bezogen auf 10 Millionen um-
laufender Aktien entspricht dem ein zu er-
wartender Kurswert von 10 Euro pro Aktie.
EBIT (Ertrag vor Zinsen und Steuern Betriebsergebnis) Auf Basis dieser „Faustformel“ kann sich
– Steuern ein Investor orientieren, ob der aktuelle Kurs-
+ Abschreibungen wert der Aktie eher einen Kauf oder einen
±D Langfristige Rückstellungen Verkauf nahelegt.
± Gewinn/Verlust aus Abgang des Sachanlagevermögens
±D Working Capital
www.qm-infocenter.de/QZ-Archiv
Langfristrechnungen und
Trendbetrachtungen
= Cash Flow aus operativer Geschäftstätigkeit
– Auszahlungen für Investititonen in Sachanlagen, netto (Capital Expenditure = Capex)
In der Praxis werden meist komplexere Be-
rechnungen durchgeführt. Die Abschätzung
= Free Cash Flow des Free Cash Flow erfolgt normalerweise
auf der Grundlage von Planungen für einen
Bild 1. Free Cash Flow (vereinfachte Darstellung) Zeitraum von drei bis fünf Jahren und einer
Trendbetrachtung für den Folgeraum. Der ri-
sikoadäquate Zinssatz wird mithilfe von Ver-
schäftstätigkeit und der Netto-Auszahlungen Erwartungswert, zu dem die Anteile des Un- gleichen der Kursbewegungen des eigenen
für Investitionen in Sachanlagen (Bild 1). ternehmens zukünftig veräußert werden Unternehmens mit den durchschnittlichen
Seine besondere Bedeutung erlangte können. Die dabei vorwiegend eingesetzte Bewegungen der relevanten Branche unter
2010 Carl Hanser Verlag, München
der Free Cash Flow durch die in den letzten Methode ist das sogenannte „Discounted- Berücksichtigung der allgemeinen wirt-
zwanzig Jahren weitverbreitete „wertorien- Cash-Flow (DCF)-Verfahren“. Sehr verein- schaftlichen Entwicklung und der zu zahlen-
tierte Unternehmensführung“. Deren grund- facht verknüpft es die erwartete Erwirtschaf- den Steuern ermittelt. Außerdem werden der
legende Gedanken kommen aus dem an- tung vom Free Cash Flow der kommenden geplante Verschuldungsgrad und die Ent-
gelsächsischen Raum und sind von der dort Jahre mit der Einschätzung des spezifi- wicklung der Fremdkapitalzinsen einbezo-
vorherrschenden Börsenkultur bestimmt, schen Risikos, das ein Investor beim Kauf gen. Kritiker bezweifeln allerdings, ob ange-
die Unternehmen in erster Linie als Finanz- der Anteile (Aktien) eines Unternehmens sichts der Ungewissheit zukünftiger Entwick-
anlagen betrachtet. Der Wert einer Finanz- eingeht: lungen ein Fehler der Basisdaten die ange-
anlage (zum Beispiel einer Aktie) ergibt sich strebte Genauigkeit solch komplexer Berech-
∅ Free Cash Flow
zum einen aus den ausschüttbaren Zinsen Unternehmenswert = nungen tatsächlich erlaubt. Sofern die Kri-
risikoadäquater Zinssatz
(bei Aktien als Dividenden) und zum ande- tiker „recht haben“, ist die obige grob ver-
ren aus dem Verkaufswert der Anlagepapie- Beispiel: Bei einem durchschnittlich zu er- einfachte Faustformel als schnelle Orientie-
re (bei Aktien deren Kurs). Der Free Cash wartenden jährlichen Free Cash Flow von 15 rung eher zu empfehlen.
© Carl Hanser Verlag, München QZ Jahrgang 55 (2010) 9
- 2. BWL-Begriffe SERVICE
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Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern.
Erfahrung gesucht!
Auswirkungen auf Dividenden und
Welche kaufmännischen Begriffe be-
Shareholder Value Verkaufswert der Geschäftsanteile gegnen Ihnen besonders häufig? Welcher
interessiert Sie am brennendsten?
Fremdkapital (Marktwert)
Gestalten Sie diese Artikelreihe mit!
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Eigenkapital- x Anteil qz@hanser.de, Stichwort „BWL-Begriffe“
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Unternehmenswert
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Investi- qz@hanser.de, Stichwort „BWL-Expertise“
Überschuss-
horizont rate des tionen
Umsatzes
© QZ – Qualität und Zuverlässigkeit
Beitragsserie
Werttreiber Bisher haben wir Ihnen folgende Begriffe
vorgestellt: Wertschöpfung, Betriebs-
Pflege der Führungs- ergebnis, Deckungsbeitrag, Controlling,
Pflege der Ent- system und Aus- und Wirkung in Pflege der
Beziehungen Beziehun-
Beziehungen zu lohnungs- Qualitäts- Weiter- die Gesell- Working Capital und Cash Flow.
zu Kunden gen zu
Lieferanten system manage- bildung schaft Investoren
ment Alle bisher erschienenen Teile unserer Se-
rie finden Sie online zum Download unter:
Strategie und Innovationen
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Bild 2. Wertorientierung eines Unternehmens (Shareholder-Value-Theorie) Autoren
Dr. Walter Schmidt, geb. 1950, ist frei-
beruflicher Strategie- und Controlling-Bera-
Die auf der Börsenkultur beruhende wenn es sich an den Interessen der Anteils- ter in Berlin sowie Mitglied im Vorstand des
Führung von Unternehmen als Finanzanla- eigner orientiert. Außerdem wird als implizi- Internationalen Controller Vereins (ICV).
ge fand in den letzten zwanzig Jahren vor te Bedingung vorausgesetzt, dass eine Stei- Dipl.-Ing. Rainer Vieregge, geb. 1953,
allem durch die 1986 von Alfred Rappaport gerung des Shareholder Values eine langfris- ist freiberuflicher Unternehmensberater
veröffentlichte Theorie zum „Shareholder tige Entfaltung der Wettbewerbsfähigkeit und für Organisationsentwicklung in Aachen
Value“ weltweite Verbreitung. Damals traf Profitabilität des Unternehmens einschließt. sowie Leiter zweier Fachkreise im ICV.
Rappaport den Nerv der Zeit: Die Welle der Für diesen Zweck gilt es, die erforderlichen
Computerisierung und der internetgebun- Werttreiber (vor allem Humanpotenzial, In- Kontakt
www.qm-infocenter.de/QZ-Archiv
denen New Economy hatte gerade begon- novationen, Kommunikation und Beziehun- Walter Schmidt
walter@ask-schmidt.de
nen. Viele Firmengründungen versprachen gen) zu identifizieren und konsequent zu ent-
durch ihre Börsenkapitalisierung eine wickeln. Rainer Vieregge
schnelle und hohe Verwertung des einge- r.vieregge@4egge4you.de
setzten Kapitals. Aufgrund der gegenseiti- Missbrauch des
gen Abhängigkeit von Eigentümern (Share- Shareholder Values www.qm-infocenter.de
holdern) und anderen Anspruchsgruppen Diesen Beitrag finden Sie online unter
der Dokumentennummer: QZ310044
(Stakeholdern) erschien es äußerst hilf- Die Praxis ist der Theorie allerdings nicht
reich, dass sich im Rahmen einer Partner- gefolgt. Insbesondere institutionelle Anle-
schaft alle für die Wertsteigerung ihres Un- ger erhoben den Shareholder Value zur be-
ternehmens einsetzen. vorzugten Konzeption für kurzfristige Wert-
Rappaport definierte den Shareholder steigerungen. Denn für diese sehr einfluss-
Value als Marktwert des Eigenkapitals (Un- reiche Gruppe des Finanzkapitals besteht Das hat die theoretische Verknüpfung
2010 Carl Hanser Verlag, München
ternehmenswert abzüglich Fremdkapital, der Zweck ihrer Organisationen darin, mög- von Shareholder Value und Werttreibern
Bild 2). Aus dem auf dieser Basis „errech- lichst schnell das eingelegte Geld ihrer Kun- praktisch ad absurdum geführt und ins Ge-
neten“ Kurswert der entsprechenden Aktie, den mit einem hohen Prozentsatz zu ver- genteil verkehrt – es öffnete einer Entwick-
multipliziert mit der Summe der gehaltenen mehren. Insofern ist der kurzfristig aus- lung Tür und Tor, die das internationale
Anteile, besteht der Vermögenswert (Value), schüttbare Free Cash Flow und der auf die- Finanz- und Wirtschaftssystem bis heute
den ein Anteilseigner (Shareholder) einer Ak- ser Basis berechnete Veräußerungswert der schwer erschüttert. Friedmund Malik sprach
tiengesellschaft verbuchen kann. Eine auf gehaltenen Geschäftsanteile das ultimati- deshalb bereits im Jahre 2005 von der
den Shareholder Value ausgerichtete Unter- ve Erfolgskriterium – weitgehend unabhän- Shareholder-Value-Doktrin als der „schäd-
nehmenspolitik wird demnach versuchen, gig davon, ob es den beherrschten Unter- lichste(n) und gefährlichste(n) Entwicklung
den Kurswert der Aktien zu maximieren. Da- nehmen langfristig nutzt oder schadet, und der letzten zehn bis fünfzehn Jahre, und zwar
bei unterstellt die Theorie, dass ein Unter- ebenso unabhängig von den Auswirkungen in jeder Dimension: für das Unternehmen
nehmen auch den Interessen aller anderen auf die übrigen Stakeholder, die Umwelt selbst, für seine Gesellschafter und für die
Anspruchsgruppen (Stakeholdern) dient, oder die Gesellschaft. Wirtschaft als Ganzes“.
QZ Jahrgang 55 (2010) 9