Barrierefreie Internet-Recherche: Zugänglichkeit für alle in der Ne(x)t Generation?
Ein Vortrag im Rahmen des Österreichischen Bibliothekartages 2009 in Graz.
2. Barrierefei, was soll das sein?
• Accessibility
– Access = Zugriff auf etwas haben (Informationen)
• Barrierefreiheit
– Keine Barrieren beim Zugriff (auf Informationen)
– Eher Barrierearm
• DAS barrierefreie Angebot gibt es nicht.
3. Usability vs. Accessibility
• Usability: ISO-Norm 9241:
– Das Ausmaß, in dem ein Produkt durch bestimmte
Benutzer in einem bestimmten Nutzungskontext
genutzt werden kann, um bestimmte Ziele
effektiv, effizient und zufriedenstellend zu
erreichen
• Accessibility ist Usability für mehr Personen in
mehr Situationen
4. Usability bei Recherchetools
• Ziel: Literatur finden
– effektiv, effizient und zufriedenstellend
erreichbar?
– Gilt das auch für Menschen mit Behinderungen?
• An drei Beispielen erkunden:
– Verbundkatalog
– De Gruyter Suche
– Elektronische Zeitschriftenbibliothek
5. Blinde Menschen
• Braillezeile (Taktil)
– Immer nur eine Zeile
– Lesen Webseiten sequenziell
• Screen Reader (Audio)
• Keine Graphiken,
Animationen…
• Eingabe nur mit Tastatur
– Keine Maus
6. Personen mit Sehbeeinträchtigungen
• Kurzsichtigkeit
– Vergrößerung nötig
– Eingeschränkte Sicht (tunnelblick)
• Probleme mit Farben
– Farbblindheit (Rot/Grün)
– Hoher Kontrast nötig
• Hilfsmittel
– Vergrößerungsprogramme
– Screen Reader
– Verwenden Maus, aber auch viele
Tastenkärzel
7. Gehörlose Menschen
• Problem:
– Kommunizieren in Gebärdensprache
– Deutsch ist nicht die Muttersprache
– Gehörlose Menschen lesen nur schwer
• Lösungsansätze:
– Einfache Sprache
– Gebärdensprache-Videos
• Kommunikation als größtes Problem
8. Schwerhörige Menschen
• Im Web verhältnismäßig wenig Probleme
• Probleme bei Audio-gestützten Systemen
• Schlecht hören != leise hören
• Induktionsanlagen
9. Menschen mit Lernschwierigkeiten
• z.B. Dyslexie / Legastenie
• Texte in Leichter Sprache
• Gilt auch für Personen mit:
– Geringem Bildungsgrad
– Nicht Deutsch als
Muttersprache
11. Und wer noch?
• Ganz „Normale“ Nutzer
– Mobile Devices
– Interaktives TV
– Mikrowelle mit Internetzugang
• Suchmaschinen
– Semantisches Web
12. Alternativtexte
• Alles was nicht Text ist, soll auch als Text
dargestellt werden, wenn sonst Inhalt
verloren geht.
– Bilder
– Diagramme
– Videos
– Audio
13. Text Struktur
• HTML bietet Strukturierungsmöglichkeiten
für den Inhalt
– Überschriften: h1 .. h3
– Listen: ul, ol, dl
– Tabellen
• Inhalt und Struktur in HTML
• Layout in CSS
14. Tabellen richtig verwenden
• Nicht für Layout verwenden
– Reihenfolge und Textfluss passen oft nicht
– Bsp: Formulare mit Labels in erster Zeile
• Tabellen-Header (th) einsetzen
– Und mit einzelnen Zellen verbinden
– Screen Reader lesen header zu jeder Zelle
15. Eine einfache Tabelle
• <table>
<tr>
<th>Vorname</th>
<th>Nachname</th>
</tr>
<tr>
<td>Andreas</td>
<td>Jeitler</td>
</tr>
<tr>
<td>Mark</td>
<td>Wassermann</td>
</tr> <tr>
<td>Ernst</td>
<td>Kocnik</td>
</tr>
</table>
Vorname Nachname
Andreas Jeitler
Mark Wassermann
Ernst Kocnik
16. Spalten mit Überschriften verbunden
• <table>
<tr>
<th scope=„col" >Vorname</th>
<th scope=„col" >Nachname</th>
</tr>
…
</table>
Vorname Nachname
Andreas Jeitler
Mark Wassermann
Ernst Kocnik
17. Spalten mit Überschriften verbunden
• <table>
<tr>
<th id=„a1“>Vorname</th>
<th id=„a2“>Nachname</th>
</tr>
<tr>
<td headings=„a1“>Andreas</th>
<td headings=„a2“>Jeitler</th>
</tr>
…
</table>
Vorname Nachname
Andreas Jeitler
Mark Wassermann
Ernst Kocnik
18. Formulare
• Für Recherche (Suche) sehr wichtig.
• Labels für Eingabefelder
• Label immer vor dem Feld
19. Sprachliche Besonderheiten
• Dokumentensprache definieren
– z.B. <html lang=„de“>
– Fremdwörter mit z.B. lang=„en“ anzeigen
– Screen Reader lesen sonst falsch
• Abkürzungen
– ABBR und ACRONYM
– Für Menschen mit Lernschwierigkeiten
20. Farben und Kontraste
• Verlass Dich nicht auf Farben allein!
– Den grünen Knopf drücken.
– Links auswählen nur durch Farbänderung
– Prüfung im reinen S/W Modus
• Kontrast von Vorder- und Hintergrundfarbe
– Sollte möglichst hoch sein.
– Kann durch Analyseprogramme geprüft werden.
21. Geräteunabhängigkeit
• Stellen Sie Webseiten zur Verfügung die nicht
nur über die Maus bedient werden können
– Tastatur
– Kopfstab / Mund-Maus
– Sprache
• Handy, PDA (nicht nur PC Bildschirm)
22. Navigation und Orientierung
• User sollten immer wissen, wo sie sich auf
einer Website befinden, und wo sie als
nächstes hingehen können.
• Links beschreiben ihr Ziel eindeutig
– „Mehr…“ Links
– Screen Reader listen alle Links einer Seite auf
• Skip over Navigation Links
• Sitemap
• Suchfunktion
Andreas Jeitler, Mark Wassermann
25. Bundesverfassungsgesetz
Art. 7: „Niemand darf wegen seiner Behinderung
benachteiligt werden. Die Republik (Bund,
Länder und Gemeinden) bekennt sich dazu, die
Gleichbehandlung von behinderten und
nichtbehinderten Menschen in allen Bereichen
des täglichen Lebens zu gewährleisten.“
Art. 8: „Die Österreichische Gebärdensprache ist
als eigenständige Sprache anerkannt.“
26. E-Government-Gesetz
§ 1 Abs. 3 „Bei der Umsetzung ... ist Vorsorge
dafür zu treffen, dass behördliche
Internetauftritte, die Informationen anbieten
oder Verfahren elektronisch unterstützen,
spätestens bis 1. Jänner 2008 so gestaltet sind,
dass internationale Standards über die Web-
Zugänglichkeit auch hinsichtlich des
barrierefreien Zugangs für behinderte
Menschen eingehalten werden.“
27. Behindertengleichstellungsgesetz
§ 6 Abs. 5 „Barrierefrei sind bauliche und
sonstige Anlagen, Verkehrsmittel, technische
Gebrauchsgegenstände, Systeme der
Informationsverarbeitung sowie andere
gestaltete Lebensbereiche, wenn sie für
Menschen mit Behinderungen in der
allgemein üblichen Weise, ohne besondere
Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde
Hilfe zugänglich und nutzbar sind.“
28. Behindertengleichstellungsgesetz
§ 8 Abs. 3 „Die Richtlinien über die Vergabe von
Förderungen des Bundes haben vorzusehen,
dass bei der Vergabe von Förderungen ... die
Beachtung dieses Bundesgesetzes ... zu
berücksichtigen ist, und sichergestellt ist, dass
das geförderte Vorhaben den Grundsätzen
dieses Bundesgesetzes nicht widerspricht.“
29. Fazit
• Barrierefreiheit bringt mehr Nutzer
• Barrierefreiheit ist gesetzlich vorgeschrieben
• Absolute Barrierefreiheit gibt es nicht
• Eine Site kann nach den Richtlinien
barrierefrei, aber für viele Nutzer dennoch
nicht Gebrauchstauglich sein!
• Wichtig ist daher:
– Eigenerfahrung der Entwickler
– Tests mit Usern durchführen
30. Kontakt
Andreas Jeitler, Bakk.techn.
Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Bibliothek
Blinden- und Sehbehindertenarbeitsplatz
Universitätsstraße 65-67
9020 Klagenfurt am Wörthersee
Tel: +43 (0) 463 2700 9583
Fax: +43 (0) 463 2700 999583
E-Mail: andreas.jeitler@uni-klu.ac.at
Web: http://bsa.uni-klu.ac.at