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Akademie Mode und Design Düsseldorf
Mode- und Designgeschichte SS 09
Thomas Kuhn M.A.
Hausarbeit
Die Entwicklung der englischen Herrenmode
zwischen Französischer Revolution und 1850
Tetyana Repetya , Matr.Nr.: 30020636
15.12.2009
Mode- und Designmanagement, 2. Semester
tetyane.repetya@myamd.de
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung.................................................................................................1
2. Englische Männermode zu Zeiten der Französischen Revolution...........2
2.1. Vorrevolutionäre Zeit in England.........................................................2
2.2. Einfluss der englischen Herrenmode auf Deutschland.........................4
2.3. Herrenmode während der Französischen Revolution...........................5
3. Herrenmode in England nach der Französischen Revolution..................6
4. Zeit der Industrialisierung........................................................................8
5. Schluss...................................................................................................10
1
1. Einleitung
In der folgenden Hausarbeit wird die Entwicklung der englischen Männermode angefangen
von der Zeit der Französischen Revolution bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts behandelt.
Zunächst wird kurz auf die Vorrevolutionäre Zeit eingegangen und der dort herrschenden
modischen Situation. Danach folgt der Einfluss der englischen Männermode auf Deutschland
und darauf folgend wird auf die Mode während der Französischen Revolution eingegangen.
Im weiteren soll die Entwicklung der englischen Herrenmode nach der Revolution bis Mitte
des folgenden Jahrhunderts erläutert werden.
Zum Schluss wird auf die Bedeutung der Industrialisierung und deren Erfindungen
eingegangen und ihre Bedeutung für die Textilwirtschaft in England herausgearbeitet.
Die Entwicklung der Moden sind immer ein Spiegel politischer und gesellschaftlicher
Strömungen und Ereignisse. Daher ist es auch wichtig, die politischen und gesellschaftlichen
Hintergründe dieser Zeiten zu beleuchten.
Daher soll zunächst ein kurzer Einblick in den historischen Hintergrund geschaffen werden
und daraufhin speziell auf das Thema Männermode in der jeweiligen Zeit eingegangen
werden.
2
2. Englische Männermode zu Zeiten der Französischen Revolution
2.1 Vorrevolutionäre Zeit in England
Gegen Mitte und Ende des 18. Jhdt. In der Hochzeit des Rokoko war der Herrenanzug
inzwischen durch die aufwendige Ausstattung mit kostbaren Knöpfen, Spitzen,
Schuhschnallen wirtschaftlich fast untragbar geworden. Der Herr suchte nach einer
Vereinfachung seiner Kleidung und so wurde der aus England kommende Ruf nach
Vereinfachung auch in anderen Ländern, wie Frankreich und Deutschland, wohlwollend
angenommen.
Das ungezwungene Landleben des englischen Adels, der natürlichere Lebensstil machte sich
dort immer stärker. Die Landlords machten sich zumindest in ihrem Privatleben von der
Hofmode unabhängig und ging zu betont schlichter Kleidung über. Der einfache Tuchrock,
vor allem wegen seiner Bequemlichkeit sehr geschätzt, hatte den französischen Justaucorps
bereits in der Mitte des 18. Jahrhunderts verdrängt. Der sogenannte „frock“ bedeutete eine
Absage an die höfische Lebensform.1
Neben kostspieliger Seidenstoffe kamen nun einfache Wollstoffe in Mode. Gerade die Wolle
spielte für England eine wichtige Rolle. Sie wurde erst in England selbst und später in den
Kolonien gewonnen und verschaffte England nicht nur Reichtum sondern auch eine
bedeutende Rolle in der Herrenmode der damaligen Zeit. Die aus den Kolonien eingeführte
Baumwolle wurde in England selbst verarbeitet. Im späteren Verlauf sollten hier auch
entscheidende textiltechnische Erfindungen des Spinn- und Webprozesses stattfinden.
Sein Name ging als "Frack" bis heute in die deutsche
Sprache über.
2
Die englische Mode begann zu dieser Zeit Regeln aufzustellen, die bis heute Gültigkeit haben.
Sowohl ein perfekter Schnitt und erstklassige Verarbeitung als auch die sachliche und
unaufdringliche Eleganz gab den Ton an. Junge Männer konnten die unterschiedlichen Arten
der Kleiderherstellung in einer Lehre lernen und perfektionieren. Die bis heute hoch
angesehene englische Schneiderkunst stammt genau aus dieser Zeit.3
1
Krause, Lenning S. 162 ff
2
Krause, Lenning ebd.
3
Koch-Mertens, Wiebke S. 339
3
Die Herrenschneiderei im späteren 18. Jhdt. bewegte sich weg von barocker Eloquenz hin zu
grösserer Einfachheit. Gerade in England zeigte sich dieser Trend, der später bestimmend
werden sollte, in zunehmendem Masse. Die Formen männlicher Eleganz wurden
verblüffender weise von der exzentrischen und eher unmodischen englischen Aristokratie
entwickelt, die zunehmend persönlichen Prunk und höfisches Ritual ablehnte. Sie trugen
Kleidung, die aus der eleganten Schlichtheit der Puritaner früherer Zeiten sowie der
Grundbesitzer und des Landadels hervorgegangen waren. 4
Der Frack war meist dunkelfarbig und unterschied sich vom meist hellfarbigen Justaucorps
nur durch Material, einen Kragen mit breitem Revers und die zurückgeschnittenen Schösse.
Beeinflusst war er durch die praktische Militärkleidung, wodurch seine typische, schmale
Form, mit eckig ausgeschnittenem Schoßteil und rückwärtigem Schlitz entstand. Seitennähte
und Taschen waren nach hinten verlagert. In Frankreich wurde er "frac à l'anglaise" genannt.
Unter dem Frack trug man eine enge Kniehose aus Tuch oder gelb gefärbtem Wildleder. Sie
passte in der Form den französischen Kniehosen an, mit Knopfverschluß oder Schnalle an den
Knien. Man trug sie ebenso eng und sie erhielt einen Verschluss auf der Vorderseite. In
England durchlief so die Hosenmode einen weniger großen Wandel als der Rock.5
Die Westen, in England "new-market" genannt, waren aus weißem Piqué oder farbiger Seide
und mit fantasievollen Stickereien bestückt. Aus Sparsamkeitsgründen und im Zuge des
neuen Geistes der Simplizität, war die Weste bereits eng anliegend. Vorne war sie ein- oder
zweireihig geknöpft und ärmellos, das Rückenteil war meist aus einfachem, derbem Leinen
gefertigt. Und auch in der Länge trat der neue Geist der Vereinfachung auf. Die Weste reichte
nicht mehr bis über die Hüften, sondern schloß kurz unterhalb der Taille ab. Als Inbegriff
unauffälliger Eleganz war sie bis ins 19. Jahrhundert hinein beliebt.
Die Krawatte wurde breiter und mehrfach um den Hals geschlungenen und unter dem Kinn
gebunden.
Als Mantel trug man in England zwei Formen, die sich sehr ähnelten. Einerseits die
doppelreihige, taillierte Redingote, ein Rockmantel und ideale Kombination zwischen Rock
und Mantel, der sich sowohl fürs Reiten als auch für Reisen vorteilhaft erwies. Andererseits
4
Hollander, Anne S. 130
5
Koch-Mertens, Wiebke S. 340
4
den weiteren und bequemeren "great coat". Sie hatten beide manchmal doppelte Kragen und
später schnitt man die Vorderschöße schräg zurück.6
Der Degen, der lange Zeit auch im Zivilleben getragen wurde, vornehmlich von Aristokraten,
wenn sie in vergoldeten Kutschen zu Salons und Empfängen fuhren, wurde durch eine
Reitergerte oder einen Stock als Accessoire ersetzt.7
Obwohl sich die Perücke noch bis Ende des Jahrhunderts hielt, zeigten sich Freigeister bereits
mit ungepuderten und lässig fallenden, offenen Haaren. Bei den Kopfbedeckungen kamen
neben dem Dreispitz bereits neue Kopfbedeckungen auf. Der flachere Filzhut mit breiter
Krempe sowie der höhere Hut mit schmaler Krempe. Beide Kopfbedeckungen entwickelten
sich zum Zylinder, der bis in die Gegenwart zu gewissen Anlässen immer noch getragen
werden kann.8
Der Schnallenschuh zum Tuchfrack war durchaus noch üblich. Jedoch verlor der Absatz
immer mehr an Höhe, bis er schließlich ganz wegfiel. Stiefel wurden ebenfalls mit Vorliebe
getragen. Der schwarze Jockeystiefel mit einem schmalen Riemen, deren Stulpe unter dem
Knie umgeschlagen wurde und der neu hinzugekommene Husarenstiefel, dessen kurzer Schaft
vorn spitz ausgeschnitten und mit einer Kordel geschmückt war, waren beide sehr beliebt.
2.2 Einfluss der englischen Herrenmode auf Deutschland
In Deutschland erlebte man in der 2. Hälfte des 18. Jhdt. eine Zeit geistiger Umwälzungen
und Erneuerungen. Besonders junge Menschen waren interessiert an Philosophie, Kunst aus
der Antike. Goethe schrieb 1774 den Roman „Die Leiden des jungen Werther“. Er kleidete
seinen Helden im Stil der neuen englischen Mode. Unter den jungen Männern brach ein
regelrechtes Werther-Fieber aus. Sie lehnten sich gegen die starren Gesellschaftsformen auf
und zeigten ihren Weltschmerz, betont nachlässig gekleidet in der Tracht der Romanfigur. Mit
blauem Tuchrock mit Messingknöpfen, gelber Weste, gelbe Beinkleider, braune
Stulpenstiefel, runder Filzhut und gelocktem, ungepudertem Haar demonstrierte man die neue
Gesinnung.
6
Koch-Mertens, Wiebke S. 341
7
Hollander, Anne S. 134
8
Thiel, Erika S. 263
5
2.3 Herrenmode während der Französischen Revolution
Der französische Hof hatte über seine Verhältnisse gelebt. Ein riesiges Staatsdefizit
verursacht von Militär und Verwaltung stand zu buche. Die Bürger litten unter einer hohen
Steuerlast und fühlten sich rechtlich benachteiligt. Das Bürgertum revoltierte in Paris und
stürmte die Bastille, die als das Sinnbild absolutistischer Herrschaft galt. Es kam zu einer
offenen Revolution und noch im selben Jahr setzte die Nationalversammlung die "Erklärung
der Menschen- und Bürgerrechte" durch.
Die Forderungen nach Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit fand auch in anderen Ländern
Europas große Zustimmung. Die Jakobiner, eine Gruppe Abgeordneter forderte sogar die
Bildung einer Republik und die Abschaffung der Monarchie. Es kam zum Sturz der
herrschenden Monarchen und ein Großteil des französischen Adels sowie der König und die
Königin wurden mit der Guillotine hingerichtet.9
In der Mode vollzog sich eine ebenso grosse Veränderung. Die Nationalversammlung
beschloss die Abschaffung aller Standestrachten und erhob den schwarzen Tuchrock zum
Ehrenkleid des Bürgers. So wurde aus dem ehemaligen Standeszeichen ein politisches
Abzeichen.
Obwohl die englische Mode in Frankreich bereits ab Mitte des 18. Jahrhunderts Einzug hielt,
änderte sich der Schnitt der Männerkleidung während der Revolution nicht grundlegend. Die
Revolution in der Männerkleidung war dem politischen Umsturz schon vorausgegangen. Was
sich veränderte war das Material. Man bevorzugte Leder und Tuch in dunklen Farben statt
heller Seide. Die silbernen Schuhschnallen und die roten Absätze des Adels verschwanden
ebenso wie die seidenen Röcke. Stattdessen begann der Mann immer mehr Stiefel zu tragen.10
Die Revolutionäre in Paris kleideten sich in der Kleidung der unteren Volksschichten. Die
kurze Revolutionsjacke stammte von den Bauern, das offene Hemd und die Holzschuhe von
den Bettlern, die Röhrenhose von der Matrosentracht und die Phrygische Mütze von den
befreiten Galeerensträflingen in Marseille. Man trug das Hemd meist offen und schlang ein
Tuch aus grobem Leinen um den Hals. Vor allem fielen die langen Hosen auf. Die
Revolutionäre nannte man daher auch "Sansculottes", was soviel bedeutet wie Leute ohne
Kniehosen. Später reichten diese Hosen etwa bis zur Wade. Sie wurden "Pantalons" genannt,
Puder und Perücke verschwanden zumindest vorläufig.
9
Krause, Lenning S. 167
10
Max von Boehn S. 140
6
in Anlehnung an eine Figur aus der italienischen Komödie, zu deren Kleidung lange weite
Hosen gehörten.11
3. Herrenmode in England nach der Französischen Revolution
Die Herrenmode richtete sich ab 1815 nur noch nach englischen Vorbildern. Unter dem
Eindruck der französischen Revolution waren auch in England alle Reste höfischer Mode
gefallen. Der Zopf, die gepuderte Perücke, der Dreispitz und die Spitzenmanchetten kamen
aus der Mode. Selbst die Culottes wurden gegen die Pantalons eingetauscht.12
Ein bedeutender Führer der englischen Herrenmode wurde George Bryan Brummel. Als
Mitglied des Macaroni-Clubs, wo sich die elegante Welt traf und als "bestangezogener Mann
Europas" sorgte er dafür, dass keine weiteren unerwünschten Einflüsse die englische Mode
überfielen. Stattdessen machte er den Dandy zum Vorbild der Mode und brachte England
damit wieder an die Spitze der Mode im 19. Jahrhundert. Das Dandytum verbreitete sich über
den ganzen Kontinent und hatte viele berühmte Anhänger.
Obwohl in
England die Emanzipation der bürgerlichen Mode schon lange vor der Französischen
Revolution begonnen hatte, vollzog sich auch dort durch die Ereignisse in Frankreich ein
Wechsel, allerdings etwas gemässigter. Die englische bürgerliche Mode setzte ihre
Emanzipationsbestrebungen fort, allerdings setzte sie sich vehement gegen die Versuche
weiterer Vereinfachung der Kleidung ein.
13
Für Brummel lag wahre Eleganz im guten Schnitt sowie in der Qualität der verarbeiteten
Wollstoffe. Alles Auffallende in der Kleidung wurde abgelehnt. Die Farben der Stoffe sollten
dunkel sein und als Schmuck nur Uhr und Krawattennadel erlaubt sein. Höchste Eleganz und
Schlichtheit waren sein oberstes Prinzip.
Er galt als Sachverständiger des
guten Geschmacks. Er stand für eine Kultur, die nicht auf adliger Herkunft basierte, sondern
auf Geld und guten Geschmack. Da er keiner geregelten Arbeit nachging, sondern nur damit
beschäftigt war sich in erlesener Kleidung zu präsentieren, sah er sich selbst als reines
Kunstwerk und herrschte über den Geschmack einer ganzen Gesellschaft.
Mit der Forderung nach dem tadellosen Schnitt vermochten nur wenige Vermögende den
Qualitätsansprüchen zu genügen. Um nicht auffallend zu sein, musste ein Dandy dennoch
11
Krause, Lenning S. 168
12
Max von Boehn S. 148
13
Thiel, Erika S. 303
7
täglich viele Stunden seiner Kleidung widmen. Auch die Nuance spielte eine wichtige Rolle.
Die Kleidung des Dandy sollte tadellos sitzen, damit wurde das Korsett für den Dandy fast
unentbehrlich. Die modischen Details der Bekleidung hatten ebenfalls grosse Wichtigkeit.
Daher gehörte es auch zum guten Ton, Anzüge, Hüte und Schuhe nur noch bei ganz
bestimmten exklusiven Firmen produzieren zu lassen.14
Allein die Art und Weise wie sich der Herr die Krawatte band, war eine zeitraubende
Zeremonie von allergrösster Wichtigkeit. Für Beau Brummel eine Angelegenheit, für die er
täglich mehrere Stunden aufwendete.
Das hier geprägte Ideal einer
erlesenen, unaufdringlichen Eleganz durch ausgewähltes, tadelloses Material und allerbesten
Schnitt, kombiniert mit höchster Schneiderkunst, hat die Herrenmode bis in die Gegenwart
beeinflußt.
15
Auch das Hemd war von herausragender Bedeutung. Der Herr, der besonderen Wert auf ein
strahlend weisses Hemd legte, scheute keine Mühe, zum Waschen sogar weite Kilometer
zurückzulegen. Die separaten hochstehenden Kragen, auch als "Vatermörder" bezeichnet,
engten Hals und Kopfbewegung ein.
Abends wurde meist eine weiße, tagsüber eine
schwarze oder eine farbige Krawatte getragen. "La cravatte, c'est L'homme", so sagte es
Balzac. Dies könnte man als den Wahlspruch des Dandytums bezeichnen. Brummel machte
die Krawatte zum zentralen Modeaccessoire der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Ein Herr mit hohem Anspruch auf Eleganz, musste sich am Tage drei- bis viermal umkleiden.
Zur Morgentoilette Frack, Stiefel und Sporen; zum Diner Frack und Schuhe; zur
Ballbekleidung Pumps, die sehr leicht waren und obendrein noch täglich frisch lackiert
wurden. Zu jedem Anzug gehörte auch die entsprechende Wäsche und die modischen
Accessoires. Ein Dandy benötigte so innerhalb einer Woche nicht weniger als 20 Hemden, 24
Schnupftücher, 10 Sommerhosen, 30 Halstücher, ein Dutzend Westen und Strümpfe.16
Neben der Krawatte, wurde die farbig gemusterte Weste zu einem weiteren Kultobjekt
stilisiert. Sie wurde nach wie vor aus Seide oder Samt hergestellt und mit Stickereien verziert.
Ihr kurzer schoßloser Schnitt blieb erhalten. Unter Modeliebhabern avancierte sie zum
14
Thiel, Erika S. 304
15
Koch-Mertens, Wiebke S. 374
16
Thiel, Erika S. 306
8
Lieblingsstück und man besaß nicht weniger als fünfzig bis sechzig dieser sehr kostspieligen
Kleidungsstücke.17
Neben dem eleganten Frack war auch der Gehrock sehr beliebt, der im Gegensatz zum Frack
einen nicht abgeschrägten Schoß hatte. Die Ärmel hatten eine etwas höher angelegte
Armkugel. Auch die Taille wurde schmaler geschnitten. Durch die stärker gelockten Haare
kam es zu einer diesbezüglich zu einer Angleichung der beiden Geschlechter. Auch die
Pantalons wurde bis zum Knöchel verlängert und oben reichten sie nur noch bis zur Taille.
Der Zylinder gab dem Anzug seinen letzten Schliff.
4. Zeit der Industrialisierung
Spinnereien und Webereien hatten sich zu modernen Fabriken entwickelt. Waren und Stoffe
konnten auf Dampfschiffen und später mit der Dampfeisenbahn schneller als zuvor
transportiert werden. In England liefen um 1811 mehr als 5 Millionen Spindeln und 2000
mechanische Webstühle, die mit Dampfmaschinen betrieben wurden.
Auch andere Erfindungen waren bahnbrechend für die Textilherstellung in England. Zum
einen die von Joseph Maria Jacquard erfundene Jacquard-Maschine, die eine wesentliche
Vereinfachung in der Seidenweberei. An ihr konnten komplizierte Webmuster im voraus auf
Lochkarten programmiert werden. Zum anderen Erfindungen, wie die künstliche Bleiche und
die Baumwollentkörnungsmaschine, die die Textilproduktion um ein vielfaches
beschleunigen konnten. England hielt weiterhin die Spitze in der Fertigung feinster Stoffe.18
Nach der Euphorie der Revolution kam die große Ernüchterung. Der Traum der großen
Freiheit war erstmal in weite Ferne gerückt. Nach dem Wiener Kongress wurden wieder die
vorrevolutionären Verhältnisse wiederhergestellt. Inzwischen ging die Industrialisierung mit
Riesenschritten voran. 1825 sollten in England die erste dampfbetriebene Eisenbahn,
dampfbetriebene Schiffe sorgten für schnellere Transporte. Auch Gaslaternen auf den Straßen
von London sorgten für ein erleuchtetes Straßenbild. Die Fotografie wurde erfunden und
Spinnereien und Webereien waren hochmechanisiert.19
Aber es gab nicht nur die segenreiche Seite. Für viele Menschen war es eher ein Fluch. So
mussten Männer, Frauen und Kinder oft für einen geringen Lohn unter meist unwürdigen
17
Thiel, Erika ebd.
18
Koch-Mertens, Wiebke S. 371
19
Koch-Mertens, Wiebke S. 385
9
Bedingungen arbeiten. Kritiker dieser Bedingungen waren Karl Marx und Friedrich Engels.
Der Sozialismus war geboren.
Unruhen waren an der Tagesordnung, vielerorts kam es zu gewalttätigen Reaktionen. Das
Bürgertum zog sich zurück und verlor sich teilweise in den neuen romantischen Strömungen
aus der Literatur oder der Kunst. Andere suchten ihr Heil in Bibelkreisen oder christlichen
Sonntagsblättern.
Durch die Erfindung der Jacquard-Maschine und anderen Textilmaschinen wurde die
Gewebeherstellung konstengünstiger und dadurch sanken die Preise für Gewebe auf dem
Markt. Der Preisdruck in der Textilproduktion stieg und drückte damit die Löhne weiter nach
unten.
Die Anleitungen Beau Brummels für den elegant gekleideten Mann, galten weiterhin. Der
perfekte Schnitt und der tadellose Sitz des Herrenanzugs waren das erstrebenswerte Ziel in
der Männermode. Auch das Gebot des weissen Hemdes galt immer noch, am besten mit
abnehmbarem Kragen und Manchetten. Farbige Hemden galten für die Arbeiterklasse, die
von ihrer Hände Arbeit leben mussten.
Die moderne Silhouette in der Männermode war sehr ähnlich derjenigen der Frau,
taillenbetont und sehr schlank. Oft mussten die Herren um diesem Bild zu entsprechen zu
Korsett oder dem Baskischen Gürtel greifen.
Gehröcke gehörten zur Tagebekleidung, knielang und ebenfalls stark tailliert entweder ein-
oder zweireihig. Inzwischen war das Tragen von langen Hosen gestattet. Mit Seidenstreifen
an den Seiten und mittels Stegen unter den Stiefeletten straff gehalten. Zu den langen Hosen
trug man eine Weste, diese wurden aber immer luxuriöser ausgestattet.
10
5. Schluss
Abschliessend ist zu sagen, dass die Entwicklung der englischen Herrenmode zur Zeit der
Französischen Revolution und die Einleitung des Simplizismus, bis heute der prägende Stil in
der Männermode geblieben ist.
Die Kleidung des Mannes orientiert sich an einer zweckmässigen, fast uniformen Mode, die
unauffällig und zugleich bequem sein soll. Auch in der heutigen Zeit wird dieses von der
Männermode erwartet.
Die Farben sollen eher gedeckt bleiben und weniger auffällig sein. Auch der moderne Mann
von heute glänzt nicht durch Mode, sondern durch Leistung und Erfolg. Der männliche Anzug
wurde bis zur heutigen Zeit nur wenig korrigiert und behielt im grossen und ganzen die Form
des Englischen Stils bei. Praktischer Komfort siegte über die Eitelkeit. Daher war diese
Entwicklung in England für den Bereich der Männermode sehr bedeutend.
11
Literaturverzeichnis
Koch-Mertens, Wiebke, Der Mensch und seine Kleider. Die Kulturgeschichte der
Mode bis 1900, Düsseldorf/Zürich 2000
Thiel, Erika, Geschichte des Kostüms. Die Europäische Mode von den Anfängen bis
zur Gegenwart, Berlin 2000
von Boehn, Max, Die Mode. Eine Kulturgeschichte vom Barock bis zum Jugendstil,
München 1989
Krause, Gisela; Lenning, Gertrud, Kleine Kostümkunde, Berlin 1998
Hollander, Anne, Anzug und Eros. Eine Geschichte der modernen Kleidung, Berlin
1997
Erklärung
Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig und ohne
Benutzung anderer als der angegebenen Hilfsmittel angefertigt habe; die aus
fremden Werken wörtlich oder sinngemäß übernommenen Gedanken sind unter
Angabe der Quellen gekennzeichnet.
Ich versichere, dass ich bisher keine Prüfungsarbeit mit gleichem oder
ähnlichen Thema bei einer Prüfungsbehörde oder anderen Hochschule
vorgelegt habe.
................................................................................................
Ort, Datum Unterschrift

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Entwicklung englischer Herrenmode

  • 1. Akademie Mode und Design Düsseldorf Mode- und Designgeschichte SS 09 Thomas Kuhn M.A. Hausarbeit Die Entwicklung der englischen Herrenmode zwischen Französischer Revolution und 1850 Tetyana Repetya , Matr.Nr.: 30020636 15.12.2009 Mode- und Designmanagement, 2. Semester tetyane.repetya@myamd.de
  • 2. Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung.................................................................................................1 2. Englische Männermode zu Zeiten der Französischen Revolution...........2 2.1. Vorrevolutionäre Zeit in England.........................................................2 2.2. Einfluss der englischen Herrenmode auf Deutschland.........................4 2.3. Herrenmode während der Französischen Revolution...........................5 3. Herrenmode in England nach der Französischen Revolution..................6 4. Zeit der Industrialisierung........................................................................8 5. Schluss...................................................................................................10
  • 3. 1 1. Einleitung In der folgenden Hausarbeit wird die Entwicklung der englischen Männermode angefangen von der Zeit der Französischen Revolution bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts behandelt. Zunächst wird kurz auf die Vorrevolutionäre Zeit eingegangen und der dort herrschenden modischen Situation. Danach folgt der Einfluss der englischen Männermode auf Deutschland und darauf folgend wird auf die Mode während der Französischen Revolution eingegangen. Im weiteren soll die Entwicklung der englischen Herrenmode nach der Revolution bis Mitte des folgenden Jahrhunderts erläutert werden. Zum Schluss wird auf die Bedeutung der Industrialisierung und deren Erfindungen eingegangen und ihre Bedeutung für die Textilwirtschaft in England herausgearbeitet. Die Entwicklung der Moden sind immer ein Spiegel politischer und gesellschaftlicher Strömungen und Ereignisse. Daher ist es auch wichtig, die politischen und gesellschaftlichen Hintergründe dieser Zeiten zu beleuchten. Daher soll zunächst ein kurzer Einblick in den historischen Hintergrund geschaffen werden und daraufhin speziell auf das Thema Männermode in der jeweiligen Zeit eingegangen werden.
  • 4. 2 2. Englische Männermode zu Zeiten der Französischen Revolution 2.1 Vorrevolutionäre Zeit in England Gegen Mitte und Ende des 18. Jhdt. In der Hochzeit des Rokoko war der Herrenanzug inzwischen durch die aufwendige Ausstattung mit kostbaren Knöpfen, Spitzen, Schuhschnallen wirtschaftlich fast untragbar geworden. Der Herr suchte nach einer Vereinfachung seiner Kleidung und so wurde der aus England kommende Ruf nach Vereinfachung auch in anderen Ländern, wie Frankreich und Deutschland, wohlwollend angenommen. Das ungezwungene Landleben des englischen Adels, der natürlichere Lebensstil machte sich dort immer stärker. Die Landlords machten sich zumindest in ihrem Privatleben von der Hofmode unabhängig und ging zu betont schlichter Kleidung über. Der einfache Tuchrock, vor allem wegen seiner Bequemlichkeit sehr geschätzt, hatte den französischen Justaucorps bereits in der Mitte des 18. Jahrhunderts verdrängt. Der sogenannte „frock“ bedeutete eine Absage an die höfische Lebensform.1 Neben kostspieliger Seidenstoffe kamen nun einfache Wollstoffe in Mode. Gerade die Wolle spielte für England eine wichtige Rolle. Sie wurde erst in England selbst und später in den Kolonien gewonnen und verschaffte England nicht nur Reichtum sondern auch eine bedeutende Rolle in der Herrenmode der damaligen Zeit. Die aus den Kolonien eingeführte Baumwolle wurde in England selbst verarbeitet. Im späteren Verlauf sollten hier auch entscheidende textiltechnische Erfindungen des Spinn- und Webprozesses stattfinden. Sein Name ging als "Frack" bis heute in die deutsche Sprache über. 2 Die englische Mode begann zu dieser Zeit Regeln aufzustellen, die bis heute Gültigkeit haben. Sowohl ein perfekter Schnitt und erstklassige Verarbeitung als auch die sachliche und unaufdringliche Eleganz gab den Ton an. Junge Männer konnten die unterschiedlichen Arten der Kleiderherstellung in einer Lehre lernen und perfektionieren. Die bis heute hoch angesehene englische Schneiderkunst stammt genau aus dieser Zeit.3 1 Krause, Lenning S. 162 ff 2 Krause, Lenning ebd. 3 Koch-Mertens, Wiebke S. 339
  • 5. 3 Die Herrenschneiderei im späteren 18. Jhdt. bewegte sich weg von barocker Eloquenz hin zu grösserer Einfachheit. Gerade in England zeigte sich dieser Trend, der später bestimmend werden sollte, in zunehmendem Masse. Die Formen männlicher Eleganz wurden verblüffender weise von der exzentrischen und eher unmodischen englischen Aristokratie entwickelt, die zunehmend persönlichen Prunk und höfisches Ritual ablehnte. Sie trugen Kleidung, die aus der eleganten Schlichtheit der Puritaner früherer Zeiten sowie der Grundbesitzer und des Landadels hervorgegangen waren. 4 Der Frack war meist dunkelfarbig und unterschied sich vom meist hellfarbigen Justaucorps nur durch Material, einen Kragen mit breitem Revers und die zurückgeschnittenen Schösse. Beeinflusst war er durch die praktische Militärkleidung, wodurch seine typische, schmale Form, mit eckig ausgeschnittenem Schoßteil und rückwärtigem Schlitz entstand. Seitennähte und Taschen waren nach hinten verlagert. In Frankreich wurde er "frac à l'anglaise" genannt. Unter dem Frack trug man eine enge Kniehose aus Tuch oder gelb gefärbtem Wildleder. Sie passte in der Form den französischen Kniehosen an, mit Knopfverschluß oder Schnalle an den Knien. Man trug sie ebenso eng und sie erhielt einen Verschluss auf der Vorderseite. In England durchlief so die Hosenmode einen weniger großen Wandel als der Rock.5 Die Westen, in England "new-market" genannt, waren aus weißem Piqué oder farbiger Seide und mit fantasievollen Stickereien bestückt. Aus Sparsamkeitsgründen und im Zuge des neuen Geistes der Simplizität, war die Weste bereits eng anliegend. Vorne war sie ein- oder zweireihig geknöpft und ärmellos, das Rückenteil war meist aus einfachem, derbem Leinen gefertigt. Und auch in der Länge trat der neue Geist der Vereinfachung auf. Die Weste reichte nicht mehr bis über die Hüften, sondern schloß kurz unterhalb der Taille ab. Als Inbegriff unauffälliger Eleganz war sie bis ins 19. Jahrhundert hinein beliebt. Die Krawatte wurde breiter und mehrfach um den Hals geschlungenen und unter dem Kinn gebunden. Als Mantel trug man in England zwei Formen, die sich sehr ähnelten. Einerseits die doppelreihige, taillierte Redingote, ein Rockmantel und ideale Kombination zwischen Rock und Mantel, der sich sowohl fürs Reiten als auch für Reisen vorteilhaft erwies. Andererseits 4 Hollander, Anne S. 130 5 Koch-Mertens, Wiebke S. 340
  • 6. 4 den weiteren und bequemeren "great coat". Sie hatten beide manchmal doppelte Kragen und später schnitt man die Vorderschöße schräg zurück.6 Der Degen, der lange Zeit auch im Zivilleben getragen wurde, vornehmlich von Aristokraten, wenn sie in vergoldeten Kutschen zu Salons und Empfängen fuhren, wurde durch eine Reitergerte oder einen Stock als Accessoire ersetzt.7 Obwohl sich die Perücke noch bis Ende des Jahrhunderts hielt, zeigten sich Freigeister bereits mit ungepuderten und lässig fallenden, offenen Haaren. Bei den Kopfbedeckungen kamen neben dem Dreispitz bereits neue Kopfbedeckungen auf. Der flachere Filzhut mit breiter Krempe sowie der höhere Hut mit schmaler Krempe. Beide Kopfbedeckungen entwickelten sich zum Zylinder, der bis in die Gegenwart zu gewissen Anlässen immer noch getragen werden kann.8 Der Schnallenschuh zum Tuchfrack war durchaus noch üblich. Jedoch verlor der Absatz immer mehr an Höhe, bis er schließlich ganz wegfiel. Stiefel wurden ebenfalls mit Vorliebe getragen. Der schwarze Jockeystiefel mit einem schmalen Riemen, deren Stulpe unter dem Knie umgeschlagen wurde und der neu hinzugekommene Husarenstiefel, dessen kurzer Schaft vorn spitz ausgeschnitten und mit einer Kordel geschmückt war, waren beide sehr beliebt. 2.2 Einfluss der englischen Herrenmode auf Deutschland In Deutschland erlebte man in der 2. Hälfte des 18. Jhdt. eine Zeit geistiger Umwälzungen und Erneuerungen. Besonders junge Menschen waren interessiert an Philosophie, Kunst aus der Antike. Goethe schrieb 1774 den Roman „Die Leiden des jungen Werther“. Er kleidete seinen Helden im Stil der neuen englischen Mode. Unter den jungen Männern brach ein regelrechtes Werther-Fieber aus. Sie lehnten sich gegen die starren Gesellschaftsformen auf und zeigten ihren Weltschmerz, betont nachlässig gekleidet in der Tracht der Romanfigur. Mit blauem Tuchrock mit Messingknöpfen, gelber Weste, gelbe Beinkleider, braune Stulpenstiefel, runder Filzhut und gelocktem, ungepudertem Haar demonstrierte man die neue Gesinnung. 6 Koch-Mertens, Wiebke S. 341 7 Hollander, Anne S. 134 8 Thiel, Erika S. 263
  • 7. 5 2.3 Herrenmode während der Französischen Revolution Der französische Hof hatte über seine Verhältnisse gelebt. Ein riesiges Staatsdefizit verursacht von Militär und Verwaltung stand zu buche. Die Bürger litten unter einer hohen Steuerlast und fühlten sich rechtlich benachteiligt. Das Bürgertum revoltierte in Paris und stürmte die Bastille, die als das Sinnbild absolutistischer Herrschaft galt. Es kam zu einer offenen Revolution und noch im selben Jahr setzte die Nationalversammlung die "Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte" durch. Die Forderungen nach Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit fand auch in anderen Ländern Europas große Zustimmung. Die Jakobiner, eine Gruppe Abgeordneter forderte sogar die Bildung einer Republik und die Abschaffung der Monarchie. Es kam zum Sturz der herrschenden Monarchen und ein Großteil des französischen Adels sowie der König und die Königin wurden mit der Guillotine hingerichtet.9 In der Mode vollzog sich eine ebenso grosse Veränderung. Die Nationalversammlung beschloss die Abschaffung aller Standestrachten und erhob den schwarzen Tuchrock zum Ehrenkleid des Bürgers. So wurde aus dem ehemaligen Standeszeichen ein politisches Abzeichen. Obwohl die englische Mode in Frankreich bereits ab Mitte des 18. Jahrhunderts Einzug hielt, änderte sich der Schnitt der Männerkleidung während der Revolution nicht grundlegend. Die Revolution in der Männerkleidung war dem politischen Umsturz schon vorausgegangen. Was sich veränderte war das Material. Man bevorzugte Leder und Tuch in dunklen Farben statt heller Seide. Die silbernen Schuhschnallen und die roten Absätze des Adels verschwanden ebenso wie die seidenen Röcke. Stattdessen begann der Mann immer mehr Stiefel zu tragen.10 Die Revolutionäre in Paris kleideten sich in der Kleidung der unteren Volksschichten. Die kurze Revolutionsjacke stammte von den Bauern, das offene Hemd und die Holzschuhe von den Bettlern, die Röhrenhose von der Matrosentracht und die Phrygische Mütze von den befreiten Galeerensträflingen in Marseille. Man trug das Hemd meist offen und schlang ein Tuch aus grobem Leinen um den Hals. Vor allem fielen die langen Hosen auf. Die Revolutionäre nannte man daher auch "Sansculottes", was soviel bedeutet wie Leute ohne Kniehosen. Später reichten diese Hosen etwa bis zur Wade. Sie wurden "Pantalons" genannt, Puder und Perücke verschwanden zumindest vorläufig. 9 Krause, Lenning S. 167 10 Max von Boehn S. 140
  • 8. 6 in Anlehnung an eine Figur aus der italienischen Komödie, zu deren Kleidung lange weite Hosen gehörten.11 3. Herrenmode in England nach der Französischen Revolution Die Herrenmode richtete sich ab 1815 nur noch nach englischen Vorbildern. Unter dem Eindruck der französischen Revolution waren auch in England alle Reste höfischer Mode gefallen. Der Zopf, die gepuderte Perücke, der Dreispitz und die Spitzenmanchetten kamen aus der Mode. Selbst die Culottes wurden gegen die Pantalons eingetauscht.12 Ein bedeutender Führer der englischen Herrenmode wurde George Bryan Brummel. Als Mitglied des Macaroni-Clubs, wo sich die elegante Welt traf und als "bestangezogener Mann Europas" sorgte er dafür, dass keine weiteren unerwünschten Einflüsse die englische Mode überfielen. Stattdessen machte er den Dandy zum Vorbild der Mode und brachte England damit wieder an die Spitze der Mode im 19. Jahrhundert. Das Dandytum verbreitete sich über den ganzen Kontinent und hatte viele berühmte Anhänger. Obwohl in England die Emanzipation der bürgerlichen Mode schon lange vor der Französischen Revolution begonnen hatte, vollzog sich auch dort durch die Ereignisse in Frankreich ein Wechsel, allerdings etwas gemässigter. Die englische bürgerliche Mode setzte ihre Emanzipationsbestrebungen fort, allerdings setzte sie sich vehement gegen die Versuche weiterer Vereinfachung der Kleidung ein. 13 Für Brummel lag wahre Eleganz im guten Schnitt sowie in der Qualität der verarbeiteten Wollstoffe. Alles Auffallende in der Kleidung wurde abgelehnt. Die Farben der Stoffe sollten dunkel sein und als Schmuck nur Uhr und Krawattennadel erlaubt sein. Höchste Eleganz und Schlichtheit waren sein oberstes Prinzip. Er galt als Sachverständiger des guten Geschmacks. Er stand für eine Kultur, die nicht auf adliger Herkunft basierte, sondern auf Geld und guten Geschmack. Da er keiner geregelten Arbeit nachging, sondern nur damit beschäftigt war sich in erlesener Kleidung zu präsentieren, sah er sich selbst als reines Kunstwerk und herrschte über den Geschmack einer ganzen Gesellschaft. Mit der Forderung nach dem tadellosen Schnitt vermochten nur wenige Vermögende den Qualitätsansprüchen zu genügen. Um nicht auffallend zu sein, musste ein Dandy dennoch 11 Krause, Lenning S. 168 12 Max von Boehn S. 148 13 Thiel, Erika S. 303
  • 9. 7 täglich viele Stunden seiner Kleidung widmen. Auch die Nuance spielte eine wichtige Rolle. Die Kleidung des Dandy sollte tadellos sitzen, damit wurde das Korsett für den Dandy fast unentbehrlich. Die modischen Details der Bekleidung hatten ebenfalls grosse Wichtigkeit. Daher gehörte es auch zum guten Ton, Anzüge, Hüte und Schuhe nur noch bei ganz bestimmten exklusiven Firmen produzieren zu lassen.14 Allein die Art und Weise wie sich der Herr die Krawatte band, war eine zeitraubende Zeremonie von allergrösster Wichtigkeit. Für Beau Brummel eine Angelegenheit, für die er täglich mehrere Stunden aufwendete. Das hier geprägte Ideal einer erlesenen, unaufdringlichen Eleganz durch ausgewähltes, tadelloses Material und allerbesten Schnitt, kombiniert mit höchster Schneiderkunst, hat die Herrenmode bis in die Gegenwart beeinflußt. 15 Auch das Hemd war von herausragender Bedeutung. Der Herr, der besonderen Wert auf ein strahlend weisses Hemd legte, scheute keine Mühe, zum Waschen sogar weite Kilometer zurückzulegen. Die separaten hochstehenden Kragen, auch als "Vatermörder" bezeichnet, engten Hals und Kopfbewegung ein. Abends wurde meist eine weiße, tagsüber eine schwarze oder eine farbige Krawatte getragen. "La cravatte, c'est L'homme", so sagte es Balzac. Dies könnte man als den Wahlspruch des Dandytums bezeichnen. Brummel machte die Krawatte zum zentralen Modeaccessoire der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Ein Herr mit hohem Anspruch auf Eleganz, musste sich am Tage drei- bis viermal umkleiden. Zur Morgentoilette Frack, Stiefel und Sporen; zum Diner Frack und Schuhe; zur Ballbekleidung Pumps, die sehr leicht waren und obendrein noch täglich frisch lackiert wurden. Zu jedem Anzug gehörte auch die entsprechende Wäsche und die modischen Accessoires. Ein Dandy benötigte so innerhalb einer Woche nicht weniger als 20 Hemden, 24 Schnupftücher, 10 Sommerhosen, 30 Halstücher, ein Dutzend Westen und Strümpfe.16 Neben der Krawatte, wurde die farbig gemusterte Weste zu einem weiteren Kultobjekt stilisiert. Sie wurde nach wie vor aus Seide oder Samt hergestellt und mit Stickereien verziert. Ihr kurzer schoßloser Schnitt blieb erhalten. Unter Modeliebhabern avancierte sie zum 14 Thiel, Erika S. 304 15 Koch-Mertens, Wiebke S. 374 16 Thiel, Erika S. 306
  • 10. 8 Lieblingsstück und man besaß nicht weniger als fünfzig bis sechzig dieser sehr kostspieligen Kleidungsstücke.17 Neben dem eleganten Frack war auch der Gehrock sehr beliebt, der im Gegensatz zum Frack einen nicht abgeschrägten Schoß hatte. Die Ärmel hatten eine etwas höher angelegte Armkugel. Auch die Taille wurde schmaler geschnitten. Durch die stärker gelockten Haare kam es zu einer diesbezüglich zu einer Angleichung der beiden Geschlechter. Auch die Pantalons wurde bis zum Knöchel verlängert und oben reichten sie nur noch bis zur Taille. Der Zylinder gab dem Anzug seinen letzten Schliff. 4. Zeit der Industrialisierung Spinnereien und Webereien hatten sich zu modernen Fabriken entwickelt. Waren und Stoffe konnten auf Dampfschiffen und später mit der Dampfeisenbahn schneller als zuvor transportiert werden. In England liefen um 1811 mehr als 5 Millionen Spindeln und 2000 mechanische Webstühle, die mit Dampfmaschinen betrieben wurden. Auch andere Erfindungen waren bahnbrechend für die Textilherstellung in England. Zum einen die von Joseph Maria Jacquard erfundene Jacquard-Maschine, die eine wesentliche Vereinfachung in der Seidenweberei. An ihr konnten komplizierte Webmuster im voraus auf Lochkarten programmiert werden. Zum anderen Erfindungen, wie die künstliche Bleiche und die Baumwollentkörnungsmaschine, die die Textilproduktion um ein vielfaches beschleunigen konnten. England hielt weiterhin die Spitze in der Fertigung feinster Stoffe.18 Nach der Euphorie der Revolution kam die große Ernüchterung. Der Traum der großen Freiheit war erstmal in weite Ferne gerückt. Nach dem Wiener Kongress wurden wieder die vorrevolutionären Verhältnisse wiederhergestellt. Inzwischen ging die Industrialisierung mit Riesenschritten voran. 1825 sollten in England die erste dampfbetriebene Eisenbahn, dampfbetriebene Schiffe sorgten für schnellere Transporte. Auch Gaslaternen auf den Straßen von London sorgten für ein erleuchtetes Straßenbild. Die Fotografie wurde erfunden und Spinnereien und Webereien waren hochmechanisiert.19 Aber es gab nicht nur die segenreiche Seite. Für viele Menschen war es eher ein Fluch. So mussten Männer, Frauen und Kinder oft für einen geringen Lohn unter meist unwürdigen 17 Thiel, Erika ebd. 18 Koch-Mertens, Wiebke S. 371 19 Koch-Mertens, Wiebke S. 385
  • 11. 9 Bedingungen arbeiten. Kritiker dieser Bedingungen waren Karl Marx und Friedrich Engels. Der Sozialismus war geboren. Unruhen waren an der Tagesordnung, vielerorts kam es zu gewalttätigen Reaktionen. Das Bürgertum zog sich zurück und verlor sich teilweise in den neuen romantischen Strömungen aus der Literatur oder der Kunst. Andere suchten ihr Heil in Bibelkreisen oder christlichen Sonntagsblättern. Durch die Erfindung der Jacquard-Maschine und anderen Textilmaschinen wurde die Gewebeherstellung konstengünstiger und dadurch sanken die Preise für Gewebe auf dem Markt. Der Preisdruck in der Textilproduktion stieg und drückte damit die Löhne weiter nach unten. Die Anleitungen Beau Brummels für den elegant gekleideten Mann, galten weiterhin. Der perfekte Schnitt und der tadellose Sitz des Herrenanzugs waren das erstrebenswerte Ziel in der Männermode. Auch das Gebot des weissen Hemdes galt immer noch, am besten mit abnehmbarem Kragen und Manchetten. Farbige Hemden galten für die Arbeiterklasse, die von ihrer Hände Arbeit leben mussten. Die moderne Silhouette in der Männermode war sehr ähnlich derjenigen der Frau, taillenbetont und sehr schlank. Oft mussten die Herren um diesem Bild zu entsprechen zu Korsett oder dem Baskischen Gürtel greifen. Gehröcke gehörten zur Tagebekleidung, knielang und ebenfalls stark tailliert entweder ein- oder zweireihig. Inzwischen war das Tragen von langen Hosen gestattet. Mit Seidenstreifen an den Seiten und mittels Stegen unter den Stiefeletten straff gehalten. Zu den langen Hosen trug man eine Weste, diese wurden aber immer luxuriöser ausgestattet.
  • 12. 10 5. Schluss Abschliessend ist zu sagen, dass die Entwicklung der englischen Herrenmode zur Zeit der Französischen Revolution und die Einleitung des Simplizismus, bis heute der prägende Stil in der Männermode geblieben ist. Die Kleidung des Mannes orientiert sich an einer zweckmässigen, fast uniformen Mode, die unauffällig und zugleich bequem sein soll. Auch in der heutigen Zeit wird dieses von der Männermode erwartet. Die Farben sollen eher gedeckt bleiben und weniger auffällig sein. Auch der moderne Mann von heute glänzt nicht durch Mode, sondern durch Leistung und Erfolg. Der männliche Anzug wurde bis zur heutigen Zeit nur wenig korrigiert und behielt im grossen und ganzen die Form des Englischen Stils bei. Praktischer Komfort siegte über die Eitelkeit. Daher war diese Entwicklung in England für den Bereich der Männermode sehr bedeutend.
  • 13. 11 Literaturverzeichnis Koch-Mertens, Wiebke, Der Mensch und seine Kleider. Die Kulturgeschichte der Mode bis 1900, Düsseldorf/Zürich 2000 Thiel, Erika, Geschichte des Kostüms. Die Europäische Mode von den Anfängen bis zur Gegenwart, Berlin 2000 von Boehn, Max, Die Mode. Eine Kulturgeschichte vom Barock bis zum Jugendstil, München 1989 Krause, Gisela; Lenning, Gertrud, Kleine Kostümkunde, Berlin 1998 Hollander, Anne, Anzug und Eros. Eine Geschichte der modernen Kleidung, Berlin 1997
  • 14. Erklärung Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig und ohne Benutzung anderer als der angegebenen Hilfsmittel angefertigt habe; die aus fremden Werken wörtlich oder sinngemäß übernommenen Gedanken sind unter Angabe der Quellen gekennzeichnet. Ich versichere, dass ich bisher keine Prüfungsarbeit mit gleichem oder ähnlichen Thema bei einer Prüfungsbehörde oder anderen Hochschule vorgelegt habe. ................................................................................................ Ort, Datum Unterschrift