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Willi Münzenberg (14. August
1889 bis Juni 1940), hier mit
Bart, früheste bekannte Por-
trätaufnahme, von etwa 1917
In den 1988 beschlossenen The-
sen des ZK der SED „70 Jahre
Kampf für Sozialismus und Frie-
den, für das Wohl des Volkes"
(ND vom 14. Juni 1988) werden
die besonderen Verdienste her-
vorgehoben, die sich Willi Mün-
zenberg um die revolutionäre
Presse und Propaganda der KPD
erworben hat. So ist uns der
100. Geburtstag des legendären
deutschen Kommunisten am
14. August 1989 Anlaß, in einer
mehrteiligen Reportage Spuren
der noch wenig erforschten frü-
hen Jahre Münzenbergs in Thü-
ringen aufzudecken.
Man schreibt das Jahr 1889. In
Paris wird zum 100. Jahrestag der
französischen Revolution der Eif-
felturm eingeweiht. London er-
lebt den mächtigen Streik der
Dockarbeiter. In New York wird
erstmalig ein Mensch mit Hilfe
des elektrischen Stuhls hingerich-
tet. Jena hat nun seine Carl-
Zeiss-Stiftung. ' Der Suezkanal
wird international. Auf ihrem
Gründungskongreß in Paris for-
dert die II. Internationale der
Sozialisten den. 8-Stunden-Ar-
beitstag. Da wird,7
am Morgen des
14. August, im Hause Augustiner-
straße 31 in Erfurt ein Knabe na-
mens Wilhelm Münzenberg gebo-
ren.
Der Vater heißt Friedrich Carl
Münzenberg. Als Ordonanzreiter
hat er an den preußischen Krie-
gen 1866 gegen Österreich und
1870/71 gegen Frankreich teilge-
nommen. In den eroberten fran-
zösischen Weinkellern hat er sich
das Saufen angewöhnt. Das vor-
zeitige Ende seiner Karriere im
„bunten Rock" eines „Offizier-
Stellvertreters" kann er nicht ver-
winden. Als„gewalttätige^ Alkq-
holiker tyrannisiert er die Fami-
lie und versuchten wechselnden
Berufen leichtes Geld zu machen.
Die Mutter, Minna (amtlich:
Wilhelmine) Münzenberg (etwa
1840 bis 1893), hat bereits drei
Kinder großgezogen, als sie mit
fast fünfzig Jahren ihren jüngsten
und letzten Sohn zur Welt bringt.
Bis zuletzt betreibt die geplagte
Frau im Eckhaus Augustiner-
straße 31 zum Unterhalt der Fa-
milie eine Kuchenbäckerei. Gut
ein Jahr nach dem Tod der Mut-
ter nimmt sich der Vater eine
neue Frau und deren Vermögen
von 20 000 Mark, kauft eine
Kneipe in Friemar bei Gotha und
zieht mit Frau und seinem spät-
geborenen Sohn aufs Dorf.
Unsere Bezirk'skorresponden-
tin Margrit Hahnel, historisch in-
teressiert und mit Erfurts Lokal-
geschichte vertraut, hat das Ge-
burtshaus Willi Münzenbergs vor
Jahren noch anschauen können.
Es sei ein kleines Haus gewesen,
weit älter als die höheren Wohn-
gebäude, die um die Jahrhundert-
wende in der Augustinerstraße
gebaut wurden. Schon 1870 habe
es die Nummer 31 getragen, die
nun verschwunden ist, weil die
Ecke Augustinerstraße/Am Hügel
zugunsten eines grünen Streifens
vor den schönen neuen Wohn-
häusern in der Straße Am Hügel
zurückgesetzt wurde. Das neue
Eckhaus, Am Hügel 2 a, hat zu
ebener Erde eine Ecknische, aus
der man den Blick nachvollziehen
kann, der vor knapp einem Jahr-
hundert Willi Münzenbergs erste
Weltsicht war.
Schräg gegenüber steht nämlich
wuchtig und trotzig der Nicolai-
Turm, ein Wehrturm mit Pech-
nasen, vor langer Zeit zum Schutz
jener Brücke gebaut, die die Au-
gustinerstraße über die Gera
führt und die bereits 1108 als
Liepwinisbrucca erwähnt wurde.
Schon als kleines Kind «hatte Willi
Münzenbeng das Thema Krieg
und Frieden vor Augen. Neben
die Eintragung seiner Geburt im
Erfurter standesamtlichen Haupt-
register hat 1917 jemand mit
Bleistift geschrieben, Münzenberg
sei „fahnenflüchtig" und daher
dürfe keine Geburtsurkunde aus-
gefertigt werden.
Zu der Zeit aber stand der
junge Mann aus Erfurt in Zürich
längst unter der roten Fahne, an
der Seite Wladimir Iljitsch Lenins
und der anderen Zimmerwalder
Linken, die in einer sozialisti-
schen Revolution die beste Alter-
native zum barbarischen Welt-
krieg sahen. Ende 1917, in den
Tagen und Wochen nach dem
Roten Oktober in Rußland, war
Willi Münzenberg wegen seiner
maßgeblichen Beteiligung am
Zürcher „Aufruhr" vom 15. bis
17. November 1917 in der Poli-
zeikaserne Zürich eingesperrt.
Dort hatte er einen ausführlichen
Lebenslauf zu schreiben. Er gibt
uns den besten Einblick in die
Erfurter Kindheit.
Seine erste Spielgefährtin, be-
richtet Münzenberg da, sei das
Töchterchen des SPD-Reichstags-
abgeordneten R. aus der Nach-
barschaft gewesen. Es wird sich
um den Erfurter Sozialdemokra-
ten Paul Reißhaus (1855 bis 1921)
gehandelt haben, der 1893 im
Wahlkreis Sonneberg/Saalfeld
tatsächlich in den Reichstag ge-
wählt wurde. Dessen kleine Toch-
ter muß begeistert gewesen sein,
wenn der Knabe von nebenan mit
•ihr „Hochzeit" oder „Beerdigung"
spielte und dabei aus dem Stegreif
prächtige Predigten hielt.
Im Sommer 1919 konnten dann
Tausende von Erfurtern Willi
Münzenbergs revolutionäres Red-
nertalent bewundern. Am 29. Juli
1919, inzwischen aus der Schweiz
ausgewiesen und als Teilnehmer
.an der deutschen Novemberrevo-
lution in Stuttgart von Januar bis
Juni 1919 eingekerkert, sprach er
im Erfurter Tivoli gleich zwei-
mal: um 18 Uhr vor der Jugend
und um 20 Uhr vor den Genos-
sen der noch ganz jungen KPD.
„Der Kommunist", die KPD-Zei-
tung t für Thüringen, bemerkte
dazu: „Den Genossen brauchen
wir nicht erst zu sagen, daß Mün-
zenberg einer der besten Redner
unserer Partei in Deutschland
ist."
Das Tivoli, in den „Gründer-
jahren" gebaut und ab 1897 von
Gewerkschaften als Volkshaus
gepachtet, existiert noch in der
Erfurter Karl-Marx-Allee (früher
Magdeburger Straße) — dunkelrot
gestrichen und mit der (leicht an-
gerosteten) Leuchtschrift: „Klub-
haus Tivoli ,Paul Schäfer'". Daß
Erfurts Tivoli zu einem Paul-
Schäfer-Klubhaus der Schuh-
arbeiter wurde und daß die Er-
furter Schuhfabriken heute ein
großer volkseigener Betrieb sind,
der den Namen seines Freundes,
Genossen und Berufskollegen
Paul Schäfer (1894 bis 1937) trägt,
könnte Willi Münzenberg nur ge-
fallen,,, Vermutlich* 1904 hatte
Münzenberg nämlich bei der
Firma Lingel in Erfurt als Lei-
stenjunge eine Lehre begonnen.
Im Sommer 1906 war er in den
Erfurter Arbeiterbildungsverein
„Propaganda" eingetreten, hatte
fortschrittliche Literatur kennen-
gelernt und war, bevor er in die
Schweiz ging, zum jungen Sozia-
listen geworden.
Paul Schäfer und das Haus an
der heutigen Erfurter Karl-
Marx-Allee sollten auch nach 1919
in Münzenbergs Leben eine Rolle
spielen. So betraute Münzenberg
Paul Schäfer 1925 mit der Lei-
tung der ersten großen Reise
einer Delegation deutscher Ar-
beiter in die Sowjetunion. Auch
in der von Münzenberg begrün-
deten Internationalen Arbeiter-
hilfe (IAH) übte Schäfer wichtige
Funktionen aus. Auf Münzen-
bergs Initiative wurde am
17. April 1927 die erste Reichs-
konferenz der Vereinigung der
Arbeiter-Fotografen Deutsch-
lands im Erfurter Tivoli abge-
halten. Der Knabe aus der Augu-
stinerstraße hat seine Geburts-
stadt nie vergessen.
Teil 2:
Eine Kindheit zwischen
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Diesen Eindruck erwecken auch
die braungebrannten drahtigen
Fischer in ihren bunt bemalten
kleinen Trawlern. Bis zu 5000
Tonnen Krabben, Garnelen und
Küstenfisch gehen ihnen jährlich
ins Netz. Ein Teil davon wird ex-
portiert, das meiste findet sich
auf dem Fischmarkt Phnom
Penhs wieder.
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len künftig das ökonomische Hin-
terland der Hafenstadt erweitern.
Seit langem schon ist die Eigen-
versorgung mit Reis gesichert,
niemand leidet hier Hunger. Die
Berge, die die Bucht von drei
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eine begrenzte Erweiterung der
Reisanbaufläche zu. „Deshalb
setzen wir entschieden auf indu-
strielle Agrarkulturen", sagt
Oberbürgermeister Chum Hol.
Nach seiner Rückkehr von den
neuen Pfeffer-Plantagen am hü-
geligen Rand der Stadt läßt er im
Gespräch die Vorzüge deutlich
werden. Unter der sengenden
Sonne grünen dort auf vorerst
122 Hektar diese hopfenartig ran-
kenden Gewürzpflanzen. Ernten,
von vier und mehr Kilogramm
Pfeffer pro Jahr und Strauch sor-
gen für ein gutes Einkommen der
Pflanzer-Familien.
„Die Menschen hier haben wie-
der Vertrauen in die Zukunft",
sagt Prat Ham. „Würden sie sonst
wohl an allen Ecken und Enden
Kompong Soms neue, schmucke
Holzhäuser bauen?"
Das ist in der Tat nicht zu
übersehen. Neben der Ziegelei,
einer Trockeneisfabrik und dem
3,4-Megawatt-Kraftwerk, die
ebenfalls wiederaufgebaut wor-
den waren, zählt ein kleines
Sägewerk zu den Stützen der be-
scheidenen Industriebetriebe
Kompong Soms. „Wir hoffen, daß
in nicht allzu ferner Zukunft auch
die übrigen zerstörten Betriebe
wie die Brauerei, die Öl-Raffine-
rie und die Schlosserwerkstatt
ihre Arbeit wieder aufnehmen
werden", sagt Prat Ham zuver-
sichtlich und fügt hinzu: „In
einem friedlichen, freien und un-
abhängigen Kambodscha soll un-
sere Stadt das werden, was sie
schon einmal war: die Perle unse-
res Landes."
„Bei diesem.7 Immobilien-
Schwindel geht es um Milliarden
Centimes. Wohini sie geflossen
sind, wissen wir nicht." Hef-
tige Worte gebraucht Maitre
Robyn in seinem Schlußplädoyer
vor dem 13. Senat der Pariser
Strafkammer. Gerichtspräsident
Michel Salzmann war kaum we-
niger entschieden: „Alles in die-
ser Akte ist ekelhaft", hatte er
schon bei Eröffnung des Prozes-
ses erklärt.
Worum ging es? Mit Wissen
und Duldung vieler waren gegen
Recht und Gesetz mindestens 20
Pariser Wohnblöcke in Büros ver-
wandelt worden, wobei für die
daran beteiligten „Urbanisten"
Dutzende Millionen* 'Francs ab-
fielen. Angeklagt waren die Im-
mobilienmakler Brun und De-
louvrier, zwei inzwischen pen-
sionierte Beamte und eine kleine
Mitarbeiterin des Pariser Stadt-
bauamtes — offiziell wegen Do-
kumentenfälschung, i
In der Sache ging es jedoch um
etwas, das in Paris nach wie vor
ein heiß diskutiertes Thema
bleibt: die Vertreibung vieler Be-
wohner in die Vorstädte durch
horrenden Mietwucher, ja selbst
die Vernichtung von Wohnungen.
Die französische Hauptstadt hat
heute rund 840 000 Einwohner
weniger als 1921! Seit der 1977
erstmals zum Bürgermeister ge-
wählte frühere Premier Jacques
Chirac das Ziel verkündet hat,
Paris zum „Finanzplatz Nr. 1"
und zur „Drehscheibe" in dem ab
1993 geplanten einheitlichen EG-
Markt zu machen, wächst hier
die Nachfrage nach Büroraum
unaufhörlich. Schon 140 000 in-
und ausländische Unternehmen
haben, auch durch relativ gün-
stige Gewerbesteuern angelockt,
hier ihren Sitz. Zuweilen ist das
jedoch nur ein Briefkasten oder
ein automatischer Anrufbeant-
worter. Denn Büros sind knapp
geworden. Und infolge der seit
jeher dichten Bebauung inner-
halb der feststehenden Stadtgren-
zen gibt es kaum noch freies Ter-
rain für Neubauten.
Deshalb wurde schon vor lan-
gem begonnen, Wohn- in Büro-
raum zu verwandeln. Da das bei
einem „freien Wohnungsmarkt"
zwangsläufig zu immer schnelle-
ren Mietsteigerungen führt, wuchs
im gleichen Tempo auch die Ver-
bitterung der Pariser. Erst kürz-
lich folgten an einem Wochenende
wieder 25 000 Pariser dem Aufruf
des Mieterverbandes CNL zu einer
Protestdemonstration. Denn un-
geachtet großer Wohnungsnot ist
in der Hauptstadt nur der Bau
von 5000 Wohnungen pro Jahr,
darunter viele Luxusapparte-
ments, geplant. Von den 43 000
als „Dringlichkeitsfälle" an-
erkannten Wohnungsanträgen
könnten pro Jahr nur 1500 posi-
tiv erledigt werden, stellte „Le
Monde" dazu fest.
Auf Grund dieser Situation sah
man sich schon vor Jahren genö-
tigt, die „Umwandlung" von
Wohn- in Büroraum an Bedingun-
gen zu knüpfen. Danach ist ein
solcher Unibau erstens genehmi-
gungspflichtig. Zweitens müssen
pro Quadratmeter 900 Francs Ge-
bühren gezahlt werden. Und drit-
tens sollen — so die amtliche Vor-
schrift — gleichzeitig andere, bis-
her gewerblich genutzte Räume in
Wohnungen verwandelt werden.
Das erschwert den Immobilien-
Spekulanten in der Tat das Ge-
schäft. Doch wie der Prozeß
zeigte, fanden sie letztlich neue
Schlupflöcher. Die zwei angeklag-
ten Makler hatten bei der für sie
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einen „guten Freund". Zwar war
der heute 72jährige zwischenzeit-
lich ins Büro des Bürgermeisters
aufgerückt, doch das erhöhte in
rare in Millionen-Höhe, versteht
sich. Als 1987 der Schwindel auf-
zufliegen drohte, wandte sich
einer dieser Kunden voller Sorge
an eine gute Bekannte, seinerzeit
im Innenministerium. Er erzählte
ihr, daß und von wem ihm die
gefälschten Papiere geliefert wur-
den. „Ich habe ihm gesagt, daß
ich sehen werde, was ich tun
kann", sagte sie in dem Prozeß
aus. Wie der Betreffende gehört
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ten, wurde nur als Zeuge gehört.
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Dame nicht für nötig gehalten,
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tar, dem angeblich nicht auffiel,
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sagte er unumwunden: „Sie sind
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petent." Der Betrug, so ist im Ur-
teil festgehalten, „konnte nur
dank der schuldhaften Inkonse-
quenz der Mehrzahl der Notare
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Anlage, die Gold wert ist... Foto:ND/Heilig
Die vor Gericht zitierten Betei-
ligten dieses Millionencoups ge-
nierten sich nicht. Zwei derer, die
von Brun und Delouvrier ge-
fälschte Papiere bezogen, hatten
sogar die Stirn, im Prozeß gegen
sie als „Nebenkläger" aufzutre-
ten. Bezeichnend auch folgendes
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diger beim Gericht um Verständ-
nis für seinen Mandanten warb:
„Die Mehrzahl der Immobilien-
händler wird Ihnen sagen, daß
man nicht das Gesetz, sondern
diejenigen kennen muß, die es
anwenden."
Inwieweit das bei der Urteils-
findung Berücksichtigung fand,
vermag niemand zu sagen. Doch
2 Jahre 6 Monate Gefängnis und
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Brun erschienen vielen mehr als
glimpflich. Die kleine Angestellte,
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für „nur mal zum Essen" einge-
laden wurde oder ein paar Hun-
derter bekam, verdonnerte man
dagegen zu zwei Jahren Haft.
Delouvrier, der andere Haupt-
angeklagte, wurde in Abwesen-
heit zu fünf Jahren verurteilt. Er
sei in der Schweiz, heißt es, und
wolle dort bleiben, bis seine Strafe
verjährt ist. Das dauert auch nur
fünf Jahre. Und mit den ergau-
nerten Millionen dürfte er diese
Zeit selbst ohne neuerliche Ge-
schäfte überstehen.
Der Hafen, nun häufiger auch
von Handelsschiffen aus Singa-
pur und Thailand angesteuert,
war Anfang der 80er Jahre mit
sowjetischer und vietnamesischer
Hilfe rekonstruiert worden. Mit
200 000 Tonnen Güterumschlag im
Jahr erreicht er aber erst ein
Viertel seiner ursprünglichen Ka-
pazität. Es mangelt an moderner
Umschlagtechnik, es fehlen qua-
lifizierte Arbeitskräfte, die Wirt-
schaftsblockade westlicher Län-
der verhinderte die rasche Ent-
faltung zu einem Welthafen.
„Dafür gibt es noch viel zu tun,
und unsere Entwicklungspro-
gramme reichen bis zur Jahrhun-
dertwende", erläutert der stell-
vertretende Oberbürgermeister
Prat Ham bei einem gemeinsa-
men Rundgang. „Doch verglichen
n u t z e s Aia$g^igslage1|h«beniiw,irii
viel erreicht", fügt er hinzu. 1975
hatten die Pol-Pot-Heere die
Stadt auf blutige Weise men-
schenleer gefegt, viele Einwohner
wurden Opfer des schrecklichen
Mordfeldzuges. Die neuen Be-
wohner müssen erst lernen, einen
Hafen zu leiten.
In 100 000 Exemplaren druckte
Münzenbergs Neuer Deutscher
Verlag 1925 den Reisebericht der
von Schäfer geleiteten Arbeiter-
Delegation (oben). Aufrufe zu Ver-
sammlungen - aus «Der Kommu-
nist", Erfurt, vom 29. Juli 1919
&dtnmitniftifct)e Partei 3>eutfd)fanbs (Sparta&uslmttb).
Ortsgruppe örfurt.
Paul Schafer
(rechts), Mün-
zenbergs Freund
und Genosse,
fiel 1937 im
spanischen
Freiheitskampf.
Ihm zu Ehren
heißt heute in
Erfurt das tradi-
Volkshaus Tivoli
(links Aufnahme
von der Jahr-
hundertwende)
Paul-Schäfer-
Klubhaus
Reiner Schmalzl/
Erfurt (1),
ND/Repro (5)
Der weiße Palmenstrand der
Bucht von Kompong Som wartet
bislang noch auf die einst zahl-
reichen Touristen. Die Stadt be-
reitet sich jedoch auf den Frem-
denverkehr vor, wie Prat Ham
sagt. Die drei Hotels sollen dem-
nächst rekonstruiert werden.
Noch ist die Anreise über Land
nicht ungefährlich, aber die Natio-
nalstraße Nr. 4, die von Phnom
Penh hierherführt, gilt im wesent-
lichen als sicher. Hin und wieder
werden einzeln daherfahrende
Autos allerdings von versprengten
Trupps der „Khmer Rouge" ge-
stoppt^ die sich in den einige Ki-
lometer vor der Stadt gelegenen
dschungelbedeckten Bergen ver-
steckt halten. „Wir tun unser
Möglichstes, um solche Vorfälle
zu unterbinden", meint Prat Ham
gelassen. „In Kompong Som und
den angegliederten 14 Landge-
meinden kann jeder ruhig seinem
Tagewerk nachgehen."
Bericht der deurt*en Arbeiter .Delegation
Ober ihren Aufenthalt in Rußland
vom 14. luli bis zum 28. Augult 192S
seinem einstigen Amt offenbar
nur seine Autorität. Angespornt
durch Dutzende größere Scheine
— im Prozeß war von 360 000
Francs die Rede — sorgte er da-
für, daß jene Angestellte, die dort
die Gebäude-Akten verwaltet,
mindestens anderthalb Jahre lang
einzelne von ihnen immer wieder
in die Maklerbüros trug.
Sie betrafen stets Wohnhäuser,
die von den Herren gerade ge-
kauft worden waren. Mit Hilfe
von Blanko-Kopfbögen wandelte
man sie^ aktenmäßig über Nacht
in Geschäftshäuser um, deren Re-
novierung und Umbau dann bei
der dafür zuständigen Preiecture
beantragt wurde. Damit niemand
wegen primitiv gefälschter Stem-
pel und Unterschriften stutzig
wurde, „heuerte" man auch dort
für 240 000 Francs den zuständi-
gen Beamten an. Die Geschäfte
der beiden Makler florierten: Im
Juni 1986 kauften sie ein Gebäude
für sechs Millionen Francs, im
September stießen sie es für 12
Millionen wieder ab. Ein anderer
Coup im Juli brachte 21,5 Millio-
nen Profit. Die Branche wunderte
sich, doch niemand erstattete An-
zeige.
Im Gegenteil. Makler-Kollegen
und andere ehrbare Hausbesitzer
baten das Gauner-Duo um Hilfe.
Sie wurde gewährt, gegen Hono-
Oberbürgermeister Chum Hol präsentiert stolz
.seine* Pfefferpflanien Foto:ZBAVeüe
Kompong Som, die
Perle der südkambod-
schanischen Küste,
stöhnt unter der prallen
Tropensonne. Auch die
allabendlich nieder-
prasselnden Monsun-
regen bringen nur we-
nig Abkühlung, sondern
verwandeln die Stadt in
einen feucht-heißen
Dampfkessel. Sie ist das
Tor Kambodschas zur
Welt und bedeutendster
Umschlagplatz für alle
lebenswichtigen Güter
des Landes. Zusammen
mit dem Hafen entwik-
kelte sich die noch
junge Stadt Kompong
Som in den 50er Jahren
aus einem bescheidenen
Fischerdort zur zweit-
größten Ansiedlung des
Landes — damals Siha-
noukville genannt.
Heute beherbergt sie
75 000 Einwohner.
Vor allem aus der So-
wjetunion und dem be-
nachbarten Vietnam
Laufen derzeit im Ha-
fen Schiffe ein. Frach-
ter mit einer Traglast
bis zu 10 000 tdw kön-
nen hier ankern. Sie
löschen dringend benö-
tigte Hilfsgüter wie Pa-
pier, Baustoffe und -ausrüstun-
gen sowie Landmaschinen für die
schwach entwickelte kambodscha-
nische Wirtschaft. Auf „Kamas"-
und „W 50"-LKW treten sie die
Reise in die über 200 Kilometer
nördlich gelegene Hauptstadt
oder in andere Provinzen an.
9tefereat: Qtawffc wtinjtnbtra au*
CAntiV »et 3«««»l«ler.«tlB.«l«.
Der Vater hatte sich
das Saufeit angewöhnt
Am Hügel und im Tivoli
einer der besten Redner
Ab 1904 Leistenjunge
bei der Firma Lingel
Kompong Som, Kambodschas
Tor zur Welt, steht offen
Menschen haben wieder
Vertrauen in die Zukunft
Millionencoup mit
gefälschten Papieren
Seuie 3>ienftag, bett 29. guli, abenbs 8 llftr
im „SttioU"
Sbcma: 3>ie närfjftcn Aufgaben ber «Urbeiterkloffc.
$eute ©ienftag, ben 29. guli, abettbs 6 Uljr
im „Siooli"
Nach Pol-Pot-Herrschaft
ein zweites Mal besiedelt
Was fahen
58deutrdieArbeiter
in Rußland?
Is^- r.'.ui n v;:> vv
Abb.: ND/- '
Das Geburtshaus in Erfurt Wehrturm an der Gera Das neue Eckhaus Am Hügel 2 a Tivoli in der heutigen Karl-Marx-Allee
Von Matthias W e i l e , Phnom Penh
Von unserem Korrespondenten Dr. Claus D ü m d e
Referent: ©ettoHe anüttjenbers «ras Stuttgart
tionsreiche
1 0 1 1
NEUER DEUTSCHEBVERLAG
o»« etMttaort
chtn
Neues Deutschland / 29./30. Juli 1989 / Seite 11
Reportage
Willi Münzenberg — seine frühen Jahre in Thüringen {1}
Hafenstadt ist bedeutendster Umschlagplatz des Landes
Zum 100. Geburtstag ein illustrativer biographischer Streifzug
Von Dr. Harald W e s s e I
Öffentliche
SF ^olfestjerfammluttö 3£
Wrojie «ptliflic ;iiiifii^)crii]!iiiiiliifiii
Sfjema: 3itgenbberoegitng unb 9?coolution.
Sreie 3ugcnb ttrfurt.
In Paris werden Wohnhäuser in Büros verwandelt — oft gegen Recht und Gesetz/ Ein Prozeß brachte es ans Licht
Der Notar war .blind'
Maklerduo zog die Fäden
Große läßt man laufen
.Auswege' der Spekulanten

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Am Hügel und im Tivoli einer der besten Redner

  • 1. Willi Münzenberg (14. August 1889 bis Juni 1940), hier mit Bart, früheste bekannte Por- trätaufnahme, von etwa 1917 In den 1988 beschlossenen The- sen des ZK der SED „70 Jahre Kampf für Sozialismus und Frie- den, für das Wohl des Volkes" (ND vom 14. Juni 1988) werden die besonderen Verdienste her- vorgehoben, die sich Willi Mün- zenberg um die revolutionäre Presse und Propaganda der KPD erworben hat. So ist uns der 100. Geburtstag des legendären deutschen Kommunisten am 14. August 1989 Anlaß, in einer mehrteiligen Reportage Spuren der noch wenig erforschten frü- hen Jahre Münzenbergs in Thü- ringen aufzudecken. Man schreibt das Jahr 1889. In Paris wird zum 100. Jahrestag der französischen Revolution der Eif- felturm eingeweiht. London er- lebt den mächtigen Streik der Dockarbeiter. In New York wird erstmalig ein Mensch mit Hilfe des elektrischen Stuhls hingerich- tet. Jena hat nun seine Carl- Zeiss-Stiftung. ' Der Suezkanal wird international. Auf ihrem Gründungskongreß in Paris for- dert die II. Internationale der Sozialisten den. 8-Stunden-Ar- beitstag. Da wird,7 am Morgen des 14. August, im Hause Augustiner- straße 31 in Erfurt ein Knabe na- mens Wilhelm Münzenberg gebo- ren. Der Vater heißt Friedrich Carl Münzenberg. Als Ordonanzreiter hat er an den preußischen Krie- gen 1866 gegen Österreich und 1870/71 gegen Frankreich teilge- nommen. In den eroberten fran- zösischen Weinkellern hat er sich das Saufen angewöhnt. Das vor- zeitige Ende seiner Karriere im „bunten Rock" eines „Offizier- Stellvertreters" kann er nicht ver- winden. Als„gewalttätige^ Alkq- holiker tyrannisiert er die Fami- lie und versuchten wechselnden Berufen leichtes Geld zu machen. Die Mutter, Minna (amtlich: Wilhelmine) Münzenberg (etwa 1840 bis 1893), hat bereits drei Kinder großgezogen, als sie mit fast fünfzig Jahren ihren jüngsten und letzten Sohn zur Welt bringt. Bis zuletzt betreibt die geplagte Frau im Eckhaus Augustiner- straße 31 zum Unterhalt der Fa- milie eine Kuchenbäckerei. Gut ein Jahr nach dem Tod der Mut- ter nimmt sich der Vater eine neue Frau und deren Vermögen von 20 000 Mark, kauft eine Kneipe in Friemar bei Gotha und zieht mit Frau und seinem spät- geborenen Sohn aufs Dorf. Unsere Bezirk'skorresponden- tin Margrit Hahnel, historisch in- teressiert und mit Erfurts Lokal- geschichte vertraut, hat das Ge- burtshaus Willi Münzenbergs vor Jahren noch anschauen können. Es sei ein kleines Haus gewesen, weit älter als die höheren Wohn- gebäude, die um die Jahrhundert- wende in der Augustinerstraße gebaut wurden. Schon 1870 habe es die Nummer 31 getragen, die nun verschwunden ist, weil die Ecke Augustinerstraße/Am Hügel zugunsten eines grünen Streifens vor den schönen neuen Wohn- häusern in der Straße Am Hügel zurückgesetzt wurde. Das neue Eckhaus, Am Hügel 2 a, hat zu ebener Erde eine Ecknische, aus der man den Blick nachvollziehen kann, der vor knapp einem Jahr- hundert Willi Münzenbergs erste Weltsicht war. Schräg gegenüber steht nämlich wuchtig und trotzig der Nicolai- Turm, ein Wehrturm mit Pech- nasen, vor langer Zeit zum Schutz jener Brücke gebaut, die die Au- gustinerstraße über die Gera führt und die bereits 1108 als Liepwinisbrucca erwähnt wurde. Schon als kleines Kind «hatte Willi Münzenbeng das Thema Krieg und Frieden vor Augen. Neben die Eintragung seiner Geburt im Erfurter standesamtlichen Haupt- register hat 1917 jemand mit Bleistift geschrieben, Münzenberg sei „fahnenflüchtig" und daher dürfe keine Geburtsurkunde aus- gefertigt werden. Zu der Zeit aber stand der junge Mann aus Erfurt in Zürich längst unter der roten Fahne, an der Seite Wladimir Iljitsch Lenins und der anderen Zimmerwalder Linken, die in einer sozialisti- schen Revolution die beste Alter- native zum barbarischen Welt- krieg sahen. Ende 1917, in den Tagen und Wochen nach dem Roten Oktober in Rußland, war Willi Münzenberg wegen seiner maßgeblichen Beteiligung am Zürcher „Aufruhr" vom 15. bis 17. November 1917 in der Poli- zeikaserne Zürich eingesperrt. Dort hatte er einen ausführlichen Lebenslauf zu schreiben. Er gibt uns den besten Einblick in die Erfurter Kindheit. Seine erste Spielgefährtin, be- richtet Münzenberg da, sei das Töchterchen des SPD-Reichstags- abgeordneten R. aus der Nach- barschaft gewesen. Es wird sich um den Erfurter Sozialdemokra- ten Paul Reißhaus (1855 bis 1921) gehandelt haben, der 1893 im Wahlkreis Sonneberg/Saalfeld tatsächlich in den Reichstag ge- wählt wurde. Dessen kleine Toch- ter muß begeistert gewesen sein, wenn der Knabe von nebenan mit •ihr „Hochzeit" oder „Beerdigung" spielte und dabei aus dem Stegreif prächtige Predigten hielt. Im Sommer 1919 konnten dann Tausende von Erfurtern Willi Münzenbergs revolutionäres Red- nertalent bewundern. Am 29. Juli 1919, inzwischen aus der Schweiz ausgewiesen und als Teilnehmer .an der deutschen Novemberrevo- lution in Stuttgart von Januar bis Juni 1919 eingekerkert, sprach er im Erfurter Tivoli gleich zwei- mal: um 18 Uhr vor der Jugend und um 20 Uhr vor den Genos- sen der noch ganz jungen KPD. „Der Kommunist", die KPD-Zei- tung t für Thüringen, bemerkte dazu: „Den Genossen brauchen wir nicht erst zu sagen, daß Mün- zenberg einer der besten Redner unserer Partei in Deutschland ist." Das Tivoli, in den „Gründer- jahren" gebaut und ab 1897 von Gewerkschaften als Volkshaus gepachtet, existiert noch in der Erfurter Karl-Marx-Allee (früher Magdeburger Straße) — dunkelrot gestrichen und mit der (leicht an- gerosteten) Leuchtschrift: „Klub- haus Tivoli ,Paul Schäfer'". Daß Erfurts Tivoli zu einem Paul- Schäfer-Klubhaus der Schuh- arbeiter wurde und daß die Er- furter Schuhfabriken heute ein großer volkseigener Betrieb sind, der den Namen seines Freundes, Genossen und Berufskollegen Paul Schäfer (1894 bis 1937) trägt, könnte Willi Münzenberg nur ge- fallen,,, Vermutlich* 1904 hatte Münzenberg nämlich bei der Firma Lingel in Erfurt als Lei- stenjunge eine Lehre begonnen. Im Sommer 1906 war er in den Erfurter Arbeiterbildungsverein „Propaganda" eingetreten, hatte fortschrittliche Literatur kennen- gelernt und war, bevor er in die Schweiz ging, zum jungen Sozia- listen geworden. Paul Schäfer und das Haus an der heutigen Erfurter Karl- Marx-Allee sollten auch nach 1919 in Münzenbergs Leben eine Rolle spielen. So betraute Münzenberg Paul Schäfer 1925 mit der Lei- tung der ersten großen Reise einer Delegation deutscher Ar- beiter in die Sowjetunion. Auch in der von Münzenberg begrün- deten Internationalen Arbeiter- hilfe (IAH) übte Schäfer wichtige Funktionen aus. Auf Münzen- bergs Initiative wurde am 17. April 1927 die erste Reichs- konferenz der Vereinigung der Arbeiter-Fotografen Deutsch- lands im Erfurter Tivoli abge- halten. Der Knabe aus der Augu- stinerstraße hat seine Geburts- stadt nie vergessen. Teil 2: Eine Kindheit zwischen Dorfschule und Schenke Diesen Eindruck erwecken auch die braungebrannten drahtigen Fischer in ihren bunt bemalten kleinen Trawlern. Bis zu 5000 Tonnen Krabben, Garnelen und Küstenfisch gehen ihnen jährlich ins Netz. Ein Teil davon wird ex- portiert, das meiste findet sich auf dem Fischmarkt Phnom Penhs wieder. Land- und Forstwirtschaft sol- len künftig das ökonomische Hin- terland der Hafenstadt erweitern. Seit langem schon ist die Eigen- versorgung mit Reis gesichert, niemand leidet hier Hunger. Die Berge, die die Bucht von drei Seiten umgeben, lassen aber nur eine begrenzte Erweiterung der Reisanbaufläche zu. „Deshalb setzen wir entschieden auf indu- strielle Agrarkulturen", sagt Oberbürgermeister Chum Hol. Nach seiner Rückkehr von den neuen Pfeffer-Plantagen am hü- geligen Rand der Stadt läßt er im Gespräch die Vorzüge deutlich werden. Unter der sengenden Sonne grünen dort auf vorerst 122 Hektar diese hopfenartig ran- kenden Gewürzpflanzen. Ernten, von vier und mehr Kilogramm Pfeffer pro Jahr und Strauch sor- gen für ein gutes Einkommen der Pflanzer-Familien. „Die Menschen hier haben wie- der Vertrauen in die Zukunft", sagt Prat Ham. „Würden sie sonst wohl an allen Ecken und Enden Kompong Soms neue, schmucke Holzhäuser bauen?" Das ist in der Tat nicht zu übersehen. Neben der Ziegelei, einer Trockeneisfabrik und dem 3,4-Megawatt-Kraftwerk, die ebenfalls wiederaufgebaut wor- den waren, zählt ein kleines Sägewerk zu den Stützen der be- scheidenen Industriebetriebe Kompong Soms. „Wir hoffen, daß in nicht allzu ferner Zukunft auch die übrigen zerstörten Betriebe wie die Brauerei, die Öl-Raffine- rie und die Schlosserwerkstatt ihre Arbeit wieder aufnehmen werden", sagt Prat Ham zuver- sichtlich und fügt hinzu: „In einem friedlichen, freien und un- abhängigen Kambodscha soll un- sere Stadt das werden, was sie schon einmal war: die Perle unse- res Landes." „Bei diesem.7 Immobilien- Schwindel geht es um Milliarden Centimes. Wohini sie geflossen sind, wissen wir nicht." Hef- tige Worte gebraucht Maitre Robyn in seinem Schlußplädoyer vor dem 13. Senat der Pariser Strafkammer. Gerichtspräsident Michel Salzmann war kaum we- niger entschieden: „Alles in die- ser Akte ist ekelhaft", hatte er schon bei Eröffnung des Prozes- ses erklärt. Worum ging es? Mit Wissen und Duldung vieler waren gegen Recht und Gesetz mindestens 20 Pariser Wohnblöcke in Büros ver- wandelt worden, wobei für die daran beteiligten „Urbanisten" Dutzende Millionen* 'Francs ab- fielen. Angeklagt waren die Im- mobilienmakler Brun und De- louvrier, zwei inzwischen pen- sionierte Beamte und eine kleine Mitarbeiterin des Pariser Stadt- bauamtes — offiziell wegen Do- kumentenfälschung, i In der Sache ging es jedoch um etwas, das in Paris nach wie vor ein heiß diskutiertes Thema bleibt: die Vertreibung vieler Be- wohner in die Vorstädte durch horrenden Mietwucher, ja selbst die Vernichtung von Wohnungen. Die französische Hauptstadt hat heute rund 840 000 Einwohner weniger als 1921! Seit der 1977 erstmals zum Bürgermeister ge- wählte frühere Premier Jacques Chirac das Ziel verkündet hat, Paris zum „Finanzplatz Nr. 1" und zur „Drehscheibe" in dem ab 1993 geplanten einheitlichen EG- Markt zu machen, wächst hier die Nachfrage nach Büroraum unaufhörlich. Schon 140 000 in- und ausländische Unternehmen haben, auch durch relativ gün- stige Gewerbesteuern angelockt, hier ihren Sitz. Zuweilen ist das jedoch nur ein Briefkasten oder ein automatischer Anrufbeant- worter. Denn Büros sind knapp geworden. Und infolge der seit jeher dichten Bebauung inner- halb der feststehenden Stadtgren- zen gibt es kaum noch freies Ter- rain für Neubauten. Deshalb wurde schon vor lan- gem begonnen, Wohn- in Büro- raum zu verwandeln. Da das bei einem „freien Wohnungsmarkt" zwangsläufig zu immer schnelle- ren Mietsteigerungen führt, wuchs im gleichen Tempo auch die Ver- bitterung der Pariser. Erst kürz- lich folgten an einem Wochenende wieder 25 000 Pariser dem Aufruf des Mieterverbandes CNL zu einer Protestdemonstration. Denn un- geachtet großer Wohnungsnot ist in der Hauptstadt nur der Bau von 5000 Wohnungen pro Jahr, darunter viele Luxusapparte- ments, geplant. Von den 43 000 als „Dringlichkeitsfälle" an- erkannten Wohnungsanträgen könnten pro Jahr nur 1500 posi- tiv erledigt werden, stellte „Le Monde" dazu fest. Auf Grund dieser Situation sah man sich schon vor Jahren genö- tigt, die „Umwandlung" von Wohn- in Büroraum an Bedingun- gen zu knüpfen. Danach ist ein solcher Unibau erstens genehmi- gungspflichtig. Zweitens müssen pro Quadratmeter 900 Francs Ge- bühren gezahlt werden. Und drit- tens sollen — so die amtliche Vor- schrift — gleichzeitig andere, bis- her gewerblich genutzte Räume in Wohnungen verwandelt werden. Das erschwert den Immobilien- Spekulanten in der Tat das Ge- schäft. Doch wie der Prozeß zeigte, fanden sie letztlich neue Schlupflöcher. Die zwei angeklag- ten Makler hatten bei der für sie zuständigen Behörde seit langem einen „guten Freund". Zwar war der heute 72jährige zwischenzeit- lich ins Büro des Bürgermeisters aufgerückt, doch das erhöhte in rare in Millionen-Höhe, versteht sich. Als 1987 der Schwindel auf- zufliegen drohte, wandte sich einer dieser Kunden voller Sorge an eine gute Bekannte, seinerzeit im Innenministerium. Er erzählte ihr, daß und von wem ihm die gefälschten Papiere geliefert wur- den. „Ich habe ihm gesagt, daß ich sehen werde, was ich tun kann", sagte sie in dem Prozeß aus. Wie der Betreffende gehört auch sie nicht zu den Angeklag- ten, wurde nur als Zeuge gehört. „Und natürlich hat es diese Dame nicht für nötig gehalten, den Staatsanwalt zu verständi- gen", stellte Gerichtspräsident Salzmann bitter fest. Einem No- tar, dem angeblich nicht auffiel, daß er eine mit Juni datierte — positive — Antwort auf einen erst im Juli gestellten Antrag erhielt, sagte er unumwunden: „Sie sind entweder unredlich oder inkom- petent." Der Betrug, so ist im Ur- teil festgehalten, „konnte nur dank der schuldhaften Inkonse- quenz der Mehrzahl der Notare funktionieren ". An verschiedenen Stellen der französischen Hauptstadt, wie hier auf den Champs Elysees, wurden viele Wohnungen zu Büros „umfunktioniert". Eine Anlage, die Gold wert ist... Foto:ND/Heilig Die vor Gericht zitierten Betei- ligten dieses Millionencoups ge- nierten sich nicht. Zwei derer, die von Brun und Delouvrier ge- fälschte Papiere bezogen, hatten sogar die Stirn, im Prozeß gegen sie als „Nebenkläger" aufzutre- ten. Bezeichnend auch folgendes Argument, mit dem ein Vertei- diger beim Gericht um Verständ- nis für seinen Mandanten warb: „Die Mehrzahl der Immobilien- händler wird Ihnen sagen, daß man nicht das Gesetz, sondern diejenigen kennen muß, die es anwenden." Inwieweit das bei der Urteils- findung Berücksichtigung fand, vermag niemand zu sagen. Doch 2 Jahre 6 Monate Gefängnis und 120 000 Francs Geldstrafe für Brun erschienen vielen mehr als glimpflich. Die kleine Angestellte, die die Papiere besorgte und da- für „nur mal zum Essen" einge- laden wurde oder ein paar Hun- derter bekam, verdonnerte man dagegen zu zwei Jahren Haft. Delouvrier, der andere Haupt- angeklagte, wurde in Abwesen- heit zu fünf Jahren verurteilt. Er sei in der Schweiz, heißt es, und wolle dort bleiben, bis seine Strafe verjährt ist. Das dauert auch nur fünf Jahre. Und mit den ergau- nerten Millionen dürfte er diese Zeit selbst ohne neuerliche Ge- schäfte überstehen. Der Hafen, nun häufiger auch von Handelsschiffen aus Singa- pur und Thailand angesteuert, war Anfang der 80er Jahre mit sowjetischer und vietnamesischer Hilfe rekonstruiert worden. Mit 200 000 Tonnen Güterumschlag im Jahr erreicht er aber erst ein Viertel seiner ursprünglichen Ka- pazität. Es mangelt an moderner Umschlagtechnik, es fehlen qua- lifizierte Arbeitskräfte, die Wirt- schaftsblockade westlicher Län- der verhinderte die rasche Ent- faltung zu einem Welthafen. „Dafür gibt es noch viel zu tun, und unsere Entwicklungspro- gramme reichen bis zur Jahrhun- dertwende", erläutert der stell- vertretende Oberbürgermeister Prat Ham bei einem gemeinsa- men Rundgang. „Doch verglichen n u t z e s Aia$g^igslage1|h«beniiw,irii viel erreicht", fügt er hinzu. 1975 hatten die Pol-Pot-Heere die Stadt auf blutige Weise men- schenleer gefegt, viele Einwohner wurden Opfer des schrecklichen Mordfeldzuges. Die neuen Be- wohner müssen erst lernen, einen Hafen zu leiten. In 100 000 Exemplaren druckte Münzenbergs Neuer Deutscher Verlag 1925 den Reisebericht der von Schäfer geleiteten Arbeiter- Delegation (oben). Aufrufe zu Ver- sammlungen - aus «Der Kommu- nist", Erfurt, vom 29. Juli 1919 &dtnmitniftifct)e Partei 3>eutfd)fanbs (Sparta&uslmttb). Ortsgruppe örfurt. Paul Schafer (rechts), Mün- zenbergs Freund und Genosse, fiel 1937 im spanischen Freiheitskampf. Ihm zu Ehren heißt heute in Erfurt das tradi- Volkshaus Tivoli (links Aufnahme von der Jahr- hundertwende) Paul-Schäfer- Klubhaus Reiner Schmalzl/ Erfurt (1), ND/Repro (5) Der weiße Palmenstrand der Bucht von Kompong Som wartet bislang noch auf die einst zahl- reichen Touristen. Die Stadt be- reitet sich jedoch auf den Frem- denverkehr vor, wie Prat Ham sagt. Die drei Hotels sollen dem- nächst rekonstruiert werden. Noch ist die Anreise über Land nicht ungefährlich, aber die Natio- nalstraße Nr. 4, die von Phnom Penh hierherführt, gilt im wesent- lichen als sicher. Hin und wieder werden einzeln daherfahrende Autos allerdings von versprengten Trupps der „Khmer Rouge" ge- stoppt^ die sich in den einige Ki- lometer vor der Stadt gelegenen dschungelbedeckten Bergen ver- steckt halten. „Wir tun unser Möglichstes, um solche Vorfälle zu unterbinden", meint Prat Ham gelassen. „In Kompong Som und den angegliederten 14 Landge- meinden kann jeder ruhig seinem Tagewerk nachgehen." Bericht der deurt*en Arbeiter .Delegation Ober ihren Aufenthalt in Rußland vom 14. luli bis zum 28. Augult 192S seinem einstigen Amt offenbar nur seine Autorität. Angespornt durch Dutzende größere Scheine — im Prozeß war von 360 000 Francs die Rede — sorgte er da- für, daß jene Angestellte, die dort die Gebäude-Akten verwaltet, mindestens anderthalb Jahre lang einzelne von ihnen immer wieder in die Maklerbüros trug. Sie betrafen stets Wohnhäuser, die von den Herren gerade ge- kauft worden waren. Mit Hilfe von Blanko-Kopfbögen wandelte man sie^ aktenmäßig über Nacht in Geschäftshäuser um, deren Re- novierung und Umbau dann bei der dafür zuständigen Preiecture beantragt wurde. Damit niemand wegen primitiv gefälschter Stem- pel und Unterschriften stutzig wurde, „heuerte" man auch dort für 240 000 Francs den zuständi- gen Beamten an. Die Geschäfte der beiden Makler florierten: Im Juni 1986 kauften sie ein Gebäude für sechs Millionen Francs, im September stießen sie es für 12 Millionen wieder ab. Ein anderer Coup im Juli brachte 21,5 Millio- nen Profit. Die Branche wunderte sich, doch niemand erstattete An- zeige. Im Gegenteil. Makler-Kollegen und andere ehrbare Hausbesitzer baten das Gauner-Duo um Hilfe. Sie wurde gewährt, gegen Hono- Oberbürgermeister Chum Hol präsentiert stolz .seine* Pfefferpflanien Foto:ZBAVeüe Kompong Som, die Perle der südkambod- schanischen Küste, stöhnt unter der prallen Tropensonne. Auch die allabendlich nieder- prasselnden Monsun- regen bringen nur we- nig Abkühlung, sondern verwandeln die Stadt in einen feucht-heißen Dampfkessel. Sie ist das Tor Kambodschas zur Welt und bedeutendster Umschlagplatz für alle lebenswichtigen Güter des Landes. Zusammen mit dem Hafen entwik- kelte sich die noch junge Stadt Kompong Som in den 50er Jahren aus einem bescheidenen Fischerdort zur zweit- größten Ansiedlung des Landes — damals Siha- noukville genannt. Heute beherbergt sie 75 000 Einwohner. Vor allem aus der So- wjetunion und dem be- nachbarten Vietnam Laufen derzeit im Ha- fen Schiffe ein. Frach- ter mit einer Traglast bis zu 10 000 tdw kön- nen hier ankern. Sie löschen dringend benö- tigte Hilfsgüter wie Pa- pier, Baustoffe und -ausrüstun- gen sowie Landmaschinen für die schwach entwickelte kambodscha- nische Wirtschaft. Auf „Kamas"- und „W 50"-LKW treten sie die Reise in die über 200 Kilometer nördlich gelegene Hauptstadt oder in andere Provinzen an. 9tefereat: Qtawffc wtinjtnbtra au* CAntiV »et 3«««»l«ler.«tlB.«l«. Der Vater hatte sich das Saufeit angewöhnt Am Hügel und im Tivoli einer der besten Redner Ab 1904 Leistenjunge bei der Firma Lingel Kompong Som, Kambodschas Tor zur Welt, steht offen Menschen haben wieder Vertrauen in die Zukunft Millionencoup mit gefälschten Papieren Seuie 3>ienftag, bett 29. guli, abenbs 8 llftr im „SttioU" Sbcma: 3>ie närfjftcn Aufgaben ber «Urbeiterkloffc. $eute ©ienftag, ben 29. guli, abettbs 6 Uljr im „Siooli" Nach Pol-Pot-Herrschaft ein zweites Mal besiedelt Was fahen 58deutrdieArbeiter in Rußland? Is^- r.'.ui n v;:> vv Abb.: ND/- ' Das Geburtshaus in Erfurt Wehrturm an der Gera Das neue Eckhaus Am Hügel 2 a Tivoli in der heutigen Karl-Marx-Allee Von Matthias W e i l e , Phnom Penh Von unserem Korrespondenten Dr. Claus D ü m d e Referent: ©ettoHe anüttjenbers «ras Stuttgart tionsreiche 1 0 1 1 NEUER DEUTSCHEBVERLAG o»« etMttaort chtn Neues Deutschland / 29./30. Juli 1989 / Seite 11 Reportage Willi Münzenberg — seine frühen Jahre in Thüringen {1} Hafenstadt ist bedeutendster Umschlagplatz des Landes Zum 100. Geburtstag ein illustrativer biographischer Streifzug Von Dr. Harald W e s s e I Öffentliche SF ^olfestjerfammluttö 3£ Wrojie «ptliflic ;iiiifii^)crii]!iiiiiliifiii Sfjema: 3itgenbberoegitng unb 9?coolution. Sreie 3ugcnb ttrfurt. In Paris werden Wohnhäuser in Büros verwandelt — oft gegen Recht und Gesetz/ Ein Prozeß brachte es ans Licht Der Notar war .blind' Maklerduo zog die Fäden Große läßt man laufen .Auswege' der Spekulanten