Ohde, Brendler-Lodigkeit: Steuerliche Aspekte im Hospitality- Bereich, Teil 2
Sabine Hartmann: Literaturnetzwerke. Literaturveranstaltungen effektiv und erfolgreich planen: Ein Leitfaden für Kleinstädte
1. Best Practice J 1.1
Beispiele aus den Kultursparten
Literaturnetzwerke
Literaturveranstaltungen effektiv und erfolgreich planen:
Ein Leitfaden für Kleinstädte
Sabine Hartmann
Wie wählt man geeignete Themen, Titel oder Autoren für kulturelle Veranstaltungen aus? Dieser
Beitrag unterstützt Anbieter kultureller Dienstleistungen dabei, sich zu orientieren und eigene
Schwerpunkte zu finden.
Gliederung Seite
1. Allgemeines zum Literaturbetrieb oder: Wie finde ich, was ich suche? 2
2. Stärkung durch Vernetzung 3
2.1 Vor- und Nachteile von Netzwerkarbeit 4
2.2 Welches Modell für welches Projekt? 5
3. Nutzung vorhandener Netzwerke 5
3.1 „Sisters in Crime“ 6
3.2 Das „Syndikat“ – die ehrenwerte Gesellschaft der Krimiautoren 7
3.3 Autorenkreis historischer Roman „Quo vadis“ 8
3.4 Weitere Netze 8
3.5 Bestehende Angebote zur Kinder- und Jugendliteratur nutzen 9
4. Ausschreibungen und Wettbewerbe 10
5. Workshops, Lesungen und andere Events 12
6. Institutionalisierung eines eigenen – regionalen – Netzes 15
6.1 Initialisierungsphase 17
6.2 Normingphase oder: Einer muss das Sagen haben 18
6.3 Erfolge inszenieren 18
6.4 Stormingphase oder: Stolpersteine meiden 19
6.5 Stabile Netzwerkarbeit – Ritualisierung 20
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2. J 1.1 Best Practice
Beispiele aus den Kultursparten
1. Allgemeines zum Literaturbetrieb oder:
Wie finde ich, was ich suche?
In jedem Jahr werden rund 80.000 verschiedene Buchtitel in ca. 750
Millionen Exemplaren produziert. Das sind 2,6 Prozent mehr als im
Vorjahr. Diese Bücher werden von mehr als 2.000 Verlagen auf dem
Markt platziert und von Tausenden Buchhandlungen angeboten.
Neben deutschen Erstausgaben spielen auch Lizenzen aus dem Engli-
schen, Französischen und Russischen eine große Rolle. Skandinavi-
sche Autoren sind in Deutschland auf dem Vormarsch. Indien ist
Schwerpunktthema der Frankfurter Buchmesse 2006.
Lesen als Freizeit- und Obwohl sich das Freizeitverhalten in den letzten Jahren zu mehr elekt-
Bildungsangebot ronischem Medienkonsum hin verschoben hat, behält das Lesen als
Freizeit- und Bildungsangebot seinen hohen Stellenwert bei. Schließ-
lich sind die meisten Aktivitäten am PC unmöglich, wenn man nicht
oder nur schlecht lesen kann. Trotzdem lesen 45 Prozent der deut-
schen Bevölkerung wenig oder gar nicht. So öffnet sich die Schere
zwischen den Informierten, die viel lesen, und den „Informationsar-
men“, die nicht lesen, immer weiter. Hier kann Kulturarbeit mit Blick
auf den Arbeitsmarkt und die Qualifizierung Jugendlicher gleichzeitig
einen wichtigen Beitrag leisten. Deshalb sollten Veranstalter neben
belletristischen Angeboten auch Lyrik, die Kinder- und Jugendliteratur
sowie Sachthemen im Blick behalten.
Aktive Vermittlung von Literatur als Aufgabe der Kulturarbeit
Männer lesen am liebsten Krimis und Science-Fiction. Frauen bevor-
zugen Belletristik, alle mögen Heiteres. Kinder wollen Action, Ju-
gendliche lieber an den PC.
Ein Literaturprogramm für alle potenziellen Adressaten einer Region
zu organisieren, ist logischerweise unmöglich. Doch wo fängt man an?
Für welche Veranstaltung gäbe es Interessenten? Wofür kann man
Interesse wecken? Wie minimieren wir unser Flop-Risiko?
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3. Best Practice J 1.1
Beispiele aus den Kultursparten
2. Stärkung durch Vernetzung
Netzwerke sind derzeit in aller Munde, und das, obwohl sie keines-
wegs eine neue Erfindung sind.
Schon im alten Griechenland wählte sich Königin Pasiphae den her-
vorragenden Handwerker Daidalos als Bundesgenossen, um den wei-
ßen Stier des Zeus verführen zu können. Pasiphae brauchte Hilfe.
Daidalos hat sie gewährt. Doch was hatte er davon?
Die Absolventen amerikanischer Elite-Universitäten wie Harvard
können sich sicher sein, dass sie von anderen Ehemaligen in jeder
Lebenslage unterstützt werden. Ein Anruf genügt.
Der Lions Club hilft weltweit nicht nur anderen, die Mitglieder sind
auch für einander da.
Netzwerke sind dadurch gekennzeichnet, dass jeder Beteiligte einen Leistung und
bestimmten Aufwand in das Netzwerk einbringt und als Gegenleistung Gegenleistung
mit einem positiven Ertrag rechnen kann.
Wenn sich Input und Output für alle Beteilig-
ten nach einer gewissen Zeit nicht die Waage
halten, wird jedes Netzwerk früher oder spä-
ter kollabieren.
Synergie versus Konkurrenz Private Netzwerke und Kooperationen
Vernetzung funktioniert, wenn alle Beteilig- Kulturbehörden und Kulturämter sollten es mit
ten sich mit ihren speziellen Kenntnissen und dem Ziel einer prosperierenden Bürgergesell-
Fähigkeiten einbringen und dafür einen Ge- schaft zu einer ihrer zentralen Aufgaben ma-
genwert erhalten, den sie allein nicht erwir- chen, die Bildung von privaten Netzwerken und
ken könnten. Schon bei einem ersten infor- Kooperationen zu unterstützen. Dazu sind in
mellen Treffen am runden Tisch wird deut- der Regel keine Finanzmittel erforderlich, son-
lich, dass bereits dieser rudimentäre, noch dern politische Würdigung und administrative
eher zufällige Informationsaustausch zu einer Hilfestellungen.
Erweiterung des Fachwissens der Beteiligten
führen kann.
Der berühmte Blick über den Tellerrand ermöglicht übergreifende Blick über den Tellerrand
Organisationsformen, durch die auch Großveranstaltungen ohne Über-
anstrengung Einzelner realisiert werden können. Technisches Equip-
ment, Infrastruktur, Kontakte etc. können gebündelt und gemeinsam
genutzt werden. Zuverlässigkeit und zielgerichtetes Vorgehen sind die
Grundpfeiler der Netzwerkarbeit. Nur wenn alle Aufgabenbereiche
miteinander verzahnt sind und die einzelnen Rädchen perfekt ineinan-
dergreifen, läuft das Netzwerk „rund“.
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4. J 1.1 Best Practice
Beispiele aus den Kultursparten
Netzwerk als Gütesiegel Hat sich ein Netzwerk etabliert und durch entsprechende Werbung,
Öffentlichkeitsarbeit und Aktionen auf sich aufmerksam gemacht,
dann gewinnen alle Veranstaltungen, Veröffentlichungen etc. des
Netzwerkes deutlich an Gewicht. Das Netzwerk entwickelt sich zum
Gütesiegel.
2.1 Vor- und Nachteile von Netzwerkarbeit
Vorteile
Vorteile der Netzwerkarbeit
• Ressourcenaustausch und Ressourcenbündelung führen zu wirt-
schaftlichen Vorteilen
• Zeitgewinn
• Synergien durch Kooperation
• Erweiterung des Fachwissens aller Beteiligten
• Schaffung neuer Kontakte
• Gütesiegel Netzwerk führt zu:
– höherer Aufmerksamkeit
– erhöhter Spendenbereitschaft
– Sogwirkung beim Publikum und bei Künstlern/Autoren
Nachteile der Netzwerkarbeit
Im Allgemeinen handelt es sich bei Netzwerken um so genannte „lose-
ly coupled systems“, die ihre ganz eigenen Dynamiken mitbringen
und entwickeln, denn:
Nachteile Kaum ein Netzwerker im Literaturbereich ist verpflichtet, Netzwerk-
arbeit zu leisten. Der Einsatz ist abhängig von der persönlichen Moti-
vation und besonders der Erwartungsbefriedigung. Persönliche Diffe-
renzen, „Künstlergehabe“ und gruppendynamische Prozesse können
das Projekt gefährden.
Deshalb sind klare Absprachen, ertragreiche, zeitlich begrenzte Sit-
zungen, verbindliche und eventuell auch vertragliche Vereinbarungen,
effektive Prozesse, eine kompetente Moderation bzw. Leitung der
Sitzungen, eine Kontrolle der Zusagen und auch Protokolle der Netz-
werkarbeit unverzichtbar.
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