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D 3.6
KulMon – Besuchermonitoring an Berliner
Kultureinrichtungen




                                Hilde Daniel
                               Volker Heller
                    Prof. Dr. Bernhard Graf



Besucherorientierung ist ein zentraler Anspruch an modernes Marketing in Kultureinrichtungen.
Doch nur, wer seine aktuellen und potenziellen Besucher kennt, weiß, wie er mit ihnen kommuni-
zieren soll und welche Marketingmaßnahmen sinnvoll sind. In Berlin startete im Dezember 2008
ein europaweit einmaliges Pilotprojekt mit kontinuierlichen, spartenübergreifenden Besucherbefra-
gungen an zunächst 12 und mittlerweile 24 Kultureinrichtungen. Die Kulturverwaltung, die Berlin
Tourismus Marketing GmbH und tourismusaffine Kultureinrichtungen schlossen sich zu einer stra-
tegischen Allianz zusammen. Das Besuchermonitoring liefert den beteiligten Kultureinrichtungen
nun fortwährend aktuelle Daten zu ihrer Besucherstruktur und die Kulturverwaltung und die Berli-
ner Tourismusmanager erhalten einen Überblick über die Nachfragestruktur auf dem tourismusaffi-
nen Berliner „Kultur-Markt“.


Gliederung                                                                                 Seite

1.     Einleitung                                                                              3
2.     Projektentwicklung                                                                      3
2.1    Der kulturpolitische Impuls                                                             3
2.2    Die Berliner Ausgangslage                                                               4
2.3    Die strategische Allianz für ein Besuchermonitoring                                     5
2.4    Ziele und Philosophie des Besuchermonitorings                                           5
2.5    Von der Idee zur Einführung: Die Projektgenese                                          6
2.6    Die Projekt-Struktur                                                                    7
3.     Informationserhebung und -auswertung                                                    8
3.1    Stichprobengröße                                                                        8
3.2    Modularer Fragebogen                                                                    8
3.3    Zugriffs- und Nutzungsrechte                                                           10
3.4    Entwicklung des Fragenkatalogs                                                         11
4.     Entwicklung kulturtouristischer Marketingstrategien                                    12
4.1    Das kulturtouristische Erkenntnisinteresse                                             12
4.2    Datenauswertungen im KulMon-System                                                     12
4.3    Ableitung von Marketingstrategien und -maßnahmen                                       13
4.4    Kontinuierliche Erfolgsüberwachung                                                     16




                                                                                               1
D 3.6                                                                Planung und Steuerung

Evaluation und Qualitätsmanagement




5.      Instrument der Publikumsforschung und der Nutzung von
        Besuchspotenzialen                                                               17
5.1     Zielgruppen und Potenziale                                                       17
5.2     Qualitätssicherung von Kulturangeboten                                           18
5.3     Grundlagen für interne und externe Kommunikation                                 18
5.4     Prognosen von touristischen Besuchsanteilen und Besuchsverläufen zu bestimmten
        Jahreszeiten                                                                     19
6.      Status und Ausblick                                                              19
6.1     Erfolgreicher Abschluss der Pilotphase (Dez. 2008 – März 2010)                   19
6.2     Aufbauphase des Projekts (April 2010 –Dez. 2011)                                 20
6.3     Ausblick                                                                         20




2
Planung und Steuerung                                                                        D 3.6

                                                                 Evaluation und Qualitätsmanagement




1.    Einleitung
In einem europaweit einzigartigen Projekt hat Berlin ein spartenüber-                   Europaweit
greifendes Besucher- und Marktforschungsprojekt für seine Kultur-             einzigartiges Projekt
landschaft eingeführt – das Besuchermonitoring „KulMon“. Angesto-
ßen von der Berliner Kulturverwaltung und umgesetzt in einer Koope-
ration aus Kulturverwaltung, Tourismusmanagement und den beteilig-
ten Kultureinrichtungen liefert das System laufend detaillierte und
aktuelle Daten über den „Markt“ an Nutzern von Kulturangeboten.
Mit Hilfe dieser Daten lassen sich die Öffentlichkeitsarbeit und das
Marketing für die Berliner Kultur deutlich optimieren und so die
Nachfrage weiter steigern. Wie kam es zu dem Projekt und wie funk-
tioniert das Monitoring?



2.    Projektentwicklung

2.1 Der kulturpolitische Impuls

Besucherorientierung gehört schon seit längerer Zeit zu den Anforde-         Besucherorientierung
rungen an öffentlich geförderte Kulturanbieter, auch wenn dies nicht      als zentrale Anforderung
in allen Einrichtungen immer gern gesehen und gelebt wird. Im Jahr                 im Kulturbetrieb
2005 war dies unter dem Titel „publikum.macht.kultur“ noch Thema
des kulturpolitischen Bundeskongresses der KuPoGe und des darauf
folgenden Jahrbuchs für Kulturpolitik. Auch in den folgenden Jahren
wurde das Thema in den Kulturpolitischen Mitteilungen regelmäßig
weiter aufgegriffen. Wenn Kunst in die Gesellschaft hineinwirken soll,
dann geht das nur über das Publikum, so lautete das gemeinsame Be-
kenntnis – und dass Besucherorientierung keineswegs im Widerspruch
zu künstlerischer Freiheit und Qualität stehen muss. Mit der Erzielung
adäquater Besucherzahlen können Einrichtungen ihre künstlerisch-
kulturellen Angebote zum Gegenstand eines öffentlichen Diskurses
machen, ihre Lage durch höhere Einnahmen und Fund- und Friendrai-
sing verbessern sowie ihre Legitimation – auch die für öffentliche
Förderung – stabilisieren.

Ausweis und Voraussetzung von Besucherorientierung ist die genaue                 Voraussetzung:
Kenntnis der aktuellen und potenziellen Besucher. Wer seine Besucher         Die Besucher kennen
nicht kennt, weiß auch nicht, wie er am besten mit ihnen kommunizie-
ren soll, welche der verschiedenen Marketingaktivitäten mehr oder
weniger erfolgreich waren und wer eigentlich konkret mit den kultu-
rellen Angeboten erreicht wird.

Streng genommen könnte man auch sagen: Wer seine Besucher nicht
kennt, interessiert sich nicht für sie! Oder umgekehrt ausgedrückt: Wer
seine aktuellen und potenziellen Besucher genau kennt, hat beste Vor-
aussetzungen dafür, Besucherorientierung aktiv zu gestalten und opti-
male Nutzerzahlen zu erreichen.




                                                                                                  3
D 3.6                                                                 Planung und Steuerung

Evaluation und Qualitätsmanagement




                            2.2 Die Berliner Ausgangslage

Noch zu geringe Kennt-      Die Berliner Situation im Jahr 2007 war vermutlich ähnlich wie die in
nisse über Besucher         vielen anderen deutschen Städten: Die Bemühungen der Kulturein-
                            richtungen im Bereich der Besucherforschung waren extrem hetero-
                            gen. Neben einzelnen in ihrer Besucherforschung exemplarisch weit
                            fortgeschrittenen Institutionen gab es in der Summe eher wenige Ein-
                            richtungen, die aktuelle, verwertbare Ergebnisse aus Besucherfor-
                            schung hatten. Besucherforschung fand meist nur punktuell studienba-
                            siert und in sehr großen Zeitabständen statt. Das Forschungsdesign
                            war nicht immer von hoher Qualität und die Ergebnisse waren nur
                            bedingt valide. Den meisten Einrichtungen war kein Zeitreihen-
                            Vergleich der Untersuchungsergebnisse möglich, die Ergebnisse konn-
                            ten meist nicht als repräsentativ für das Gesamtjahr gesehen werden.
                            Oder anders ausgedrückt: Die Besucherstruktur des Frühlings 2007 in
                            einer Einrichtung muss nicht der des Herbstes 2008 entsprechen. Die
                            Ableitung von Maßnahmen des Marketing- und Besuchermanage-
                            ments von einer einmaligen Studie im Frühling 2007 kann also im
                            Herbst 2008 zu erheblichen Fehlsteuerungen führen.

                            Ein weiteres Problem bei der Analyse von Besucherbefragungen war,
                            dass es keine Vergleichsdaten gab – nicht von anderen Einrichtungen
                            und erst recht nicht als Übersicht über den Berliner „Kultur-Nutzer-
                            Markt“. Wie also sollte eine Einrichtung bewerten, ob die eigenen
                            Daten „normal“ oder „auffällig“ sind und welche Potenziale hinsicht-
                            lich der Besucherentwicklung möglich wären? Die fehlende Übersicht
                            über den Berliner „Kultur-Nutzer-Markt“ war indes nicht nur für die
                            in der Besucherforschung aktiven Einrichtungen misslich: Auch die
                            Berliner Kulturverwaltung war nicht in der Lage, präzise Aussagen
                            über erreichte Kulturpublika zu machen, und die Berliner Tourismus-
                            manager konnten ihre spezifisch kulturtouristischen Aktivitäten nicht
                            zielgenau ausrichten.

Gerade für                  Als Fazit ließ sich für die Ausgangslage festhalten: Die meisten Berli-
Kulturstandort missliche    ner Kultureinrichtungen kannten ihre Besucher zu wenig und den Ge-
Ausgangslage                samt-Besuchermarkt gar nicht, die Einrichtungen hatten meist keine
                            Erfolgs-Kontrollmöglichkeiten für ihre Marketingaktivitäten und kei-
                            ne schnellen Reaktionsmöglichkeiten auf aktuelle Marktentwicklun-
                            gen. Eine auf Kenntnissen des Besuchermarktes basierende Entwick-
                            lung von berlinweiten Strategien der Kulturvermittlung und des Kul-
                            turtourismus war nicht möglich. In einer Stadt, die weltweit als exzel-
                            lenter Kulturstandort gepriesen wird und für die 63 % aller Touristen
                            das Kunst- und Kulturangebot als Besuchsmotiv nennen, war diese
                            Ausgangslage besonders misslich.1




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Hilde Daniel, Prof. Dr. Bernhard Graf, Volker Heller: KulMon – Besuchermonitoring an Berliner Kultureinrich­tungen

  • 1. D 3.6 KulMon – Besuchermonitoring an Berliner Kultureinrichtungen Hilde Daniel Volker Heller Prof. Dr. Bernhard Graf Besucherorientierung ist ein zentraler Anspruch an modernes Marketing in Kultureinrichtungen. Doch nur, wer seine aktuellen und potenziellen Besucher kennt, weiß, wie er mit ihnen kommuni- zieren soll und welche Marketingmaßnahmen sinnvoll sind. In Berlin startete im Dezember 2008 ein europaweit einmaliges Pilotprojekt mit kontinuierlichen, spartenübergreifenden Besucherbefra- gungen an zunächst 12 und mittlerweile 24 Kultureinrichtungen. Die Kulturverwaltung, die Berlin Tourismus Marketing GmbH und tourismusaffine Kultureinrichtungen schlossen sich zu einer stra- tegischen Allianz zusammen. Das Besuchermonitoring liefert den beteiligten Kultureinrichtungen nun fortwährend aktuelle Daten zu ihrer Besucherstruktur und die Kulturverwaltung und die Berli- ner Tourismusmanager erhalten einen Überblick über die Nachfragestruktur auf dem tourismusaffi- nen Berliner „Kultur-Markt“. Gliederung Seite 1. Einleitung 3 2. Projektentwicklung 3 2.1 Der kulturpolitische Impuls 3 2.2 Die Berliner Ausgangslage 4 2.3 Die strategische Allianz für ein Besuchermonitoring 5 2.4 Ziele und Philosophie des Besuchermonitorings 5 2.5 Von der Idee zur Einführung: Die Projektgenese 6 2.6 Die Projekt-Struktur 7 3. Informationserhebung und -auswertung 8 3.1 Stichprobengröße 8 3.2 Modularer Fragebogen 8 3.3 Zugriffs- und Nutzungsrechte 10 3.4 Entwicklung des Fragenkatalogs 11 4. Entwicklung kulturtouristischer Marketingstrategien 12 4.1 Das kulturtouristische Erkenntnisinteresse 12 4.2 Datenauswertungen im KulMon-System 12 4.3 Ableitung von Marketingstrategien und -maßnahmen 13 4.4 Kontinuierliche Erfolgsüberwachung 16 1
  • 2. D 3.6 Planung und Steuerung Evaluation und Qualitätsmanagement 5. Instrument der Publikumsforschung und der Nutzung von Besuchspotenzialen 17 5.1 Zielgruppen und Potenziale 17 5.2 Qualitätssicherung von Kulturangeboten 18 5.3 Grundlagen für interne und externe Kommunikation 18 5.4 Prognosen von touristischen Besuchsanteilen und Besuchsverläufen zu bestimmten Jahreszeiten 19 6. Status und Ausblick 19 6.1 Erfolgreicher Abschluss der Pilotphase (Dez. 2008 – März 2010) 19 6.2 Aufbauphase des Projekts (April 2010 –Dez. 2011) 20 6.3 Ausblick 20 2
  • 3. Planung und Steuerung D 3.6 Evaluation und Qualitätsmanagement 1. Einleitung In einem europaweit einzigartigen Projekt hat Berlin ein spartenüber- Europaweit greifendes Besucher- und Marktforschungsprojekt für seine Kultur- einzigartiges Projekt landschaft eingeführt – das Besuchermonitoring „KulMon“. Angesto- ßen von der Berliner Kulturverwaltung und umgesetzt in einer Koope- ration aus Kulturverwaltung, Tourismusmanagement und den beteilig- ten Kultureinrichtungen liefert das System laufend detaillierte und aktuelle Daten über den „Markt“ an Nutzern von Kulturangeboten. Mit Hilfe dieser Daten lassen sich die Öffentlichkeitsarbeit und das Marketing für die Berliner Kultur deutlich optimieren und so die Nachfrage weiter steigern. Wie kam es zu dem Projekt und wie funk- tioniert das Monitoring? 2. Projektentwicklung 2.1 Der kulturpolitische Impuls Besucherorientierung gehört schon seit längerer Zeit zu den Anforde- Besucherorientierung rungen an öffentlich geförderte Kulturanbieter, auch wenn dies nicht als zentrale Anforderung in allen Einrichtungen immer gern gesehen und gelebt wird. Im Jahr im Kulturbetrieb 2005 war dies unter dem Titel „publikum.macht.kultur“ noch Thema des kulturpolitischen Bundeskongresses der KuPoGe und des darauf folgenden Jahrbuchs für Kulturpolitik. Auch in den folgenden Jahren wurde das Thema in den Kulturpolitischen Mitteilungen regelmäßig weiter aufgegriffen. Wenn Kunst in die Gesellschaft hineinwirken soll, dann geht das nur über das Publikum, so lautete das gemeinsame Be- kenntnis – und dass Besucherorientierung keineswegs im Widerspruch zu künstlerischer Freiheit und Qualität stehen muss. Mit der Erzielung adäquater Besucherzahlen können Einrichtungen ihre künstlerisch- kulturellen Angebote zum Gegenstand eines öffentlichen Diskurses machen, ihre Lage durch höhere Einnahmen und Fund- und Friendrai- sing verbessern sowie ihre Legitimation – auch die für öffentliche Förderung – stabilisieren. Ausweis und Voraussetzung von Besucherorientierung ist die genaue Voraussetzung: Kenntnis der aktuellen und potenziellen Besucher. Wer seine Besucher Die Besucher kennen nicht kennt, weiß auch nicht, wie er am besten mit ihnen kommunizie- ren soll, welche der verschiedenen Marketingaktivitäten mehr oder weniger erfolgreich waren und wer eigentlich konkret mit den kultu- rellen Angeboten erreicht wird. Streng genommen könnte man auch sagen: Wer seine Besucher nicht kennt, interessiert sich nicht für sie! Oder umgekehrt ausgedrückt: Wer seine aktuellen und potenziellen Besucher genau kennt, hat beste Vor- aussetzungen dafür, Besucherorientierung aktiv zu gestalten und opti- male Nutzerzahlen zu erreichen. 3
  • 4. D 3.6 Planung und Steuerung Evaluation und Qualitätsmanagement 2.2 Die Berliner Ausgangslage Noch zu geringe Kennt- Die Berliner Situation im Jahr 2007 war vermutlich ähnlich wie die in nisse über Besucher vielen anderen deutschen Städten: Die Bemühungen der Kulturein- richtungen im Bereich der Besucherforschung waren extrem hetero- gen. Neben einzelnen in ihrer Besucherforschung exemplarisch weit fortgeschrittenen Institutionen gab es in der Summe eher wenige Ein- richtungen, die aktuelle, verwertbare Ergebnisse aus Besucherfor- schung hatten. Besucherforschung fand meist nur punktuell studienba- siert und in sehr großen Zeitabständen statt. Das Forschungsdesign war nicht immer von hoher Qualität und die Ergebnisse waren nur bedingt valide. Den meisten Einrichtungen war kein Zeitreihen- Vergleich der Untersuchungsergebnisse möglich, die Ergebnisse konn- ten meist nicht als repräsentativ für das Gesamtjahr gesehen werden. Oder anders ausgedrückt: Die Besucherstruktur des Frühlings 2007 in einer Einrichtung muss nicht der des Herbstes 2008 entsprechen. Die Ableitung von Maßnahmen des Marketing- und Besuchermanage- ments von einer einmaligen Studie im Frühling 2007 kann also im Herbst 2008 zu erheblichen Fehlsteuerungen führen. Ein weiteres Problem bei der Analyse von Besucherbefragungen war, dass es keine Vergleichsdaten gab – nicht von anderen Einrichtungen und erst recht nicht als Übersicht über den Berliner „Kultur-Nutzer- Markt“. Wie also sollte eine Einrichtung bewerten, ob die eigenen Daten „normal“ oder „auffällig“ sind und welche Potenziale hinsicht- lich der Besucherentwicklung möglich wären? Die fehlende Übersicht über den Berliner „Kultur-Nutzer-Markt“ war indes nicht nur für die in der Besucherforschung aktiven Einrichtungen misslich: Auch die Berliner Kulturverwaltung war nicht in der Lage, präzise Aussagen über erreichte Kulturpublika zu machen, und die Berliner Tourismus- manager konnten ihre spezifisch kulturtouristischen Aktivitäten nicht zielgenau ausrichten. Gerade für Als Fazit ließ sich für die Ausgangslage festhalten: Die meisten Berli- Kulturstandort missliche ner Kultureinrichtungen kannten ihre Besucher zu wenig und den Ge- Ausgangslage samt-Besuchermarkt gar nicht, die Einrichtungen hatten meist keine Erfolgs-Kontrollmöglichkeiten für ihre Marketingaktivitäten und kei- ne schnellen Reaktionsmöglichkeiten auf aktuelle Marktentwicklun- gen. Eine auf Kenntnissen des Besuchermarktes basierende Entwick- lung von berlinweiten Strategien der Kulturvermittlung und des Kul- turtourismus war nicht möglich. In einer Stadt, die weltweit als exzel- lenter Kulturstandort gepriesen wird und für die 63 % aller Touristen das Kunst- und Kulturangebot als Besuchsmotiv nennen, war diese Ausgangslage besonders misslich.1 4