1. Teilzeit1
These 1: Es sind überwiegend Frauen die Teilzeit arbeiten.
Ende 2011 waren insgesamt 1.040.000 Personen teilzeitbeschäftigt. Das sind 24,8% der
Erwerbstätigen in Österreich. Im Vergleich zu 1994 ist die Teilzeitquote um 11,6 Prozentpunkte
angestiegen. Im europäischen Vergleich lag Österreichs Teilzeitquote 2010 mit 25,2% um 6
Prozentpunkte über dem EU-27-Schnitt von 19,2%.
Der Anteil von Teilzeitbeschäftigten ist bei Frauen um ein Vielfaches höher als bei Männern: Im 3.
Quartal 2011 waren über 845.000 (43,6%) Frauen teilzeitbeschäftigt, während lediglich 197.000
(8,7%) Männer eine Teilzeitbeschäftigung ausübten. Der überwiegende Teil der
Teilzeitbeschäftigten ist weiblich.
In den letzten Jahrzehnten ist die Anzahl erwerbstätiger Frauen kontinuierlich gestiegen, ebenso
die Anzahl von Teilzeitstellen. Das bedeutet, dass zwar mehr Frauen als jemals zuvor einem Beruf
nachgehen, aber immer weniger eine Vollzeitstelle haben. Vollzeitarbeitsplätze wurden in vielen
Sektoren auf mehrere Teilzeitarbeitsplätze aufgeteilt. Teilzeitkräfte sind flexibler einsetzbar,
dienstliche Abwesenheiten wie z.B. Arztbesuche fallen selten in die bezahlte Arbeitszeit und teure
Überstunden können oft vermieden werden.
Die Grafik zeigt deutlich einen Zusammenhang zwischen Erwerbsquote und Kindern, sowohl
für Männer als auch Frauen. Bei Männern ist der Unterschied ob sie Kinder haben oder nicht für
die Erwerbstätigkeit viel geringer als für Frauen. Beim Anteil der Kinderlosen spielt das Geschlecht
(fast) gar keine Rolle. Sind allerdings Kinder unter 15 Jahren im Haus hat das für Frauen und
Männer ganz unterschiedliche Auswirkungen: Bei Männern steigt die Erwerbsquote, bei Frauen
sinkt sie:
1
Erklärung: Teilzeit bedeutet eine Arbeitszeit von 1 bis 35 Stunden.
Unterlagen zur GPA-djp SekretärInnen- Tagung 7./8.05.2012 Wagrain 1
Autorin: Barbara Marx, Stand April 2012
2. These 2: Trotz Teilzeitarbeit „arbeiten“ Frauen länger als
Männer.
Seit 2008 muss Teilzeitkräften, die mehr als die vereinbarte Wochenarbeitszeit
leisten, ein Mehrarbeitszuschlag von 25 Prozent für diese Mehrarbeit bezahlt
werden. Dennoch konnte diese „Verteuerung“ den Trend zu Teilzeitarbeitsplätzen kaum stoppen.
Teilzeit wird aber auch gerne, besonders von Frauen, zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und
Familie gewählt. Was auf den ersten Blick als gute und praktikable Lösung erscheint, erweist sich
in der Praxis oft als problematisch. Frauen arbeiten dann zwar auf ihrem Arbeitsplatz weniger,
übernehmen aber nicht nur die Kinderbetreuung, sondern meist auch noch den überwiegenden
Anteil der Hausarbeit. Selbst in Paarbeziehungen in denen bisher eine nahezu gleiche Aufteilung
der Hausarbeit erfolgt ist, kommt dieses Gleichgewicht, wenn Kinder da sind, ins Kippen. Anders
ausgedrückt: Frauen arbeiten (wenn man bezahlte und unbezahlte Arbeit zusammen
zählt) als Teilzeitkräfte genauso viel, manchmal sogar mehr als vorher, haben aber
zahlreiche Nachteile, wie z.B. viel weniger eigenes Geld und finanzielle Abhängigkeit vom
Partner sowie einen Nachteil bei den Beitragszeiten für die Pension.
These 3: Teilzeit ist eine Strategie zur Vereinbarkeit von Beruf und
Familie, solange die Kinder klein sind.
Alter der Kinder
Frauen arbeiten Teilzeit um bezahlte und unbezahlte Arbeit unter einen Hut zu bekommen.
Gerade der Zusammenhang zwischen Kinderbetreuung und Teilzeit ist besonders relevant, wie
folgende Grafik veranschaulicht:
Während bei Vätern kein Zusammenhang zwischen dem Ausmaß ihrer Erwerbstätigkeit und dem
Alter ihres Kindes/ihrer Kinder erkennbar ist, spielt dies bei Müttern eine erhebliche Rolle.
Bei Kindern unter drei Jahren sind viele Mütter noch in Karenz (die längste Bezugsdauer für einen
Elternteil des Kinderbetreuungsgeldes läuft bis zum 30 Lebensmonats des Babys, die Karenz
endet allerdings mit dem 24 Lebensmonat des Kindes). Anschließend nützen viele Frauen Teilzeit,
wobei mit zunehmendem Alter der Kinder der Anteil an vollzeitbeschäftigten Frauen wieder
ansteigt.
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Autorin: Barbara Marx, Stand April 2012
3. These 4: AlleinerzieherInnen arbeiten weniger Teilzeit als
Frauen in Partnerschaften
Ein zweiter wichtiger Faktor beim Thema Teilzeit ist die Frage ob eine PartnerIn
vorhanden ist oder die Frauen alleinerziehend sind. AllereinerzieherInnen sind grundsätzlich in
höherem Ausmaß erwerbstätig als in Beziehung lebende Frauen. Außerdem ist die Stundenanzahl
bei Alleinerziehenden grundsätzlich höher:
Grundsätzlich gilt:
In allen Branchen lässt sich ein Zuwachs an Teilzeitstellen finden, während gleichzeitig die Anzahl
der Beschäftigten gleich bleibt. Dieses Absinken der Vollzeitäquivalente ist einerseits auf
gesteigerten Arbeitsdruck und Arbeitsverdichtung, andererseits durch technologische
Veränderungen die zu Effizienzsteigerungen geführt haben, zurück zu führen.
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Autorin: Barbara Marx, Stand April 2012
4. Instrumente zur Entschärfung der Falle Teilzeit:
1. Haben Personen, die Teilzeit arbeiten mit Nachteilen zu rechnen?
a. Einkommen:
i. Sind die Stundenlöhne von TZ und VZ mit vergleichbaren Tätigkeiten auch
gleich? Den Einkommensbericht dahingehend anschauen und exemplarisch
ein paar Beispiele durchrechnen!
ii. Prämien, Zulagen, Überzahlungen, Sachleistungen – wenn diese Dinge mit
der Leistung begründet werden, gibt es keinen Grund Personen die Teilzeit
arbeiten davon auszuschließen. Leistung ist kein Wettbewerb wer länger am
Schreibtisch sitzen kann!
b. Zugang zu Aus- und Weiterbildung – Wer bezahlt und wann finden die Angebote
statt? (Arbeitszeit, Freizeit, Wochenende- Frauen mit Kindern, ganz besonders
Alleinerziehende!)
c. (Entwicklung in) Führungspositionen, langfristige Personalentwicklung
d. Informationsdefizite (Besprechung, Meeting, Stammtische etc. zu Zeiten in denen
die meisten TZ- Beschäftigten nicht mehr im Haus sind)
e. Gibt es flexible Arbeitszeitmodelle o.ä. auch für TZ (Gleitzeit, Blockmodelle etc.)
f. Sozialleistungen des Unternehmens: es ist ein schönes Zeichen der Wertschätzung
für TZ- Kräfte auch jene freiwilligen Sozialleistungen, die gesetzlich aliquotiert
werden dürfen, für alle gleich auszuzahlen!
2. Unterstützung von Teilzeitkräften besonders bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie
a. Mentorinnen- Programm oder Stammtische zum Austausch
b. Betriebskindergarten
c. Unterstützung im Krankheitsfall des Kindes (ambulante Krankenpflegedienste oder
BabysitterIn organisieren, Informationsbroschüre/Kontaktdaten bereitstellen,
gesetzlichen Anspruch auf Pflegefreistellung ausweiten oder zumindest kein Murren
wenn das Recht in Anspruch genommen wird, etc.)
3. Teilzeitkräfte nicht als MitarbeiterInnen zweiter Klasse behandeln (da muss man sehr
sensibel sein und sowohl verbal als auch auf einer symbolischen Ebene sehr aufpassen),
Führungskräfte sensibilisieren
4. Vollzeitarbeitsplätze zuerst Teilzeitkräften anbieten (Betriebsvereinbarung!)
5. In MitarbeiterInnengesprächen bei Personen in Elternteilzeit das Thema Arbeitszeit und
Rückkehr in Vollzeit jährlich zu besprechen (es geht nicht darum Druck zu erzeugen und
den Eindruck zu vermitteln Teilzeitkräfte wären nicht richtig da bzw. nicht ganz aus der
Karenz zurück gekehrt, sondern zu sagen „wir respektieren deinen Wunsch im Moment TZ
zu arbeiten, aber wenn wir mehr von deiner Zeit bekommen wäre das wieder ganz super
für die Abteilung! Lass uns das besprechen und so gut es geht planen!“)
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Autorin: Barbara Marx, Stand April 2012
5. ABER: auch wenn es hier in erster Linien um Frauen geht, haben auch Männer das Recht auf Elternteilzeit. Es
muss auch für Väter möglich sein Teilzeit in Anspruch zu nehmen. Wichtig: ein Klima schaffen, in dem aktive
Vaterschaft positiv besetzt ist, positive Vorbilder schaffen.
Unterlagen zur GPA-djp SekretärInnen- Tagung 7./8.05.2012 Wagrain 5
Autorin: Barbara Marx, Stand April 2012