Angewandte Kognitions- und Medienwissenschaft an der Universität Duisburg_Essen
HUMER Raschwüchsiges Feldfutter für den Frühjahrsanbau 2015 BZB-150402
1. Fortsetzung von Seite 6
BauernZeitung – Nr. 14 – 2. April 2015 07P r o d u k t i o n + M a r k t
Insbesondere die zu erwarten-
den Einbußen bei der Liquidi-
tät sollten rechtzeitig erkannt
werden, um entsprechende
Gegenmaßnahmen setzen zu
können. Zur Sicherung der Liqui-
dität sind folgende Maßnahmen
in Betracht zu ziehen:
• Frühzeitig ein Bankgespräch
führen, um die künftige Kapital-
dienstfähigkeit zu gewährleis-
ten.
• Darlehen umstrukturieren –
längere Laufzeiten verringern
die laufende Tilgung.
• Vereinbarung tilgungsfreier
Jahre.
• Erhöhung der Kreditlinie beim
Kontokorrent.
• Zinsanpassungen.
Gerade in wirtschaftlich schwie-
rigen Jahren wie 2014/15 ist
die Prüfung möglicher Gewinn-
reserven durch eine detaillierte
Unternehmensanalyse unver-
zichtbar. Dies gilt insbesondere
auch in Fällen, in denen nach
dem Wegfall der Milchquote in
den nächsten Jahren die Zweck-
mäßigkeit einer betrieblichen
Aufstockung erwogen wird.
Kapazitäten voll nutzen
Mit Auslaufen der Milchquote
bietet sich für den Milch-
erzeuger auch die Chance, die
Milchmenge ohne aufwendige
Investitionen zu steigern, zu-
mal die Quotenkosten endlich
entfallen. Erwartet wird eine
volle Nutzung der bestehenden
Kapazitäten.
Liquidität sichern
ct/kg zu erwarten. Daraus er-
gibt sich kalkulatorisch ein
Mischpreis von 34,6 ct/kg. Für
die Berechnungen in diesem
Beitrag ist somit ein Abschlag
von zumindest 6 ct/kg Milch
heranzuziehen, wenn man als
Bezugswert den in Tab. 1 fest-
gestellten Milchpreis im WJ
2013/14 von ca. 41 ct/kg he-
ranzieht. Für das Kalenderjahr
2015 ist nicht auszuschließen,
dass ausgehend vom Mittel-
wert von 38,76 ct/kg in 2014
der Abschlag etwas höher
ausfällt, zumindest werden
die Aussichten bis Mitte des
laufenden Jahres als weniger
günstig eingestuft.
Kapitaldienst muss
geleistet werden
Selbst wenn bereits in den
zurückliegenden „Quotenjah-
ren“ der Milchpreis bedeut-
same Unterschiede aufweist,
dürfen die aktuellen preis-
bedingten Probleme für die
Unternehmensführung nicht
unterschätzt werden. Das
„Hoch“ beim Milchpreis ab
Beginn 2013 bis Mitte 2014
mit der Spitzennotierung Ende
2013 führte häufig zu größe-
ren fremdfinanzierten Inves-
titionen bei Gebäuden und
Maschinen. Der Kapitaldienst
für diese Investitionen muss
derzeit und künftig auch bei
eingeschränkter Liquidität ge-
leistet werden. Tabelle 3 stellt
dar, wie sich die verminder-
ten Erträge in den einzelnen
Bestandsgrößen auf Kapital-
dienstgrenze und Cashflow
auswirken.
Vor allem das
untere Viertel leidet
Wird analog zu 2013/14
auch in 2014/15 ein konstanter
Unternehmensaufwand unter-
stellt, so wirkt sich die Erlös-
minderung voll auf die ausge-
wiesenen Erfolgskennzahlen
aus. Gravierend ist dabei die
prozentuale Minderung beim
Gewinn, die im unteren Vier-
tel in etwa doppelt so hoch
ist wie im Durchschnitt der
Betriebe. Ähnlich verläuft
auch der milchpreisbedingte
Rückgang der Gewinnrate,
der im unteren Viertel we-
sentlich stärker ausgeprägt
ist gegenüber dem mittleren
oder sogar dem oberen Viertel.
Im Umkehrschluss ist somit
das Ausmaß der Betroffen-
heit von einer Preissenkung
stark abhängig von der ur-
sprünglichen Gewinnrate. Die
Stabilität der Betriebe ist in
der Gruppe „Durchschnitt“
und noch mehr im „oberen
Viertel“ der Betriebe wesent-
lich stärker ausgeprägt als im
unteren Viertel.
Bedenkliche Folgewirkun-
gen sind:
• Eigenkapitalverluste im
Durchschnitt der Betriebe
und insbesondere im unte-
ren Viertel.
• Keine mittelfristige Kapi-
taldienstfähigkeit im unteren
Viertel der Betriebe.
• Der Kapitaldienst ist im
unteren Viertel wesentlich
höher als die kurzfristige Ka-
pitaldienstfähigkeit.
• Im Durchschnitt der Be-
triebe ist die mittelfristige
Kapitaldienstfähigkeit bei
Weitem nicht ausreichend, so-
dass die kurzfristige Kapital-
dienstfähigkeit herangezogen
werden muss.
• Im unteren Viertel der
Betriebe ist kein Cashflow III
vorhanden, im Durchschnitt
der Betriebe ist dieser Wert
gering.
Für Standorte mit hohem
Grünlandanteil gelten tenden-
ziell ähnliche Aussagen.
Erschwert wird die Ent-
wicklung zusätzlich durch die
preisbedingt regional unter-
schiedlich starke Erhöhung
der Milchproduktion um ins-
gesamt ca. drei Prozent, die
möglicherweise im August
2015 zu einer „Superabgabe“
von etwa 20 ct/kg überlieferter
Milch führt. In vielen Betrie-
ben werden deshalb die Milch-
kühe selektiert, um im ersten
Quartal eine Reduzierung der
Milch zu erreichen.
Talsohle vermutlich
bis Mitte 2015
Ob und wann der Milch-
preis nach „Durchschreiten
der Talsohle“ wieder steigt, ist
aufgrund der vielfältigen Ein-
flussfaktoren nicht exakt ab-
schätzbar. Eine Trendumkehr
auf dem Milchmarkt wird ab
Mitte 2015 erwartet. Günstige
Produktpreise fördern welt-
weit die Nachfrage, zumal der
im Vergleich zum US-Dollar
schwächere Euro die Export-
chancen spürbar verbessert.
Mittel- und langfristig werden
laut EU-Kommission bei einer
steigenden EU-Milcherzeu-
gung die Aussichten positiv
bewertet. Erwartet werden
nicht kurzfristig, wohl aber
längerfristig steigende, wenn
auch weltweit schwankende
Preise bei global guten Ab-
satzmöglichkeiten.
Dr. Alfred Albrecht,
Augsburg
S
chnellwüchsige Feldfut-
termischungen können
bei drohender Futter-
knappheit einen Ausweg bie-
ten. Insbesondere einjährige
Kleegras- oder Feldgrasmi-
schungen eignen sich speziell
zur raschen Deckung des Fut-
terbedarfs bei einjähriger Nut-
zung. Grasbetonte Bestände
verwerten zudem Wirtschafts-
dünger gut. Die Anlage erfolgt
meistens ohne Deckfrucht. Die
Bestände sind nur einjährig
nutzbar, weil ihre sehr hohe
Erstlingsleistungsfähigkeit die
Lebensdauer beschränkt.
Alexandriner-Kleegras
Alexandriner-Kleegras ist
vor allem geeignet für wär-
mere Gunstlagen mit mittle-
ren bis schweren Böden. Die
Ansprüche an die Wasser-
versorgung sind etwas höher
als beim Perserkleegras. Ein
früher Reinigungsschnitt
kurz vor der Kleeblüte ist bei
stärkerer Verunkrautung an-
gebracht. Der Anbau sollte
ab Mitte April erfolgen, denn
Spätfröste können Ausfälle
verursachen. Bei sicherer
frostfreier Witterung kann
früher ausgesät werden. Bei
guten Bedingungen liefert die
Mischung drei bis vier Schnit-
te im Jahr.
Perser-Kleegras
Die Perser-Kleegras-Mi-
schung eignet sich für küh-
lere und rauere Lagen. Ihre
Feuchtigkeitsansprüche sind
geringer als jene des Alxe-
xandrinerkleegrases. Der
Schnitt kann nach Blühbe-
ginn, also etwas später als
beim Alexandrinerklee erfol-
gen. Die Hauptanbauzeit ist
April. Nachtfröste bis −3 °C
werden vertragen. Man kann
in mittleren Lagen von zwei
bis drei Aufwüchsen im Jahr
ausgehen.
Alexandriner- und Per-
ser-Kleegras sind auch zum
frühen Zwischenfruchtbau
(Ende Juli/Anfang August)
geeignet. Wirtschaftsdünger
werden am besten vor dem
Anbau gegeben. Stallmist
bringt man dabei noch im
Herbst aus. Nach der Ernte
der jeweiligen Aufwüchse sind
nur kleine Mengen von Wirt-
schaftsdüngern (ca. 10 t/ha)
sinnvoll. Gülle soll nur in gut
verdünnter Form angewendet
werden, um Futterverschmut-
zungen und Verätzungen und
damit Qualitätseinbußen zu
vermeiden.
Beim Alexandrinerklee ist
weiters zu beachten, dass er
in besonders feuchten Jahren
oder auf feuchten Standorten
leichter von der Stängelbren-
nerkrankheit befallen werden
kann. Perserklee sollte wiede-
rum in Fruchtfolgen mit Kar-
toffeln vermieden werden, da
bei Kartoffeln Eisenfleckigkeit
auftreten kann.
Als Fertigmischung mit
Alexandrinerklee und Perser-
klee wird im österreichischen
Handel die „Einsömmerige
Kleegrasmischung EZ“ ange-
boten. Sie enthält ca. zu einer
Hälfte obige Kleearten und zur
anderen die Feldfuttergräser
Westerwoldsche Raygras und
italiensiches Raygras. Indivi-
duelle Zusammensetzungen
sind als Mischung auf Bestel-
lung im Handel oder können
mit Einzelkomponenten selbst
gemischt werden.
Westerwoldsches Raygras
Das Westerwoldsche Ray-
gras ist auch bekannt unter
den Namen Einjähriges Ray-
gras oder Einjähriges Wei-
delgras (Lolium multiflorum
Lam. var. westerwoldicum
Wittm bzw. Lolium multiflo-
rum Lam. ssp. alternativum).
Es eignet sich als Reinsaat
und für Mischungen und ist
ein einjähriges Futtergras, das
sehr rasch- und massenwüch-
sig ist. Voraussetzungen für
seine höchste Leistungsfähig-
keit sind ausreichend warme
Witterung, genug Niederschlä-
ge und eine gute Versorgung
mit Stickstoff, Phosphor, Kali
und Kalk. Besonders der erste
Aufwuchs sollte gut mit Nähr-
stoffen versorgt sein (60 bis 80
kg Rein-N/ha). Die Düngung
mit Phosphor, Kali und Kalk
kann schon im vorangehenden
Herbst erfolgen. Das West-
erwoldsche Raygras ist ein
besonders guter Nährstoffver-
werter.
Für höchste Energiegehalte
im Futter soll der erste Schnitt
jedenfalls knapp vor (!) dem
Ährenschieben erfolgen. Die
noch zwei bis drei folgenden
Aufwüchse sind spätestens
vor Blühbeginn zu nutzen.
Der Nachteil von allen Raygrä-
sern ist, dass sie im Sommer
sehr schnell und auffallend
viele schossende Samentriebe
bilden, die rasch verholzen
und rostanfällig sind. Die sehr
hohe Ertrags- und Qualitäts-
leistung dieses Grases wird
mit einer geringen Nutzungs-
elastizität und Winterhärte
erkauft. Bei Überalterung und
durch zu späte Nutzung ver-
liert dieses Gras rasch seinen
Qualitätsvorsprung.
Frühe Aussaat
Das Westerwoldsche Ray-
gras soll im Frühjahr, sobald
wie nur möglich, angebaut
werden. Als Startdüngung
können alle Wirtschaftsdün-
ger, aber auch Mineraldünger
sinnvoll eingesetzt werden.
Um die Stickstoff-Wirkung
von Gülle voll zu nutzen und
um eventuelle Futterver-
schmutzungen zu vermeiden,
soll Gülle möglichst unmit-
telbar nach der Ausbringung
eingearbeitet werden. Weitere
Güllegaben bei den Folgeauf-
wüchsen sollen aus Gründen
der Futterhygiene möglichst
stark verdünnt und ohne
Zeitverlust sofort nach jedem
Schnitt erfolgen. Bei einer
Gabe von z. B. 20 m3/ha un-
verdünnter Rindergülle wer-
den etwa 80 kg feldfallender
Stickstoff ausgebracht. Gleich-
zeitig werden rund 130 kg
Kali (K2
O), 40 kg Phosphat
(P2O5) und 120 kg Kalk (auf
kohlensaurer Basis) mitausge-
bracht. Um die volle Wirkung
des langsam fließenden Stick-
stoffs der Wirtschaftsdünger
zu verbessern, hat sich heraus-
gestellt, dass dies mit einer
mineralischen N-Ergänzung
von circa 30 kg N/ha erreicht
werden kann. Der Jahres-NPK-
Bedarf des Westerwoldschen
Raygrases beträgt bei hoher
Ertragslage mit über 12 t TM
pro ha und Jahr bei sach-
gerechter Düngung gemäß
SGD6: 210 kg N, 135 kg P205
und 390 kg K2O je ha.
Für einen guten Futterauf-
wuchs ist zudem auf einen
ausreichend hohen pH-Wert
zu achten. Besonders bei
schwereren und bei sehr er-
tragsfähigen Böden ist eine
Erhaltungskalkung notwen-
dig. Die jährliche Bedarfsmen-
ge ist mit 300 bis 500 kg/ha
Reinkalk (CaO) anzusetzen.
Je nach verwendetem Kalk-
dünger ist diese CaO-Menge
mit folgenden Faktoren zu
multiplizieren:
• Branntkalk: 1,0
• Mischkalk: 1,5
• Kohlensaurer Kalk: 2,0
• Carbokalk: 4,0
Die Westerwoldsche Ray-
grassorten der österreichische
Sortenliste sind: Beatle, Jivet,
Libonus, Licherry, Lifloria, Li-
quattro und Lirasand.
Die Reinsaatmenge von
Westerwoldschem Raygras
beträgt 35 kg/ha, bei tetra-
ploiden Sorten bis 50 kg/ha.
Die Reinsaatmenge von Italie-
nischem und Bastardraygras
beträgt 30 kg/ha, bei tetra-
ploiden Sorten bis 40 kg/ha.
Bei Westerwoldschen Ray-
grassorten sind ihre wechseln-
de Ausdauer bzw. Winterhärte
zu beachten. Mit zunehmen-
der Seehöhe sind Westerwold-
sche Raygräser immer weniger
bis überhaupt nicht winter-
hart. In niedrigen Seehöhen
und in milden Lagen – vor al-
lem unter etwa 350 Meter – ha-
ben sie dagegen eine auffällige
mehrjährige Ausdauer und
neigen in milden Lagen sogar
über den Samenkreislauf der
Gülle zur Verwilderung und
Ausbreitung in Dauerwiesen.
Vielseitiges Kleegras
Seitens der Praxis kommt
öfter der Wunsch, verschiede-
ne Kleearten im Feldfutterbau
zu verwenden und trotzdem
den hohen Fruchtfolgeansprü-
chen von Rotklee oder Luzer-
ne gerecht zu werden. Eine
vielseitige Mischung kann aus
Westerwoldschem Raygras,
Sommerwicke, Inkarnatklee
und Schwedenklee und Per-
serklee zusammengestellt
sein (siehe Tabelle). Die Le-
guminosen liefern dabei zum
Großteil den Stickstoff und
bereichern die Futterration
und Fruchtfolge. Das Risiko
der Kleemüdigkeit, eine klassi-
sche Fruchtfolgekrankheit bei
zu häufigem Kleeanbau kann
damit etwas reduziert werden.
Zur Beobachtung der op-
timalen Eignung der jeweils
am besten geeigneten Klee-
arten auf einem Standort kön-
nen diese gemischt werden.
Je nach Erfahrung mit ihrer
Wüchsigkeit wird man daraus
ableiten, welche Leguminose
sich dort künftig am besten
eignet.
Dipl.-Ing. Johann Humer
Raschwüchsiges Feldfutter
für den Frühjahrsanbau
Grünland – Grünlandprofi Johann Humer stellt schnellwüchsige Feldfuttermi-
schungen vor, mit denen sich Bedarfslücken rasch decken lassen.
Kleegrasmischungen liefern gute Futtererträge. FOTO: Humer
Zusammensetzung einsömmeriger Kleegrasmischungen
Alexandriner-
Kleegras
Perser-
Kleegras
Vielseitiges
Kleegras
Westerwoldsches Raygras (kg) 12 8 5
Italienisches Raygras (kg) 6 10 9
Alexandriner-Klee (kg) 16 – –
Perserklee (kg) – 16 4
Sommerwicke (kg) – – 4
Inkarnatklee (kg) – – 4
Schwedenklee (kg) – – 4
Gesamtsaatmenge (kg/ha) 34 34 30
Beispiele für Kleegrasmischungen