2. Dass sie einmal die Frau eines bedeutenden Mannes werden
würde, konnte am 29. Januar1499, vor über 500 Jahren, noch niemand
wissen.
Damals wurde Katharina von Bora als Tochter von ein wenig begüterten
Adligen auf einem Gut südlich von Leipzig geboren.
Ihre Mutter starb als sie nur sechs Jahre alt war.
Sie kam mit zehn in das Zisterzienserinnenkloster Nimbschen bei
Grimma; 1515 wurde sie als Nonne eingesegnet und kam dann in den
frühen Zwanzigerjahren mit Martin Luthers Schriften.
Katharina von Bora hat von deren Botschaft getroffen mit anderen
Schwestern zusammen Rat bei dem Reformator gesucht; er hat selbst
dann für Ostern 1523 die Flucht aus dem Kloster mit Hilfe eines
Kaufmanns organisiert.
3.
4. Katharina lebte in den nächsten zwei
Jahren in einem Wittenberger
Haushalt; sie erhielt da eine Ausbildung
in Hauswirtschaft.
Als Luther ihre dann anboten
hat, Kaspar Glatz, den Inhaber der
Pfarrei Orlamünde, zu heiraten, hat sie
das ab gelehnt und ließ Luther
ausrichten, sie wolle lieber ihn selbst
oder ihren Bekannten Nikolaus von
Amsdorff heiraten.
Von beiden hat allerdings keiner ans
Heiraten gedacht.
Luther sagte: „Der Gedanke an eine
Heirat ist mir fremd, weil ich täglich den
Tod erwarte, wie ihn Ketzer verdienen.“
5. Verschiedene Umstände veranlassten
Luther dann aber, der 42-Jähriger heiratete
doch die sechzehn Jahre jüngere Katharina
von Bora im Juni 1525.
Ihre Aufgabe hat fortan darin bestandet
darin, Finanzen, Haushalt, Landwirtschaft, ei
n Wohnheim und ein Krankenhaus zu
organisieren und zu überwachen, da Luther
dafür kein Talent hatte; er sagte: „Wenn ich
mich ums Bauen, Mälzen, Kochen kümmern
würde, würde ich bald sterben.“
Die „liebe Herr Käthe“, wie Luther sie
manchmal genannt hat, war ihrem Mann
gegenüber respektvoll.
Sie hat „als eine Frau mit Charakter und
Mut, sensibel, unsentimental, mit einem
starken Willen, liebevoll, entschlossen und
rechtschaffen“ erscheint, so ein Biograph.
Als lebhafte Gesprächspartnerin sie nicht
zögertet hat, Luther zurechtzuweisen.
Sie konnte auch sowohl widerspenstig
sein, als auch resolut eingreifen: Als Luther
sich einmal drei Tage ohne Essen und
Trinken in seinem Studierzimmer
eingeschlossen hatte, ließ sie die Tür
aufbrechen.
6. Katharina von Bora traf noch zu Luthers Lebzeiten
die Vorsorge für die Zeit nach seinem Tod.
Als er 1546 starb, bekam sie wegen des Erbes
Schwerigkeiten, trotzdem das sie als Erbin
eingesetzt war.
Sie hat bei ihrem zähen Kampf Kurfürst Johann
Friedrich der Großmütige unterstützt.
Katharina hat im November 1546 sowie im April
1547 wegen des Krieges aus Wittenberg geflohen.
Sie fand leider vieles zerstört und geplündert, als sie
zurückkehrte.
Sie hat mit ihren vier Kindern erlebt (zwei sind schon
gestorben) schwere Jahre der Sorge um das
tägliche Brot und um deren Erziehung und
Ausbildung.
Sie floh 1552 mit ihnen vor der Pest nach Torgau.
Als unterwegs die Pferde gescheutet haben und der
Wagen umzukippen drohte, ist sie heraus
gesprangen, fiel hart zu Boden und hat in den
Garten gestürzt, der voll Wasser war.
Sie hat krank gekommen und elend in Torgau an; sie
hat sich nicht wieder erholtet und ist nach drei
Monaten am 20. Dezember 1552 mit nur 53 Jahren
gestorben.
Sie sagte in ihren letzten Tagen, sie wolle „an
Christus kleben wie die Klette am Kleid“.