Management-Herausforderungen Mobiles Internet - Hagen Sexauer
Sexauer iPad Marketing-Mix
1. Mobile Business iPad-Vermarktungstrends
G
Mobiles Internet & iPad: Neue Chancen für Marketing und Vertrieb
iPad-Marketing-Mix
Europa holt beim Mobile Commerce mit großen Schritten auf. Welchen Anteil das iPad an dieser Entwicklung
haben wird und welche Anwendungen auf dem Tablet funktionieren, lesen Sie hier. Dr. Hagen Sexauer
ach einer neuen Studie von ABI Research
Auf einen Blick
Mit dem iPad erschließen Unter-
N hat sich der Umsatz im Mobile Commerce
von zirka 400 Millionen Dollar im Jahre 2008 auf G
Beispiele für Anwendungsfelder
Verlagswesen: iPad als Vertriebskanal für den E-
nehmen neue Zielgruppen, ver- 1,2 Milliarden Dollar im Jahre 2009 verdreifacht. Book-Kauf und als elektronisches Lesegerät
dienen mit am Geschäft mit Aufsetzend auf den hochdynamischen Entwick- G Handel: Online-Katalogdistribution, interaktive Ka-
neuen, maßgeschneiderten An- lungen der Vergangenheit prognostizieren die taloge mit direkter Bestellmöglichkeit, Online-Zei-
wendungen und speziellen In- Analysten für das Jahr 2015 sogar weltweite tungsbeilagen
halten und bringen ihre Ver- Umsätze von 120 Milliarden Dollar. Aber nicht G Tourismus: Nutzung als Check-in-Terminal, interak-
triebs- und Marketing-Aktivitä- nur der amerikanische, sondern auch der euro- tive, ausleihbare Reiseführer
ten auf ein ganz neues Level. päische Markt spielt in diesem Zusammenhang G Gesundheitsunternehmen: Elektronische Ge-
eine entscheidende Rolle. Denn: Noch in diesem sundheitsakte, Wechselwirkungs-Analysen
Jahr soll der europäische Mobile-Commerce-
Markt den US-amerikanischen überholen. Ins-
besondere wird dabei das iPad diese Entwick- greifen kann, die sowohl einen intuitiveren Zu-
lungsdynamik beschleunigen, da es neue Chan- gang ermöglichen, als auch mediendidaktisch
cen für Marketing und Vertrieb bietet. besser aufbereitete Inhalte zur Verfügung stel-
Eine neue Art des zukünftigen Umganges mit len. So lassen sich ganz gezielt individuelle, auf
dem Internet ist zu erwarten, denn erstmalig das iPad zugeschnittene Applikationen entwik-
wird das Surfen im Internet ohne Installations- keln, die die E-Commerce-Umsätze der Unter-
aufwand möglich. Wi-Fi-Modem angeschlos- nehmen erheblich steigern lassen.
sen, iPad Startknopf gedrückt und der Zugang So zeigt zum Beispiel die iPad-App des Mo-
zum Internet wird in wenigen Sekunden mög- deklubs Gilt, welches Potenzial in derartigen
lich. Ohne Bedienungsanleitung und für jeder- Applikationen steckt: Die Gilt Groupe ist ein
mann. Und das bedeutet: Endlich nun auch für Online-Vermarkter, der seinen Klubmitgliedern
diejenigen unter uns, denen der Begriff Internet hochwertige Mode-Kollektionen im Rahmen
noch ein Fremdwort ist, da sie bis dato den tech- zeitbegrenzter Aktionen zum Kauf anbietet.
nischen Zugang zu diesem Medium noch nicht Durch die perfekten Darstellungsmöglichkeiten
gefunden haben. Hierbei handelt es sich sowohl der der iPad-App werden die Präsentation von
um computerferne Zielgruppen über alle Alters- Details der Kollektion, die Navigation durch
schichten hinweg, aber auch um die Generation den Katalog bis hin zur Auswahl und der Ver-
der über 60-Jährigen. So zeigen Marktfor- kaufsabschluss optimal unterstützt. So konnte
schungsdaten, dass gerade der Anteil der Nicht- Gilt bereits am zweiten Tag nach dem US-Ver-
Surfer in der Altersgruppe der über 60-Jährigen kaufsstart des iPad zweieinhalb Prozent seiner
überdurchschnittlich hoch ist. Und das bedeutet Verkäufe über diesen Kanal vermarkten.
Einsatzfelder des iPad für Unternehmen genau eines: Erstmalig die Weitere Fakten zum iPad: Am ersten Tag wur-
Chance, neue, kaufkraftstarke Zielgruppen über den mehr als 300.000 iPads verkauft. Damit wur-
Anwendungsfelder Prozent den Online-Kanal erschließen zu können. Ein de der Erfolg des iPhones im Hinblick auf die
Internet 50 % von vielen Unternehmen bis dato nicht wahrge- verkaufte Anzahl für den ersten Verkaufstag
E-Mail 48 % nommener Aspekt. übertroffen. Von diesen 300.000 Käufern haben
Musik hören 38 % iPad-Besitzer über eine Million Apps aus dem
Bücher lesen 37 % Das iPad als Vertriebsinstument App Store heruntergeladen und über 250.000
Nutzung Kontaktdaten 37 % Bücher im iBookstore gekauft. Laut den Anga-
Filme anschauen 36 % Neben der Möglichkeit der Erschließung neuer ben von Apple haben die iPad-Nutzer damit
Fotos speichern 35 % Zielgruppen bietet das iPad für das eigene Un- durchschnittlich über drei Apps sowie ein Buch
und anschauen ternehmen jedoch insbesondere marketing- und bereits kurz nach dem Auspacken des Gerätes
Zeitungen und 34 % vertriebsstrategische Potenziale. In erster Linie heruntergeladen.
Magazine lesen wird das iPad als ein effizientes Vertriebsinstru- Die Anwendungsmöglichkeiten des iPad sind
Nutzung Kalender 33 % ment genutzt werden. So liegt ein großer Vorteil vielfältig und die Ergebnisse einer Umfrage bei
Download Apps 26 % darin, dass es – analog der heute im Einsatz be- potenziellen iPad-Nutzern lassen erahnen, wel-
im App Store findlichen iPod Touch- und iPhone-Geräte – be- ches Online-Potenzial sich zukünftig mit diesem
reits auf mehr als 150.000 Apps im App Store zu- neuartigen Kanal wird erschließen lassen (siehe
Quelle: ComScore;
Datenbasis: Umfrage unter 2176 Internet-Nutzern
3/2010 www.mac-developer.de 107
2. Grafik).
Verlage als Vorreiter
Insbesondere sehen Verlage im iPad ein ideales
Instrument, um Ihre Bücher und Zeitschriften
effizienter zu vermarkten und dabei gleichzeitig
die Interaktivität mit den Nutzern zu erhöhen.
So hat Axel Springer als erster Verlag unlängst
ein erstes iPad-Hochglanzmagazin mit dem Na-
men „The Iconist“ angekündigt, das iPad-opti-
miert ist und gleichzeitig multimediale Mög-
lichkeiten bieten soll. Konsequenterweise setzt
der Verlag damit seine auf dem iPhone gestarte-
te Initiative mit Bezahlangeboten für mobile
Endgeräte auf dem iPad weiter fort.
Vor diesem Hintergrund ist davon auszuge-
hen, dass Paid-Content und die damit verbun-
dene systematische Werbevermarktung inner-
halb der eigenen Publikationen zukünftig ein
konstitutives Element der Geschäftsmodell-
Strategien von Verlagen darstellen wird.
Sowohl der Business-to-Consumer- als auch
der Business-to-Business-Bereich werden stark-
von der Einführung des iPad profitieren. Hier
lassen sich interessante Einsatzszenarien und
Aspekte skizzieren, die im nebenstehenden Ka-
sten „Beispiele für Anwendungsfelder“ aufge-
führt sind.
Branchenunabhängige Einsatzmöglichkeiten
des iPad liegen für eine Reihe von Unternehmen
aber auch in der Optimierung der eigenen Ver-
triebsarbeit, zum Beispiel der des Außendien-
stes. Durch den Einsatz im Rahmen von Be-
suchsvorbereitung, -durchführung und -nach-
bereitung lassen sich gezielt Effizienzen heben.
So können beispielsweise eine Reihe von Abläu-
fen wie Terminverwaltung, Besuchsberichte,
Ad-hoc-Besuchsvorschläge und vieles mehr zu-
künftig wesentlich schneller mit Hilfe der Un-
terstützung des iPad durchgeführt werden.
Fazit
Marketing und Vertrieb stehen vor neuen Her-
ausforderungen. Es müssen neue Wege entwik-
kelt werden, die durch die Unterstützung von
Tablet-PCs die Interaktivität mit den Kunden
stärker fördern. Eine neue Mischung aus Anstoß
von Konversationen, adäquatem Einsatz von
Nachrichten, Social-Media-Elementen und ziel-
gerichtetem Kundenbeziehungs-Management
werden den zukünftigen Marketing-Mix be-
stimmen. Unternehmen werden lernen müssen
in welcher Ausprägung der Einsatz dieser In-
strumente zu neuen Erlösströmen führen kann,
ohne dabei zu vergessen, dem Kunden einen
echten Erlebnis- und Mehrwert zu bieten. [jp]